Gesammelte Artikeltexte des Kurier für Niederbayern, Ausgabe vom 1914-12-29. Unterstützt durch den Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE). Herausgeber: Lehrstuhl für Digital Humanities, Universität Passau (2016). Veröffentlicht unter der Lizenz Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International. Kurier für Niederbayern: Landshuter Tag- und Anzeigenblatt; unabhängige Tageszeitung für Heimat und Volk. Altbayerische Verlagsanstalt Vereinigte Dr. Mühldorf, Betrieb Landshut. 67. Jahrgang Nr. 353, 1914-12-29. Die gescannten Zeitungsbände wurden von der Bayerischen Staatsbibliothek München zur Verfügung gestellt. (https://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=644150540&db=100) Die Zeitungsdoppelseiten wurden mit 300dpi und einer Farbtiefe von 24 Bit gescannt, die resultierende TIFF-Datei binarisiert und als Input für die OCR-Software verwendet. 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Auch dieser Angriff scheiterte und es gelang den Unseren, einen weiteren feind­ lichen Schützengraben zu nehmen. Auch An­ griffe bei Arras und Perdun, wie im Ober­ elfaß wurden abgewiesen. Pom Osten bildet die Wendung, daß un­ sere Angriffe im Bsura- und Rawka-Abschnitt Fortschrirte machen, einen ständig wiederkeh­ renden Bestandteil der Meldung unserer ober­ sten Heeresleitung. Dagegen fehlen Einzel­ heiten und es werden Gründe hierfür vor­ liegen. Doch! plötzlich tauchen des öfteren neue Namen auf. So wurde vorgestern bereits be­ richtet, daß russische Angriffe aus Jnoslaw abgewiesen wurden. Also muß Jnoslaw be­ reits in unserem Besitze sein. Dieser Ort liegt aber bereirs 17 Kilometer östlich! von Tomaszow am Unterlaufe der Pillen. Es Ha­ ben daher unsere Truppen die Pilica über­ schritten. Nach Kopenhagener Meldungen sol­ len sie sogar schon an der Trzewica stehen, die 35 Kilometer östliche von Tomaszow in die Pilika mündet. Jedenfalls geht aus allen Meldungen hervor, daß wir ständig an Bo­ den gewinnen und selbst ängstliche Gemüter können daher beruhigt sein: Es geht vorwärts. Von den Kämpfen der Oesterreicher sind nur wenig Nachrichten vorhanden. In einem Teile von Galizien scheinen die Russen noch einmal die Offensive ergreifen zu wollen, Wohl um den Rückzug decken und die nachdrängen­ den österreichischen Truppen einige Zeit hin­ zuhalten. Von den türkischen Kriegsschauplätzen lie­ gen heute keine neuen Nachrichten vor, was bei der Schwierigkeit des Kampffeldes im Kau­ kasus und der naturgemäß nur langsamen Vorrückungsmöglichkeit gegen Aegypten nicht zu verwundern ist. In Marokko befinden sich die Franzosen bereits in einer kritischen Situation. Tie Besetzung Valonas durchdie Italiener ist ungehindert vonstatten gegangen. In Angola haben die Portugiesen und in Kamerun die Franzosen eine Schlappe durch deutsche Truppen erlitten. In Nordamerika schlägt die Stimmung des Volkes allmählich, zu Gunsten Deutschlands um, was die englische Presse zu einem Angst­ geheul veranlaßt. Sie können es nicht ver­ stehen, daß die Amerikaner ihren Lügen kei­ nen Glauben schenken wollen. In Japan scheint der Widerstand des Vol­ kes gegen die uferlosen Regierungspläne ern­ ster zu sein, als man bisher annahm. In der japanischen Volksvertretung kam es vor der Auflösung sogar zu einer regelrechten Kei­ lerei zwischen Jnselpolitikern und Anhängern der Regierungspolitik. ────────── Gestern mittags wurde berichtet: Der gescheiterte englische Angriff auf die deutsche Küste. London, 28. Dezember. In dem Be­ richt der englischen Admiralität über den An­ griff auf die deutsche Nordseeküste heißt es: 3 englische Flieger kamen auf Tauchboo­ ten, die ihnen Beistand leisteten, zurück. Ihre Flugzeuge waren gesunken. Ein Flieger wird vermißt. Ein Flugzeug wurde 12 Kilometer von Helgoland als Wrack gesehen. London, 28. Dezember. (Meldung des Reuterbüros.) Ein britischer Torpedojäger stieß während eines Sturmes auf der Höhe von Standrews in Schottland auf einen Felsen. Die Bemannung rettete sich, in Booten. ────────── Gestern nachmittags wurde berichtet: WTB. Berlin, 28. Dezember, mittags. (Großes Hauptquartier.) Westlicher Kriegsschauplatz. Bei Nieuport erneuerte der Feind seine Angrifssversuche ohne jeden Erfolg. Er wurde dabei durch, Feuer vom Meere her unterstützt, das uns keinerlei Schaden tat, dagegen einige Einwohner von Mostende tötete und verletzte. Auch ein Angriff des Feindes in der Gegend des Gehöftes Sainte Georges, das er in seinen offiziellen Mitteilungen als in sei­ nen Händen befindlich, bezeichnet hat, scheiterte, Südlich, Ipern wurde von uns ein feind­ licher Schützengraben genommen, wobei einige Dutzend Gefangene in unsere Hände fielen. Mehrfache starke Angriffe des Gegners in der Gegend nordwestlich Arras wurden abgewiesen. Südöstlich, Verdun wiederholte der Feind seine Angriffe ebenfalls ohne jeden Erfolg. Das gleiche ist der Fall bei seiner Absicht, die gestern umstrittene Höhe westlich Sennheim zurückzugewinnen. ────────── Oestlicher Kriegsschauplatz. In Ostpreußen und Polen nördlich der Weichsel nichts Neues. Aus dem linken Weichselufer entwickeln sich, unsere Angriffe trotz sehr ungünstigen Wet­ ters weiter. Oberste Heeresleitung. ────────── Heute früh wurde telephonisch gemeldet: Die Kämpfe der Oesterreicher. WTB. Wien, 28. Dezember, mittags. Amtlich, wird verlautbart: Nördlich des Tuklapasses wichen unsere Truppen den Angriffen der Russen in Stel­ llungen näher am Karpathenkamme aus. Zwischen Biala und Tunajec im Raume nordöstlich, Zakliczhn wurden sehr heftige An­ griffe des Feindes abgewiesen. Sonst ereignete sich, an unserer Front auf dem nordöstlichen Kriegsschauplätze nichts Wesentliches. Im Süden herrscht, von einigen Grenz­ plänkeleien abgesehen, vollkommene 'Ruhe. —Tie Serben sprengten wieder die Semliner Brücke. Ter Stellvertteter des Chefs des Generalstabes o .H ö f e r, Feldmarschalleutnant. ────────── Ein russischer Vorstoß auf Ungarn abgeschlagen. Budapest, 29. Dezember. Nach Mel­ dungen aus Marmaros-Sziget machten dieRusfen in der Weihuachtsnacht und an beiden Weihnachtstagen heftige Angriffe gegen unsere Stellungen nördlich, von Oekörmeze und der Linie Luzanszka. Alle Angriffe sind unter schweren Verlusten für die Russen zusammen­ gebrochen. ────────── Die Kämpfe in Flandern. Berlin, 29 .Dezember. Der Kampf an der User ist nach übereinstimmenden Berichten der "Voss. Ztg." und des "Berl. Tageblattes" zur Zeit heftiger als je. Ein Offizier der Verbündeten sagte zu einem Korrespondenten, wir müssen jetzt vorrücken, koste es was es wolle. Tie Verluste der Verbündete« seien ungeheuerlich. ────────── Der französische Landsturm an der Front. Mailand, 29. Dezember. (Nichtamtlich.) Der Pariser Vertreter des :"Corrieve dellq Sera" meldet aus Südfrankreich', daß nun­ mehr die Landsturmreseroen von den Uebungs­ plätzen des Südens an die Front abgegangen sind. ────────── schwader vor den Dardanellen neuerdings ver­ stärkt worden. Es besteht jetzt aus 40 Wim­ peln, darunter 15 Dreadnoughts und anderen Schlachtschiffen. Es wird ein entscheidender Angriff erwartet. Das französische Schlacht­ schiff "Waldeck Rousseau" mit dem komman­ dierenden Admiral an Bord ist in Salonichi eingetroffen. ────────── Sturmszenen im japanischen Parlament. Basel, 29. Dezember. Nach einer Mel­ dung aus Tokio ist es im japanischen Parla­ ment vor der Auflösung zu stürmischen Sze­ nen gekommen. Die Verteidiger der Inselpolitik gerieten sogar in ein Handgemenge mit den Kontinentalpolitikern. Ter Deputierte Schibawa, ein früherer Minister, wurde so zwischen die Bänke gepreßt, daß er schwere innere Verletzungen erlitt. ────────── führenden Geschwader im Mittelmeer in eine unerträgliche Lage versetzt wird und daß auf unseren Postdampfer "Le Timbro" ein bru­ taler Ueberfall verübt wurde. Turazzo umzingelt. Mailand, 28. Dezember. Corriere della Sera erfährt aus Bari, daß die aufftändische Bevölkerung von Tirana alle Häuser Essad Paschas in Brand gesteckt habe, weil Essad es abgelehnt hat, sich dem Heiligen Krieg an­ zuschließen. Essad hatte den gegen ihn ge­ richteten Schlag vorausgeschen und suchte ihm durch Verhängung des Belagerungszustandes über Tirana zuvorzukommen, was aber die Bevölkerung noch. mehr aufftachelte. Die Leute von Elbassan, Berat, Fieri und Pekinje schlos­ sen sich den Aufständischen an. Man beschloß, gegen Turazzo zu ziehen, um Essad um­ zubringen. Turazzo ist wiederum umzingelt, wie in den Tagen des Prinzen Wied. (Z.) Zwei französisch« Dampfer versenkt. Haag, 29. Dezember. An der argentini­ schen Küste sind, wie die "kAgence Havas"' über London berichtet, zwei flanzösische Damp­ fer versenkt worden. (Z.) Ti« australisch« Regierung hat den gesamten Wetzenoorrat von Neusüdwales beschlagnahmt. (Wohl für England!) Bon der Goltz über den Wert der türkischen Buudesgeuossenschaft. In einer Unterhaltung mit dem Konstantinopeler Vertreter des "Montag" äußerte Feldmarschall von der Goltz, ein glücklicher türkischer Angriff auf Aegypten wäre ein Stoß in Englands Herz. Mit der Bereitstel­ lung eines Heeres für diesen Zweck hat die Türkei den vollwertigen Einsatz zum gemein­ samen Spiel mit ihren Bundesgenossen ge­ zahlt, sie kann fidji daher auch im Falle eines Sieges eines vollwertigen Gewinnes sicher halten. Das Unternehmen ist freilich eben­ so wenig leicht, wie das Vordringen im Kaußasus, wo die rauhe Jahreszeit und die ge­ ringe Wegsamkeit des Landes große Schwie­ rigkeiten bereiten, aber der Anfang war gut und von der Energie der Staats- und Heeres­ leitung in der heutigen Türkei kann man er­ hoffen, daß sie mit den gegebenen Mitteln das Menschenmögliche leisten werden. Tie außer­ ordentliche Genügsamkeit des türkischen Sol­ daten und sein nie versagender guter Wille erleichtern die schwersten Feldzüge. (Z.) Ein luxemburgischer Bermittlungsvorschlag "Petit Parisien" berichtet aus Bern: Der ( luxemburgische Ministerpräsident Eyschen hat dem Schweizerischen Bundesrat vorgeschlagen, die Initiative zur Vermittlung der Einlei­ tung von Friedensverhandlungen zwischen Frankreich und Deutschland zu ergreifen. Der Bundesrat lehnte dieses Ansinnen Exschens ab, der zuvor schon einen ähnlichen Schritt bei der niederländischen Regierung un­ ternommen hatte. Das hauptsächlichste Ar­ gument Exschens sei, daß die Kriegslage der­ art sei, daß keiner der beiden Staaten sich als Sieger fühlen könne. Daher sei der Augenhlick zu der Anbahnung von Friedensver­ handlungen außerordentlich geeignet. (Z.) Ditz Belästigung -er neutralen Schiffahrt. Der norwegische Dampfer Romsdal von Newhork nach Dänemark und Norwegen un­ terwegs, wurde von englischen Kriegsschiffen ausgebracht und nach Cirkwall geführt. Ter Dampfer ist mit Getreide und einer großen Menge Aluminium beladen, das nach. Nor­ wegen bestimmt ist. Die norwegische Re­ gierung soll die Garantie geben, daß das Alu­ minium in Norwegen verbraucht wird. Der dänische Dampfer "Bosnia" ist auf der Reise von Island nach. Kopenhagen von englischen Kriegsschiffen aufgebracht und nach Cirkwall geführt worden. Von dort wird der Dampfer zur Untersuchung der Ladung nach. Leith gebracht werden. Italien rührt sich!. Der Deputierte Badulli meldete im ita­ lienischen Parlament eine Anflage folgenden Wortlauts an: Hält der Minister des Aeußern es mit unserem Recht als neutrale Macht und mit der Achtung für unsere Flagge für vereinbar, da ßunser Sechandel durch! die krieg­ ────────── Vom westlichen Kriegsschauplatz. Titz Käuflfe iw Oberelsaß. Aus dem Sundgau war am Samstag den (ganzen Tag über, wie aus Basel berichtet wird, Geschützfeuer zu hören. Bei Tammerkirch und Altkirch waren heftige Gefechte im Gange. Tie Franzofen hatten längs der Vogesenfront die Offensive ergriffen. Tie deutsche Artillerie bei Altkirch erwiderte das Feuer. Das flanzösische Artilleriefeuer war, wie Verwundete in St. Ludwig erzählten,wenig wirkungsvoll. Tie deutschen Stellungen wur­ den nicht erreicht, dagegen viele Gehöfte in der Umgebung von Altkirch zusammengeschos­ sen. Die! französisch« Offensive dehnte sich gegen St. Tiee aus. Dort stehen die Teutschen bereits auf französischem Boden und haben die Franzosen bis nach. la Chapelle zu­ rückgeschlagen. Ein erneuter französischer Vorstoß gegen das in deutschen Händen befindliche Steinbach wurde abgeschlagen; m#= rere hundert flanzösische Alpenjäger sielen den Deuffchen in die Hände. Groß ist die Zahl der verwundeten Franzosen. Gegend Abend entspannen sich mörderische Gefechte von einem Schützengraben zum andern, bis die Nacht dem Kampfe ein Ende setzte. Französische Flie­ ger überflogen am Samstag Mülhausen, wur­ den kräftig beschossen und machten bald wie­ der Kehrt. Wie die "Baseler Nationalztg." weiter erfährt, darf die französisch« Offensive im Sundgau, der deutscherseits sofort kräf­ tig begegnet wurde, als gescheitert betrachtet werden. (Z.) Frankreichs wirtschaftlich« Not. Gens, 28. Dezember. In Genf führt Prof. Vergines den Nachweis, daß Frankreich seit Kriegsausbruchs die wichtigsten Absatzge­ biete seines Außenhandels verloren habe, des­ sen Tiefftand erschreckend sei. Zugleich kri­ tisiert Vergines die uferlose Finanzwirtschaft des Ministers Ribot. (Z.) ────────── Der Krieg mit England. Sie getrauen sich! nicht. Aus London wird der "Voss. Ztg." ge­ meldet: Ueber die Beschießung der englischen Küste durch deutsche Kriegsschiffe schreiben die "Times": Das englisch« Publikum befindet sich in einem großen Irrtum, wenn es glaubt, die große Flotte Englands sei dazu bestimmt, die deutschen Häfen einzuschließen. Weit ge­ fehlt! Wenn sie es täte, würden wir recht bald eine recht fleine "große Flotte" übrig haben; denn die Unterseeboote unserer Feinde würden sehr geschwind über einige von un­ seren Kriegsschiffen verfügen. Dann fahren die "Times" fort: Tie Hauptaufgabe unserer Flotte ist zunächst: Ever reddy (immer bereit zu sein) und zweitens, Hre Stärke zu be­ wachen, bis sie Aussicht hat, eine ent­ scheidende Schlacht zu liefern. Natürlich ist »man Tag und Nacht darauf bedacht, dem Feind aufzulauern, aber — man höre und staune — wir können unsere besten Schiffe nicht für diese Aufgabe aufs Spiel setzen, das Risiko ist wegen der Unterseeboote zu groß. Titz Minen an -er englischen Küste. Amsterdam, 28. Dezember. Reuter be­ richtet, daß der holländische Dampfer "Leersum" aus Rotterdam in der vergangenen Nacht zwischen Scarborough und Fileh aus eine Mine gestoßen und untergegangen ist. Zwei Mann der Besatzung werden vermißt, 17 wur­ den in Scarborough gelandet. (Z.) Teuerung in England. Tie Brotpreise in London werden nach englischen Berichten in den nächsten Tagen neuerdings steigen, so daß ein Brot bon vier Pfund gegen 70 Pfennige kosten wird. Tie Ursache der Teuerung wird in erster Linie dem Mangel an Schiffen und den darauf zu­ rückführenden höheren Frachtsätzen, der schlech­ ten Ernte in Australien und der Schließung des Schwarzen Meeres zugeschrieben. Auch die Preis« für Salz sind bedeutend gestiegen. Ter Kapitän der "Emden" kriegsgefangen auf Malta. Blankenburg (Harz), 28. Dezember. Wie das Blankenburger Kreisblatt meldet, schrieb der Fregattenkapitän von Müfler sei­ nen hier lebenden Angehörigen, daß er von den Engländern auf die Insel Malta gebracht worden sei und dort als Kriegsgefangener weilen muß. ────────── Aus den Kolonien. Eine französisch« Kolonne von Marokkanern überfallen. Aus Madrid wird berichtet: Nach Mel­ dungen aus Tanger wurde eine starke flanzösisch« Kolonne unter Hauptmann Berry am oberen Jnauenfluh von den aufständischen Ma­ rokkanern überfallen. Tie Franzosen retten sich in ein nahe liegendes verschanztes Lager, mußten jedoch an Toten 4 Offiziere und 78 Mann auf dem Kampfplatz zurücklassen. Ten Aufständischen fielen außer mehreren Pro­ viantwagen zwei Feldgeschütze in die Hände. Tret aufständige Buren, die in englische Gefangenschaft gerieten, wur­ den vor das Kriegsgericht gebracht. Zwei von ihnen wurden zu acht Monaten Gefängnis ver­ urteilt, während der Tritte wegen seiner Ju­ gend entlassen wurde. ────────── gier und geigt in die graugrüne Ebene, der nicht einmal der helle Wintersonnenschein einen Schimmer Freundlichkeit geben kann. Wir hören das summende Geräusch eines Fliegers. Ehe wir den gelben Vogel erkannt haben, setzt auf der russischen Seite ein mör­ derisches Kleingewdhrfeuer in weitem Halb­ kreis ein. Aus dem Gehöft vor uns und von dem Waldrand wird so lebhaft geschossen, Ibafo man auf ziemlich, starke Besetzung schlie­ ßen muß. "Na also," sagt der Jäger, "die Rekognoszierung wäre int gewissen Sinne schon erledigt, ich härte nicht gedacht, daß so viel da vorn steckt." Er läßt die Meldung gleich nach hinten weiter geben. Ter Flieger zieht ruhig seinen Weg über die russischen Linien. Ueberall knallt es los. Tie ganze russische Front scheint sich an dem Schießen beteiligen zu wollen, man kann deutlich danach die russischen Vor­ stellungen absch,ätzen. Wie ich später erfahre/ üft das Flugzeug bei dieser Erkundigung von über 50 Schüssen getroffen worden, Flugzeugführer und Beobachtungsoffizier blie­ ben aber unverletzt. Tas russische Feuer wird mehr nach rechts heftig vom deutschen Feuer erwidert. Tie Jäger machen sich im Schützengraben bereit. Aber das russische Schießen setzt aus, sobald die Er­ widerung von rechts her kräftiger wird. An der Scheunenwand vor den Gehöften im Bereich unserer Gewehre zeigen sich polni­ sche Bauern, die wohl neugierig das Schießen beobachten wollen. Wir blicken gespannt in die Ebene, unsere Zeit ist bemessen, denn der Generalstabshauptmann, dessen Auw-Gäste wir sind, hat noch, dienstliche Tinge zu erledigen. Wir gehen langsam und schweren Herzjens durch Peplowek zurück. "Tie Russen werden ziemlich sich,er geworfen, wenn wir angreifen," sagt ein Jägeroffizier. "Morgen ist Mlawa, die dreckige Mistfinkenhöhe, unser, man merkt's km ihrer ganzen Art, ihre "Kriegsluft" ist noch geringer als sonst." Eben sind wir an das deutsche Zollhaus gelangt, da setzt regelmäßiges, starkes Gewehr­ feuer ein. Jetzt scheinen beide Linien, die deutsche und die russische, lebhaft zu feuern. Das ist kein Vorpostengefecht mehr. Von Sol$>au her donnern Kanonen. Tie Offiziere ver­ abschieden sich. Tas Feuer nimmt an Heftig­ keit zu, der deutsche Vorstoß, dessen Resultat ja inzwischen der amtliche Draht gemeldet hat, ist begonnen worden. Am nächsten Tage ist flstlawa wieder unser. Alle die vielen tausend Meter Stachel­ draht in Masuren werden nur dem Rost Wider­ stand zu leisten haben und nicht den stürmenden russischen Regimentern. Auch von Ostpreußen aus ist der Krieg wieder auf russisches Gebiet verlegt worden. Rolf Brandt, Kriegsberichterstatter. ────────── uns ein Kompliment über unsere Pünktttch>feit!" rief Annettes scherzend. "Es ist bereits drei Minuten nach vier Ahr," sagte er, mit strahlenden Augen ihre Gestalt musternd. "Wirklich? Tann gehen unsere Uhren nicht ganz genau. Tantchen, dein Hut sitzt (wieder schief. Komm', leg ihn gleich ab. So ein wenig fühlen wir uns in Falkenau doch noch zu Haus." "Sie sollten sich. immer hier zu Haus fühlen, Annelies," sagte er warm. Sie errötete und nranbte ihre ganze Auf­ merksamkeit Tante Krispina zu. Er half ihr ‘bann schweigend aus dem Mantel und sie streifte die Handschuhe ab. "Wollen wir nun gleich an die Arbeit gehen, Vetter?" fragte sie eifrig. "Wie Sie wünschen, Annelies. Ich muh Sie in mein Arbeitszimmer bitten." "Gut! Aber was tun wir inzwischen mit Tante Pinchen, daß sie sich nicht langweilt?" "Aber Kind, ich. langweile mich nie," pro­ testierte das alte Fräulein. Norbert wandte sich nach ihr um und sah sie bittend an. "Tante Krispina, darf ich. Sie bitten, sich inzwischen ein wenig meiner Junggesellenwirt­ schaft anzunehmen? Sie würden mich zu Tank verpflichten, wenn Sie sich um den Teetisch verdient machen wollten. Mamsell Hegelein persteht das nicht so graziös, wie Sie." "Machen Sie mir keine Komplimente, Nor­ bert, ich tue es auch ohnedies sehr gern. Wo soll der Tee getrunken werden?" "Wo die Damen wünschen. Bestimmen Sie, Annelies." "Also dann wie früher im kleinen blauen Salon, Tantchen. Ta ist es so recht behaglich, wenn der Wind an den Fenstern rüttelt." "Gut, gut, ich werde also im blauen Salon alles Herrichten. Erst werde ich mich aber mit Mamsell Hegelein in Verbindung setzen. Wenn Ihr mit Eurer Arbeit fertig seid, wird alles bereit sein," erklärte Tante Krispina eifrig. Sie schürzte ihr Kleid ein wenig und schwebte mit ihren zierlichen Schritten durch die Halle. Annelies hatte sich. inzwischen ihres Hutes entledigt und lockerte mit anmutigen Bewegun­ gen das Haar über der Stirn. Norbert ließ sie nicht aus den Augen. Tie dicken, golöt flimmernden Flechten, die ihren Hinterkopf dicht bedeckten, erschienen ihm das Schönste, >ba§ er je an Frauenhaar gesehen hatte. _ (Fortsetzung folgt.) _"j ecke ihres Zimmers. Und ehe sie einschlief/ betete sie wieder inbrünstig für Annettes Glück. Ach, wie nötig war solch ein Gebet! Tenn über Annettes' Glückshimmel zogen sich dunkle, drbhende Wolken zusammen. Norbert wartete ungeduldig auf Anne­ ttes' Ankunst. Er sah am Schreibtisch seines Arbeitszimmers, aber sein Blick flog über die Bücher immer wieder sehnsüchtig hinaus. Ter Himmel hatte sich umwölkt und ein recht herbstlicher Wind schüttelte das Laub von den Bäumen und jagte es im rollen Wirbel um­ her. Tas "große Sterben" in der Natur hatte begonnen. Norbert fühlte sich sehr einsam. So recht heimisch und zufiieden fühlte er sich in IFalkenau nur, wenn Annettes hier war. Sonst erschien ihm das große Haus tot und leer, wenn sie,es nicht mit ihrer Erscheinung belebte. Endlich vernahm er Wagenrollen. Er sprang lauf und öffnete das Fenster, um sich weit hin­ auszubeugen. Ta bog der Wagen auch schon iin den Weg ein, der direkt zum Haus führte. Schnell eilte er hinaus, um den Tamen selbst aus dem Wagen zu helfen. Tante Krispina Würbe ein wenig eilig befördert, und erst als er Annettes Hand in der seinen fühlte, wurde er ruhiger. Seine Sehnsucht war gestillt. , f «Da sind wir, Vetter. Bitte, machen Sie ────────── Die Türkei im Kriege. Tjer türkische Sieg im Kaukasus. Konstantinopel, 28. Dezember. Die Türken suchen ihren jüngsten Erfolg beiOuti nach Möglichkeit auszunutzen. Sie rücken von Jb vor und bedrohen von Quti aus die Ver­ bindungslinien der auf der Straße von Kars stehenden Truppen. (Z.) Tier Heilige Krieg. Ter "Corriere helfe Puglie" meldet aus Konstantinopel: Im Kaukasus hat der kur­ dische Beirat seine Stämme dem Kommandan­ ten des 10. türkischen Armeekorps zur Ver- , isügung gestellt. Im Sudan hat trotz des s Belagerungszustandes der Stamm Tanre den $ Heiligen Krieg verkündet und haben es die | indischen Truppen abgelehnt, gegen ihre Glau­ bensgenossen zu kämpfen. Tie Engländer lie­ ßen darauf 30 Soldaten hängen. In Tunis erklärten die Tuaregs den Heiligen Krieg. Aus Marokko wird die Räumung von Fez bestä­ tigt. Zu Abdul Maliks Fahnen strömen an­ dere Stämme. Tie französischen Truppen konzentrieren sich gegen San Geri. (Z.) (Weitere Nachrichten siehe "Letzte Posten".) ────────── Tages-Uebersicht. Tie Herabsetzung des Reichsbankoiskonts hat besonders in Schweden Anerkennung ge­ sunden. So schreibt "Soenska Tagbladet": Tie Herabsetzung des deutschen Diskont kommt uns angesichts der wunderbaren finanziellen Kriegsbereitschaft Deutschlands nicht unerwar­ tet. Nun wird auch die Herabsetzung des 6prozentrgerr schwedischen Zinssußes um ein halbes Prmzent zu Neujahr sehr wahrscheinlich, lich . Ein wackerer Mann. Ein pensionierter Bahnwärter aus Tungendorf (Holstein), der in nächster Zeit feine Tiamanthochzeit feiert, ! erhielt zur Feier der goldenen Hochzeit das ! kaiserliche Ehrengeschenk von 50 Mark in Gold. Wie ein Heiligtum bewahrte der Alte dieses Geschenk auf, und war nicht zu bewe­ gen, sich davon zu trennen. Jetzt, nachdem er gelesen, wie sehr der Staat des Goldes be­ darf, hat er es gegen Kassenscheine umgewech^felt. "Tenn",, sagte er, "ich Möchte es doch nicht auf betn Gewissen haben, das Gold beshalten zu haben, wo mein Kaiser, der es mir so großmütig schenkte, es so dringend not­ wendig braucht, um uns damit den Sieg zu erringen". I Tas englische Oberbaus wird sich am 5. Januar zu einer zweitägigen Sitzung ver­ sammeln. T'he Zivilgarde in den Städten Südafrikas soll in ständige militärische Truppen umge­ wandelt werden. ────────── Bom Zuge zermalmt. Das Automobil des prakt. und Bahnarztes Dr. Anton Lorenz in Kösering wurde auf der Staatsstraßenüberfahrt in Obertraubling von der Lokomotive eines D-Zuges erfaßt und zertrümmert, wobei Dr. Lorenz sofort getötet wurde. Die Schranken waren vorschriftsmäßig geschlossen. Bluttat. In Mainaschaff bei Aschaffen­ burg wurde der verheiratete taubstumme Tag­ löhner Bieber von dem verheirateten Schirmflicker Heinrich Denk aus Carlsberg (Pf.) durch Mische ins Herz getötet. Ter verhaftete Mör­ der, der auch, wegen Blutschande in Untersu­ chung steht, will die Tat aus Eifersucht began­ gen haben. ────────── Allerlei. Eine Hindeuburgspende. Dem genialen Heerführer, Generalfeldmarschall v. Hindenburg haben die Weingutsbesitzer von BadTürkheim eine praktische und schöne Weihnachtsgabe gesandt; sie besteht aus einer Sendung der feinsten Flaschenweine der letzten 20 Jahre aus den besten hiesigen fingen. Eine kunst­ voll gearbeitete Adresse von Zeichenlehrer JobMann ist per Mendung Beigegebn.'"Echtes (Pfäl­ zer Rebenblut schützt sehr gegen die russische Knut! Prosit!" Seine Kinder erschlagen hat der in Stau­ fen in Baden wohnende Fabrikarbeiter Ant. Preis von Bonndorf. Tie heimkehrende Frau fand die beiden 4 und 6 Jahre alten Kinder ►ot auf. Preis erhängte sich nach der Tat. Eine SMMkatastrophe. Ter Kapitän eines in San Remo eingetroffenen Dampfers berichtet, daß bei Kap Silleiro der spanische Dampfer "San Dominigo" den Vhne Licht fah­ renden Dampfer "Pereal" so heftig angefah­ ren habe, daß beide Schiffe sofort sanken. Nur >20 Matrosen konnten gerettet werden. (Z.) ────────── Niederbayerische Nachrichten. Hjengersberg, 26. Dez. (Nachahmenswert.) Wor einigen Tagen hatte der Agent der Haft­ pflichtversicherung "Allianz", Herr Reith auf dem Lande einen kleinen Schadenfall auszu­ zählen. Herr Reith meinte, diese Summe wäre gerade geeignet als Christgeschenk fürs Rote Kreuz. Ter biedere Landmann hatte > das Herz auf dem rechten Fleck und der Vertre­ ter per Versicherungsgesellschaft konnte den Be­ trag auf dem Heimwege Herrn Hauptlehrer in Auerbach (als Kassier des Roten Kreuzes) übergeben. ────────── brettenfaches präsentierte sich uns in Toni Bierlinger, deren namentlich, auch gesanglich vortrefflich gebrachten Soldatenweisen beifäl­ ligst ausgenommen und zum Teile wiederholt werden mutzten. Ter Bassist Willy Göbel und der prächtige Bariton Emil Sandow vervoll­ ständigten in gut gewählten Liedern von Flotow, Beethoven, Lortzing u. a. den gelungenen Abend. Tie anschmiegende dezente Klavierbe­ gleitung des Herrn Kapellmeisters Ketzner wäre eines besseren Instrumentes würdig gewesen. Tie beiden zeitgemätzen Einakter "Deutschs Mütter" von Richard Ketzler und L. Schneiders uraltes Kriegsbild "Kurmärker und Pikarde" (Tie für Süddeutschland umgeschriebene be kannte Episode "Blauer Teufel".) zeigten auch! die schauspielerische Seite der Künstler in be­ stem Lichte. In den Erfolg der Stücke konn­ ten sich! teilen die Damen Braun (namentlich als zierliche Pikarde) Ulm, Tistler, Burkras^ sowie die Herren Sandow und Göbel. Grm. Am Samstag wartete man mit der Lust­ spielnovität "Tie Barbaren" oder "Weihnach? ten im Feindesland" von Heinrich, Stobitzer aus. Tie der kriegerischen Zeit angepatzte Handlung führt uns in das Schlotz desMarquis von Therignh, der mit seiner Familie allmäh­ lich, die als Barbaren verschrienen Deutschen ob ihres lauteren Charakters und ihrer Ritter­ lichkeit achten und lieben lernt. Ein flottes abgerundetes Zusammenspiel unter der Lei­ tung des Herrn Seitz-Felix gab ein beredtes Zeugnis von der Tüchtigkeit der Gäste. Tie Grand-Nation war würdevoll vertreten durch Karl Theodor Wagners Marquis, Marie Lauscheks Marquise, Lilly Weinbergers vornehm gesinnte Abrinne, Dorothea Wirths muntere, naive Clemence und dem ganz trefflich, cha­ rakterisierten französischen Grotzsprecher und Maulhelden von Chavenay, Franz Seitz-Felixs. Tie gefürchteten preußischen Ulanen kleideten Edmund König (v. Strachwitz) und Leander Hauser (Tr. Wendland) in Kraft und Energie strotzende Gestalten, denen sich der biedere Un­ teroffizier Werner Leo Prötzls würdig an­ reihte. Weniger Gefallen konnte man an dem von der Ulanen-Mannschaft angestimmtenWeihnachts- und Schlutzgesang finden. Das ausver­ kaufte Haus quittierte die unterhaltendeKriegsepisode mit häufigem Beifall. Grm. ────────── Vermischtes. Eine seltene Verwundung durch Fliegerpieschießung hat der im Felde stehende Dr. Marcus beobachtet, wie er in der Teutschen Medizinischen Wochenschrift mitteilt. "Eine Vorpostenkompagnie unseres Bataillons," so erzählt er, "rastete in Stellung jenseits eines Berggipfels, gegen Jnfanterieseuer jederWahrscheinlichkeit nach gedeckt. Ein Flieger erschien !in den Lüften, der bei seinem Kreisen in mä­ ßiger Höhe zweifelfrei als Teutsche erkennbar war. So unterblieb auch' der Ruf: "Fliegerdekkung", das die Mannschaft zum Verschwin­ den in Unterständen, Büschen usw. veranlaßt. In den Frieden der beobachtend umherstehen­ den Leute tönte plötzlich' der Ruf eines In­ fanteristen "Ich, bin getroffen", und gleichzei­ tig stürzte der Mann zu Boden. Zunächst hielten dies die Umstehenden für einen Scherz; denn der Platz war höchstens einer Artillerie­ feuerwirkung ausgesetzt, und keine Spur einer Detonation war gehört worden. Indessen, der Gestürzte verfärbte sich! und verstarb trotz aller Bemühungen im Laufe weniger Minuten. Man entkleidete den Toten, aber erst nach längerem Suchen entdeckte man ganz oben auf der Schul­ ter eine minimale Einschußöffnung." Daß der Flieger aus Versehen mit einem Geschoß den Mann getötet fyabe, ist unmöglich. Es bleibt nur die eine Lösung der Frage, daß durch! einen außerordentlichen Zufall ein gegen den Flieger gerichtetes feindliches Jnfanteriege schoß von oben herunter fiel und dabei mit großer Kraft in die Schulter des Soldaten eingedrungen ist. Auf dem Geschvtzwege in der Längsrichtung des Körpers waren große Organzerreißungen und Gesäßverletzungen fast Unvermeidlich!, die den raschen Tod herbei­ führten. Es dürfte also auch, wenn ein deut­ scher Flieger über der Feuerlinie erscheint, für die Soldaten Vorsicht geboten sein. Landesflüchtige Kunstwerke. Tie "Newhork-Presse" enthält einige interessante Mit­ teilungen über die Kunstschätze, die bei Aus­ bruch des Krieges vom Kontinent nach Eng­ land überführt worden sind. An erster Stelle hat man natürlich, die belgischen Kunstschätze Über den Kanal gebracht. Der Wert der Ge­ genstände, die vom K. Schloß in Brüssel nach dem Londoner Buckingham-Palast gesandt wor­ den sind, beträgt darnach! etwa 60 Millionen Mark. Die amerikanische Zeitung meint, die belgische Königsfamilie werde bald Geld brau­ chen und England werde hierdurch eine aus­ gezeichnete Gelegenheit haben, für verhältnis­ mäßig geringes Geld in den Besitz von Kunst- werken zu gelangen,, die zu den teuerstes der Welt zu rechnen sind. Ter Lordmahov von London soll übrigens den belgischen Mu­ seen die Guildhall als Aufbewahrungsort für wertvolle Kunstschätze angeboten haben. Zur Annahme dieses Angebots ist es aber nun nicht gekommen. Auch französische Kunst schätze sind in einem nicht unbeträchtlichM' Umfang nach England überführt worden. Der Marquis de Breteuil, ein alter Freund der englischen Königsfamilie hat seine Schätze un­ ter deren Schutz gestellt. Unter diesen befin­ den sich. zwei Rembrandts, ein Franz Halb, und zwei Bilder von Velasquez, die angeblich jetzt in Schloß Windsor aufbewahrt werden. Auch Lord Rothschild, die Herzoge von Westminster und Marborough haben französische Kunstschätze in Verwahrung genommen. Der Herzog von Westminster behütet eine Biblio­ thek und eine ftanzösisch'e Sammlung von Sevres-Porzellan, vielleicht die wertvollste, die es gibt. Außerdem sollen die Pariser Kunsthänd­ ler die Absicht haben, unmittelbar nach dem Pormarsch der Deutschen gegen Paris ihre Kunstgegenstände nach, England zu bringen, wo man ihnen, so heißt es, deren sorgfältigste Aufbewahrung versprochen habe. ────────── lichkeit der Offiziere und Mannschaften des osmanischen Kriegsschiffes, das allein imstande war, den Kampf mit einer so zahlreichen rus­ sischen Flotte aufzunehmen und die Minen­ leger "Oleg" und "Athos" und zwei grotze der russischen Freiwilligenflotte ungehörige Schiffe zum Sinken zu bringen. Tie amtliche Mitteilung rief in ganz Stambul grotze Freude hervor, zumal sie nach, falschen Gerüchten kam, die in diesen Tagen absichtlich verbreitet waren, !üm die Bevölkerung zu entmütigen. Letzte Posten. Tjeutfche Flieger in Polen. Rom, 28. Dezember. Ueber Sochetschew an der Bsura in Polen erschienen 5 deutsche Flugzeuge und warfen 40 Bomben ab. Viele HolWäuser gerieten in Brand und eine Anzahl Menschen wurde getötet oder verwundet. (Z.) Ter Kampf um Kamerun. Frankfurt, 28. Dezember. Die "Frkf. Ztg." meldet: Aus französischen und englilischen Berichten ergibt sich, datz der englisch­ französische Vormarsch in Kamerun auf hart­ näckigen Widerstand gestotzen und verlustreich gewesen ist. Tie,Engländer büßten beiXMajuba 20 Mann ein. Portugiesische Niederlage. Das Portugiesische Expeditionskorps unter dem Befehl des Obersten Bocadas erlitt durch deutsche Kolonialtruppen eine schwere Nieder­ lage. Tie Deutschen haben auch den befestig­ ten Platz Maulila besetzt. T«s Seegefecht tm Schwarzen Meer. WTB. K o n st a n t i n o p e l, 28. Dezember. Nach, glaubwürdigen Mitteilungen fand das Seegefecht, von dem die amtliche Mitteilung spricht, bei Zunguldak statt. Es heißt, daß die Russen durch, die Versenkung von Schiffen den Zugang zum Hafen von Zunguldak, der eine Kohlenstation ist, versperren wollten, aber dank der Tapferkeit der osmanischen Flotte gelang der Versuch! nicht. Man ist hier voll Be­ wunderung über die Tapferkeit und Geschick­ ────────── « 46. Herr Regierungs- und Gewerberat Ried mit Familie 47. " Lehrer Göttinger mit Familie 48. " Gottstied Scherer, Oderzvllinspektor mit Frau 49. " Jvh. Bapt. Kulzer, K. HauptzollamtSverwalter mit Familie 50. " Erhard Lindner, K. Steuerinspektor mit Familie 51. * Michael Salzt, K. Steuerinspektor m. Fm. 52. " Anton Etchinger, K. Zolloberkontrolleur mit Frau 53. ,. Josef Sailer, K. Zolloberkontrolleur mit Familie 54. " Albert Dietl, K. Zolloberkontrolleur 55. " K. Kreiskassier Dobmeier mit Familie 56. " August Wtesbeck, Privatier mit Frau 57. " Familie Justizrat Costa 58. Herr Wilhelm Wengenroth mit Familie 59. " Rechtsanwalt Schloder mit Familie 60. " Chordirektor Graßl mit Frau 61. " Gymnafialprofeffor Hilgärtner mit Frau 62. Herr Assessor Hohenleitner 63. " Gymnafialprofeffor Rieberle mit Familie 64. " Himmler, St. Konrektor mit Fra« 65. Freifrau E. v. Eyb 66. Freiherr und Fretftau von Ltlgenau 67. Herr Notar Bauschinger mit Familie 68. " E. Bamann mit Frau 69. " Johann Rößt, Feldwebelleutnant, K. Hof­ lieferant und Kunstgärtnereibesttzer m. Fm. 70. " Direktor Wilhelm Scheller mit Frau 71. Gerbig, Gymnafialprofeffor mit Frau 72. " Max Pausinger, Kaufmann mit Familie 73. " Justizrat und K. Notar Schmid m. Fm. 74. " Medizinalrat Dr. Netdhardt mit Familie Berg o. L. 75. " Ludwig Grundl, Dentist 76. " Rechnungsrat Lehr, K. Garnison - Ver­ waltungs-Oberinspektor