Gesammelte Artikeltexte des Kurier für Niederbayern, Ausgabe vom 1914-12-10. Unterstützt durch den Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE). Herausgeber: Lehrstuhl für Digital Humanities, Universität Passau (2016). Veröffentlicht unter der Lizenz Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International. Kurier für Niederbayern: Landshuter Tag- und Anzeigenblatt; unabhängige Tageszeitung für Heimat und Volk. Altbayerische Verlagsanstalt Vereinigte Dr. Mühldorf, Betrieb Landshut. 67. Jahrgang Nr. 335, 1914-12-10. Die gescannten Zeitungsbände wurden von der Bayerischen Staatsbibliothek München zur Verfügung gestellt. (https://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=644150540&db=100) Die Zeitungsdoppelseiten wurden mit 300dpi und einer Farbtiefe von 24 Bit gescannt, die resultierende TIFF-Datei binarisiert und als Input für die OCR-Software verwendet. Überschriften, Artikeltexte und Seitenumbrüche wurden kodiert, Absatzumbrüche und Spaltenumbrüche wurden nicht kodiert. Artikelüberschriften wurden korrekturgelesen, Artikeltexte als OCR-Rohausgabe belassen. Das Vorhaben 'Digitalisierung historischer Zeitungen', in dessen Rahmen diese Daten generiert wurden, ist Teil des Projektes 'Deutsch-tschechisches Digital Humanities Labor zur grenzübergreifenden historischen Forschung' (http://www.phil.uni-passau.de/dh/forschung/deutsch-tschechisches-digital-humanities-labor/) der Universität Passau und der Südböhmischen Universität Budweis (CZ)" ──────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────── Kurier für Niederbayern Jahrgang 67 Nummer 335 10. Dezember 1914 ────────── Der Krieg. ────────── Aus dem Westen liegt neuerdings eine Meldung vor, daß die Franzosen bei Pecherie— Ferme unter Mißbrauch, des Roten Kreuzes schwere Batterien aufgestellt hat. Lei­ der w-aren unsere Truppen daher gezwungen, jede Schonung beiseite zu setzen. Die Her­ ren Franzosen werden tooijt wieder von einer Mißachtung der Genfer Flagge durch die Teut­ schen reden. Im Argonnenwalde und den an­ grenzenden Gebieten geht es, wenn auch, lang­ sam, ununterbrochen vorwärts. Das Ringen in Polen und der bei Lodz errungene Erfolg unserer Truppen hat Auf­ sehen in allen Ländern erregt, vor allem in England, wo' voreilige Kriegsberichterstatter bereits einen russischen Sieg verkündet hat­ ten. Es ist anders gekommen. Selbst rus­ sische Militärs sprechen ihre Bewunderung für die Hindenburgsche Taktik aus. Unaufhaltsam drängen jetzt unsere Truppen dem geschlagenen russischen Heere nach, und der volle Erfolg wird sich in den nächsten Tagen zeigen, umso­ mehr als es gelungen ist, die Russen von ihrer Rückzugslinie nach, Warschau, nach Süd­ osten abzudrängen. Die Oesterreicher konnten ebenfalls den Russen eine empfindliche Schlappe beibringen. Auch, in den Karpathen werden die Russen immer mehr zurückgedrängt. In Rußland fängt es allmählich, an zu gähren. Bis jetzt ist es der Regierung zwar gelungen, mit eiserner Faust alle Versuche zu einer Revolution zu ersticken. Ob dies aber immer möglich, sein wird, besonders wenn die russischen Mißerfolge in den Kämpfen im Osten einmal mehr im Volke bekannt geworden sind, das muß erst die Zeit lehren. Jedenfalls steht der Thron der Romanovs auf sehr wakkeligen Füßen und die Stütze des Polizei-? säbels ist für den Thron noch stets eine sehr zweifelhafte gewesen. , z In Serbien sind die österreichischen Trup­ pen von Belgrad aus bereits stark südlich vor­ gedrungen und treiben den Rest der serbischen Armee vor sich, her. Der König der schwarzen Berge, Niko­ laus von Montenegro hat bereits einen drin­ genden Hilferuf erschallen lassen. Nützen dürste er nichts. Wer soll ihm auch helfen.' Seine Freunde, die Russen und Serben haben mit sich, selbst zu tun, und andere Freunde hat er sich nicht zu erwerben gewußt. Der Heilige Krieg ruft immer mehr Mo­ hammedaner zu den Waffen. Nun sind auch! die wilden Tuaregs aufgestanden und unter Führung türkischer Offiziere gegen Tunis im Vormarsch, sodaß den Franzosen dort, wie in Marokko noch, manch harter Strauß bevor­ stehen wird. , | In Irland ist den Engländern ein nicht zu unterschätzender innerer Feind erstanden. Tie irischen Nationalisten predigen offen den Abfall von England. "Tie Stunde der Ab­ rechnung mit England ist gekommen", sagte ein Nationalistenführer. Die englische Regie­ rung geht nun mit Strenge vor durch, Unter­ drückung der unbequemen Presse und Verhaf­ tung von mißliebigen Personen. Ob sie durch, dieses Schaffen von Märtyrern nicht den Stein erst recht ins Rollen bringt, ist abzuwarten. Jedenfalls ist dieses Experiment angesichts des bewaffneten irischen Freiwilligenkorps ein im­ merhin gewagtes Unternehmen. Zum minde­ sten hat diese Stellungnahme der irischen Na­ tionalisten das eine gute, daß die englisch« Rekrutierung in Irland nur wenig Anklang finden wird und Kitchener wohl oder übel seine Regimenter aus den kanadischen Spitz­ buben, die, wie er wünscht, statt ins Gefängnis ins Heer gesteckt werden sollen, ergänzen muß. Gestern nachmittags wurde berichtet: WTB. Berlin, .9. Dezember, mittags. (Großes Hauptquartter.) Ronzäsifche Niedertracht. Westlich, Reims mußte Pecherie—Ferme, obgleich auch hier die Genfer Flagge wehte, von unseren Truppen in Brand geschossen wer­ den, weil durch, Fliegerphotographien einwandfiei festgestellt war, daß sich, hinter Pecherie eine schwere französische Batterie verbarg. Rnnzöfische Wisse zurNfienwrfen. Französische Angriffe in der Gegend von Souain und gegen die Orte Varennes und Vauqois, am westlichen Argonnerrande, wur­ den unter Verlusten für den Gegner zurückge­ worfen. 3it den Argonnen. Im Argonnenwalde wurde an verschie­ denen Stellen Boden gewonnen. Dabei mach­ ten wir eine Anzahl Gefangene. Bei den gestern gemeldeten Kämpfen nördlich, Nancy hatten die Franzosen starke Verluste. Unsere Verluste sind verhältnismäßig gering. An der ostprentzischen Grenze. Aus Ostpreußen liegen keine neuen Nach­ richten vor. . . , ; , ────────── An der ostpreußischen Grenze. Aus Ostpreußen liegen keine neuen Nach­ richten vor. . . , ; , ────────── Die Kämpfe in Nordpolen. In Nordpolen stehen unsere Truppen in enger Fühlung mit den Russen, die in starken befestigten Stellungen östlich, der Miazga Halt gemacht haben. Um Lowicz wird weiter gekämpft. ────────── In Südpolen. In Südpolen haben österreichisch-ungari­ sche und unsere Truppen Schulter an Schulter erneut erfolgreich, angegriffen. Oberste Heeresleitung. ────────── Die Kämpfe der Oesterreicher. WTB. Wien, 10.. Dezember. Amtlich wird gemeldet: In Westgalizien ist unser An­ griff im Gange. In Polen dauert die Ruhe im südlichen Frontabschnitt an. Die unausgesetzten An­ griffe des Feindes in der Gegend von Petrikau scheitern nach wie vor an der Zähig­ keit der Verbündeten. Unsere Truppen allein haben hier in der letzten Woche 2800 Rus­ sen gefangen. Weiter nördlich, setzen die Teutschen ihre Operationen erfolgreich, fort. Der stellvertretende Chef des Generalstabes v. Höser, Generalmajor. ────────── Die Kämpfe in Flandern. Berlin, 10. Dezember. Zu den Kämp­ fen in Flandern wird der "Voss. Ztg." ge­ meldet: Tie Nachricht von dem Brande Ostendes bestätigt sich, nicht. Der Regen ge­ staltet die künstlich« Ueberschwemmung noch schrecklicher. ────────── Die Russen umzingelt. Berlin, 10. Dezember. Wie dem "Berl. Tagebl." aus Konstantinopel gemeldet wird, sind die russischen Streitkräfte auf den Höhen des Adjaratales umzingelt worden. ────────── Berlin, 10. Dezember. Wie der Tägl. Rundschau aus Athen gemeldet wird, ist der neue englisch-französische Angriff auf die Dar­ danellen vorerst gescheitert. . , Ein neuer Angriff auf die Dardanellen gescheitert. ────────── Freiburg i. Br., 10. Dezember. (Nicht­ amtlich.) Wie das "Freiburger Tagblatt" mel­ det, erschienen über der Stadt gestern nachlmittags halb 4 Uhr aus dem Westen kommend wieder drei feindliche Flieger und wandten sich in der Richtung Zähringen. Auf diesem Fluge empfing sie heftiges Geschütz- und Gewehrfeuer, durch das sie Vertrieben wurden. Die von den Fliegern abgeworfenen Bomben rich­ teten keinen Schaden an. Großfürst Riüolai nnd seine Generale. Berlin, 10. Dezember. Die "Voss.Ztg." meldet aus Stockholm: Der aus Rußland zu­ rückgekehrte Professor Sjeogren berichtet, daß Ein neuer feindlicher Fliegerangriff. ────────── Großfürst Nikolai und seine Generale. Berlin, 10. Dezember. Die "Voss.Ztg." meldet aus Stockholm: Der aus Rußland zu­ rückgekehrte Professor Sjeogren berichtet, daß Großfürst Nikolai die ihm unterstellten Ge­ neräle auf das brutalste behandle. Den Ge­ neral Safimofs hat er nach der Schlacht bei den masurischen Seen kommen lassen und habe ihm mit eigener Hand die Epauletten herunter­ gerissen und ihn zu Boden geschlagen. ────────── China und Japan. Frankfurt, 10. Dezember. Die "Frkf. Ztg." meldet aus Tokio: Trotz erneuter chi­ nesischer Proteste hält Japan die Schantungsahn weiter besetzt. im Kriege haben sie diesen nimmermüden Ersindungsgeist, der sich in vielen neuen Jn[ strumenten äußert,haben sie diese glückliche Ani Passungsfähigkeit an die Verhältnisse. Was I haben sie nicht schon alles erfunden in diesem | Kriege von den neuen Kanonen bis zu den I Celluloidzelten für die Motorfahrer und die besonders konstruierten Spaten zum Ausheben der Schützengräben. Nicht nur die Ausbildung der Masse ist vorzüglich, sondern auch die individuellen Eigenschaften jedes einzelnen Soldaten stehen auf sehr hoher Stufe. So sei die Zahl der deutschen Scharfschützen erstaun­ lich groß; sie schießen mit einer Treffsicherheit und Gewandtheit, als wenn sie alle ge­ borene Jäger wären. Sie benutzen jede gün­ stige Gelegenheit, die ihnen das Wetter oder das Terrain bieten. Der Einzelne erweist sich : in seinen Handlungen der großen Kriegsma$ schine würdig, die das ganze Heer darstellt, j "Deutschland hat ein festes Vertrauen in seine I Hilfsmittel, mit denen es einem langen Krieg | ruhig ins Auge sieht, und die Länge dieses \ Ringens kann nur dadurch abgekürzt werden, daß wir diesen deutschen Rüstungen mir We­ stens gleich guten Vorbereitungen in Mann; schäften und in Material begegnen und eine ' f ebenso große Zuversicht in den glücklichen Aus: gang eines langdauernden Krieges haben." ' Nach dem Urteil des Engländers ist der Feind zu einer ganz neuen Art von Kämpfer gewor­ den: er hat sich den besonderen Forderungen dieses Weltkrieges, der eine ganz neue Form der Strategie entwickelt, auf das denkbar beste angepaßt; er begegnet den englischen Kolonial­ truppen mit den ihnen eigenen Listen und Schlichen, die sie durch die Kämpfe im Urwald lernten und er schießt ebenso trefflich von der Baumkanzel im Argonnenwald, wie er in den Schützengräben Deckung sucht' "Wohl ist es schwierig und undankbar, etwas über Länge und Ausgang des Krieges zu prophezeien: aber die Tatsache bestehr, daß eine neue Kriegskunst entstanden und daß der siegen wird, der diese neue Kunst am besten beherrscht. In diesem Kriege ist jeder ein Lernender, und die Deut­ schen sind wahrlich nicht die schlechtesten Schü­ ler; sie sitzen auf der ersten Bank. Mau hätte sich nicht vorstellen können, daß Schützengräben so trefflich zu Wohnungen von Menschen aus­ gebaut werden könnten, so gut geschützt und so praktisch angelegt sein würden, wie sie es zustande gebracht haben." Ta der Aufenthalt in den Gräben, je länger er dauert, desto ent­ nervender und ermüdender wird, ist die wohn­ liche Einrichtung von hoher Bedeutung und vielleicht noch wichtiger die hygienische An­ lage. Thomas stellt die Behauptung auf, daß der Sieg in diesem Kriege nicht den Kräftig­ sten und Geschicktesten, sondern den Sauber­ sten winke. Eine gute Hygiene auch in den Schützengräben sorgt ebenso für die moralische wie für die körperliche Tüchtigkeit der Trup­ pen, und die Teutschen sind in der Desinfek­ tion und der Reinhaltung ihrer Gräben wahr­ haft vorbildlich. So entfaltet sich das deut­ sche Kriegsgenie ebenso in tausend Einzelheiten und Kleinigkeiten wie im großen Grundzug , der Operationen, und die Engländer begegnen auch hier wieder dem findigen und gewandten Konkurrenten, der sie durch tausend Mittel zu schwächen und zu schlagen weiß. Eine böswillige Verleumdung Aus Kopenhagen wird berichtet: Seit Wochen erfüllte das Gerücht die Stadt, daß ein elterloses, belgisches Kind, das von einer dänischen Familie adoptiert ist, mit ab­ gehackten Händen hier eingetroffen sei. Tie Untat sollte von deutschen Soldaten verübt worden sein. Obgleich man überall auf das Gerücht stieß, war es unmöglich, eine Spur von dem Mädchen zu finden, noch die Adresse der betreffenden Tänenfamilie festzustellen. Es hat sich auch der hiesige belgische Gesandte zu der Geschichte einem Journalisten gegenüber geäußert. Er erklärte, er habe von dem Mädchen mit den abgehackten Händen von 100 verschiedenen Seiten gehört. °Es wurde nur erzählt, daß es in Kopenhagen eingetroffen sei. "Wir haben Untersuchungen nach ihm an­ gestellt, suchten nach aufgegebenen Adressen, fragten bei der Polizei und im Krüppelheim an, haben aber keine Spur von ihm entdecken können. Gerade herausgefprochen, betrachte ich - die ganze Geschichte als eine Erfindung." | Demonstration einer Französin gegen König I Georg. I Bei der Landung des Königs in Frank| reich, vermochte sich trotz strenger Maßregeln $ eine in Schwarz gekleidete vornehme Dame I dem König zu nähern. Man vermutete sogleich! | ein Attentat, und es gelang, die Dame in Hast | zu nehmen und abzuführen. Sie brach indes| sen zusammen und schrie laut: "Mörder, du $ hast meine beiden Söhne getötet!" Im Veri laufe der Vevhörung sagte die einer vorneh1 men französischen Aristokratenfamilie entstam* mende Dame, daß ihre beiden Söhne und ihr | Schwiegersohn im Kriege gefallen seien, und I daß nur England und der englische König für den Weltkrieg verantwortlich seien. (Sehr richtig!) Tie eugtifche Kriegsanleihe. Tie "Kreuzzeitung" meldet: Mehrere eng­ lische Blätter, wie "Daily Niews", "Manche­ ster Guardian", "Labor Leader", kritisieren die jüngste englische Kriegsanleihe und stellen fest, daß sie nicht von den Sparern, sondern von der Notenpresse der Bank von England aufgebracht ist; unter solchen Umständen könne man ebenso­ gut hundert oder tausend Millionen Banknoten drucken lassen. "Labor Leader", das Blatt der Arbeiterpartei, schließt daraus, daß keineswegs so viel Bargeld in England vorhanden ist, wie die "Times" versichern, und daß daher der Krieg auchi nicht so lange dauern könne, wie die Regierungspresse anordnet.' Niemals in die englische Armee. Ein großes Protestmeeting gegen die Un­ terdrückung irischer Zeitungen fand auf dem Beresfordplatz, einem der größten Plätze Tub; lins, statt. Eine Kompagnie Bürgerwehr, ge! bildet aus Mitgliedern des TransportarbeiterI Verbandes, hielt die Ordnung auftocht. Der I Versammlungsleiter Connelly erklärte, jeder ! Versuch der Polizei oder des Militärs, die i Versammlung zu stören, würde mit Flinten­ schüssen beantwortet werden. Weiter bemerkte ! der Redner, die verbotenen Zeitungen würden in anderer Form wiedererscheinen. Zum Schluß der Versammlung erhoben die Zehn­ tausende von Anwesenden die Hand und leiste­ ten den Schwur, niemals in die englische Ar­ mee einzutreten. Tie Haltung Griechenlands. Athen, 8. Dezember. Die hiesigen lei­ tenden Kreise verhalten sich ziemlich kühl gegen die Bemühungen des Dreiverbandes, Griechenland unter Hinweis auf die Gefahr, die sich für die BalkaNoölker aus einem weiteren Vor­ marsch Oesterreich-Ungarns in Serbien ergeben, zum Heraustreten aus seiner Neutralität zu­ gunsten Serbiens zu bewegen. Man erkennt den Bündnisfäll nicht an und bezweifelt zu­ dem, ob ein Eingreifen Griechenlands, das für Griechenland zum Selbstmord werden könn­ te, überhaupt noch möglich ist. Für Griechen­ land bedeute der Vormarsch der Oesterreicher keine Gefahr für seinen Besitzstand, doch! sei es für Griechenland erforderlich, die Entwick­ lung der Verhältnisse auf dem Balkan mit ge­ spannter Austnerksamkeit zu verfolgen. Im Weißen Meere eingefroren. Mailand, >9. Dezember. Eine von Eng­ land nach Rußland abgehende Ladung von Militär-Automobilen ist im Weißen Meere eingefroren. (Franks. Ztg.) (Z.) ────────── Tic Kämpfe im Elsaß,. Amsterdam, 9. Dezember. Dem Lon­ doner Blatte "Star" wird telegraphiert: Nach, langer Pause sind die Feindseligkeiten im Oberelsatz in der Nähe der schweizerischen Grenze wieder aufgenommen worden. Fran­ zösische Truppen halten mehrere Stellungen auf deutschem Gebiete besetzt und in Basel und anderen Orten der Schweiz kann man Geschütz­ donner hören. Tie wichtigsten Gefechte fan­ den bisher in der Nähe von Altkirch und von Tammerkirch statt. (Z.) Tie Kämpfe in den Argonnen. Berlin, 9. Dezember. Ueber unsere Fortschritte in den .Argonnen schreibt der "Frankfurter Zeitung" ein Offizier, daß die französischen Linien allein durch unsere letzten Angriffe um eine Strecke von 150 Metern zu­ rückgedrängt worden seien. Tas tapfere schlesische Armeekorps. Breslau, 9. Dezember. (Nichtamtlich.) Wie in der "Schlesischen Volkszeitung" von einem in den Argonnen Kämpfenden mitge­ teilt wird, erlietz General von Pritzelwitz unter dem 25. November folgenden Korpsbefehl: Bei meiner heutigen Anwesenheit im Allerhöchssten Hauptquartier geruhte der Kaiser und König mir folgende Botschaft an das 6. Ar­ meekorps mitzugeben: Bestellen Sie dem 6. Ar­ meekorps meine herzlichsten Grütze. Sagen Sie ihm, datz ich, mit seinem Verhalten während des ganzen Feldzuges und mit seiner bei jeder Gelegenheit bewiesenen Tapferkeit besonders zufrieden gewesen sei." Indem ich von dieser Allerhöchsten gnädigen Botschaft dem Armee­ korps Kenntnis gebe, weitz ich mich mit jedem seiner Angehörigen eins in dem heiligen Ge­ löbnis, auch, weiterhin unsere Pflicht und Schuldigkeit tun zu wollen. Tic Mörder von Orchies. Ter Kommandant von Valenciennes, Ma­ jor von Mehring, hat folgende Bekanntmachung über die Bestrafung von Ovchies und die Gründe zu ihr überall int Arrondissement Valenciennes anschlagen lassen: Ich bin leider gezwungen gewesen, die strengsten Maßnahmen des Kriegsrechtes gegen die Stadt Orchies anzuwenden. Tort wurden angegriffen und getötet Aerzte, Sanitätsper­ sonal und ermordet gegen 20 deutsche Solda­ ten. Tie schlimmsten Grausamkeiten wurden auf eine unglaubliche Art begangen (Ohren abgeschnitten, Augen ausgerissen und andere Bestalitäten gleicher Art). Infolgedessen habe ich die Stadt vollkom­ men zerstören lassen. Orchies, früher eine Stadt von 5000 Einwohnern, existiert nicht mehr: Häuser, Rathaus, Kirche sind verschwun­ den, und es gibt keine Einwohner mehr. Diese berechtigte Maßregel wird ihre Wir­ kung auf die blutgierigen Franktireurs im Ar­ rondissement Valenciennes nicht verfehlen. ────────── Der Krieg mit England. Englisch« Flieger herabgeschossen. Nach, einer Blättermeldung aus London ist Lord Anneslsy mit einem englischen Offi­ zier am 5. Dezember während eines Fluges über Ostende von den Deutschen herabgeschos­ sen worden. Beide Flieger wurden getötet. ────────── Kämpfe in den Kolonien. Französisch« Truppen nach Marokko. Berlin, 9. Dezember. Aus Frankfurt, 8. Dez., .meldet die "Morgenpost": Wie die "Franks. Zeitung" von spanischer diplomati­ scher Seite erfährt, beabsichtigt Frankreich, 2 Armeekorps nach, Marokko zu entsenden. Tie Entsendung einer so verhältnismäßig großen französischen Streitmacht wäre die bündigste Bestätigung der Meldungen übe: die zuneh­ mende aufständische Bewegung in Marokko. Vom Vnrenaufstand Nach, einer Reutermeldung aus Prätoria sind auf dem Streifzuge Bothas bei Reitz ins­ gesamt etwa 820 Buren gefangen genommen worden. ────────── Vom östlichen Kriegsschauplatz. Tie Verluste -er Russen i bis 20. November berechnet Roda-Roda in der "Neuen Freien Presse" auf insgesamt 2,5 Mil­ lionen, darunter an Toten 12000 Offiziere und 260 000 Mann. Ter Ossiziersmangel -er Russen. Aus Petersburg wird gemeldet: Tie rus­ sischen Studierenden, die den auf tzeinhalb Mo­ nate abgekürzten Offizierskursus durchgemacht haben, werden ohne Prüfung zu Fähnrichen befördert. Nach achtmonatigem Felddienst wer­ den sie Leutnant. 11000 Fähnriche gehen Mitte Dezember zur Armee ab. ────────── B u d a p e st, 9. Dezember. Das österreich­ ungarische Armeekommando in Serbien erlietz zwei Proklamationen. Nach der ersten ist das Waffentragen streng verboten; alle Waffen und Munition sind dem nächsten Militärkommando abzuliefern. Tie zweite Proklamation ordnet an, daß mit Rücksicht auf den Umstand, daß ' sich serbische Soldaten in Zivilkleidung un- ter die zurückkehrende Bewohnerschaft misch,ten und auf österreichisch-ungarische Soldaten schossen, jeder waffenfähige Serbe von 16 bis 60 Jahren verpflichtet ist, sich beim nächsten Militärkommando zu melden, widrigenfalls er mit dem Tode bestraft wird. Montenegro vor der Vernichtnng. Einer Depesche aus Rotterdam zufolge, drahtete der König von Montenegro an das Blatt Birschewija Wjedomosti, daß ein Drit­ tel seines Heeres auf dem Schlachtfelde ge­ fallen sei. Dennoch würden die Montenegriner fortfahren, ihr Land zu verteidigen und das Land des Feindes anzugreifen. Ter König fügte hinzu, daß die Hilfsquellen des Lan­ des erschöpft seien und daß er Hilfe in Geld oder mit Material dankbar annehmen würde. Der Kreig zwischen Oesterreich-Ungarn, Serbien und Montenegro. ────────── Die Türkei im Kriege. Japanisch« Spione in Konstantinopcl. Konstantinopel, 9. Dezember. Die Polizei hat gestern sieben Japaner festgenom­ men, die in verschiedenen übel berüchtigten Gasthäusern gehaust hatten, angeblich als Händ­ ler. Sie geben vor, Chinesen zu sein, die äußeren Merkmale sprechen jedoch dagegen. Sie hatten allerdings als Chinesen von der chinesi­ schen Botschaft in Paris Pässe. Merkwürdig ist, daß diese Händler als einzige ftemde Sprache nur die deutsche beherrschen, ferner, datz alle im Besitze von geographischen Karten waren. Man vermutet, daß ein Attentat auf die "Goeben" und "Breslau" beabsichtigt war. (Frkstr. Ztg.) (Z.) ────────── ner, als wir in einer stürmischen Regennacht damals ankamen, jetzt liefen die Kinder auf den Teichen Schlittschuh und sogar ein Mode­ bazar, der nutzer "modes de Paris" auch Eisenwaren und allerlei andere nützliche Tinge ver­ kaufte, war geöffnet. Ich Hütte die Orte kaum wiedererkannt, wenn mich! das Wegschild und ein paar unverwischbare Kennzeichen in der Landschakt nicht aufmerksam gemacht Hütten. Tie wundervolle Eschenallee von Gerdauen nach Nordenburg lag tot zu beiden Seiten des Weges. An ein paar Stellen begann man das gute Holz zu schichten und abzufahren. Zn dem Etappenhauptort, den wir besuch­ ten, um die ungeheuer wichtige Winterarbeit der Etappe zu studieren merkten wir bald, datz es um wirkliches Studieren dabei geht. Tie Arbeit der Etappeninspektion ist General­ stabsarbeit. Ein höherer Generalstabsofsizier, int Range ein Oberstleutnant, ist dem General, der Befehlshaber ist, denn auch zugeteilt. Tie einzelnen Abteilungen, in die sich die Etappen­ inspektion gliedert, stehen wieder unter be­ sonderen selbständigen Offizieren, wie der Etappenkraftfuhrpark, den ein Hauptmann, Kommandeur der Kraftfahrzeugtruppen der 8. Armee leitet. Ich habe nicht die Absicht, auf Einzel­ heiten der Organisation, der die gesamte Mu­ tionslieferung, die Verpflegung, die Beklei­ dung, die Bespannung der Armee obliegt, ein­ zugehen. Tie Grenze zwischen dem, was ohne Gefahr mitgeteilt werden kann, und dem, was den Gegnern Fingerzeige geben könnte, ist hier oft so schwer festzustellen, datz es besser ist, ihr unbewutztes Ueberschreiten auf jeden Fall zu vermeiden. Tie Arbeiten für den Winterfeldzug sind natürlich, besonders ausgedehnt gewesen. In riesigen Kisten lagern die Wollsachen, die als Reserve noch hier sind. Das königlich preu-, tzische Kommißwollhemd kostet 7,50 Mark im Einkauf. Es ist ganz ausgezeichnet, weich, warm und fest. Tie breiten Flanell-Bauchtbinden lehnen die Soldaten allgemein ab, sie Bietern dem Ungeziefer zu guten Unterschlupf. Gestrickte wollene Binden werden lieber ge­ nommen. Pulswärmer müssen sich! übrigens recht leicht stricken lassen, — nicht nur der Ge­ neralfeldmarschall wird von ihrer Menge ge­ radezu erdrückt. Neben dem Depot für Wollsachen sind die Räume, in denen Beutesacheu, russische Män­ tel usw. für den Notfall wieder zurecht ge­ macht werden. Tie russischen Maschinenge­ wehre wurden nebenbei während der ganzen Tauer unserer Besichtigungen ausgeprobt. Eine besondere Sorgfalt mutzte man dem Hufbeschlag zuwenden. Es galt, die gesamten Pferde der Kavallerie, der verschiedenen Wa­ genparks und der Artillerie mit scharfen Eisen zu versehen. Eine Arbeit, die jetzt int Großen und Ganzen natürlich. Hängst beendet ist. Vor den großen Reparaturwerkstätten des Autoparks standen Hunderte von beschädigten und zerschossenen Kraftwagen, die wieder dienst­ bereit gemalt werden sollten. Tie 8. Armee hat eine Zeitlang tausend Automobile zur Ver­ wendung gehabt. An manchem Tage wurden 300 000 bis 400 000 Mark für Neuanschaffun­ gen für die Autopost allein ausgegeben, — Schneeketten, die man überall verbreitet und mit Erfolg verwendet hat, sind tatsächlich nur für frisch beschneite Wege zu benutzen. Sobald , die Straße vereist, sind sie nicht mehr zu ge­ brauchen. Am besten hilft dann noch gegen das Schleudern ein glatter Gummireifen ohne Eisenbeschlag. Natürlich werden die Stra­ ßen bis zur Front möglichst bald in fahr­ baren Zustand gebracht. Man mutz sich dann auf eine bestimmte Zahl von ihnen beschränken und dabei selbstverständlich! im Einklang mit etwa beabsichtigten Operationen verfahren. — Schlitten sind für alle Fälle in großer Zahl angekauft und stehen bereit. Für die russi-! scheu Wege dürften sie unumgänglich nötig sein. Neben den Schneepflügen von der gewöhn­ lichen Breite hat man bei den letzten Schneefällen auch, mächtige Pflüge von 5 Meter Spannweite mit Erfolg verwandt. Es wird bann mit kleinerem Pflug die Straße vorgepslügt. Von dem glatten Verlaus die­ ser Reinigung und dieses Fahrbarmachens der Wege hängt, wie leicht zu verstehen ist, oft das Gelingen der Operationen endgültig ab. Tie Arbeit der Etappeninspektion ist schon wie dies Streifen einiger ihrer Arbeiten zeigt, recht vielseitig und erstreckt sich von den gro­ ßen Maßregeln bis hinab auf Einzelheiten. Aber wie uns Oberstleutnant von Weider bat, zu versichern, nicht auf das Aufsuchen einzelner Briese und Pakete. Bei der Veränderung des Standortes der Truppen müssen oft ganze Eisenbahnwagen mit Paketen irgendwohin ge­ schoben werden und können dort nach einiger Zeit bearbeitet werden. Tie Etappeninspek­ tion kann wirklich, nicht jedem einzelnen Paket nachforschen und die vielen, sehr vielen An­ fragen, die doch nichts nützen können, stei­ gern nur die genügend große Arbeit. In die einigermaßen feststehende Trocken­ heit vieMeicht nicht/ aber doch Gleichmäßigkeit dieser Arrbeit gab eine niedliche Beobachtung über die russischen Gefangenen ein humori­ stisches Licht. Man tonnte feststellen, daß die russischen Offiziere zunächst um Zigaretten und Briefpapier baten, die Mannschaften um Brot, die jüdischen Gefangenen fragten aber als erste Frage: "Wie hoch steht hier eigentlich der Rubel in Kurs, Herr Leutnant?" Sie fragten es regelmäßig, es ist durchaus kein winter­ licher Etappenscherz. Rolf Brandt, Kriegsberichterstatter. ────────── Unruhe. Längst Gestorbenes wurde wieder in ihm lebendig. Das Heimweh packte ihn plötz­ lich mit ungeahnter Heftigkeit. Er fühlte wie­ der, daß er noch jung war. Ganz plötzliche war ein brennender Lebensdurst in ihm erwacht. Jahrelang hatte er friedlich in dieser Weltabgeschiedenheit gelebt, jetzt erschien sie ihm mit einem Male unerträglich. Er sehnte sich hinaus unter Menschen, mit denen er in seiner Sprache reden konnte. An seine Frau dachte er gar nicht. Was hatte sie noch mit seinem Leben zu tun — nichts. Wie immer wurde er herzlich empfangen von dem Administrator und feiner Familie, aber es fiel allen auf, wieviel lebhafter und frischer er war. Angeregt plauderte er bei Tisch, über seine veränderten Verhältnisse und schilderte sein künftiges Leben ln lebhaften Farben. Nach Tisch saß er mit dem Administrator Wendt, eine Zigarre rauchend, in dessen Zim­ mer. Wendt kannte so ziemlich, alle Einzelheiten aus Norberts Vergangenheit. Er war es auch,, der jeden Monat das Geld an Norberts Frau schickte. Nachdem nun Norbert eine eingehende Schilderung der Falkenauer Verhältnisse be­ der nur seinen Pflichten lebte und der am lieb­ sten die ganze Welt vergessen hätte. Daß er ein Weib besaß, vergaß er fast im Laufe der Jahre. Er ließ ihr in monatlichen Raten von seinem Gehalt so viel schicken, als er entbchren konnte, und zuweilen flog dann ein zierliches, stark parfümiertes Billett in seinp stille Klause, in dem sie ihm von ihren "Erfolgen" berichtete und ihm einige land­ läufige Phrasen hinwarf, gewissjermaßen als Tank für seine pünktlichen Zahlungen. Da er ihr jedoch! nie ein Wort erwiderte, hörten zu seiner Erleichterung auch diese Ergüsse ihrer niedrigen Seele auf. So gab es seit langer Zeit gar nichts Gemeinsames mehr zwischen ihm und ihr. Er wußte nur, daß sie unter ihrem Mädchennamen wieder zur Bühne gegangen war. Im übrigen suchte er sie völlig aus seinem Gedächtnis zu streichen. Am nächsten Sonntag ritt Norbert Falkenau, wie üblich!, nach dem Administratiansgebäude. Es war ihm in den letzten Tagen ganz sonderbar ergangen. Annettes' Brief hatte allerlei in ihm geweckt, und die Aussicht auf eine baldige Heimkehr aus der selbstgewählten ,Verbannung erfüllte ihn mit einer heimlichen endet hatte, sagte Wendt — ein stattlicher, blondbärtiger Norddeutscher — bedächtig: "Was aber wird nun unter den veränder­ ten Verhältnissen mit Ihrer Frau, mein lieber Baron?" Norbert sckh unangenehm berührt auf. Er machte eine hastig abwehrende Bewegung. "Lassen wir die ganz aus dem Spiele, lieber Freund. Sie wissen, daß ich längst und für immer mit iht fertig bin." Wendt stieß den Rauch langsam von sich. "Sie mit ihr — ja —, das kann ich mir denken. Aber ob sie unter allen Umstän­ den mit Ihnen fertig ist, das ist die Frage. Sie hätten auf mich hören und sich schon längst von ihr scheiden lassen sollen." Norbert zuckte unwillig die Achseln. "Ich kann nicht intensiver von ihr geschieden wer­ den, als ich, schon bin. Sie wird nie mehr in meinem Leben eine Rolle spielen. Hätte ich! eine Scheidung anstrengen wollen, wie Sie mir rieten, dann hätte ich, al£ Grund nur bös­ williges Verlassen angeben können. Und bantt mußte ich, sie zuerst auffordern, zu mir zurück­ zukehren. Schon der Gedanke, daß sie das hätte tun können, um nicht als schuldiger Teil zu gelten vor dem Gesetz, machte mich elend. Deshalb ließ ichj die Dinge gehen." _ (Fortsetzung folgt.) __ _ j ────────── in Obligationen begleichen sollen. Gleichzei­ tig müssen sie aber fünf Prozent des geschul­ deten Betrages bar bezahlen. Wechsel und Pfandbriefe sollen in der üblichen Weise dis­ kontiert und von dem Eigentümer als Zah­ lungsmittel weitergegeben werden können. Auf diese Weise hofft man, der Not im Hotel­ gewerbe steuern zu können. Ob sich diese Hoffnung erfüllen wird, und ob die Regie­ rung und die Grundeigentümer mit dem vom Bunde angeregten Gedanken einverstanden sein werden, ist freilich, eine andere Frage. Tier letzte "Alkoholtag" in Petersburg. Die russische Alkvholreform schreitet bekanntlich rü­ stig vorwärts. Nachdem bereits der Verkauf von Wutki zunächst eingeschränkt und dann vollkommen verboten worden ist, hat nun ein dritter drakonischer Ukas den Ausschank von jeglichem alkoholischen Getränk in allen Tei­ len des Zarenreiches durch Kriegsgesetz un­ tersagt. An dem letzten Tage aber, an dem der von den Russen so heißgeliebte Alkohol noch mit behördlicher Erlaubnis zu haben war, zeigte sich — wie amerikanische Blätter sich aus Petersburg melden lassen ein außerordent­ lich, bewegtes Bild in den Straßen der russi­ schen Hauptstadt. Tausende von Männern, Frauen und Kinder standen seit 4 Uhr morgens trotz fürchterlichen Schneetreibens vor den Tü­ ren der Destillationen, um sich noch einen letzten, möglichst großen Vorrat an Bier und leichten Weinen zu verschaffen. Mit Körben, riesigen Markttaschen, ja sogar mit kleinen Karren kamen sie herangezogen, all diese trink­ freudigen Petersburger und warteten, bis sich, der Likörladen öffnete und sie den Sturm auf die begehrten Getränke unternehmen konnten. Manche von diesen durstigen Seelen gaben mit ,freudiger Märthrermiene zu, daß sie ihr letz­ tes Hab und Gut versetzt hätten, um ihr Fläschchen noch einmal zu füllen. ────────── ausgezahlten Beträge beziffern die Summe von 13 911,90 Mark bei 760 Fällen. Tie Setstun. gen aus freiwilligen Spenden betrugen 4106 Mark bei 354 Fällen (bisher 326). Tie be­ kannt gewordenen Unterstützungen der Arbeit­ geber beziffern die Summe von ca. 3500 Mark (ohne Gehälter für das nicht dem Arbeiter­ stande angehörende Personal). Die von der Stadt an Angehörige städtischer Arbeiter, wel­ che ins Feld gezogen sind, gewährten Unterstüt­ zungen betragen pro Monat November 728 Mark. Nicht eingerechnet sind die den berech­ tigten Empfängern zufließenden Gaben von der freiwilligen Sanitätskolonne (in Natura) und der Freiwilligen Feuerwehr. —* Das patriotische Konzert, das vorgestern von der Kapelle "Jsartaler" in der Jägerhalle abgehalten worden war, erfreute sich eines guten Besuches. Tas Programm, das von der Kapelle wohlabgestimmt zum Vor­ trag gebracht wurde, erntete lebhaften Bei­ fall der Besucher. §otiM uni) Verkehr. Landshut, 7. Dezember. (Bericht über den Betrieb des städt. Schlachthofes Landshut pro Monat Nov. 1914) Es wurden geschlachtet: 46 Ochsen, 73 Stiere, 97 Kühe, 42 Jungrinder, 237 Kälber, 1423 Schweine, 3 Spanferkel, 33 Schafe, 22 Lämmer, 4 Ziegen, 1 Kitze, 12 Pferde, — Hund, im Ganzen 1933 Stück. Außerdem wurden eingeführt und der Beschau unterstellt: 1 Ochse, — Stier, 1 Kühe, — Jungrinder, 22 Kälber,. 45 Schweine, — Span­ ferkel, 1 Schaf, — Lämmer, — Ziege, — Kitze. — Pferde, — Kilo Fleisch. Einnahmen: Ein­ genommen wurden an: Schlachtgebühren 6093.75 Mk.. Gebühr für eingeführtes Fleisch 172 88 Mk., Wiegegebühr 288.25 Mk.. Stallgebühren 16.80 Mk., Futter, und Wartegebühren 5.35 Mk., Gebühr für Beseitigung beanstandeter Teile, Eintritt, Transportwagen und außerordentlche Schlachtungen 8 20 Mk., Gebühren für Kühlhaus 8.25 Mk., für Eis 34 90 Mk., für Hackerei 219.83 Mk., für Sterilisator. Garderobe und Bäder 2.20 Mk., für Dünger, Borsten und Fletsch 75.40 Mk., Mieten der Beamten und Be diensteten, Restaurationsmiete 233.46 Mk., Rückoer gütung für Beleuchtung, Beheizung und Brenn­ material 72.29 Mk., Gebühren für außerordentliche Fleischbeschau — Mk., sonstige Einnahmen — Mark, Summe der Einnahmen 7314.53 Mk. Nürnberg, 9. Dezbr. (B i e h m a r k t; Preise: per 50 Kilogramm Lebendgewicht: Ochsen vollfleischige 1. Qualität 53—57, (Ausland Lebend gewicht 54—59), vollfleischtge 2. Qualität 48—52, (Ausland Lebendgewicht 50—52), fleischige 45—47, (Ausland Lebendgewicht 00—00), mäßig genährte 42—44, (Ausland Lbdgew. 00—00), gering genährte 00—00; Bullen: vollfleischige 1. Qual. 44—47, 2. Qual. 39—43, mäßig genährte 36—38. (Schlachtgewicht: 1. Qualität 80-81, 2. Qualität 78—79, 3. Qualität 00—00). Lebendgewicht: ────────── wandert, so ist fast kein Haus mehr unver­ sehrt; alle zeigen die Spuren der Beschießung; manche sind ohne Dach, und bei andern schaut der Himmel durch die großen Löcher. . ." Joffres Wolljacke. Um die Soldaten gegen die Kälte zu schüt­ zen, werden just wie bei uns in ganz Frank­ reich. Tausende und Abertausende von Wolljakken und anderen wollenen Kleidungsstücken an­ gefertigt, die in Massenladungen an die Front gehen. Auch der Generalissimus Joffre wird wie der geringste seiner Soldaten in diesen Tagen eine wollene Unterjacke erhalten. Sie ist von den Müttern, den Frauen, den Töch­ tern der Eingezogenen von Rivvesalbes ge­ strickt worden, einem kleinen Torf in der Um­ gegend der südfranzösischen Stadt Perpignan, wo General Joffre das Licht der Welt er­ blickte. — Ter Winter hat übrigens mit dem kürzlich, über dem ganzen Kampffeld von den Vogesen bis nach Flandern niedergegangenen Schnee den im Norden Frankreichs kämpfenden schwarzen Truppen des französischen Kontin­ gents eine gewaltige Ueberraschung bereitet. Die Schwarzen haben sich hinter der Schlacht­ linie Strohhütten gebaut, die ihnen ein Bild der Dörfer ihrer Heimat vorspiegeln. Als sie eines Morgens vom Schlaf erwachten, fan­ den sie die Hütten und das ganze umliegende Gelände mit einem weithinschimmernden Man­ tel bedeckt, dergleichen sie in ihrem Leben noch nie gesehen hatten. Im ersten Augenblick wa­ ren sie zu Tode erschrocken, da sie nichts an­ ders glaubten, als daß es sich dabei um eine von den Teutschen angewandte Teufelslist handle. Deshalb griff auch jeder der verängstigten Schwarzen beim Anblick des Schnees sofort in die Tasche, um zum Schutz gegen den Teuselsspuk seinen Talisman hervorzuziehen. flattert auf dem höchsten Punkt, dessen Spitze in den Himmel ragt wie ein abgebrochener Riesenzahn. In einem der Haufen stoße td); aus eine große, messinge Trommel mit selt­ samen Glocken und Rädern. Es ist ein Teil des berühmten Glockenspiels von Ipern, dessen me­ lodische Töne so lange den Bürgern die Stun­ den verkündeten, dessen Klänge schon zu Zei­ ten Philipps des Schönen das Leben der Män­ ner vou» Ipern begleiteten. Daneben liegen Teile der prachtvollen alten Glasfenster, wie ungeheure Spinngewebe aus Blei, ausgefüllt mit leuchtendem buntem Glas. Ich hebe ein Stück auf und halte es gegen die Sonne. Tas Fragment zeigt die zierlich, gespreizten Fin­ ger und das Handgelenk einer Frau, vielleicht eines Engels oder einer Heiligen, und die an­ mutigen Linien heben sich leuchtend ab von dem Hintergrund eines tiefen schweren Blau. I Wenn man durch die Straßen von Ipern ! ────────── Handel und Verkehr. Kühe und Kalbinnen vollfleischige 1. Qual. 41—44, 2. Qual. 35—40, ältere ausgemästete 30—33, mäßig genährte 26—29, gering genährte 00—00, gering genährtes Jungvieh 00—00; Kälber (Lebendgewicht): 1. Qual. 51—53, 2. Qual. 47 50, 3. Qual. 44—46; Schlachtgewicht: 1. Qual. 58-65, 2. Qual. 50—57, 3. Qual. 42—49; Schafe (Schlachtgewicht): Mastlämmer und jüngere Masthammel 55—64, ältere Masthammel, geringe Mastlämmer 45—54, gut genährte junge Schafe 35—44, gelinge Hammel u. Schafe00—00; Schweine (Fettschweine) über 150 Kg. 00—00, vollfleischige von 120 bis 150 Kg. 00-00, von 100 bis 120 Kg. 56—58, von 80 bis 100 Kg. 55—59, unter 80 Kg. 56—58, Sauen 00 — 00, Bratenschweine 00—00, Schlachtgewicht: Fettschwetne über 150 Kg. 00—00, vollfleischige von 120—150 Kg. 00—00, von 100 bis 120 Kg. 00-00, von 80—100 Kg. 66-67, unter 80 Kg. 65—69, Sauen 00—00, Braten­ schweine 00—00. Gesamtzufuhr: Groß­ vieh 3030 Stück, darunter aus dem Auslande —, und zwar Ochsen: 282, Bullen: 75, Kühe: 210, Jungrinder: 227, Kälber lebende 33, geschlachtete 3, Schweine lebende 2136, geschlachtete 5, Schafe und Ziegen: lebende 59, geschlachtete—, Lämmer, Spanferkel und Kitze lebende —, geschlachtete —. Marktverkauf: Ochsen ruhig, Bullen rege, Kühe und Kalbinnen ruhig, Kälber flau, Schafe flau, Schweine flau. Landshut, 7. Dezember. (Bericht über den Betrieb des städt. Schlachthofes Landshut pro Monat Nov. 1914) Es wurden geschlachtet: 46 Ochsen, 73 Stiere, 97 Kühe, 42 Jungrinder, 237 Kälber, 1423 Schweine, 3 Spanferkel, 33 Schafe, 22 Lämmer, 4 Ziegen, 1 Kitze, 12 Pferde, — Hund, im Ganzen 1933 Stück. Außerdem wurden eingeführt und der Beschau unterstellt: 1 Ochse, — Stier, 1 Kühe, — Jungrinder, 22 Kälber,. 45 Schweine, — Span­ ferkel, 1 Schaf, — Lämmer, — Ziege, — Kitze. — Pferde, — Kilo Fleisch. Einnahmen: Ein­ genommen wurden an: Schlachtgebühren 6093.75 Mk.. Gebühr für eingeführtes Fleisch 172 88 Mk., Wiegegebühr 288.25 Mk.. Stallgebühren 16.80 Mk., Futter, und Wartegebühren 5.35 Mk., Gebühr für Beseitigung beanstandeter Teile, Eintritt, Transportwagen und außerordentlche Schlachtungen 8 20 Mk., Gebühren für Kühlhaus 8.25 Mk., für Eis 34 90 Mk., für Hackerei 219.83 Mk., für Sterilisator. Garderobe und Bäder 2.20 Mk., für Dünger, Borsten und Fletsch 75.40 Mk., Mieten der Beamten und Be diensteten, Restaurationsmiete 233.46 Mk., Rückoer gütung für Beleuchtung, Beheizung und Brenn­ material 72.29 Mk., Gebühren für außerordentliche Fleischbeschau — Mk., sonstige Einnahmen — Mark, Summe der Einnahmen 7314.53 Mk. Nürnberg, 9. Dezbr. (B i e h m a r k t; Preise: per 50 Kilogramm Lebendgewicht: Ochsen vollfleischige 1. Qualität 53—57, (Ausland Lebend gewicht 54—59), vollfleischtge 2. Qualität 48—52, (Ausland Lebendgewicht 50—52), fleischige 45—47, (Ausland Lebendgewicht 00—00), mäßig genährte 42—44, (Ausland Lbdgew. 00—00), gering genährte 00—00; Bullen: vollfleischige 1. Qual. 44—47, 2. Qual. 39—43, mäßig genährte 36—38. (Schlachtgewicht: 1. Qualität 80-81, 2. Qualität 78—79, 3. Qualität 00—00). Lebendgewicht: ────────── Letzte Posten. Tie belgische Jähresklasse 1914 leistet keine Folge. Amsterdam, 10. Tezember. Das Blatt ,,Tijd" meldet aus (Sourtrat, daß, die dem Jahr­ gang 1914 angehörenden Belgier dem Rufe der belgischen Regierung zu den Waffen aus­ nahmslos keine Folge geleistet haben. Sie haben vielmehr der deutschen Militärbehörde das eidliche Versprechen gegeben, während des Krieges nicht gegen Teutschland zu kämpfen, das gleichfalls von der Bürgerwehr geleistet wurde. Tie Bürgermeister, Schöffen und et­ liche Ratsmitglieder dienen als Geiseln für das Wohlverhalten der Bevölkerung. Aussöhnnnrg zwischen vcr Türkei unv Grie­ chenland? Mailand, 10. Dezember. ',,Giornale d'Jtalia" meldet aus Athen, daß die grie­ chische Regierung ihre Neutralität im türkisch­ russischen Krieg beschlossen hat. Tie "Lombar­ ds" teilt mit, nach. weiteren Meldungen sind die griechisch-türkischen Einigungsakie über die Mittelmeerinseln unterzeichnet und zwischen Griechenland und der Türkei Einigung über alle schwebenden Fragen erzielt worden. Ein selbständiges Sultanat wollen die Engländer aus Aegypten machen, natürlich unter englischem Protektorat. ────────── Literarisches. Bayerisch»er Handwerkerkalender für das Jahr 1915. Verlag von W. Kohlhammer in (Stuttgart. Ter sehr inhaltsreiche Kalender enthält neben Kalendarium, Notizkalender, Regentafel, Notizen über den Postverkehr, Zinsenberechnung, Kalender der Münzen, Matze und Gewichte, Marktverzeichnis, ausführliche Angaben über die grötzen gewerblichen Ver­ bände, die Gewerbesörderungsinstitute Bayerns, die Handwerkskammern und dergleichen. Je­ der Handwerker, der sich genau über den der­ zeitigen Stand des Handwerks unterrichten will, kann Auskunft darin finden. Ter Ein­ zelpreis des Kalenders beträgt 25 Pfg., in Partien von 15 Exemplaren an 20 Pfg. das Exemplar, auf Vereinskosten für alle Mit­ glieder bezogen das Exemplar netto 18 Pfg. Seen Heb in und die deutsche Jugend. Hedins wundervoll tapferes Eintreten für die makellose Ehre des deutschen Volkes recht­ fertigt eine besonders Empfehlung feines aus­ gezeichneten Jugend- und Volksbuches "Von Pol zu Pol". Wollt ihr durch die kriegerische Türkei nach Asien vordringen, die Geheim­ nisse Tibets oder die Wunder Indiens kennen lernen, wollt ihr bei Persern oder Chinesen zu Gaste sein und die Ruinen von Port Artur besuchen, um durch Sibirien und Rußland nach Europa heimzukehren, so greift zum ersten Teil "Rund um Asien". Wollt ihr mit Nansen oder Andres zum Nordpol oder reizen euch die Abenteuer eines Emin Pascha, Slatin Pascha und anderer Helden der Entdeckungs­ geschichte Afrikas, so wählt den zweiten Teil "Vom Nordpol zum Aequator". Verlangt euch die Schicksale der Auswanderer in Amerika zu verfolgen, mit Indianern über Prärien zu streifen, mit Humboldt den Orinoco in Südamerika zu befahren oder auf den Flügeln des Albatros um die Inseln der Südsee zu kreisen, so erfüllt der dritte Teil "Durch Ame­ rika zum Südpol" eure Wünsche. Laßt ihr euch aber das ganze Werk vom Weihnachts­ mann bescheren, so habt ihr die ganze Welt gewonnen! Jeder Band ist in sich abgeschlos­ sen, mit schwarzen und farbigen Bildern und Karten reich geziert und kostet in haltbarem Leinenband 3.— Mark. Tie "Tages chrouik ves Weltkrieges", die im Berlage von H. Hugendubel in München erschienen ist, bringt eine Zusammenstellung der Kriegsereignisse jedes einzelnen Tages in ganz kurzen Merkworten. Tas neulich erschie­ nene erste Heft umfaßt die Monate August, September, Oktober. Preis 20 Pfg. Tie Kricgsqcsichtc ran Heinrich Brcdotv, des Hamburger Dichters, sind im Verlage von C. Erich Behrens, Hamburg 6, erschienen. Preis 10 Pfg., in festem Umschlag 20 Pfg. Ten Reinertrag hat der Dichter für die Kriegs­ hilfe und das Rote Kreuz bestimmt. ────────── Französische Angriffe zurückgeworfen. Französische Angriffe in der Gegend von Souain und gegen die Orte Varennes und Vauqois, am westlichen Argonnerrande, wur­ den unter Verlusten für den Gegner zurückge­ worfen. 3it den Argonnen. Im Argonnenwalde wurde an verschie­ denen Stellen Boden gewonnen. Dabei mach­ ten wir eine Anzahl Gefangene. Bei den gestern gemeldeten Kämpfen nördlich, Nancy hatten die Franzosen starke Verluste. Unsere Verluste sind verhältnismäßig gering.