Gesammelte Artikeltexte des Kurier für Niederbayern, Ausgabe vom 1915-12-17. Unterstützt durch den Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE). Herausgeber: Lehrstuhl für Digital Humanities, Universität Passau (2016). Veröffentlicht unter der Lizenz Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International. Kurier für Niederbayern: Landshuter Tag- und Anzeigenblatt; unabhängige Tageszeitung für Heimat und Volk. Altbayerische Verlagsanstalt Vereinigte Dr. Mühldorf, Betrieb Landshut. 68. Jahrgang Nr. 342, 1915-12-17. Die gescannten Zeitungsbände wurden von der Bayerischen Staatsbibliothek München zur Verfügung gestellt. (https://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=644150540&db=100) Die Zeitungsdoppelseiten wurden mit 300dpi und einer Farbtiefe von 24 Bit gescannt, die resultierende TIFF-Datei binarisiert und als Input für die OCR-Software verwendet. Überschriften, Artikeltexte und Seitenumbrüche wurden kodiert, Absatzumbrüche und Spaltenumbrüche wurden nicht kodiert. Artikelüberschriften wurden korrekturgelesen, Artikeltexte als OCR-Rohausgabe belassen. Das Vorhaben 'Digitalisierung historischer Zeitungen', in dessen Rahmen diese Daten generiert wurden, ist Teil des Projektes 'Deutsch-tschechisches Digital Humanities Labor zur grenzübergreifenden historischen Forschung' (http://www.phil.uni-passau.de/dh/forschung/deutsch-tschechisches-digital-humanities-labor/) der Universität Passau und der Südböhmischen Universität Budweis (CZ)" ──────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────── Kurier für Niederbayern Jahrgang 68 Nummer 342 17. Dezember 1915 ────────── wie ja die Festsetzung in Baloniti zeigt, der Vierverband der Feind, der gefährlichste Feind Griechenlands ist. Dieses würde alle Ursachen haben, den Mittelmächten dankbar zu sein, wenn sie durch Men Vormarsch GriechM!land Mn seinen Usurpatoren befreien, die sich dort nicht nur wie die Herren, sondern wie Eroberer benehmen. In England und Frankreich aber dürfte man es sich angesichts dieser Wendung der Tinge sehr ernstlich über­ legen, ob man nicht einen freiwilligen Abibruch des Balkanunternehmens — und was für Saloniki gilt, gilt im Grunde auch für die Dardanellen! — der unvermeidlichen Ka­ tastrophe, dem offenen Bankerott vorziehen soll. Die Agence Havas versichert freilich: ^Die Berichte der feindlichen Spione haben die Deutschen und Oesterreicher nicht ermutigt, Saloniki anzugreifen, das in eine währe Festung mit vielen vorgeschobenen Schanzwerken verwandelt ist." Nun, wir sind schon mit manchen anderen Festungen fertig gewor­ den. JedenfaUs steht es fest, daß die Griechen uns Dank wissen werden, wenn es in un­ serem Plane liegt, sie wieder zu Herren von Saloniki zu machen, ebenso wie uns dieFranzosen vielleicht noch einmal bitten werden, sie bei dem Versuch zu unterstützen, Calais zu erobern — von den lieben englischen Bun­ desgenossen! ────────── Bericht des deutschen Hauptquartiers. WTB. Berlin, lß. Dezember, mittags. (Großes Hauptquartier.) ────────── Westlicher Kriegsschauplatz. Lebhafte Artilleriekämpfe und rege Flie­ gertätigkeit auf größeren Teilen der Front. Bei Vaillh wurden zwei kleine Postierun­ gen auf dem linken Aisne-Ufer nachts von den Franzosen überfallen. Leutnant Jmmelmann brachte gestern über Valencienne das 7. feindliche Flugzeug, einen englischen Ein­ decker, im Luftkampfe zu!M Absturz. Ter vorgestrige Fliegerangriff auf Müll­ heim (Baden) soll nach französischen Dar­ stellungen als Ziel die dortigen BahUhofanlagen gehabt haben. In deren Nähe ist aber keine der geworfenen Bomben gefallen. Da­ gegen wurde in der Stadt ein Bürger getötet und ein anderer verletzt. Ter rein militäri­ sche Schaden beschränkt sich auf die Zertrüm­ merung einiger Fensterscheiben im Lazarett. ────────── Oestlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindeuburg. Russische Abteilungen nördlich des Triswiath-Sees, die bis in unsere Stellung vorge­ drungen waren, wurden durch Gegenangriff zurückgeworfen. In der Gegend der BeresinaMÜndung brach ein Vorstoß des Feindes im Feuer unserer Infanterie zusammen. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Die Lage ist unverändert. Nachts kam es zu kleinen Patrouillen-Zwsammenstößen. Heeresgruppe des Generals v. Linsingen. Bei Berestianh scheiterte ein feindlicher Angriff. Ein russisches Flugzeug müßte östlich von Luck im Bereiche der österreichisch-ungarischen Truppen landen. BalkankriegsschaUplatz. Die Kämpfe in Nord-Montenegro wurden mit Erfolg fortgesetzt. Oesterreichisch-ungarische Truppen stehen nahe vor Bijelopolje. Oberste Heeresleitung ────────── Bericht unserer Verbündeten. Oesterreich-Ungarn. hat nun an Amerika in der Angelegenheit der Versenkung des italienischen Dampfers Am cona die amerikanische Note beantwortet. Sie betont, daß die amerikanischen Darlegungen des Sachverhalts der Unterlagen entbehren und daher nicht zweifelsfrei find. Die österr.-uchgarische Regierung überläßt es dem Washing­ toner Kabinett, die einzelnen Rechtssätze zu formulieren, gegen welche der österr.-ungar. Unterfeebootskommandant verstoßen haben soll. Damit wird, wie es völlig richtig ist, Amerika vorerst die Beweislast für seine Behauptungen auferlegt. WTB. Wien, 16. Dezember, mittags. Amtlich wird verlautbart: Russischer Kriegsschauplatz. Im Gebiete des Korminbaches wies die Armee des Erzherzogs Josef Ferdinand einen russischen Vorstoß ab. Südwestlich von Olhka wurde ein feind­ licher Flieger zum Landen gezwungen und gefangen. Eines unsrer Flugzeuggeschwader belegte die an der Bahn Miedwiece-Sarny liegende Eisenbahnstation Antonowka und und wen Bahähof Klewan mit' Bomben. ^Die Aktion hätte Erfolg. Bei Klewan entstand ein Brand. Alle Flugzeuge kehrten trotz heftiger Beschie­ ßung unversehrt zurück. Italienischer Kriegsschauplatz. An der Tiroler- und an der Jsonzofront fanden einzelne Geschützkämpfe statt. Im Flitscher Becken bemächtigten sich un­ sere Truppen durch Ueberfall einer italieni­ schen Vorstellung. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Unsre Truppen warfen gestern den Feind auch südöstlich von Glibaci in die Taraschlucht hinab. Andere österr.-unggr. Kolonnen gewan­ nen uinter heftigen Kämpfen die Höhen un­ mittelbar nördlich von Bijelopolje und das Gelände halbwegs zwischen Rozaj und Berane. Westlich von Jpet hat der Gegner den Rückzug gegen Plav und Gustnje angetreten. Die Zahl der gestern mitgeteilten Ge­ fangenen erhöhte sich auf 900 Mann. Ter stellvertretende Chef des Generalstabes! v. H o e f e r, Feldmarschalleutnant. ────────── Vom östlichen Kriegsschauplatz. Tie Russen in Galizien. Ein Flüchtling aus dem Tarnopoler Be­ zirk schiwert die dortigen Verhältnisse wie folgt: Das Gebiet besteht nur noch aus Mili­ tärlagern und Hospitälern. Tie Militärbe­ hörden arbeiten fieberhaft an der Herstellung der Bahnen und Straßen nach Wolhynien. Hierzu werden besonders die Wälder gelichtet. Ueber 20 000 Rekruten sind bei diesen Arbeiten beschäftigt. Tausende von Flüchtlingen und Mitgeschleppten kampieren notdürftig in Ba­ racken. Am 28. November besichtigte ein Hoher General — wahrscheinlich Kuropatkin — die Truppen und überbrachte den Truppen den Gruß des Zaren. Er sagte, der Zar sei tief berührt über das Schicksal des russischen Vol­ kes. Es müßten alle Kräfte aufgeboten wer­ den, um den Sieg zu erringen. Große Tinge stünden bevor, von deren Verlauf die Ehre oder die Schmach Rußlands abhänge. Schmerz­ lich empfinde er den Verrat durch die eigenen Bundesgenossen. Die russischen Truppen müß­ ten die letzten Kräfte anspannen, um das Schicksal zu erzwingen. Dicht weben der Straße beginnt ein verwachsener Abhang. Durch Schlehdorn und Heckenrosen führt ein schmaler Fußsteig, der sich nach kurzer Zeit zu einer kleinen Platt­ form verbreitert, die von dem Abhang bogen­ förmig überdacht ist. Ein "abri sous röche", wip Die Altertumsforscher diese Zufluchtsstätten genannt hüben, die dem Urmenschen Schutz gegen Wind Und Regen geboten haben und da­ durch der Anlaß geworden sind, daß der Mit­ teleuropäer «dauernd 'zum "Höhlenbewohner" geworden ist. Solche Abris benutzte der Monstiermensch der Dordogne, der frühe Steiwzeitjäger Deutschlands, und von ihrem Loch am 'Felsenhang oder in der Lößwand führt eine gerade Entwi-cklungslinie bis zu den Sechsstockwerkhjäusern der Großstadt mit Auf­ zug «und Warmwasserheizung. Nur, waß es Den «Franzosen vorbehalten geblieben ist, ge­ legentlich noch, im Aufgangszustande der WohUhöhle zu verharren, während sie die durch­ schnittliche Bequemlichkeit des modernen Bür­ gerhauses .lange Nicht erreicht haben. Fran­ zosen des ‘20. Jahrhunderts bringen es fer­ tig, am Rqnde einer großen wohlhabenden Stadt ebenso zu wohnen, wie der kaum zu den -ersten Versuchen des Wertzeuggebrauches gelangte Urmensch vor einigen Jahrtausenden. , Die Höhle ist mit einigen rohen Brettern zugenagelt, durch die ein qualmendes Ofen­ rohr nach außen ragt. Eine Art Falltüre öffnet Den Eingang nach dem fensterlosen In­ nern. , Wan tritt ein und schaudert vor dem Unrat.und Gestank. Die Decke ist so niedrig, daß man nur gebückt stehen kann. Zwei Meter geht das Loch in die Breite ,drei in die Tiefe. An Ausstattung enthält es einen ro­ stigen Kochofen, ein mit Steinen gestütztes und mit schmutzstarrenden Lumpen bedecktes eiser­ nes Feldbett, eine schwarze Kiste. Kein Stuhl, kein Tisch. In einer Ecke steht ein Spaten, Das ist aber auch alles, was an Habseligkeiten zu erblicken ist. Hier wohnt eine in Lum­ pen gehüllte, unglaublich schmierige Frau, mit 5 Kindern im Alter von 2 bis 12 Iahten. Wenn ich sage, die Frau war zu einem Drit­ tel nackt und die Kinder zur Hälfte, so übe* | treibe ich nicht. Tie Frau trug an den blo° ßen Füßen zerrissene Männer-Gummizeugstiefel, die Kinder liefen barfuß, krebsrot stachen ihre nackten Zehen aus dem frischen Schnee, der draußen dünn zwischen den Grashalmen lag. Ter Vater der Kinder ist im Kriege, er kämpft unter Frankreichs Fahnen! Ich fragte die Frau, wovon sie lebe. Tie Kinder betteln, manchmal fände sie auch etwas zu arbeiten, ,06er im Kriege sei das seht schwer. .Man müsse froh sein, daß man wenigstens die Wohnung umsonst habe. Tie Wohnung sei ihr Eigen­ tum. , 1870, als infolge der in Laon zusammenströmenden Flüchtlinge Mangel an Unter­ künften entstanden sei, habe ihr Vater die Höhle gegraben und seitdem bewohne sie itnlmler dieselbe Familie. Ihr Mann habe hier .her­ eingeheiratet. Die Wohnung sei ihre "Mit­ gift" gewesen. Ich fragte, wie sie denn hier drin mit 5 Kindern Platz hübe. Ja, das Bett reiche nicht. Aber abends würden die Lumpen aus dem Boden ausgebreitet, da fin­ de jedes Kind Platz, und es entstehe -nur Streit) weil jedes dem Ofen zunächst liegen wolle. An das Bett dürfe man die Kinder nicht ge­ wöhnen, das müsse für den Vater vorbehalten bleiben, wenn er aus dem Kriege heimkompke. Der Vater sei "städtischer Beamter". Er ar­ beite im Frieden an der Straßenreinignng von Laon. Darum gestatte die Stadt auch, daß man hier wohnen bleibe, denn der Bo­ den sei städtisch. Die Nachbarn in den an­ deren Höhlen seien schlimmer daran, denn sie wohnten aus dem Boden von Privateigentü­ mern und müßten Miete bezahlen Weiter be­ richtete die Frau noch, daß sie sich in ihrer Wohnung sehr wohl fühle. Es sei nur sehr unbequem, daß man das Wasser aus einÄn! Brunnen auf der Höhe, eine Viertelstunde weit holen müsse. Offenbar ist diese Unbe­ quemlichkeit auf ein Mindestmaß eingeschränkt worden. Daß man Wasser auch zum Waschen benutzen kann, ist eine Kunde, die offensichtlich noch niemals in das Stadtviertel der "Creuttes" von Laon gedrungen ist. Nachdem mir die Frau noch erzählt hatte, daß das Wohnen in den Höhlen sehr gesund sei, und daß ihre Kinder niemals krank würden, schloß sie mit der Behauptung, wer einmal in einer "Creutte" gewohnt habe, wolle nie mehr meinem Hause wohnen. Es gibt wohl sehr wenige Europäer, die über, diese Frage sachverstän­ dig mit der Frau streiten könnten. Ich ging weiter, zur nächsten "Creutte", die nur ein paar Schritte weiter am Abhang liegt. Sie bietet von außen dasselbe Bild: Durch ein paar verwitterte Bretter ist ein rauchendes Ofenrohir gesteckt. Innen enthält sie aber mehr Raum, und das ist nötig, denn außer Vater und Mutter leben hier sogar acht Kinder. Ter Mieter erklärte mir, daß eh das Recht habe, sich seine Höhle nach! Bedarf zu erweitern. Wenn ihw sein Gemach zu eng wird, nimmt er Spaten und Messer und schneidet und gräbt aus der weichen Kalkwand ein Stück heraus. Auch er behauptete, das Wohnen Mer sei sehr gesund und leider nur fähr teuer. Und damit hat er, Recht. Denn er muß an den Grundeigentümer für dieses Mustere schmutzige Rattenloch drei Franken mo­ natlich Miete zahlen. Was aber die Gesund­ heit anbetrifft, so strafte ihn das Aussehen feinet Kinder Lügen. Tie waren Bei meiner Annäherung alle dcüwngelanfen und kamen jetzt wieder, eines nach dam andern, alle, auch die halberwachsenen Mädchen nur notdürftig mit unsauberen Fetzen bedeckt. Sie hatten schnell an dem benachbarten Hang ein paar Wersteinerungen aufgelesen, Haifischzähne,Tnrritellen, Numuliten und andre Gebilde, von denen diese Tertiärkalke gehäuft voll stecken. Die wollten sie mir als "Souvenirs" verkau­ fen. Die ganze Bande war aber so schmierig und über und über mit Ausschlägen bedeckt, daß ich ftoh war, wenn sie mir, nicht zu nahe kamen. Ich warf ihnen ein paar Kup­ ferstücke hin, um die sie sich balgten, worauf ans der Pforte der Höhle 'die Mutter zum Vorschein kam, einen Säugling an der Brust; die Nase des unglücklichen Wurmes war eben so wie die der Mutter von einem eiterüden Ges schwür zerfressen. Ter Anblick gab mir den Pest. Ich verzichtete auf die weitere Ent­ deckungsreise in das Gebiet der "Creuttes", trat fluchtartig den Rückzug an und sah! nach 50 Schritten wieder den Tom von Laon vor mir auf dem Bergrücken liegen. Beim! deutschen Soldatenfriedhof machte ich an der Bildhauer­ hütte halt und vertiefte mich eine Weile in die natürlichen Kunstformen der Tertiärversteinerungen, die die Steinmetzen bei jedem Hieb aus dem Kalk schlugen, um meine Ge­ danken auf etwas anderes zu lenken und die furchtbaren Eindrücke dieser im Schmutz und und Elend verkommenden Aussätzigen los zu werden. Ta kam der arbeitende Soldat von vorhin wieder heran: "Nun, was sagen Sie, haben Sie die französische Knlturnation ge­ sehen?" Ich erwiderte, das sei doch immerhin selbst in Frankreich eine Ausnahme, darnach dürfe man gerechterweife das ganze Volk nicht beurteilen. Aber darauf ging der Feldgraue nicht ein. Wenn so etwas im Weichbilde einer großen Stadt möglich sei, dann sei das ganze Volk dafür verantwortlich. Hier müsse man alle Teutschen herschicken, welche die Fran­ zosen noch immer für ein Kulturvolk hielten. Dotokuden würden sich schämen, so unsauber im eigenen Treck zu nisten und ihre Weiber so bloß herumlaufen zu lassen. Ten Fran­ zosen fehle der deutsche Schutzmann, um! zwangsweise zur Kultur gezwungen zu werden. Er dürfe das sagen, denn er sei ein Roter und habe früher auch Töne von der französischen Kultur geredet. Er duldete keinen Wider­ spruch. Die Neger in Afrika seien keine sol­ chen Schweine, wie diese HöhlenfranzMen. "Wenn ich photographieren könnte, hätte ich dieses "Wildwest" von Laon schon lange auf­ genommen. Tenn wenn unfern daheim davon erzählen wird, glaubt es einem ja kein Mensch." Darin mußte ich dem Eifernden beistimßnien, und ich bin eigentlich ftoh, haß ich! einige Aufnahmen gemacht 'habe, die ich als urkund­ liche Belege vorzeigen kann, wenn jemand meine Schilderung der "Creuttes" für über­ trieben halten sollte, was ich ihm nicht übel nehtnen könnte. Ich kann jedoch versichern, daß ich sogar einiges nicht berichtet habe, weil es sich einfach nicht schildern läßt, wenigstens nicht öffentlich. Uebrigens find eine Anzahl der "Creut­ tes" aus gesundheitlichen und sittlichen Grün­ den aus Veranlassung.der deutschen Verwal­ tung geräumt und geschlossen worden, nach­ dem die Zustände zu ftanzösischer Zeit jahrtzehntelang niemanden gestört haben. Auch fal­ len die Höhlenwohnungen bei Laon nur da­ rum so auf, weil sie 'sich innerhalb eines großstädtischen Gemeinwesens befinden. In den benachbarten Dörfern gibt es solche "Creut­ tes", Erdlöcher als Familienwohnungen, in Menge, und ich möchte nicht dazu verurteilt sein, zu beschreiben, was sie an Bewohnern ent­ halten. Es gibt darunter Dörfer, irie mchir qpZ gegrabenen Höhlen als aus gebauten Häu­ sern bestehen und nach dem Kriege wird es ihrer wohl noch viel mehr geben, wenn die Unterstände, die von den Truppen gebaut wer­ ben, von den verarmten Landesbewohnern in Besitz genommen werden. Nur daß diese sau­ beren, traulichen, luftigen Unterstände könig­ liche Paläste sind gegenüber den fürchterlichen "Creuttes" von Laon. W. Scheuermann, Kriegsberichterstatter, ────────── Tages-Uebersicht. Der «Me 10-Milliardcnkrevit. Der Nachtragsetat, der den Reichskanzler ermächtigt/ 10 Milliarden Mark im Wege des Kredits flüssig zu machen, wurde gestern abends im Hauptausschuj» des Reichstages ohne Wider­ spruch angenommen. "Deutsche Tadakeinkaussgesellschaft. Wie Berliner Blätter melden, wurde zur Einfuhr von Zigarettentabak aus Bulgarien und der Türkei eine deutsche Gesellschaft mit funfMillionen Mark Kapital gegründet, an der das Reiche einen besonderen Anteil hat. DasReich gewährleistet eine Verzinsung von 5 Prozent und bekommt dafür den gesamten Ueberschuß der diese 5 Prozent übersteigt. Die Leitung dieses Unternehmens wird den Herren Kom­ merzienrat Mandelbaum, bulgarischer Konsul in Berlin, Kgl. daher. Kommerzienrat Frhv, Michel-Raulino (München) und Moritz Hoffimann in Dresden übertragen. Das Reichsamt des Innern und das Reichsschatzamt sind durch! eigene Mitglieder im Aufsichtsrat vertreten. Diesen Regierungsvertretern ist ein besonderes Einspruchsrecht gegeben. (Z.) Eisbrecher "Hindenburg". Wie dem B. Lokalanz. aus Stettin gemeldet wurde, fand vorgestern auf der Werft der dortigen Oderh werke der Stapellauf eines neuen großen Eis­ brechers statt, der auf den Namen "Hindenburg "getauft wurde. (Z.) Tier ueup Vundespriisibent der Schweiz. Die Vereinigte Bundesversammlung unter deimi Vorsitz des Nationalratspväsidenten Eugster wählte zum Bundespräsidenten für 1916 den bisherigen Vizepräsidenten Camille Decoppet mit 185 von 188 gültigen Stimmten. Der neue Bundespräsident gehörte dem Bundesrat seit 1912 an. Als Vizepräsident wurde der Bun­ desrat Schultheß von Villachern im Aargau gewählt. ────────── Bayerische Nachrichten. Das Gjemieiinvrbeamttengesetz stand gestern in der Abgeordnetenkammer zur Beratung. Eine kleine Zentrumsgruppe gab der Befürch­ tung Ausdruck, es könnten die kleinen Ge­ meinden durch das Gesetz finanziell zu stark belastet werden. Bei der Abstimmung wurde das Gesetz in der vom Ausschuß beschlossenen Form unter Ablehnung aller neuen Anträge mit 94 gegen 53 Stimchen angenoMjmen. Fälschlich totgesagt. Vor acht Wochen er­ hielt die Mutter des Infanteristen Georg Zeh in Eisenkühl (Opf.) die Mitteilung, daß ihr Sohn in der Champagne gefallen sei. Zur freudigen Ueberraschung der Frau, öre schon ihren ältesten Söhn int Kriege verloren hat, trat nun vor kurzem von dem Totgesagten die Mitteilung ein, daß er sich in einemKriegslazarett infolge schwerer Verwundung befinde und das Eiserne Kreuz erhälten habe. ────────── Allerlei. Wik du mir, so ich dir. In der Zit­ tauer Morgenzeitung lesen wir folgende Be­ zeichnende Bekanntmachung: "Achtung! Allen den Landwirten von Jünsdorf zur Nachricht, welche mir die Butterlieferung verweigern (sväs am guten Willen liegt), daß ich von heute ab für dieselben keine Stiefel mehr flicke und bitte, bei mir noch befindliche Sachen bis zum 18. d. M. abzuholen und das Konto zu be­ gleichen. G. A. U., Schuhmacher./" Bluttat eines Kriegsgefangenen. Pesti Naplo meldet aus Muncacs: Ein russischer Ge­ fangener, der auf dem Grundbesitz des Päch­ ters Ignaz Grünfeld arbeitet, schoß auf den Pächter und dessen Tochter. Ter Pächter blieb blieb tot, seine Tochter ist schwer verwundet. Der Gefangene lief, nachdem er die Schüsse abgegeben hatte, in den Hof und rief seine 29 Mitgefangenen Kollegen zu Hilfe, indem er vorgab, der Ungar hätte ihn blutig ge­ schlagen. Ter Mörder gestand bei der Eidvernahme, er sei nervenkrank und habe schon in Rußland einige Menschen getötet. Er sei der Sohn eines russischen Popen. Nach dev Einvernahme wurde er nach Kaschau über­ führt. 4000 Mjenscheu verhungert. Ein erschüt­ terndes Drama Meldet dem/ Berl. Lok.-Anz.; ein Telegramm aus Rotterdam!. Danach be­ richtet die "Times" aus Melbourne, daß aus den Salomonsinseln. 4000 Einwohner infolge der Dürre verhungert sind. Ganze "Dorfes seien entvölkert und es sei niemand vorhan­ den, der die Toten begraben könnte. — Von den Salomonsinseln mit 200 000 Einwohnern waren vor dem Kriege 10000 Quadratkülpmeter mit 60000 Einwohnern deutsch, der übrige Teil englisch. Bei Beginn des Krie­ ges wurde der deutsche Teil ebenfalls von den Engländern besetzt. ────────── Fürsteuzelt, 15. Dez. (HoffnungsvolleBurschen.) Aus der Straße von Rehschaln nachi Jägerwirt wurde vorgestern vormittags dev 12-jährige Bäckerssohn Friedrich Absmeier von Jägerwirt von zwei Burschen überfallen und eines Fünfmarkscheines beraubt. Der eineTäter ist etwa 20 Jahre alt, schmächtig, und der andere etwa 18 Jahre. Beide waren Weniger gut gekleidet. Niederbayerische Nachrichten. ────────── Letzte Posten. Kitchenpr soll nachi Aegypten gehen. Sd, Berlin, 17. Dezember. Die "Voss. Ztg." meldet aus Amsterdam!: Kitchener wird sich in allernächster Zeit nach- Aegypten be­ geben, um dort die Oberleitung der Opera­ tionen zu übernehmen. Ftzehes Gielert für Boy-Ed und v. Papen. London, 16. Dezember. Reuter meldet aus Washington: Die englische Gesandtschaft ist ermächtigt worden, den deutschen Attaches Boh-Ed und v. Pa§en freies Geleite zu er­ teilen. Beide reifen am Dienstag ab. Verlorener englischer Tampser. Sd. Grimsby, 17. Dezember. Lloyds meldet, daß der britische Fischdampfer "Uarmouth" als verloren betrachtet wird. Erfuhr am 8. November aus und dürfte auf eine Mine gestoßen sein, wobei die Besatzung von 9 Mann ertrank. iBrand in einjeim bulgarischen Lazarett. Sd. Sofia, 17. Dezember. Um Mitter­ nacht brach infolge Kurzschluß in dem nahe bei Sofia gelegenen'• Alexandertrankenhäus Feuer aus, dem ein Seitenteil zum Opfer fiel. Dank der wirkungsvollen Hilfeleistung der Aerzte und des Sanitätspersonals gelang es, alle in dem Gebäude untergebrachten Vevwundeten, über 300, rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. ────────── Literarischer. "Der Bortrupp", Halbmonatsschrift für das Deutschtum unserer Zeit. Herausgegeben von Dr. jur. Hermann M. Popert, Hamburg, und Kapitänleutnant a. D. Hans Paafche, Berlin. Ver­ antwortlicher Schriftleiter: Dr. phil. R. Kraut, Ham­ burg. Verlag von Alfred Janssen, Hamburg. Preis: Jährlich 5 Mark, vierteljährlich 1.25 Mark Einzelnummer 30 Pfg. Der Türmer. Halbmonatsschrift für Gemüt und Geist. Herausgegeben von I. E. Freiherr» von Grotthuß. Verlag von Greiner u. Pfeiffer in Stutt­ gart. Vierteljährlich 6 Hefte, 4.50 Mark. De» "Baumeister", Monatshefte für Architek­ tur und Baupraxis, (Verlagsbuchbehandlung Georg D. W. Callwey). Das Heft ist zum Preise von Mark 3.— durch alle Buchhandlungen zu beziehen. Literarischer. "Der Bortrupp", Halbmonatsschrift für das Deutschtum unserer Zeit. Herausgegeben von Dr. jur. Hermann M. Popert, Hamburg, und Kapitänleutnant a. D. Hans Paafche, Berlin. Ver­ antwortlicher Schriftleiter: Dr. phil. R. Kraut, Ham­ burg. Verlag von Alfred Janssen, Hamburg. Preis: Jährlich 5 Mark, vierteljährlich 1.25 Mark Einzelnummer 30 Pfg. Der Türmer. Halbmonatsschrift für Gemüt und Geist. Herausgegeben von I. E. Freiherr» von Grotthuß. Verlag von Greiner u. Pfeiffer in Stutt­ gart. Vierteljährlich 6 Hefte, 4.50 Mark. De» "Baumeister", Monatshefte für Architek­ tur und Baupraxis, (Verlagsbuchbehandlung Georg D. W. Callwey). Das Heft ist zum Preise von Mark 3.— durch alle Buchhandlungen zu beziehen. ────────── Lokales. Sun fr » !• u t, 17 Dkun der. —’ Das Eiserne Kreuz wurde dem Landwehrmanne Josef Tolmeier, Brauer von hier verliehen. Ter Ausgezeichnete trägt be­ reits die Silberne Tapferkeitsmedaille. —* Beerdigt wurde gestern nachmittags unter dem üblichen Zeremoniell der hier ver­ storbene kriegsgefangene Franzose Jean Bailly im städt. Friedhofe. —* Präzis 4 Uhr sollten nach einem Aufdrucke auf die Tagesordnung zur gestrigen Gem