Gesammelte Artikeltexte des Kurier für Niederbayern, Ausgabe vom 1915-12-15. Unterstützt durch den Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE). Herausgeber: Lehrstuhl für Digital Humanities, Universität Passau (2016). Veröffentlicht unter der Lizenz Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International. Kurier für Niederbayern: Landshuter Tag- und Anzeigenblatt; unabhängige Tageszeitung für Heimat und Volk. Altbayerische Verlagsanstalt Vereinigte Dr. Mühldorf, Betrieb Landshut. 68. Jahrgang Nr. 340, 1915-12-15. Die gescannten Zeitungsbände wurden von der Bayerischen Staatsbibliothek München zur Verfügung gestellt. (https://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=644150540&db=100) Die Zeitungsdoppelseiten wurden mit 300dpi und einer Farbtiefe von 24 Bit gescannt, die resultierende TIFF-Datei binarisiert und als Input für die OCR-Software verwendet. 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Griechenland gestattet den Einmarsch Ser »erfolgenden Bulgaren. — Die Montenegriner Sei Plevlje geschlagen: 2500 Montenegriner gefangen. — Zwei englische Hilfskreuzer bei Mytilene gesunken. rischer Seite wie von der der Mittelmächte ist bisher die griechische Neutralität streng ge­ achtet worden, und besonders die Bulgaren ha­ ben auf die griechische Empfindlichkeit weit­ gehende Rücksicht genommen. Man weiß, daß die beiden serbischen Landzipfel von Toiran und Gewgheli, die dreieckförmig in griechisches Gebiet hineinragen, eine Art Achillesferse für Griechenland bedeuten, das in der Besetzung dieses Gebietes durch die Bulgaren eine Bedrvhung seiner Küste, eine Bedrvhung Sa­ lonikis sähe. Eben deshalb hatte man sich von bulgarischer Seite bereit erklärt, eine neutrale Zone zu schaffen, .was sich allerdings nun anscheinend als nicht durchfülhrbar erwies, Gewgheli und Doiran, wie bekannt, von den Bulgaren bei dem gewaltigen Zurückwer­ fen der Ententetruppen, genommen und be­ setzt werden mußten. Wie liegen die Dinge aber jetzt, nachdem die letzten Engländer und Franzosen über die griechische Grenze zurück­ gedrängt wurden und ihre militärischen Ope­ rationen trotzdem fortsetzen? Man weiß, daß König Konstantin den ungebetenen Gästen freien Abzug zugesichert hüt, wenn sie ihr verunglücktes Unternehmen aufgeben und Sa­ loniki verlassen. Aber die Engländer unjd Franzosen haben keine Neigung hierzu, am allerwenigsten, bevor die aus den 19. Dezember angesetzten Neuwahlen zur griechischen Kammer die Entscheidung darüber gebracht haben wer­ den, ob, wie es wahrscheinlich ist, König Kon­ stantin der leitende Mann bleibt, oder aber der Vietverbandszögling Venizelos zur Macht zu­ rückkehrt? Keinesfalls können die Mittel­ mächte und Bulgarien es zugeben, daß die Ententetruppen sich in Griechenland festsetzen, um von dort jederzeit Vorstöße nach Mazedo­ nien zu unternehmen. Und auch König Kon­ stantin dürste sich in diesem Falle aus den Standpunkt stellen, daß, was dem einen rechts dem andern billig sein müsse. Hat Griechen­ land seine Neutralität wohl oder übel der En­ tente gegenüber so auslegen müssen, daß es ihren Truppen den Durchmarsch gestattete, so kann es den Mittelmächten gegenüber keinen anderen Standpunkt einnehmen. Wollen es die Engländer und Franzosen aber wirklich darauf ankommen lasten, wollen sie die Bal­ kanblamage zur Balkankatchrrophe werden läisen? Man weiß, daß sowohl Kitchener Me Sarrail für die Aufgabe dieses Abenteuers sind, während die englische und die franzö­ sische Regierung sich aus Gründen des Prestige nicht entschließen können, "bitte) die Liquidier­ ung des Saloniki-UnternehMens die Baikanjpleite offen einzugestehen. Ihre letzte Hofstnung ist, Griechenland durch Drohung mit of­ fener Gewalt zur Deckung und Rettung ihrer Aktion zu zwingen. Aber die Drvhüngen verfangen nicht mehir, denn die Griechen haben als Faustpfand die französisch-englischen Truppen, und die Stimmung ist im Lande so umgeschla­ gen, daß die Hoffnung auf die Neuwahlen und Venizelos schon jetzt als eitel bezeichnet wer­ den kann, So steht die Entente, während die vorsichtig fernbleibenden Italiener sich ins Fäustchen lachen, vor der schweren Wahl: Balkanblamage oder Balkankatästrophe? ' Vom Westen und Osten liegen heute keine besonderen Nachrichten vor. An der italienischen Front ist jetzt ein starkes Nachlassen der italienischen Kämpfe zu verzeichnen. Nur der Artilleriekampf dauert noch unvermindert an. Jnsanterieangriffe versuchten die Italiener nur in Judicarien, wurden aber abgewiesen. . Während am Var dar die Bulgaren die Engländer und Franzosen unter schweren Ver­ lusten über die griechische Grenze gejagt hü­ ben, wurde auch! in Montenegro von der Armee Köveß der Feldzug mit einem Erfolge fortge­ setzt, der angesichts des dortigen unwegsamen Geländes und der Witterung, die hiev im Hochgebirge das Vordringen um so mehr er­ schwert, geradezu erstaunlich, ist. Die Verbün­ deten dringen zugleich von Osten und von Norden her. Die von Osten kommende Gruppe ist von Jpek nach Westen im Vormarsch und folgt dem Tale der Peeska-Bistrica, eines Ne^ benflusses des Drin. Von Norden gehen an­ dere Gruppen gegen Berane vor, und zwar soowhl am Oberlauf des Jbar, an dem das schon von den Verbündeten besetzte Rogzai liegt, wie auch im Lim-Tale, in bejnti sie sich schon dem befestigten Berane bis auf wenige Kilometer im Norden genähert haben. Gestern wurde die Gefangennahme von 2500 Monte­ negrinern gemeldet. Ob die Montenegriner bei Berane starken Widerstand leisten wer­ den, steht dahin. Wenn der Ort auch befestigt ist, so werden seine Werke doch kaum stark ge­ nug sein, einer modernen Artillerie standzu­ halten. Trotzdem ist es iminterhin möglich, daß die Montenegriner ihn nicht kampflos auf­ geben werden. Daß die Engländer und Franzosen jetzt den letzten starken Druck auf Griechenland ver­ suchen, ist begreiflich, denn das mit der Lan­ dung in Saloniki eingeleitete Abenteuer geht seinem Bankerott entgegen. Ter glänzende Sieg der Bulgaren am Barbar hat die fran­ zösisch-englischen Truppen in eine verzwei­ felte Lage gebracht. Ta in Saloniki nur noch etwa 40—50 000 Mann an Reserven stehen, ist eine erneute Offensive ausgeschlossen, ist aber auch die Defensive in dem Augenblick aussichtslos, wo die Verfolger sich entschließen, die griechische Neutralität in dem Sinne an­ zuerkennen, wie die Entente sie auffaßt, näm­ lich in griechisches Gebiet ein-, durch griechi­ sches Gebiet durchzumarschieren. Dieser Punkt ist zur Zeit die brennende Frage. Von bulga­ ────────── Bericht des deutschen Hauptquartiers. WTB. Berlin, 14. Dezember, mittags. (Großes Hauptquartier.) ────────── Westlicher Kriegsschauplatz und Oestlicher Kriegsschauplatz. Keine wesentlichen Ereignisse. Balkaukrtegsschauplatz^ Südwestlich und südlich von Plevlje ha­ ben die österreichisch-ungarischen Truppen den Feind erneut zum Weichen gebracht. Dort und in den ostmontenegrinischenBevgen wurden etwa 2500 Gefangene eingebracht. Oberste Heeresleitung. ────────── Truppen die montenegrinische Stellung auf der Braue Gora. Im Raume nördlich von Berane brachten wir neuerlich / 2300 Gefangene ein. Ter stellvertretende Chef des Generalstabes r v. H o e f e r, Feldmarschalleutnant. ────────── Der Pariser Correspondent des Corrfiere della Sera drahtete, man erwarte in kurzem die Zustimmung der belgischen Regierung zuw Londoner Vertrag. Ein bombensicheres Hotel. Auf der vierten Seite eines großen Blat­ tes von Ranch fand sich kürzlich ein fettgedruck­ tes Inserat, in dem ein "Familienhvtel" ans "Cours Leopold" seinen "solide gewölbten, ga­ rantiert unverletzbaren Keller", sowie seine "absolut taubensicheren Schlafzimmer" den ge­ ehrten Herrschaften warm empfahl. Tie Hoteldirektion fügte noch hinzu, daß sie "immer besorgt, ihre zahlreiche Kundschaft zuftieden zu stellen, sich für den ganzen Winter reich­ lich mit Kohlen versehen habe." Man begreift ohne weiteres, daß die Pariser Blätter ob die­ ses Zeichens der Zeit nicht sonderlich erbaut sind. Wenn sie es trotzdem über sich gewinnen, ihren Lesern davon Kenntnis zu geben, so ge­ schieht es lediglich zu dem Zwecke, ihre bis zum Ueberdruß oft gehörte Phrase "Wer zuletzt lacht, lacht am besten" wieder einmal anbringen zu können. Vom westlichen Kriegsschauplatz. ────────── Vom östlichen Kriegsschauplatz. Ein neuer Bluff versuch, der Entente. Stockholm, 14. Dezember. Rtza Dagligt Allehanda und Aftonbladet melden aus zu­ verlässiger Quelle, daß die Truppenkonzen­ tration in Finland derart an Umfang an­ genommen Hätten, daß sich jetzt infolgedessen in Finland die russische Heeresmacht verdop­ pelt hätte. Anstatt 80 000 Mann sind zur Zeit 160 000 Mann in Finland konzentriert. Die russische Telegrammsperre, die nun 10 Tage bauert, soll auch nichts anderes beab­ sichtigen, als Schweden gegenüber den russi­ schen Aufmarsch zu verheimlichen. Aus bebte selben Grunde ist in Finland selbst der Tele­ graphen- und Telegrammverkehr zwischen Mit­ tel- und Südfinland abgebrochen. Da in Fin­ land keine Unruhen zu befürchten sind, und zwar infolge der Waffenlosigkeit der Bevölke­ rung, ist es nur zu auffällig, daß diese Trup­ penansammlungen gegen Schweden gerichtet sind. Man beabsichtigt mit England zugleich lauf Schweden einen Truck auszuüben, der auch durch eine Flottendemonstration von Westen und Osten verstärkt werden soll. "Aftonbladet" ermahnt die schwedische Neutra­ litätswache, sich zu stärken und sich nicht- ein­ schüchtern zu lassen. "Allehanda" vergleicht den russischen Aufmarsch mit der Bedrohung Grie­ chenlands von Seite der Entente. Gegen äu­ ßere Gewalt und äußeren Truck ständen in Schweden alle Parteien einig wie ein Mann. Die Kämpfe in Betzarabien. Czernowitz, 14. Dezember. An der beßarabischen Grenze nähe der rumänischen Grenzeunternahmen die Russen gestern nachts einen stärkeren Angriff. Der Kampf dauerte von 11 Uhr nachts bis 3 Uhr morgens. Die russischen Annäherungsversuche wurden durch die österreichische Artillerie und durch, Maschi­ nengewehrfeuer abgewiesen. Das Artilleriegefecht war zeitweise sehr heftig. (Z.) Ter Lohn der galizischen Russenfreunve. Krakau, 14. Dez. Der Czas entnimmt der Rußk. Slowo folgende Mitteilung: In Ro­ stow am Don befinden sich über 40000 Ruthethenen aus Galizien, darunter Mitglieder des früheren russenfreundlichen sogenannten Na­ tionalrates. Tie russische Regierung hatte zur Unterstützung der Flüchtlinge dem "National­ rat "monatlich 60 000 Rubel angewiesen. Nun­ mehr stellte sich heraus, daß die Flüchtlinge von diesen monatlichen Geldunterstützungen nichts erhalten haben und massenhaft Hungers sterben. Die eingeleitete Untersuchung ergab, daß die zur Unterstützung an den Nationalrat ausgeworfenen monatlichen 60 000 Rubel ein­ fach unterschlagen wurden. ────────── absurden Mittel den Zeitpunkt hinauszuschie­ ben. ────────── serbischen Skuptschina mit dem Präsidenten und hatten int Olympospalast Sitzungen ab. (Z.) Tie Lage in Rumänien. Budapefter Blätter geben einen Artikel des rumänischen Blattes Adverul wieder, des­ sen Eigentümer Mille als Verfechter der En­ tenteinteressen stets hervortrat. Der Artikel sagt, daß nach der Zerschmetterung Serbiens die Möglichkeit einer Intervention! Rumä­ niens gegen die Mittelmächte endgültig ge­ schwunden sei. Der Artikel erregt infolge der Haltung des Blattes beträchtliches Aufsehen. biete gegen die Möglichkeit, Kriegsschauplatz zu werden, sowie bezüglich der Benutzung der griechischen Bahnen haben sich keinerleiGrundlagen ergeben, auf denen eine Lösung möglich wäre. Tie Lage ist demnach keinesfalls geklärt, höchstens infoferne, als es immer klarer wird, daß Griechenland wegen der Ententelandungen und deren Folgen immer größere Schäden zu gewärtigen hat. Die Tgl. Rdsch. meldet aus Lugano: Die Vierverbandspresse verbreitet eine Nachricht aus Athen, wonach eine Einigung zwischen Skuludis und dem Vierverband bevorstehe, je­ doch, wie ausdrücklich hinzugefügt wird, infolge der Ausgiebigkeit des Vierverbandes, der öf­ fenbar nur mehr de vEußeren Hchein retten will. Corr. della Sera gibt zu, daß dieEinnahme von Gewgheli den englisch-ftanzösischen Rückzug erheblich erschwere. Amtlich wird be­ kannt, daß Skuludis jede Beeinträchtigung der griechischen Neutralität und Souveränität ab­ lehnt. In Rom befürchtet man, daß derVierverband auch bei einer wirklichen Einigung nicht gewinnen wird. (Z.) Tie Verfolgung der Serben unter Bassitsch Tie "Times" berichten, daß der Rest der serbischen Heeresgruppen unter Vassitsch sich! unter Kämpfen mit den Bulgaren ins Innere Albaniens zurückziehen. Nach Meldungen aus Athen planen die Bulgaren einen General­ angriff auf die Front der Verbündeten. (Z.) Serbische Grausamkeiten. Wie wenig gegenüber den serbischen Trup­ pen Mitleid ans platze ist, beweist die Tatsache, daß die Serben viele mazedonische Notabeln, welche sie nach ihrem Rückzüge aus Prizren und Tibra mitschleppten, grausam hinrichteten. Tie bulgarischen Truppen finden auf ihvem Vormärsche überall mazedonische Leichen. Serben und Albanier. "A Villag" läßt sich aus Athen drahten, daß nach dort aus Korfu eintreffenden Mel­ dungen starke albanische Streitkräfte die Ser­ ben und Montenegriner fortgesetzt angreifen und ihnen empfindliche Verluste beibringen. Die zurückflutenden serbischen Heeresreste lei­ den sehr unter diesen Angriffen der Albaner. Tie Stimmung der serbischen Soldaten ist au­ ßerordentlich bitter. Die Albaner nahmen häu­ fig weinende serbische Soldaten gefangen, die nicht im geringsten Widerstand leisten. Englische Maßnahmen gegen Bulgarien. Aus Malta angelangte Meldungen besa­ gen, daß die englischen Militärbehörden auf Malta für 10 Millionen Kronen bulgarischer Waren beschlagnahmten, außerdem wurden 10 Kaufleute zurückgehalten. (Z.) Tie Rumpsskuptschina in Saloniki. "Secolo" meldet aus Saloniki: In der Stadt befinden sich über 50 Mitglieder der ────────── "Well, Mister Felden? Haben Sie kein Vertrauen zu mir?" Er konnte sich diesem Appell nicht gut verschließen, und so erklärte er ihr, daß er den Herrn auf dem Schiffe senken gelernt und daß Mr. Pemberton ihM eine Stellung iltr einem kaufmännischen Betriebe angeboten habe. Ein heftiges Erschrecken lief über Miß Millies Züge. "Wie? Sie wollen uns verlassen, Mister Felden?" ' Sie gab sich gar keine Mühe, den Schmerz, der in ihven Menen zuckte, zu verbergen, wie sie denn überhaupt mit den Aeußerungen ihrer Verliebtheit ihm gegenüber nie hinter dem Berge gehalten hatte. Ihr Lächeln, mit dem sie ih!n bei jedem ZusaMfmiensein begrüßte, die deutlich wahrnehmbare Art, wie sie Be­ gegnungen mit ihm herbeiführte, die unwill­ kürlichen Berührungen, wenn sie bei gelegent­ lichen Hantierungen einander nahe kamen, der sanfte Druck ihrer Finger, wenn sie ihm irgend etwas reichte, ihre Blicke, die die seinen ver­ stohlen suchten, auch wenn sie nicht mitein­ ander sprachen und wenn andre zugegen wa­ ren, alles das hatte dem in erotischen Dingen nicht ganz unbewanderten Studenten bewie­ sen, daß ihr schwärmerisches Mädchenherz Feuer gefangen. Und da sie eite hübsches Wwchen war und auch der natürlichen Grazie un§> : Anmut der Amerikanerin nicht entbehrte, so war das nicht ohne Eindruck aus ihn geblieben. Er hatte zuweilen, je nach feiner augenblicklichen Stimmung, ihre werbenden Blicke mit aufblitzenden Augen erwidert, sanft seinen Arm an den ihtcen gedrückt und ihre zuckenden Fin­ ger ein paar flüchtige Sekunden lang mit den seinen umschlossen. So hatte sich allmählich ein stilles, geheimes Einverständnis zwischen ihnen angesponnen. "Aber ich denke ja gar nicht daran, Miß Mllie," entgegnete er beruhigend. "Ich habe dem Herrn gesagt, daß ich mich in meiner« jetzigen Stellung sehr wohl fühle und eine Veränderung nicht wünsche." "£>!" — Ein frohes Leuchten ging über ihr Gesicht; ihre Augen strahlten in feuch­ tem Glänze. "Ich bin sehr glücklich, Mister Viktor!" Schämig und herausfordernd zugleich blitz­ ten ihre Augen zu ihm hinüber, und er hatte die Empfindung, daß er nun die Arme nach ihr ausbreiten mußte und daß sie im nächsten Moment an seine Brust fliegen würde. In dem Gefühl feiner Verlassenheit und mit devi Bewußtsein, daß nun jede Verbindung zwischen ihm und allen, die einer höheren sozialen - Schicht angehörten, abgebrochen sei, tat ihm die Hingabe dieses Mädchens wohl, das in ihm den Ueberlegenen ähnte und verehrte, und nichts sehnlicher wünschte, als sein eigen zu sein. Und so sprang er auf und erhob die Arme, und mit einem Aufschrei seligen Entzückens warf sie sich an sein Herz. "O dear Viktor!" "Meine kleine Millie!" Sie küßten sich wieder und wieder, bis das Geräusch sich nähernder Schritte sie mit heißen Köpfen auseinarider scheuchte. In den nächsten Tagen lebten die bei­ den wie in einem Rausche. Jede Mnute, jede Gelegeriheit benutzten sie, um ein paar lo­ dernde Küsse, ein paar kosende Worte zu tau­ schen. Ein paar gelegentliche Aeußerungen Millies rissen ihn bald aus seinem Tauviel und regten ihn zu ernsten,' ernüchternden Ge­ danken an. Wiederholt hatte sie in ihren Koseworten das engllsche Wort "Betrothed" gebraucht, und Felden Horchte unwillkürlich! aus. ,Metrvthed"? War das nicht so viel wie Verlobter? Sollte das heißen, daß sie sich als seine Braut fühlte, daß sie ihn als ihren Verlobten betrachtete. ; , (Fortsetzung folgt.) ────────── Die Türkei im Kriege. Ter türkische Bericht. Konstantinopel, 14. Dezember. Das Hauptquartier meldet: Von der Jrakfront liegen keine neuen Nachrichten vor. An der Kaukasusfront wiesen wir Ueberrumpelungsversuche, welche der Feind mit klei­ nen Abteilungen an einigen Abschnitten unter­ nahm, ab. Von der Tardanellenfront wird berich­ tet: Bei Anaforta beschossen feindliche Pan­ zerschiffe, die dabei von Beobachtungsballonen unterstützt wurden, einen Augenblick unsre Stellungen. Unsre Artillerie erwiderte das Feuer und beschoß wirksam die Schützengrä­ ben und Batterien des Feindes. Bei Ariburun ziemlich heftiges Bombenwerfen und Geschützkampf mit Zwischenpausen. Bei Sedd il Bahr schleuderte der Feirid in der Nacht vom 11. zum 12. Dezember gegen unsren lin­ ken Flügel Bomben. Am 12. Dezember ver­ suchte der Feind, nachdem er eine Stunde lang Bomben aller Art und Lufttorpedos gegen diesen Flügel geschleudert und ein sehr heftiges Gewehr- und Geschützfeuer gegen den­ selben gerichtet hatte, einen Angriff, welcher« jedoch durch eine kräftige Antwort unsrer Ar­ tillerie, die den Feind zwang, mit großen Verlusten nach den Schützengräben zurückzu­ kehren, viollständig abgeschlagen wurde. ────────── Der Krieg zur See. Ter U-Bootskrieg. Rotterdam, 14. Dezember. In der so­ eben in London abgehaltenen Hauptversamm­ lung der Peninsular- und Oriental Steam Na­ vigation Company machte der Vorsitzende die Mitteilung, daß der der Gesellschaft gehörige von der britischen Regierung gecharterte Dam­ pfer "ttmeta" im Mittelländischen Meere tor­ pediert worden sei. Der Dampfer, der 5311 Tonnen Gehalt besaß, war -erst vor 1 Jahre erbaut worden. (Z.) Berlin, 14. Dezember. Nach einer Athener Drahtung der Voss. Ztg. wird aus Mhtilene gemeldet: Einige Seemeilen von der Insel entfernt liefern zwei englische Hilfskreu­ zer, die Patrouillendienste versahen, auf eine Mine und sind mit der Besatzung versunken. (Z.) ────────── 'beantworten kann. Vernunft ist aber anschei­ nend bei Liebknecht nicht vorhanden, dagegen der Wille, sich zu einer "traurigen Berühmt­ heit" unsrer großen Zeit zu machen. Staatssetvetär Tr. Helfferich sprach ge­ stern im Reichstage zum neuen 10-Milliardenkredit. Die Repe ,trug politischen Cha­ rakter und hob besonders hervor, daß alle Rechnung der Feinde auf,Schwäche und ZwieI tracht, auf Ermüdung und Hunger unsres VolI kes eine falsche Rechnung ist und bleibt. Die nächste Anleihe werde nicht vor März er­ folgen. Die Vorlage wurde an den Ausschuß überwiesen. 1 Tie italienische Kammer wurde gestern geschlossen. In Mailand wurde eine größere Zahl hervorragender Sozialisten verhaftet, weil jn der Nacht an mehreren Stellen der Stadt Friedensmanifeste angeschlagen worden waren. Protest gegen die englischen Uebergriffe. Bei der Einbringung seiner Resolution gegen die englischen Uebergriffe hielt Senator Smith eine längere Rede, in der er sagte, Amerika sollte zusammen mit anderen Nationen von England verlangen, daß die Mißachtung ihrer Rechte aufhöre. Es könne notwendig sein, England zu verstehen zu geben, daß kein Wort und keine Handlung werde unterlassen werden, um diese Rechte durchzusetzen. Ame­ rika sei kein Vasall Englands. Er führte die einzelnen Uebergriffe Englands seit Kriegs­ ausbruch an und wies gleichzeitig auf die un­ unterbrochene Freundschaft zwischen Amerika und Deutschland hin. — (Funkspruch des Ver­ treters des WTB.) ────────── Bayerische Nachrichten. KriegsteuerungsLeihilfe an Staatsarbeiter und Staatsbeamte iw Bayern. Durch eine Reihe von Zeitungen geht eine Meldung, die von einer Kriegsteuerungsbeihilfe für die Arbeiter der bayerischen Staatseisenbähu und ihrer Nebenbetriebe berichtet. Die Meldung als solche ist an sich richtig, aber unvollstän­ dig. Nr. 62 des Gesetz- und Verordnungsblat­ tes für das Königreich Bayern befaßt sich auf allen ihren 14 Seiten ausschließlich mit der "Gewährung einer Kriegsteuerungsbeihilfe an Staatsarbeiter und Staatsbeamte". Es händelt sich, wie aus der jetzt in der Presse aufges­ tauchten Meldung angenommen werden könnte, nicht nur um die Verkehrsbeamten und -Ar­ beiter, sondern um alle verheirateten oder verwitweten Staatsarbeiter und unteren Staatsbeamten mit Kindern unter 15 Jahven. Die Verordnung, die übrigens bereits vom 28. November 1915 datiert ist, geht von allen Zivilstaatsministerien Bayerns aus und ver­ fügt, daß die Kriegsteuerungsbeihilfe, rück­ wirkend vom 1. November 1915, laufend (zu­ nächst) bis zum 31. Dezember 1915 zu gewäh­ ren ist. Tie Kriegsteuerungsbeihtlfe kommt für Gehälter bis zu 2100 MH. in Frage und erhöht sich staffelweise nach der Zahl derKinder unter 15 Jahren von 3 ML. bis zu 15 monatlich. Für die Arbeiter und Beamten der Staatseisenbahnverwaltung und ihrer Ne­ benbetriebe sind nur die Bezugsbedingungen eigens im Verkehrsministerialblatt (Nr. 44 v. 30. Nov.) bekanntgegeben worden. Wir kön­ nen über die Gesamthöhe der gewährtenKriegsbeihilfe auf Anfrage an zuständiger Stelle folgendes mitteilen: Die Ausgaben an Kriegs­ teuerungsbeihilfe für Staatsarbeiter und die Beamten der unteren Gehaltsklafse nach der oben erwähnten Bekanntmachung der Zivil­ staatsministerien werden im Jähre schätzungs­ weise 2-einhalb bis drei Millionen Mark be­ tragen. Zu diesen durch den Krieg veranlaßten außerordentlichen Ausgaben für das Personal kommen aber noch Ausgaben für Zuschüsse zu den reichsgesetzlichen Familienunterstützungen an die Angehörige «staatlicher Arbeiter, na­ mentlich bei der Verkshjrsverwaltung, Bau­ verwaltung, Forst- und Bergwerksverwaltung, die noch erheblich mehr betragen werden. Tie Bivxpreiserhöhung in München hat jetzt die PreisPrüfunMtelle dort beschäftigt. Diese stellte den Preis für dunkles Bier auf 34 Psg. per Liter und für Helles Bier aus 36 Psg. per Liter, für dunkles und Helles Flaschenbier 36 Psg. fest. Diese Erhöhung soll erst am ,1. Januar in Kraft treten. Tie Preise für Helles Bier stehen somit 2 Psg. un­ ter dem vom Generalkowjmjando genehmigten Höchstpreis. Außerdem ist die Zeit des In­ krafttretens hinausgeschoben. Der Magistrat München stimmte in der gestrigen Sitzung die­ sen Vorschlägen zu. Eine Spielgesellschaft aufgehoben. In einem größeren Kaffeehaus im südlichen Stadt­ teil Münchens wurde in den letzten Tagen nach Mitternacht eine aus 12 Personen be­ stehende Spielergesellschaft aufgehoben. Bar­ geld und Spielkarten der Glücksspreler — fast ausnahmslos Münchner Kaufleute — wurden beschlagnähmt. Gegen die Spieler und den Inhaber des Kaffeehauses wurde Strafanzeige erstattet. f i Blutschande. Ein Bild moralischer Ver­ kommenheit bot die unter Ausschluß derOeffentlichkeit durchgeführte Verhandlung vor dem Landgerichte München I gegen die Hilssarbeitersfrau Katharina Baier von München.' Die 40jährige Frau, Mutter von 8 Kindern, pflog mit ihrem 17jährigen, leibeigenen Sohn fort­ gesetzt verbotenen Verkehr mit der Folge, daß die Mutter ein Kind gebar, als dessen Vater sich der 17jährige Sohn bekannte. Das Ge­ richt verurteilte die Baier wegen Verbrechens der Blutschande zu 1 Jahr 6 Monaten Zucht­ haus und 5 Jahren Ehrverlust. Tas Leben gerettet. Auf dem nächtlichen Heimweg stürzte in Tietldorf bei Kallmünz der Förster Mages in bie Vils. Sofort sprang der Müller Franz Troppmann von der dorti­ gen Schlotzmühle in das tiefe und reißende Wasser und brachte, zuletzt mit Hilfe eines Postagenten den Verunglückten, der bereits dem Ertrinken nahe war, glücklich ans Land. Verdorbene Eier. Auf dem Wochenrnarkte in Amberg wurde gestern vormittags durch die Polizei ein Korb Eier beschlagnahmt, die sämtliche verdorben waren. Ter betreffende Verkäufer, ein Landwirt, hatte sie angeblich schon mehrere Monate zuhause aufbewahrt, je­ denfalls um einen höheren Preis zu erzie­ len. Kindsmord. Die 22jährige Arbeiter in Ka­ tharina Heller von Furth i. W. wurde wegen 'Kindsmord verhaftet. Am gleichen Abend wurde noch eine zweite Kindsleiche aus dem Kanal gezogen. Dieser letztere Fund ist noch nicht aufgeklärt. ────────── Niederbayerische Nachrichten. jetan Weiß der 9. Kompagnie, ein Bergmann von Pas sau, anschloß, den zuerst Verun­ glückten zu retten. Beide stiegen wiederum ohne jede Sicherung in den Schacht, vermoch­ ten jedoch den Bewußtlosen nur näher gegen die Schachtöffnung heranzuziehen und notdürf­ tig anzuseilen, als auch sie ihre Sinne schwin­ den fühlten. Weiß konnte gerade noch aus dem Schachte klettern, während der Offizier seine Rettung dem Pionier Anton Boden­ müller der 2. Feld-Pionier-Kompagnie 1. Ar­ meekorps aus Bregenz dankte, der mit Hilfe mehrerer Infanteristen hinunterstieg, den Ohn­ mächtigen anseilte und hinaufziehen ließ, selbst jedoch wegen Erlahmens seiner Kräfte nur mit Unterstützung von Kameraden den Schacht wie­ der zu erklimmen vermöchte. Obwohl sämt­ liche Rettungsmannschaften mit größter Auf­ opferung arbeiteten, blieb leider ein voller Erfolg aus, da sich alle an dem bewußtlos von der Schachtsohle heraufgebrachten Infan­ teristen angewendeten Wiederbelebungsversuche vergeblich erwiesen, sodaß man auch von der Bergung des gleich anfangs Verunglückten Ab­ stand nahm. Seine Leiche wurde erst am fol­ genden Tage ans Tageslicht gefördert. Das hohe Maß von Mut und Entschlossenheit aber, das Dirr, Weiß und Bodenmüller zumeist unter eigener unmittelbarer Lebensgefahr zeig­ ten, machte sie der Silbernen Medaille würdig? Weiß besaß bereits das Eiserne Kreuz. Peterskirchen, 14. Dez. (Unfall mit To­ desfolge.) Der 68jährige Bürgermeister Joh. Löhner kam mit betml linken ArMi in die.Fut­ terschneidemaschine. Vor Schreck dachten die Mitarbeitende Tochter und Magd nicht gleich! an die Abstellung der Maschine und bis es dem Verunglückten gelang, mit der rechten Hand die Maschine abzustellen, war der linke Arm bis zum Ellenbogen schon stückweise abge­ schnitten. Man brachte ihn nach' Anlegung eines Notverbandes ins Distriktskrankenhäus nach Altötting, aber Rettung war nicht mehr möglich. Er verschied alsbald. Der Verstor­ bene war Feldzugssoldat von 1870; ein Sohn von ihm ist eingerückt. Straubing, 14. Dezember. (Kohlengasoergiftung.) Bei der gestrigen in der Brauerei Ortler (Haus) tagenden Versammlung der hie­ sigen Brauer ereignete sich ein UNfall, welcher leicht schwere Folgen für die Versammelten hätte zeitigen können, wenn nicht zur rechten Zeit die Gefahr erkannt worden wäre. Durch irgend einen Fehler in der Heizung entwickelte sich im Saale Kvhlengas, so daß einige Mit­ glieder der Versammlung in einen Betäu bungszustand versetzt wurden und bereits ein­ geschlafen waren. Mehrere Besucher dieser Versammlung wußten nach Hause gefahren, andere geführt und der Arzt konsultiert wer­ den. Teggendorf, 14. Dezember. (Hochwasser im Bayerischen Wald.) Sämtliche Wald- und Tristbäche sind durch die starken Regengüsse und die damit eingetretene Schneeschmelze stark gestiegen und überschwemmen die Ufer. Das Hochwasser hat auch schon ein Opfer gefor­ dert. Der Forsiarbeiter Johann Köck von Finsterau, der am Teuselsbach arbeitete, glitt am User aus, stürzte in den reißenden Bach und ertrank. Paffan, 13. Dezember. (Unter die Rä­ der gekommen.) Beim' Abspringen von einem! Eisenbahnwagen geriet der verheiratete Ran­ giermeister Rotkops unter die Räder des Zu­ ges. Ter Zustand des Verunglückten, dem der rechte Fuß abgenommen werden Müßte, ist le­ bensgefährlich. Passan, 14. Dez. (Vom Landsturm-Bat. Passau 1) erhielten das Militärverdienstkreuz 1. Klasse die Feldwebelleutnants Karl Jobst und Josef Zechmann, das Militärverdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern der Feldwebel Wolfg. Fenzl und das Militärverdienstkreuz 3. Kl. mit Krone und Schwertern die Unteroffiziere Heinrich Eckhardt, Josef Sachsenhammer, Gg. Kammeümeier, Ludw. Schleicher, Gg. Rum­ mel, Joh>. Scheuer, Karl Staudacher, Frz.Abtwteier, Heinrich Jetzelsberger, Paul Weidinger, Mich. Schwab, Jäh!. Brunndobler und Johann, öosnufer. 1 - . . i Bon der Heldentat eines Niedcrbayern bringt die Bayer. Ehrentafel Nr. 92 folgendes: Als am 23. Mai nach Beginn der Arbeits­ schicht auf dem Minenfelde bei F. in dem mit giftigen Gasen angefüllten Stollen einen bei den Pionieren zugeteilten Jnfanteriemineur tiefe Ohnmacht befiel, eilten sofort meh­ rere Pioniere und Infanteristen zu seiner Ber­ gung herbei, doch schwand dem ersten von die­ sen, sobald er angeseilt durch den Schacht die Sohle erreichte, ebenfalls das Bewußtsein, jo die Wirkung der entweichenden Gase machte sich so stark geltend, daß den am Eingänge stehenden Leuten das Seil aus dew Händen glitt und in den Schacht zurückfiel. Konnte man diese Mannschaften auch rechtzeitig ins Freie bringen, so lagen doch noch zwei Mann in der Tiefe. Unterstützt von dem Jttfauteriemineur der 11. Kompagnie 20. Jnf.-Regts^, aus Irsing, BA. Landsberg, Bergmann aus Unterpeissenberg, machte sich ein Pionieroffizier an die Rettungsarbeit und stieg, da sich der Sauerstoffapparat wegen der Enge des Raumes nicht verwenden ließ, ohne jede Sicherung in den Schacht hinunter, um einen der Bewußtlosen anzuseilen und das lose Ende der Leine nach oben zu dringen. Schon hatte ds Dirr in Empfang genommen und tieft vie­ ler Mühe nach mancherlei Hemimsnissen den Körper emporgezogen, als infolge eigner Be­ täubung beiden die Kraft versagte. Nun unter­ nahm es der Führer der 6. Kompagnie des gleichen Regiments, dem sich Infanterist Ka­ ────────── Bezirksamt. Mit sofortiger Wirkung wur­ de der Titel und Rang eines K. Regierustgsrates verliehen dem Bezirksamimiann Johann Schmidinger von Pfarrkirchen; der Titel eines K. Obersekretärs mit dem Range eines BeaMten der Klasse 9 der Rangordnung verliehen den Bezirksamtssekretären Johann Baptist! Stark in Deggendorf, Johann Eck in Passau, Konrad Nüßlein in Vilshvfen. Rentamt. Unterm 9. Dez. wurden zu Rentamtsassistentinnen in etatsm. Eigenschaft ernannt die nichtetatsm. Rentamtsassistentin­ nen Thärstlla Miller in Tingolfing, MariaKolmaier in Freyung, Maria Kollros in Schön­ berg, Maria Wagner in Simbach, sämtliche bei den dortigen Rentämtern, vom 1. Januar 1916 an Elis. Biersack in Vilsbiburg bei dem dor­ tigen Rentamts. Dienstnachrichten. ────────── Lokales. l Schalterstunden bei dem Postamte LandshUt nebst Zweigdienststelle für den Paketpostdienst auf 10 bis 3 Uhr festgesetzt. —* Die Kartoffelerhebungen im Stadtbezirke sind bereits vor dem Abschluß und dürften daher in Bälde Vorschläge zur Kartoffelversorgun^ der Stadt von der Preis­ prüfungsstelle zu erwarten sein. —* Eine prächtig e Naturerschei­ nung war gestern abends zu sehen. Ter Mond der gegenwärtig die zunehmende Sichel zeigt, hatte einen scharf umgrenzten, hell leuchten­ den Hof, der in allen Regenbogenfarben schim­ mernd scharf aus dem wolkenbedeckten HiimlMel hervortrat und mit seinem fahlen Lichte der Gegend einen eigenartigen Reiz verlieh. —* Der Christbaumfrevel macht sich mit dem herannahenden Weihnachtsfest auch heuer wieder bemerkbar. Diese schon so oft gerügte Unsitte ist aber doppelt verwerflich, wenn Leute, deren finanzielle Lage es ihnen vecht wohl gestatten würde, sich den schön­ sten Baum zu kaufen, bei abendlicher Däm­ merung hinausschleichen oder gar per Rad einen "Ausflug" machen, um sich einen Christ­ baum zu holen, der am Weihnachtstag» Hie Freude der Familie bilden soll. Diese Chvistbaumdiebe richten in den Wäldern durch die wahllose Entnahme der Bäume aus den Be­ ständen oft großen Schaden an. Die Sicher­ heitsorgane werden ihnen daher energisch zu Leibe gehen. — Das Ortstelephonnetz ist zum un­ beschränkten Sprechverkehr mit Braunschweig nebst Wolfenbüttel zugelassen. Gebühv 1 Mark für das Dreiminutengespräch. 8ob hpeter Sergeanten Wilhelm Fuhrmann, den Kriegsfreiwilligen, Unteroffizieren AdolfStreicher und Zgnaz Ullrich, den Unteroffizieren Josef Jäger, Fritz Maier, Hans Zeberl und Heinrich Wächter. —* Das Militär-Verdienstkreusi 3. Klasse mit Schwertern wurde verliehen dem Kriegsfreiwilligen, Gefreiten Johl. Heilmgbrunner, den Gefreiten Georg Weigert, Mar­ tin Obermeier, Jakob Schlögl, Martin Stadtlöder, Josef Jglhaut, Mich. Schmidt, Andreas ] Grots, Joses Eckert und Otto Schaffner, den f tern Magnus Kreutzer, Franz Xaver Krüm­ mer, Georg Kurzlechner, Karl Landner, Georjg Birkl. Emeran Riedl, Michael Baumgärtl, Otto Hausmann, August Ruprath, Johf. Däuser, Fritz Seffrin, Matthias Spielmann, Joh. Läm­ mermann, Georg Schelz, Ludwig März, Joh. Wölfl, Peter Schwarz, Joh. Kastler, Josef Brenner, Heinrich Tietzer, Joh. Rupprecht,, Michael Krapfl, Karl Hauber, Martin Dopp­ ler, Anton Wörle, Anton Veh, Georg Brückl, Ludwig Wiedemann, Georg Seel und Kprenz Lackner, sämtliche im 2. Schweren Reiter-Re­ giment. —’ Besichtigung. Herr Generalstabs­ arzt der Armee von Seidel weilte am Mon­ tag hier und unterzog die Gefangenenlager und die Lazarette einer eingehenden Besich­ tigung. —' Fleischverkauf vor den Feier­ tagen: Amtlich wird bekannt gemacht: Mt Rücksicht auf die Weihnachts- und Neujahrs­ feiertage wird bestimmt, daß am 24. und 31. Dezember 1915 Fleisch, Fleischwaren und Spei­ sen, die ganz oder teilweise aus Fleisch be­ stehen ausnahmsweise gewerbsmässig an Ver­ braucher verabfolgt werden dürfen. —* Als Liebesgaben ins Fekd haben die Landshuter Brauereien 190 St. Faßbier mit insgesamt 8000 Liter auf den Weg gebracht und zwar für das 2. Schwere Reiter-Regiment, das 1. Bat. des 16. Jnf.l-Regts., das 2. Ba­ taillon des 2. Res./-Jnf.-Regts., das 3. Ba­ taillon des 15. Landwehr-Jnf.-Regts., das 2J Landwchr-Regt., das Landsturm - Bataillon Landshut und für die Landsturm-Eskadron Landshut. —' Weihnachts- u. Neujahrspost­ dienst. Für den in die Weihnachtszeit fal­ lenden Sonntag, 19. Dezember, werden die ────────── Vermischtes. Tie letzten Tage von Monastzir. Einem Berichte des "Corriere della Sera" entnehmen wir die folgende Schilderung der letzten Tage von Monastir: "Das Ende ist da. Monastir ist preisgegeben. Die spärlichen serbischen Truppen, die sich noch in der Näh« der Sturdt aushalten, sind nur noch dort, um den Rückzug zu decken. Die beiden Regimenter müssen nach der langen vergeblichen Vertei­ digung mit den 6000 serbischen Rekruten, die im letzten Augenblick zu Hilfe eilten, auf die Straße nach Albanien abziehen. Das Schau­ spiel ist herzzerreißend. ' ■ In dett einigen i Schneegestöber ziehen sich diese durch Anstren; gungen, Kälte und Hunger völlig zermürbten | Soldaten zurück. Das ist kein Heer ntehv, - es ist nur noch das Gespenst eines Heeres, k das sich da entfernt und im grauen Dunst j der Ferne untertaucht. Tie 6000 Soldaten, | die zur Verstärkung geschickt worden waren, konnten den Zusammenbruch nicht verhindern. Sie boten bei ihrer Ankunft ein mitleiderregendes Bild. Nach 17tägigem Marsch waren sie auf kaum gangbaren Straßen ohne Mäntel, ohve Schuhe, ohne Brot von Albanien daI hergekommen. Erschöpft waren 120 von ihnen I in Regen und Schnee liege« geblieben, wo | man sie ihrem Schicksal überließ. Verschmiach| tend kamen die Ueberlebenden in Monastir an. Sie bedeuteten keine Verstärkung der Be­ satzung von Monastir, sondern glichen eher einer Versammlung von Gespenstern. Man hätte sie allesamt in ein Lazarett stecken sol­ len; indessen mußten sie noch am selben Tage an die -Front . . j ,Von Novak her hörte man den Kanonendonner. Ganz Monastir war in grausigstem Entsetzen. Die Bürgerwachen wur­ den von Soldaten unterstützt. Tie Beamten waren geflohen. In der Nacht ging es ge­ räuschvoll her. Ganze Wagenkolonnen brach­ ten die Wenigen, die noch in Monastir geblie­ ben waren, fort. Verzweifelte Flüchtlinge wä1 reu von den Bergen herabgekommen, in der | Hoffnung. Schutz in Monastir zu finden. Als I sie auf die Züge stießen, die gerade die Stadt I verließen, legten sie voller Schrecken wieder | um und wanderten mit nach Albanien.\. i 1 Mitten durch diese trostlose Menge ziehen gröh| lend einige Gruppen von Bürgern: es sind 1 Einwohner, die man beim ersten Alayms als v wenig vertrauenswürdig ins Gefängnis gesteckt hatte, und die, nachdem die Polizei ge­ flohen, sich der goldenen Freiheit wieder er­ freuen konnten . . " Durch das Morgengrauen des kalten Tages steht man aus einem Fen­ ster des Konak ein gelbliches Licht blinkest. Es kommt aus dchnj Arbeitszimjmer des Städthauptmanns, der als Leiter noch aus seinem Posten verharrte. (kz.> ────────── Letzte Posten. Gute Beziehungen zwischen Griechenland und der Türkei. Sd. Kon st an tinopel, 15. Dezember. Als günstiges Zeichen der politischen Lage ist aufzufassen, daß der seit Jahresfrist abwe­ sende griechische Generalkonsul hierher zurück­ kehrte. Ferner ist der feit Frühjahr freie griechische Gesandtschaftsposten wieder besetzt worden. Versenkter britischer Dampfer. Sd. London, 15. Dezember. Lloyds mel­ det: Der britische Dampfer "örterte" (6500 Tonnen) ist versenkt worden. Eine rnffisch-onglische Niederlage in Persien. Berlin, 15. Dezember. Der "Kriegs­ zeitung" wird aus Konstantinopel gedrahtet: Der "Sedai Islam" meldet aus Persien, daß bei einem heftigen Kampfe zwischen Perser« und russisch-englischen Soldaten in Kermatt schah und Hemedan die Perser einen Sieg errangen. Die Gegner hätten über 500 Tote und ebensoviele Verwundete. Die Perser mach­ ten dabei auch große Beute. Bei einem Kam­ pfe zwischen Kermanschah und Sine wurden die Russen von den persischen Kämpfern fürt den heiligen Krieg völlig geschlagen, wobei 300 Kosaken gefangen genommen und zwei Maschinengewehre erbeutet wurden. ────────── Literarisches. Für unsre Jugend zwischen 9 und 14 Jahren, auf der glücklicherweise noch nicht der volle Ernst des Krieges so allbeherrschend lastet, wie auf uns Erwachsenen, tut eine ge­ sunde, geistige Kost not —- jetzt vielleicht noch mehr wie in ruhigeren Zeiten. Da kommt das schöne Heft gerade recht, mit welchem die alt­ bewährten "Jugendblätter" soeben ihren 62. Jahrgang eröffnen. Einschließlich der regel­ mäßigen Kriegsbeilage kosten die zwölstnal ich Jahre erscheinenden "Jugendblätter" nur 35 Pfennig pro Heft (der ganze Jahrgang 4,20 Mark); sie sind durch> alle Buchhandlungen und Postanstalten oder auch direkt vom Ver­ lag der Jugendblätter (Carl Schnell), Mün­ chen 2, zu beziehen. ────────── Inserate. ────────── W. M. 231/9.^15. KRA genannten Decken und Deckenstoffe und zwar: 1. Die Decken zu 1—4, soweit sie vor dem 1. Oktober 1915 hergestellt sind, sofern sie ein Mindestgewicht von 850 Gramm so­ wie eine Mindestgröße von 170X120 Zenti­ meter haben. 2. Bezüglich der am 1. Oktober 1915 in der Herstellung befindlich gewesenen oder spä­ ter hergestellten, oder noch künftig herzu­ stellenden Decken und Deckenstoffe behält es bei dem letzten Absätze des Paragraph 2 der genannten Bekanntmachung sein Be­ wenden. Danach kommt für diese Gegenstände ein Mindestgewicht sowie eine Mindestgrötze überhaupt nicht in Betracht. Artikel IU. Die im Paragraph« 2 der Bekanntmachung Nr. W.M.231/9.15. KRA aufgeführten Decken u. Deckenstoffe sollen, soweit sie gemäß der vor­ genannten bezw. nach der vorliegenden Be­ kanntmachung der Beschlagnahme unterliegen möglichst umgehend mittels des bei dein! Web­ stoffmeldeamt erhältlichen Meldescheins 8 für Decken dem WebstoffmeldeaMi angemeldet wer­ den, soweit sie nicht bereits nach dem 1. Ok­ tober 1915 dem Webstoffmeldeaimlt angemel­ det worden sind, und soweit das WebstofffMeldeamt noch nicht über sie verfügt hat. > Artikel IV. Tie Bekanntmachung tritt mit ihrer Ver­ kündung in Kraft. K. Prentz. Kriegsministenum. In Vertretung: v. Wandel. K. Bayer. Kriegsministerium. K. Sachs. Kriegsministerium. K. Wiittt. Kriegsministerium. Kreß von Kretzenstein. v. Wilsdorf. v. Marchtaler. Behanntmachung betreffend erweiterte Beschlagnahme von Schlafdechen, Haardecken nnd Pferdedecken (Woilachs). Nachstehende Bekanntmachung wird auf Grund der Bekanntmachung über die Si­ cherstellung von Kriegsbedarf vom 24. Zuni 1915 (R.-G.'°Bl. S. 357 ff,) in Verbindung mit den Bekanntmachungen vom 9. Oktober und 25. November 1915 (R.(-Gi-Bl. S. 645 und 778) hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebrach: toüt dem Bemerken, daß jede Zuwiderhandlung ge­ gen diese Bekanntmachung, soweit nicht noch den allgemeinen Strafgesetzen höhiere Stra­ fen verwirkt sind, nach Paragraph« 6 der Be­ kanntmachung über die Sicherstellung von Kriegsbedarf bestraft wird: Artikel h In der Bekanntmachung 9lt.W.M.231/9.15. KRA betreffend Beschlagnahme von Schlaf­ decken, Haardecken und Pferdedecken (Woilachs) — Reichsanzeiger Nr. 232 — abgedruckt in Nr. 63 der Amth. Bekanntmachungen des Stadhmlagistrates Landshut vom 7. Oktober c., er­ hält § 2, Buchstabe b folgende Fassung: b) Decken zu 1—4, die nicht ein Mindest­ gewicht von 850 Gramm sowie eine Mindestgrötze von 170x120 Zenti­ meter (d. h. Mindestlänge von 170 und Mindestbreite von 120 Zenti­ meter) haben. ! ■ ■ : ■'['!'• Artikel IL Es sind demnach beschlagnahmt: Die int Paragraph 2 der Bekanntmachung Berlin, den 3. Dezember 1915. ────────── Der stabt. Kartoffelderkaus findet jede« Donnerstag nachmittags 1 vis 4 Uhr tn der Durchfahrt des Schrannengebäudes (Neustadt) statt. Preis: 3 Mk. 70 Pfg. pro Zentner 1 " 85 " " halber Ztr. und — " 4 " " Pfund. Landshut den 14. Dezember 1915. ^taötmagiftrat Marschall. 2673 Schwarz. Bekanntmachung. ────────── Englische Mache. Amsterdam, 14. DezeMher. Aus Lon­ don wird mitgeteilt: Eine größere Anzahl Lords, meist Mitglieder des Oberhauses, haben von der Regierung die Erlaubnis erhalten, demnächst den englischen Truppen an der West­ front einen Besuch abzustatten. Man spricht in England davon, daß die Truppen kriegs­ Der Krieg mit England. müdd sind und dies in ihren Briefen an An­ gehörige in der Heimat fortwährend bekun­ den. Tie Lords wollen nun von den Truppen selbst die Gründe der Friedenssehusucht er­ fahren. Wenn die Soldaten durch den Still­ stand der Operationen an der Westftont kriegs­ müde werden, sollen sie mit den Truppen an­ derer Kriegsschauplätze wechseln, wo größere Tätigkeit herrscht. Die englische Regierung beabsichtigt, allen Kriegsteilnehmern der unteren Chargen bis zum Offizier eine lebenslängliche Rente zu gewähren, die etwa ein Viertel ihres bis­ herigen Arbeitseinkommens gleichen soll. Eine solche Vorlage beschäftigt augenblicklich, die Mi­ nisterien, und man hofft, durch die Annahme dieses Gesetzes großen Einfluß auf die Wer­ bungen auszuüben. (Z.) Tie Kriseustimmuug in England. Haag, 14. Dezember. Man erwartet noch im Lause dieser Woche sehr ernste De­ batten im Unterhause und sieht itt Carsons klug berechnetem Angriff auf die Regierung wegen des sehr unpopulären dänischen Han­ delsabkommens das Sylmtoni zunehmender Nei­ gung, sich an die Spitze der Opposition zu stellen. Die heutigen Londoner Hresseäußerungen über das Ergebnis des gestern oeendeten Rekrutierungsversuchs Lord Derbys erlau­ ben den sicheren Schluß, daß die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht wieder einmal ver­ tagt wird. (Z.)