Gesammelte Artikeltexte des Kurier für Niederbayern, Ausgabe vom 1918-08-23. Unterstützt durch den Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE). Herausgeber: Lehrstuhl für Digital Humanities, Universität Passau (2016). Veröffentlicht unter der Lizenz Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International. Kurier für Niederbayern: Landshuter Tag- und Anzeigenblatt; unabhängige Tageszeitung für Heimat und Volk. Altbayerische Verlagsanstalt Vereinigte Dr. Mühldorf, Betrieb Landshut. 71. Jahrgang Nr. 229, 1918-08-23. Die gescannten Zeitungsbände wurden von der Bayerischen Staatsbibliothek München zur Verfügung gestellt. (https://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=644150540&db=100) Die Zeitungsdoppelseiten wurden mit 300dpi und einer Farbtiefe von 24 Bit gescannt, die resultierende TIFF-Datei binarisiert und als Input für die OCR-Software verwendet. Überschriften, Artikeltexte und Seitenumbrüche wurden kodiert, Absatzumbrüche und Spaltenumbrüche wurden nicht kodiert. Artikelüberschriften wurden korrekturgelesen, Artikeltexte als OCR-Rohausgabe belassen. Das Vorhaben 'Digitalisierung historischer Zeitungen', in dessen Rahmen diese Daten generiert wurden, ist Teil des Projektes 'Deutsch-tschechisches Digital Humanities Labor zur grenzübergreifenden historischen Forschung' (http://www.phil.uni-passau.de/dh/forschung/deutsch-tschechisches-digital-humanities-labor/) der Universität Passau und der Südböhmischen Universität Budweis (CZ)" ──────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────── Kurier für Niederbayern Jahrgang 71 Nummer 229 23. August 1918 ────────── Gewaltiges Ringen an Ancre und Somme. Englische Angriffe gegen Bapaume abgewiesen. — Teilangriffe im Kemmelgeviet zurück­ geschlagen. — Ei» feindlicher Angriff gegen die Morsainschlucht zusammengebrochen. — Ein feindlicher Uevergangsversnch über die Anere gescheitert. — Fliegerangriffe ans Karlsruhe und Köln. — Fliegerleutnant Berthold abgestürzt. ────────── 1919, das Jahr der Entscheidung. Genf, den 22. Aug. Bei der Eröffnung der Sitzung des Generalrates im Departement Cantal hat Senator Lintilhac bestätigt, daßj Marschall Foch in einer für das Parlament bestimmen Tenkschritst die dringende Notwen­ digkeit auseinandergesetzt hat, den Rekruten­ jahrgang 1920 bereitzuhalten. Marschall Foch beginnt diese Denkschrift, wie der Senator als Mitglied der Armeekommission versicherte, mit dem Satz: Tas Jahr 1919 wird das Jahr der Entscheidung. ! Stic Angst der Franzosen vor dem deutschen I i Kaufmann. Tie Vorschriften der französischen Kon­ sulate in der Schweiz behufs Erlangung einer sogenannten Nationalitätsbescheinigung sind seit einigen Tagen wesentlich, verschärft wor­ den. Terartige Nationalitätsbescheinigungen zur Einfuhr nach! Frankreich werden nur noch ausgestellt, wenn der Bewerber nachweist, daßj er entweder Schweizer oder Angehöriger eines neutralen oder verbündeten Staates ist; ferner daß, weder seine Frau noch! seine Eltern öster­ reichischer oder deutscher Abstammung sind, und zwar für die letzten fünfzig Jahre. Weiter muß nachgewiesen werden, daß die betreffenden Schweizer «Firmen keinen Angestellten deut­ scher oder österreichischer Staatsangehörigchit beschäftigen, daß, sie weder mit deutschem noch mit österreichischem Kapital arbeiten. Endlich müssen diese Firmen sich! verpflichten, für die nächsten zehn Jahre keinerlei Verbindung mit chsterreichtscheu und deutschen Häusern oder Neu, traten, die mit diesen in Geschäftsverbindung stehen, zu unterhalten. Zur Sicherung für die Einhaltung dieser Verpflichtung muß eins Vertragsstrafe in Höhe von 30 000 Franken in notarieller Ur'künde übernommen werden! ; Die Heeresberichte. Der beetW SerlS. WTB. Berlin, 22. August 1918, mittags. fStefjes Hauptquartier.) Aeeretzgruptze des We«eralfeIdmarschM» Kronprirrz Rupprrcht vom Batzen» Im Kemmelgebiet wurden feindliche Teil­ angriffe beiderseits der Straße Loker—Tranoutre abgewiesen. , i Südlich! von Arras haben die Engländer gestern mit einigen größeren Angriffen begon­ nen. Englische Armeekorps und Neuseeländer waren zwischen Mohendille und der Ancre in Richtung auf Bapaume in tiefer Gliederung eingesetzt. Tas englische Kavalleriekorps stand hinter der Front zum Einsatz bereit. Turch! stärkstes Artilleriefeuer und mehrere hundert Panzerwagen unterstützt, stieß die In­ fanterie des Feindes auf der etwa 20 Kilometer breiten Front zum Angriff vor. Vor unseren Schlachtstellungen brach ihr erster Ansturm zu- I fammen. ! 1 11 i In örtlichen Gegenstößen nahmen tote Teile des dem Feinde plangemäß, überlassenen Gelän­ destreifens wieder. : [ Ter Feind setzte seine heftigen Angriffe den Tag über fort. Ihr Schwerpunkt lag auf den Flügeln des Angriffsfeldes. Sie sind völ­ lig unter schweren Verlusten für den Feind gescheitert. i Versuche des Gegners, bei Hamel die Ancre zu Überschreiten, wurden vereitelt. Eine große Anzahl zerschossener Panzer­ wagen liegt vor unserer Front. > Zwischen Somme und Oise verlies der Tag ruhig. j, Südwestlich von Noyon haben wir uns in der Nacht vom 20. zum 21. August kampflos vom Gegner etwas abgesetzt. Ten ganzen Tag über lag das Artilleriefeuer des Feindes noch aus unseren alten Linien. Zögernd fühlten am | Abend seine Erkundungsabteilungen gegen das jj Tal der Tivette vor. j Tie im Carlpontwalde kämpfenden Trup- I Pen nahmen wir vom Feinde unbemerkt hinter 1 die Oise zurück. Angriffe des Feindes, die sich | gestern früh durch stärkstes mehrstündiges Ar- | tilleriefeuer vorbereiteten, kamen infolge dessen I nicht zur Geltung. I Zwischen Blerancourt und der Aisne setzte I der Feind seine Angriffe tagsüber fort. Nur jj bei Blerancourt konnte er Boden gewinnen. > S Der gegen die übrige Front gerichtete und am Abend mit besonderer Kraft beiderseits der Morsainschlucht geführte Ansturm brach unter schweren Verlusten des Feindes zusammen. Der 1. Generalquartiermerer Ludendorff. WTB. Berlin, den 22. August. Amtli­ cher Abendbericht: I , Teilangrisfe bei Bailleul und südlich! der Lys. j i Gewaltiges Ringen an der Ancre und ' Somme. i I 1 Auf dem gestrigen Schlachtfelde nordwest!j lich Bapaume und an der Front zwischen Al« ! bert und der Somme brachten !wir groß, ange­ legte Angriffe der Engländer dzurch Gegenstoß zum Scheitern, Angriffe der FFranzosen zwi­ schen Oise und Aisne vor unsercen neuen Stel­ lungen. 1 1 Skr öslm.-W. Wicht. WTB. Wien, den 22. August, mittags. Amtlich wird gemeldet: Jtallenifcher Kriegsschauplatz. Auf dem Monte Ctsmone wurde ein itali­ enischer Vorstoß abgewiesen . l Albanien: Ein aus österr.-ungar. und deutschenLandfliegern und k. u. k. Seefliegern zusammen­ gesetztes Geschwader griff die feindlichen Fliegeranlageu bei Valona an. Es wurden zahl­ reiche Brände beobachtet. Unsere Flugzeuge kehrten vollzählig zurück. Ter Chef des Generalstabes. ier Mptifde Wicht. Sofia, 20. Aug. Westlich des Ochridasees verjagten unsere Posten französische Er­ kundungsabteilungen durch Handgranaten. Bei Bitolia und im Cernabogen war das beider­ seitige Artilleriefeuer zeitweise heftiger. In der Gegend von Moglena wurden mehrere star­ ke feindliche Sturmabteilungen, die an unsere vorgeschobenen Gräben heranzukommen such­ ten, bunfji Feuer vertrieben. Westlich Huma und östlich des Wardar hielt heftiges feindliches Artilleriefeuer an. Unsere Artillerie antwor­ tete mit Nachdruck. An der Sturmamündung wurde beiderseitige Feuertätigkeit von Zeit zu Zeit verstärkt. ────────── weiteres schwer belastendes Material für den französischen Präsidenten enthält. Diesem Brief ist folgende interessante Stelle zu entnehmen: "Sie wissen, Herr Präsident, ganz genau, und zwar aus derselben Quelle wie unser, Ihnen bekannter Gewährsmann, wie sich der Zar noch während Ihres Aufenthaltes in Ruß? land im Anschlüsse an das sogenannte. Frie­ densgespräch gegenüber jenem Großfürsten ge­ äußert hat, mit dem Sie noch eine längere Unterredung hatten. Tie Worte des Zaren waren: "Ich arbeite für den Frieden Europas, Präsident Poincare für die Rückeroberung El­ saß-Lothringens." i Sie wissen auch, daß, diese Worte weiteren Kreisen bekannt.geworden sind und auch, daß diese Worte in den Privataufzeichnungen des Zaren enthalten sind. Auch die Worte des Zaren werden sie sich erinnern: "In Poincares Ehrgeiz liegt eine Gefahr für den Frieden" und "Erst wenn Poincares Präsidentschaft vorüber ist, halte ich den Frieden für gesichert". Auch diese Sätze sind in den Auszeichnungen des Za­ ren enthalten, die beschlagnahmt wurden, und sind nicht mehr zu widerlegen." "Tas Buch" stellte dem Präsidenten drei Seiten zu einer Erivrderung aus diesen Brief zur Verfügung und betont, daß es eine völlig auf sich selbst gestellte neutrale Zeitschrift ist. Wie die Franzosen Gefangenen Anklagen abpressen! Mit welchen Mitteln Franzosen von deutschen Kriegsgefangenen Aussagen zu erpressen versuchen, ersieht man aus folgenden Angaben ausgetauschter deutscher Kriegsgefangener. Der Sanitätsunteroffizier Kurz berichtet unter Eid folgendes: "Um mich dazu zu bewegen, die deutschen Artilleriestellungen zu verraten, wurde ich vier Stunden an einen Baum gebunden." Ter Gefreite Richter gibt an: i ' "Tie deutschen Gefangenen, ungefähr 30 Mann. wurden in ein Granatloch getrieben, das von französischen Soldaten umstellt wurde. Diese richteten ihre Gewehre aus die Gefange­ nen und drohten, sie zu erschießen, falls sie die gewünschten Aussagen nicht machten." Ter Krankenträger Zechbauer erhielt, als er sich weigerte, Angaben über die Stellungen der Teutschen zu mächen, zunächst von einem französischen Offizier zwei Ohrfeigen. Da er bei seiner Weigerung verharrte, wurde ihm mitgeteilt, er würde in einer Stunde erschossen werden. Nachi Belaus dieser Stunde wurde ihm angedroht, er b^häme solange nichts zu essen, hjs er eine Aussagte gemacht hätte. So scheuen sich viele Franzosen nicht, alle Mittel anzuwenden, um durch Martern und Todesdrohungen die deutschen Kriegsgefangenen dazu zu bringen, den ihrem Landesherrn ge­ schworenen Fahneneid zu brechen. Mordlust eines englische» Offiziers. Ein ganz unerhörter Fall englischer Bru­ talität, der nur toenige Wochen zurückliegt, wird durch die eidliche Aussage des Gefreiten R. bekannt.' i Tie Engländer waren in den vorderen deutschen Graben eingedrungen, und R., der überdies am Gewehr eine Ladehemmung hatte, sah sich der Uebermacht gegenüber wehrlos und hob die Hände hoch. Beim Marsch nach der englischen Stellung begegnete ihm und seinem Kameraden Sch. ein englischer Offizier, der einen Revolver in der rechten Hand trug. 'Als er die beiden sah, hob er drohend den Revolver und rief: "allez, allez!" Kaum waren sie jedoch acht Schritte weit von jhm entfernt, als er auf R. und Sch. mehrere Schöffe abgab. Beide wurden getroffen und stürzten zu Boden. R. erhielt zwei Schüsse ins linke Bein, einen davon ins Knie, sodatz er nicht aufstehen konnte. Als die Engländer nach kurzer Zeit wieder aus dem deutschen Graben herausgeworfen wurden, kehrte der Offizier zurück. Als er R. und Sch. liegen sah, nies er, wiederum mit dem Revolver drohend, beiden "allez, allez!" zu und nahm schließlich den leichter verletzten Sch', mit in die englische Stellung hinüber, während R., der sich infolge seiner Wunde nicht erheben' konnte, in der Nacht von seinen Kameraden in den deutschen Graben zurückgeholt wurde. Die Mordgier dieses entmenschten englischen Offiziers ist ein würdiges Gegenstück zu dem "Baralong"- und "King Stephen"-Fall; es zeigt sich wiederum, wie tief die Moral unserer englischen Feinde gesunken, und wie wenig man bei ihnen auf Verständnis für eine ritterliche Kampfesweise rechnen darf. ────────── Hungertyphus in Rußland. Petersburg, 22. Aug. In den nördli­ chen russischen Gouvernements bis zur finni­ schen Grenze, wie in Petersburg selbst wütet neben der Cholera der Hungertyphus in fürch­ terlicher Weise. Tie Bevölkerung ganzer Dörser, die Wöchentlich nur zwei Pfund Hafer und kein Brot erhält, stirbt aus. Auch! unter den Viehlbeständen und Pferden richtet die Seuche grwßp Verheerungen an, weil es nicht möglich isst, ausreichend Futtermittel zu be­ schaffen. Ter Erffolg der Sowjetstruppen im MurI mangebirt. Ter Voss. Ztg. wird aus Stockholm über den Erfolg der Sowjetstruppen im Murmangebiet gemeldet: Ein Detachement, bestehend aus 300 Engländern, 200 Serben und etwa 500 angeworbenen Russen, das sich vom Onegafluß aufwärts in Bewegung gesetzt und die Niederlassung Pustwuta erreicht hatte, versuchte am vorwöchigen DIenstag die Bahnlinie Archangelst-Wologda abzuschneiden. Auf halbem Wege zwischen Pusthnja und der Bahnlinie am Jemsafluß stieg das Detachement auf bolschewikische Truppen. Nach dreistündigem Kami pfe mutzte es sich unter Zurücklassung von 70 Toten und über 100 Gefangenen fluchtartig zu­ rückziehen und die Rückfahrt den Onegaflutz j abwärts antreten. Die Schlappe ist .insofern ' von Bedeutung, als die Bewohner des -Murmangebistes jetzt, durch diesen Erfolg ermu­ tigt, ihrerseits zu den Waffen gegen die Bri­ ten und ihrre Gefolgschaft greifen. Tie Etappen­ punkte, diee die Engländer längs des Onegaflusfes anUelegt hatten, werden bereits ge­ räumt. Aus Rußland. ────────── Aus der Ukraine. Deutsche Milüonengründnngen in der t Ukraine. Zum Zwecke des wirtschaftlichen Einflus­ ses in der Ukraine hat sich Unser der Führung von Krupp--Essen und Beteiligung der deutschen Schwerindustrie eine Gesellschaft mit einem vor­ läufigen Kapital von 20 Millionen Mark ge­ gründet. Teutsche Banken haben zum gleichen Zwecke eine Studiengesellschaft mit 5 Millionen Mark ins Leben gerufen. Beide Unterneh­ mungen haben den Zweck, die Wirtschastsverhältnisse in der Ukraine zu sanieren und der deutschen Volkswirtschaft nutzbar zu machen. ────────── Der Krieg mit Italien. Italiens Notlage. Mailand, 32. Aug. Eine Versammlung der Metallarbeiter hat hier über die durch! die Nahruugsieuerung geschaffene Lage gera­ ten und festgestellt ,daß unter den Massen eine bedrohliche Gärung herrscht .Tie Versammlung erklärte die neuen Lohnaufbesserungen für völ­ lig ungenügend im Verhältnisse zu der be­ stehenden Teuerung .Tie Knappheit an Lebens­ rnitteln, Bekleidungsstoffen und Heizmitteln werde immer bedrohlicher. Tas Gas werde we­ gen Wangels an "KqHlen in Mailand schon längst aus Holz und Torf gewonnen. — Jl Sole schreibt, es sei unerläßlich datz der Schiffs­ raum, welcher der Einfuhr von Phosphaten aus Afrika entzogen ist, Wied« ersetzt und noch vermehrt wird, da sonst bei der eingetretenen Verarmung des Bodens Mißernten in bett näch­ sten Jahren unausbleiblich seien. IU der Bekleidungstzidustrie haben hie Schwierigkeiten der Beschaffung von Rohstoffen zu einer derartigen Steigerung dev Kleiderpreise geführt, daß die Regierung sich zu einschneidenden Maßnahmen gezwungen fasj. Ter Brotpreis ist allgemein erhöht und diese Erhöhung auch aus Se.rHun- , Nr. 229 gen an Kriegsgefangene ausgedehnt worden. Außerdem geben die Abteilungen Florenz, Bo­ logna und Mailand bekannt, daß sie weitere Be­ stellungen für solche Sendungen nicht mehr annehmen können. Montenegriner und Rumänen an der italienischen Front. Tas Berner Jntelligenzblatt meldet aus Rom, datz aus der italienischen Front jetzt auch montenegrinische und rumänische Truppen den Tschecho-Slowaken angeschlossen worden seien. , ────────── Der Krieg mit England. England und Belgien. ! > Ter Limburger Kurier schreibt unter dem Titel "Wie England Belgien behandelt": Bel­ gien wird von England wie ein altös mit Zement beladenes Schiff benützt, das vor einem deutschen Hasen >zum Sinken gebracht werden soll, um so zu verhindern, daß Waren deut­ schen Ursprungs den Weltmartt erreichen. Was kümmert es dabei England, daß das belgische Schiff so mit Mann und Maus untergeht. Nene Unruhen in Irland. 1 Zürich, 22. Aug. Aus London wird ge­ meldet: Tie Zensur verhinderte detaillierte Be­ richte über eine neu ausgebrochene SinnFeinerbewegung und ihren großen Umfang, so­ wie den stürmischen Verlaus der in ganz Ir­ land abgehaltenen Tvnnerstags-Meettngs. Laut i Dublin-Times erfolgten Massenverhaftungen in allen Provinzteilen Irlands. Unter den Ver­ hafteten befindet sich das Parlamentsmitglied Mvhlett, der Präsident der Sinn-Feiner-Exeku­ tive ist, und der 'Verbandssekretär Philipp. " ────────── Hinschlachtung der rumänischen Jugend. Bukarest, 22. Juli. In der Zeitung Lu­ mina schreibt der Teputtgrte Theodorescu unter dem Titel "Tie Hinschlachtung der Unschul­ digen" einen Artikel, der eine leidenschaftsiche Anklage gegen die frühere Regierung darstellt, Werl sie bei Kriegsausbruch Tausende von jun­ gen Leuten in Unmensch sicher und unnützer Weise aufgeopfert hat. Gemeint sind die 17und 18-Jährigen, die zu Zehntausenden in der ganzen Walachei aus den elterlichen Häu­ sern weggeschleppt wurden. Die armen Jungen, so schreibt Theodorescu wurde» gleich Vieh­ herden ohne Kleider ,Essen und Transport­ mittel weggetrieben und unnütz noch mit bei­ spielloser Rohheit behandelt. Am Bestimmungs­ ort angelangt wurden sie von den Komman­ danten zurückgewiesen, die sich weigerten, sie aufzunehmen, weil für sie weder Nahrung noch Unterkunft vorgesehen war und da niemand wußte, was man mit den jungen Leuten tun solle, wurde diese ganze Herde ihrem Schick­ sal überlassen '.Man möge eiee Untersuchung darüber einleiten, wie viele junge Leute vor Kälte, Hunger und Krankheit nur in dem Pa­ villon von Tecuch im Winter 1916 zugrunde gingen. Es gab Tage an denen am Morgen aus diesem Pavillon 10—15 erfrorene Leichen herausgebracht wurden. Eine Untersuchung des Jnsvrmationsausschusses hat ergeben, daß in einem einzigen TistrKt 1000 dieser Knaben gestorben sind. Derartige Verbrechen, die nicht nur gegen das 'Nationalgefühl und das Chri­ stentum sündigen, können nich't ungestraft blei­ ben. Aus Rumänien. ────────── unserer Gegner. Tärnnter sind TarsteUungen großpr Massen deutscher Gefangener bevorzugt | Bildnisse des Herrn Clemenceau und seiner f Leute und französischer Heerführer fehlen nicht. | Im Schaufenster prangen große Karten mit • den günstigst aufgemachten Fortschritten der i Feinde. Sämtliche Zeitungen und Zeitschrif­ ten der Entente liegen auf. Entsprechende Bü­ cher sind selbstverständlich in diesem Laden zu haben. In dieser .Propagandaanstalt ist auch ein Briefkasten der eidgenössischen Post mit täglich achtmaliger Wholung ausgestellt. Tas Züricher Blatt wendet sich gegen dieses Entge­ genkommen. Tie Mittelmächte hätten zwar bis jetzt eine solche Stimmungsmache verschmäht, sie würden aber nunmehr wohl auch zu der Gründung eines derartigen Lesesaales schrei­ ten mit oder ohne eidgenössischem Briefkasten. Schwedische Ankäufe in Finnland. , Kopenha gen, 22. Aug. Nationaltidende meldet aus Stockholm: Um einer Verdrän­ gung der schwedischen Sprache in Finnland entgegenzuarbeiten wurden drei kapitalkräftige Gesellschaften gegründet, die in Finnland Land ankaufen und dieses nur an Schweden wieder verkaufen sollen. Tie Gesellschaften werden na­ mentlich in Wasa, Abo und Nhland tätig sein. ────────── Japans Eingreifen in Sibirien. i Von unterrichteter Seite wird dem TDP. über Japans Politik folgendes mitgeteilt: Es liegt durchaus nicht in den Wünschen Japans, die russischen Geschicke von den Agenturen Eng­ lands oder Amerikas geleitet zu sehen, Japan hat danach durchaus nicht ■ die Absicht, eine von der Entente abhängige Regierung in Rußxland einzusetzen. Fast hat es den Anschein, als ob man sich, damit begnügen wolle, die Parteigänger Englands ,die Tschecho-Slowaken vor der Vernichtung zu bewahren und abzu­ transportieren. — Wie stark der natürliche In­ teressengegensatz zwischen Japan und Rußland einerseits und Amerika und England anderer­ seits ist, zeigt der von der Zeitung "Mir" veröffentlichte russisch-japanische Geheimoer­ trag von 1915. ' i Japan im Kriege. ────────── Aus Amerika. Amerikanische Hilfe für die Tschecho-SloI waken. Aus Washington wird gemeldet: Ter ame­ rikanische Kriegsminister Baker erklärte in ei­ ner Sitzung des Senatsausschusses, es sei lächer­ lich, zu glauben, daß eine Handvoll Amerikaner imstande wäre, eine neue Ostfront zu errich!ten. Amerika wolle nur dazu beitragen, den Tsechcho-Slckvaken Hilfe zu bringen. i Amerikanisches Nach einem Interview mit einem Schwedisch-Amerikaner in "Oskasundposten" gibt "Aftonbladet", Stockholm, Vom 29. Juli, folgendes wieder: "Teutsche und Teutsch sie utn d lich e wer­ den in Amerika rücksichtslos verfolgt. Tie Vornehmsten sind rechtlos. Wan enteignet ihren Besitz, und Tausende von Teutschen sind ihrer Habe beraubt. Verweigert ein Arbeiter die Arbeit, so wird ihm sein Lohn gekürzt, ja man hat schon Arbeiter deswegen,ertränkt. Ein Mord bedeutet gar nichts, wenn der Er­ mordete etwas Amerika Unvorterlhaftes oder Teutschland Vorteilhaftes gesagt hat. Tie Schweden sind nicht beliebt und werden oft genau so wie die Teutschen verfolgt. Ueber die Kriegslage erfahren die Amerikaner nichts. Tie Nachrichten über den Gang des Krieges sind schwindelhast wie nirgendwo in der Welt. Bevor ich skandinavischen Boden betrat, glaubte ich, daß die Ententetruppen tief in Teutschland ständen und aus dem Biarsche nach Berlin wären. Hindenburg ist schon vor mehreren Monaten totgesagt ivorden. Von deutschen Ge­ bietsgewinnen und ihren Gefangenenzahlen hat man nie etwas gehört; sie werden nach, ameri­ kanischen Schilderungen jedenfalls, hundertfach ausgewogen durch die Erfolge der Entente. Alle Produktion in Amerika ist Kriegsindustrie, während die andere Industrie stark leidet. Ter Mangel an Schiffsraum ist fühlbar. Neubau­ ten werden forciert, aber bisher ohne befriedi­ gende Ergebnisse. Japaner und Chinesen käm­ men in Unmengen an, weil sie billige Arbeiter sind. Wer täglich! steigert sich der Lebensmit­ telmangel und die Preise gehen in die Höhe. Rücksichtslos werden Tausende von Schweden | zwangsweise zum Kriegsdienst ausgehoben, j Proteste helfen nichts. Wer sich weigert, kommt I ins Gefängnis. Tie nach, Frankreich Verschiff­ ten sind zum großen Teil zum Kriegsdienst ge­ preßte Skandinavier. Tie Amerikaner aber bleiben zu Hause und werden in die Heimgarde eingereiht, die Streiks zu unterdrücken hat. Unter den Wbeitern ist der Krieg nicht popu­ lär; aber niemand wagt zu protestieren. Tie Gefühle der Amerikaner sind nicht durchaus für die Engländer^ Viele Schweden,Amerika­ ner sehnen sich, heim und ziehen zu Tausenden nach, Schweden, um dort das Kriegsende abzu­ warten. Sie haben eingesehen, dajß die ameri­ kanische Freiheit ein ziemlich prooblematischer 1 Begriff ist. Ter schwedische Gew,ähi>rsmann war j übrigens Zeuge der Kollision einees Truppen- I transportes, der sank, wobei von 5000 Mann | nur 300 gerettet wurden." 1 ' ! ────────── Der Luftkrieg. Fliegerangriff auf Köln. 1 Köln, 22. Aug. Heute nachts 2 Uhr wur- ' de das Stadtgebiet von feindlichen Fliegern i überflogen. Es wurden einige Bomben abge­ worfen, durch die Sachschaden entstand; auch sind einige Verluste an Menschenleben zu be­ klagen. i 1 ────────── L ndendvrff- Spende ans der Schweiz. Sechs­ hundert -Schweizer, die sich auf der Rückreise von Rußland nach, ihrer Heimat befanden, ha­ ben zum Tank für die gute Aufnahme, die ihnen in Teutschland zuteil geworden ist, in ihrem Transportzuge den Betrag von 992 Mark ge­ sammelt und den deutschen Behörden über­ geben mit der Bestimmung, daß das Geld für deutsche Kriegsinvaliden verwendet werden soll. Tie Gabe ist der Ludendorsf-Spende zugeführt worden. ( i T i . , Rücktritt des polnischen Premierministers. Nach polnischen Blättern solle der krank in Ga­ lizien weilende polnische Premierminister Slezkowski sich mit Rücktrittsabsichten tragen. Tas Berl. Tgbl., das diese Meldung wiedergibt, be­ merkt dazu, daß schpn seit einiger Zeit Temissionspläne des polnischen Premierministers be­ kannt seien, bla seine Nerven durch die sortLvährenden Schwierigkeiten, mit denen er in seinem Amte int Verkehr mit den Okkupationsbehürden und den Parteien zu kämpfen hatte, stark angegriffen seien. Tie Teutsche Kaiserin erkrankt. Wie mit­ geteilt wird, ist die Kaiserin in Wilhelmshöhe bei Kassel ernsthaft erkrankt und bettlägerig. Sie leidet an einer nervösen Depression, die sie sich infolge zahlreicher Besuche von Lazaretten zugezogen hat. Ter Kaiser ist aus dem Hauptquartier zu ihr gefahren. Nach An­ sicht der Aerzte besteht die Hoffnung, daß sie nach einigen Wochen absoluter Ruhe wieder hergestellt sein wird. , ( Tages-Uebersicht. ────────── neu Falle nicht nur die Aufstellung unbe­ weisbarer Behauptungen, sondern auch! das Stellen von Fragen, welche derartige Behaup­ tungen hervorrufen können. Auf dem Eisenbahitwagen geköpft. Laut "Köln. Bolksztg." wurden auf der Eisenbahn­ strecke Berlin—Gütersloh unweit der letzteren Station zwei Soldaten, als der Zug unter einer Brücke hindurchfuhr, von einem dort querge­ spannten Eisendraht erfaßt, der ihnen die .Köpfe vom Rumpfe trennte. Tie Leichen fielen auf "einen auf dem Trittbrett stehenden dritten Soldaten, der dadurch, eine Gehirnerschütter­ ung erlitt und ins Hospital gebracht werden mußte. ( Brände. Nachdem unlängst das für den Wiederaufbau Ostpreußens wichtige Tampfsägewerk von Kalcher in Königsberg anscheinend durch. Brandstiftung eingeäschert wurde, ist jetzt die Brachvogelsche Mühle in Lasdehnen durch Feuer vernichtet -vorden. Tabei verbrannten schätzungsweise einige Tausend der Reichsgetrei­ destelle gehörende Zentner Getreide. Ter große Silospeicher mit 900 Zentner Brotgetreide konnte gerettet werden. Ein großer Einbruchs wurde in die Kreis« bekleidungsstelle in Rauen verübt. Tiebe stah­ len u. a. 1200 Frauenhemden, Frauenkleider, wollene Frauen- und Herrenstrümpfe u. a. im Werte von 13 000 Mark. Tabei besaßen die Tiebe noch die Frechheit, die gestohlenen Sa­ chen in Kartons fortzuschaffen, die die Auf­ schrift der Kreisbetleidungsstelle trugen. ────────── "Onkel Rüdiger ist viel schöner, Äs Baron Vultach!" rief Cäcilie, ,jden mag ich gar nicht leiden!" I i "Schweige, Cäcilie, du wurdest nicht ge­ fragt," sagte die Gräfin ärgerlich!. — "Uebrigens, Fräulein Berger, es fällt mir gerade ein: Ihre Scherze gegen'Giäste meines Hauses finde ich sehr seltsam, und 'auch den Ton, in dem Sie zu reden belieben." ' i__ Lore, die mit am Tische saß, sah verwun­ dert auf. "Ich.verstehe Frau Gräfin nicht!" sagte sie. "Ter schnippifchc Ton, in dem Sie mit Herrn Baron Vultach, sprechen, fällt mir direkt auf, und gestern nachmittags habe ich gesehen, tote Sie ihm scherzend mit einem Fliederzweig ins Gesicht schlugen — das geht doch zu weit." Lore wurde dunkelrot. ! "Um Vergebung, Frau Gräfin! Tas sollte keine scherzhafte Vertraulichkeit sein — 'das war berechtigte Abwehr.gegen eine Zudring­ lichkeit des Herrn Baron!" entgegnete sie mit bebender Stimme. r I I Spöttisch lächelnd fixierte Gräfin Lella .das junge Mädchen, dem unter diesem Blick das :Blut ins Gesicht trat. . (Fortsetzung folgt.) -a,- Pflänzchen. Es wird überall etwas sein, das Ihnen nicht gefällt. Sie haben mich kennen gelernt, und dürfen überzeugt sein, daß, ich. stets aus Ihrer Seite bin. Auch,, mein Bruder! — Wollen Sie mir also das Versprechen geben, und nicht immer gleich an Fortgehen denken, wenn man Ihnen Unrecht getan hat?" Sie sah ihn groß und voll an, und er­ rötete unter seinem warmen Blick, der sich tief in den tijren senkte. . Und es flog ihr durch! den Sinn — wenn sie fortginge, würde sie ihn auch nicht mehr sehen, nicht mehr seine gütige Stimme hören — da gab sie ihm das 'Versprechen. ; "Sie bleiben also was auch kommen mag?" ' ' i "Wenn mich die Frau Gräfin nicht selbst fortschickt - ja!" 1 i "Tas wird sie nicht tun! Sie weiß ganz getrau, was Sie den Kindern sind. Ich. danke Ihnen! — Gute Nacht, Fräulein Nora," leise glitt ihr Name von seinen Lippen. Sie wurde rot. Er lieft ihre Hand los, die er bis jetzt gehalten; ihm war, als ver­ brenne sie ihm die Finger, diese weiche, schlan­ ke, kühle MädchMhand. j [ Sehnsüchtig folgten seine Augen der hohen Gestalt, die jetzt den Raum verließ. ' Tann strich er mit der Hand über die Stirn, machte eine unwillige Bewegung und trat wieder hinaus auf die Terrasse. Bis tief in die Nacht hinein saß er dort; oben in seinem Zimmer hätte er doch keine Ruhe gefunden^ Es war Frühling, der ihm schwer in den Gliedern lag. » Am nächsten Nachmittag reiste Rüdiger wieder ab. ! .Man saß beim Kaffee. Tie Kinder um­ drängten den Onkel, der ihnen ganz fest ver­ sprechen mußte, Pfingsten wieder zu kommen. Eigentlich hatte er die Feiertage am Karer-See verleben wollen — doch es war etwas, das ihn mit Macht nach Lengefeld zog. — Und er gab das Versprechen. z I Cäcilie saß auf seinem Schoß und um-> halste ihn zärtlich.. ■ | "Weshalb heiratest du eigentlich nicht, Rü­ diger?" fragte die Gräfin, "du bist nicht mehr' iveit entfernt von den Vierzigern! Tu mit deiner glänzenden Position kannst ruhig wäh-> len." k Er verneigte sich, ein wenig, lächelnd die-s ses Kompliment quittierend. i ────────── den Scheck ersetzt werden, nicht nur im allge­ meinen Interesse, sondern auch im Interesse jedes Einzelnen! Las allgemeine Interesse for­ dert den Verzicht aus überflüssige Barzahlun­ gen zugunsten veredelter Zahlungssitten mit Rücksicht aus die Verringerung des Notenum­ laufs. Nicht um die Beseitigung eines Schön­ heitsfehlers handelt es sich, sondern um schwer­ wiegende Gründe währungs- und finanzpoliti­ scher Natur. Wer Noten, Kassenscheine oder Hartgeld zu Hause aufstapelt, unnütz, mit sich herumträgt oder zu Zahlungen verwendet, die besser durch Scheck oder Uekerweisung geleistet werden könnten, schädigt sich selbst, denn er setzt sich der Gefahr von Verlusten aus und büßt Zinsen ein. Errichtet er sich hingegen ein Kon­ to bei einem Geldinstitut und bei der Post, sv vermeidet er diese Nachteile und hat die Mög­ lichkeit, noch" nach Jähren aus den Büchern dieser Institute seine Zahlungen nachweisen zu können. Tie Vorbedingungen für die Ausbrei­ tung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs sind in Teutschland in wertestem Umfange gegeben. Tie Reichsbank, die Post, die Banken, die Spar­ kassen, die Genossenschaften, die Gemeindegirokassen laden jeden dazu ein, bei ihnen dn Konto zu nehmen, dort das zurzeit nicht be­ nötigte Geld einzuzahlen und sich- in weitestem Umfange der modernen Zahlungsweise zu beDienen, der Zahlung durch, Ueberweisung oder Scheck. I ────────── Vermischtes. Fingerabdrücke als Erkenungsmarken. Der Wert der Fingerabdrücke zur Feststellung der Identität von Persönlichkeiten wird gegenwärttg im amerikanischen Heer tm große« Maßstabe. Jeder ^emustertenmuß seinen Fingerabdruck auf dem Ren« Irollbureau zurücklassen, um später eventuelle Deser­ teure, die in den Vereinlöten Staaten sehr häufig finb, wieder feststellen zu können. Außerdem aber werden die Fingerabdrücke auch als Erkennungsmarken verwendet, um die Persönlichkeit eines Gefallenen herauszubekommen, bei dem sonst nichts gefunden wird, was Rückschlüsse auf seinen Name» zuläßt. Besonders wichtig finb die Fingerabdrücke zur ErkentrotiB der Leute, dir bei der Torpedierung eines Schiffes umkommen. Sowohl das amerikanische Heer wie die amerikanische Heer wie die amerikanische Marine haben große Bureaus zur Abnahme der Fingerabdrücke eingerichtet, und jeder Man» trägt auf feiner Erkennuusmarke eine eingravierte Nachbil­ dung des Abdruckes feines Daumens. ────────── Literarisches. Sven Hedin, "Jerusalem*. Feldpostausgäbe. 160 Seiten Text mit 25 Abbildungen und 1 Karte. (Leipzig, F. A. Brockhaus.) Geheftet Mk. 1,50. Was wird aus Jerusalem? Diese Frage beschäftigt, wie einst zur Zeit der Kreuzfahrer, ganz Mitteleuropa. Jerusalem ist natürlich der Höhepunkt dieser Reiseschilderung. Wir wandern mit Hedin durch die engen, holperigen Stufenstraßen der heiligen Stadt, lassen den Zauber ihrer tibetartigen Landschaft auf uns wirken und lauschen in ergriffener Andacht den Er­ innerungen, die der bibelkundige Führer im Garten Gethsemane, an den Stationen der Via dolorosa und in der Kirche des Heiligen Grabes in uns wachruft. Eigentümlich "aktuell mutet uns die Geschichte der Zer­ störung Jerusalems an — jedem drängen sich da Ver­ gleiche mit gegenwärtige» Zuständen aus! — und was er über die Heuschreckenplage zu berichten weiß, zeigt schlagend die Wahrheit der biblischen Erzählungen, die man geneigt war für orientalische Uebertreibungen zu halten. Der Reichtum des Buches ist damit nicht erschöpft. Kurz, Hedins "Jerusalem" ist "keineswegs das geringste- unter den Kriegswerken Hedins, im Gegenteil: birgt doch der Stoff selbst Ewigkeitswerte die eben nur im Heiligen Lande zu finden sind und diesem Buche eine besonders große Gemeinde schassen werden. ────────── Bauern, helft die Schleichhändler bekämpfe«! Tut es ist Euerem eigenen Interesse. Tier Schleichhandel gefährdet die BokksenMhrnng. — Bauern, liefert ihm nichts mehr! ────────── Dienstesnachrichten. Lehramt. Ter Rektor der Realschule Deg­ gendorf Tr. Hans Wörle wurde auf sein An­ suchen in gleicher Tiensteseigenschafr in etatsmöjiitgec Weise an die Realschule Kempten ver­ fem, der Ghmnasialprofessor am Realgymna­ sium Würzburg Tr. Franz Xaver Höher! zum Rektor der Realschule Teggendorf in etatsmä­ ßiger Weise ernannt, der Gymnasialproffssvr am humanistischen Gymnasium, Straubing Stu­ dienrat Friedrich Lederer zum Konrektor am humanistischen Gymnasium Speyer in etatsmä­ ßiger Weise ernannt, der im zeitlichen Ruhe­ stände befindliche Gymnasialprvsessor AdamGräf, zuletzt am Ludwigsgymnasium in Mün­ chen, als GhmnasiÄProfessor am humanisti­ schen Gymnasium Straubing in etatSmäßiger Eigenschaft wieder angestellt. x ' ────────── Letzte Poste». Fliegerangriff auf Karlsruhe. ^ Karlsruhe, 22. Aug. 10 englischeFlieger bewarfen heute vormittags 9 Ahr zweckund wahllos die Stadt mit Bomben. Ter grüß-, te Teil der Bomben fiel auf freies Fvld. Au­ ßer einigen ,auf einer Stelle erheblichen Scha- 1 den an bürgerlichen Wohnungen sind leider L Letzte Poste». Fliegerangriff auf Karlsruhe. ^ Karlsruhe, 22. Aug. 10 englischeFlieger bewarfen heute vormittags 9 Ahr zweckund wahllos die Stadt mit Bomben. Ter grüß-, te Teil der Bomben fiel auf freies Fvld. Au­ ßer einigen ,auf einer Stelle erheblichen Scha- 1 den an bürgerlichen Wohnungen sind leider L Seile 5. eine Reihe von Opfern unter der Bevölkerung zu beklagen. Es^wnrden 9 Personen getötet, 4 schwer und 2 leichter verletzt. 5 Flugzeuge wurden durch, unsere Abwehrmittel vernichtet. Tie Besatzungen fielen teils lebend, teils tot in unsere Hände. T»ie Kämpfe im Westen, i 58 er lin, 22. Aug. Bei dem groß angeleg­ ten englischen Angriff südlich der Lys sollten zahlreiche Tankbataillone den Erfolg sichern. Nach, Gefangenenaussagen waren allein bei Achiet te Petit über 100 Tanks auf schmalem Raum eingesetzt. Tie von der Masse der an­ rollenden Tanks erwartete Wirkung blieb aus. Biele Tanks liegen zerschossen vor unserer Front, während die meisten durchs wohlgezieVes Feuer zu schneller Umkehr gezwimgen wurden. Ter im Heeresbericht gemeldete feindliche An­ griff im Kemmelgebiet erfolgte in mehr als 3 Kilometer Breite. Nördlich, der Straße Tranoutre—Loker wurde der Gegner bereits vor unseren Linien durch, das zusammengefaßte Feuer unserer Batterien abgewiesen. An und südlich, der Straße schlug ihn unsere Infanterie im Gegenstoß, .zurück. ; Grenzfrage« zwischen Rußland und vor 1 Wörckine. Moskau, 21. August. Zur Erörterung der Grenzfragen zwischen der Ukraine und Großxußland wird eine allgemeine Konferenz in Kiew zusammenberufen. Tornado in Amerika. i Mineapolis, 21. August. Ein schwerer Tornado suchte die Stadt Tylär heim. Tie Zahl der Toten wird auf 50 bis 100 geschätzt. Ein Eisenbahnzug wurde aus den Schienen gehoben. Hierbei verloren ungefähr 12 Personen ihr Leben. Tas GesHäftsviertel ist vollständig zer­ stört. - , Fliegerhauptmann Barthold abgestürzt. Hofheim (Unterfranfen), 21. Aug. Nach, Nachrichten, die bei den Eltern des Flieger­ hauptmanns Berthold in Titterswind bei Ebern eingetroffen sind, kst Fliegerhauptmann Berthvld nach seinem 44. Luftsieg abgestürzt und hat sich, außer einem doppelten Armbruch noch innere Verletzungen zugezogen. Lebensgefahr besteht erfreulicherweise nicht. Hauptmann Ber­ thold hat sich schon einmal durch Absturz schwe­ re Verletzungen an den Beinen zugezogen. Tie Beratungen im Hauptquartier im i , «xntraten LiiGe. Bern, 22. August. Nach« einer Erörter­ ung der verschiedenen Beffrrechungen im Teut­ schen Hauptquartier und der augenblicklich schwebenden Fragen, besonders der Ostsragen, sowie der Friedensaussichten kommt die "Zür­ cher Post" zu dem «Schluß: Solange die En­ tente die wirtschaftliche Vernichtung Teukschlands und seiner Verbündeten als Kriegs-Ervverungsziel ausstellt, solange es Deutschland seine Kolonien verweigert, die während dieses Krieges von der Entente erobert wurden, so­ lange iverden Deutschland und seine Verbünde­ ten diesen Krieg weiterführen. Gewiß, sind die Opfer ungemein groß,, die Teutschland bei dieser Sachlage bringen muH, allein nicht ge­ ringer sind jene seiner Gegner, die in den letzten Wochen ihre erfolgreichen Offensiven im Westen mit schweren Verlusten bezahlen muß­ ten. Vielleicht wecken diese ungeheuren Ver­ luste bei mäßigem Erfolg auch, bei der Entente die Erkenntnis, dqtz mye eine Verständigung zum Frieden führen kann. Gewiß, ist aber, daß nichts 'so sehr geeignet war, Teutschland zu stärken, als die ungeheuren Bedingungen, die ihm von den Staatsmännern der Entente angedroht werden. Um einem solchen Frieden zu entgehen, wird Deutschland und werdsn seine Verbündeten Die Opfer noch weiterer schwerster Kriegsjahre auf sich nehmen. j ────────── Städtische Schwimmschule. 23. Angust 1918. Wasser 19 . Grad C. Luft 22 . Grad C. ────────── Inserate. ────────── Bekanntmachung. Heute Freitag nachmittags von 1—6 Uhr, Samstag früh von 8—12 u. 2—6 Uhr werden Frühkartoffel gegen die derzeit gültigen Kartoffelmarien zum Preise von 13 Pfg. das Pfund abgegeben. Das Geld ist abgezählt bereit zu halten. Landshut, den 29. August 1918. Stadtmagistrat. Dr. Herterich. 2235 ────────── Bekanntmachung. Gegen die für August geltenden Käsemarkeu wird hente % Psmid «äse abgegeben. L a n d s h u t, den 23. August 1918. Ttadtmagistrat LaudShnt. Dr. Herterich. 223s ────────── Niederbayerische Nachrichten. Frontenhausen, 20. August. (Verunglückt) kst am letzten Mittwoch, der bei einer Firma in Mqosach als Monteur angeforderte Martin Kästl, Gastwirts- und Posthalterssohn von hier dadurch, daß er in die Transmission geriet!. Er wurde in schwerverletztem Zustande in das Schwabinger Krankenhaus verbrachit. Pöcking, 18. August. (BefitzwDchsel.) Ter Tarlehenskassenverein Pöcking hat sein Lager­ haus an die Bayer. Zentral-Tarleh,enskasse in München verkauft. Y , Eggenseldcrr, 22. Aug. (Schwer verletzt.) Ein hamsternder Soldat weigerte sich bei Peterskirchen, sich von einem Gendarmen, dem Vizewachtmeister Weiß:, von Falkenrberg, kon­ trollieren KU lassen. Ter Soldat wurde tätlich, gegen den Gendarmen; ersterer zog sein Mes­ ser, letzterer den Säbel und es enitspann sich! nun ein Ringen zwischen Beiden, in dessen Verlaus Vizewachtmeister Weiß durch einen Stich in die Brust und der Svldat .Karl Witt­ mann von Neu-Ulm durch Säbelhiebe schwer verletzt wurde. I . Zaitzkofen, 22. Aug. (Schwein ediebstahl.) In der Nacht zum 15. Aug. wurden dem Bau­ ern Thomas Zausinger dahier drei Schweine gestohlen. 1 ! ; Finstern«, 20. August. (Aufgegriffene Rus­ sen.) Am 17. August wurden unweit der Ostschaft Finsterau zwei russische Kriegsgefangene, welche nach Böhmen flüchten wollten, aufge­ griffen und der militärischen Grey^schutzwqchv Finsterau übergeben. Zwiesel, 32. Aug. (Gestohlener Stier.) In der Nacht zum 12. ds. wurde von der auf der Sommerweide im Staatswalde besindsjchen sogen. Ruckerwitzherde ein dem Bauern Max Kronschrrabl von Klautzenbach gehöriger Stier gestohlchr, ohne daß, man wußte, wohin derselbe kam. Vorgestern fand nun ein Arbeiter der Theresienthaler Kristallglasfabrik beimSchwammerlsuchen im Rotkottwalde den Kopf des Stie­ res, sowie ein Beil und einen Schurz. Augen­ scheinlich wurde der gestohlene «Stier boxt ge­ schlachtet, um als Reserve für die: fleischlose Woche zu dienen ^Auch, Schasdiebststähle kom­ men in den umliegenden Ortschastenn jetzt häu­ fig vor. I , l ] Paffau, 22. Aug. (Wucher.) Eine hiesige Firma verkaufte gewöhnliche Blechlöffel, die im Frieden 8 Pfg .das Stück kosteten, für 1,25 Mark das Stück. — Eine Koloniakware nsirma verlangte für ein leeres, ganz altes Zigar-, renkistchen (50 Stck.) 50 Pfg., der Preis dürf­ te höchstens 20 Pfg. betragen. Beide Fälle sind Wucher und werden verfolgt. «