Gesammelte Artikeltexte des Kurier für Niederbayern, Ausgabe vom 1914-04-15. Unterstützt durch den Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE). Herausgeber: Lehrstuhl für Digital Humanities, Universität Passau (2016). Veröffentlicht unter der Lizenz Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International. Kurier für Niederbayern: Landshuter Tag- und Anzeigenblatt; unabhängige Tageszeitung für Heimat und Volk. Altbayerische Verlagsanstalt Vereinigte Dr. Mühldorf, Betrieb Landshut. 67. Jahrgang Nr. 102, 1914-04-15. Die gescannten Zeitungsbände wurden von der Bayerischen Staatsbibliothek München zur Verfügung gestellt. (https://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=644150540&db=100) Die Zeitungsdoppelseiten wurden mit 300dpi und einer Farbtiefe von 24 Bit gescannt, die resultierende TIFF-Datei binarisiert und als Input für die OCR-Software verwendet. Überschriften, Artikeltexte und Seitenumbrüche wurden kodiert, Absatzumbrüche und Spaltenumbrüche wurden nicht kodiert. Artikelüberschriften wurden korrekturgelesen, Artikeltexte als OCR-Rohausgabe belassen. Das Vorhaben 'Digitalisierung historischer Zeitungen', in dessen Rahmen diese Daten generiert wurden, ist Teil des Projektes 'Deutsch-tschechisches Digital Humanities Labor zur grenzübergreifenden historischen Forschung' (http://www.phil.uni-passau.de/dh/forschung/deutsch-tschechisches-digital-humanities-labor/) der Universität Passau und der Südböhmischen Universität Budweis (CZ)" ──────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────── Kurier für Niederbayern Jahrgang 67 Nummer 102 15. April 1914 ────────── für die Schaffung neuer Werte im Verlaufe des letzten halben Jahrhunderts, und zeigt von einer Entwicklung, wie sie in der Geschichte Europas nicht leicht wieder gefunden werden dürfte. ────────── dem Wendepunkte alles Irdischen so nahe steht wie ich, wer nicht mehr zu hoffen und zu wünschen ver­ mag, für den liegt in dem Begriffe "scheiden" eine Art Erlösung!" "Nein, gnädige Frau, solche Ideen und Vor­ stellungen darf ich bei Ihnen nicht dulden. Sie müssen hier fort — in andere Umgebung. Wie Sie damals äußerten, haben Sie fich in meiner Klinik wohl und behaglich gefühlt. Wie wäre es — wenn . . ." Die Kranke unterbrach ihn schnell: "Er will es nicht, und ich ..." — sie zögerte — "ich glaube selbst, daß es — so — besser ist!" Winfried Leonberg schaute erschreckt auf das stille, liebreizende Frauengesicht, das jetzt fo klar und offen eine Sprache redete, die richtig zu verstehen er sich nie bemüht hatte — eine Sprache von jener großen Liebe, von Hoffnungen, Entsagungen und Pein. Sein Mund blieb stumm, während Frau von Krain fich wieder mehr emporrichtete und tm halben Flüstertöne sagte: "Wollen Sie mir eine Bitte gewähren, Pro­ fessor? Es dürfte Ihnen nicht schwer fallen, dieselbe zu erfüllen." "Ich bin Ihr treu ergebener Freund," versetzte er gepreßt. tFortsetznug folgt.) Ueberzeugung aufdrängten, daß er, der Besonnene, sich eigentlich in ein Wahngebilde verstrickt hatte. "Alles duldende, alles opfernde Liebe!* Wie seltsam das klang! Siedend heiß stieg es Leonberg zu Kopf, und wie durch neckische Geister hervorge­ rufen, stand plötzlich wieder ein berückendes Mädchen­ bild vor seiner Seele: Vivian Retzow! Wie oft hatte er gegen diese Vision ange­ kämpft ! Vergeblich! — Warum nur war er so feige, sich nicht ehrlich eingestehen zu wollen, daß etwas geheimnisvoll Zwingendes ihn gestern nach dem Gartenfest ge­ zogen? Er wußte Vivian dort und wollte sie sehen. Aber enttäuscht und voll Bitterkeit hatte er an ihrem Blumenzelte verweilt, ohne daß sie die ge­ ringste Notiz von ihm genommen. Also war es doch ein eitles Phantafiegebilde, daß während seiner öfteren Besuche in Grünau die Macht des Unerklärlichen unsichtbare Fäden von ihr zu ihm hinüber spann? Oder lag es hier an der fremden Umgebung, durch welche sie ihm in anderem Lichte erschien? Waren es die ihr von der ge­ samten Herrenwelt dargebrachten Huldigungen, die sie seine unbedeutende Person übersehen ließ? Nur in freundlicher Herablassung hatte sie feinen Gruß erwidert; ganz die große Dame, die gefeierte Schönheit der Residenz. Und dann. . . I Noch jetzt durchrieselten Wonneschauer seine Brust. Dann hatte Vivian plötzlich dicht vor ihm ge­ standen; nicht mehr herb und kühl, sondern völlig verändert, mit zitternden Lippen und aufstrahlendem Blick. Was bedeutete diese Wandlung? Die kleine Mädchenhand reichte ihm eine rote Rose hin. Längst hatte Frau von Krain geendet und mit großen verwunderten Augen betrachtete sie jetzt den noch immer schweigenden, so seltsam erregten Mann. Gleich einer Verklärung zog es über die ernsten Züge hin. Die schmalen Hände über der Brust gefaltet, einen Ausdruck von fast elementar hervorbrechender Glückseligkeit tm liebreizenden Angesicht, so ruhte sie still und friedvoll in den Kiffen. "Ich danke — danke Ihnen für dieses Ver­ trauen!" sagte endlich der Profeffor, sichtlich bemüht, seiner Stimme etwas mehr Festigkeit zu geben. Voll inniger Teilnahme sah er auf seine junge Patientin herab. "Die Irrungen und Mißgriffe unseres Lebens sind ja meist jene schweren Kreuze, unter denen manch' armes Menschenherz zusammenbricht. Man muß nur immer den Mut finden, sich wieder auszurichten, und darin liegt die Kunst, zu leben, gnädige Frau." "Und auch die Kunst klagelos und mutig zu sterben," ergänzte die Kranke und griff, durch inneren Impuls getrieben, nach des Arztes Hand. "Frau von Krain — ich . . ." "Pst! Jetzt nicht reden, nicht trösten. Wer ────────── Bayerische Nachrichten. Das neue Kriegsschiff "Regensburg". Dem Reichstagsabgeordneten Dr. Trendel in Regensburg ging aus Berlin eine Nachricht zu, worin ihm mitgeteilt wurde, daß er in den nächsten Tagen zu dem Stapellauf ..Ersatz Prinzeß Irene" eingeladen werde. Der Stapellauf findet am 2 b. A p r i l auf der Weser Werft in Bremen statt. Das neue Kriegsschiff wird den Namen "Regensburg" erhallen Der Deutsche Kaiser hat bei der Kelheimer Feier dies bereits angekündigt. Riefenöefizit in einem Raiffeisenverein. Nach einer Meldung des .,Frk. Kur." wurden in bei Führung der Kassengeschäfte im Darlehenkaffenverein Steinach a. S. (Unterfranken) große Un­ regelmäßigkeiten, ein Fehlbetrag von ca. 160,000 Mark festgestellt. Durch Beschlagnahme und in­ zwischen erfolgte Zwangsversteigerung des gesamten Besitzes wurde die Forderung nahezu gedeckt. Der Untersuchungsrichter aus S ch w e t n f u r t ist mit der Angelegenheit beschäftigt. Eröffnung -es Erholungsheims Lochham -er Backerinnung München. Mit einer würdigen Feier ist am Ostermontag das Bäckerheim im Walde bet L o ch h a m feierlich seiner Bestimmung über­ geben worden. Eines prunkvollen Schmuckes bedurfte es nicht, da die Natur selbst den Platz in reichster Schönheit schmückte. Unter den Ehrengästen be­ fanden sich Vertreter der Regierung, der Stadt­ gemeinde sowie Münchener und auswärtige Körper­ schaften. 200 amerikanische Hoteliers sind auf der Reise nach der alten Welt, um die Einrichtungen der europäischen Hotels zu studieren. Die Herren werden in der Zeit vom 4. bis 7. Mai der deutschen Reichshauptstadt Berlin und Im Laufe des Mai auch München eiuen Besuch abstatten. Abgestürzt. Auf dem Weg zwischen der Erzherzog Johann-Klause und dem Kaiserhaus bei Innsbruck ist ein Münchener Tourist, der Schloffermeister S ch m i d von der Klenzerstraße 28, der die Partie in Begleitung seiner Tochter unter­ nahm, ungefähr 100 Meter tief in die K l a m m a b g e st ü r z t. Die Leiche wurde gestern früh geborgen. ────────── Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand in München. Erzherzog Franz Ferdinand ist als Ver­ treter feines allverehrten Oheims, des Kaisers Franz Joseph von Oesterreich, Königs von Ungarn, gestern vormittag 9 Uhr mit Sonder­ zug ln München eingetroffen, um offiziell den Besuch, den Ihre Majestäten der König und die Königin im Juni vorigen Jahres am Wiener Hofe machten, zu erwidern. Die Stadt München hatte dem hohen Gast zu Ehren Festschmuck angelegt. Der Erzherzog-Thronfolger wurde am Bahnhof von König Ludwig herzlich empfangen. Auch eine Ab­ ordnung des 2. Schweren Reiter-Regiments- Landshut hatte am Bahnhof bei betn Empfang des Erzherzogs, ihres RegtmevtsinhaberS, Aufstellung genommen. Der Erzherzog trug die Uniform des 2. Schweren ReiterRegiments. König Ludwig und fein Gast schritte» die Ehreukompagnte des Infanterie Leib Regiments ab. Nach einem kurzen Cercle erfolgte die Fahrt des Königs mit feinem hohen Gast in offener Galoequtpage, eskortiert von Schweren Reitern, in die Residenz, auf dem Wege von lebhaften Sympathiebezeugungen des Publikums begrüßt. Im Kaiserhofe stand eine Ehren kompagnie des 2. Inf -Regts., deren Musik bet der Anfahrt des Erzherzogs gleichfalls die Kaiserhymne intonierte. In den Trierzimmern, die ebenso wie die Schloßgänge mit Blattpflanzen und Blumen reich geziert sind, empfing Ihre Majestät die Königin mit der Erzherzogin Adelgunde, Herzogin von Modena, und den Prtnzesstnnen der kgl. Hauses den hohen Gast Der Erzherzog begrüßte zuerst die Königin durch Handkuß, dann besonders herzlich die Erzherzogin Adelgunde und die Prinzessin Gisela. Nach Begrüßung der anderen Mitglieder der kgl. Familie ließ sich der Erzherzog eine Reihe von Persönlichkeiten vorstellen. Dann zog er sich in seine Gemächer zurück, das Königspaar fuhr ins Wittelöbacher Palais zurück. Um 1 Uhr fand zu Ehren des hohen Gastes im Kapitelfaale der Reichen Zimmer in der k. Residenz eine Familientafel beim König und der Königin und zu gleicher Zeit für das Gefolge im Habsburgsaal Marfchallstafel statt. Nach der Tafel holte der König seinen hohen Gast in der Residenz ab und fuhr mit ihm nach S ch l o ß N y m p h e n b u rg, das wie der Park und die drei darin liegenden Burgen eingehend bestchttgt wurden. Daran schloß sich eine Besichtigung des neuen Botanischen Gartens. König Ludwig IU. hat an Se. Majestät Kaiser Franz Joseph nach Wien folgendes Telegramm ge­ sandt: "Soeben habe ich zu meiner großen Freude Franz Ferdinands hochwillkommenen Besuch empfangen. Unsere Gedanken weilen in dieser Stunde in treuer Verehrung und aufrichtiger Freundschaft bei Dir und dankbar erinnern wir uns der vielen Liebe, die Du mir und Marie Therese im vorigen Jahre in Wien erwiesen hast. Möge Gottes gütige Hand über Dir und Deinem erlauchten Haufe walten. Dies ist der von Herzen kommende Segenswunsch, mit dem Marie Therese und ich Franz Ferdinand begrüßen, gez. Ludwig." Abends halb 9 Uhr fand beim Prinzen und der P r t n z e f f i n L e o p o l d zu Ehren des hohen Gastes ein Souper statt. ────────── Messe abhalten wollte. Erst als die Menge Miene machte, tätlich zu werden, zog sich der Bischof in die Sakristei zurück, worauf die Polizei die Kirche räumte. Ursache dieser Volksbewegung gegen den Bischof ist, daß der Ktrchenfürst den Pro­ zessionen wieder eine würdigere Form geben wollte und verboten hatte, mit Heiligenbildern zu Bettel­ zwecken von Haus zu Haus zu ziehen. Schreckensszenen bei einer Prozession. In Porta F e r r a r o (Italien) kam es bet einer Prozession, als der Zug gerade den überfüllten Dom betrat, zu einem Wortwechsel zwischen zwei Brüderschaften. Das furchtbare Geschrei der Streitenden rief eine Panik hervor, und alles drängte zum Aus­ gang. Bei den Portalen spielten sich wahre Schrcckensszenen ab. Frauen und Kinder wurden niedergetrampelt. Ueber sie hinweg suchte die Menge ins Freie zu gelangen. Ohne das kaltblütige Ein greifen einiger Bürger wäre eine schreckliche Kata­ strophe unvermeidlich gewesen. Einige Per­ sonen wurden schwer, einKnabe töd­ lich verletzt. Lebendig begraben? In Neapel ver­ breitete sich am Kayamstag das Gerücht, die Her­ zogin v o n N o o o l i, die vor einigen Tagen gestorben sei, habe nur an Starrkrampf gelegen und sei lebendig begraben worden. Das Gerücht setzte die ganze Stadt in Aufregung. Die Polizei besagte sofort die Familienangehörigen und Aerzte, die ver­ sicherten, sie seien überzeugt, daß die Herzogin tot gewesen sei. Die Untersuchung wird fortgesetzt. Riesenkinder. Mütter erzählen oft voll Stolz von den Neun- und Zehnpfundbabys, die sie zur Welt gebracht haben. In solche Aeußerungen aber darf man berechtigte Zweifel setzen, wenn man die Forschungen über das Höchstgewicht bet Neugeborenen berücksichtigt, die Dr. L e j b o w i t s ch in einem Auf­ satz der Umschau niederlegt. Die "Riesenkinder", die schon bet der Geburt ungewöhnlich entwickelt sind, gibt es viel weniger, als man gemeinhin annimmt. Genaue statistische Untersuchungen zeigen, daß ein normales Neugeborene durchschnittlich 3300 Gramm wiegt und eine Länge von 50 Zentimeter hat. Da die Länge stets ziemlich gleich ist, so kommt es bei der Feststellung von "Riesenkindern" nur auf das Gewicht an, das bei den einzelnen Babys sehr ver­ schieden ist und zwischen 2000 und 4000 Gramm schwankt. Der Verfasser unterscheidet nun bei den ungewöhnlich schweren Neugeborenen zwei Gruppen: Abnorm große Kinder, die über 4400 Gramm wiegen, und die eigentlichen Riesenktnder, die über 5000 Gramm wiegen. Die Zahl solcher ungewöhnlich entwickelter Kinder belief sich bei 15 000 Geburten, bei denen das Gewicht genau kontrolliert wurde, auf nur 90, und darunter befanden sich nur 6 eigentliche Riesenkinder. Auf 2500 Geburten kam also immer nur ein Zehnpfundkind. Wege» einiger Handvoll Stroh aus dem Anwaltsstand ausgeschlossen. In Peters­ burg macht die Ausschließung des Advokaten Alexejew aus dem Anwaltsstand unliebsames Aufsehen. Alexejew hatte in Erfahrung gebracht, daß aus einer ihm gehörenden Kiste mit Stroh, die ge­ legentlich eines Umzuges im Hofe vergessen worden war, die Köchin eines Nachbarhauses sich einige Handvoll Stroh angeeignet hatte, um ihren Stroh­ sack etwas aufzufüllen. Er ließ ihr daraufhin mit­ teilen, daß er gegen eine Zahlung von 25 Rubel geneigt sei, eine gegen sie wegen Diebstahls ein­ gereichte Klage zurückzunehmen. Die Sache kam der Anwaltskammer zu Ohren und da sie in dem Vorgehen des Rechtsanwalts einen Er­ pressungsversuch sah, sprach sie gegen ihn die Ausschließung aus betn Anwaltsstand aus. Alexejew brachte feine Klage gegen die Köchin bet mehreren Instanzen vor, immer mit dem Erfolg, daß die Köchin freigesprochen, der Kläger selbst aber ln der allgemeinen Achtung nicht rehabilitiert wurde. Entsetzliche Grausamkeiten hat sich der Professor der Kasan-Universität MereschowSki an über 30 kleinen Mädchen zu schulden kommen lassen. In ganz Kasan tut sich furchtbare Empörung gegen den Professor kund. Dieser ist inzwischen verschwunden; wie es heißt, ist er "in wissenschaftlicher Mission ins Ausland abkomman­ diert". Verhängnisvoller Irrtum. Vor ungefähr einer Woche verschwand plötzlich fcer Sohn eines reichen Gutsbesitzers aus der Umgegend von Mos­ kau, nachdem er seinem Vater 1000 Mk. gestohlen hatte. Vorgestern nachts schlich sich der Flüchtige in das Gehöft feines Vaters und wollte durch ein Fenster in die Wohnung einbringen. Er wurde aber von einem Nachtwächter entdeckt, der ihn für einen Dieb hielt und mit einem Totschläger fürchterlich bearbeitete. Erst später wurde er gewahr, daß er sich in einem furchtbaren Irrtum befunden hatte. Der junge Mann wurde sterbend ins Hospital ge­ bracht. Das durchbohrte Herz. In R e l m s machte eine Dame einen seltsamen Fund bet einem Besuche des dortigen Friedhofes. Sie fand ein menschliches Herz. das von einer langen Nadel durchbohrt war, und in dem außerdem noch 20 kleinere Nadeln steckten. Das Herz war in Papier eingewickelt. Die Polizei fahndet eifrig nach dem Täter. Man nimmt an, daß es sich um eine Leichenschändung aus Aber­ glauben handelt. Schreckensszenen im Theater. Im Stadt­ theater zu Tortosa (Spanten) brach infolge eines blinden Feuerlärms eine Panik aus. Zwanzig Frauen und Kinder wurden im Gedränge schwer verletzt. Einsturz eines Casehauses. Im Kasbahstadtviertel in Algier brach nachts ein einstöckiges Cafehaus zusammen, in dem sich etwa 40 Personen befanden. 10 Personen wurden erheblich verletzt, 4 bis 6 Personen liegen noch unter den Trümmern und gelten als verloren. Der "künstlichste Mann der Welt" auf der Brautschau. Einer der reichster Großgrund­ besitzer aus Java hat sich soeben nach seinem Heimatlande Holland eingeschifft, um sich in Europa eine Gattin zu suchen. Dieser Mann ist einer der merkwürdigsten Menschen der Welt. Er nennt sich selbst den "künstlichsten Mann der Erde" und hat damit wahrscheinlich recht, denn er trägt an seinem Körper: ein Holzbein, einen künstlichen Arm, ein Ohr aus Kautschuk, ein Glasauge, ein falsches Ge­ biß und eine Perücke. Die auf diese Weise ersetzten Körperteile hat der nach Europa kommende FreierSmann bei einer Explosion in einer seiner Fabriken verloren. Heldentat eines Negerliftbohs. Ein Neger, der als Liftboy angestellt war, entdeckte als erster ein Feuer in einem vtesstöckigen Haufe in N e w Dork. Er blieb jedoch so lange auf seinem Posten, bis er alle Insassen, etwa 300, mit seinem Fahrstuhl heruntergebracht hatte. 'Vom Rauch betäubt, mußte er dann ins Hospital gebracht werde», wo er von den geretteten Frauen gepflegt wird. Banöitenüberfall. Banditen überfielen den Rock-Jsland-Zug in Arkansas, sperrten den Expreßbeamten in einen Koffer und erbeuteten etwa 15000 Mk. in bar. Mordversuch mit einer Kobra. Ein Tele­ gramm aus Lucknow tn Hindustan berichtet von einem seltsamen Ereignis. Ein junger Irländer namens Patrik L y n n, der ein großer Verschwender war, hatte mit seinem Vater wegen Gelddifferenzen fortwährend Streitigkeiten. Da der Vater sich weigerte, noch weiter die leichtsinnigen Spielschulden seines Sohnes zu begleichen, kam es wiederum zu einem ganz besonders heftigen Auftritt. Plötzlich griff Patrik in die Schublade und holte aus derselben eine 1*/, Meter lange giftige Kobra heraus, die er seinem Vater an den Kopf warf. Dieser stürzte vor Schrecken bewußt­ los um. Glücklicherweise berührte die Viper den leblosen Körper des Greises nicht. Der Sohn wurde verhaftet. Das englische Frühstück. Sollte man es glauben, daß das Frühstück in England augenblick­ lich mehr die Geister erregt als alle politischen Tages­ fragen, als Home Rule und Militärdebatte, als Suffragettenschlachten und Bilderzerstörungen! ? Und doch ist es so. Der Kampf um das Frühstück, um jenes opulente, unendlich vielseitige und reichhaltige englische Frühstück, bei dessen Anblick dem Ausländer und besonders dem nur an Brötchen vulgo Knüppel gewöhnten Deutschen das Wasser im Munde zu­ sammenläuft, ist entfacht, und der Herd, wo er zum Ausbruch gekommen ist, ist ein Armenhaus dort irgendwo auf dem flachen Lande in England. Da faßten sich nämlich eines guten Tages die Insassen, Männlein sowohl wie Weiblein, ein Herz, marschierten in Reih und Glied zum Hausvater und führten mit beredten Worten Klage über das erbärmliche Früh­ stück, das man ihnen als Stockengländern des Morgens vorzusetzen wage. "Das und ein Frühstück I Herrjemineh 1" zeterte eine Alte, und hinterdrein der ganze Chorus: "Wir wollen ein besseres Frühstück!" Kurz und gut, ein findiger Reporter erhielt Wind von der Sache, bauschte sie auf, sie ging durch die ganze Presse, und das Ende vom Lied ist, daß ganz England sich über das Armenhausftühstück ereifert. Und da kommt nun in den Zuschriften an die Zeitungen an den Tag, was sich fo ein Engländer allmorgendlich, bevor er sich ans Tageswerk begibt, zu Gemüte führt. "Ist das Leben überhaupt noch wert, gelebt zu werden", so schreibt ein Arbeiter, "wenn man nicht jeden Morgen seinen Brathering und seine paar Schnitten gut gebratenen durch­ wachsenen Speck auf dem Tische hat! Dazu noch zwei oder drei Tassen Tee. Marmelade auch nicht zu vergessen." Richt ganz so opulent frühstückt der City-Mann. Er nimmt sich nicht so viel Zeit wie der Arbeiter. Aber dafür ist sein Frühstücksmahl natürlich auch etwas erlesener. Ueber den Brat­ hering rümpft er wohl schon die Nase. Aber der obligate durchwachsene Speck nebst Rühr- oder Spiegeleiern fehlt selbstverständlich auf feiner Tafel nicht. Hinzu kommt aber noch das weltberühmte "Porridge", jene schottische Nationalsuppe, die unseren Haferflocken entspricht. Ja, selbst vor der Frühstückstasel Seiner Majestät des Königs haben die Wissensdurstigen nicht Halt gemacht, und so vermag denn die "Daily Mail" ihre Leser im Geiste an dem Frühstück König Georgs teilnehmen zu lassen. Es ist gut bürgerlich englisch. Zunächst gibtS "Porridge". Dann folgt der Fisch. Hierauf werden Eiet und Speck aufgetragen, und den Schluß bilden Toast (geröstete Brotschnitten) und Marmelade, wo­ bei noch verraten sein mag, daß der König für feine» Fisch durchs Feuer gehen soll. Das ganze spült er mit chinesischem Tee herunter. In der hohen englischen Geistlichkeit schwört man auf Eier und Speck, und der maulgewaltige Lloyd George soll, wie die "Fama" aus guter Quelle meldet, des Morgens ein — horribile dictu! — Vielfraß fein. ────────── Die Niederbayerischen Nachrichten. Frontenhausen, 13. April. (Selbstmordver­ such) Bor einigen Tagen wollte sich außen an der Kirchtüre der hiesigen Pfarrkirche ein Handwerksburfche aufhängen, während in der Kirche Nachmittagsandacht war. Es gelang aber noch rechtzeitig, den Lebens­ müden wieder freizumachen. Vermutlich ist derselbe geistig nicht normal Von der Gendarmerie wurde der etwa 45 Jahre alte Mann in Schutzhaft ge­ nommen. Dingolfing, 14. April. (Osterrennen.) Das gestrige Oslerrennen hatte einen Massenbesuch zu ver­ zeichnen. Beim 1. Rennen, einem Trab-Reiten, hat sich den ersten Preis errungen: Herrn L. Hubers, Privatier in Eggenfeldeu, brauner Wallach "Textor". Beim 2. Rennen, Sprung-Reiten, hat sich den ersten Preis Herrn Joseph F e l l e r m e i e r s, appr. Bader in P i l st i n g, Fuchshengst "Valparaiso" erworben. An Eintrittskarten wurde die stattliche Summe von 62610 Mk. vereinnahmt. NieSerlindhart, 12. April. (Fingierter Dieb­ stahl.) Vorgestern wurden beim Bauern Z i r n g i b l in B r e i t e n h a r t die Kästen der Dienstknechte S t e t m e r und Wild erbrochen und aus dem Kasten des Stetmer 12 Mk. gestohlen, während Wild erklärte, aus seinem Kasten seien 46 Mk. ge­ stohlen worden. Der recherchierenden Mallersdorfer Gendarmerie kam die Sache verdächtig vor und es stellte sich bald heraus, daß Wild den Diebstahl bei Steimer selbst ausgeführt und den Einbruch im eigenen Kasten fingiert hatte. Er gab den Diebstahl zu und wurde in Hast genommen. Freyung, 10. April. (2000 Waldbäume ge­ rissen.) In der schönen Waldung der Ortschaft Htrtreuth find bet dem scharfen Gewitter, das am 6. April nachmittags 1 Uhr über unsere Gegend zog, von dem orkanartigen Sturm gegen zweitausend der schönsten und größten Bäume teils abgesprengt, teils entwurzelt worden. Der Schaden ist ein sehr großer. Nenkirchen hl. Bl., 13. April. (Luftballonlandung.) Gestern vormittag 9 1 /* Uhr landete beim S ch l e ch e r h o f ein mit drei Herren besetzter Frei­ ballon. Der Ballon war am letzten Samstag abends 6 Uhr in Karlsruhe aufgestiegen. Die Landung erfolgte glatt; innerhalb kurzer Zeit war der Ballon verpackt, um mittelst Fuhrwerks zur Bahn­ station Furth t. W. transportiert zu werden. ────────── der !. Landgestütsverwaltung um einen sehr hohen Preis als Beschäler angekauft und dem hiesigen Land­ gestüt überwiesen, das ihn einige Jahre nach Pfarr­ kirchen schickte und in den letzten Jahren derBeschälstatkon Straubing zuwies. "Dr. Sphinx" verband mit einem außerge­ wöhnlich harmonischen Exterieur einen wundervollen, regelmäßigen Gang und hinreichende Körpergröße; er repräsentierte in Bezug auf Gebäude, Abstammung, Blut und Leistung eine ganz hervorragend gute Klasse. Mit seltener Durchschlagskraft hat das herrliche Baterpferd ..Dr. Spinx, das ohne Uebertreibung zu den besten Pferden gezählt werden darf, die je ge­ lebt haben, seine idealen Eigenschaften auf seine Nach­ kommen vererbt. Weit über die Grenzen des engeren Vaterlandes hinaus, in Norddeutschland, Oesterreich und Italien wurden seinen Zuchtprodukten durch die Siege in den größten Rennen dieser Staaten, so dem deutschen und österreichischen Derby, dem Kaiser­ preis 2c. die höchsten Triumphe zuteil. Unschätzbare Dienste hat "Dr. Sphinx" der bayerischen Traber­ zucht geleistet; in den Annalen derselben dürfte er in Bezug auf Vererbung einzig dastehen. Nicht nur in den Rennen haben seine Produkte ln Bezug auf Leistungen die größten Erfolge errungen, sondern auch — und das ist ebenso wichtig — als Gebrauchs­ pferde durch gefällige Formen, Ausdauer und vor­ zügliche Gänge dazu beigetragen, den guten Ruf unserer bayerischen Pferdezucht noch mehr zu heben. «Dr. Sphinx" hat während seiner 13jährigen Tätigkeit als Beschäler nahezu 300 Produkte er­ zeugt ; jener Teil derselben, der auf den Rennbahnen Verwendung fand, hat in Deutschland allein die phänomenale Summe von 607647 Mark an Geldpreisen, abgesehen von den Züchter- und Ehrenpreisen, gewonnen. ────────── Ackerbau und Saatgut. Der Landwirtschaftliche Bezirksverein Dingolfing hielt vor kurzem eine Versammlung ab. Hiebei hielt Herr Kreissekretär N eb e b s ky einen Vortrag über Ackerbau u. a. Er meinte, die Bauern mögen sich nicht verführen lassen durch das Geschreibsel über "v i e h l o s e Wirtschaft"; io ganz Niederbayern sind nur 4 solcher Wirtschaften. Eine Hauptsache für ge­ deihliche Entwicklung unserer Landwirtschaft sek, auf gute Saat das Augenmerk zu richten; leider verlangen die Saatzüchter gar zu hohe Preise und sollten sie schon etwas nachsichtiger handeln. Bei Weizen sollte in erster Linie auf Qualitätsbau gesehen werden; in Roggen gebe es noch viel zu bessern; die G e r st e ließ im vergangenen Jahre viel zu wünschen übrig, daher der Massenbezug vom Ausland und der Druck auf den Preis; im Haberbau fei für unsere Gegend der "Waldler" be­ sonders empfehlenswert. Gewarnt sei vor anrüchigen Empfehlungen in verschiedenen Lokalblättern, da auf diesem Gebiete ein großer Schwindel getrieben werde. Notwendig fei die Unkrautbekämpfung, be­ sonders des "Drill" (Hederich), der in Unmenge im Boden wuchere; gut bewähren sich für Vertilgung die Hederichspritzen, von denen im Rottal schon über 100 mit bestem Erfolg benützt werden. Die Gründung von Ackerbauvereinen sei sehr zu empfehle«, da Staat und Kreis für Verbesserung des Ackerbaues mit erheblichen Zuschüssen (10,000 Mk.) pro Jahr entgegenkomme. In Niederbayern bestehe» bereits 87 solcher Vereine. ────────── doch wieder etwas gewaltsam der in das Fach der komischen Alten zielenden Rolle als Mathilde Messet entledigte. Die übrigen Darsteller brachten teils mehr teils weniger Anlagen für die ihnen zuge­ wiesenen Aufgaben mit. Das gutbesetzte Haus unter­ hielt sich an der famosen Komövie bis zu Lachtränen und geizte nicht mit Beifallskundgebungen. Um 9 1 /* Uhr trat schon der "Eiserne" in Tätigkeit. Grm. ────────── Letzte Posten. Landung französischer Lustschiffer in Deutschland. M e tz, 15. April. Ein französischer Luftballon, der am 11. April mittags in Paris aufgestiegen war und am 12. April die verbotene Grenzzone bei M a i z i e r e s überflog, landete nachmittags bei H a u n st a d t im Kreise § Merzig. Die Lustschiffer waren überrascht, daß sie sich bei der Landung auf deutschem Boden befanden. Die sofort angestellte Untersuchung ergab für die Luftschiffer nichts Belastendes und gegen ihre Freilaffung wurden daher von militärischer Seite keine Bedenken erhoben. Seinen Schwager erschlagen. Ohligs, 15. April. Bet dem Gute Hackhausen im Kreise Neuß erschlug der Arbeiter Romanowski seinen Schwager, den Arbeiter F r i b e, infolge von Familtenzwistigkerten mit einer Schaufel. Ein Opfer seines Heldenmutes. Posen, 15. April. In der Nähe der großen Schleuse stürzten die zwei Kinder des Kaufmanns O r w a t beim Spielen in die W a r t h e. Der unverhekrate Malergehilfe O r l o w s k i konnte ein Kind retten, während er bet dem Versuche, auch das zweite Kind, ein 10 jähriges Mädchen, aus dem Wasser zu ziehen, mit diesem ertrank. Serbische Kulturarbeit mit Blut «nd Eisen. D u r a z z o, 15. April. Aus Oestrosub im serbischen Vtlajet K o s s o w o eingetroffen« Al­ baner erzählen, daß die blutigen Ereignisse in jenen Gebieten darauf zurückzuführen seien, daß die Albaner s die Erteilung des Schulunterrichts in ihrer Mutter­ sprache verlangten. Die Serben, welche diese Forderung ablehnten und ihnen den Unterricht in der ) serbischen Sprache aufdrängten, befolgten ein Aus­ rottungssystem und hätten in den letzten Tagen über 1000 Häuser bet Albaner z erstörl und viele 100 Männer, Frauen und Kinder getötet. Der amerikanisch-mexikanische Zwischenfall. Washington, 15.April. Alle Schlacht­ schiffe der atlantischen Flotte erhielten Befehl, nach Tampico abzufahren, ferner wurden 800 See­ soldaten in New - Orleans nach Tampico eingeschifft. Auch andere Kriegsschiffe und eine Torpedobootsflottile erhielten den Befehl, sich zur Abfahrt nach Tampico bereit zu halten. Sobald die Flotte versammelt ist, wird Konteradmiral M a y o etwa 20 große Kriegsschiffe in den mexi­ kanischen Gewässern unter seinem Befehl haben. ────────── Ein Staatsstreich in China. Peking, 15. April. Die "Verfassungskom­ mission" hat die alte Verfassung aufge­ hoben und an ihre Stelle die Allein­ herrschaft des Präsidenten Duanjchtkai treten lassen. Die Minister gehen ihres Titels und Ranges verlustig und werden als Beamte dem Präsidenten unterstellt, das Parlament besteht in Zutun t nur mehr aus einer Kammer, an Stelle des Kabinetts tritt ein Staatssekretariat nach ameri­ kanischem Muster und der Präsident erhält alle Voll­ machten eines autokrattfchen Monarchen. Er allein kann Staatsverträge abschließen, über Krieg und Frieden entscheiden, ohne das Parlament zu befragen oder die Zustimmung der übrigen Ratgeber einholen zu müssen. Die bisherigen Vorrechte der Katferfamtlie werden verfassungsmäßig. Juanschtkai ist somit Alleinherrscher in China. Ob dies der erfüllte Traum des alten gewiegten Diplomaten ist, oder ob er, wie dies schon lange geäußert wurde, nur der Bannerträger der Kaiserdynastie sek, deren allmähliche Wiedereinsetzung bet der unausbleiblichen Reaktion er anstrebe, ist noch immer ungeklärt. Jedenfalls wird dieser neue Schritt des chinesischen Machthabers im Süden Chinas die Revolution aufs neue und vielleicht gewaltiger als je entfachen.