Gesammelte Artikeltexte des Kurier für Niederbayern, Ausgabe vom 1915-10-06. Unterstützt durch den Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE). Herausgeber: Lehrstuhl für Digital Humanities, Universität Passau (2016). Veröffentlicht unter der Lizenz Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International. Kurier für Niederbayern: Landshuter Tag- und Anzeigenblatt; unabhängige Tageszeitung für Heimat und Volk. Altbayerische Verlagsanstalt Vereinigte Dr. Mühldorf, Betrieb Landshut. 68. Jahrgang Nr. 272, 1915-10-06. Die gescannten Zeitungsbände wurden von der Bayerischen Staatsbibliothek München zur Verfügung gestellt. (https://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=644150540&db=100) Die Zeitungsdoppelseiten wurden mit 300dpi und einer Farbtiefe von 24 Bit gescannt, die resultierende TIFF-Datei binarisiert und als Input für die OCR-Software verwendet. Überschriften, Artikeltexte und Seitenumbrüche wurden kodiert, Absatzumbrüche und Spaltenumbrüche wurden nicht kodiert. Artikelüberschriften wurden korrekturgelesen, Artikeltexte als OCR-Rohausgabe belassen. Das Vorhaben 'Digitalisierung historischer Zeitungen', in dessen Rahmen diese Daten generiert wurden, ist Teil des Projektes 'Deutsch-tschechisches Digital Humanities Labor zur grenzübergreifenden historischen Forschung' (http://www.phil.uni-passau.de/dh/forschung/deutsch-tschechisches-digital-humanities-labor/) der Universität Passau und der Südböhmischen Universität Budweis (CZ)" ──────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────── Kurier für Niederbayern Jahrgang 68 Nummer 272 6. Oktober 1915 ────────── den Italienern, die nicht ohne tieferen Grund Mit von der Partie sind, Albanien in die Hänide spielen würde. 'Griechenland hat sich jetzt Au entscheiden, ob es das Schicksal der Tra­ banten des Dreiverbandes, Belgiens, Serbiens und Italiens, teilen will, ohne damit noch eine Wendung in diesem Weltkriege herbei­ führen zu können. Denn wen selbst die Eng­ länder, Franzosen und Italiener, nachdem sie die Dardanellenaktion als gescheitert erkannt haben, durch griechisches Gebiet brechen wür­ den, so würden sie auf diesem Wege nicht nur auf die 'tapfere Bulgarenarmee stoßen, nicht nur auf die Türken, die an den Dardanellen gezeigt haben, daß sie ihren Plann stehen, sondern es sind noch ganz andere Hilfstpuplpen bereit und marschfertig für die Wacht im Südosten Europas. In Griechenland erklärte der König dem Ministerpräsidenten Venizelos, daß er dessen Politik nicht bis zum Ende folgen könne, Worauf Venizelos seine -Entlassung verlangte. Das russische Ultimatum, das gestern abends abgelaufen ist, blieb von Bulgarien unbeant­ wortet. Die Russen sollen bereits den bul­ garischen Hafen Warna beschießen. Die Landung in Salonichi und die Hilfe für Serbien ist eine außerordentlich- günstige Gelegenheit, um Mit Anstand sich- aus der DardanellenklemMe -zu ziehen. Es ist nicht zu verwundern, daß General Hamilton, der aus der Dardanellenhölle komMt, das Klima von Salonichi himmlisch findet. ────────── Bericht des deutschen Hauptquartiers. WTB. Berlin, 5. Oktober. Mittags. (Großes Hauptquartier). ; ────────── Westlicher Kriegsschauplatz. Englische Handgranatenangriffe auf das Werk nördlich Loos wurden wieder abgewie­ sen. Bei den vorgeblichen Angriffen auf die­ ses Werk haben die Engländer außer den son­ stigen » sehr beträchtlichen Verlusten an Toten und Verwundeten über 80 Gefangene und 2 Minenwerfer in unserer Hand gelassen. Das von den Franzosen an der Höhe nordwestlich Givenchh besetzte Grabenstück ist gestern zurückerobert. 4 französische Maschinengewehre wurden da­ bei erbeutet. In der Champagne lag starkes feindlich-es Artilleriefeuer auf der Stellung nordwestlich! von Souain, wo auch Angriffsabsichten bei dem Feinde erkennbar waren. Unser Artillerieseuer verhinderte ein feindliches Vorgehen. Bei Vauquois kamen wir mit Minen­ sprengungen dem Feinde zuvor. Zahlreiche feindliche Minenstollen wurden abgequetscht. Feindliche Flieger bchvarfen den Ort Biache- St. Vaast, nördlich Arras, mit Bomsben. Ein Einlwohner wurde getötet. Sonst enfftand kein Schaden. ────────── Oestlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des Geueralfelbmärschalls von Hindenburg. Nach ihren Niederlagen am 3. Oktober haben die Russen gestern die Angriffe gegen unsere Stellungen nur mit schwachen Abteilungenr wiederholt. Sie wurden abgewiesen. Bei den anderen Heeresgruppen hat sich nichts ereignet. * Russische Patrouillen tragen, wie einwandfvei festgestellt ist, zur Täuschung unserer Truppten deutsche Helme. Es ist selbstverständ­ lich, daß solche russische Militärpersonen, wenn sie in unsere Hände fallen, nach dem Kriegs­ recht b Handelt werden. Oberste Heeresleitung ────────── Bericht unserer Verbündeten. WTB. Wien, 5. Oktober, mittags. — Amtlich wird gemeldet: Russischer Kriegsscharrplat; Nichts Neues. Italienischer Kriegsschauplatz. Die Lage an der ^Südwestfront ist un­ verändert. Auf den Hochflächen von Vielgereuth und Laffaun hat der Feind seine An­ griffe wicht erneut. J 1 * Südöstlicher Kriegsschauplatz: Unsre Truppen unternahmen von der Drinagrenze aus Streifungen auf serbisches Gebiet. Es wurden Gefangene eingebracht/ Sonst keine besonderen Ereignisse. Ter stellvertretende Chef des Generalstabes: v. H o e s e r, Feldmarschalleutnant. ────────── Vom oestlichen Kriegsschauplatz. Tie Kämpfe uni Dünaburg. I t Kopen Hagen, 5. Oktober. In einem 1 KomMenttar des offiziösen Petersburger Telegraphembüros zu den -Kämpfen der letzten Tage nun Dünaburg heißt es, daß die Deut­ schen von: Westen aus sich der Festung bis auf 10 Werst genähert haben. Die Kämpfe süd­ lich der Bahnstrecke Wilijka—Polozk hätten dem russischen Heere bei Dünaburg eine ge­ wisse Erleichterung gebracht. . Pfarrhof uflroL 11000 Mk.; Oberalleich,, BA. Bogen: Instandsetzung der kath. Pfarrkirche 10 400 Mk. Im Etat des Finanzwsiuisteriums be­ findet sich> nur ein Betrag von 26 000 Mk. für Umbau und Instandsetzung des Amtsge­ richts- und Gefängnisgebäudes in Vilshofen. Im Forstetat sind für den Neubau eines Dienstanwesens für den K. Forstamtsassessov von Appersdorf, K. Forstamts Münchsimünster, in Siegenburg 36 000 Mk. vorgesehen. Int Bergwerksetat sind 5000 Mk. für Erbauung einer Hütte für verwitterte Erze in Boden­ mais enthalten. —* Neues Weißkraut war heute in größeren Mengen angefahren. Der Preis betrug 14—15 Mark für 100 Köpfe. —* Ihre Schlußübung und zugleich Nachtübung hält am nächsten Samstag abends halb 8 Uhr die hiesige Frelw. Feuerwehr ab. ────────── Letzte Posten. Reichelos Rücktritt. Paris, 6. Okt. Die "Agenee Havas" erfährt aus Athen, Satz Ministerpräsident Benizelos gestern vom König empfangen wurde, Ser ihm erklärte er könne Ser Politik Ses gegenwärtige» Kabinetts nicht bis zu Ende folge». Benizelos hat Sem König sein Abschiedsgesuch eingereicht. Befchsteßang von Warna? Köln, 6. Oktober. Der "Köln. Ztg." zu­ folge berichtet die "Tribuna" aus Salonich, daß glro'ei russische Geschwader den bulgarischen Hafen von Warna unter Feuer halten. Teutsche Unterseeboote im Mittcltwccr. Köln, 6. Oktober. Die "Köln. Ztg." mel­ det aus Madrid: Das Blatt Barer Espaniola glaubt aus zuverlässiger Quelle zu wissen, daß eines der ,im Mittelmleer weilenden deut­ schen U-Boote vor einigen Tagen am Eingang der Meerenge von Gibraltar einen englischen Truppentransporrdampfer torpediert und ver­ senkt habe, !was englischerseits sorgsam geheims gehalten wird. Eine später aus Tanger ein­ getroffene Meldung, daß an dieser Küste meh­ rere Leichen englischer Soldaten, die "ange­ schwemmt wurden, beerdigt worden seien, be­ stätigt diese Meldung. Die Abfahrt von 6 Truppentransporten in Gibraltar soll einst­ weilen aufgeschoben worden fein. Ein englischer 7000 Tonnen- Dampfer unter­ gegangen. Amsterdam, 5. Oktober. Nach einer Reutermeldung ist der englische Dämpfer Higland Varrior bei Cape Prior an der Nordwiesh; küste von Spanien gefunken. Es ist nicht aus­ geschlossen, daß der Dampfer von einem! deut­ schen U-Boot versenkt worden ist. (Z.) ────────── iterie am 13. unter so heftigem« und gutgeztebtem Artilleriefeuer stand, daß, ihr Führer seine Mannschaft in Deckung untertreten lassen muß­ te, wurden Stimmen laut, in einem nahen Ge­ strüpp seien noch zwei Verwundete liegen ge­ blieben. Sofort erboten ^sich Zahn und Hol­ hut zur Bergung ihrer Kameraden, liefen mit größter Todesverachtung mitten itn das Gra­ natfeuer hinein und schleppten die Verwunde­ ten zurück. Auch, als am Abende die erdrücken­ de Wucht des französischen Granat- .und KleingckwehrfeuerS die Geschütze um einige hundert Meter zu verschieben zwang, taten sich beide Kanoniere abermals durch ihre beherzte and rührige Mitarbeit hervor, wie sie nicht min­ der in den ferneren Kämpfen miit ihren vor­ züglichen Leistungen der übrigen Mannschaft ein Vorbild der Tapferkeit gäben. Zahn, der bereits das .Eiserne Kreuz- frug, erhielt ebenso wie Holhut die Goldene Medaille. Das 4. Geschütz der 3. Datierte 10. Feld­ artillerie-Regiments war ebendapchls am Ran­ de des A.-,Waldes zur Nahabwehr so in einen Schützengraben eingebaut, daß im Falle der Not eine rasche Zurücknahme ausgeschlossen erschien. Als es am 4. und 6. April den Franzosen gelang, einen bis in seine uumittehbare Nähe reichenden Teil unserer .Stellungen svegzunehmen, ließ sich befürchten, auch .das fragliche Grabenstück und damit das .Geschütz selbst möchten in Feindeshand fallen. Da bei der Feuervorbereitung eines feindlichen An­ griffs am 6. die Bedienung des Geschützes teils verwundet, teils verschüttet wurde, muß­ te man für Ersatz,Mannschaft sorgen, .um das Gesch.ütz bis zum Aeußersten zu verteidigen und schlimmsten Falls durch Entfernung Von Verschluß ^nd Richtmitteln unbrauchbar zu machen. Obwohl die Zugangswege und der Standort des Stückes unausgesetzt unter heftig­ stem französischen Feuer 'lägen, mi^bete sich Kanonier der Reserve Adam Wärter, ein schlichter Bauer aus Röttenbach, B.-A.. Höchstadt a. A., aber ein hervorragend tapferer und pflichttreuer, bereits mit deM Eisernen Kreuz und dem Militär-Verdienstkreuz aus­ gezeichneter Mann, der am '28. September mit größter Selbstaufopferung 'seinen gefallenen Batrerreführer unter einem Eisenhagel' aus der Stellung getragen hatte, freiwillig zur neuen Bedienung ünd hielt bet ihr vom Abende des 6. bis zum 13. April aus. Wenn auch! während dieser Zeit kein feindlicher An­ griff mehr erfolgte, lag der Graben doch! stän­ dig unter äusgtebigstem Geschützfeuer und trotz einer so ungemein gefährdeten Lage Machte sich Wärter neben seinem Dienst aM Geschütze vielfach durch Einweisung der mit dem.Ge­ lände noch nicht vertrauten.Znfanterteablösungen oder durch Meldungen Wer seine Be­ obachtungen beim Feinde nützlich, wobei seine Unerschrockenheit und Rührigkeit den besten Einfluß ttiif die StimMungder Grabenbesatzung übte. Als am 12. April ein Volltreffer den Geschützstand verschüttete, ging Wärter, ohne auf 'bie feindlichen Handgranaten zu achten, sofort an die Ausbesserung der Schäden und ließ sich auch durch eine Verletzung am Knie nicht in seiner Arbeit stören. Erst am nächsten Tage suchte er nach seiner Ablösung ärztliche Hilfe auf. Die Goldene Medaille war der Lohn des wackeren Landmanns. ────────── Handel und Verkehr. Landau a. Js., 1. Oktober. (Monatsviehmarkt.) Zutrieb: Großviehmarkt mittel­ mäßig, Spanferkelmorkt sehr gut. Preise: Ochsen 420 bis 946 JC, Stiere 286 bis 649 JC, Kühe 230 bis 392 JC, Pferde — bis — JC, Span­ ferkel 40 bis 65 JC- Handel mit Großvieh etwas stau. ────────── Literarisches. "Der Bortrupp", Halbmonatsschrift für das Deutschtum unserer Zeit. Herausgegeben von Dr. jur. Hermann M. Poprrt, Hamburg, und Kapitänleutnant a. D. Hans Paafche, Berlin. Ver­ antwortlicher Schriftleiter: Dr. phil. R. Kraut, Ham­ burg. Verlag von Alfred Janssen, Hamburg. Preis: Jährlich 5 Mark, vierteljährlich 1.25 Mark Einzelnummer 30 Pfg. ────────── Inserate. ────────── Ergebnis 'zu erzielen. Sie tourbe dann durch die ‘Mistige Erwiderung unsrer Artillerie zum Schweigen 'gebracht. Eine von uns auf die­ sem 'Flügel gesprengte Mine fügte dein! Feind schwere Verluste zu. Unsre Geschütze trafen einen auf die Dardanellen feuernden feind­ lichen ‘Kreuzer zweimal und zerstörten seinen Panzer. Unsre Batterien aus dem asiatischen Ufer beschossen am 3. ds. ein Schleppschiff und die Landungsstelle des Feindes bei Sedd il Bahr und verursachten ihm schwere Verluste. Das Gegenfeuer des Feindes blieb ohne Wirkung. Von den anderen Fronten ist nichts zu melden. Gallipoli. Sofia, 5. Oktober. Hier sind sichere Nachrichten eingetroffen, wonach die Entente bereits begonnen hat, die Truppen von dep Halbinsel Gallipoli zurückzuziehen. Es gilt als sicher, daß der Vieroerband die Darda­ nellenaktion aufgibt.