Gesammelte Artikeltexte des Kurier für Niederbayern, Ausgabe vom 1914-06-22. Unterstützt durch den Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE). Herausgeber: Lehrstuhl für Digital Humanities, Universität Passau (2016). Veröffentlicht unter der Lizenz Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International. Kurier für Niederbayern: Landshuter Tag- und Anzeigenblatt; unabhängige Tageszeitung für Heimat und Volk. Altbayerische Verlagsanstalt Vereinigte Dr. Mühldorf, Betrieb Landshut. 67. Jahrgang Nr. 167, 1914-06-22. Die gescannten Zeitungsbände wurden von der Bayerischen Staatsbibliothek München zur Verfügung gestellt. (https://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=644150540&db=100) Die Zeitungsdoppelseiten wurden mit 300dpi und einer Farbtiefe von 24 Bit gescannt, die resultierende TIFF-Datei binarisiert und als Input für die OCR-Software verwendet. Überschriften, Artikeltexte und Seitenumbrüche wurden kodiert, Absatzumbrüche und Spaltenumbrüche wurden nicht kodiert. Artikelüberschriften wurden korrekturgelesen, Artikeltexte als OCR-Rohausgabe belassen. Das Vorhaben 'Digitalisierung historischer Zeitungen', in dessen Rahmen diese Daten generiert wurden, ist Teil des Projektes 'Deutsch-tschechisches Digital Humanities Labor zur grenzübergreifenden historischen Forschung' (http://www.phil.uni-passau.de/dh/forschung/deutsch-tschechisches-digital-humanities-labor/) der Universität Passau und der Südböhmischen Universität Budweis (CZ)" ──────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────── Kurier für Niederbayern Jahrgang 67 Nummer 167 22. Juni 1914 ────────── Die österreichische Heeresverwaltung besitzt jetzt nur noch einen Parsevalluftschiffkreuzer. Der zerstörte "Koerting"-Ballon twr als ein Mittelding zwischen dem halb­ starren und dem unstarren System im Jahre 1914 von der Gummisabrik Harburg—Wien und der österreichischen Maschinenfabrik Koerting konstruiert worden Bei einer Länge von 68 Meter hatte der Ballon einen größten Durchmesser von 10,5 Meter und faßte mehr als 3800 Kubikmeter Gas. Zwei achtzhlindrige Koertingmotoren von je 75 Pferdekräften trie­ ben die beiden rechts und links von der Gondel angebrachten Schrauben durch Seilbetrieb. Der Ballon wurde im Mai 1911 von der österreichi­ schen Heeresverwaltung angekauft und hatte sich auf einer großen Anzahl von Fahrten sehr gut bewährt, sodaß man neuerdings mit dem Gedanken umging, noch mehrere Luftschiffe der­ selben Konstruktion zu bestellen. ────────── greife ich ganz und gar nicht!" fiel Wester­ mann seinem Herrn mit Entschiedenheit ins Wort. "Meiner Ansicht nach ist die Sache so einfach wie möglich, und was da viel zu über­ legen sein soll, verstehe ich mit meinem Ver­ stände noch weniger! Das kleine Fräulein ist Ihre Enkelin, Exzellenz, ein jeder, der nicht blind geboren ist, sieht das auf den ersten Blick, ebenso wie man es ihrem verwaschenen Kleidchen anmerkt, daß Frau Armut und Ge­ vatterin Sorge dabei die Schneiderin machten. Was kann in diesem Falle menschlicher sein, als daß Sie das liebe Kind zu sich nehmen, damit dieses große, einsame Haus wieder ein­ mal lebendig wird!" — Ruhig ließ er Westermann ausreden. "So, meinst Du?" fragte er mit leisem, ironischem Auflachen. "Du vergißt bei Deiner Philosophie nur eines, Alter, nämlich, daß dieses Kind eine Mutter hat, die ich erst um Erlaubnis fragen müßte, wenn ich wirklich nach Deinem Rezept zu handeln gedächte, und daß es zum mindesten ftaglich bleibt, ob sie mir die Kleine abzutreten geneigt ist!" "Wozu abtreten, Exzellenz?" erwiderte Westermann mit unerschütterlicher Ruhe. "Mutter und Kind gehören zusammen, ich meine, im Schloß findet sich Raum für beide!" (Fortsetzung folgt.) nachrichtigt hat. In kürzester Zeit muß seine Antwort eintreffen, bis dahin könne der Frau nichts Bestimmtes mitgeteilt werden. Wirst Du meinen Auftrag genau so ausrichten, wie ich ihn ausgerichtet zu sehen wünsche?" Mit keiner Silbe hatte Westermann seinen Herrn zu unterbrochen gesucht, in streng dienst­ licher Haltung hörte er ihn bis zu Ende an, und unverhülltes, wachsendes Staunen malte sich in seinem ehrlichen, faltigen Bedienten­ gesicht. "Zu Befehl, Exzellenz!" entgegnete er, ohne mit der Wimper zu zucken. "Verstanden habe ich jedes Wort, und wenn es nicht anders sein soll, wird alles richtig bestellt werden. Ich meine jedoch, daß Exzellenz sich nicht hinter einen anderen zu verstecken brauchen, denn erstens schändet ein gutes Werk niemand, und zweitens muß die Wahrheit ftüher oder später doch an den Tag kommen. Wenn es sich schließlich herausstellt, daß General Willmers und sein Verwalter ein und dieselbe Person ist, sind wir beide der Lüge überführt." Erstaunt blickte Willmers seinen alten Be­ dienten an, der zum ersten Male anderer Meinung als er selbst zu sein wagte, dann jedoch schien dieser sonderbare Umstand ihn zu belustigen, denn ein wohlwollendes Lächeln kräuselte seine streng geschlossenen Lippen. "Da­ von verstehst Du nichts, Westermann!" erwi­ derte er und erhob sich. "Bis mein Inkognito verraten wird, kann viel Wasser über den Berg laufen, bis dahin ist es aber für beide Teile so besser, glaube mir! — Uebrigens ließe sich das nicht einmal mehr gut abändern! — Der Kleinen Hube ich mich bereits als Freund ihres Großvaters vorgestellt. Als Unbeteiligter kann man besser beobachten, freier handeln, des­ halb bleibt es dabei! General Willmers ist verreist, seine Rückkehr durchaus unbestimmt, im Falle jedoch die Mittel der Frau erschöpft sein sollten, hast Du ihr eine Geldsumme zu übergeben, die groß genug sein wird, um ihre und ihres Kindes Bedürfnisse fürs erste zu bestreiten. Verstanden, Westermann?" "Zu Befehl, Exzellenz! Wenn aber das Geld nicht angenommen wird?" General Will­ mers blieb betroffen stehen und blickte erstaunt auf seinen Bedienten. Der Alte hatte heute sonderbare Einfälle, aber er konnte recht haben, eine solche Möglichkeit blieb durchaus nicht aus­ geschlossen! "Dann steckst Du das Geld ruhig ein und kommst nach Hause. Begreife endlich, daß, ehe ich einen Entschluß fasse, ich nicht nur überlegen, sondern auch wissen muß, bis zu welchem Grade meine Hilfe notwendig ist!" "Halten zu Gnaden, Exzellenz, das be- ────────── Tages-Uebersicht. Eingriffen der Frauen am eigenen Körper bei Straflosigkeit der Verführer fchon feit län­ gerer Zeit geltend gemacht. So haben die Geschworenen des Kantons Zürich in einer gan­ zen Reihe von sogenannten "Verbrochen gegen das keimende Leben" fteigesprochen, obwohl das Gesetz Gefängnis-, ja sogar Zuchthausstrafe vor­ schreibt. Stürmische Szenen im rumänischen Senat. In der Freitagsitzung des rumänischen Senats kam es in Bukarest zu stürmischen Szenen. Der konservative Senator Filipescu wandte sich ge­ gen die Ministerbank und rief dem Minister­ präsidenten Bratianu und dem Minister des Innern Mortruso zu: Was, Sie sind noch da! Demissionieren Sie nach diesen Wahlen! Bra­ tianu hörte lächelnd zu. Der Vorfall wäre ohne weitere Folgen vorübergegangen, wenn nicht einige Mitglieder der Majorität Filipescu zugerufen hätten: Unsere Wahlen sind besser als jene die ihr gemacht habt! Filipescu pro­ testierte, worauf ihm ein Mitglied der Majori­ tät zurief: Du lügst! (Furchtbarer Lärm!) Fi­ lipescu sandte dem Senator, der diesen Zuruf machte, seine Zeugen. Kurz darauf griff Fili­ pescu in die Tasche und warf dem Minister des Innern eine Kappe zu, wie sie Sträf­ linge tragen, wobei er rief: Hier ist ein An­ denken für den Minister des Innern. Dies gab das Zeichen zu neuem Tumult, der durch das Dazwischentreten der gemäßigten Elemente ge­ schlichtet wurde. Ein neues Riesenschiff, der Jmperatorklasse der "Bismarck", ist am Samstag auf der Werft von Blohm und Voß vom Stapel gelaufen. Die Taufe vollzog m Gegenwart des Kaisers die 21 jährige Enkelin des Altreichskanzlers Gräfin ^annah v. Bismarck. Der Tod eines berühmten Kriegskorrespondenten. Gin Name, der in der Ge­ schichte der Preffe unvergänglich sein wird, ist unter den Lebenden soeben erloschen: Bennet Burleigh, der berühmte Kriegrkorcespondent, ist tot. Unter den modernen Kriegen seit Beginn der achtziger Jahre hat es keinen einzigen gegeben, an dem Burleigh nicht im Dienste der siebenten Großmacht teilge­ nommen und mit packender Feder die Leserwelt seiner Blätter auf dem Laufenden gehalten hätte. Auch in militärischen Kreisen genoß er großes Ansehen, in seiner Heimat sowohl wie im Auslande. So hieß er in England "Zivilfeldmarschall". Seine Sporen verdiente er sich im amerikanischen Bürgerkriege. In Glasgow im Jahre 1840 geboren, kam er im Alter von 22 Jahren nach den Vereinigten Staaten, wo damals Norden und Süden einen mörderischen Krieg gegeneinander führten. Zweimal wurde er damals als Spion zum Tode verurteilt. Doch wie er immer mit viel Humor zu erzählen wußte: "Die Todes­ urteile wurden niemals vollstreckt". Als Siebzig­ jähriger hat er noch an den jüngsten Balkankriegen teilgenommen. Um die Herrschaft über das "keimende Leben". Gegenwärtig werden an allen Or­ ten der Schweiz Frauenunterschriften gesam­ melt; es handelt sich um eine Masfenpetition an die Straftochtskommission der schweizeri­ schen Bundesregierung, welche auf eine Auf­ hebung des gesetzlichen Verbotes der freiwilli­ gen Abtreibung hinwirken soll. Im Bewußt­ sein des schweizerischen Volkes hat sich der j Widersinn der Strafbarkeit von eigenmächtigen ────────── sernenhose. Die Kapellen des 1. und 2. Schwe­ rett Reiteregiments spielten die Tafelmusik Im Laufe des Festmahles brachte der Regimentskommandeur ein begeistert aufgenommens Hoch auf den König aus. Abends folgte ein glänzend verlaufenes Festbankett der Offiziere im prächtig geschmück­ ten historischen alten Rathaussaale, in dessen Verlauf eine Reihe von Trinksprüchen gewechl feit wurden. Auch König Ludwig hielt eine Ansprache, in welcher er dem Regiment Glück zu seinem Jubelfeste wünschte. Der Regiments­ kommandeur dankte der Stadt München für die Jubiläumsstiftung von 8000 Mark für hilfs­ bedürftige Unteroffiziere des Regiments, und für die Stiftung von aktiven und ehemaligen Offizieren im Betrage von 15 000 Mark zur Unterstützung von Offizieren, die in bedrängte Lagen kommen, zum Ausdruck. Für die Unteroffiziere des Regimentsund die früheren Angehörigen fand abends ein Fest­ ball in der Turnhalle in der Häberlstraße statt, den nach Beendigung des Banketts auch die Offiziere besuchten nahmen auch der Kronprinz, der Herzog und bte Herzogin von Braunschweig, sowie die übrigen Mitglieder des Königlichen Hauses teil. Nach dem Gottesdienst wurde von einer Abordnung des Regiments am Denkmal des Stif­ ters des Regiments, des Königs Max Joseph, ein prächtiger Lorbeerkranz niedergelegt. Der jetzige Regimentsinhaber, Prinz Leopold, und Gemahlin hatten mittags in ihrem Palais das gesamte Offizierskorps des Regiments zu einem Diner geladen. Nachmittags fanden in der stimmungsvoll geschmückten K. Hosreitbahn unter Teilnahme des Königs, der Prinzen und der Prinzessinnen sowie des Herzogs und der Herzogin von Braunschweig reiterliche Vorführungen statt. Den Abschluß der Festlichkeiten bildete eine Huldigung des Prinzen und der Prinzessin Leopold, sowie der gesamten Mitwirkenden vor dem König. Ein Begrüßungsabend für die ehemaligen Angehörigen des 1. Schweren Reiterregiments, veranstaltet von der Münchener Vereinigung ehemaliger Angehöriger des Regiments ver­ einte die Regimentskameraden abends 8 Uhr in der riesigen Turnhalle an der Häberlstratze, die der Feier des Tages entsprechend, würdigen Schmuck aufwies. Eine festliche Stim­ mung durchwob den ganzen Abend. Am gestrigen Haupttag erfolgte in den frühen Morgenstunden ein Wecken des Trom­ peterkorps des Regiments. Um halb 10 Uhr wurde auf dem Exerzierplätze auf dem Ober­ wiesenfelde ein Feldgottesdienst abgehalten, zu dem das ganze Regiment in Gala erschienen war. Von einer glänzenden militärischen Suite begleitet, erschien um 11 Uhr Se. Majestät der König zu Pferd auf dem Exerzierplatz und ritt mit dem Prinzen Leopold die Front der Paradeaufstellung ab. Hierauf formier­ ten sich die Mannschaften zu Pferd und die ehemaligen Angehörigen zu einem offenen Viereck, in das die Regimentsstandarte gebracht wurde. Der Regimentskommandeur von Thann­ stein wies in einer kernigen Ansprache auf die Geschichte des Regiments hin. Sein Hoch auf den König, dem die Königshhmne folgte, fand begeisterten Widerhall. Der König heftete der Regimentsstandarte das Sekularband an. Es wurde hierauf eine Allerhöchste Entschließung verlesen, durch welche dem Regiment die sil­ bernen Pauken, die ehedem das Regiment Garde du Corps zu Pfxrd, aus dem das 1. Schwere Reiterregiment hervorging, führte, verliehen wurden. Es folgte der Parade­ marsch. Nach der Rückkehr zur Kaserne übergab die Münchener Regimentsvereinigung dem Re­ giment eine Gedenktafel. An die Standarten der beteiligten Vereinigungen ehemaliger Re­ gimentsangehöriger wurden Fahnenbänder ge­ heftet. Nachmittags 1 Uhr vereinte die Teilneh­ mer ein Festmahl in großen Zelten im Ka- ────────── Allerlei. Chaufseurstreik. In ungefähr 100 Be­ trieben traten gestern in Berlin etwa tausend Chauffeure in den Ausstand. Das Straßenbild erfuhr durch diesen Ausstand keine Aenderung. Die kleinen Automobilbesitzer übernahmen meist die Führung ihrer Droschken selbst. Zum Unfall des Dampfers "Kaiser Wil­ helm II." Wie amtlich bekanntgegeben wird, stellten die Taucher, die den Dampfer "Kaiser Wilhelm II." in Southampton untersuchten fest, daß das Schiff bei dem Zusammenstoß zwei große Risse erhielt. Der eine ist 24 Fuß und 5 Zoll, der andere 18 Fuß und 9 Zoll lang. Die Taucher waren den ganzen Mor­ gen über beschäftigt, die Risse mit Matratzen zu verstopfen, um das Schiff in Stand zu setzen, nach Deutschland zurückzukehren. In­ folge des Zusammenstoßes wurden tatsächlich zwei Compartements geöffnet, doch wurde das Wasser durch das sichere Arbeiten der Schotten von den anderen Compartements ferngehalten. Das Schiff hatte infolgedessen reichlich Dampf zur Verfügung, um die Pumpen arbeiten zu lassen Obwohl die Beschädigung sehr ernst wär, drohte doch keine Katastrophe. Acroplanrenneu um die Erde. In San Franzisko soll in Verbindung mit der Welt­ ausstellung im Mai nächsten Jahres ein Aeroplanrennen um die Erde stattfinden. Preise im Werte von 150 000 Dollars sind gestiftet. Brandstiftung gegen Schuldschein. Daß sich Teilnehmer an einem Verbrechen den Lohn für ihre Mitarbeit einklagbar sicherstellen las­ sen, ist sicher nichts Alltägliches. Vor dem Schwurgerichte Potsdam wurde unter dem Vor­ sitz des Landgerichtsrats Hartung ein Prozeß verhandelt, in dem wegen Brandstiftung an einem Wohnhaus und wegen Versicherungs­ betruges zwei Berliner, der Bürogehilfe Georg Umlang und der Dachdeckermeister Paul Kergel sowie das Gastwirtsehepaar Henfel aus Dahme angeklagt waren. Henfel hatte durch Prozesse Geld verloren und um sich zu sanieren, be­ schloß er, die von ihm für 33 000 Mark er­ worbene Gastwirtschaft in der Luckenwalder Chaussee zu Dahme auf Anraten seines "Rechtsbeistandes" Umlang in Brand zu set­ zen, nachdem er eine Nachversicherung von 11 840 Mark vorgenommen hatte. Umlang und Kergel beanspruchten zunächst für ihre Mit­ wirkung 1000 Mark auf Wechsel. Dann begnüg­ ten sie sich mit Schuldscheinen. Umlang wurden über 1000 Mark für "privatrechtliche Leistun­ gen", Kergel ebenfalls eine größere Summe für "gelieferte .Arbeiten" gutgeschrieben. In der Nacht vom 10. Februar legten sie den Brand. Die Sache klappte aber nicht, und als die Feuerwehr kam, entdeckten sie die Vorberei­ tungen. Die Angeklagten wurden zu je einem Jahre und drei Monaten verurteilt. ────────── Niederbayerische Nachrichten. Niederbaherisches Schwurgericht« F. Straubing, 20. Juni. 7. Fall. Nach der Anklage hatte der verheiratete Fuhrwerksbesttzer Max Müller von Zwiesel, 32 Jahre alt, vor 8 Jahren eine geisteskranke Frauensperson mißbraucht, weshalb er sich wegen Sittlichkeitsverbrechens zu verantworten hatte. Urteil: Freisprechung. ────────── Eisenbahnverwaltung. Berufen wurde in etatsmäßiger Weise Bahnmeister Adolf Kleinschrob von Bw. IU Landshut nach Bm. Uffenhetm, technischer Oberassistent Georg Zapf von der Neubauinspektion Deggendorf zur Bm. Wernberg, Stationsdiener im gemischten Dienst Michael Röhr! von Pfarrkirchen nach Groschlattengrün. Dienstesnachrichten. ────────── Eine Einladung des deutschen Ver­ eins für Knabenhandarbeit zur Tagung in Leipzig wird zur Kenntnis genommen. Ein Dankschreiben des Vorstandes der K. Realschule, Herrn Rektor Dr. Horchler, für die Teilnahme der Kollegien bei dem Ab­ leben des Herrn Professors Neuert wird eben­ falls zur Kenntnis genommen. Das Baugesuch des Melbereibesitzers Laver Bubender, Neustadt 519, (Einbau einer Küche und Kaminanlage) wird mit einigen Auf­ lagen genehmigt. EineZaunan läge wollen der Schwai­ ger Lader Riemhoser und die Reithmaierschen Kinder vor ihren Grundstücken errichten. Es ersuchten daher Herr Riemhoser und der Vor­ mund der Reithmeierschen Kinder, Herr Bind! um die Genehmigung des Zaunes nach dem Muster eines Zaunes des Herrn Magistratsrats Häuser in der Schlachthofstraße. Sie ersuchten zur Kostenersparung um Enthebung von einer Planvoblage. Der Zaun wird genehmigt, doch kann der Konsequenzen halber von der Vorlage eines Planes nicht Abstand genommen wer­ den. Wohnumgskons ens erhält Herr A. Schardt für seinen Wohnhausneubau, Stetthaimerstraße 28. Die Konzession zur pachtweisen Aus­ übung der Gastwirtschaft zur "Goldenen Trau­ be" erhält der Wirtschaftspächter JohannSchuhbauer. Staatsgebühr 24 Mark, Beschlußgebühr 15 Mark. Industriegleis. Zur Schaffung eines Industriegleises liegt eine Mitteilung der Eisen­ bahnbauinspektion vor, die jedoch in die ge­ heime Sitzung verwiesen wird. Um Ueberlassung von Straßen­ kehricht und sonstigem Erdreich zur Auffül­ lung eines von ihm gekauften Grubengeländes bei der Ilutmuldenbrücke an der Regensburger­ straße, das jetzt einen pestilenzialischen Geruch verbreite, ersucht Herr Rentier Josef Maier in Hofmark-Aich. Wird genehmigt. Die Beschlüsse der letzten Sitzung des Gemeindekollegiums werden zur Kenntnis ge­ nommen, der Widerspruch ^s Kollegiums ge­ gen die Baulinienfestsetzung an der Seligentalerstratze—Schwestergasse, wird dem Bauaus­ schuß zugewiesen. ────────── Beschädigung des Stauwehres bei Er­ golding durch das Isarhochwasser. In der Nacht vom Samstag auf Sonntag stürzte am Albinger-Wehr unterhalb Landshut das linksseitige Widerlager und die Kiesschleuse ein. Zu dem Vorgang erfahren wir folgen­ des: Um den Schluß des Wehres in der rechten Hälfte der Isar durchzuführen, wurde die hier­ für erforderliche Baugrube mit eisernen Wän­ den umspundet, welche für die Wasserhaltung höher gehalten werden mußten; als die beim fertigen Zustande sich ergebende Wehrhöhe. Da­ her stand der fertige Wehrteil durch den Ein­ bau für die rechte Baugrube unter einem Stau von 2 Metern, während bei fertigem Zustand dieser bei den Wasserständen der letzten Zeit nur 80 Zentimeter betragen würde, und die Beanspruchung von dem Wehr auf die ganze Breite aufgenommen wäre. Außerdem mußte zum Schutze der Baugrube durch ein Pfahl­ werk die Strömung vom rechten Ufer abge­ drückt werden. Es war somit der fertige Wehr­ teil am linken Ufer während dieser Bauperiode einer vorübergehenden, beträchtlichen Bean­ spruchung ausgesetzt. Durch den dauernd hohen Wasserstand konnte die für ben Monat März vorbereitete Wasserhaltung für die rechtsseitige Baugrube nicht mehr aufgenommen werden und wurde somit durch die Ungunst der Wasser­ stände diese starke Beanspruchung aus längere Zeit ausgedehnt. Starke Flutwellen von kür­ zerer Dauer hätten bei weitem nicht so un­ günstig gewirkt, weil bei Uebertritt des Was­ sers über die Ufer der Wasserspiegel zwischen Ober- und Unterwasser am Wehr sich mehr ausgleicht. Am Samstag nachmittags gegen 5 Uhr bildete sich gerade beim Arbeitsschluß plötzlich in dem Ufer am unteren Teil des linken Wider­ lagers ein ca. 1 Quadratmeter großes, 1,5 Meter tiefes Loch. Ein Teil der Arbeiter wurde zurückbehalten und durch Einbringen von 2 Kubikmeter Steinen das Loch wieder mit der Uferhöhe eben gefüllt. Vorgenommene Nade­ lungen ließen weitere Senkungen unwahrschein­ lich erscheinen, und die nötigen Sicherungs­ arbeiten wurden abends vorläufig eingestellt. Abends nach 10 Uhr stürzte plötzlich der Erd­ körper zwischen den Flügeln des Widerlagers unter mächtigem Getöse in sich zusammen, die wuchtigen Betonkörper des Widerlagers und des Pfeilers der Kiesschleuse senkten sich mit dem oberen Teile um ca. 2 Meter. Der an der Senkstelle aufgestellte Wächter rettete sich auf festes Uferland und benachrichtigte sofort den Vorstand des K. Straßen- und Flußbau­ amtes, sowie den Bauführer. Beide erschienen alsbald an Ort und Stelle, durch requirierte Pferde wurden Maschinen und Geräte aus dem Bereich der Rutschstelle entfernt und durch bei­ geholte Arbeiter die Sicherung gegen Umgeh­ ung des Wehres durch die gegen das unge­ schützte Bruchufer stürzenden Fluten mit Er­ folg durchgeführt. Bei der sofort vorgenommenen Untersu­ chung zeigte sich, daß an der Stelle, an der am Nachmittag bereits die lokale Senkung einge­ treten war, das Erdreich nunmehr bis auf 10 Meter unter Uferhöhe ausgerissen war. Die Fundamentsohle der Betonkörper des Wider­ lagers und -Pfeilers, sowie des Wehres liegt 6 Meter unter Uferhöhe, die Holzspundwände, welche das Widerlager umgeben, wurden noch sitz er der Brauerei Reichardt zu veranlassen, nachträglich für diesen Schild Genehmigung zu erholen. Außerdem wurde der anstoßende ^ Straßenteil bis jetzt als Wäscheaufhang- und j Holzlagerplatz benützt. Der Magistrat beschloß, : die Anwohner dieser Straße zu beauftragen, ■ diesen Mißstand abzuschaffen. Zugleich wurde im Magistrate mitgeteilt, daß für jene Straße die Erbauung von Kanal und Wasserleitung zur Hebung der sanitären Verhältnisse jenes Gebietes in Aussicht genommen sei. —* Ueber die Gewinnerfolge der Bayerischen Lotterieeinnahmen in der 4. Preu­ ßischen Süddeutschen Klassenlotterie teilt die Bayerische Staatsregierung einige Zahlen mit: Schon in der 1. Klasse sind die beiden Haupt­ gewinne von je 50 000 Mark nach Bayern gefallen. In der 5. Klasse waren es 630 größere Gewinne im Betrage von insgesamt 2 600 000 Mark (nahezu 12 Prozent des Gesamtbetrages aller Gewinne). Dazu kommen an kleineren Gewinnen noch ungefähr 2 400 000 Mark. Die Gesamtsumme der nach Bayern gefallenen Ge­ winne beträgt über 5 Millionen Mark. Die Summe der in allen 5 Klassen nach Bayern gefallenen Gewinne berechnet sich auf nahezu 5,5 Millionen Mark. —* Musikerprüfung. Der deutsche Muslkerverband hat an den Magistrat eine Ein­ gabe gerichtet, in welcher ersucht wird, im Voll­ züge der Verordnung vom 3. Juli 1868, die Schau- und Vorstellungen betreffend, dahin zu wirken, daß alle jene Musiker, welche gewerbs­ mäßig Musikaufführungen in Wirtschaften ver­ anstalten, die Erlaubnis hierzu nur dann er­ halten, wenn sie den Nachweis der Befähigung hierzu erbracht haben. Dieser Befähigungs^nachweis soll durch eine Prüfung erworben werden. Als Prüfungsmitglieder wurden vor­ geschlagen die Herren Ghmnasialmusiklehrer Schanze, Musiklehrer Beuger, Rentamtssekretär Datier, und Stadtkapellmeister Mayrthaller. In der Diskussion im Magistrat wurde zwar die Nützlichkeit einer solchen Verfügung an­ erkannt, doch ergab sich eine lebhafte Debatte über die Art der Prüfung, die für alle gleich sein müsse. Es dürften dabei keine Schikanen eintreten. Unter dieser Bedingung stimmte der Magistrat der verschärften Durchführung der angezogenen Verordnung zu. —* Sommers Anfang. Heute Montag, den 22. Juni, vormittags/ 8 Uhr tritt die .Sonne aus dem Zeichen der Zwillinge in das des Krebses. Der astronomische Sommersanfang ist klimatisch nur von untergeordneter Bedeutung; rechnet doch die Meteorologie den Beginn des Sommers den tatsächlichen Witterungsverhält­ nissen entsprechend schon vom 1. Juni ab. Zu diesem Zeitpunkt ist nämlich die völlige Wie­ dererwärmung nach der kalten Jahreszeit er­ folgt; die Zeit des raschen Aufstieges der Ta­ gestemperatur ist vorüber und nur noch ge­ ring sind die Schwankungen der mittleren Tem­ peraturen, die die nächsten eigentlichen Som­ mermonate bringen. Ueber die Aussichten für den Hochsommer einigermaßen Zuverlässiges zu sagen, ist augenblicklich schwer. Keine Jahres­ zeit läßt sich in unserer klimatischen Zone so schwer beurteilen, wie gerade der Sommer, dessen Verlauf sozusagen unberechenbar ist. Immerhin gibt es einige Anhaltspunkte, aus der sich gewisse Wahrscheinlichkeitsrechnungen ableiten lassen. Früher haben sich manche Me­ teorologen darauf versteift, aus den Eisver­ hältnissen im Nordatlantic während des Früh­ jahrs Schlüsse auf den Verlauf des Sommers zu ziehen; man hat aber eingesehen, daß da­ mit gar nichts Brauchbares zu erreichen, ist. Bemerkenswerter ist schon die Erfahrung, die man während des letzten Jahrzehnts mit gro­ ßer Frühjahrshitze gemacht hat. Dieser ist re­ gelmäßig ein seuchtkühler Hochsommer gefolgt; es sei nur an die Jahre 1907 und 1910 er­ innert. Dagegen ist den beiden heißesten Som­ mern des letzten Jahrzehnts, den von 1904 und 1911, zwar ein freundliches, aber keines­ wegs ungewöhnlich warmes Frühjahr voraus­ gegangen. Natürlich läßt sich aus dem dies­ jährigen Fehlen ungewöhnlich hoher Jrühjahrstemperaturen nun nicht gleich auf einen heißen Sommer schließen; denn 1909 war der Früh­ ling gleichfalls kühl, und der Sommer war durchaus nicht besser. Auch die Erfahrungen von 1912 und 1913 mahnen hinsichtlich sol­ cher Schlüsse zur Vorsicht, und wir wollen nicht hoffen, daß der Sommer von 1914 so schlecht wird, wie es seine beiden letzten Vor­ gänger gewesen sind.. Das anzunehmen, liegt aber einstweilen durchaus keine Notwendig­ keit vor; viel eher ist nach den "beiden letz­ ten ungünstigen Sommern darauf zu rechnen, daß es diesmal an Wärme nicht wieder so vollkommen fehlen wird. Und da bisher grö­ ßere Hitze noch fast gar nicht beobachtet wor­ den ist, in Mitteleuropa so wenig wie im Süden des Erdteils, so besteht begründete Aus­ sicht, daß der Sommer dieses Manko schon nych nachholen wird. 1,50 Meter unter diese Fundamentlage einge­ trieben. Die harte Sohlenschichte machte ein weiteres Eintreiben unmöglich, sodaß für die Fortsetzung der Arbeiten eiserne Dielen ver­ wendet wurden, welche ca. 3,50 Meter unter Fundamentsohle vorgetrieben werden konnten. Unter dieser harten Fundamentschichte wird wahrscheinlich eine Rollsandlage nächst der Senkstelle eingelagert sein. Bei dem lang dau­ ernden starken Wasserüberdruck hat sich nun aus einer Höhe von 10 Meter unter Uferhöhe ein Durchfluß von Wasser unter dem Widerlager ausgebildet, der mit der Zeit die feste Fun­ damentschicht in ca. 4 Meter Tiefe unter der Fundamentsohle unterhöhlt hat, ohne daß hier­ von etwas wahrgenommen werden konnte. Mit dem Fortschreiten der Aushöhlung schwand die Tragfähigkeit der stark belasteten festeren Fun­ damentschichte und es erfolgte ein Nachgeben derselben mit dem vorbeschriebenen Ergebnis. ────────── Stimmen aus dem Publikum. (Die Redaktion übernimmt für Einsendungen unter dies« Rubrik dem Publikum gegenüber keine Verantwortung.) Zur Mllchprelsfrage in Berg. Wir erhalten folgende Zuschrift: In der Samstagnummer des "K. f. N." ist darauf hingewiesen, daß in Berg die Produzenten mit "wenigen" Ausnahmen den Milchpreis von 20 Pfg. auf 18 Pfg. pro Liter ermäßigt haben. Es ist dies richtig, es haben sogar die Milchhändler den Preis auf 18 Pfg. herabgesetzt, was im Interesse des Gros der mit Kindern reich gesegneten Be­ völkerung von Berg nur zu begrüßen ist. Umsomehr befremdlich ist das Verhalten der "wenigen" Produ­ zenten, deren Geldbeutel am allerwenigsten einer Füllung bedürfte, vor allem nicht mit dem Gelde armer Familien, die doch in der Hauptsache Milch konsumieren. Wenn sonst nichts ihr hartes Herz er­ weichen kann, so sollte doch das Beispiel ihrer minder mit Glücksgütern gesegneten Kollegen sie dazu bringen, ihnen in der Preisreduzierung alsbald zu folgen. Vielleicht überlegen sie es sich doch, denn das "Selbsttrinken" der Milch, das einer der Herren statt einer Preisermäßigung in Aussicht genommen haben soll, ist doch ein sehr unrentables Geschäft. -er. ────────── Marktverlauf: Großvieh: infolge starker Zufuhr Geschäft ziemlich flau; Kälber, Schafe und Schweine: weichend. München, 20. Juni. (Getreidewochen­ bericht von Bauer und Zeckendorf.) Die vergangene Woche verlief für den Gettetdehandel in ruhigen Bahnen. Auf heutigem Wochenmarkt blieb Hafer unverändert, während die anderen Artikel zu niedrigen Preisen gehandelt wurden. Man be­ zahlte für: Ia wahlfähiger bayer. Weizen 10,40 bis 10,60 JC, Ha wahlfähiger bayer. Weizen — bis — JC., Ia bayerisches Korn 8,20—8,40 JC, Ha bayerisches Korn — JC-, Ia trockener bayer. Hafer 8.20 bis 8,60 JC., Ha trockener bayerischer Hafer — JC, bayerische Gerste — JC (ohne Handel) per 50 Kilogramm ab bayerische Stationen. Nürnberg, 20. Juni. (H o p f e n b e r i ch t.) Bei drängendem Angebot und weiterer Nachgiebig­ keit der Eigner gestaltete fich im Laufe dieser Woche die Tendenz zugunsten der Käufer. Allerdings kommt die abfallende Tendenz bet allen nicht grün­ farbigen Hopfen viel stärker zum Ausdruck, als bei de» gutfarbigen und Prtmasorten, die ihre Notier­ ungen angehend zu behaupten vermochten. Der Verkehr war besonders in den letzten Tagen dieser Woche durch einzelne größere Abschlüsse etwas um­ fangreicher, denn es kamen bei einer Zufuhr von ca. 200 Ballen annähernd 400 Ballen zum Verkauf. Preise: geringe Hopfen 110—130 Mark, mittlere 135—160 Mark, gute Mittelhopfen 170—190 Mk., Prima einschließlich Siegelgut 195—225 Mark und rote Hopfen 80—90 Mark. ────────── Letzte Posten. Schwerer Unglücksfall. Hamborn, 21. Juni Auf der Zeche Neu­ mühl stürzten beim Kaminbau zwei Arbeiter aus 50 Meter Höhe in den Kamin und waren sofort Io'. Ein Dritter klammerte sich an das Gerüst und wurde gerettet. Gerüsteinsturz. Breslau, 21. Juni. In Seitendorf, Kreis Löwenberg, ist das Baugerüst eines Scheunenneubaues eingestürzt. Der Breslauer Zeitung zufolge wurden 16 Arbeiter verletzt, einige davon schwer. Erdbeben. Batavia. 21. Juni. Die Inseln nördlich von Britisch-Neuguinea wurden von einem Gewitter, Erdbeben undUeberschwemmung heimgesucht. Hunderte von Häusern sind eingestürzt und viele Eingeborene sind ertrunken. Drei Millionen jKronen Passiven. Wien, 21. Juni. Der Alleininhaber des Bankhauses Th. I. Plewa, Bankier Gustav Schober, wurde verhaftet, weil er Depots in Höhe von 500 000 Kronen für eigene Zwecke belehnt hatte. Er gibt seine Passiven mit 3 Millionen Kronen an. Die Lage in Albanien. D u r a z z o, 21. Juni. Wie verlautet, sollen die Aufständischen bereit sein, Frieden zu schließen. Sie verlangen jedoch, Belassung der Waffen und volle Amnestie, und verwei­ gern die Stellung von Geiseln. Die allgemeine Lage ist sehr ungeklärt. Prenk Bibdoda zögert noch immer mit dem Angriff gegen Schiak. Ueber die Stellungnahme Aziz Pascha Vrioni, der über Fieri heranrücken sollte, liegen keine günstigen Nachrichten vor. Ein Dampfer gesunken. St. Louis, 21. Juni. Der Dampfer Majestic, der tausend Ausflügler aus Alton in Illinois landete, ist bald darauf gegen den Turm der hiesigen Mississippi-Wasserwerke ge­ fahren und sofort gesunken. 25 Mann der Be­ satzung sind ertrunken. Tic kanadische Grubcnkatastrophe. Calgarh, 21. Juni. Es ist leider kein Zweifel mehr, daß bei der Katastrophe in der Hillcrest-Kohlenzeche insgesamt 197 Personen ums Leben gekommen sind. Es konnten bis jetzt nur '75 Leichen geborgen werden, da die Rettungsarbeiten durch die gewältige Feuers­ brunst, die sich durch alle Schächte ausbreitet,, äußerst erschwert ist. Man glaubt, daß min­ destens eine Woche vergehen wird, bis man zu den Leichen vordringen kann. Unredlicher Klosterschreiber. Hamburg, 21. Juni. Der Klosterschrei­ ber Reher des St. Johannisklosters hat 90000 Mark Gelder aus milden Stiftungen unter­ schlagen. Die Unterschleifen liegen schon Jahre zurück. ────────── Städtische Schwimmschule. 22. I u n i 1 9 1 4 Luft . . 17 Grad R. Wasser . 15 Grad R. ────────── Inserate. ────────── Buntes Feuilleton. das dicke Ende, mit dem das Schwänzchen an dem Körper hänge, bedeute für ihn, daß auch Seine Hoheit der gesamten Bauernschaft sein Wohlwollen nicht entziehen werde. Noch lange wird das Herzogspaar an das Essen und an den kuriosen Spruch denken, der über dem Eingänge zum Gute mit dem Bilde eines de­ likaten Schweines prangte: Du greeßte Sau, dich upfernd gärn, Die Liebe zu dem Landesharrn! Päpstlicher Humor. Einer der schlagfer­ tigsten Päpste war Jnnocenz VIII. Eines Ta­ ges rief er, wie "Jl Secolo XX." erzählt, den großen Maler Andrea Mantegna zu sich und gab ihm einige Fresken in Auftrag. Der Künst­ ler wußte, daß der Papst, sei es wegen seiner vielen anderweitigen Beschäftigungen, sei es aus einfacher Zerstreutheit, sich nur in sehr seltenen Fällen daran zu erinnern liebte, daß er ihm für seine Arbeit auch Geld schulde und hatte eine geniale Idee, den Papst an seine Pflichten zu erinnern. Er malte neben die Darstellung der "Tugend" eine Darstellung der "Discrezione", des "billigen Sinnes". Als der Papst eines Tages kam, um sich die Arbeit anzusehen, blieb er verwundert vor der Figur stehen, die er gar nicht in Auftrag gegeben hatte. Er begriff sofort, was der Künstler damit sagen wollte, strafte aber seinen Ruf als schlagfertiger Mann nicht lügen. Nachdem er den Künstler lebhaft zu seiner Arbeit be­ glückwünscht hatte, fügte er mit einem seinen Lächeln hinzu: "Damit nun diese "Discretione" in würdiger Gesellschaft sei, ist es wohl nötig, neben sie auch die — "Geduld" zu malen. Ter alkoholfeindliche Landarzt. Ein Dok­ tor will in der Gemeinde, welche sein Haupt­ wirkungsfeld darstellt, dem Alkohol entgegen­ treten und beschließt eine Versammlung zu entsprechender Propaganda einzuberufen. Er läßt eine Einladung drucken und schreibt an jeden einzelnen Bewohner der kleinen Ge meinde ein entsprechendes Begleitschreiben. Seinen Burschen beauftragt er dann eigenhän­ dig am Sonntag die Briefe bei ihren Adressa­ ten abzugeben. Am Abend dieses Tages kommt der Bursche vollständig besoffen nach Hause. "Was soll denn das heißen," fährt ihn der Doktor an." — "I—i—ich k—k—kann nix b— d—dafür. Wenn i so ein Kouvert a—a—ab­ geben hab', hab i jedesmal ein Glaserl Sch— sch—schnaps bekommen." — Wütend fragt bet Doktor: "In jedem Hause, das ist aber wirb, lich zu stark. Also im ganzen Dorfe säuft man. Es gibt keine einzige Familie, die nüch­ tern lebt?" — "O ja, Herr D—d—doktor Aber d—d—denen hab ich die Briefe mit der P—' p—p—post geschickt." Herzogs beim Wellfleisch-Essen. Ein Lan­ desherr, der auch gern einen Spaß mitmacht, ist, wie die "Frankfurter Zeitung" berichtet, der Herzog von Sachsen-Altenburg. Er hat jetzt eine Landesreise unternommen, bei der ihm und feiner Gemahlin allerlei kuriose Dinge passiert sind. Dazu gehört, wie verlautet, auch ein herzogliches Wellfleisch-Essen gelegentlich eines ländlichen Schlachtfestes, das in Nörditz an der altenburgisch-sächfischen Grenze ein gu­ ter Patriot veranstaltet hatte. Mit großen, weißen Schlächterschürzen, die auch dem Her­ zogspaar umgebunden wurden, setzten sich die vielen Teilnehsiter an die Tafel, deren Freuden der Gemeindeälteste mit demSchlachtessen-Tischgebet eröffnete: Herr, lehre uns Bescheidenheit, Wenn ich mich setz' zu Tische, Und hilf, daß ich zu jeder Zeit Das größte Stück erwische. Der Gastgeber überreichte den Prinzen und Prinzessinnen ein Angebinde vom Schweine­ schlachten und erklärte, wie das Ringel schwänzchen des geschlachteten Schweines sich in endloser Rundung über die Gaben des Korbes erhebe, und in so unendlicher Treue halte die Bauernschaft zum Herrscherhause, und