Gesammelte Artikeltexte des Kurier für Niederbayern, Ausgabe vom 1914-01-02. Unterstützt durch den Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE). Herausgeber: Lehrstuhl für Digital Humanities, Universität Passau (2016). Veröffentlicht unter der Lizenz Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International. Kurier für Niederbayern: Landshuter Tag- und Anzeigenblatt; unabhängige Tageszeitung für Heimat und Volk. Altbayerische Verlagsanstalt Vereinigte Dr. Mühldorf, Betrieb Landshut. 67. Jahrgang Nr. 1, 1914-01-02. Die gescannten Zeitungsbände wurden von der Bayerischen Staatsbibliothek München zur Verfügung gestellt. (https://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=644150540&db=100) Die Zeitungsdoppelseiten wurden mit 300dpi und einer Farbtiefe von 24 Bit gescannt, die resultierende TIFF-Datei binarisiert und als Input für die OCR-Software verwendet. Überschriften, Artikeltexte und Seitenumbrüche wurden kodiert, Absatzumbrüche und Spaltenumbrüche wurden nicht kodiert. Artikelüberschriften wurden korrekturgelesen, Artikeltexte als OCR-Rohausgabe belassen. Das Vorhaben 'Digitalisierung historischer Zeitungen', in dessen Rahmen diese Daten generiert wurden, ist Teil des Projektes 'Deutsch-tschechisches Digital Humanities Labor zur grenzübergreifenden historischen Forschung' (http://www.phil.uni-passau.de/dh/forschung/deutsch-tschechisches-digital-humanities-labor/) der Universität Passau und der Südböhmischen Universität Budweis (CZ)" ──────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────── Kurier für Niederbayern Jahrgang 67 Nummer 001 2. Januar 1914 ────────── Tages-Uebersicht. Tango-Verbote in Oefterreich Die österreichischmngartfche Heeresverwaltung hat einen Erlaß an die Korpstommandos gerichtet, in dem sämtlichen Qffizieren verboten wird, in Uniform bet öffentlichen Veranstaltungen den Tango zu tanzen. - Durch eine Verfügung— des Butgerntetsters von Wien, Dr. Weiß kirchner, ist der Tango ferner aus) vom Ball der Stadt Wien, einem der vornehmsten Feste der österreichischen Hauptstadt, ausgeschlossen worden. ────────── heiligen Hoskirche. Um 11 Uhr nahmen der König und die Königin die Gratulationen sämtlicher Mit­ glieder des k. Hauses entgegen, worauf um halb 12 Uhr die Herren und Damen des unmittelbaren Dienstes, die Palastdamen, der Kabinettschef und das mili­ tärische HauS zur Beglückwünschung erschienen. Aus Anlaß des Jahreswechsels hat der König mit dem Deutschen Kaiser, mit dem Kaiser von Oesterreich, den sämtlichen Bundesfürsten sowie zahlreichen Fürst­ lichkeiten und Staatsoberhäuptern telegraphische Glück­ wünsche ausgetauscht. Reichsrat Freiherr b. Cramer-Klett hat das der Benediktinerabtei Frauenwörth ge­ hörige Klostergut Neumühl am südlichen Chiem­ seeufer angekauft. Rechtsanwaltsprotest. In P a f f a u er­ lassen die Rechtsanwälte eine öffentliche Erklärung; sie nehmen darin Stellung gegen die Angriffe der "Don.Ztg." auf den Richter- und Rechtsanwaltstand, dem Prozeßverschleppung und Vertagungsmanie vor­ geworfen war. Die Rechtsanwälte behaupten zu­ gleich, daß den Feldzug gegen die Justiz der Re­ dakteur Hackl der Don.-Ztg." eingeleitet habe, weil fein Bruder und seine Schwester in einem Prozeß unterlegen feien. Das wäre allerdings ein geradezu einzig dastehender Mißbrauch einer Zeitung zu privaten Zwecken. Man darf gespannt sein, wie sich der Verlag der "Don.-Ztg." zu dieser Sache stellt. Hackl ist Geistlicher und versieht die Redakteur­ stelle im Nebenamt nach berühmten Mustern. Man wird nun abwarten müffen, wie sich Hackl gegen diesen ungeheuerlichen Vorwurf verteidigt. Die .Don.-Ztg." ist bekanntlich das Organ Dr. Pichlers. Der bayerische Finanzdalles schreit zum Himmel. Der Finanzmkntster hat ein schauderbares Fiasko erlebt. Während die bayerischen Anleihen unter Riedel drei- und fünffach überzeichnet wurden, erreichten diesmal die Anmeldungen, die wirklich als solche gelten können, kaum die Hälfte des Anleihebetrages, denn von den 55 angemeldeten Millionen kommen noch mehr als zehn Millionen in Abzug, die man nicht brauchen kann. Zur Be­ leuchtung der Trostlosigkeit unserer Finanzwirtschaft mögen einige Zahlen dienen. Nach dem Statistischen Jahrbuch für das Königreich Bayern (Jahrgang 1913) hat sich innerhalb zehn Jahren (von 1902 bis 1912) unsere Gesamtstaatsschuld von 266,83 Mk. auf den Kops der Bevölkerung auf 354,50 Mk. erhöht. Da­ von die allgemeine Staatsschuld von 34,49 Mk. auf 56,04 Mk. und die Eisenbahnschuld von 210,23 Mk. auf 277,50 Mk. Die gesamte Staatsschuld des relativ kleinen und keineswegs reichen Bayern hatte 1912 schon die stattliche Höhe von nahezu zweiein­ halb Milliarden erreicht. Bei den Kreisen haben sich die jährlichen Ausgaben in fünf Jahren von rund 35 Millionen Mark auf rund 47 Millionen Mark erhöht, und die Umlagensätze zeigen dement­ sprechend ein weniger wegen seiner jeweiligen Höhe als wegen der geradezu erschreckenden Stetigkeit be­ denkliches Ansteigen. Die Schulden der Kreisge­ meinden waren am Schluß des Jahres 1911 auf über 35 Millionen angewachsen, wobei das rentierende , Vermögen noch nicht einmal die Hälfte des Schuld- ? betrage? ausmachte. Auch bei den Distrikten ist die steigende Tendenz in Ausgaben und Umlagen, wenn auch in kleineren Verhältnisse» entsprechend in etwas bescheidenerem Ausmaße unverkennbar. Günstiger stellt sich hier das Verhältnis des rentierenden Ver­ mögens zum Schulvenstande. Einem Gesamschuldbetrag der bayerischen Distrikte von nahezu neunzehn Millionen stand 1912 ein rentierendes Vermögen von etwas über 17 Millionen gegenüber. Ein böses Bild bieten die Finanzen der Gemeinden. Am Schluß des Jahres 1911 halten die Gemeinden Bayerns Schulden Im Betrag von nicht weniger als 903 Millionen Mark kontrahiert. Inzwischen dürften sie die Milliarde wohl schon erreicht, wenn nicht überschritten haben. Auf den Kopf der Bevölkerung trafen Ende 1911 in Bayern 130.50 Mk. Gemeinde­ schuld. Dabei sind Umlagenerhöhungen an der Tagesordnung und zu den alten Schulden werden immer neue gehäuft. Der Autobusbetrieb in München wurde vom Neujahrstage an, nachdem eine Einigung zwischen dem Magistrat und der Allgemeinen Auto­ busgesellschaft nicht erzielt worden ist, eingestellt. mm Schweres Brandunglück in München. In ihrer Wohnung in der Tulbeckstraße in München hatte die Taglöhnersfrau P e n z h o f e r, als sie ihrer Arbeit als Zugeherin nachging, ihre beiden 7 und 3 Jahre alten Töchterchen eingesperrt, damit nicht andere Kinder zu ihren Mädchen kommen und die Spielsachen, die sie zu Weihnachten erhalten halten, wegtragen; den Schlüssel gab sie einer Nach­ barin. Kurz nach Mittag beobachteten die Bewohner des gegenüberliegenden Rückgebäudes wie aus der Küche der Wohnung Rauch drang und eilten herbei. Als die Nachbarin die Eingangsiür öffnete, stand das dreijährige Mädchen Sophie im Gange und rief: "Zenzi brennt, Zenzi stirbt!" Den Eintretenden bot sich ein grauenvoller Anblick: Das ältere Mäd­ chen lag zusammengekauert mit dem Gesicht auf dem Boden; die Kleider waren dem Kinde vom Leibe gebrannt, auch ein Schuh war verbrannt. Das Mädchen war bereits tot. Das Bett und die Ein­ richtung standen in Flammen, die von der Feuer­ wehr alsbald gelöscht wurden. Das kleinere Mäd­ chen hatte nur leichte Brandwunden erlitten. Wie es scheint, hatten die Kleinen in ihrem Puppeuküchenherd, den sie zu Weihnachten erhalten haben, ein Feuer angezündet und hiedurch den Brand ver­ ursacht. Künstlerelend. Kunstmaler Hugo Huber in München, der eine Reihe künstlerischer Werke geschaffen hat, darunter die Figuren des hl. Benno und der Patrona Bavariae am alten Rathausturm, ist am Weihnachtstag in Armut gestorben. — In seinem Atelier an der Rambergstraße brachte sich am Dienstag aus unbekannter Ursache der 50jährige Kunstmaler Friedrich B e h r eine schwere Schuß­ verletzung in der linken Brustseite bei. Der Lebens­ müde wurde von der Sanitätskolonne in das Krankenhaus r. d. I. verbracht. ────────── Von einer allgemeinen Konversation führte Mr. Rollis das Gespräch auf einzelne Persönlich­ keiten. und endlich kam auch der Mr. Prant zum Vorscheine, wobei er Marianne aufmerksam be­ obachtete, während Mr. Badolf Mr. Rollis Be­ mühungen, die er so deutlich sah, mit außerordent­ licher Geschicklichkeit unterstützte. Und da Marianne weder errötete, noch er­ blaßte, noch irgendwelche Verwirrung zeigte, schloß Mr. Rollis, daß er in dieser Richtung ganz sicher wäre — so wenig vermutend, daß das schöne, ruhige Mädchen, welches ihm mit solcher Anmut zuhörte, nichts sehnlicher wünschte, als daß Paul Max Rollis Vermögen besäße, und wie groß und herrlich es sein müßte, Herrin auf Schönburg zu sein, mit dem unbegrenzten Reichtum zu ihrer Verfügung. Und dann bei dem Gedanken, daß ihr Vater gesagt hatte, es wäre eine solche Möglichkeit für sie vorhanden, wenn sie ihre Karten kunstgerecht spielte, erhob sie ihre Karten mit einem schnellen Seiten­ blicke und begegnete Mr. Rollis' leidenschaftlich auf sie gerichtetem Blick. Dann rief zu sehr gelegener Zeit jemand Mr. Badolf in GeschäftSssachen in den Garten und, Mr. Rollis, die Gelegenheit benutzend, legte fein Geschick in ihre Hände, ihr freimütig und offen gestehend, wie sehr er sie liebe und geliebt habe von dem Augenblicke an, wo er sie gesehen, bat sie, ihm seine Ueberstürzung und Hast zu vergeben und malte ihr es aus, wie sie fein Abgott, feine Herrin fein sollte und er ihr williger Sklave sein wolle, wenn sie ihn so segnen und beglücken möchte, seine Frau zu werden. Seine Frau! Die Frau eines reichen, geehrten, einflußreichen Mannes! Die Herrin auf Schönburg mit allen den Beigaben des Reichtums und Luxus und Ueberflusses. Wagen, Diamanten, eine Villa ans dem Lande, ein palastähnliches Haus in der Stadt, schöne Reisen. — Alles, alles, wonach sich ihre Seele sehnte, wie eine Blume nach dem Sonnen­ scheine. Es betäubte sie; es erschreckte sie fast durch seinen Glanz, und dann schlich sich in das Gefühl frohen Stolzes und wilden Triumphes, das sie bei dem Gedanken empfand, wie der schöne Traum, den sie so oft geträumt, der Erfüllung nahe fei, — in diese plötzliche, übermäßige Freude ein anderer Gedanke. "Paul! Ich liebe ihn! Ich kann nicht leben ohne seine Liebe." Jedoch wieder und immer wieder drängte sich ihr der Gedanke an das auf, was sich ihr darbot, und sie sah die Jahre vor sich, die sie in Ver­ gnügungen und Luxus verleben könnte — und auf der anderen Seite das Gemälde des Lebens, mit einem armen Manne, ein Leben der Sparsamkeit, der Entbehrung und der Anstrengungen. (Fortsetzung folgt.) keil ihre Sanftmut verwetten. Ich sah mit einem Blicke ihr feine? Wesen und ihre Klugheit, ich habe nachgefragt und erfahren, daß die Badolfs aus alter, guter Familie stammen und — ich glaube — ich glaube, die Tage, die mir noch bleiben, werden durch die Liebe und die Gesellschaft eines solchen entzückenden, vollendeten Geschöpfes mir verschönert und beglückt werden. Ich bin einsam — selbst, wenn mein Liebling wieder nach Hause kommt, werde ich gewiffermaßen einsam sein, und in Marianne hoffe ich, werden wir beide, Malwine und ich, neue Interessen und Teilnahme finden. Ich kann Malwine dadurch nicht verletzen, wenn ich ihr diese schöne schwesterliche Mutter gebe, denn mein Vermögen reicht für beide aus, und was kann ich für meine Tochter besseres tun, als ihr die Gesell­ schaft eines so reizenden, liebenswürdigen Wesens zu sichern? Ja, so Gott will, werde ich sie mir ge­ winnen, mein Herzblut — schon mein Herzblut — wenn ich kann — ach, wenn ich nur kann!" Und sein Gesicht erblaßte bet der Möglichkeit, daß Wahrheit in dem Gerücht fein könnte, welches den jungen Prant als ihren geheimen Begünstigten bezeichnete. Und so kam es, daß Mr. Rollis fest ent­ schlossen zu Badolf ging und Marianne mit einer Stickerei beschäftigt fand, über alle Maßen froh, ihn oder irgend jemand zu sehen, während ihr Vater wieder in feine Abendzeitung vertieft war. ────────── Allerlei. betrage? ausmachte. Auch bei den Distrikten ist die steigende Tendenz in Ausgaben und Umlagen, wenn auch in kleineren Verhältnisse» entsprechend in etwas bescheidenerem Ausmaße unverkennbar. Günstiger stellt sich hier das Verhältnis des rentierenden Ver­ mögens zum Schulvenstande. Einem Gesamschuldbetrag der bayerischen Distrikte von nahezu neunzehn Millionen stand 1912 ein rentierendes Vermögen von etwas über 17 Millionen gegenüber. Ein böses Bild bieten die Finanzen der Gemeinden. Am Schluß des Jahres 1911 halten die Gemeinden Bayerns Schulden Im Betrag von nicht weniger als 903 Millionen Mark kontrahiert. Inzwischen dürften sie die Milliarde wohl schon erreicht, wenn nicht überschritten haben. Auf den Kopf der Bevölkerung trafen Ende 1911 in Bayern 130.50 Mk. Gemeinde­ schuld. Dabei sind Umlagenerhöhungen an der Tagesordnung und zu den alten Schulden werden immer neue gehäuft. Der Autobusbetrieb in München wurde vom Neujahrstage an, nachdem eine Einigung zwischen dem Magistrat und der Allgemeinen Auto­ busgesellschaft nicht erzielt worden ist, eingestellt. mm Schweres Brandunglück in München. In ihrer Wohnung in der Tulbeckstraße in München hatte die Taglöhnersfrau P e n z h o f e r, als sie ihrer Arbeit als Zugeherin nachging, ihre beiden 7 und 3 Jahre alten Töchterchen eingesperrt, damit nicht andere Kinder zu ihren Mädchen kommen und die Spielsachen, die sie zu Weihnachten erhalten halten, wegtragen; den Schlüssel gab sie einer Nach­ barin. Kurz nach Mittag beobachteten die Bewohner des gegenüberliegenden Rückgebäudes wie aus der Küche der Wohnung Rauch drang und eilten herbei. Als die Nachbarin die Eingangsiür öffnete, stand das dreijährige Mädchen Sophie im Gange und rief: "Zenzi brennt, Zenzi stirbt!" Den Eintretenden bot sich ein grauenvoller Anblick: Das ältere Mäd­ chen lag zusammengekauert mit dem Gesicht auf dem Boden; die Kleider waren dem Kinde vom Leibe gebrannt, auch ein Schuh war verbrannt. Das Mädchen war bereits tot. Das Bett und die Ein­ richtung standen in Flammen, die von der Feuer­ wehr alsbald gelöscht wurden. Das kleinere Mäd­ chen hatte nur leichte Brandwunden erlitten. Wie es scheint, hatten die Kleinen in ihrem Puppeuküchenherd, den sie zu Weihnachten erhalten haben, ein Feuer angezündet und hiedurch den Brand ver­ ursacht. Künstlerelend. Kunstmaler Hugo Huber in München, der eine Reihe künstlerischer Werke geschaffen hat, darunter die Figuren des hl. Benno und der Patrona Bavariae am alten Rathausturm, ist am Weihnachtstag in Armut gestorben. — In seinem Atelier an der Rambergstraße brachte sich am Dienstag aus unbekannter Ursache der 50jährige Kunstmaler Friedrich B e h r eine schwere Schuß­ verletzung in der linken Brustseite bei. Der Lebens­ müde wurde von der Sanitätskolonne in das Krankenhaus r. d. I. verbracht. Geldschrankknacker. Mehrere Einbrecher drangen vorgestern Nacht in das Amtszimmer des Bahnhofs M a r e e f e bei Elbing ein und schleppten den sieben Zentner schweren Grldschrank auf einen bereitstehenden Wagen. Diesen fuhren sie ins offene Feld und erbrachen ihn. 6000 Mark in Gold und Silber fielen in ihre Hände. Mderbayerische Nachrichten. Metten, 29. Dez. (Die soldatenreichste Ge­ meinde) Niederbayerns ist zurzeit die 1200 Einwohner zählende Gemeinde B e r n r i e d. 21 Burschen der Gemeinde dienen gerade in der bayerischen Armee aktiv' Vermutlich sucht die Gemeinde Bernrted in ganz Bayern ihresgleichen. Paffau, 30. Dez. (Ein Vogelprozeß.) Einem hiesigen Schneider wurde im Frühjahre der Prozeß wegen Vogelfangs gemacht und ihm dabei fünf Wald­ vögel konfiziert. Der Schneider begnügte sich nicht mit dem Urteil, welches ihn auch mit Strafe belegte, sondern er ergriff Berufung zum Landgericht. In­ zwischen wurden ihm vom Landgericht wieder zwei Waldvögel zugesprochen, während die anderen Vögel ein Magistalsbeamter hier zur Wart und Pflege er­ hielt. Es wurde mit demselben von Seite des Ge­ richts ein täglicher Verpflegungspreis vereinbart, welcher, bis der Prozeß nun entschieden war, eine kolossale Höhe von weit über 300 Mk. erreichte. | Nun fand man die Summe zu hoch und gab dem I Beamten 120 Mk., womit dieser ebenfalls zufrieden g ist, da er die Verpflegung nicht aus Gewinnst getan hat. Der Schneider, welcher zum Oberlandesgericht die Berufung ergriff und dessen Berufung verworfen wurde, hat nun die Genugtuung, daß jetzt die Ver­ fügung eintraf, daß die Vögel — freizulassen feien. Man wollte sie ursprünglich im Rentamte ver­ steigern, wo sich die Vögel zuletzt auch befanden. (N. Fr. VolkSztg) ────────── Dienstesnachrichten. Iienstesnachrichten. Justizverwaltung. Der Assistent der Staats­ anwaltschaft bei dem Landgerichte Passau Anton Geißler wurde zum Expeditor dieser Staats­ anwaltschaft in etatSmäßtger Weife befördert. ────────── vuch der Postboten in dieser Zeit allgemeiner Festes­ freude nicht zu vergessen. Tag für Tag, früh und spät begegnen sie uns auf ihrem oft mühevollen Dtenstgang, weder Hitze noch Kälte, weder Sturm noch Regen darf sie abhalten von ihrer getreuen Pflichterfüllung. Es ist da wohl nur ein Akt der Billigkeit, wenn ihnen um diese Zeit in jedem Haus eine klingende Anerkennung zuteil wird. I —r Die Stlve st erfrier n, die vorgestern ‘ abends in großer Zahl stattfanden, hatten zahlreichen ? Besuch aufzuweisen. Im Cafe Fischer hatte sich eine große Schar von Gästen zu der alljährlichen Jahres- t fchluß- und Anfangsfeier eingefunden, ebenso im Cafe ? Schuh, wo ein Künstlerkonzert den Abend verschönte. ! In der Brauerei Koller ließ die Haurkapelle muntere j Weisen ertönen. Auch die Siloesterfeiern des Männer- | turnvereins und des Krankenunterstützungsvereins Froh- \ liche Bergsteiger, wie die Feiern im Restaurant zur • Schleuse, im Gasthaus Rosengarten, im Cafe Ger­ mania, im Gasthof Berger, im Cafe Gandorfer, im Theater Cafe und im Weinrestaurant Martinsklause hatten guten Besuch auszuweisen. Bei Konzerten und Becherklang wurde das alte Jahr verabschiedet ! und das neue Jahr willkommen geheißen. Die freudigen Rufe: ..Prosit Neujahr!" wurden von kräftigen Musiktuschen begleitet und dann ging es sofort hinein ins neue Jahr mit Frohsinn und Scherz, die den Festteilnehmern die Stunden nur allzu schnell entschwinden ließen. — r Militärkonzerte. Gestern nach­ mittag veranstalteten unsere Militärmusiken Konzerte, die guten Besuch aufzuweisen hatten. Das Musik­ korps des 2. Schweren Reiter Regiments konzertierte im Bernlochnerfaal. Ein auswahlreiches Programm wurde unter Herrn Obermusikmeister Krümmels Leitung zu tadelloser Ausführung gebracht. Besonders die ewig junge "Parade der Zinnsoldaten" erntete wtedeium lebhaften Applaus. Das Musikkorps des 1. Bataillons 16. Infanterie-Regiments sah im Leiderersaal ein zahlreiches Auditorium, das die vortreffliche Ausführung der einzelnen Nummern des umfassenden, unter Herrn Musikmeister SauerbreyS zielbewußter Direktion zum Vortrag ge­ brachten Programms mit reichem Beifall lohnte. Vor allem erntete die Komposition des Herrn Sauer­ brey jr. "Valse capriccloso" und der Konzertwalzer "Der Paradiesvogel" lebhaften Beifall. Im sitzteren zeigte sich Herr Brandt als Meister auf dem Piccolo. —* Liebe. Aus hiesigen Lehrerkreisen wird uns geschrieben: Das furchtbare Weihnachtsdrama von Calumet, dem über 800 Menschenleben, darunter größtenteils Kinder unter 12 Jahren, zum Opfer gefallen sind, hat meine Seele bis ins innerste Mark erschüttert. Wäre diese traurige Kunde noch vor dem hl. Abend übers Meer gegangen, ich hätte nicht Weihnachten gefeiert. Und jeder wahre Menschen­ freund, insbesondere jeder Familienvater, wird tieftes Mitleid empfunden haben, wenn er hören mußte, daß der Kinder schönster Abend, ja gerade die Stunde, in welcher sie freudestahlend und glückselig vor Wonne des Christkindleins Gaben in Empfang nehmen durften, ausersehen war, so unsagbares Elend in Hunderte von Familien zu tragen. Kein Herz aber vermag all das Leid und Weh der überleben­ den Eltern mehr nachzufühlen, als jenes, das täglich eine Schar fröhlicher heiterer Kiuderaugen mit leben­ spendender Wärme überstrahlen kann, das Jahr für Jahr mit aufopfernder Liebe für die ihm anver­ trauten Kleinen schafft und wirkt, das höher schlägt, wenn seine Schutzbefohlenen glücklich sind, das trauert, wenn einem derselben Leid widerfahren sollte. AIs ich im Geiste das Flehen, Jammern und Wimmern der unglücklichen Kinder hörte, da war mir's, als wüchsen Adlerflügeln aus meinen Schultern und mit Windeseile raste ich über das wette Weltmeer der Leidensstätte zu, um im letzten Augenblick den armen Kleinen ein rettender Engel zu werden. So fühlt ein deutsches Lehrerherz, so fühlen Tausende meiner Amtsgenoffen. Wohl dem Volke, das solche Männer sein eigen nennen darf, glücklich aber jener Staat, der es versteht, goldene Liebeskörner in die Herzen feiner Erzieher nicht nur zu säen, sondern die auf­ gegangene Saat auch ewig grün zu erhalten! —r Eine American Bar hat am letzten Tage des alten Jahres im Weinrestaurant Martins­ klause seine Pforten geöffnet. Die Bar ist von dem Besitzer Herrn Bourgin modern und nett ein­ gerichtet; Sitzgelegenheiten aller Art laden die Gäste zum Verweilen ein. Der Eröffnungstag brachte dem neuen Etabltffemrnt Hochbetrieb. ────────── Vermischtes. hübschesten seiner früheren Kundinnen zufällig einmal auf der Straße begegnete. Miß Carrie, wie sie sich nannte, war in einem Variete zweiten Range» als kleine Sängerin dritten Ranges tätig. Beide freuten sich dieses Wiedersehens herzlich und Herr L. gab feiner Freude alsbald dadurch Ausdruck, daß er für Miß Carrie dicht am Bayerischen Platz eine sehr niedliche kleine Wohnung einrichten ließ. Einige Wochen darauf begann der flotte Herr L. in seinem Klub mit geradezu sträflichem Glück zu spielen, so daß er bald ebenso angestaunt wie gefürchtet wurde. Beim Ecarte hatte er Serien von fünf bis sechs Gewinnpartien und auch beim Baccarat gewann fast stets die Seite, auf der er pointierte. Drei Tage vor Weihnachten hatte er wieder mit unerhörtem Glück gespielt nnd hintereinander sogar sieben Partien Ecarte gewonnen. Sei Partner dabei war der junge, elegante Han» v. W. gewesen, der immer wieder in seine gelblederne Brieftasche greifen und ihr einen blauen Schein nach dem andern entnehmen mußte. Eine halbe Stunde später wollte Herr L. sich ein bißchen ausruhen, und bestellte sich in einem kleinen Nebensalon einen Whisky mit Soda. Als er sich auf» Sofa setzte, stieß sein Fuß an etwas Weiches. Er bückte sich und hob eine gelblederne Brieftasche auf, die er sofort als Eigentum des Herrn v. W. erkannte. Schon wollte er sie diskret wieder hin­ legen, da sah er in der linken Seite der Tasche ein Stück eines Briefes, deffen Schrift ihm merkwürdig vertraut war Er zog den Brief ganz heraus — richtig, es war die Schrift von Miß Carrie. Mit wachsendem Erstaunen las Herr L. folgendes: "Mein süßer Junge! Mein Dicker muß beide Weihnachts­ feiertage bei seiner Alten bleiben. Ich fahre also mit Dir nach Hamburg. Sieh nur zu, daß Du das Reisegeld nicht noch im letzten Moment verjeust (ver­ spielst), Du leichtsinniges Huhn. Tausend Küsse von Deiner Carrie." Herr L. war einen Moment so verdutzt, daß er er seinen Whisky ganz ohne Soda hinuntergoß. Dann legte er die Brieftasche samt dem Brief wieder auf den Fußboden, klingelte, ließ sich Papier, TinP und Feder bringen und schrieb: >Liebe Carrie! Dein "leichtsinniges Huhn" hat das Reisegeld leider doch verjeut. Aber da ich selbst der glückliche Gewinner bin, erlaube ich mir, Dir das Geld anbei zurückzuerstatten. Amüsiert Euch recht gut in Hamburg. Mich siehst Du nicht wieder. Drin gewesener "Dicker"." Mit dem Brief schob er einen Tausendmarkschein in da» Couvert und schickte da» ganze durch einen Boy sofort in Miß Carrie» Wohnung. — Im Klub erfuhr man sehr bald Herrn L.'S Pech in der Liebe, aber umsomehr wun­ derte man sich, daß ihm da» Glück im Spiel auch jetzt noch treu blieb, da er feine Beziehungen zu Miß Carrie doch so klug und energisch gelöst hatte. Ein boshafter Börsenmakler meinte: "L. hat eben immer Pech in der Liebe. Seine Frau ist ihm nach arte vor treugeblieben." vermischter. Glück im Spiel — Unglück in der Liebe! Das alle Wort trifft auch heule zuweilen noch zu. Der Berliner Salon" bringt dafür folgenden Be­ leg : Herr Fritz L . . . wohnt als ungewöhnlich be­ güterter Rentier in einer eleganten Querstraße am Kurfürstendamm. In früheren Jahren war es ihm lange nicht so gut gegangen. Er besaß damals ein kleines Seidenhaus in der Nähe de» Hausvogtei­ platzes und sein Geschäft hätte sehr gut florieren können, wenn Herr L. nicht eine so ausgesprochene Borliebe für junge, hübsche und pikante Käuferinnen gehabt hätte. Ihnen ließ er die kostbarsten Seiden­ stoffe zu den billigsten Preisen ab, ja manchmal sogar ganz kostenlos, wenn er sich für irgend etwas beson­ ders dankbar erweisen wollte. Zu seinem Glück lernte er aber noch im letzten Augenblick eine Witwe kennen, die zwar weder jung, noch hübsch, noch pikant, sondern sogar 15 Jahre älter als Herr L. war, die dafür aber verschiedene Millionen besaß und sich in den noch sehr flotten Vierziger sterblich verliebt hatte. Die beiden heirateten sich, aber auf den ausdrück­ lichen Wunsch seiner Frau mußte Herr L. sein Seiden­ geschäft mit den vielen jungen und hübschen Käufer­ innen sofort aufgeben, um sich fortan ihr allein zu widmen. Herr L. lebte seitdem in behaglicher Ruhe, aber da» richtige Glück hatte er doch erst vor etwa einem halben Jahre gefunden, als er der aller- ────────── Literarisches. Literarisches. Moderne Technik. Die wichtigsten Gebiete der Maschinentechnik und Verkehrstechnik allgemein­ verständlich dargestellt und erläutert durch zerlegbare Modelle. Unter Mitarbeit von Regierungsdaumetster B. Albrecht, Ingenieur H. Hagmann, RegierungSbaumetster C. Klug, Ingenieur M. Prüfling, Dtpl.Jng. P. Reiniger, Postrat E. Schewe, Prof. Dr. W. Strecker, Admiraliiätsrat G. Wislicenus, Regterungsral Dr. A. Witt herausgegeben von Ingenieur H Blücher. Mit 1391 Abdiivungen im Text und 15 zerlegbaren Modellen. 2 Bände in Leinen geb. 40 Mark. Verlag des Bibliographischen Jnstttuls in r eipzig und Wien. Die Geheimnisse der Technik dem Verständnis der Allgemeinheit zu erschließen, das ist ein Streben, dessen Werl längst nicht mehr bestritten wird. Wrr sind eben alle ohne Ausnahme durch Hunderte von Fäden mit mannigfachen Zweigen der Technik verbunden, und es gibt keinen denkenden Menschen, der nicht gegenüber den zahl» losen technischen Erzeugnissen und Errungenjchaslen, die uns umgeben, Interesse gewänne und nach dem Warum? zu fragen innerlich gezwungen würde. Diese Fragen zu beantworten, ist das im Titel ge­ nannte vortreffliche Werk in jeder Hinsicht geeignet. Es umfaßt zwei statlttche Bände tn Großquart, von denen der eine den reichillustrierten Text enthält, während der andere den Modellaitas ausmacht. Die Darstellung ist mustergültig klar und dabei jo ein­ heitlich, daß man von der Zusammenarbeit mehrerer Autoren nichts gewahr wird. Die Texltllustrarronen (fa|t 14001) sind ausnahmslos Holzschnitte und können an Schönheit und Ueberstchtltchkett nicht wohl übertreffen werden. Zudem fällt es angenehm auf, daß hier nicht die üblichen Lehrbuchfiguren alter Maschrnentypen wiederkehren, sondern die modernsten Konstruktionen berücksichtigt sind. Zu alledem kommt der Inhalt des Movellalias, der besonders gewürdigt weiden muß. Aufklappbare Maschinenmobelle gibt es ja schon seit einigen Jahren, aber von dem, was wir bisher gesehen haben, konnte uns nur das aller­ wenigste befriedigen; das meiste waren grell kolorierte, gewöhnlich in dieser oder jener Einzelheit falsche UKobeUe und durchweg Wiedergaben veralteter Typen. Demgegenüber stehen die 15 Modelle des Btucherschen Werkes auf einer hohen Stufe und halten selbst einer scharfen Kritik stand. Sie sind durchaus modern, beruhen zum größeren Teil auf den Original-Konstruktionszeichnungen erster Fabriken und sind dabei geradezu mustergültige Lehrtypen; so finden wir den Steinmüllerkeffei, eine Borsig-Dampf­ maschine, eine Dampfturbine, Körting-GaSmolor, Dieselmotor, Gleichstrommotor der Siemens-SchuckerlWerke, Drehstrommotor der 81. E. G., Lanz-Dreschmaschtne, Adler Motorwagen, Heißdampflokomortve, Doppelschraubendampfer der Vulkanwerst, neues Unterseeboot (!) der Germaniawerft, Parseoal-Luftschiff, Etuch-Rumpler-Eindecker (Rumpier-Taube) und Hughes Typendrucktelegraph. Der Textband zerfällt tn drei große Abschnitte. Davon umgreift der erste die Kraft-, der zweite die ArdeilSmaschtnen, der dritte die Technik des Verkehrs. Der Abfchnttl der Kraft­ maschinen gliedert sich in Wind- und Waffermotoren, Dampfkraft- und Verbrennungsmaschtnen; die Elektro­ motoren sind, um den Zusammenhang ausrecht zu erhalten, in den Abteilungen der Eieklrotechntk mit» behandelt. Der Abschnitt über ArdeilSmaschtnen ist naturgemäß nicht lückenlos, gibt aber doch ein gutes UebersichtSvilo von diesem wichtigsten Zweckgebiei der Maschinentechnik. Das immer bedeutsamer werdende Feld der landwirtschaftlichen Maschinen ist für sich behandelt. Zu dem Abschnitt "Verkehrswesen" zählen die Abteilungen, die den Verkehr auf der Straße (.Fahrräder und Motorwagen), aus Schienen (Eisenbahnen), auf dem Waffel (Schiffahrt), in der Luft (Luftschiffahrt und Flugwesen) sowie den Rach­ richtenverkehr (Telegraphie, Fernsprechwesen uno Radiolelegraphie) umfassen. Sehr anerkennenswert ist es, daß das Werk die eigentlichen Maschinen nicht losgelöst von ihrem Verwendungszweck bespricht, vielmehr nur als Teile des letzteren, der infolgedessen ebenfalls Berücksichtigung findet. Beispielsweise ist die Lokomotive nur als Triebwerkzeug der Eisenbahn behandelt, und demgemäß sind in der zugehörigen Abteilung auch der Etsenbahnbau, die Bahnanlagen, Sicherungsvorrichtungen usw. mttvesprochen. — Alles in allem liegt hier ein Werk vor, das nach seinem reichen Inhalt und seiner schönen Stoffbehandlung ebenso wie nach seiner glänzenden Ausstattung die wärmste Empfehlung verdient. ────────── Handel and Verkehr. Handel and Verkehr. Nürnberg, 30. Dezbr. (V i e h m a r k t.) Preise: per 50 Kilogramm Lebendgewicht: Ochsen vollfleischige 1. Qualität 47—49. (Ausland Lebend­ gewicht 00—00), vollfleischige 2. Qualität 43—46, (Ausland Lebendgewicht 00—00), fleischige 34—42, (Ausland Lebendgewicht 00 —00), mäßig genährte 00—00, (Ausland Lbdgew. 00—00), gering genährte 00—00; Bullen: vollfleischige 1. Dual. 41—43, 2. Qual. 38—40, mäßig genährte 30—31, (Schlachtgewicht: 1. Qualität 82—84, 2. Qualität 78—81, 3. Qualität 00—00). Lebendgewicht: Kühe und Kalbinnen vollfleischige 1. Qual. 43—48, 2. Qual. 37—44, ältere ausgemästete 31—36, mäßig genährte 26—30, gering genährte 20—25; gering genährtes Jungvieh 00-00; Schweine (Fettschweine) über 150 Kg. 58—00, vollfleischige von 120 bis 150 Kg. 59-60, von 100 bis 120 Kg. 58—60, von 80 bis 100 Kg. 58—60, unter 80 Kg. 00—00, Sauen 00—00, Bratenschweine 00—00; Schlachtgewicht: Fettschweine über 150 Kg. 00 —00, vollfleischige von 120—150 Kg. 00—00, von 100 bis 120 Kg. 00—00, von 00—00 Kg. 00- 00, unter 80 Kg. 67—74, Sauen 00—00, Bratenschweine 00—00. Gesamtzufuhr: Groß­ vieh 807 Stück, darunter aus dem Auslande 50, Kälber lebende 59, geschlachtete 304. Schweine: lebende 1756, geschlachtete—, Schafe und Ziegen: lebende —, geschlachtete —, Lämmer, Spanferkel und Kitze lebende —, geschlachtete —. Marki­ se r l a u s: Ochsen flau, Bullen sehr flau, Kühe und Kalbinnen ruhig, Schweine ruhig. Nürnberg, 31. Dez. (Hopfenberichr.) Seit unserem letzten Bericht vom 24 ds. Mts. wurden dem Markt 50 Ballen vom Land und 250 Ballen mit der Bahn zugefahren, dagegen ca. 450 Ballen verkauft. Fast ausschließlich gutsardiger Kundschaflshopfen im Rahmen von 195—225 Mk. und etliche 50 Ballen feine gelbe Hallertauer mit 190 Mk. Für Ausstichhopfen wurden die bisherigen Preise von 230—240 Mk. angelegt. Während der Verkauf von allen gelben Sorten noch L.mer ein sehr schwerfälliger blieb, waren gutfarbige vielseitig gefragt und es ist für letztere sowohl die Stimmung als auch der Preis­ stand als sehr fest zu bezeichnen. ────────── "Glück auf 1914". Ein Jahr will scheiden, steht abschkedbereit; Reich gern dir die Hand zum letzten Geleit'; Vergessen, verziehen, ja, Friede sei! Die Trennung, sie stimmt mich gar hoffnungsneu. Es hastet mit freudiger Zuverficht Am hellstrahlenden Neujahrsmorgenlicht Der Blick einer immer hoffenden Welt; Glück auf denn, Neujahr! so Gott es gefällt. Glück auf! dem Kaiser, unserem Reiche, Der sturmtrotzenden, kraftvollen Eiche, Dem Hort des Friedens, wahren Bürgerglück's, Der treuen Wächterin deutschen Geschicks. Glück auf 1 dem vielgeliebten Bayerland, Seinem König, dessen führender Hand, Auf daß noch lang' tn Güte und Milde Er schütz' und hüte Bayerns Gefilde. Glück aus! deutschem Handel und Industrie I Gestählt in der Tatkraft, reich an Genie, Germanisch im Wesen, stark in der Wehr', Erob're das Land, durchschiffe das Meer. Glück auf! der Kunst und forschendem Wissen! Erhalte dich rein, wahrheitbefltffen I Göttlichen Hauch verrate dein Können, Du Bürge alles Wahren und Schönen. Glück auf! reicher Segen betn Bauernstand, Kernigem Volk! das mit rastloser Hand Heget und pfleget Forsten und Scholle, Glück auf 1 deinem Besitz, deinem Wohle! Glück auf! all' den berufenen Ständen, Dem Volke, den werktätigen Händen! Denn nur in der sich ergänzenden Kraft Wird Wohlstand begründet, Tugend geschafft. Glück auf! der reizenden, kämpfenden Welt! Soviel sich dir hindernd entgegenstellt. Glück auf! zu neuem, sieghaften Streben, Glück aus! reinem, schöngeistigen Leben! Land Sh nt, Silvestki 1913. Alois Pausinger Perzipient. ────────── Neujahrswunschenthebungen 1914. MjühWWslhenthcbMgeil 1914. 345. Herr Lorcnz Sax, Hutfabr. mit Fantilie 346. Kaufmann Ludwig Nadler mit Familie 347. Herr t'-ichael Stuckenderger, Schreinermeister mit Frau 348. Herr Eduard Schaumburger, Uhrmachermeister mit Fonwie 349. Herr Obcrgeometer Gareis und Frau •350. Freiherr von Eyb, K. Major und RegimentsKommandeur mit Familie 351. Herr Apotheker Pröls mit Familie 352. Herr Anton Högl, Fnseurge'chä'tsinh. m. Frau 353. Frau Anna Hörmann, Kreiskassezahlmeisters­ witwe und Tochter 354. Herr Eugen Hörmann, K. Finanzassessor 355. H.ir Lavcr Schöberle mit Frau, Hotel Kronprinz 356. Frau Lina Thallmaur, Renticrswitwe 357. Frau Bücherrevisor Rub 358. Herr Hans Göhring, Geichäftsführer 359. Herr u. Frau Kommerzienrat Joh. von Zabuesnig 360. Frau Gymnasialrektor Rott und Frl. Tochter 361. Herr Regierungsrat Wagner und Frau 362. Herr Kaufmann Anton Nösch und Familie ────────── schlechter Politiker, weil er es nicht verstand, seine Kraft für sich auszunutzen Er ließ sich immer wieder mißbrauchen, anblümeln besänftigen, einschüchterm ein— lullen, dämpfen und gelegentlich auch niederbügeln und niedertreten. Statt die Wahrheit des Sprtchwortes zu erkennen, das seine Feinde gegen ihn im Munde führten, statt die erkannte Wahrheit in die Tat vorzusehen, wie es die Schweizer Bauern mit Erfolg getan hatten, hat der deutsche Bauer sich selbst begütigh indem er das seindliche Sprichwort in eine Selbstentschuldigung umkleidete und sagte: »Der Bauer ist ein Hier. doch kann er nichts dafür« (Heiterkeit) Und doch sage ich: Der Bauer kann dafür. Hätte er sich nicht militärisch ausschaltew geistig kastieren, nicht wirtschaftlich ausbalgety nicht politisch unterdrücken lassen, hätte er das gesucht, was die Genossen einigt, statt sich vom Nachbarn aus kleinlichen Ursachen zu sondern und ihn anzufeinden. dann wäre der deutsche Bauernstand, aus dem doch die anderen Stände hervorgegangen sind, ein herrschende: Stand geblieben und nicht bis zum reihtlosen Leibeigenen herabgesunken« »Und wenn das Zeitalter der Aufklärung und der französischen Revvlntion nicht gekommen wäre, wenn nicht der ausgeklärte Absvlutismus, der akademische Liberalismus und die bürgerliche Demoiratie über Deutfchland gekommen wären, so glaube ich, wäre der deutsche Bauer heute noch nicht aus der mittelalterlichen Knechlschafh der geistigen Verunglimpsung und von dem wirtschaftlichen Elend heraus gekommen· Zum Danke dafür lassen sich heute viele Bauern wieder von den nämlichen Leuten, die einst die Vögtg Schinder und Henker der Bauern waren, gegen ihre Befreier verhehlen Jch aber sage euch: Hetzer sind niemals Freunde gewesen, denn sie scheuen die Wahrheit, stellenl sie auf den Kopf und hängen euch Blenden um mie dem Stier. Und dazu schreit ihr noch Bravo undklatschtBeifallX (Rufe: Wahr ist’s!) Wenn ihr aber so fortmacht, dann wird das alte Sprichwort wieder zum Wahrworti Allerdings kann man euch seht — dank einer bcsseren Staatsordnung und einem besseren Rechtsschutz — nicht mehr dazu nötigen, für weltliche und geistliche Grund: herren zu frohnden und zu scharwerken, aber an die Stelle der brutalen Gewalt und der Daumenschrauben ift eine andere Gewalt getreten, die mit Gewissens- Eine Bauernepistel. Der Bauer Nest von Kirchheim, ein alter. mit den Jnsignien der Tapferkeit ausgezeichneter Kriegsveteran ist·nicht nur ein heller Kopf. der ohne Voreingenommenheit mit klaren Augen in die Zeit schaut sondern auch ein Mann des Worts, der sich auszudrücken weiß und, wie man sagt, den Nagel auf den Kopf trifft. Jn einer Wählervew sammluna vor der letzten Reichstagswahl hat er eine kernige Rede gehalten, die in der heutigen Zeit der Parteiverbohrtheih Verranntheit und gefliefsentlicher Urteilsfälschung ein Wahrzeichen bäuerlich schlichtey rechter und echter Denkweife genannt zu werden verdient. Die Rede hatte nach der ,,Bayer. Landesztg.« folgenden Wortlaut: »Man soll die Menschcn nicht mit den Tieren vergleichen. Das hat mir schon meine Mutter gesagt. Aber es ist trotzdem etwas Wahres an dem Wort: Ein Bauer und ein Stier ist einerlei Tier. (Großer Widerspruch und Lärm) Das Sprichwort lautet auch anders: »Der Bauer ist an Ochsen Statt, nur daß er keine Hörner hat« (Neuer Lärm) Schreit nur, das tut mir nichts! Ich bin vor den feindlichen Gewehren und Kanonen gestanden, das Wort Furcht steht nicht in meinem Wörterbuclt Und wer sich vor der Wahrheit fürchtet, der ist kein deutscher Mann, sondern ein Stier, der vor einem toten Tuch fcheu wird« »Das alte Sprichwort »Der Bauer ist wie ein Stier« hat aber einen ganz anderen Sinn, als jene meinen, dte da rnlch"besthreirii. Das-Sprichwort heißt: Würde» der Bauernstand seiner Kraft bewußt worden sein, tann hätte er niemals von seinen weltlichen und geistlichen Herren bis zum Tier erniedrigt werden können. Acht Jahrhunderte lang war der deutsche Bauer das Zug- und Lasttier weltlicher und geistlicher Machthaber und Schnapphähne, der seiner Kraft nicht bewußte Stier, das Arbeitsvieh das eingespannt, geschunden, mißhandelt und zu Schanden geritten wurde, um den Stürmen, die nichts arbeiten, ein müheloses Dasein zu schaffen. Versteht ihr fest, was das alte Sprichwort meinte: Ein Bauer und efitnsStier ist einerlei Tierti Pilllgemeines Ja es i o.) «Aus diesem Grunde war der Bauer immer ein zwang und Höllendampf auf euch einwirkt, daß ihr auch in politischen Dingen nur das befolgt, was fte euch zu glauben darstellt, und daß ihr nur die Zeitung leset, von denen sie Aktionäre sind. Aus diese Weise werdet ihr um das bischen geistige Freiheit gebracht, die eure Fürsprecher und Voxkämpfer euch erstritten haben, ihr werdet mit mehr oder minder sanfter Gewalt wieder dumm gemacht und nicht bloß geistig, sondern auch wirtschaftlich verknechtet Nur ein freier Bauernstand wird sich wohlhabend erhalten. Ein knechtseligey alberner, ver« nagelter Bauernstand wird bekamen, und das eben wollen eure Feinde, denen ihr folgt uud die nach dem Grundsatz des Jesuiten Baron Berlichingen hantieren: Ein armes Volk ist leichter zu dirigieren als ein freies, unabhängiges Volk. Die Absicht eurer Feinde ist: die Massen dumm zu machen und vor allem die Bauern wieder auf den früheren Stand« punkt herabzudrücken, wo das Sprichwort galt: Der Bauer ist an Ochsen Statt, nur daß er keine Hörner hat. fAllgemeiner Beifall) So sprach der alte Kriegsheld der Bauer Nest. Und er hat Recht.