Gesammelte Artikeltexte des Kurier für Niederbayern, Ausgabe vom 1914-07-02. Unterstützt durch den Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE). Herausgeber: Lehrstuhl für Digital Humanities, Universität Passau (2016). Veröffentlicht unter der Lizenz Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International. Kurier für Niederbayern: Landshuter Tag- und Anzeigenblatt; unabhängige Tageszeitung für Heimat und Volk. Altbayerische Verlagsanstalt Vereinigte Dr. Mühldorf, Betrieb Landshut. 67. Jahrgang Nr. 176, 1914-07-02. Die gescannten Zeitungsbände wurden von der Bayerischen Staatsbibliothek München zur Verfügung gestellt. (https://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=644150540&db=100) Die Zeitungsdoppelseiten wurden mit 300dpi und einer Farbtiefe von 24 Bit gescannt, die resultierende TIFF-Datei binarisiert und als Input für die OCR-Software verwendet. 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Allerdings, in seinen Adern rollte nicht das Blut des uralten ita­ lienischen Fürstengeschlechts der Este. Er war nur der Erbe des Namens, der ihm von dem letzten rechtmäßigen Träger, dem am 20. No­ vember 1875 kinderlos gestorbenen Franz V., letzten Herzog von Modena, Reggio und Mirandola, Erzherzog von Oesterreich-Este, über­ kommen war, und damit wurde der damals 12jährige Erzherzog Franz Ferdinand, der sich in jenen Tagen noch nicht träumen ließ, daß er dereinst der Erbe der habsburgischen Dop­ pelkrone sein würde, gleichzeitig Herr über den außerordentlich großen Besitz und das Ver­ mögen des Hauses Este. Es gibt wenige Fürstengeschlechter, die sich mit den Este an Glanz, Macht und Alter messen können. Bereits unter den salischen Kaisern spielte dieses altfürstliche Geschlecht in Ober­ italien eine bedeutende Rolle. Es springt zu­ erst in die geschichtliche Erscheinung mit dem Markgrafen Otbert I., unter Kaiser Otto I. Pfalzgraf von Italien, der bis 972 nachweis­ bar ist. Schon der Umstand, daß er ein solch außerordentlich hohes Amt bekleidete, läßt den Schluß auf ein bereits damals anerkanntes hohes Alter unb Ansehen des Geschlechtes zu. Sein Urenkel, Albert Azzo II. war mit Kuni­ gunde, der Tochter Delfs 'III., des letzten Spros­ sen des alten wölfischen Stammes vermählt, der 1055 starb. Und durch diesen Umstand wur­ den die Söhne Albert Azzos die Stifter zweier Häuser, die beide in der Weltgeschichte eine außerordentliche Rolle gespielt haben. Der älteste, Fuleo, wurde der Erbe seines Vaters in Italien, während sein jüngerer Bruder Welf als Erbe seiner Mutter Stifter der jüngeren wölfischen Linie wurde und im Jahre 1070 von Kaiser Heinrich IV. das Herzogtum Bay­ ern erhielt. Sein Urenkel war Heinrich der Löwe, per bekanntlich der Stammvater der Für­ stenhäuser Braunschweig und Hannover wurde. Während so die deutsche Linie der Este als sogenannter jüngerer welfischer Zweig zu außerordentlichem Einfluß gelangte, stand das italienische Haus an Macht und Ansehen kei­ neswegs zurück. Zugleich Vasallen der Kirche und des Reiches, haben die italienischen Este eine bedeutende Rolle in den italienischen Käm­ pfen des deutschen Kaisertums gespielt. Zu­ nächst, im 12. und 13. Jahrhundert, waren sie die, Vorkämpfer der Guelfen, d. h. der An­ hänger ^des Papsttums, während sie im 14. Jahrhundert entschiedene Ghibellinen, d. h. Parteigänger des deutschen Kaisers waren. Seit Ende des 13. Jahrhunderts erwarben sie die Herrschaft über Ferrara, Modena und Reg­ gio. Ferner die weiteren Lehen Ravigo, Montagnana, Casale-Maggiore, Pontremoli, und zwar die letzteren zunächst. Wenn die Este auch im allgemeinen recht kriegerische Herren wa­ ren, so haben sie sich doch einen unvergänglichen Namen in der Kunst und Wissenschaft gemacht, wo sie eine ähnliche Rolle gespielt haben wie die Medicäer. Ihr Hof in Ferrera war einer der glänzendsten des Renaissance-Zeitalters. Nikolaus III., der 1441 ,m Mailand starb, ist berühmt als der Schöpfer der übrigens in ihren Anfängen bereits von seinem Vater ge­ stifteten Universität Ferrera. Seine Liebe zur Wissenschaft vererbte sich auf seine drei spä­ ter nacheinander zur Regierung kommenden Söhne. Besonders der Jüngste von ihnen, Der deutsche Kaiser. Kaiser Wilhelm hat seine Ankunst in Wien für Freitag mittags angekündigt. Er bleibt nur einige Stunden in Wien, steigt in Schönbimnn ab und wohnt der Einsegnung in der Hofkapelle bei, nach der er sofort nach Berlin zurückkehrt. Die drei Kinder des Erz­ herzogs, welche noch in Chlumetz bei den Chotekschen Verwandten weilen, kommen erst am Donnerstag nach Wien. Trauerfeier in Berlin. Am Tage der Besetzungsfeier ist in der St. Hedwigskirche zu Berlin eine Trauerfeier in Aussicht genommen, an der die in Berlin und Potsdam anwesenden Mitglieder des Kaiser­ hauses, die Diplomatie und Staatsbehörden teilnehmen werden. Ferner soll dazu das Offi­ zierskorps des Kaiser Franz-Regiments und eine Mannschaftsabordnung sowie die öster­ reichische Kolonie hinzugezogen werden. TaS Bolk der Fürstenmörder. Einige serbische Blätter hatten eine Mit­ schuld Serbiens an dem Attentat abgelehnt, das das Werk unreifer revolutionär gesinnter Menschen -sei und die Hauptschuld aus das herrschende System in Oesterreich (geschoben, wel­ ches die berechtigten Wünsche und Forderungen der slavischen Völker nicht brachte, sondern die staatliche Autorität nur durch polizeiliche Ge­ walt ausrecht zu erhalten bestrebt sei. Die "Neue Freie Presse" in Wien schreibt hierzu: Nur mit dem Gefühl von Scham für dieMenschheit kann vernommen werden, daß in solchen Tagen sich traurige Helden finden, welche die eigene Schuld durch Beleidigungen und Her­ ausforderungen zu verdecken suchen. Die "Reichspost" führt aus: Daß man in Serbien es wagen konnte, die Ermordung des Thron­ folgers und seiner Gemahlin zu verherrlichen, übersteigt das Maß von Bosheit, welches wir aus Serbien gewohnt sind. Wird man sich denn angesichts der Tatsachen noch immer nicht zu dem unabwendbaren energischen Schritte ge­ gen dieses Volk der Fürstenmörder auf­ raffen können? Herkules I., machte seinen Hof zu einem der glänzendsten Sammelpunkte berühmter Gelehr­ ter, Dichter und Künstler seiner Zeit, und sein Sohn, Alfons I., wiederum ist von keinem Ge­ ringeren als von Ariosto als Schirmherr der Künste hoch gefeiert worden. Die eigentliche Fulcestische Linie erlosch in ihrem Hauptzweig 1593 mit Alfons II. Ihr folgte eine BastardSeitenlinie, deren letzter männlicher Sproß im Jahre 1803 starb, nachdem er 1796 von den Franzosen vertrieben worden war. Sein Erbe als Herzog von Modena wurde der dritte Sohn des Kaisers Franz I., Ferdinand, der die ein­ zige Tochter des letzten Este, Maria Beatrice, geheiratet hatte. Doch erst nach dem Sturze Napoleons 1814 konnte er in das ererbte Land einziehen. Er ist der Stammvater des Hauses Oesterreich-Este, das allerdings bereits mit sei­ nem Sohne Franz V., der kinderlos 1875 starb, erlosch. Dieser hatte sich bei Beginn des ita­ lienischen Krieges von 1859 als erbitterter Feind Napoleons III. auf die Seite Oester­ reichs gestellt, und durch dessen Niederlage ging das Haus Este beim Friedensschluß seiner Län­ der verlustig. Sein Erbe wurde, wie erwähnt, Franz Ferdinand, der spätere Thronfolger, der jetzt der Kugel erlag. ────────── geizig; wahr jedenfalls ist, daß er sein ererbtes Vermögen verdreifachte, wenn nicht verzehn­ fachte. So zum Beispiel kaufte er in der Nach­ barschaft ein kleines Gut mit einer Papier­ fabrik, die ihm jährlich eine hübsche Summe abgeworfen haben soll. Ich weiß das alles nur vom Hörensagen, denn persönlich standen wir mit unserem reichen Verwandten in keiner­ lei Verbindung. Um so unerwarteter, wenn Du willst — unglaublicher — erscheint es mir daher, daß er gerade uns zu seinen Erben einsetzte." "Jedenfalls besaß er keine näheren Bluts­ verwandten und war gerecht genug, nicht an Fremde das zu verschleudern, was von rechtswegen Euch zukam!" bemerkte Wittgenstein ruhig. "Ich sehe darin nichts Besonderes. Wenn er ohne Testament gestorben wäre, so hätte das Gesetz Euch das Erbe zugesprochen. Das Geschlecht der Willmers scheint niemals zahlreich gewesen zu sein und sich selten über zwei Glieder erhoben zu haben!" "Allerdings! Mein Onkel Erich besaß so­ gar nur einen Sohn, der jedenfalls iw sehr jungen Jahren gestorben sein muß, aber Ge­ naues über sein Schicksal weiß ich nicht!" "Hast Du Deinen Vetter seligen Anden­ kens auch nicht gekannt?" "Gar nicht! Mein Vater als der Jüngere ging bei der Teilung so gut wie leer aus und konnte es dem Bruder niemals verzeihen, daß er, der den Löwenanteil gesetzlich für sich in Anspruch nahm, ihm nicht einmal eine freiwil­ lige Unterstützung zukommen ließ. Seine Heirat mit meiner Mutter, einem verarmten Edelftäulein, machte den Riß zwischen ihnen vollständig, denn nach Onkel Erichs praktischen Ansichten war es geradezu Pflicht des Jün­ geren, seine Verhältnisse durch eine reiche Partie in die Höhe zu bringen; den Luxus einer armen Frau konnte sich seiner Meinung nach nur ein Mann erlauben, der schon bei seiner Geburt in eine unabhängige Lage gesetzt war. Der alte Herr soll überhaupt ein großer Despot gewesen sein. Entweder man tat nach seinem Willen, oder man hatte es auf alle Zeit mit ihm verdorben!" "Also ein richtiger Hausthrann, voll selbstsüchtiger Launen und sonderbarer Ein­ fälle!" lächelte Wittgenstein. "Doch wie der Charakter Deines verstorbenen Onkels auch ge­ wesen sein mag, Dir und Deinem Bruder hat er, wenn auch nicht bei Lebzeiten, so doch wenigstens nach seinem Tode viel Gutes er­ wiesen, und deshalb sei sein Andenken geseg­ net!" - Du selbst über Deine phantastischen Voraus­ setzungen lachen! — Kopf hoch, kleines Mäd­ chen!" Willmers offene blaue Augen blickten ver­ trauend zu dem Freunde, und etwas von des­ sen Sicherheit teilte sich auch ihm mit. "Meinst Du?" fragte er, schon halb beruhigt. "Meine Wünsche sind bescheiden; ich stelle keine zu hohen Anforderungen an das Leben, nur ein wenig freier von Sorgen möchte ich sein, von . all' diesen drückenden Schulden, und — glück­ lich möchte ich werden!" "Ein sehr dehnbarer Begriff, dieses "Glücklich"!" sagte Wittgenstein lachend. "Ich zum Beispiel bin anspruchspoll, verstehe dar­ unter alles mögliche Unerfüllbare und habe, da ich allmählich einsehen lernte, daß gerade die heißesten unserer Wünsche niemals befrie­ digt werden, überhaupt aufgehört, mir Glück zu wünschen! Aber sage mir einmal, kleines Mädchen, hast Du eine Ahnung, wie groß das Vermögen ist, welches Dein verstorbener Onkel hinterließ?" "Nicht die geringste; ich weiß nur, daß es bedeutend sein muß, denn außer dem Ma­ jorat, das meinem älteren Bruder zufällt, ge­ hört dazu noch ein Kapital, dessen Höhe ich Dir allerdings nicht angeben kann. Onkel Erich war sehr sparsam, viele nannten ihn ────────── einen Wertbetrag dar, der den im Vorjahre erreichten wesentlich übersteigt. Es wurden 1913 für mehr als 133 Millionen Mark alko­ holische Getränke konsumiert, sodaß auf den Kopf der Bevölkerung ein Ducchschnittsbetrag von rund 72 Mark entfällt. An Schankstät­ ten wurden im genannten Jahre 141000 ge­ zählt, das machte für je 330 Personen eine Schankstätte, wobei die privaten Verkaufsstel­ len in den Klubs außer Ansatz bleiben» Im gleichen Jahre wurden vor dem Zuchtpolizei­ gericht 364 000 Anklagen wegen Trunkenheit verhandelt, und in England allein, ausschließ­ lich Schottland und Irland, starben nn Alkohol­ vergiftung 2802 Männer und 2074 Frauen. Brotkrawalle in Madrid. In der spani­ schen Hauptstadt hat die 20prozentige Erhöh­ ung der Brotpreise zu ernsten Ausschreitungen geführt, an denen die weibliche Bevölkerung lebhaften Anteil nahm. Zwischen 7 und 8 Uhr morgens, ehe noch genügend Polizei zur Stelle war, wurden 400 Bäckerläden gestürmt. 20 Personen wurden dabei verwundet. Die Regierung dürfte im Verordnungswege den Brotpreis regeln. Es macht sich schon Mangel an Gebäck bemerkbar. Eine amerikanische Millionenstiftung. Aus Rewhork wird berichtet: Mit Stolz führen die amerikanischen Zeitungen einen neuen Beweis dafür an, daß "unsere Bürger in den Ver­ einigten Staaten mehr als sonst in der Welt große Vermögen als Verwalter für andere be­ sitzen." Nicht nur die weltbkannten Milkiouäre wenden Millionen für wohltätige Stif­ tungen auf, sondern auch die Besitzer von Ver­ mögen, die in Amerika als mäßig gelten. Die Witwe des früheren Präsidenten der Newyorker Handelskammer Morris K. Jesup hat von ihrem Vermögen von 60 Millionen Mark nicht weniger als 34 Millionen an Museen, Wohl­ tätigkeitsgesellschaften und für andere öffent­ liche Zwecke hinterlassen. Das amerikanische Museum für Naturgeschichte, dessen Präsident Air. Jesup viele Jahre war, erhält davon 20 Millionen. Mehrere religiöse Gesellschaften er­ halten Legate von über 1 Million, und 200 000 Mark erhielt die Witwe der Newhorker Han­ delskammer für Gelddarlehen zur Unterstüt­ zung junger Kaufleute, die der Stifterin ange­ nehm gewesen waren. ────────── Bayerische Nachrichten. Der Penfionsverein für Witwen und Waisen bayerischer Aerzte zählt 384 Mitglieder, drs Vereinsvermögen beträgt 1912 273 Mk An Pension wurden im letzten Veretnrjahre bezahlt 70289 Mark. Die Witwen der neuen Norm er­ halten gegenwärtig 405 Mark Pension, für jedes minderjährige Kind ein Fünftel. Eine demnächst ein­ tretende Satzungsänderung wird eine Doppelver­ sicherung und Rückgewähr der eingezahlten Beiträge im Falle des vorzeitigen Todes der Frau ermög­ lichen. Ter Bayerische Berkchrsbeamtenbercin be­ faßte sich am vergangenen Sonntag mit der Denkschrift zur Lehrerbesoldung und verlangte, die Regierung solle auf Grund dieser Denk­ schrift ein neues Besoldungsprogramm für die mittleren Verkehrsbeamten aufstellen und gün­ stigere Urlaubsbestimmungen gewähren. Der Bayerische Glasermeistervcrband hat in München seinen 10. Verbandstag abgehal­ ten. Nach mehreren eingehenden Referaten wurde beschlossen, den Bayerischen Glasermei­ sterverband vom 1. Januar 1915 an den all­ gemeinen Deutschen Glaserverband anzuglie­ dern. Schließlich wurde noch beschlossen, in allen Kreisen Bayerns Bezirkszwangsinnungen zu errichten, um einen intensiveren Zusam­ menschluß aller Kollegen zu ermöglichen. Die 5. Hauptversammlung des Bayerischen Landesvereins zur Förderung des Wohnungs­ wesens wurde am Samstag nachmittags in Bamberg mit der Eröffnung der bayerischen Wanderausstellung für Städtebau und Woh­ nungswesen im Geherwörthschlößchen eingelei­ tet. In den Referaten wurde u. a. beklagt, daß der Baumarkt in den allermeisten Städ­ ten ein ungünstiges Jahr hinter sich hat. Als Ursache des beklagenswerten Darniederliegens der Bautätigkeit wurden in der Hauptsache der Mangel an Baukredit und Hypothekenkredit bezeichnet. Tie wichtigsten Geldgeber des Kleinwohnungsbaues waren auch im abgelau­ fenen Jahre wieder die Landesversicherungs­ anstalten, die für die Arbeiterwohnungen Dar­ lehen im Betrage von 27 775 577 Mark ausge­ geben haben. Der Landesverein zählte am 1. Januar 361 Mitglieder. Kammer der Abgeordneten. Der Post­ etat konnte in der heutigen Sitzung fertig be­ raten werden. Es lagen noch eine ganze Reihe von Petitionen aus verschiedenen Orten vor, die sich um die Errichtung von Motorposten und sonstige Verbesserungen im Postverkehr be­ mühten. Sie wurden sämtlich in dem Sinne verbeschieden, wie der Finanzminister darüber beschlossen hatte. Angenommen wurde im Laufe der Debatte, in der sich der Verkehrsminister wiederum gegen die Berechtigung des Strei­ kes der Verkehrsbeamten aussprach, ein An­ trag Nuffer, der die Staatsregierung ersuchte, unter näher festzusetzenden Bedingungen die Beförderung der Post auf Landstraßen auch privaten und genossenschaftlichen Autounter­ nehmungen zu Überträgen. In einer ausge­ dehnten Debatte brachten schließlich noch 18 Redner eine Reihe lokaler Wünsche vor, die hauptsächlich wieder eine größere Erschließung des Verkehrs durch Motorpostlinien usw. be­ zweckten. Seitens eines Regierungsvertreters wurde zugesagt, daß den vorgebrachten An­ regungen und Wünschen, auch denen um Ein­ führung des Güterverkehrs auf den Motor­ postlinien, nachgegangen und sie wohlwollend geprüft würden. In der am Freitag vormit­ tags stattfindenden nächsten Sitzung kommt der Etat der K. Bank zur Beratung. Ter K. Bayer. Beteranen- und Kriegerbund, der unter dem Allerhöchsten Protekto­ rate Seiner Majestät des Königs steht, hat seinen 26. Abgeordnetentag auf 19. mit 21. September dieses Jahres nach München einbe­ rufen. Die Approbationsprüsung für Bader findet morgen Freitag, den 3. Juli 1914, vor­ mittags 9 Uhr, tm städtischen Krankenhause rechts der Isar in München, Jsmaningerstraße 22, statt. ────────── Allerlei. Tödlicher Automobilunfall. Auf einem Automobilausflug von Wien nach Budapest verunglückte der Budapester Millionär Richard Frankel tödlich. Sein Automobil kippte in­ folge des Platzens eines Pneumatiks um und begrub die Insassen unter sich. Frankel wurde der Brustkorb von dem Steuerrad seines Au­ tomobils eingedrückt und er starb auf der Stelle. Sein Schwager, dessen Frau und der Rechtsanwalt Ardo, die sich gleichfalls in dem Wagen befanden, erlitten leichtere Verletzun­ gen. Die Flucht durch den Gefängnisofen. Die verwegene Flucht von vier Gefängnisinsassen wird aus Belzig gemeldet' In dem dortigen Amtsgerichtsgesängnis saßen seit einiger Zeit mehrere junge Burschen, die zum Teil eine höhere Strafe zu verbüßen haben. Vier In­ sassen ist es in der vorletzten Nacht geglückt, aus dem Gefängnis zu entfliehen. Der Metall­ dreher Gajor hatte den in seiner Zelle stehen­ den Ofen durchbrochen, indem er die Feuerung herunternahm, die Vorderseite des Ofens einriß und dann Kachel für Kachel löste. Er kroch nun durch die geschaffene Oeffnung auf den Flur hinaus und öffnete mit einem Dietrich die Zellentüren seiner Mitgefangenen, und zwar des Metalldrehers Hermann Brausewet­ ter, des Arbeiters Otto Schneider und des Tischlerlehrlings Paul Rohrlack. Die vier stie­ gen dann durch ein Fenster auf den Gefäng­ nishof hinunter, drehten sich aus Bettlaken einen Strick und einer von ihnen kletterte über die Mauer. Er mußte dann aus dem Nach­ bargrundstück eine Leiter heranschaffen, welche die anderen Flüchtlings zum Uebersteigen be­ nutzten. Alle vier entkamen auch, anscheinend— haben sie sich nach Berlin gewandt. Aus einer russischen Dffiziersehe. In Charkow wurde der frühere Leutnant Michailow wegen Ermordung seiner Gattin zu 12 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Michailow hatte seine ermordete Gattin als achtbare junge Dame verführt, dann sie aus Drängen seiner Vorgesetzten, die ihm mit Dienstentlassung drohten, geheiratet. Kurz nach der Heirat fand man die junge Frau erschossen auf; zwei Revol­ verkugeln steckten ihr im Gehirn. Michailow erklärte zwar, seine Frau habe Selbstmord be­ gangen. Das Gericht glaubte das jedoch nicht, und der Mord wurde Michailow nachgewiesen. Der Gerichtshof billigte ihm jedoch mildere Umstände zu. Blutige Zigeunerschlacht. Ein blutiges Säbel- und Dolchgefecht zwischen zwei Zigeu­ nertrupps rief in Steinfurth bei Eberswalde großes Aufsehen hervor. In dem in der Nähe von Steinfurth belegenen Schöpfurth haust seit einiger Zeit eine größere Zigeunergesellschast.. Am Samstag fand sich in Steinfurth in dem Lokal von Kolassa eine andere Zigeunertruppe, die von Berlin kam, ein. Kurz vor Steinfurth kam es dann zwischen den braunen Söhnen der Pußte zu einer blutigen Schlacht. Mit Säbeln, Dolchen, Schlagringen und Taschen­ messern stürzten die Gegner wütend aufein­ ander los und richteten sich gegenseitig übel zu. Einer der Verwundeten erhielt tiefe Mes­ serstiche in den Unterleib und mußte in bedenk­ lichem Zustande ins Eberswalder Krankenhaus gebracht werden. Außerdem wurde eine ganze Reihe weiterer Zigeuner teils schwerer, teils leichter verletzt. Eine Reihe von Verhaftun­ gen wurden noch in der Nacht vorgenommen. Das musikalische Pferd. Ein Schlächter­ meister hatte kürzlich von einem Händler ein Pferd erworben, indem er seinen eigenen Gaul, der alt und gebrechlich war, in Tausch gab und 900 Mark zuzahlte. Am darauffolgenden Sonntag unternahm er mit Familie einen Aus­ flug, um das schöne neue Pferd zu zeigen. Als man unterwegs an einem Leierkastenmann vorbeifuhr, fing das Roß zur Ueberraschung aller plötzlich an im Takt nach der Musik zu tanzen. Besonders schienen dem klugen Tier die Operettenmelodien aus "Puppchen" und "Wenn ein Mädchen einen Herrn hat" zu ge­ fallen. Des Schlächters musikalisches Pferd wurde bald allgemein bekannt und eines Ta­ ges hörte ein junger Offizier von dem merk­ würdigen Pferd. "Was," rief er aus, "das ist ja mein <®aul, den man mir neulich ge­ stohlen hat!" Der Leutnant erstattete Anzeige, und der arme Schlächter mußte das schöne Tier wieder herausgeben. Später gelang es, den Pferdedieb festzunehmen. ────────── durch ein rasch gemachtes Loch in der Stallmauer gerettet werden konnte. Vom Mobiliar hat Albrecht, welcher ein halbes Dutzend Kinder hat, ebenfalls so­ viel wie nichts retten können; sogar Geld ist ihm verbrannt. Die Brandursache ist nicht aufgeklärt. Die Löscharbeiten waren durch Waffermangel er­ schwert. Trichinose. ß. In besorgniserregender Weise häufen sich in den letzten Monaten die Zeitungsnachrichten über Trichinose-Erkrankungen bet Menschen. Die Trichinen, die Erreger dieser schweren und äußerst schmerzhaften Krankheit, sind winzig kleine, dünne Würmchen, welche sich im Fleische der Schweine aufhalten. Dem bloßen Auge sind sie nicht sichtbar; dabei zeigt ein Tier, das mit Millionen solcher Schmarotzer behaftet ist, weder im Leben noch nach der Schlachtung keinerlei krankhafte Erscheinungen. Ist der Mensch an Trichinose erkrankt, dann ist ärztliche Kunst vollständig machtlos. Bei stärkerer Infektion tritt der Tod ein, wie dies erst in Prü­ fening bet Regensburg in den letzten Tagen nach Genuß von Fleisch von aus Niederbayern stammen­ den Schweinen vorkam; oder die Erkrankten leiden zeitlebens an den Folgen dieser bösartigen Infektion und gelangen nie mehr in den Vollbesitz ihrer früheren Gesundheit und Kraft. Gar manche Erkrankung, die sowohl vom Arzt als Patienten als Gelenkrheu­ matismus angesprochen wurde, war eine leichtere In­ fektion mit Trichinen; denn gerade die Gelenk­ schmerzen sind stets Begleiterscheinungen der Trichinose. Man war früher der irrigen Meinung, in Bayern würden keine mit Trichinen behaftete Schweine geschlachtet, eigentliche Trichinenherde kämen nur in Mittel- und Norddeutschland vor. Tatsache war aber, daß man in Norddeutschland, wo jedes geschlachtete Schwein der Trichinenschau unterworfen ist, bester über die Zahl der trichinösen Schweine unterrichtet war, als bei uns. Seitvem hat man allenthalben die deprimierende Entdeckung gemacht, daß es bei uns ebenso trtchinenkranke Schweine gibt, als anderswo. Doch haben wir nur wenig Orte, welche obligate Trichinenschau haben. Es sei hier angeführt, daß die Fleischbeschau eine Untersuchung auf Trichinen nicht einschließt. Es kan« ein Schwein vom Fletschbeschauer regelrecht untersucht und für gesund befunden, trotzdem aber trichinös fein. Es gehört zur Auffindung der Trichinen eine eigene, mikroskopische Untersuchung, die wir leider auch ln Landshut noch vermisten und doch dürfte man in einer Kreishauptstadt mit so vielen Behörden, Lehr­ anstalten und Militär und einer sonst mustergilttgen Schlachthofanlage und Fleischbeschau verlangen, daß man vollständig einwandfreies, auch auf Trichinen untersuchtes Fleisch bekäme. Man kann einwenden, daß rohes Schweinefleisch ohnehin nicht oder nur wenig gegesten werde. Welche Gefahr bietet aber das nicht genügend durchgekochte Schweinefleisch, sei eS als Hackfleisch, Kesselfleisch, schwach geräucherten, nicht gekochten, nur erhitzten Bratwürsten, abgesehen von rohem Schinken und dem in Niederbayern so sehr beliebten rohem Geselchten. Um bei Schweine­ fletschgenuß ganz sicher zu gehen, wäre es unbedingt notwendig, daß jedes geschlachtete Schwein auch auf Trichinen besonders untersucht wird. Gerade in den letzten Monaten kamen aus der im Bezirke Landshut liegenden Wasenmeisteret Kronwinkl dreimal Schweine nach München, welche bet der Schlachtung als trichinös befunden wurden. Auch bei Schweinen aus der an dem Bezirk Landshut angrenzenden Wasen meistere! Loiching wurde in München Trtchtnosis fest­ gestellt. Ebenso wurde ein von einem Wasenmelster gekauftes Schwein in den letzten Tagen in der Stadt Paffau, die schon längere Zeit die Trichinenschau ein­ geführt hat, trichinös befunden. Hauptverbreiter der Trichinose sind die Ratten. Daher sind die Schweinestallungen auf den Wasenmeistereieu, wo stets viele dieser häßlichen Nager zu finden sind, häufig Trichiuenherde und wenn auch das neuerliche Verbot des Haltens von Schweinen auf Wafenmeisterei-Grundstücken eine gewisse Härte in sich birgt, so ist dies gerechtfertigt durch die große Gefahr für Leib und Leben des Menschen. ────────── Dienstesnachrichten. Erledigter Schuldienst. Die Volksschul­ lehrer-, Mesner- und Organtstenstell: in AlterHofen, k. Distriksschulinspektion Straubing II in Aiterhofen, ist zur Erledigung gekommen. Endtermin für Bewerbungen 18. Juli l. Js. Schuldienst. Ab 16. Juni 1914 wurden versetzt: der Schulverweser Wilhelm Maier von Aigen a. I nach Aiglsbach ; berufen: der Schul Verweser Johann W i e ß n e r von Aiglsbach nach Aigen a. I. Ab 1. Juli 1914 wurden versetzt auf Ansuchen: die Hauptlehrer Max Beck von Zell (Arnstorf) nach Holzktrchen, Johann Bayer von Altenbuch nach Zell (Arnstorf); der Volksschullehrer Franz Kanzlsperger vonAchslachnach Freyung. Ab 1. August 1914 werden versetzt auf Ansuchen: der Volksschullehrer Friedrich Dir schert von Viechtach (Marktschule) nach Oberdiendors, derVolksschullehrer Alfons Rothdauscher von Oberdiendorf auf die 1. Volksschullehrerstelle in Viechtach (Marktschule). Landshut. 2 Juli. —* Das Geburtsfest der Königin wurde programmäßig gestern durch Serenade und Zapfenstreich vor dem' Rathaus einge­ leitet. Heute früh 6 Uhr eröffnete großes Wel­ ken der beiden Militärkapellen bett Festtag. Die staatlichen und städtischen und viele 'Privat­ gebäude haben beflaggt. Vormittags 10 Uhr fanden in der Stadtpfarrkirche Sr. Martin und in der protestantischen Pfarrkirche Fest­ gottesdienste statt, an denen die staatlichen und städtischen Behörden, die beiden Kollegien der Stadt und das Militär teilnahmen. Auch für die Schüler wurden Schulgottesdienste abge­ halten. Mittags von halb 12 bis halb 1 Uhr findet Standparade der beiden Militärkapellen vor dem Rathause statt. —* Ein Armeebefehl ordnet für das hiesige 2. Schwere Reiter-Regiment, dessen In­ haber der in Serajewo ermordete österreichi­ sche Thronfolger war, Regimentstrarrer an. Die Offiziere und oberen Beamten des 2. Schweren Reiterregiments tragen zur Ehrung ihres ver­ ewigten Regimentsinhabers vom Tage der Bei­ setzung ab 14 Tage Trauer (Flor um den lin­ ken Oberarm). Das Regiment führt bis auf weiteres seine Benennung fort. Eine weitere Anordnung über die Beteiligung an den Trau­ erfeierlichkeiten ist gegenstandlos geworden, da von Wien aus die Beteiligung solcher Ab­ ordnungen dankend abgelehnt wurde. —* Luitpoldtag 1914. Das Schulturnund Spielfest fand gestern vormittags auf dem Kleinen Exerzierplätze statt. Nach dem Einzuge der Schüler auf dem Festplatze führten die Klaffen 1 mit 4 Freiübungen und anschließend hieran die Klassen 5 mit 9 Stabübungen vor, die exakt und sauber zur Abwicklung gebracht wurden. Hierauf verteilten sich die Schüler über den Plan und ergötzten sich an Turn­ spielen aller Art, während die Infanteriekapelle konzertierte. Als die Schüler -wieder vereinigt waren, stimmten sie das Festlied von Breu an, worauf Herr Ghmnasialrektor Dr. Hergt an die Schüler eine Ansprache hielt, in der er auf den Stifter des Festes, Weiland Seine Königliche Hoheit Prinzregent Luitpold hinwies, der auch die Preismedaillen für das Fest gestiftet hat. Der Herr Rektor überreichte an das hiesige Gymnasium die bei dem Preis­ wettbewerben errungene kleine Luitpoldme­ daille und schloß seine Rede mit einem Hoch auf den König, das von tausend jugendlichen Kehlen lebhaft aufgenommen, über den Plan hallte. Die Musik intonierte die Königshymne in welche die Anwesenden begeistert einstimm­ ten. Ein Vorbeimarsch der Schüler vor den Ehrengästen, unter denen sich auch Herr Re­ gierungspräsident v. Pracher und Herr Ober­ bürgermeister Marschall befanden, beschloß die Feier. —* Zum Festbesuch wird sich am näch­ sten Sonntag Herr Professor Dr. Kutschera, Privatdozent der Universität München mit 70 Studierenden der Universität hier einfinden und Festspiel und Festzug besichtigen. —* Fremdenverkehr. Vorgestern weil­ ten hier eine größere Anzahl Schüler der tech­ nischen Hochschule in München unter Führung eines Lehrers hier und besichtigten den Rat­ haussaal, die Trausnitz und andere Sehens­ würdigkeiten unserer Stadt. —* Der gestrige Monatmarkt war sehr stark besucht. Auf der hiesigen Bahnstation ge­ langten 52 Waggon Großvieh zur Verfrachtung. —*' Die Ausscheidungskämpfe für die Gaumeisterschaft im Faustballspiele im Turngau Landshnt wurden gestern fortgesetzt. ES kämpften Männerturnverein Landshut I gegen Turn­ verein Landshut I. Erstere Mannschaft siegte mit 127 :128 Bälle. Außerdem traten Turnverein Landshut II gegen Männerturnverein Landshut IU an. Hier siegte die erstere Mannschaft mit 115:109 Bälle. Am letzten Freitag standen sich die II. Mann­ schaften des hiesigen Männerturnvereins und des Turnvereins gegenüber. Hier siegte die Mannschaft des Männerturnvereins mit 129 :120 Bälle. Die Mannschaften des Männerturnvereins haben infolge ihrer Siege über ihre stärksten Rivalen begründete Aussicht auf die Gaumeisterschaft. —* Kgl. Real- und Handelsschule Landshnt. Das Schuljahr 1914/15 beginnt Mittwoch, 16. September 1914. An diesem Tage haben sich die bisherigen Schüler unter Vorlage ihres letzten Jahreszeugnistes, ferner die neuaufgenommenen um 9 Uhr zum Unterricht einzufinden. Die An­ meldung zur Aufnahme in die 1. Klaffe hat für die­ jenigen Knaben, die vor den Ferien geprüft werden sollen, Freitag, 3. Juli von 8—12 Uhr zu erfolgen. Die Prüfung wird am 3. und 4. Juli abgehalten. DaS Ergebnis der Prüfung wird Mittwoch, den 8. Juli, vormittags 11 Uhr, in der Turnhalle be­ kanntgegeben. Jene Knaben, welche erst nach den Ferien geprüft werden sollen, sind Montag, den 14. September von 8-10 Uhr anzumelden. Für diese findet die Prüfung am 14. und 15. September statt. Näheres im Inserat in der gestrigen Nummer. —* In den Kronprinz-Lichtspielen wird zurzeit ein ganz vorzügliches Programm auf­ geführt, von dem besonders hervorzuheben ist, das farbenprächtig kolorierte Drama "Das Todesgeläute", sowie das Gesellschaftsdrama "Die Ehre des Hauses" in 3 Akten. Zwei sehr interessante Naturaufnahmen, "Bilder aus dem Zoologischen Garten von Cincinattl" und die "Schluchten der Walliser Alpen", vervoll­ ständigen das Programm. ────────── Morgen Freitag, abends 8 Uhr, wird die Fest­ spiel-Hauptprobe im Rathaussaal ab­ gehalten. Hiezu werden Eintrittskarten abgegeben zum Preise von 1,50 Mark für Erwachsene und 1 Mark für Schüler und Schülerinnen der Mittel­ und Volksschulen. Sonderzüge. Am nächsten Sonntag, den 5. Juli 3914 verkehren nachstehend aufgeführte Sonderzüge: Borzug Prrsonenzug 1008: Plattling ab 10.59, Landshut an 12.47. ! Vorzug Perfonenzug 995 : Landshut ab 7.20, Plattling an 9.06. Vorzug Schnellzug 126: Landshut ab 8.59, München an 10.10. ────────── Handel und Verkehr. Landshut, 2. Juni. Bei dem gestern hier abgehaltenen Monatsviehmarkt wurden zugetrieben: 730 Ochsen, 35 Stiere, 61 Kühe, 38 Jung­ rinder, 115 Kälberkühe, 63 Kälber, 6 Schweine, 360 Spanferkel, 1 Schafe, — Ziegen und 69 Pferde. Preise: Ochsen 271—660 Mk, Stiere 210—305 Mk., Kühe 234-285 Mk., Kälberkühe265—386Mk., Jungrinder 183-330M!., Pferde 190—700 Mk., Kälber lebend per Pfund 40—50 Pfg., tot 00-00 Pfg., Schweine lebend per Pfd. 40—42 Pfg., tot 56—60 Pfg., Span­ ferkel per Paar 20—40 Mk. Nürnberg, 1. Juli. (Vtehmarkt.) Preise: per 50 Kilogramm Lebendgewicht: Ochsen vollfleifchige 1. Qualität 48—52, (Ausland Lebend­ gewicht 50—53), vollfleifchige 2. Qualität 44—47, (Ausland Lebendgewicht 44—48), fleischige 40—43, (Ausland Lebendgewicht 00—00), mäßig genährte 36—40, (Ausland Lbdgew. 00—00), gering genährte 00—00; Bullen: vollfleifchige 1. Qual. 38—42, 2. Qual. 35—37, mäßig genährte 32—34, (Schlachtgewicht: 1. Qualität 73—75, 2. Qualität 70—72, 3. Qualität 66—00). Lebendgewicht: Kühe und Kalbinnen vollfleifchige 1. Qual. 41—45, 2. Qual. 36—40, ältere ausgemästete 31—35, mäßig genährte 26—30, gering genährte 17—24, gering genährtes Jungvieh 00—00; Schweine (Fettfchweine) über 150 Kg. 00—00, vollfleifchige von 120 bis 150 Kg. 46—50, von 100 bis 120 Kg. 44—50, von 80 bis 100 Kg. 46—50, unter 80 Kg. 00—00, Sauen 00—00, Bratenschweine 00—00, Schlachtgewicht: Fettfchweine über 150 Kg. 00—00, vollfleifchige von 120—150 Kg. 55—59, von 100 bis 120 Kg. 56—60, von 80—100 Kg. 55-62, unter 80 Kg. 00—00, Sauen 00—00, Bratenschweine 00—00. Gefamtzufuhr: Groß­ vieh 701 Stück, darunter aus dem Auslande —, j und zwar Ochsen: 241, Bullen: 63, Kühe: 207, ? Jungrinder: 190, Kälber lebende 56, geschlachtete —, Schweine lebende 2410 geschlachtete —, Schafe und Ziegen: lebende IU, geschlachtete—, Lämmer, Spanferkel und Kitze lebende —, geschlachtete —. Marktverlauf: Ochsen rege, Bullen flau, Kühe und Kalbinnen rege, Schweine flau. \ ────────── Letzte Posten. I7jähriger Mörder. Mitterteich, 2. Juli. Gestern nachts hat der 17 Jahre alte Glasmachergehilfe Reif den gleichaltrigen Glasstrecker Keckeis in der hiesigen Glasfabrik nach einem vorausgegange­ nen Wortwechsel erstochen. Familiendrama. Sommerfeld, 2. Juli. Der Arbeiter Erich Zingelmann ermordete gestern vormit­ tags seine beiden 1- und 3-jährigen Kinder, indem er ihnen die Halsschlagader durchschnitt. Die Kinder wurden von der heimkehrenden Mutter in ihrem Blute schwimmend aufgefun­ den. Der Mörder ist flüchtig. anriet für Nieverdahern. Mit einer Mistgabel lebensgefährlich verletzt, Erding, 2. Juli. Gelegentlich eines Streites hat ein Neffe feinen Onkel, den Oekonomen Schmidbauer von Forrach, mit einer Mistgabel Lebensgefährlich verletzt. Zwischen bei­ den Familien besteht seit längerer Zeit erbit­ terte "Feindschaft. Erstickt. Breisach, 2. Juli. In der vergangenen Nacht brannte die Gasofenfabrik Keller und Pepken bis aus den Grund nieder. Die Feuer­ wehrleute fanden den Besitzer Keller in den Brandruinen erstickt aus. Die Lage in Albanien. Durazzo, 2. Juli. Nach einer bisher noch unbestätigten Meldung soll Prenk Bibdoda bis nach Alessio zurückgewichen sein, dort soll ein Kampf im Gange fein. — Angesichts der schwierigen Lage beschloß die Regierung, den Minister Turturi Muftd nach Italien zu schicken, um mit Essad Pascha in Unterhand­ lungen einzutreten, damit er zu Gunsten des Fürsten interveniere und ihn vor dem vollstän­ digen Ruin bewahre. .Hanssrauenrevolte. Madrid, 2. Juli. Zahlreiche Frauen veranstalteten gestern auf dem Markte eine Kundgebung. Sie forderten eine Herabsetzung des Kartoffelpreises. Die Kartoffelsäcke wur­ den aufgeschnitten und ihr Inhalt tzumhergestreut. Gendarmerie stellte die Ordnung wieder her. ────────── er diesen um Entschuldigung bat. Obwohl Wil­ son zugab, int Unrecht gewesen zu sein, hin­ terläßt der Zwischenfall doch überall den pein­ lichsten Eindruck, da man dem Mitgliede eines großen Klubs mehr sportliche Schulung und Lebensart zugetraut hätte. "Zu spät." Der gestrenge Herr Inspektor tritt unversehens in das kleine Telegraphen­ amt, überwacht den Dienst und beginnt den Telegraphisten zu befragen. Da tickt plötzlich der Morseapparat, und pflichtgetreu eilt der Telegraphist an seinen Posten. Das Tele­ gramm kommt vom Nachbaramt, ein Kollege warnt den Telegraphisten: "Achtung, Inspektor unterwegs, steckt Nase in alles." Allein der Inspektor vermag ohne Mühe aus dem rhythmischen Klopfen des Empfangsapparates die Meldung abzulesen. Lächelnd schiebt er den vor Verlegenheit sprachlosen Telegraphisten beiseite, ergreift den Hebel und telegraphiert zurück: "Zu spät: hat sie schon drin. . ." Humoristisches. D a s Hinderniß. "Ich glaube, der Wieder wäre längst wieder nach Neuwied abgereist, wenn er nur wüßte, was Fahrkarte auf albanisch heißt." KA.:"Spielen Sie irgendein Instrument?" B.: (sarkastisch): "Ja, zu Hause die zweite Violine." Buntes Feuilleton. Das Schicksal eines Fremdenlegionärs. Wie sich der französische Staat um die Ve­ teranen der Fremdenlegion kümmert, erhellt aus der Geschichte eines Ungarn, der, nach­ dem er in Algier, Tonking, und Marokko für Frankreich gefochten und geblutet hatte, als Invalide dem Elend überlassen blieb. Der Mann, namens Andreas Knapp, wurde, nach­ dem er nach siebenjährigem Kriegsdienst im Juni 1912 unter den Mauern von Fez schwer verwundet worden war, schlecht geheilt, mit der Mikitärmedaille als pensionsberechtigter Invalide entlassen. In Wahrheit war das aber eine Entlassung des Mohren, der seine Schuldigkeit getan hat. Der Arme kam nach Paris, wo sein Vater wohnte, und suchte sich Arbeit in Erwartung der Pension, die ihm zugesichert war. Aber die Mühlen der Ver­ waltung mahlen langsam. Er wartete und wartete, und da er von seinem allzu kargen Lohn nicht leben konnte, zudem auch sein Vater erkrankt war, stahl er seinem Arbeitgeber in der Not 1400 Francs und floh nach Belgien. In Contumaciam wurde er von der Straf­ kammer zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Des Abenteuerlebens müde, kehrte er vor einem Jahre nach Frankreich zurück und stellte sich dem Gericht. Er legte gegen das erste Urteil Berufung ein, mit dem Erfolg, daß er jetzt zu zehn Monaten Gefängnis mit bedingtem Strafaufschub verurteilt wurde. Auf seine Pension wartet er aber immer noch vergebens. So lohnt Frankreich seine Legionäre. Was einem Staatsoberhaupt passieren kann. In amerikanischen Sportskreisen erregt ein Zwischenfall, der sich jüngst bei einem Golfmatch auf dem Spielplatz des SuburbanClubs in Washington ereignete, großes Auf­ sehen. Präsident Wilson war gerade damit beschäftigt, seinen Ball vorwärts zu treiben, als ein Spieler, der ihn nicht erkannte, ihm in grober Weise zurief, er solle warten, bis er seinen Schlag ausgeführt habe, da er an der Reihe sei. Wilson, der den Grobian nicht verstanden hatte, spielte trotzdem weiter. In demselben Augenblick flog der Ball seines Geg­ ners haarscharf an seinem Kopf vorbei, sodaß der Präsident nur durch einen Zufall unver­ letzt blieb. Wilson verließ sogleich in gro­ ßer Verstimmung den Sportplatz. Der Zwi­ schenfall wurde bekannt, und nun erst erfuhr der Gegner Wilsons, mit wen er es auf dem Sportplätze zu tun gehabt hatte. Um seine Ungehörigkeiten wieder gut zu machen, richtete er einen Brief an den Präsidenten, in' dem