Gesammelte Artikeltexte des Kurier für Niederbayern, Ausgabe vom 1914-08-05. Unterstützt durch den Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE). Herausgeber: Lehrstuhl für Digital Humanities, Universität Passau (2016). Veröffentlicht unter der Lizenz Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International. Kurier für Niederbayern: Landshuter Tag- und Anzeigenblatt; unabhängige Tageszeitung für Heimat und Volk. Altbayerische Verlagsanstalt Vereinigte Dr. Mühldorf, Betrieb Landshut. 67. Jahrgang Nr. 210, 1914-08-05. Die gescannten Zeitungsbände wurden von der Bayerischen Staatsbibliothek München zur Verfügung gestellt. (https://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=644150540&db=100) Die Zeitungsdoppelseiten wurden mit 300dpi und einer Farbtiefe von 24 Bit gescannt, die resultierende TIFF-Datei binarisiert und als Input für die OCR-Software verwendet. Überschriften, Artikeltexte und Seitenumbrüche wurden kodiert, Absatzumbrüche und Spaltenumbrüche wurden nicht kodiert. Artikelüberschriften wurden korrekturgelesen, Artikeltexte als OCR-Rohausgabe belassen. Das Vorhaben 'Digitalisierung historischer Zeitungen', in dessen Rahmen diese Daten generiert wurden, ist Teil des Projektes 'Deutsch-tschechisches Digital Humanities Labor zur grenzübergreifenden historischen Forschung' (http://www.phil.uni-passau.de/dh/forschung/deutsch-tschechisches-digital-humanities-labor/) der Universität Passau und der Südböhmischen Universität Budweis (CZ)" ──────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────── Kurier für Niederbayern Jahrgang 67 Nummer 210 5. August 1914 ────────── I ungestümem Erscheinen summend vom Grunde | der leeren Tassen, um sich sofort wieder auf den Kuchenrest. zu setzen, der sich aus einem Kristallteller neben Zuckerdose und Sahnekanne verlockend präsentierte. Die Augen der Hausflau irrten gleichgültig über diese Zeichen of­ fenbarer Nachlässigkeit ihres gutgeschulten Dienstpersonals. Sie hatte heute andere Dinge im Kops, und mit unzufliedener Miene warf sie ihren eleganten Sonnenschirm auf einen der Gartenmöbel. In demselben Augen­ blick öffnete sich eine bunte Glastür, die in das Innere der Wohnung führte, und ein jun­ ger, sehr elegant gekleideter Mann, dessen schmales, gelbliches Gesicht große Aehnlichkeit mit dem ihren zeigte, erschien auf der Schwelle. "Ah, Mama! — Schon zurück?" fragte er und musterte mit spöttischen Blicken die ele­ gante Gestalt. "Deiner alterierten Miene nach zu urteilen, muß Dein Besuch bei Herrn von und zu Willmershöh nicht den gewünschten Erfolg gehabt haben. Oder täusche ich mich?" Ohne den wenig achtungsvollen Ton des Sohnes zu beachten, schritt Frau Blanche an ihm vorüber und machte sich sofort daran, die beiden auf die Veranda hinaussehenden Fenster zu schließen. "Komm' in das Zimmer, Richard, und schließe die Tür!" rief sie ihm über die Schul­ ter zu. "Wo ist Papa?" "Auf der Jagd — beim Fischfang — was weiß ich — wo?" zuckte der Gefragte die Ach­ seln. "Ist ein Gewitter im Anzuge, daß Du die ganze Wohnung unter hermetischen Ver-j schluß zu bringen gedenkst?" "Tue keine unnötigen Fragen!" fuhr Frau ®Oriente ihren Sohn gereizt an. "Ich habe mit Dir zu sprechen und wünsche nicht, daß unberufene Horcher unsere Unterhaltung be­ lauschen!" . , I r "Oho! So geheimnisvoll?" lächelte Ri­ chard in malitiöser Weise, streckte sich träge auf die Ottomane und schob die Arme unter den Kopf. "Die Situation beginnt interessant zu werden! Jchsetzte voraus, das Thema unseres Gesprächs wird Dein Besuch im Schloß und die Person des Großmoguls sein,—wie?" Frau Blanche nickte mißmutig, ließ sich in einen der bequemen (Sessel sinken und starrte auf das bunte.Teppichmuster. "Hock er Dich «liebenswürdig empfangen?" fuhr Richard in seinem Examen fort. "Ich werde nicht recht klug aus Dir, Mama, und wenn Du nicht willst, daß ich vor Neugier sterbe, so erzähle endlich!" ____ _ (Fortsetzung folgt.) Von der deutsch-französischen Grenze. Deutschland besetzt Belgien. Berlin, 5. August. Der Reichskanzler hat in seiner Rede in der gestrigen Reichstags­ sitzung erklärt, d (aß die Neutralität Belgiens nicht auftecht erhalten werden könne, sondern daß Deutschland Belgien besetzen werde, oder es schon besetzt habe. Die fünf Milliarden Kriegskosten sind einstimmig vom Hause bewil­ ligt worden. Das Haus hat sich, nachdem die vorliegenden Gesetzentwürfe einstimmig an­ genommen worden waren, bis zum Herbst ver­ tagt. Ueber die Besetzung Belgiens durch Deutschland führte der Reichskanzler von Bethmann-Oollweg in der gestrigen Reichs­ tagssitzung aus: Wir sind in der Notwehr und Not kennt kein Gebot. Unsere Truppen haben Luxemburg besetzt und vielleicht schon belgisches Gebiet betreten. (Bewegung und Bei­ fall im Hause). Dies widerstreitet den Ge-», boten des Völkerrechts. Die französische Re­ gierung hat zwar in Brüssel erklärt, die Neut-i ralität Belgiens respektieren zu wollen, so lange sie von dem Gegner respektiert wird. -Wir wußten aber, daß ein französischer Ein-» fall bevorstand. Frankreich konnte warten. Ein ftanzösischer Einbruch in unsere Flanke am unteren Rhein wäre verhängnisvoll ge-! wesen. So waren wir gezwungen, uns über den Protest der belgischen Regierung hinweg zu setzen. Das Unrecht, das wir damit getan haben, werden wir wieder gut machen, sobald unser militärischer Sieg gesichert ist. Wer so bedrängt ist, wie wir und um seine Existenz kämpft, der darf nur daran denken, wie er sich durchhaut. (Ungeheure Bewegung und stür­ mischer Beifall). "Ah! Soll das eine neue Drohung sein?" "Keine 'Drohung, nur eine Antwort auf Ihre Frage, die Sie, davon bin ich über­ zeugt, nur im Scherz taten! Ich halte Die für viel zu klug, um sich ohne Grund in eine Lage zu bringen, die für Sie unvorteilhaft wäre!" Ein hochmütig-überlegener Zug ging über Frau von Gorlenkos Gesicht. Mit erhöbe?» nein Kops trat sie einen Schritt zurück, maß ihren Gegner mit vernichtenden Blicken und raffte die knisternde, schwer und glänzend über den Steinboden der Veranda rieselnde Schleppe ihrer Robe geschickt zusammen. "Ja, ich bin klug," sagte sie mit eigen­ artiger Betonung. "Sie werden bald Ge­ legenheit haben, meine Klugheit zu bewun­ dern und — zu bedauern, daß Sie, anstatt mich zu Ihrer Freundin zu machen, meine — Mißgunst weckten!" Leichtfüßig wie ein junges Mädchen schlüpfte sie die steinernen Stufen hinunter und verschwand in einem der schattigen Neben­ gänge. In weniger als zehn Minuten hatte sie den Pavillon erreicht. Die Veranda war leer, aus dem runden Tisch im Hintergründe stand noch das Frühftiicksgeschirr, und ein paar große Fliegen erhoben sich bei Frau Blanches ────────── Vom östlichen Kriegsschauplatz. Eine russische Patrouille gefangen. Königsberg, 4. August. Bei Leng­ wethen wurden acht Mann einer russischen Ulanenpatrouille von unserem Ansturm ge­ fangen genommen. Man brachte sie nach Kö­ nigsberg. Wieder ein Flieger heruntergeschossen. Krakau (Galizien), 4 Aug. Hier wurde von den Oesterreichern ein russischer Flieger herunter­ geschossen. Hiezu wird noch gemeldet: Wien, 4. August. Die Neue freie Presse meldet: An der österreichisch—russischenGrenze nordöstlich von Lemberg wurde ein Aeroplan des Systems Sikorsky, mit einem russischen Piloten und einem Begleitsliegerossizier sowie einer Nutzlast von österreichischen Truppen her­ untergeschossen. Die beiden russischen Flie-' ger, welche verletzt wurden, sind gefangen ge­ nommen worden. Russische Borbereitungen gegen Rumänien. Wien, 4. Juli. Das Deutsche Volksblatt meldet: Rumänische Reisende, die aus Bessarabien flohen, berichten von einem vollkom­ menen Aufmärsche der Truppen des gesam­ ten Odessaer Militärbezirkes gegen Rumänien. Eine Masse Truppen steht schon bei Bendery, Galatz gegenüber, andere vor Kischinew in der Richtung auf Jassy. Bei Chilia werden 20 Eisenbahntransporte erwartet. Bei Skunklu steht ein Artillerieregiment. Diese Nachrichten bewirkten in Bukarest verblüffend, umsomehr als noch vorgestern der Zar ein herzliches Tele­ gramm an den König sandte, in dem er diesen gelegentlich des Besuches der Offiziere des 5. Rpstchier-Regiments seiner unwandelbaren Freundschaft versichert. Rumänische Zeitun­ gen erklären, daß dieses Benehmen Rußlands zu Gegenmaßregeln zwingt. Eine rumänische Stimnte gegen Rußland. Bukarest, 4. August. Im Universal wendet sich der Vizepräsident gegen die Kund­ gebungen wider die Monarchie und sagt: Die Manifestanten und Journalisten, welche von Rumänien eine gegen Oesterreich gerichtete Po­ litik verlangen, mögen nicht vergessen, daß die Rufe gegen die Monarchie, Rufe für Ruß­ land sind. Es fragt sich, ob sich die Manife-e stanten über die Folgen dieses Treibens Re­ chenschaft geben wollen. Wenn der österreich­ ungarische Krieg lokalisiert bleibe, seien der-i artige Demonstrationen vielleicht zu verstehen, vom Standpunkte internationaler Korrektheit aber seien sie nicht zu rechtfertigen. Wenn aber ein großer Krieg kommen sollte, möge Rumänien nicht vergessen, wofür Rußland Ser­ bien zu Hilfe eile. Die Ursache sei nicht stabil scher Sentimentalismus, sondern die Vernich­ tung Oesterreich-Ungarns im Sinne des Wor­ tes eines russischen Staatsmannes, daß der Weg zu den Dardanellen über Wien führe. Dieser Weg führt zugleich über Rumäniens Körper. Wenn Rußland mit Rumänien im Bunde siegen würde, würde ihm dieses aus--geliefert sein. Europa werde keine Ursache ha­ ben, ihm beizustehen, wenn Rußland aus Ru­ mänien einige russische Provinzen werde ma­ chen wollen. Wiederholt wollte Rußland Ru­ mänien aufteilen, immer wieder habe sich Oesterreich-Ungarn dem widersetzt, dasselbe Oesterreich-Ungarn, gegen welches heute demon­ striert wird. An der Seite Oesterreich-Ungarns werde die Selbständigkeit Rumäniens auf je­ den Fall unberührt bleiben, ob nun der Drei­ bund siege oder nicht. Die internationale Po-, litis sei nicht mit Gefühlen zu machen. Die Einigkeit Rumäniens sei ohne Unterschied von Parteien die einzige Bürgschaft für die Zu-' kunst des Landes. Es sei in Rumänien auch ein Mann vorhanden, der dieser Auffassung den entsprechenden Ausdruck geben könne. ────────── Der Krieg zwischen Österreich-Ungarn und Serbien. Oesterreich und der serbische Krieg. Peterwardei», 4. August. Hier kann man am besten wahrnehmen, wie vortrefflich die Organisatton der österreichisch-ungarischen Armee ist. Alles klappt aufs beste und der Geist der Truppen ist ein vorzüglicher. Durch Peterwardein passieren zahlreiche verhaftete serbische Reservisten. 8000 serbische Deserteure haben sich hier bereits gemeldet. Sie wurden nach Komorn und Arad gebracht. Unter den Gefangenen befindet sich auch ein serbischer Oberst, der zwei Tage vor Kriegsausbruch sei­ nen Urlaub antrat. ────────── Die Haltung der Slaven Österreich-Ungarns. Tie Polen und der Krieg. Der Dziennik Polski in Lemberg führt in einem "Wir vergessen an nichts" überschrie-; benen Artikel aus: "Wir haben die letzten Er­ eignisse mit ungewöhnlicher Ruhe an uns her­ ankommen lassen und so wird es fort bleiben, weil wir in diesem historischen Augenblick wohl wissen, was wir wollen, und uns darüber klar sind, daß es sich da auch um uns, vielleicht r hauptsächlich um uns, handelt. Es möge Ruß-l land daran erinnert werden, daß wir nichts vergessen haben und nie vergessen werden. Rußland soll es wissen, daß in diesem ernsten Moment unsere Geschichte uns klar vor Augen tritt, daß die Ströme von Blut und Tränen, die über das Land gingen, die Tausende von Galgen, die wie Marterln an den Wegkrenzungen ragten, und jenen in den Wäldern ein­ gebetteten Grabstätten uns heute teurer als je zuvor sind. Von unserer Abrechnung mit Rußland haben wir nichts gestrichen, vieles hingegen in der letzten Zeit hinzugeschrieben." Das Warschauer fortschrittliche Organ Kurjier Perannh schreibt: "Die polnischen Regi­ menter gehören zu den schneidigsten, zähesten und verläßlichsten Truppen der österreichische KNgarisren Armee. Auch außerhalb dieser Re­ gimenter übt die polnische Jugend mit Energie und Begeisterung das Kriegshandwerk. Der österreichische Staat gab seinen polnischen Mite bürgern seit zwei Generationen,nationale Frei­ heit, politische Gleichberechtigung und eine gro­ ße wirtschaftliche Autonomie; es ist daher nicht zu verwundern, wenn die politische Bevölke-, rung diesem Staat loyal und wohlwollend ge­ genübersteht. Für diese Bevölkerung ist ein starkes und einflußreiches Oesterreich notwen­ dig." V Tie Rutheucn gegen Rußland. Das Hauptorgan der ukrainischen Partei, | Tito, bezeichnet den Standpunkt der ukrainif schen Nation folgendermaßen: Unser Stand­ punkt im jetzigen Moment ist klar. Außer der ' Pflicht, die in solchen Momenten ein jeder Bürger des Staates zu erfüllen hat, diktiert uns unser Nationalinteresse angesichts der Zu­ kunft unsere Haltung. Wir wissen, was uns ^erwartet, wenn Rußland sein Ziel. erreichen würde, für das der Thronfolger in Sera 4 jewo durch die Kugel des serbischen Verschwö­ rers gefallen ist. Darüber belehrt uns nicht nur die Lage unseres Volkes in Rußland, son­ dern auch die allzu klaren Stimmen der rus­ sischen Politiker und der russischen Presse, die sich dahin äußern, unsere Nation ganz zu ver­ nichten. In diesem Bewußtsein ist unsere Pflicht der Monarchie gegenüber auch die Pflicht gegen unsere eigene Nation. Indem wir für die Größe und Macht Oesterreichs kämpfen, kämpfen wir gleichzeitig auch - für unser Recht und unser Nationalleben. Auf diesem Standpunkt haben wir immer gesternt den, und werden auch in dem jetzigen Moment fest bleiben, in dem das Interesse der Monar­ chie Opfer von uns verlangt. Tie bosnischen Serben für Oesterreich. Das Blatt Jstina, das Organ der serbi­ schen Nationalpartei, sagt'über die von den Serben in Bosnien zu beobachtende Hal­ tung: In diesen ernsten Tagen ist es erforder­ lich, daß das serbische Volk in Bosnien und der Herzegowina seine Reife beweise. Darum möge jeder gewissenhaft seiner Bürgerpflicht gegenüber dem Kaiser und König und gegen* über dem Staat vollkommen erfüllen. In allen Gauen unseres Heimatlandes mögenRuhe und Ordnung herrschen. Der serbisch-orthodoxe Metropolit von Tuzla, Radonic, erließ an die Geistlichkeit und die Kirchen-Gemeinden eine Zirkularverordnung mit der Aufforderung, al­ ler 'Untertanenpflichten gegenüber Sr. Maje­ stät loyal nachzukommen, allen Verfügungen der Staatsbehörden willig zu gehorchen, in diesem Sinne belehrend auf das Volk einzu-i wirken, die Kirchen, Schulen und Gemeinde- Häuser vor Profanationen durch verdächtige Unterschlüpfe zu schützen und jede verdächtige $ Erscheinung den Behörden anzuzeigen. I (Wettere Nachrichten stehe "L-tzte Posten".) ────────── Tages-Übersicht. Eine hochherzige Spende. Eine Frank­ furter Mühlenfirma hat sich bereit erklärt, dem Magistrat der Stadt Frankfurt a. M- 400 000 bis 600000 Pfnnd Weizenmehl zum Preise von 20 Pfennigen pro Pfund für das Publikum zur Ver­ fügung zu stellen. Da sonst der Preis 30 Pfg. und noch mehr beträgt, könnte durch dieses Vorgehen der Verteuerung dieses Nahrungsmittels entgegengearbeitet werden. Nachdem ein großer Teil des Publikums sich bereits mit Mehl versorgt hat — diese über­ triebene Kauflust hat übrigens zur Preissteigerung beigetragen — dürfte jenes große Quantum zur Versorgung des Privatpubltkums der Stadt Frank­ furt für mehrere Wochen ausreichend sein. Wenn andere Mühlen, was durchaus wünschenswert ist, diesem lobenswerten Beispiel folgen und gleichfalls billiges Mehl bereitstellen, ist für einige Zeit die Mehlkalamität behoben. Später, wenn der erste Sturmandrang überwunden sein wird, dürfte von selbst ein Herabgehen des Mehlpreises eintreten. Eine Fahrigaffaire in Berlin. Bis zu welchem Siedepunkt die nationale Leidenschaft durch den ruflischen Angriff gediehen ist, zeigte eine Revolte, die vorgestern abend im "Prinzehcafö" am Kurfürstendamm ausbrach. Die Besucher des Cafös glaubten infolge eines nicht völlig aufgeklärten Vorfalles, daß von der im Cafö konzertierenden Kapelle die russische Nationalhymne gespielt worden sei. Wie ein elek­ trischer Funke durchslog diese Meinung das dicht besetzte Casö, im Nu sprangen die Gäste auf und wußten ihrer Wut keinen anderen Ausdruck zu geben, als daß sie die Einrichtung demolierte«. Tische wurden aus Fenstern und Türen auf die Straße geworfen und Stühle zerbrochen. Ein Schutzmann klärte später, auf den Trümmern der Einrichtung stehend, das erregte Publikum über seinem Irrtum aus. Die Schweizer Nationalbank in Zürich erhöhte den Diskont auf 6 Prozent. Die dänische Nationalbank in Kopenhagen erhöhte ihren Diskont von 6 auf 7 Prozent. Die Bank von Norwegen erhöht ihren Diskont auf 6'/z Prozent. Das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten von Nordamerika bewilligte 260000 Dollars zur Heimbringung von Amerikanern aus Europa. ────────── bett sich um einen 38 Jahre alten Schriftsetzer/ der seinen Militärpaß in der Tasche trug und heute einrücken muß. Dem Esel kann der "Scherz" teuer zu stehen kommen; an die wohl­ verdienten Münchener Schläge wird er Wohl noch lange denken. Selbstmord. In Augsburg hat sich der Bankier Peschke von der Firma Böckenperger und Franck vom Fenster seiner im 4. Stocke Werk gelegenen Wohnung auf die Straße ge­ stürzt. Er erlag nach kurzer Zeit seinen Ver-l letzungen. Finanzielle Verluste dürften die Ur­ sache der Tat sein. Ertrunken. Aus Augsburg wird gemel­ det: Durch einen tiefbedauerlichen Unglücksfall sind zwei blühende Menschenleben zugrunde gegangen. Seit mehr als 20 Jahren benützen die Knaben der Ferienkolonie Harburg eine be­ stimmte Stelle in der Wörnitz zum Baden. Das Wasser ist dort so seicht, daß es den Knaben höchstens bis zum Gürtel geht. Am letzten Freitag gingen die Kinder wiederum zum Baden unter der Aufsicht ihrer beiden Führer. Hierbei wurde ihnen eingeschärft, über eine gewisse Linie nicht hinauszugehen, da dort das Wasser tiefer wird. Ein Knabe S. beobacht tete bie A Weisung nicht und geriet bald in tieferes Wasser. Ein weiterer Knabe E., ein tüchtiger Schwimmer, suchte ihn zu retten, und es gelang ihm auch, seinen Kameraden zu fas­ sen, bald aber wurde dieser in der Aufregung »unruhig und packte seine Retter am Halse. Dieser mußte hierauf, um sich selbst zu ret-, ten, loslassen.' In diesem Augenblick bemerk­ ten die Führer die Gefahr, einer derselben, Herr Lehrer Lang, sprang sofort in voller Kleidung ins Wasser, um den Knaben zu ret­ ten. Aus bisher noch nicht aufgeklärtem Grunde versank er plötzlich vor den Augen der Umstehenden und ertrank. Auch der Knabe S. war inzwischen ertrunken. Dagegen ge­ lang es den Knaben E., der an einem Weiden-strauch sich noch hatte festklammern können, zu retten dadurch, daß der zweite Führer und ein inzwischen herbeigeeilter Einwohner von Harburg ins Wasser sprangen und ihn dem Elemente entrissen. Die Leiche des Unglücks lichen Knaben S. konnte bisher noch nicht ge­ borgen werden. Dagegen wurde die des Herrn Lehrer Lang am nächsten Morgen aufgefun-^ den. Preistreiber vom Markt vermiesen. Auf dem Viktualienmarkte in Würzburg wurde die prekäre Situation von einzelnen Händlern zu unverschämten Preistreibereien benützt. Da­ durch wurde der Unwille des Publikums erregt und die Gefahr von Lärmszenen, deren Aus­ gang Hei so frequenten Märkten nicht abzusehen ist, heraufbeschworen. Der dortige Magistrat macht deshalb darauf aufmerksam, daß Händ­ ler, die übermäßig hohe Preise fordern, polte zeilicherseits am Marktplatze weggewiesen wer­ den können, um der Gefahr von Unruhen ent­ gegenzuwirken. Tödlicher Unglückssall. (Oberpfalz.) Der verheir. 45 Jahre alte Oekonom Kolltnger von Reinhausen wurde gestern auf freiem Felde, als er mit Erntearbeiten beschäftigt war, von einer Kuh angefallen und an der Brust so stark mit den Hörnern bearbeitet, daß er alsbald eine Leiche war. Auf freiem Felde empfing der Schwerverletzte die hl. Oelung und wurde dann von der Sanitätsabteilung der Freiw. Feuerwehr in seine Wohnung verbracht. Als man Kolltnger vor feinem Haufe aus dem Sani­ tätswagen hob, gab er seinen Geist auf. ' Bon einem Wachtposten erschossen. M ü n ch e n, -4. jAugust. Heute nachts blieb ein älterer unbekannter Mann auf den An-i ruf des Postens Hei per Kaserne des EisenbahnBataillons nicht stehen. Der Posten feuerte hierauf und traf den Mann in die Brust. Der Getroffene war sofort tot. — Dieser bedauer-i liche Unfall muß dem Publikum neuerdings zur/Warnung jbienen, /auf Anruf einer Militär­ person, insbesondere aber der militärischen Posten, sofort Halt zu machen oder sich über­ haupt nicht in die Nähe von militärischen Ge­ bäuden zu bewegen. ────────── stark befestigten "Rastelle" auf abgegrenzte» Markt­ platz die Bewohner von jenseits der Grenze zum Austausch ihrer Waren zusammenfanden. Als die Mtlttärgrenze 1810 an Frankreich abgetreten werden mußte, ließ Napoleon die eigenartiger Einrichtung völlig unversehrt bestehen. Als daun 1813 das Land wieder österreichisch wurde, blieb die Militärkolonie. Die Treue, die die Grenzer in de« an Wirren reichen Jahr 1848 der Krone bewahrten, wurde dadurch belohnt, daß die Grenzer alle Liegen­ schaften, die sie vorher al» Mlttärlehen besessen, nunmehr als freie» Eigentum behielten. Aber mit diesem Höhepunkt der Entwicklung setzte auch schon der Beginn der Auflösung ein. Die Elnsthrung der Allgemeinen Wehrpflicht ln der Donau-Monar­ chie macht« die Ausnahmestellung dieser Grenzsoldaten unmöglich: die Veränderungen in der politische» Lage aus dem Balkan ließen die Mtlttärgrenze als unnütz erscheinen; so bröckelte denn seit 1851 ein Stück nach dem andern ab, und 1881 war big "Entmilitarisierung" der Gebiete» vollendet. ────────── Se. Majestät König Ludwig III. hat folgendes Manifest ausgegeben: An meine Bayern! Deutschland hat den Kampf nach zwei Fronten aufgenommen. Der Druck der Unge­ wißheit ist von uns gewichen, das deutsche Volk weiß, wer seine Gegner sind. In ruhi­ gem Ernst, erfüllt von Gottvertrauen und Zu­ versicht scharen unsere wehrhaften Männer sich um die Fahnen. Es gibt kein Haus, das nicht teil hätte, an diesem frevelhaft uns aufge- , rungenen Krieg. Bewegten Herzens sehen wir unsere Tap­ feren ins Feld ziehen. Der Kampf, der unser Heer erwartet, geht um die heiligsten Güter; an unsere Ehre und Existenz. Gott hat das deutsche Volk in vier Jahrzehnten rastloser Arbeit groß und stark gemacht, er hat unser Friedenswerk sichtbar gesegnet. Er wird mit unserer Sache sein, die gut und gerecht ist. Wie unsere tapferen Soldaten draußen ; vor dem Feinde, so stelle auch zuhause jeder seinen Mann. Wollen wir, jeder nach sei­ ner Kraft, im eigenen Land Helfer sein für die, die hinausgezogen sind, um mit starker Hand den Herd der Väter zu verteidigen! Tue jeder freubig die Pflicht, die sein vaterländisches Empfinden ihn übernehmen heißt! Frauen und Töchter sind dem Land mit tatkräftigem Beispiele vorangegangen. Bayern! Es gilt das Reich zu schützen, das wir in blutigen Kämpfen mit erstritten haben. Wir kennen unsere Soldaten und wis­ sen, was wir von ihrem Mut, ihrer Mannes­ zucht und OpferwiMgkeit zu erwarten haben. Gott segne unser tapferes deutsches Heer, un­ sere machtvolle Flotte und unsere treuen öster­ reichisch-ungarischen Waffenbrüder! Er schütze den Kaiser, unser großes deutsches Vaterland, unser geliebtes Bayern! München, den 4. August 1914. Ludwig. 6t. mm König Ludwig IU. ────────── Allerlei. Famitieudruma. Wegen eines Streites mit ihrem Ehemann versuchte sich die Frau des Tischlers Stern in Berlin mit 2 Töchtern und einem Sohn mit Gas zu vergiften. Als der Mann nach Hause kam, lebten die Frau und der Sohn noch. Stern lief aus Verzweif­ lung davon, um sich das Leben zu nehmen. Ans Kriegs furcht. In Mainaschaff erschoß der Kaufmann Friedrich Münz seine Frau und sich selbst. Beide wurden als Leichen in den Betten aufgefunden. Münz beging die Tat, weil er in den Krieg sollte. Ei« Wucherer. In Lichterfelde bei Berlin verlangte ein Kolontalwarenhäudler von einer ein­ kaufende» Frau die Bezahlung in Gold. Als die Frau erklärte, nichts andere» zu haben als einen Hundertmarkschein, war er mit der Bezahlung nur dann einverstanden, wenn er zehn Mark Zinsen da­ für bekäme. Die Frau ließ sich auch einschüchtern und bezahlte zehn Mark über den Bewag ihres Ein­ kaufe» hinaus. Auf die sofortige Vorstellung de» Ehemannes bet der Polizei erfolgte unverzüglich die polizeiliche Schließung des Ladens. Der Inhaber konnte sich nur mit Mühe vor dem erbitterte» Pubkikum in Sicherhett bringen. ────────── Verdächtige Vorgänge in Niederbayern. Da» Bezirksamt Pfarrkirchen teilt folgendes mit: Die Gendarmeriestation Pfarrkirchen wurde gestern Nacht von der Bahnoerwaltung Pfarrkirchen verständigt, daß Luftschiff (?) von Rosenheim her unterwegs fei. Mannschaften der Gendarmeriestation selbst, die sofort beobachtenden, konnten nichts bemerken. Auf Umfrage behaupteten Leute, Propeller­ rauschen gehört und Ltchterblitzen bemerkt zu haben. Luftschiff, soll in der Richtung nach Vtlshofen weiter fein. Erhebungen über das Zutreffende dieser An­ gabe werden fortgesetzt. Das Generalkommando -des 1. Armeekorps wurde verständigt. Ferner teilt das gleiche Bezirksamt mit: Ver­ dächtiges weißes Auto mit 3 Personen besetzt, 2 Körbe hinten habend, kam von Driftern gegen Pfarrkirchen, wartete auf der Kreuzung Stmbach— Trtftener Distriktsstraße einen Mann ab und ver­ schwand in der Richtung nach Stmbach. Der Mann, der aufstieg, trug Paletot. Von Stmbach werden mehrfache Splonageversuche gemeldet. Bürger in Stmbach haben Schutzwachen organisiert. General­ kommando 1. Armeekorps verständigt. ^ Landshut, 5. August. —* Ueber Erfatzreservepfltcht und Landsturm scheint nach vielen Anfragen zu schließen, im Publikum Unklarheit zu bestehen. Von der Ersatzreservepflicht handelt § 13 der Wehrordnung. Die Ersatzreserve wird etnberusen zu den Ersatz­ truppenteilen, dort in Rekrutendepots formiert, aus­ gebildet und als Ersatz für die Abgänge in» Feld nachgeschickt. Geübte Ersatzreservlsten sind zu be­ handeln wie ausgebildete Mannschaften de» Beur­ laubtenstandes. Die Angehörigen der Ersatzreserve haben ihren Stellungsorders bereits in Händen. — Der Landsturm (Wehrordnung § 20) zerfällt in ein 1. und 2. Aufgebot. Zum ersten Aufgebot gehören die Landsturmpfltchtigen bi» zum 31. März desjenigen Kalenderjahres, In dem sie ihr 39. Lebensjahr voll­ enden. Von da an bis zum 45. Lebensjahr ge­ hören sie zum zweiten Aufgebot. —* Ein guterRat für Ausrückende! Ein Kriegsveteran von 1870/71 legt feinen Waffen­ brüdern, die zu den Fahne» einberufen werden, dringend an» Herz, sich auf alle Fälle Schuhzeug von allersoltdestem Material anzuschaffen. Wollene Leibbinden werden bei längerem Aufenthalt im Felde gut tun. Im Feldzug 1870/71 litt ein großer Teil des Heere» mangels solcher Binden an Unterleibserkältungen, die sich noch lange hinaus fühlbar machten. Sehr praktisch hat sich auch Gleltpuloer erwiesen, das das Anziehen nasser Stiefel erleichtert. — ,ObachtvufFEieger innd Autos! Anschläge auf Bahnkörper, Brücken und Draht­ leitungen. Aus verschiedenen Gegenden Deutschlands wird gemeldet, daß zur Verhin­ derung und Störung des strategischen Aufmar­ sches im Innern Deutschlands Serben, Russen lund Franzosen unter Benützung von Fliegern und Autos häufig auch unter Verkleidung (in harmloser Bürger- und Frauenkleidung und in deutscher Uniform) am Werke sind und be­ sonders aus Brücken, Bahnkörper und Draht­ leitungen (nicht nur durch Zerstörung dersel­ ben, sondern auch auf Aushorchung von Ge­ sprächen durch Anbringung von Anschlußlei­ tungen an den Leitungsmasten und sogar durch Einsteigung und Einmietung in Privat- und Staatsgebäüde, auf denen sich Telephonständer befinden) Anschläge verüben. Es ist deshalb große Vorsicht und Wachsamkeit für solche Feinde schlimmster Sorte geboten und wird das Publikum nicht nur in der Stadt, sondern be­ sonders auf dem Lande hier mitzuhelfen haben, um dieselben abzuwehren und dadurch großen Schaden zu verhüten. Alle verdächtige Be-' vbachtungen sind nicht nur sofort der näch­ sten Militär-, Polizei- oder Gendarmeriesta­ tion zu melden, sondern sind die Verdächtigen auch sofort festzunehmen und soll bei der Fest­ nahme verhindert werden, daß Papiere, Kür­ ten und Photographien u. s. w. nicht Vernichs tet werden. Bezgl. der Flieger ist noch zu sagen, daß zur Zeit deutsche Flieger nicht im Lande sind, so daß also jeder Flieger als Feind anzusehen und tunlichst zu verfolgen ist. Nie­ dergehende Flieger sind sofort festzunehmen Und das Flugzeug bis zur Ankunft der Poli-j Sei oder Gendarmerie zu bewachen. —* Gerüchte aller Art durchschwir­ ren zur Zeit auch unsere Stadt. Der eine weiß von erschossenen Spionen zu erzählen, der an­ dere kennt ein Attentat, auf die Wasserleitung, das noch knapp verhindert werden konnte usw. Alles Tatetarennachrichten, die aus momen­ tanen Erregung geboren wurden, die zur Zeit das Volk durchzittert. Von einer Seite wurde gestern auch das Gerücht verbreitet, daß Jtatoiten nicht bündnis-treu sei, sondern neutral bleibe. Erregt wurde dies besprochen. Die Meldung besagte jedoch, nur, daß der deutsche Botschafter dem italienischen Minister des Aeußern amtlich mitgeteilt habe, daß Deutschland und Rußland sich im Kriegszu­ stand befinden. Marchese di San Giuliano nahm von der Mitteilung Kenntnis und er­ klärte, daß Italien gemäß dem Geiste und dem Wortlaut (des Dreibundvertrages Neutalitär be­ obachten werde. Diese Haltung ist vollkom­ men korrekt. Nun muß erst die a m t l i ch e Be-, nachrichtigung folgen, daß wir auch von Frank­ reich angegriffen worden seien. Dann erst ist für Italien der Bündnisfall gegeben und man zweifelt an Berliner amtlichen Stellen richt, daß Italien seiner Dreibundspflicht nachkom-! men werde, umsomehr als Italien besonders in der letzten Zeit wiederholt auf seine Bünd­ nistreue hingewiesen hat. Von Interesse hie­ bei ist hie (Stellung Italiens (int Dreibund. Seit 1883 besteht, wie bekannt, zwischen Deutsch-, land, Oesterreich und Italien ein Defensiv-» bund, der Dreibund. Während nun das Bündnis zwischen Deutschland und Oesterreich immer von 12 zu 12 Jahren läuft und ge­ genwärtig bis 1926 Kraft hat, da^es 1914 wieder erneuert ist, werden die Bündnisse Deutschlands und Oesterreichs mit Italien immer nur von 6 zu 6 Jahren mit einjähriger Kündigungsfrist verlängert. Sie waren das vorige Mül bis zum 8. Juni 1908 befristet und hätten am 8. Juni »1914 gekündigt wer­ den können, was nicht geschehen ist, so daß sie jetzt noch zu Recht bestehen. Bezüglich des Inhaltes der Dreibundverträge ist folgendes zu sagen. Während sich. in dem am 7. Okt. 1879 geschlossenen deutsch-österreichischen Ver­ trage beide Staaten bei einem Angriffe Ruß» lands zu gegenseitigem Beistände und bei einem Angriff von Seiten einer anderen Wacht zu wohlwollender Neutralität verpflichten, si­ chern sich in dem deutsch-italienischen Vertrage die Konträhenten Beistand gegen einen Angriff Frankreichs zu. In dem österreichisch-italie­ nischen Vertrage verpflichten sich beide zu wohlwollender Neutralität, falls Oesterreich von Rußland oder Italien von Frankreich an­ gegriffen werden sollte. Es ist zu bemerken, daß die Verträge mit Italien im Gegensatz zu dem deutsch-österreichischen niemals ver­ öffentlicht worden sind; man kennt sie aus nichtoffiziellen Mitteilungen. Da es im ur­ eigensten Interesse Italiens liegt, das vor al­ lem durch den Dreibund zur Großmacht ge­ worden ist, diesem die Treue zu wahren, ist absolut kein Grund zu irgend einer Beunruhi­ gung vorhanden- Italien wird mit uns täm= psen in seinem eigenen Interesse. —* Volk»justtz. Henle früh kam es auf dem Viktualienmarkte zu einem Akt der Volkrjusttz. Eine gut gekleidete Bäuerin wollte sich die Krtegsteiurung zu Nutze machen und verlangte für 10 Stück Eter 1 Mark, während die übrigen 15 Eier um eine Mark feilboten. Das entrüstete Publikum stürzte den ganzen Korb um und zertrat die Eter. Die Bäuerin mußte noch froh sein, daß sie ohne Prügel entkam. Eine derartige schnelle Justiz wird das beste Heil­ mittel für die Lebensmittelverteurer fein. —* Zur Unterstützung von Hinterblie­ benen der in Felde gefallenen Mtglteder hat der Verteranen und Krieger Verein Landshut eine Summe von 500 Mk. vorgesehen. —* Autoverkehr. Nach offiziell erhaltener Mitteilung sind fremde Autos mit feindlichen Offi­ zieren und mit Geld, für Rußland bestimmt, unter­ wegs und versuchen durch Deutschland nach Rußland zu kommen, nachdem sie an den Grenzen wiederholt abgewiesen. Die Jnsaflen find zum Teil verkleidet als Militär, Frauen etc. Es ist Wachsamkeit ge« boten und soll jede» verdächtige Auto von Polizeiund Gendarmeriestattoneu angehalten werden. Das Puhlünm wird deshalb dringend ersucht die Anwesen­ heit solcher verdächtiger Auto» der nächsten Polizei« und Gendarmeriestatton mitzuteilen. Da nun sämt­ liche Autos angehalten werden dürfen, wird jeder Autofahrer (Chauffeur und Insasse) gut tun sich ausreichende Legttimatton mitzunehmen. —* Einschränkung mußte der Päckerei­ betrieb finden. Wie die Bäckerzwangsinnung be­ kannt gegeben hat, sieht sie sich genötigt, infolge Einberufung von */, Arbeitskräften so lange, bi» einigermaßen Ersatz gefunden wird, jene Gebäck»sotten, die viele Handarbeit verursachen, in Wegfall kommen zu lassen. Es find dies: Gewirkte Kaiser­ semmel, Hörndl, Salzstängerl, elngeschuitteue Semmel und lange Mtlchsemmel. Die andern Gebäcksorte» werden in hinreichender Weise erzeugt. —* Ein- und Auszahlungen der hiesigen Großbanken. Wie wir von best unterrichteter Seite erfahren, bleibt der Geldver­ kehr der hiesigen Großbanken, (Reichsbank, L Ftltalbank, Hypotheken u. Wechselbank, Bay. Vereinßbank) in vollem Umfange anstecht erhallen. Weder da» Ein- noch das Auszahlungsgeschäft erleide» irgend eine Veränderung. Wir «erden ersucht, die» zur Beruhigung der Bevölkerung bekannt zu geben. —* Die Freiw. Sanität»kolonne vom Roten Kreuz erließ einen Auftuf, daß alle unbescholtenen Deutschen, die nicht in einem Mtlttärverhältnis stehen, aber dem Vaterlande unter dem Zeichen des Roten Kreuzes dienen wollen, sich zum Eintritt in die Sanität-kolonne Land-Hut melden können. Landsturmpfltchtige werden milttärifcherfett» nicht etugezo^n, wenn sie bet einer Sanitätskolonue de» Roten Kreuze» dienen. Anmeldungen werde» bei der Kolonnenführung, Neustadt 515, entgegen­ genommen. In dem Aufrufe heißt es: In dem bevorstehenden schweren, dem deutschen Vokk« aufgezwungeueu Entscheidungskampf ist es Pflicht jede» Deutsche», der nicht mit der Waffe zu dienen hat, seine Kräfte ln einer anderen Weise für das Vater­ land einzusetzen. Daher möge jeder, der dazu in der Lage ist, der Frei«. Sanitätskolonne beitreten. Namentlich werden alle diejenigen, welche bereit» einer Sanitätskolonue angehört haben und au» einem nicht unehrenhaften Grunde ausgeschieden waren, dringend aufgefordert, sich neuerdings zum Dienst in der Kolonne zu melden. Vor allem gern gesehen wird die Anmeldung ausgebildeter Krankenpfleger und solcher Freiwilliger, die sich als Krankenpfleger aus­ bilde» lassen wollen. Auch Freiwillige, die nur für die Kriegsdauer dienen wollen, werden angenommen. —*Zu«enduugvo»Vereinsgeldern an das Rote Kreuz. Die Landshuter Lieder­ tafel hat auf Antrag ihres Vorstands, k. Regierungs­ rat Dr. Hunde wer, einstimmig folgenden Be­ schluß gefaßt: "3Rtt Rücksicht auf den dem deutsche» Vaterlande aufgenötigten Krieg, ist das Programm für 1914/15 in einfacher doch würdiger Wnfe 'durch­ zuführen. Die hiedurch erzielten Ersparnisse seien zu Gunsten unserer auf dem Felde der Ehre kämpfenden Mttbrüder zu verwenden. In Befolgung dieses Be­ schlusses wird zunächst der Betrag von 1000 Mark dem «Roten Kreuz" sofort zur Verfügung gestellt." —* Wehrkraft und Ernte. Diehiefige Wehrkraftjugend und ihre Führer, welche nicht mili­ tärpflichtig sind, werden ersucht, sich heute abend 7 Uhr feldmarschmäßig ausgerüstet auf dem Spielplatz beim Musikpavillon (Kindergarten) etnzusinden zur Bildung von Abteilungen zum Ausmarsche zu den' Ernte­ arbeiten. —* Preußisch-SüddeutscheKlassenlotterte. Die planmäßig für den 14. und 15. Autzust festgesetzte Ziehung der zweiten Klasse der fünften preußisch-süddeutschen Klaffenlotterie wird bi» auf weiteres verschoben. Der Beginn dieser Ziehung wird seinerzeit bekannt gegeben. —* Frecher Bettler. Gestern Nachmittag bettelte ein Durchressender in der unteren Altstadt von Haus zu Hau», wobei er sich in frechster Weif« benahm und alle diejenigen, welche ihn nach feiner Anschauung zu wenig spendeten, mit Kosename» belegte. Er wurde durch die Schutzmannschaft fest­ genommen. ────────── Letzte Posten. Ein deutscher Sieg! Königsberg, 5. August. Tie deutschen Truppen huben Kibarty gestürmt. Tie 9tufa sen gingen unter Zurücklassung von Gesan-; genen nach Osten zurück. Tie eigenen Ver- lüfte sind gering. England erklärt den Krieg. Berlin, 4. August. (Abends 10 Uhr 30). Kurz nach 7 Uhr erschien der englische 'Bot*' schastcr Sir Edward Goschen aus dem Aus-« würtigen Amte, um den Krieg zu erklären und seine Pässe zu fordern. Abbruchs der diplomatischen Beziehungen. Tas K. daher. Staatsministerinm des Acntzern teilt mit: Dem französischen Gesandten in München sind gestern abends sechs Uhr die Pässe zugestellt worden. Italien macht mobil. Mailand, 4. August. Nach einer Mit-» teilung der Zeitung "Corriere d'Jtalia" hat das italienische Kriegsministerium weitgehende Verfügungen getroffen, um die Mobilisierung der italienischen Armee durchzuführen. Beschlagnahme russischer Gelder. Berlin, 4. August. Bei den hiesigen Großbanken sind die dem russischen Staate zu-> stehenden Guthaben als Eigentum einer frem-> den Macht mit Beschlag belegt worden. Ein russischer Borstotz abgewiesen. Berlin, 4. August. Teile der Besatzung von Memöl haben gestern einen Vorstoß feind­ licher Grenzwachen aus der Richtung Krotq tingen abgewiesen. Uebernahme des Schutzes der Franzosen nnd Russen in Oesterreich. Wien, 4. August. Wie die "Neue freie Presse" meldet, übernahm die amerikanische Botschaft in Wien den Schutz der französischen Untertanen und die spanische Botschaft den Schutz der russischen. - - Tie Neutralität der Niederlande wird rcspcktiert. Haag, 4. August. Der deutsche Gesandte gab die positive Versicherung ab, Deutschland werde an die Niederlande kein Ultimatum stel­ len, und die niederländische Neutralität respek­ tieren, vorausgesetzt, daß diese von den Nieder­ landen auf das genaueste beobachtet wird. Tänemark bleibt neutral. Kopenhagen, 5. August. Die dänische Regierung beschloß die Neutralität während der Kriege Deutschlands mit Rußland und Frankreich. Rumänien erklärt seine Neutralität. Bukarest, 5. August. Extrablättern zu­ folge beschloß der gestrige Kronrat in Sinania die Neutralität Rumäniens. Tic Tardanellen und der Bosporus gesperrt. K o n st a n t i n o p e l, 5. August. Die Re­ gierung teilte offiziell mit, daß sie, um die Neutralität der Türkei strickte wahren zu kön­ nen, die Dardanellen und den Bosporus für fremde Schiffe geschlossen habe. ────────── Mitteln zur Vornahme aller notwendig er=4 scheinenden Maßnahmen bereit gestellt. Die angekauften jVorräte sollen zu mäßigen Preisen im Kleinen verkauft werden an die Kreise des Mittelstandes und die gering Bemittelten. Die bereits begonnenen städtischen Bauten und Un­ ternehmungen der Stadtgemeinde werden fort­ geführt. Königsberg, 4. August. Die Stadt-, verordneten genehmigten gestern fünf Millio­ nen zur Deckung wechselmässiger Verpflichtung gen infolge der anläßlich der Mobilmachung bisher getroffenen Maßnahmen und zur Ver­ sorgung der Stadt mit Lebensmitteln, sowie für die sonstigen noch weiter zu treffenden Maßnahmen. Verhafteter Journalist. Hanau, 4. Aug. In Steinau bei Hanau wurde der russische Journalist Nikolaus Melntkow, der Berliner Vertreter der russischen Zeitung "Nowoje Wremja", ein berüchtigter Deutschenhasser, dessen unter dem Namen "Ssibirja!" — Der Sibirier — erscheinenden Hetz- und Lügenartikel viel Schaden gestiftet haben, wegen Spkonageverdackts verhaftet. Er soll sich durch photographische Ausnahmen der Spionage schuldig gemacht haben. Moratorium in Frankreich. Paris, 4. Aug. Der Finanzmintster ver­ fügte ein Moratorium für Konto-Korrent und Lom­ barddarlehen bis zum 31. August. Die Depositengläubiger sollen höchstens 250 Francs zuzüglich 5 Prozent von dem Reste ihres Guthabens erheben dürfen. Spende für das Rote Kreuz. Nürnberg, 4. August. Der Jndustrieund Kulturverein Nürnberg hat dem bayer. Landeskomitee für freiwillige Krankenpflege im Kriege den Betrag von 5000 Mark überwiesen.