Gesammelte Artikeltexte des Kurier für Niederbayern, Ausgabe vom 1918-09-04. Unterstützt durch den Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE). Herausgeber: Lehrstuhl für Digital Humanities, Universität Passau (2016). Veröffentlicht unter der Lizenz Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International. Kurier für Niederbayern: Landshuter Tag- und Anzeigenblatt; unabhängige Tageszeitung für Heimat und Volk. Altbayerische Verlagsanstalt Vereinigte Dr. Mühldorf, Betrieb Landshut. 71. Jahrgang Nr. 241, 1918-09-04. Die gescannten Zeitungsbände wurden von der Bayerischen Staatsbibliothek München zur Verfügung gestellt. (https://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=644150540&db=100) Die Zeitungsdoppelseiten wurden mit 300dpi und einer Farbtiefe von 24 Bit gescannt, die resultierende TIFF-Datei binarisiert und als Input für die OCR-Software verwendet. 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Zwischen Scarpe und Somme ruhiger Tag; zwischen Ailette mtb Aisue neue Kämpfe. — 189 feindliche Divisionen im Feuer. — Unsere Luftftreitträste in der Schlacht. ────────── I« deutsche Bericht. V'! WTB. Berlin, 3. September, mittags. Urvßes Hauptquartier: Westlicher Kr1egSjK««pl»tz. Heeresgruppe des GeMralseldmarschaUS Kronprinz, Rupprecht vo» Bayer«. i ! j I UNd Heeresgruppe des Generalabersten v. Bühn. Zwischen APern und La Bassee erfolgrei­ che Jnsanteriegefechte im Borgelände unserer neuen Stellungen. I ‘ Zwischen Scarpe und Somme setzte der Engländer seine Angriffe fort. Südöstliche von Arras gelang es ihm durch, Einsatz stark über­ legener Kräfte unsere Jnfanterielinien beider­ seits der Chaussee Arras—Cambrai einzusto­ ßen. In der Linie Eteen—Ostrand Turh—öst­ lich, Camicourt—südöstlich Quent—Nordrand Moreuil fingen wir den Stoß, des Feindes aus. Mehrfache Versuche des Gegners, über die Hö­ hen von Tarh und östlich Camicourt gegen den Kanal vorzudringen, scheiterten an dem Ein­ greifen unserer bereit stehenden Reserven. Beiderseits von Bapaume teilweise mit Panzerwagen, teilweise nach, stärkster Artille­ rievorbereitung vorgetragene Angriffe des Feindes wurden abgewiesen. i Nördlich der Somme haben wir nach hef­ tigem Kampfe die Höhen östlich' von Sailly— Maislains—Mzecourt—Le Haut!—Ostrand Peronne gehalten. i 1 Beiderseits der Bahn Nesle—Ham schlug das in den letzten Kämpfen besonders bewWrte Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 271 auch ge­ stern wieder mehrfache Angriffe der Franzo­ sen ab. ( Sonst zwischen Somme und 'Oise nur Ar­ tillerietätigkeit. i Nach, mehrstündiger stärkster Artillerie Vorbereitung griffen Franzosen, durch marok­ kanische und amerikanische Tioisionen verstärkt, am Nachmittag zwischen Oise und Aisne an. Tie auf die Ailettenrederung gegen Pierremande und Folembrah vorbrechenden Angriffe scheiterten in unserem Feuer. An einzelnen Stellen warf unser Gegenstoß den Gegner zu­ rück. In den Waldstücken westlich und südlich von Cuzh le Chateau drückte der Feind unsere vorderen Linien etwas von der Ailette ab. Zwischen Ailette und Aisne sind mehrfach wiederholte sehr starke Angriffe des Feindes gescheitert. Gardekürassiere, Leibkürassiere und 8er Dragoner unter Führung ihres "Komman­ deurs, Oberstleutnant Gras Magnis haben mit dem heutigen Tage seit ihrem Einsatz 16 schwere feindliche Angriffe abgewiesen und die ihnen anvertrauten Stellungen restlos behauptet. , Kein fünfter Kriegswinter? 1 Tie Zürcher Nachr. erhalten von einer der Entente sehr nahestehenden Seite dieMitterlung, baß England, Frankreich und Ita­ lien von dem ernsten Willen getragen seien, den fünften Kriegswinter zu vermeiden und womöglich in diesem Jahre das Kriegsende herbeizuführen .Tas Blatt schreibt, es fehle nicht an Anzeichen, die jenen Orientierungen gewisfe tatsächliche Unterlagen gäben. Unter diesen Symptomen seien zu nennen: Wach­ sende Besorgnis der gesamten europäischen Grotzsinanz vor der Fortdauer des Krieges, ferner die unleugbare Verstimmung zwischen Japan, Amerika und England wegen der Ost­ asienpolitik, und die sich vertiefende Erkennt­ nis, daß, je größer die amerikanische Hilfe werde, je mehr unangenehme, gefährliche Sei­ ten sich geltend machten. Seitens des Vielver­ bandes werde an einer neuen Basis für die Friedensbereitschast gearbeitet. , Keine Neutralisierung des Hafens von S Tänzig. Gegenüber Gerüchten, die in den letzten Tagen verbreitet wurden, wird uns von zul ständiger Seite mitgeteilt, daß eine NeutraliI sierung Tänzigs nicht in Frage, kommt. Die Heeresberichte. Wir schossen gestern 13 feindliche Ballone und 55 Flugzeuge, davon 36 auf dem Schlacht­ felde von Arras ab. Hiervon brachte das Jagdgeschivader 3 unter Führung des Ober­ leutnants Loerzer 26 Flugzeuge zum Ab­ sturz. Oberleutnant Loerzer errang dabei sei­ nen 35. Lustsieg. 1 Der 1. dhineralcruartiemttffce*- , 8»de»dorff. WTB. Berlin, 3. September. Amt­ licher Abendbericht: , Zwischen Scarpe und Somme ruhiger Tag. Gestern nachts hier eingeleitete Bewegungen vollzogen sich plangemäß. , Beiderseits von Nohon wurden Teilan­ griffe der.Franzosen abgÄviesen. Zwischen Ailette und Aisne entwickelten sich am Abend neue Kämpfe. ; Bericht der Admiiralftader. l 1 I | Neue U-Bootscrrfolge. i , 1 WTB. Berlin, den 31 Sept. Amtlich!, IM Sperrgebiet um England wurden 16 000 Tonnen versenkt. 1 Ter Chef des Admiralstabes der Marine. ■ I« Ssterr.-W. Wicht. WTB. W i en, den 3. September, mittags Amtlich wird gemeldet: Keine wesentlichen Ereignisse. Ter Chef des Generalstabst. ────────── paraturwerkstätten heute vollendet. Ter Be­ richterstatter entwirft dann zum Schlüsse fol­ gendes Zukunftsbild: Wenn der Krieg noch das nächste Jahr dauert, werden die Schlachten wiederum ein anderes Gesicht haben als heu­ te. Riesige Tankgeschwader werden aufeinan­ derstoßen und die Feldschlacht wird ln 'ge» j wissen Augenblicken der Seeschlacht gleichen. Man kann sich! vorstellen, daß dem Flugzeug und dem Tank einst noch, die neue Aufgabe zufallen wird, die Infanterie zu befördern? aber keine Maschine wird die Infanterie er­ setzen können, die die Königin der Schlachten bleibt. t r : , ────────── Aus Rußland. Frankreichs Trohuirg an die russische < Regierung. Tie Moskauer Meldung, daß man alle Verschwörer, ohne Unterschied der Staatsan­ gehörigkeit exemplarisch! bestrafen werde, ver­ anlaßte, wie der Temps meldet, die französi­ sche Regierung, im Wege der Radiotelegraphie in französischer und russischer Sprache bekannt zu geben, daß aUe Chefs der Volksräteregiernng eines Tages persönlich! Rechenschaft wür­ den geben müssen. Man befürchtet in Paris die Verhaftung von Ententeangehörigen un­ ter Verdacht der Mitschuld an den jüngsten Attentaten. ' i Lenins Zustand fortgesetzt ernst. Moskau, 3. Sept. Ter Zustand Lenins ist fortdauernd .ernst, jedoch! schwebt der Patient augenblicklich nicht in Gefahr. Tie Krisis wird binnen zwei bis fünf Tagen erwartet.An­ läßlich des Attentats erfolgen zahlreiche Ver­ haftungen, darunter auch! solche von Ukrainern. Trotz Schutz scheinen fanden bei den früheren Bürgermeistern von Moskau Urdnew und Astrow Haussuchungen statt. Ter Bischof vonWjäsma Makerius wurde gleichfalls verhaftet. Tas äußere Bild Moskaus ist ruhig. ────────── Aus Finnland. Vorbereitung der finnischen Königswahl. WTB. Helsingfors, 2. Sept. "Uusi Paavas" erfährt, die Regierung beabsichtige die Einberufung des Landtags im Laufe dieser Woche vorzunehmen. Zwei Wochen darauf wür^ de er dann zur Vornahme der Königswahl zu­ sammentreten. 1 i ────────── Die Ratifikation des rumänischen Friedens in die Rilihe geruckt. WTB. Bukarest, 2. Sept. Verläßlichen Nachrichten aus Jassy zufolge Hat der König die Borsanktivu für das Amnestiegesetz gegeben, das noch in dieser Woche der Kammer vor­ gelegt wird. Seine Annahme steht im Zu­ sammenhang mit den Bedingungen des rumä­ nischen Friedensvertrages. Mit seiner Erledi­ gung hat die rumänische Regierung alle Ver­ bindlich ketten erfüllt, die sie auf sich genom­ men hat, damit der Austausch der Ratififtltionsurkunden ersolgen könne. " . Aus Rumänien. ────────── Ss Stieg Mit Stalten. Leuternangel itt Italien. Lugano, 3. Sept. In einem Alarmartilel stellt der gewesene Munitionsminister Scialoja sest, daß in der italienischen Kriegsindu­ strie 70 000 Mann dringend nötig sind, die bis jetzt durchaus nicht beschafft werden kön­ nen .Ter Kriegsminister widersetzt sich an­ dererseits nicht mir der Genehmigung von weiteren Reklamationen, sondern fordert die Einziehung von Arbeitern aus den Kriegs­ werkstätten. Scialoja wünscht demgegenüber eine einheitliche Leitung, die die Durchführung der krtegsnotwendigen Arbeitsleistungen siche­ re .Abgesehen von den tatsächlich fehlenden Arbeitern leide die Kriegsindustrie auch un­ ter den vielen "fälschen Arbeitern", deren Lei­ stungen minderwertig seien und die durch noch tm Heer befindliche Fachleute ersetzt werden müßten. | 2er Sozialistentag in Rom. r I Lugano, 3. Sept. Ter Kongreß der so» I zialistischen Partei Italiens wurde gestern von I etwa 200 Vertretern von etwa 100 Ortsvexeren I eröffnet. Tie Regierung gestattete keine öffenrI liche Sitzung. Ter Bericht des Avanti über die erste Sitzung ist gänzlich von der Zensur gestrichen worden. Der Krieg mit Italien. ────────── GeMn dis Verständigung. Haag, 3. Sept. Nach einer Reutermeldung wurde gestern in London eine antipazifistische Versammlung abgehalten, in der eine Re­ solution angenommen wurde, die sich! gegen Friedensverhandlungen ausspricht ,bevor nicht die Thnastien .Hohenzollern und Habsburg ge­ stürzt sind und der Militarismus vernichtet ist. Weiter erklärt man, bajj England bis zum Siege seine Allliierten unterstützen müßte. — Aus dieser Remtermeldung geht nicht klar her­ vor, wer diese: antipazifistische Versammlung einberufen hat. Es ist offenbar bestellte Ar­ beit, um vor d«er Eröffnung des Trade UnionKongresses der starken pazifistischen Strömung auf diesem Kmngresse entgegenzuwirken. Für diese Auffassumg spricht auch, daß gleichzeitig Handerson in einer Rede erklärte, das politi­ sche Programm der internationalen Arbeiter­ parteien erlaulbe kein Kompromiß! mit der Po­ litik der deutschen Militaristen . i 2 etc englische Polizistenstreik. Haag, 3. Sept. Nach Londoner Berichten hat sich nunmehr der Streik der Polizisten auf ganz London ausgedehnt. Sämtliche Po­ lizeiagenten befinden sich im Streik. Tie Strei­ kenden werden durch besondere Agenten der freiwilligen Polizei ersetzt. 1 Der Krieg mit England. ────────── Aus Amerika. Krrivgshctzrr Gompers. , Bern, 3t. (Sept. £u bent unerwartet frü­ hen Eintreffen des amerikanischen Arbeiter­ führers Samuel Gompers in England schreibt ein der britischen Arbeiterbewegung angehöriger Mitarbeiter der "Times": Gompers dürste alles aufbieten, um der starken auf einen Verständigungsfrieden hinarbeitenden Stimmung der alliierten Arbeiterschaft die Spitze abzu­ brechen. i ────────── Der Krieg zur See. ' 1 r r TchiMoerluste. r ' Rotterd am, 3. Sept. Ter englischeTampser "Sung Kiang" (1622 Tonnen) ist ver­ loren gegangen. Ter von der englischen Re­ gierung requirierte Tampfer "Prunelle" wur­ de torpediert und ist gesunken. Ter schwe­ dische Dampfer "Tyr" ist samt der Besatzung gesunken, ebenso der portugiesische TaMpfer "Lisboneuse". Ter belgische Tampfer "Moghrah" (1089 Tonnen) ist gleichfalls gesunken. ────────── Tages-Uebersicht. Frievettöhoffnung des österreichischen Mknisterpvlisiventcn. Ter österr. Mnisterpräsident Frhr. von Hussarek äußerte in einer Be­ sprechung mit dem bekannten Landeshauptmann von Tirol Schraffl, daß vielleicht noch in diesem Jahre ein Waffenstillstand zustande kommen werde. Es sei bestimmt zu hoffen, daß Oester­ reich-Ungarn bald einen ehrenvollen Frieden erhalten werde. * 1 ────────── Bayerische Nachrichten. Fm stellv. Kommando des l. daher. Ar1 meekorps ist ein Wechsel eingetreten. General | Frhr. von und zu der Tann-Rathsanchausen I ist von der Verwendung als stellv. kvmmauI dierender General des 1. Armeekorps entho1 ben und an seiner Stelle der General der JnI sanierte z. D. Ritter von Martini als komm. i General des 1. Armeekorps ernannt worden. ────────── Niederbayerische Nachrichten. Pafsa«, 3. Sept. (Unberechtigter Petro­ leumverkauf.) Ter Kapitän und die Mann­ schaft des Tampfers "Ludwig" vom Bayer. Lloyd veräußerten Petroleum in großen Men­ gen und wurden dabei erwischt. Ter Kapitän und die Bemannung wurden verhaftet. Tem Kapitän wurden 60 000 Lei abgenommen. Sind die Angestellten des Tampfers so schlecht be­ zahlt, daß dieselben zu solchen Maniputztionen greifen? ────────── —* Born Schwarzmählen. In einer hiesigen Kundenmühle wurden von Kontrolleueren der Bayer. Lebensmittelstelle c. 80 Zentner Getreide und Mehl beschlagnahmt, das zum Schwarzmahlen bestimmt war oder da~ von herrührte. Tie Kontrolle mußte unter po­ lizeilicher Assistenz stattfinden, da der Müller derselben Widerstand entgegensetzte. —* Durchgegangen ist gestern nachmit­ tags m der oberen Altstadt ein Pferd mit einem Wagen, auf dem 2 Kinder faßten. Ein Eisenfollon wurde vom Wagen geschleudert. Tas Pferd rannte durch den Nahensteig, wo es auf­ gehalten werden konnte, so daß die Kinder mit dem Schrecken davonkamen. —* Der Trambahnunfall in der Zwei­ brückenstraße stand gestern vor der Strafkam­ mer des hiesigen Landgerichts zur Verhand­ lung.' Angeklagt war der Werkführer im städl. Elektrizitätswerk Herr Christian Graust hier wegen fahrlässiger Tötung. Ter Staatsanwalt hatte 2 Monate Gefängnis beantragt. Tas Urteil lautete auf 1 Monat Gefängnis und Kostentragung. In dem Urteil wurde hervor­ gehoben, daß> Graust an der Kreuzung am Bismarckstlatze hätte warten sollen, bis der stabt, auswärts fahrende Wagen passiert war. Statt dessen fuhr Graust diesem entgegen. Um ihm auszuweichen, "fei er rückwärts gefahren. Er durfte dies nur tun, wenn er sich von der vorderen Plattform auf die Hintere begab und von dort aus fuhr, sodaß bigfe beim Zurückfah­ ren wieder die vordere Plattform war. Von diesem Standpunkt aus hätte er eine Ueber­ sicht über das Gleis gehabt, und jederzeit halten können. Er habe auch erst während des Zu­ rückfahrens seine beiden Begleiter zurückge­ schickt, um das Gleis zu beobachten. Diese muß? ten ihn erst durch Zuruf und Glockenzeichen zum Halten veranlassen. So kam es, daß Frau Eberle überfahren wurde und den erlittenen Verletzungen erlag. Ein Selbstverschulden der Verstorbenen liege nicht vor. Als strafmildernd wurde angenommen, daß Graust noch nicht vorbestraft und ba& ihm vom Herrn städt. Bau, rat "Scheller das Zeugnis eines verlässigen, tüchtigen Beamten ausgestellt wurde. —* Ein Treibriemen wurde in der Nacht vom Samstag auf Sonntag in einem hiesigen Etablissement durch Ausschneiden eines Stückes entwertet. 1 ■—* Ein Hamsterer als Dieb. Bei dem Einödsöldner Joses Bernauer in Stostferreuth Gd. Lengthal bei Ttngolfing, stahl ein Ham­ sterer, der sich, in der dortigen Gegend herum­ trieb, in Abwesenheit des Besitzers und sei­ ner Leute aus dem Anwesen über 200 Mark Bargeld, Kleidungsstücke, Wäsche usto. Tie Ge­ samtbeute des Diebes wird auf 3500 ,Mk. ge­ schätzt. Bernauer befand sich mit seinen Leu­ ten aus dem Felde nnd hatte 'bei seinem Weg­ gange die Stalltüre unversperrt gelassen, so daß der Dieb ungehindert Eintritt in das I Haus erlangen 'konnte. Es dürfte dies eine erneute Warnung für die Landbevölkerung sein, ihre Anwesen nicht unbewacht zu lassen oder doch! wenigstens beim Weggange abzuschließjen. —* Mit dem Marineluftschiff ge­ gen England. Auf Einladung der Orts] gruppe Landshut und Umgebung *ber Teutschen Vaterlandspartei hält Kastitänleutnant Frhr. Treufchj von Buttlar-Drandensels am Mitt­ woch, den 11. Sestt. abends 8 Uhr im Leiderersaal dahier einen Hchtbildervortrag über"Lustichiffangriffe auf England". Kastitänleutnant Freiherr Treusch von Buttlar ist Kommandant des Marineluftschiffes "L 54" und einer unserer erfolgreichsten Luftschifführer. —* Eine Hamstergeschichte. In Wei­ den wurde ein Korb beschlagnahmt, in wel­ chem die Söhne des Bürgermeisters Tr. Küsner in München auf ihrer Heimkehr von den Fe­ rien bei ihrer Tante als Tank für geleistete Erntehilfe Geräuchertes, Schmalz, Mehl usw. nach! München bringen wollten. Tie Waren wurden beschlagnahmt, auf Eingreifen des Bür­ germeisters in Weiden aber wieder freigegeben. Und nun kommt das Interessanteste an der Ge­ schichte. Aus München wird gemeldet, daß diese freigegebenen Hamsterwaren dem Bürger­ meister Tr. Küsner aus seine Lebensmittelmär, ken verrechnet werden. Tas wäre ein Fin­ gerzeig, wie in solchen Fällen, bei denen es sich lediglich um die Versorgung der eigenen Familie mit kleinen Mengen Lebensmitteln handelt, vorgegangen werden könnte. Es wäre dies Strafe genug, denn durch Entzug der Mar­ ken ist die gesetzliche Ration wieder hergestellt, mit der bekanntlich niemand leben kann, was ja" auch die Behörden wissen. Jedenfalls ist dieser Weg besser, als wenn solche kleinen Mengen beschlagnahmt werden und dann aus Umwegen lediglich! die Hausnummern wechseln. —* Die Hühnerdiebstähle in unserer Umgebung mehren sich! in bedenklicher Weise. Aber auch in anderen Bezirken werden die gleichen Beobachtungen gemacht. So hat die I Gendarmerie Wartenberg in ihrem Bezirke in I den letzten Wochen nicht weniger als 25 Hüh­ nerdiebstähle zu verzeichnen. Tie Oekonomen werden daher gut |. Hintze ftt Wien. ' i W i e n, 3. Sept. Von der Beratung des Staatssekretärs v. Hintze, der hier eingetroffen ist, mit den matzgebenden Lsterr.-ung. Kreisen wird es abhängen» ob und wann der Reichs­ kanzler Gras Hertling nach, Wien kommen wird. Die Ziesatzverträqe mit Rußiand ratifizwrt. Moskau, 3. Sept. Laut "Jswestija" wurde nach der Sitzung des Zentralsowjetskomitees der ratifizierte Zusatzvertrag zum Brester Frieden noch- gestern abend mit einem diplomatischen Kurier nach Berlin geschickt, da­ mit der Austausch! des ratifizierten Vertrages am 6. Sept. erfolgen kann. ────────── die mag ich, gar nicht leiden." Mit leichtem Finger strich, sie darüber hin; er hielt ihre Hand ’ fest und drückte einen Kuß darauf. , "Soll ich, damit zufrieden fein?" schmollte sie. Ungestüm warf sie sich, an seine Brust und suchte seinen Mund. Er streichelte das goldig schimmernde Haar und fügte sie wieder; doch der schwere -Ernst wich nicht aus seinem Gesicht. ! I I , "Jutta, dein Vater ist so gütig — ich. mig? brauche das — ich mache mjr Vorwürfe." Verdrießlich, stampfte sie mit dem.Fuße auf. ! i "Fängst du schon wieder an? Willst du mir diese kargen schönen Stunden durchs dein Grübeln verderben? Ich, sagte es dir gestern schon. Tu mußt Geduld haben. Wenn die Eltern schon jetzt etwas erführen — du weißt, wie Mama ist — gleich würdest du versetz! werden, so weit, daß wir uns nie wiedersehen würden! Ich warte aus einen GlückszufaU, der kommen müß! Und wenn du bei mir bist, sollst du an nichts anderes denken, als a» dje Gegen­ wart, an mich'. Was kümmert mich morgen?" Sie trällerte die Studentenweise: , , "Wer weiß, ob nicht die Welt ! Morgen in Schutt zerfällt! ; Wenn sie nur heut noch, hält — [ i , , Heute ist heut'!" I I Wie geschickt entwand sie sich ihm doch, wußte ihn zu vertrösten — er 'mutzte sich ihr fügen, so schwer es ihm- in seinem geraden, ehr.lichen Sinn wurde. Juttas lieötrcher Anmut, ihrer Ueberredungskunst, gelang es schließlich, Lori zum Mit­ geyen nach Der Obersörsterei Kl bewegen. Wie ein Kind freute sie sich, darüber, .und scherzend versprach sie, Lori heute abend pünktlich und gewissenhaft wieder "abzuliefern". Nach einigen Tagen, während Lori wieder bei Eggerts war, Hielt Frau Maria Berger einen Brief, den Erich, von dem Postamt mitge­ bracht, in der Hand, adressiert an "Fräulein Nora Berger, Försterei Steinfürt". Tie feine, schrägliegende Schrift mit den vielen Schnör­ keln und Spitzen ohne jeglichen Truck, war ihr so wohlbekannt, daß ihr das Blut zum Herzen stieg . < (Fortsetzung folgt ! ────────── itiger mitgewirkt, Wohl weil das wegelose und Hügelige Gelände nach Osten zu für sie immer ungünstiger wird. SBei diesen Kämpfen haben wieder viele Einzelne Gelegenheit gehabt, sich, heldenhaft auszuzeichnen. Ein - schon überranntes !Maschinengetvehrnest wurde von einem Feldwebel gegen Angriff von allen Seiten gehalten, bis unsere Infanterie den Feind im Gegenstoß wieder warf. Einzelgänger haben das Kühl­ wasser für die Maschinengewehre durch das Trommelfeuer über deckungsloses Gelände her­ angeschleppt. Ein Leutnant hat ein verlorenes Tankabwehrgesch.ütz durch ssine kecke Patrouille Zurückgenommen und sofort gegen den Feind bedient, bis ihn eine Jnsanteriekugel verwun­ dete. Tie Beweglichkeit der Abwehr und daS Opfersparende Ausweichen findet gerade in der Wüste der alten Sommeschlacht das volle Ver­ ständnis der Mitkämpfer, während die gefan­ genen Feinde mehr und mehr unter dem Ein­ druck der furchtbarsten Verheerung und Ver­ nichtung stehen, die jemals Menschenaugen ge­ sehen, und mit Grauen an die Möglichkeit den^, -Een, daß sich 'die Schlacht in diesem Gelände noch lange fortspinnen kann, wv Kffr dem Feind nicht einmal mehr die von ihm in mo­ natelanger Arbeit erbauten Barackenlager und Wasserleitungen hinterlassen haben. ^ W. Steuermann. Kriegsberichterstatter. "Berlin, den 2. September 1918. ^Unberechtigter Nachdruck, auch auszugsweise , verboten.) Reue schwere Angriffe a« »er Somme. -Telegramm uns«es Kriegsberichterstatters. Gr. Hauptquartter, 1. September. Tie Veränderung unserer Sommefront im Verein mit den unerhörten Verlusten, die er sich- dort geholt hat, haben den Feind zu einer bemerkbaren Veränderung seines Angriffsoer­ fahrens veranlaßt. Statt wie .früher frontal anzurennen, versucht er unsere Stellung von Norden her aufzurollen. Seit Tonnerstag hat er sich an unser neues Borfeld zwischen Lesboeuss und Clerh herangearbeitet. Wieder wie In den blutigen Wochen von 1916 lag das ganze Gelände bis weit rückwärts unter schwe­ rem Feuer, fressen Steigerung zu Tronnnelseuer jeweils den Großangriff ankündigt. Am Freitäg morgens brach, der erste An'arifs aus der ganzen neuen Linie los. Nördlich bon Comblesscheiterte er meist schon im Beginn »n unserem Abwehrfeuer oder gelangte.nur bis in unser Vorfeld, wv er alsbald zum Stehen kam. Weiter südlich, bis zur Somme hin ent, wickelten sich heiße, teilweise den ganzen Tag hindurch anhaltende Kämpfe, die unsere Wi­ derstandslinie nicht verändern konnten. Tie alten KamPfMten von Morval—Rancoum— Elery wurden erneut.zu Brennpunkten des blutigsten Ringens. Ein Teil der Angriffe scheiterte auch hier in unserem Artillerieab­ wehrfeuer, ehe er sich entwickeln konnte. Oest, lich von Morval wies unsere Infanterie den Ansturm ab. Ein Gegenstoß, bei dem die Be-gleitbatterien mit der Infanterie vorgingen und offen auffahrend gegen den Feind auf nächste Entfernung feuerten, trieb den Feind wieder gus dem Borfeld. Bei Jlerh kam er nach wech­ selvollen Kämpfen nur wenig vorwärts. Ge­ stern wiederholte der Angreifer — es sind zu­ meist australische Tivisionen beteiligt — seinen Ansturm bet Morval nicht mdhr. Bei Ran­ court hatten seine wiederhollen Borstöße nicht mehr Erfolg als »Qfgestern. In Bvuchgvesnes und Feuillaueourt faßte er vorübergehend Fuß, wurde aber durch, Gegenstoß aus den Trüm­ mern wieder Vertrieben, sodaß auch an diesem Tag alle feine Einbruchsoersuche gescheitert sind. Tie große Beweglichkeit der Kämpfe er­ möglicht unseren Stellungsbatterien eine wirk­ same Schädigung der feindlichen Artillerie, die Ihre Stellungswechsel über vollkommen dekkungsloses und eingesehenes Feld vornehmen muß. Am 29. wurden neue feindliche Batte­ rien schon im Augenblick, wo sie auffuhren, gefaßt und vernichtet. ," jKb.) , W. Scheuermann. Kriegsberichterstatter, ────────── T>ruck u. Verlag I. F. Rietsch. Verantwortlicher Schriftleiter F. X. Wagner. Beide in Landshur ────────── Inserate. ────────── g Lord Bryci, Lord Reay, Sir George, A. Smith 1 der Professor Flinders Petri und Anthony de Rothsohild angehören. Es soll zunächst die Summe von 40 000 Mk. zusammen gebracht werden, damit die Arbeiten des Jnstitus beginnen können. ! Die Seekuh als Nahrungsmittel. ! Die Pariser Ackerbau-Akademie beschäftigt sich gegenwärtig mit der Frage, wie die Seekuh, die sich an den Küsten der französischen Kolonien im äqua­ torialen Afrika findet, am besten gezüchtet und her menschlichen Nahrung zugänglich gemacht werden kann. Der friedliche Pflanzenfresser, der heute einen so prosaischen Namen trägt, während er für die phantasie­ volleren Men das Urbild der Sirene gegeben hat, wird an den Ufern des Senegal und der Antillen schon seit langen Zeiten gejagt, so daß man an manchen Stellen mit seinem Verschwinden rechnen mußte; der Staat Florida hat daher im Jahre 1907 die Jagd auf die Seekuh verboten. Das Fleisch des Tieres wird auch bereits seit langem gegessen, und es wird berichtet, daß es durchaus an Rindfleisch, bei manchen Arten selbst an Kalbfleisch erinnere. Da das Tier bisweilen das respektable Gewicht von 400 kg erreicht, lohnt sich der Fang. Soll es aber in größerem Maßstabe dem gegenwärtigen Nahrungsmangel abhelfen, so mutz auf 'seine Züchtung und Ver­ mehrung sorgfältig Bedacht genommen werden. Die Ernährung, für die bestimmte Pflanzenarten in Be­ tracht kommen, bietet da einige Schwiergkeiten, die die französische Akademie jedoch zu überwinden hofft. Eirr britisches archäologisches Jnftityt in j Jerusalem. ( | Wie aus Kairo englischen Blättern gemeldet wird, soll in Jerusalem ei« britisches archäologisches Institut errichtet werden zur besseren Erforschung der Altertümer Palästinas. Auf Anregung des Palestine Exploration Fund hat die englische Akademie der Wissenschaften einen Ausschuß zusamengerufen, dem' ────────── Bekanntmachung. Auf Grund Magistratsbeschlusses vom 30. August wurden die Bäckereien Alols Peihl (Inhaber Nanz Fenchtgrnder), Rofengaffe Ernst Scheller. Freyung auf die Dauer von 4 Woche», Josef Hvöer, Neustadt und Josef Schiller, Nenstabt auf die Dauer von 2 Wochen geschloffen. Lands Hut, den 3. September 1918. Stadtmagiftrat. Dr. Herterich. 2374. ────────── Bekanntmachung. Der ftädt. Kartoffelverkauf findet ab Donnerstag den 5. September im stöbt, geltenden statt. Landshut, den 3. September 1918. Stadtmagiftrat. Dr. Herterich. 2371 ────────── Stellv. Generalkommando 1. Bayer. Armee­ korps. Bekanntmachung. Am 15. 8.18. ist eine Nachtragsbekanntmachung Nr. G 700/8 18. K.R.A. zu der Bekanntmachung Nr. G 700/5 18 K.R A. vom 29. 5. 18 betreffend Beschlagnahme «nd Borratserhebnng von Gummibereifungen für Kraftfahrzeuge jeder Art ^ In Kraft getreten. Die Bekanntmachung kaun bei den K- Bezirks­ ämtern und den Stadtmagistraten sowie jbet den Handels- und Handwerkskammern eingesehen werden. München, den 17. Angu.st 1918. Der Kommandieren doe General: I. SB. gez. Heydennaber. 2373 ────────── Betreff: Nachversteuerung von Wein. Nach den Bestimmungen des Weinsteuergesetzes unterliegen der Nachstenerr 1. Wein« und Traubenmost, 2. dem Weine ähnliche Getränke, 3. Getränke, die Wein oder dem Weine ähnliche Getränke enthalten, 4. entgräteter Wein und evtgetstete, dem Weine ähnliche Getränke, foferne sie sich am 1. September 1918im Besitze eines Verbrauchers befinden oder sofern sie vor diesem Zeitpunkte bereits an einen Verbraucher abgesendet, aber noch nicht in besten Hand gelangt sind. Als Verbraucher gilt, wer nicht als Hersteller oder Händler steueramt­ lich angemeldet ist. Wer als Verbraucher am 1. September 1918 ihm gehörige Getränke in Gewahrsam hat oder durch Andere verwahren läßt, muß sie spätestens am 7. Sep­ tember 1918 bet der Steuerbehörde seines Bezirkes (Steueramt, Steuerstelle> unter Angabe der Art, Bezeichnung, bei Traubenwein der Jahrgänge 1915. 1916, 1917 auch des Jahrganges und .des Wertes für das Liter oder die Flasche anmelden. Der Verwahrer ist verpflichtet, die Getränke, die er am 1. September 1918 für Verbraucher verwahrt, der Steuerbehörde seines Bezirkes spätestens bis zum 7. September 1918 nach Art, Bezeichnung und Menge, getrennt nach den einzelnen mit Name, Stand und Wohnort aufzuführenden Verbrauchern ausnahmslos anzumelden. Getränke, die am 1. September 1918 unterwegs sind, sind anzumelden sobald sie in den Gewahrsam des Verbrauchers oder Verwahrers gelangt sindZur Anmeldung sind Formblätter zu benütze», die kostenlos abgegeben werden und von den Anmeldepflichtigen bei der Steuerbehörde selbst zu erholen sind; eS wird aber anheimgegeben, unter Einsendung des treffenden Portobetrages die Anmeldestellen um Zusendung der erforderlichen Formblätter durch die Post zu ersuchen. Eine Zustellung der Formblätter von amtswegen ist nicht zu erwarten. Landshut, den 2. September 1918. <$&* Acrrrpizc>V<»**rt. Bekanntmachung.