Gesammelte Artikeltexte des Kurier für Niederbayern, Ausgabe vom 1914-10-21. Unterstützt durch den Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE). Herausgeber: Lehrstuhl für Digital Humanities, Universität Passau (2016). Veröffentlicht unter der Lizenz Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International. Kurier für Niederbayern: Landshuter Tag- und Anzeigenblatt; unabhängige Tageszeitung für Heimat und Volk. Altbayerische Verlagsanstalt Vereinigte Dr. Mühldorf, Betrieb Landshut. 67. Jahrgang Nr. 286, 1914-10-21. Die gescannten Zeitungsbände wurden von der Bayerischen Staatsbibliothek München zur Verfügung gestellt. (https://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=644150540&db=100) Die Zeitungsdoppelseiten wurden mit 300dpi und einer Farbtiefe von 24 Bit gescannt, die resultierende TIFF-Datei binarisiert und als Input für die OCR-Software verwendet. 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Im Westen haben die Reste der belgischen Armee, die durch Franzosen und Engländern erheblich verstärkt wurden, nochmals einen Wi­ derstand bei Upern versucht. Besonders die Engländer sollen bei Dünkirchen ununterbro­ chen Truppen landen. Tie Engländer wol­ len anscheinend einen letzten Versuch machen, die Deutschen aus der Nähe des Kanals zu drängen. Auch unsere Truppen haben die er­ forderliche Verstärkung erhalten und gehen jetzt mit voller Schärfe auf ihr Ziel los: Dün­ kirchen-Calais. Ta werden auch die neuer-j dings angeblich in Marseille gelandeten Jn-> der nichts mehr ändern. Im Osten tobt der Kampf bei Warschau noch fort. Von der tapferen Verteidigung der Festung Przemhsl durch die Oesterreicher wer­ den jetzt Einzelheiten bekannt. Die Russen mußten ihre Leute bereits mit der Knute ins Feuer treiben und Maschinengewehre imRükken der eigenen Leute auffahren, um sie zum Sturm zu zwingen. Tie Japaner haben vor Tsingtau wieder einen Kreuzer verloren. Unsere tapferen Hel­ den halten ihr gegebenes Wort: "Pflichtet:^ füllung bis zum letzten Augenblick." ────────── London, 20. Oktober. (Nichtamtlich.) — Das Reutersche Büro meldet aus Tokio: Nach amtlicher japanischer Bekanntmachung ist der japanische Kreuzer "Takatschio" am 17. ds. ritt der Kiautschaubucht auf eine Mine gelaufen und gesunken. Von der 264 Mann betragenden Besatzung sollen 1 Offizier und 9 Mann gerettet sein. Gestern mittags ging folgendes Tele­ gramm ein: Ein japanischer Kreuzer auf eine Mine gelaufen und gesunken. ────────── Vom westlichen Kriegsschauplatz. Auch gestern wurden Angriffe des Geg­ ners westlich von Lille unter starken Verlusten für die Angreifer abgewiesen. ────────── Im Osten. Auf dem östlichen Kriegsschauplatz hat sich! nichts Wesentliches ereignet. ────────── Heute früh kamen folgende telephonische Nachrichten: 5000 Belgier überrascht und gefangen. Amsterdam, 21. Oktober. Das Blatt "Nieuwe van den Dag" meldet aus Sas van Gent: In Blankenberghe befanden sich 3000 belgische Soldaten und 2000 Mann Bürger-, wehr. Als die Deutschen eintrafen, wurden sie völlig überrascht, bevor sie flüchten könn-, ten. ────────── Ein englischer General gefallen. London, 21. Oktober. Ulnter den eng­ lischen Gefallenen befindet sich auch der Ge-, neralmajor Herbert 'Hamilton. ────────── Eine große Schlacht bei Ypern. Berlin, 21. Oktober. Nach Rotterdamer Nachrichten verschiedener Blätter erzählen Hol­ länder, die von der Grenze kommen, von einer heftigen Schlacht bei Upern. Alle verfügbaren deutschen Truppen seien nach dem Schlachtfelde beordert. In Gent seien zahlreiche Verwun-, dete eingetroffen. ────────── Indische Hilfstruppen. Berlin, 21. Oktober. Das "Berliner Tageblatt" berichtet aus Marseille über die Landung von 30 000 Mann indischer Trup-, Pen durch 18 englische Dampfer. ────────── Die Italiener in Albanien. Berlin, 21. Oktober. Der Mailänder Secolo will aus Rom wissen, daß Valona von italienischen Marinesoldaten besetzt worden sei. Eine Bestätigung dieser Nachricht bleibt ab­ zuwarten. ────────── Neutralität Italiens. Ministerpräsident Salandra, der interetnistisch das Amt des verstorbenen Ministers des Aeußern di San Giuliano übernommen hat, erklärte ausdrücklich, daß die Haltung Italiens die gleiche bleiben werde, wie bisher. Einen Appell an die Italiener, richtet der Unterstaatssekretär Fischer, Verfas­ ser des Buches "Italien und die Italiener". Er schrieb dem "Carriere della Sera": Jta-> Lien und die italienische Presse sollten die deutsche Sache mit mehr Gerechtigkeit und Un­ parteilichkeit behandeln und nicht die feind­ lichen Verleumdungen in großer Wenge verbreiten, ohne den Deutschen Gelegenheit zur Widerlegung zu geben. (Z.) LpaWscher Anstand. Eine junge Dame der ersten Madrider Ge­ sellschaft hat vor kurzem in Begleitung ihres Vaters in Biarritz eine Anzahl deutscher Ver­ wundeter besucht, die nicht schlecht unterge­ bracht waren, und unter denen sich anscheinend kein Schwerverwundeter befand. Die junge Dame hat sich der Mühe unterzogen, eine Liste dieser Verwundeten und der Adressen ihrer Angehörigen in Teuffchland aufzustellen, und hat in rührender Weise an die Familien eines jeden der Verwundeten einen Brief geschrieben. Ueber die Unterbringung der Verwundeten in Biarritz wird des weiteren bekannt: Die deut­ schen Verwundeten sind zusammen mit den' ftanzösischen in verschiedenen Hotels unter­ gebracht, sollen aber jetzt in das Militärspital von Bahonne übergeführt werden. Die Be­ handlung soll eine gute jein. Unverwundete und Leichtverwundete werden nach der klei­ nen Grenzfestung Saint Jean Pied de Port gebracht. Ter ökumenische Patriarch aus Konstantinopel vertrieben. Tie türkische Regierung forderte den öku­ menischen Patriarchen freundschaftlich auf, baldmöglichst Konstantinopel zu verlassen, da die griechisch-türkischen Beziehungen täglich ge­ spannter würden, und die Hohe Pforte ver­ meiden wolle, den Patriarchen auszuweisen. Tie allislamitische Bewegung. Köln, 20. Oft. Laut einer Athener "Times"-Meldung beabsichtigt glaubwürdigen Konstantinopeler Gerüchten zufolge Kriegsmi­ nister Enver Pascha einen Ausschuß zu bilden, um die allislamitische Bewegung ins Werk zu setzen. Lbschon für dieses Gerücht keine Be­ stätigung vorliegt, steht doch fest, daß die Ein­ nahme Antwerpens und der Rückzug der in Polen vorgegangenen russischen Streitmacht die deutschfteundlichen Elemente wesentlich ermu­ tigt hat. (Z.) Ern chinesisch-amerikanisches Bündnis. Berlin, 20. Ott. Nach Nachrichten aus russischer Quelle melden die "Baseler Nach­ richten", daß China und die Vereinigten Staa­ ten in Form eines Schiedsgerichtsabkommens eine Militär- und Flottenkonvention von gro­ ßer Tragweite abgeschlossen hätten. (Z.) ────────── Eine kühle Antwort gab König Albert auf die Teilnahmedepesche Poincares anläßlich des Falles von Antwer­ pen. Tie deutschen Truppen in Belgien. Die Verpflegung der deutschen Truppen in Belgien muß, durch den belgischen Staat erfolgen. — Tie Mannschaften erhalten täg­ lich 4 Mark, und zwar 3 Mark für Ver­ pflegung und eine Mark zur Beschaffung von Genuß,Mitteln (Tabak, Tee usw.). Für diese Gelder haben die deutschen Soldaten sich hin­ fort selbst zu beköstigen und sich die von ihnen gewünschten Genußmittel zu kaufen. Unteroffiziere erhalten täglich eine Mark mehr. Ihre bisherige Löhnung erhalten sie daneben nach wie vor von ihren Truppenteilen wei­ terbezahlt. Damit aber eine Aufsicht darüber vorhanden ist, daß die deutschen Truppen sich für dieses Geld auch tatsächlich beköstigen und es nicht auf Kosten ihrer Körperkraft ersparen, kochen die meisten Truppenteile auch fernerhin für ihre Mannschaften und ziehen ihnen hier­ für den Betrag der Selbstkosten ab, wobei natürlich daraus gesehen wird, daß die Kost jenes Geld auch tatsächlich wert ist. Unter der Kriegsbeute in Antwerpen befanden sich auch 400 Automobile, die durch Herausnehmen der Motoren und der Zün­ dung unbrauchbar waren. Die Deutschen be­ schlagnahmten die Bestände der Automobilfabpiken, reparierten und numerierten die Wa­ gen, worauf diese für den Heeresdienst über­ nommen wurden. Ans dem Tach der Kathedrale von Antwerpen während der Beschießung. Ein grandioses Bild von den letzten Stun­ den der Beschießung Antwerpens und von dem Höhepunkt der Belagerung gewann der eng­ lische Korrespondent Lucien Arthur Jones, da ihm gelang, in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag, als die Beschießung schon 12 Stunden , dauerte, nach Mitternacht aus das Dach der j Antwerpener Kathedrale zu steigen. Von die- j fern üöervagertben Vßuntte blidtc er nieder auf ' das weite Schauspiel von Flammen und Zer­ störung. Der ganze südliche Teil Antwerpens ^ leuchtete in hellem Feuerschein; die Flammen • loderten aus den Straßen bis zu einer Höhe jj von 20 bis 30 Fuß empor. Es war eine Szene des Schreckens und Grauens, die das Blut er- ( starren machte; aber sie gewann an Erhaben­ heit dadurch, daß der Beschauer hoch über allem einzelnen Leid seinen Blick auf dasGanze richten konnte. Da wandte er sein Fernglas nach einer anderen Richtung, und da sah er in einiger Entfernung die angreifenden deut­ schen Kräfte -rastlos einstürmen auf die Stadt, und immer näher herankommen in einer dunk­ len drohenden Masse. In diesem Augenblicke schien ihm die Front des Feindes nicht mehr weiter als 6 Kilometer von Antwerpen ent­ fernt. Plötzlich loderten auf der gegenüber­ liegenden Seite der Schelde Flammengarben empor; die großen Petroleumtanks brannten, die durch vier Bomben einer deutschen Taube entzündet worden waren. Ticker, schwerer Rauch stieg immer höher und erfüllte die Luft bis zu 200 Fuß Höhe. So wogte von allen Seiten Feuer und Flammen und von Petroveumgeruch erfüllter Rauch. Es war wie ein Blick [in die Tiefen Der Hölle, wie sie Gustav Tores Phantasie erträumt hatte und wie sie nun ringsumher zur grausiger Wirklichkeit auf­ wuchs. Von Zeit zu Zeit leckten große Feuer­ zungen aus den Tanks; dann sprangen die Flammen hastig auf andere Tanks über und weiter, weiter rollten die Glutwogen, wie ein unendlicher Ozean des Feuers, der bis in den Horizont Hinein brandet. Nachdem er einige Zeit dieses Panorama betrachtet, stieg Jones wieder Herunter und irrte durch die Straßen der Stadt, die fast völlig verödet schienen. Es wurde jtettt Versuch unternommen, das Feuer zu löschen, das an den verschiedensten Stel­ len ausbrach. Es war kein Wasser mehr da, um dem verheerenden Element wirksam zu be­ gegnen, denn das Reservoir 15 Kilometer au­ ßerhalb der Stadt war bereits am Dienstag abgeschnitten worden. Granaten auf Granaten explodierten bis zu 5 in einer Minute. Tie furchtbarsten Szenen wilder Verzweiflung spielten sich ab. In dem grellen Flackerschein I der Klammen, in dem wilden Blitzen des Gra­ natregens bot dies beschossene Antwerpen, um­ krochen pon vorüberhuschenden mächtigen Schat­ ten einen phantastische^, fast unirdischen An­ blick. Je weiter man sich von den lodernden Feuersbrünsten entfernte, desto mehr wuchs das Dunkel, denn die Stadt lag sonst in völliger Finsternis; die Beleuchtung boten die Riesen­ fackeln der brennenden Häuser. Alles hatte sich in die Keller geflüchtet, Denn jeder Schritt auf der Oberfläche Der Erde war lebensgefährlich, so dicht schwirrten, surrten und sausten die Granaten. Je Havre» der Haftn von Paris. Tie belgische Regierung, diese Regierung ohne Land) hat auf der Flucht vor dem deut­ schen Heere ihren Sitz nach Le Havre verlegt, dem Hafen von Paris, wie die Stadt, die an der äußersten Mündung der Seine liegt, viel­ fach genannt wird. Es ist eine moderne Groß? stadt, an der alles neu ist, selbst die Straßen­ namen, die sonst in den meisten französischen Städten auf ihre Herkunft aus der Zeit des Mittelalters, aus der Zeit der Zünfte, hinwei­ sen. Namen wie Goldschmied-, Gerber- und Handschuhmacherstratze gibt es in Le Havre nicht. Alle Straßen tragen geographische od. geschichtliche Bezeichnungen, wobei auffällt, daß auf den Straßenschilbern unter dem Namen des berühmten Mannes, der geehrt werden soll, das Geburts- unD Todesjahr angegeben ist, z. B. Rue Racine 1637—1699. Tatsächlich ist Le Havre eine verhältnis­ mäßig junge Stadt. Unter der Regierung Franz des Ersten (1515—47) wurde sie gegründet. Ihre günstige Lage entzog bald Rouen, das bis Dahin der bedeutendste Hafen­ ort Nordfrankreichs war, den gesamten Ver­ kehr nach Uebersee. Heute zählt die Stadt rund 135 000 Einwohner und ist die zweit­ größte Hafenstadt Frankreichs. Rund 4000 Schisse verkehren alljährlich in ihrem Hasen. Tie Ein- und Ausfuhr beträgt über 2,5 Mil­ liarden Kranes jährlich. Hier ist der Hauptkaffeemarkt von ganz Europa. Trotz die­ sem großen Verkehr entspricht Le Havre im allgemeinen nicht dem Bild, das man sich von einem großen Seehafen zu machen Pflegt. Es kommt dies daher, daß die verschiedenen Hafen­ becken zum größten Teil mitten in der Stadt liegen. Wenn man die Pariser Straße, die Hauptverkehrsader der Stadt, verfolgend an den Gambettaplatz kommt, so wird man über­ rascht sein, mitten in der Stadt die zahlreichen Schiffsmasten über die Häuser emporragen zu sehen. Von drei Seiten ist der Platz von Häusern umgeben; auf der vierten Seite ist Wasser, das man. vor Dichtgedrängten hoch­ mastigen Schiffen, Handelsfahrzeugen aus aller Welt, kaum sieht. Hier ruhen die Schisse geschützt, ebenso wie in den anderen zahlreichen Becken, die zwischen den Häusern liegen und aus Diesem Teile Le Havres ein Gemisch von Dächern, Schornsteinen, Masten, Häusern und Schiffen, Straßen und Kanä­ len machen. Besonders der südliche Teil der Stadt, die älteste Anlage, dem die Stadt erst ihre Entstehung verdankt, bildet ein wahres Labyrinth von Straßen und Brücken, zwischen dem sich in endloser Fülle Masten erheben. Ein ohrenbetäubender Lärm, hervorgerufen durch dem Betrieb in den Werften, durch das Ein- und Ausladen der Schiffe, durch die da­ zwischen klingende Straßenbahn, durch Güter­ züge und Automobile, herrscht hier zu jeder Zeit, eint Lärm, der besonders stark empfunden wird, wceil der ganze Betrieb auf einen ver­ hältnismäßig kleinen Raum zusammengedrängt ist. Ein angenehmer Aufenthaltsort sind die Hafenbecken von Le Havre nicht. Die Straßen sind eng und winklig, die Häuser und Kais mit Kohlenstaub bedeckt, von dem auch die ganze Luft erfüllt ist. Und trotzdem ßilDen die Häfen Le Havres eine Sehenswürdigkeit, eigentlich die einzige Sehenswürdigkeit, die die Stadt aufzuweisen hat. Die Hauptstraße der Boulevard de Stras­ bourgs c.t tn geraden Linien vom Bahnhof cm Osten westwärts bis zum Strand, dem Bou­ levard maritime zieht, teilt die Stadt in eine nördlich und eine südliche Hälfte. Die Haupt­ verkehrsstraße ist die vorhin erwähnte Pariser Straße, die vom Rathausplatz nach Süden führt. Vom Rathausplatz nach Norden führt die Thiers-Straße, deren Abschluß ein Hügel mit schönen Gärten und Landhäusern bildet. Von hier aus hat man einen schönen Ueberblick über die Stadt, und das Meer bis an das gegenüberliegende Gestade von Houfleur und Trouville. Das Meer ist ziemlich belebt. Schisse ziehen vorüber, lebhafter geschaukelt, je weiter sie in die offene See kommen. An architektonisch hervorragenden Ge­ bäuden ist Le Havre arm. Bemerkenswert ist eigentlich nur das Theater auf der Westseite des Gambettaplatzes. Auf dem Gambetta­ platz stehen noch zwei schöne Denkmäler, die einzigen,^ ie die Stadt aufzuweisen hat. Sie stellen zwei berühmte Söhne Le Havres dar: Casimir Delavigne und Bernardin de SaintPierre, den Dichter von "Paul und Virginte". ────────── In Kamerun dauert der Kampf der englisch-französischen Truppen gegen die deutschen Kolonialtruppen nach einem Telegramm aus Las Palmas wei­ ter an. England und der Islam. Die Muselmanen des Samalilandes ha­ ben sich erhoben und die Stadt Berbera, den Hauptort der Kolonie, unter dem Oberbefehl von zwei Scheichs angegriffen. Sämtliche englischen Offiziere von der Garnison sind ge­ fangen genommen worden. In Aegypten ha­ ben die Engländer in den letzten Tagen 120 ägyptische Beamte abgesetzt und 200 Offiziere aus dem Heere entfernt. In Indien haben sich mehrere Stämme infolge Verhaftung des in­ dischen Offiziers Mehmed empört. ────────── Vom östlichen Kriegsschauplatz. " dingt bis 8. Oktober zu nehmen. Tatsäch] lich begann am 5. Oktober ein allgemeiner Angriff gegen alle Fronten, der sich schließe lich gegen die Südfront der Festurg am ent­ schiedensten aussprach. Man gewann den Eindruck, daß General Dimitriew vielleicht noch angeregt durch den raschen Erfolg bei i Lüttich, seinen vor Adrianopel erworbenen > Ruhm hier durch gewaltsamen Angriff, wie der i Fachausdruck lautet, krönen wollte. Es wurI den nämlich vom 6. Oktober an durch volle | 72 Stunden alle Mittel in rücksichtslosester | Weise aufgeboten, um die Festung zu Fall zu | bringen. Artilleristisch waren die Russen sehr gut vorgesehen, sie hatten außer ihrer ohne- hin sehr zahlreichen und guten Feldartillerie | noch einctt reichen Belagerungspark von 15, | 18, 21 und 24 Zentimeter-Kaliber, ferner eine r Menge von Marinegeschützen in Tätigkeit, die I alle Werke mit größter Präzision ununter| brechen unter Feuer hielten, um das Herani kommen der Infanterie auf Sturmdistanz zu i ermöglichen und unsere Verteiöigungsmittel | bis dahin möglichst zu vernichten oder ihre ; Wiederherstellung unmöglich zu machen. Alles j scheiterte aber an der wirklich überlegenen 5 Ruhe unserer Offiziere und Mannschaften in der Verteidigung. Tie Leute schossen sorg­ fältig wie nach Scheiben, so daß sogar das Jnfanteriefeuer enorme Erfolge hatte, von der ' Wirkung der Geschütze und Maschinengewehre - gar nicht zu reden. Gefährlich wurde die Situation nur an der Südfront, wo die Rus­ sen mit wahrhaft verzweifeltem Mute unter | entsetzlichen Opfern vorgingen. Gegen ein [ einziges Fort daselbst, das schwächste dieses Ab-• schnittes, wurden 11 Bataillone angesetzt, von [ denen sich etwa 150 Mann schließlich einzeln ‘ kriechend, ungesehen bis zur Kehle schlichen, und plötzlich oben auf dem äußersten Wall auftauchten. Nun entspann sich ein wütender I Kampf Mann gegen Mann. Unsere geringe | Besatzung an dieser Stelle mußte sich in die j Kehlkoffer und Kasematten zurückziehen. Tie I Russen drängten sofort nach und es begann 1 ein wahres Schlachten mit den Bajwnetten und i Kolben, da Feuerwaffen in diesem Handge| menge nicht anwendbar waren. Unsere ganze | Besatzung zählte nur 100 Mann und wehrte j sich so verzweifelt, daß schließlich alle ein­ gedrungenen Russen tot oder gefangen waren. Alle Gräben des Forts ilnd die Drahthinder• nisse vor ihm waren mit Haufen von Lei- chen bedeckt. Ein einziger Mann namens Suchy ! schoß allein zuerst den kommandierenden MaI jor und noch vierzig Russen nieder. Ein anj derer, der sich gleichfalls an einer günstigen i Stelle befand, arbeitete ähnlich mit Handä granaten. Schließlich, nach mehr als dreistün| digem Kampfe, hörte das Nachfluten der Ein; dringlinge aus und das kleine Vorwerk war endgültig frei. Am stärksten war ein Fort der Nordfront , mitgenommen worden. Etwa 250 Treffer wurden betritt erzielt. Merkwürdigerweise war aber die Wirkung relativ gering trotz der schweren Kaliber. Am 8. Oktober ließ der russische Angriff an Heftigkeit nach. Ter Rückzug begann. Er artete an manchen Stellen bald zur Flucht aus, da die Besatzung heftig nachdrängte und unsere eigenen Entsatzkräfte von Westen fühl­ bar wurden. Es wurden eine Menge von schweren Geschützen erbeutet, die von den Rus­ sen nicht mehr mitgenommen werden konnten, auch zahlreiche Gefangene wurden bei den ver­ schiedenen Ausfällen gemacht. Die Verluste der Besatzung von Przemysl betrugen insgesamt etwa 600 Mann, sind also minimal. (Z.) Der Führer der russischen Sozialdemokratie das Duma-Mitglied Malinowski ist in Galizien gefallen. 70 000 Mann Verluste hatten die Russen nach Berichten russischer Blätter bei den Sturm auf Przemysl. Die großen Verluste wurden hauptsächlich durch die österreichischen Flatterminen hervorgerufen. Die russischen Soldaten zum Sturm gepeitscht. Köln, 20. Oktober. Ein Wiener Tele­ gramm der "Köln. Ztg." meldet zum Styrm auf Przemysl, daß die russischen Soldaten von Offizieren mit der Peitsche angetrieben wur­ den. Tie aufgelesenen Gefangenen und Ver­ wundeten waren mit Striemen übersät. Wer zurücklief wurde von den russischen Maschinen­ gewehren und Kartätschen niedergestreckt. In 10 Reihen rückten die Russen heran, tau­ melten durcheinander und fielen reihenweise hin. Drei Tage und Nächte brandeten so un­ zählbare russische Bataillone heran und zer­ schellten. Die heldenmütige Verteidigung von Przemysl. durch die Lesterreicher schreibt der Kriegs­ berichterstatter der "Frks. Ztg." u. et.: Am 3. Oktober begann die Beschießung der Festung aus den schweren Kalibern, die mitlerweile mit großer Umsicht in Stellung gebracht worden waren. Es wird erzählt, daß sich die Russen im Besitze ausgezeichneter Informationen über alle Einzelheiten der Be­ festigungsanlagen befunden haben müssen, da sie ihre Batterien nicht nur fast durchwegs rnustergiltig und mit ihren Kalibern genau den zu bekämpfenden Zielen entsprechend ein­ gebaut hatten, sondern auch Objekte beschossen, deren genaue Lage und Bestimmung ihnen sonst unmöglich bekannt sein konnten. Die russischen Stellungen waren durchwegs vor­ züglich maskiert und nur mit großer Mühe zu entdecken. Es soll nun an General Dimitriew der Befehl ergangen sein, die Festung unbe- ────────── tätig gewesen. ES steht aber fest, daß die Mordwaffen er aufbewahrt und befördert hat. Ter Präparander Gjukitsch will nicht an die Ausführung des Attentats geglaubt haben. Ter Oberghmnasiast Perin gibt zu, daß er den Mordplan aus Furcht vor der Rache der Tä­ ter sowie aus Gründen der Kollegialität nicht angezeigt habe. Ter Student Forkapitsch leug­ nete im allgemeinen, von dem Anschlag etwas gewußt zu haben, den er nicht billige. Obergymnasiast Kalember, der von dem Plane ge­ wußt hatte, hat von einer Anzeige abgesehen, weil er an den Ernst der Sache nicht geglaubt habe. Die Angeklagten Clagoja und Nedo Kerooio sowie Stepanowic schilderten ein­ gehend die Uebersührung der Waffen und die Reise der verschwörerischen Studenten von der Grenze nach Tuala, wo die Waffen bei Jovanowic deponiert und die Studenten mit Jo- j wanvwic zusammengeführt wurden. Hierauf I wurde das Beweisverfahren eröffnet. Der Zeuge Trifke Kostanivic gab an, daß er auf ; der Suche nach Arbeit von serbischen Gen? j darmen dem Hauptmann Tankovic zugeführt : wurde, der ihn unter die Komitatschi nahm, die im Legen von Minen, Sprengen von Tun­ nels und Zerstören von Bahnkörpern unter­ richtet wurden, worüber sie General Jankovic inspizierte. Nach der Annexion habe er bei General Jankovic Dienst genommen, was eigentlich einem Dienst bei der Narodna Lbrana gleichkam. Diese befaßte sich mit Spio­ nage und hatte einen kleinen Waffenvorrat im Kriegsministerium. Zu ihren Mitgliedern ge­ hörten Staatsbeamte und Offiziere. In Ser­ bien hörte er überall nur Worte des Hasses gegen Oesterreich-Ungarn. Er erklärte weiter, daß alle Vorbereitungen zum Krieg gegen Oesterreich-Ungarn getroffen worden seien. Zu der Zeugin Talange äußerte sich Cabrinovic am Tage vor dem Mordanschlag, Franz Fer­ dinand werde nicht regieren; im nächsten Jahre werde in Bosnien König Peter der Regierende sein. Tie Narodna Obrana wurde von der serbischen Regierung subventioniert und mit Waffen versehen. Aus den Akten ging klar hervor, daß die bosnischen Sokol- und Anti­ alkoholvereine nur ein Deckmantel für die Tä­ tigkeit der Narodna Obrana zur Vorbereitung des Krieges und von Aufftänden in Bosnien waren. ────────── war ja schon lange Zeit seelisch krank, und ihr weißes Antlitz und ihre eingefallenen Augen hatten eine beredte Sprache geführt, die dem erfahrenen Arzte keinen Zweifel übrig lassen konnten. Aber würde seine Ueberzeu­ gung auch für die anderen, für öffentliche Meinung und Gericht maßgebend sein? Wür­ den sie zu denselben Resultaten gelangen, daß sie keine Verbrecherin, sondern eine Unglück­ liche vor sich hatten? ' Wer weiß! Das beste war jedenfalls, zu schweigen aunb aUes zu tun, um die Tat zu vertuschen. Ueber! egen und zu handeln beginnen,'war das AVerk einer Sekunde. Er zog vor allem den verräterischen Dolch aus der Wunde, wischte tijnt mit Hilfe eines Zeitungsblattes, das er bei. sich trug ab und wickelte ihn in ebendasselbe Papier, das er in die Brusttasche seiner Joppe steckte. Er durfte nichts zurück­ lassen, was die Behörden auf die Spur führen konnte. Nun hob er den Toten, der schon ganz starr geworden war, behutsam auf und zog ihn hinüber in die Fichten hvein; es gab da eine kleine Grube, die fast ganz tnit Schnee angefüllt war; da hinein legte er den kalten Leib und schaufcklte mit beiden Händen Schnee darüber, so daß er bald gartz darunter Rad auf den Boden nieder, hob die Lampe ab, zündete sie wieder an und warf sich auf die Knie, um den Daliegenden zu untersuchen. Ter Mantel war über das Gesicht gefallen; er zog ihn zurück, und da hatte sich seine Ver­ mutung bewahrheitet: der dalag, war niemand pnders als Ton Jose de Oliveiro, der ihn mit verglasten Augen anstarrte. Er beugte sich lauschend zu ihm nieder, kein Atemzug war zu hören; er legte das Ohr an die Brust, aber kein Herzschlag war mehr zu hören — der junge Mann hatte sein Leben ausgehaucht. Als er sich von dem leblosen Körper empor­ richtete, stieß er an etwas Hartes, und als er hinblickte, bemerkte er ein Tolchmesser, das bis ans Heft im der Brust saß. Ton Jose war ermordet worden. Von wem? Kilburg wagte es nicht auszudenken. Und plötzlich brach die ungeheure Wucht der Tatsachen mit allen nachfolgenden Konsequenzen mit Macht über ihn herein. Man würde nachforschen, man würde Verdacht schöpfen, man würde finden und entdecken. Das durste auf keinen Fall geschehen. Er mußte die Geliebte schützen, mit seinem Blute, wenn es notwendig war. Sicher hatte sie die schwarze Tat nicht bei vollem Bewußtsein vollbracht, das war ganz ausgeschlossen. Sie I verborgen war. Uebrigens begann jetzt wieder ein starkes Schneetreiben, und so war die Mög­ lichkeit nicht ausgeschlossen, daß die Leiche erst nach einigen Tagen gefunden wurde, wenn der Schnee geschmolzen war. Tann aber war die Gefahr der Entdeckung weniger groß, denn dann waren die Spuren doch einigermaßen verwischt, wozu noch besonders kam, daß man nicht so leicht auf den Gedanken verfallen würde, -aß ein schwaches Weib eine solche Tat.ausgeführt haben könnte. Bestiedigt begab er sich auf den Weg zurück, leuchtete noch einmal umher und scch noch den Hut und einen Handschuh liegen, die er ebenfalls hinübertrug und sie unter dem Schnee verscharrte. Nun war er fertig mit seiner Totengräberarbeit, nichts hielt ihn mehr hier zurück, und er wollte sich schon von der grausigem Stätte lbenden, als er mit seinen nun an die nächtliche Dämmerung gewöhnten Augen.noch etwas Weißes an der Erde schim­ mern sah. Er hob es auf, es waren eine An­ zahl Papiere; er hielt sie nahe an das Licht seiner Lampe und entfaltete sie, da erkannte er sie sofort: es waren die angeblich von Evelinens Bruder gefiilschten Schuldscheine. ß r sJorkfetung |oIgl.] f* , W r •”®r 1 ────────── Bayerische Nachrichten. Tie bayerische Verlustliste Nr. 33 umfaßt das 9. Jnf.-Regt. Würzburg und weist 536 Namen auf, darunter 77 tot, 95 schwer ver-, wundet, 43 leicht verwundet, 289 verwundet und 32 vermißt. Gegen die Vornahme von Gemcindewahlen. Der Magistrat München hat heute einem Antrag der liberalen Magistratsmitglieder statt­ gegeben, demzufolge die Regierung ersucht werden soll, den Landtag sofort einzuberufen, um ein entsprechendes Gesetz zur Verschiebung der Gemeindewahlen in Bayern einzubrin­ gen und darüber beschließen zu lassen. ────────── Verlustliste Nr. 32 der kgl. bayer. Armee. (Abkürzungen: v. — verwundet, s. v. — schwer ver­ wundet, l. v. = leicht verwundet, verm. — vermißt, gef. = gefangen, S. — Schuß, r. — rechts, l. = links, Obb. — Oberbayern, Ndb. =-• Ntederbayern, Opf. — Oberpfalz, Ofr. — Oberfranken, Mfr. — Mittelfranken, Uw. — Unterfranken, Schm. — Schwaben, Pf. — Pfalz) * , 1. Infanterie-Regiment, München. | Tie Verlustliste dieses Regiments enthält s folgende Namen aus Ntederbayern: . (Bet den meisten Namen sind keine OrtsangaI ben, sodaß für die Richtigkeit keine Gewähr I gegeben werden kann.) 9. Kompagnte. Infanterist Ferdinand Wagner aus Te­ gernbach, (Mainburg) l. v., r. Fuß. Reservist Jakob Fenzl aus Passau, l. v., Nase. Landwehrmann Matthias Hausbauer aus Pisterham, l. p., r. Hals. 10. Kompagnie. Infanterist Jakob Nirschl aus Großkölln­ bach, BA. Landau, s. v., Brust. Tie Landwehrmänner Johann Vilsmeier aus Gangkofen, BA. Eggenfelden, v.; Josef Goldschmidt aus Adenberg, BA. Vilshofen, v. 11. Kompagnie. Gefreiter Karl Prantl aus Simpering, BA. Kötzting, s. v. Tie Infanteristen' Franz Xaver Altmann aus Landshut, s. v.; Georg Miedl aus Aiden­ bach, s. v., Kopf; Georg Bauer aus Hofstet­ ten, s. v., l. Arm: Franz Moosbauer aus Finsterau, BA. Wolfftein, l. v. Reservist Franz Strixner aus Altfrauen­ hofen, BA. Vilsbiburg, s. v. 12. Kompagnie. Tie Infanteristen Asperreiter aus Pas­ sau, verm.; Georg Löhner aus Kelheim, d. Lanvwehr-Jnfanteric-Rcgiment Nr. 5, Landn«. Die Verlustliste enthält keine Niederbayern. ────────── Allerlei. Im "Pschorrbräu" von Antwerpen. In einem Briefe, in dem der Bericht­ erstatter des "Nieuwe Rotterdamsche Courant" einen Besuch Antwerpens kurz nach der Er­ oberung schildert, wird auch von einem Be­ such in dem dortigen "Pschorrbräu" erzählt, das in vollem Betriebe war und unseren Offi­ zieren und Soldaten schnell eine gastliche Stätte bot. Blühend gesund aussehende deutsche Offi­ ziere, so erzählt der Holländer, saßen da völ­ lig ruhig beim Frühstück, ohne daß sie den belgischen Herren, die gruppenweise um die Tische versammelt waren, den mindesten An­ stoß gaben. Sehr interessant ist die Speise­ karte, die den Gästen vorlag; sie zeigt, daß die Preise in Antwerpen jedenfalls nicht über­ trieben hoch sind. Tomatensuppe 0,40 Frs. Italienische Nudeln 0,50 Frs. Rinderbraten mit Schoten 1,50 Frs. Carbonade 1,25 Frs. Beeffteak mit Bratkartoffeln 1,50 Frs. Filet mit Bratkartoffeln 1,75 Frs. Rippenstück Mt Bratkartoffeln 2,25 Frs. Omelette nature 0,75 Frs. Omelette mit Schinken 1,25 Frs. Omelette mit Champagnions 1,25 Frs. Apfelschnitte 0,75 Frs. Annanasschnitte 0,75 Frs. ────────── Nieberbaherisches Schwurgericht. Straubing, 19. Oktober. (Geschworenen­ auslosung.) Für die am Montag, den 16. November dahier beginnende" 6. Schwurge­ richtsperiode unter dem Vorsitze des K. Ober­ landesgerichtsrats Heldrich in München (Stell­ vertreter K. Landgerichtsrat Kinnerl dahier), wurden heute folgende Geschworene ausgelost: 1. Adam Rossenlehner, Gastwirt in Zwie­ sel (Amtsgericht Regen); 2. Heinrich Lindinger, Maurer und Güt­ ler in Ottenberg (Griesbach); 3. Wolfgang Wenig, Gastwirt von Obern­ dorf (Freyung); 4. Jos. Kräh, Hofbesitzer in Seibersdorf (Wegscheid); 5. Johann Deiner, Bauer in Kramerlsdors (Wegscheid); 6. Balth. Schönhörl, Söldner in Ganacker (Landau a.J.); 7. Franz Setzer, Metzgermeister in Pas­ sau; 8. Rupert Riesenhuber, Rauhwa«nhändler in Dingolfing; 9. Karl Allmer, Wirtschaftspächter in Landshut; 10. Georg Fischer, Bürgermeister in Plattling (Deggendorf); 11. Johann Kandler, Getreidebändler in Plattling (Deggendorf); 12. Joses Lehner, Privatier in Anzenkirchen (Pfarrkirchen); 13. Georg Junginger, Obermaschinenmei­ ster in Teisnach (Viechtach); 14. Ludw. Wilhelm, Gastwirt in Schwannenkirchen (Hengersberg); 15. Ludwig Frank, Bauer in Oberstadl (Arnstorf); 16. Jos. Knapp, Fischer in Winzer (Hen­ gersberg); 17. Otto Lipp, Kaufmann in Schönberg fSftPllITMTTft (t V 18. Joh.' Knabl, Bauer in Oberhof (Rot­ thalmünster); 19. Ernst Schuster, Rentier in Landshut; 20. Johann Ettl, Gastwirt in Herrnfehl­ burg (Mitterfels); 21. Karl Hirsch, Bauer in Sickling (Weg­ scheid); 22. Leopold Robrecht, Kaufmann in Lan­ dau a. I.; 24. Alois Zöllner, Müller in Leuthen-Mühle (Viechtach); 23. Mich. Höttl, Gastwirt in Deggendorf: 25. Barth. Graßl, Bauer in Arnbruck (Viechtach); 26. Karl Söldner, Schneidermeister in Passau; 27. Martin Liebhart, Buchdruckereibesitzer ln Griesbach; 28. Joh. Pilzweger, Bauer in Berg (Rot­ thalmünster); 29. Matth. Wirthmüller, Bauer in Radlkosen (Vilsbiburg); 30. Mich. Eisgruber, Kunstmühlbesitzer'in Frontenhausen (Vilsbiburg). Ehefrau des Sch. fuhr mit der mit einer Kuh bespannten Egge hinten drein. Am Felde ange­ kommen, wollte die an der Egge befindliche Kuh zu den beiden am Pfluge angespannten Kühen. Schober drehte sich um, fiel auf die aufwärts stehenden Eggenzähne und erlitt da­ bei mehrere Stiche am Kopf, am rechten Ober­ schenkel und in die Lunge. Tags darauf starb Schober an den erlittenen Verletzungen. Jandelsbrunn, 18. Oktober. (Feuersbrunst) Heute früh brannte das von Bäckermeister Hrn. Brühmüller erst kurz erworbene Schinaglan­ wesen vollständig nieder. Große Heuvorräte wurden total vernichtet. Auch der Ochsenstall fiel dem Flammenmeer zum Opfer. Die um­ liegenden Gebäude waren arg bedroht, konn­ ten aber gerettet werden. Passau, 20. Oktober. (Das Eiserne Kreuz 2. Klasse) erhielt für sein tapferes Verhal-' ten vor dem Feinde Herr Franz Glas, Offi-I ziersstellvertreter beim 2. Reserve-JnfanterieRegiment (seither Schulverweser in Freyung), ein Sohn des Herrn Spediteurs Anton Glas von hier. Passa», 19. Oktober. (Das Eiserne Kreuz) Durch Verleihung des Eisernen Kreuzes 2. Klasse wurde für einen hervorragenden Pa­ trouillenritt ausgezeichnet der Unteroffizier I. Eder beim 5. Chevauleger-Regiment (Sohn des Hrn. Restaurateurs I. Eder, Gaßhof Weiß am Anger.) ────────── —* Ein tödlich er Unfall ereignete sich vorgestern bei Berghofen. Ter Söldner Jos. Kraml von Berghofen fuhr von hier mit sei­ nem Rade abends nach Hause. In dichtem Nebei stieß er aus dem Wege von Kronwinkel nach Berghofen in voller Fahrt an eine Te­ legraphenstange und erlitt so schwere Beriet-, zungen, daß er alsbald starb und von seinem ihm zu Fuße folgenden Kameraden bereits als Leiche aufgefunden wurde. —* Eine plötzliche Finsternis gab es gestern abends im Cafe Fischer infolge De­ fektes der elektrischen Beleuchtungsanlage zum Leidwesen der zahlreichen Spielergruppen, die mit den schönsten Trümpfen nichts auszurich-, ten vermochten. Alsbald aber traten elektri­ sche Taschenlampen, Fidibusse und Streich­ hölzer als Lichtspender in Tätigkeit und das Spiel wurde bei dieser vielfältigen Beleucht tung fortgesetzt, bis ein Fachmann den Schaden beseitigt hatte. —* Die Niederbaher. Handwerker­ genossenschaft hält am nächsten Sonntag nachmittags halb 2 Uhr im Gewerbehaussaale hier ihre Kreisversammlung ab. —* Tie Maulund Klauenseuche, die im Viehbestände des Söldners Peter Reich! in Oberglaim festgestellt wurde, führte auch zur Sperrung der Nachbaranwesen der Oekonomen Rager und Riedl. Auch die Anwesen des Bauern Josef Wimmer und des Wirtes Sebastian Beck dort wurden wegen Ausbruchs der Seuche gesperrt und bei letzterem auch die Nachbaranwesen der Bauern Gg. Martlreiter und Joh. Wallner, sowie des Schmie-' des Michael Beck als Sperrgebiet erklärt. ────────── Vermischtes. Der Bois de Boulogne als Viehweide. Im eleganten Westen von Paris, so erzählt ein Berichterstatter des "Figaro", im Bois de Boulogne, dehnt sich jetzt eine ungeheure Vieh­ weide aus, ipe sich bis an das Ufer der Seine erstreckt. Wälder, Wiesen, Seen und Fluß»iläufe liegen in malerischem Durcheinander in dieser "Riesenfarm". Und das Ganze bietet einen reizvollen Anblick, als sei der Park nach wie vor einzig und allein zur Augenweide für müßige Spaziergänger gMhafsen. Aber der rauhe Befehl des Krieges hat hier einge­ griffen. Kaum sieht man hier und da einen Fußgänger; nur trifft man hin und wieder eine Me Dame, die die Kinder, mit denen sie spazieren geht, gerührt quf ein Lämmchen aufmerksam macht, das mit großen Augen aus der Wiese steht und so niedlich "bäh" schreit. Es sind Unmengen von Hammelherden in den Holzverschlägen und den Tannenwäldern un­ tergebracht. Diese Schafe gehen dort aber nicht tmit gesenktem Kopf, in dichte Reihen einge­ zwängt, einher, um etwas spärliches Gras zu fressen. O nein, die hier geschaffene Anlage, bei der man sich amerikanische FarmM zum »Vorbild genommen hat, gewährt ihMl alle Möglichen Erleichterungen. Schon am frühen Morgen kommen Männer, die schöne russische, mit grünen Schnüren verzierte Mützen auf dem Kopse haben und sich dadurch als Abge­ sandte der Pächter kennzeichnen. Sie bringen ihnen Riesenballen von Heu. Die Schafe fan­ gen bereits beim Morgengrauen an zu fr eisen, und von neun Uhr ab haben sie weiter nichts zu tun, als träumerisch am Ufer eines kleinen Wassers zu ruhen. Ihre Wärter schaffen ihnen dieses idyllische Leben aber durchaus aus ego­ istischen Gründen. Die Ruhe, in der die Tiere weiden, gibt ihrem Fleisch eine Festigkeit, die von den Schlächtern sehr geschätzt wird. Andere Herden laufen und weiden aus den schönen Wiesen, in der Nähe der hohen Gitter, die einen großen Hühnerhof umschließen könnten. Einstmals, in einer Zeit, die uns unendlich» ferm erschien, fochten hier die elegantesten Ver­ treter des Tennissportes ihren friedlichen Kamps aus. Der schönste Teil der merk­ würdigen .Pariser Farm liegt aber dort, wo hinter den beiden lieblichen Seen, die von Schwänen und Enten belebt werden, der kleine Wasserfall herunterplätschert. Dort dehnt sich eine weite Wiese aus, die vollkommen be­ deckt mit Ochsen und Kühen ist. Diese Herden sind so zahlreich, daß man darauf verzichten mußte, sie in Ställen unterzubringen. Des­ halb haben sich» die Viehzüchter damit begnügt, zwischen den einzelnen Herden Pfeiler aufzu­ richten, die durch viele starke Drähte mit ein­ ander verbunden sind. Innerhalb dieser Ver­ schlage sind wahre Berge von Heumieten ge­ schaffen worden. Ein Wagen bringt nur von Herde zu Herde ungeheure Futtermengen, und die Tiere versammeln sich darum im Kreise, wie um einen Tisch. Durch kleine Kanäle, die man in ebenso einfacher, wie vorzüglicher Weise aus drei Planken hergestellt hat, wird das Flutzwasser zu der Wiese geleitet, so daß die Tiere in aller Bequemlichkeit ihren Durst löschen können. Jeder Laie, der die "Farm" des Bois de Boulogne besucht, nimmt nach der Versicherung des Figaro-Mitarbeites das beruhigende Gefühl mit nach Hause, daß hier eine unerschöpfliche Nahrungsquelle für Paris geschaffen »ist, daß also die bösen Zeiten der Belagerung von 1870 nicht wiederkehren kön­ nen. Diese Vorsichtsmaßregel hat aber nicht nur die Pariser beruhigt, sondern auch die vierbeinigen Bewohner des Zoologischen Gar­ tens. Die Hirsche, Rehe, Lamas, Zebus, die Löwen und Tiger schlafen wieder ruhig, seit sie hinter ihren Gittern mit ansehen konnten, wie t#e Mengen von Rindern und Schafen im Bois de Boulogne untergebracht wurden. Das ist schon alles richtig und gut und schön; aber gibt es nicht auch deutsche "Tauben", die schon mehrmals tätliche Bombengrüße auf die Pariser Herde hinabgesandt haben!? i ────────── Letzte Posten. Tie Kämpfe der Oesterreicher. Wien, 21. Oktober. Amtlich wird ver­ lautbart: Die Schlacht in Galizien, namentlich nördlich des Strviaz-Flusses, hat an Heftig­ keit noch zugenommen. Unsere Angriffe ge­ winnen stetig Raum im Osten. Um einzelne wichtige Höhen wurde von beiden Seiten mit der äußersten Erbitterung gekämpft. Alle Ver­ suche des Feindes, uns die Magier« wieder zu entreißen, scheiterten. Dagegen eroberten unsere Truppen die viel umstrittenen Baum-' höhen im Nordosten von Tyszkowize. Südöst­ lich der Magier« wurde der Gegner aus meh­ reren Ortschaften geworfen. In diesen Kämp­ fen wurden wieder viele Russen gefangen ge­ nommen, darunter ein General. Auch wurden Maschinengewehre erbeutet. Gefangene berich­ ten von der furchtbaren Wirkung unseres Ar­ tilleriefeuers. Südöstlich des Strviaz steht die Schlacht. — Stryi Körösmezö und Sereth wur­ den von unseren Truppen nach Verteidigung durch den Feind genommen. — Ueber die Er­ eignisse in der Adria wurde dem Armeekomman­ deur gemeldet: Am Morgen des 17. ds. fand seewärts von der Spitze von Ostro ein Schar­ mützel zwischen einzelnen Torpedos und Un­ terseebooten nebst einem Flugzeug und dem französischen Kreuzer "Waldeck Rousseau" statt. Trotzdem der Kreuzer unsere angreifenden Schisse beschoß, rückten sie unversehrt ein. Tie Leuchtfeuer von Ostro wurden von dem fran­ zösischen Kreuzer ebenfalls beschossen, doch nur leicht beschädigt. Tie weiteren seewärts be-, obachteten französischen Schiffe verließen nach Sichtung der Unterseeboote schleunigst unsere i Gewässer. Die eigenen Torpedofahrzeuge un­ ternahmen frühmorgens einen Raid auf den Hafen von Antivari und zerstörten aus näch­ ster Nähe einige Magazine und beladene Wag­ gons durch Geschützfeuer. Der stellvertretende Chef des Generalstabes v. Höfer, Generalmajor. Das Totenfeld vor Przemhsl. Wien, 21. Oktober. (Nichtamtlich.) Der Berichterstatter der "Reichspost" schildert das Totenfeld vor Przemhsl folgendermaßen: Es ist ungeheuer, wieviele Tote die Russen vor Przemhsl gelassen haben. Ich sah dort Mas­ sengräber von riesiger Ausdehnung. Trotzdem liegen noch Tausende ungeborgener Leichen ] auf den Feldern. Weithin hat der Tod Ber-, j nichtung gesät — so weit wie wir sahen. Wir I haben geschanzt, was wir konnten, aber für Tausende gab es dort noch Arbeit, um die breiten Spuren des tausendfachen Todes zu beseitigen. Tie Stürme der Russen sind schon vor den ersten Verhauen Przemysls zusami-s mengebrochen. Achtmal setzten die neuerlichen Angriffe an, achtmal erstarb der Sturm in dem vernichtenden Feuer, das sie empfing. Auf dem.Felde fanden wir weithin im Umkreise die Abzeichen des 127. russischen Jnf.-Regts., das zugrunde gegangen ist. Uebereinstimmend mel­ den die Kriegsberichterstatter, daß die Russen jeden Versuch der Verteidiger, die russischen Leichen auf dem Festungsglacis zu begraben, durch heftiges Schrapnellfeuer verhinderten, augenscheinlich um eine Verpestung der Luft herbeizuführen, und den Aufenthalt in der Festung dadurch unmöglich zu machen. ────────── Literarisches. Wappenkalender, Kunstkalender, welcher Künstler, Heraldiker, Maler usw. könnte ihn entbehren den bekannten MünchenerKalender für 1915 (36 Seiten stark, Größe 16/32 Zenti­ meter, Büttenpapier, in reichem Farbendruck ausge­ führt. Regensburg, Verlagsanstalt vorm. G. I. Manz. Preis 1 Mark, in kl. Porto 1.10 Mark), der in allen Weltteilen feine Freunde hat. Alljährlich, noch ehe die Schwalben heimwärts ziehen, erscheint derselbe an den Schaufenstern unserer Kunst-, Buchund Schreibmaterialien-Handlungen als Vorbote des kommenden neuen Jahres und im Laufe von zwei Dezennien ist er ein lieber, willkommener Gast in i unzähligen Häusern geworden, der selbst über den z Ozean hinüber die größte Verbreitung gefunden hat. 1 So dürften auch dem Münchener Kalender 1915 I sich Tür und Tor in allen alten Heimstätten freudig 1 öffnen und neue Freunde allenthalben ihm zahlreich j erstehen. | ────────── Gestern nachmittags wurde gemeldet: WTB. Berlin, 20. Oktober vormittags. (Großes Hauptquartier.) Kämpfe an der Küste. Die deutschen, von Ostende längs der Küste vorgehenden Truppen stießen am User-Ab­ schnitt bei New Port auf feindliche Kräfte. Mit diesen stehen sie seit vorgestern im Gefecht.