Gesammelte Artikeltexte des Kurier für Niederbayern, Ausgabe vom 1915-12-02. Unterstützt durch den Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE). Herausgeber: Lehrstuhl für Digital Humanities, Universität Passau (2016). Veröffentlicht unter der Lizenz Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International. Kurier für Niederbayern: Landshuter Tag- und Anzeigenblatt; unabhängige Tageszeitung für Heimat und Volk. Altbayerische Verlagsanstalt Vereinigte Dr. Mühldorf, Betrieb Landshut. 68. Jahrgang Nr. 328, 1915-12-02. Die gescannten Zeitungsbände wurden von der Bayerischen Staatsbibliothek München zur Verfügung gestellt. (https://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=644150540&db=100) Die Zeitungsdoppelseiten wurden mit 300dpi und einer Farbtiefe von 24 Bit gescannt, die resultierende TIFF-Datei binarisiert und als Input für die OCR-Software verwendet. 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Erfolgreiche Sprengung in der englische« Stellung bei La Baffer. — 2 feindliche Flug­ zeuge abgeschossen. — 17 000 Serben von den Bulgaren gefangen, 50 Geschütze, 148 Automobile, 20 000 Gewehre und sonstiges Kriegsmaterial erbeutet. — Die Rovrmbervente der Oefterrricher: 12 078 Raffen, 40 800 serbische Soldaten, 26 600 serbische Wehrfähige, 179 Geschütze, 44 Maschinengewehre. - Abermaliges Abflauen »er Jsonzoschlacht. — Rückzug der Eutentelruppen aus Mazedonien. — Die griechische Antwort für die Entente unbefriedigend. Im Westen richtete eine Sprengung un­ serer Truppen iin der englischen Stellung gro­ ßen Schaden an. Ein englisches und ein fran­ zösisches Flugzeug wurden heruntergeschossen und die Insassen gefangen genommen. , Vom Osten lagen gestern keine wesent­ lichen Ereignisse vor. ! Die Kämpfe, die unten am Jsonzo ml der Hölle von Görz seit Wochen toben, ge­ hören zu den blutigsten und erbittersten Wafsentaten dieses Weltkrieges. Gewiß verdienen die Ausdauer und die Zähigkeit, tritt denen die Italiener unermüdlich, Sturm auf Stursti gegen die Verteidigungsstellungen der Oester­ reicher ansetzen, Aneikennung. Aber was die Soldaten des verbündeten Kaiserreiches in den letzten Schlachten in der Görzeschen Grafschaft geleistet haben, das gebietet Ehrfurcht. Im zer­ schmetternden Eisenregen, in vielstündigew Trommelfeuer, drei- und vier- und fünffache Angriffe tage- itrnb wochenlang auszuhalten, im geeigneten Augenblick zum Gegenangriff überzugehen, in heftigem Nahkampfe den Feind au>s seinen Stellungen zu jagen — "das können nu|E Truppen mit stählernen Nerven und mit einem festen Siegerwillen und mit eiserner Disziplin ausführen. Vor solchem Heldentum kann man nux bewundernd staunen und sol­ ches Heldentum läßt keinen Feind durch. Wie­ der sind die Angriffe auf die ganze küsten­ ländische Front von Tolmein bis zum Meere unter blutigsten Verlusten zurückgeschlagen worden. Tie neuen Kämpfe wären für die Italiener ebenfalls erfolglos. Nun ist auch Prizren von den Bulgaren genommen worden, der letzte Stützpunkt, den die Serben auf serbischem Gebiete an der montenegrinisch-albanischen Grenze noch be­ saßen. Bis zum letzten Tage bot der Ort dem König Peter die letzte Zuflucht im eigenen Lande, bis er, landesflüchtig, mit dem russi­ schen Gesandten Fürsten Trubetzkoi, auf flüch­ tigem Pferde dem Schauplatz der Niederlage seines Heeres enteilte, unbekannt, wohin. 50 Geschütze, 20 000 Gewehre, 146 Automobile und zahlreiches Kriegsgerät fielen den Bul­ garen in die Hände. 17 000 Serben haben die Waffen gestreckt und fMji den weit über 100 000 Landsleuten zugesellt, die schon den Weg in die Gefangenschäfi antraten. Was auf der 60 Kilometer langen Front von Rndnik bis Prizren zwischen der Sitnica und der monte­ negrinischen Grenze heute noch an serbischen Truppen in dem schmalen serbischen Grenz­ streifen stehlt, wird sich, schleunigst über die montenegrinische Grenze zurückziehen oder in Gefangenschaft begeben müssen. Es werden aber ihrer nicht mehr viele sein. Ihnen bleibt nur noch! "Der Weg Wer Djakova, von dem sie den Weg nach! Skutari finden können. Denn über Jpek führen nur in der jetzigen Winters­ zeit für Truppen völlig ungangbare Bergpfade nach, dem Westen Montenegros über das Gebirge hinüber. Tie Stadt Prizren, die sich tin Besitz der Bulgaren befindet, ist eine der wichtigsten und reichsten Städte des westlichen Serbiens. Sie zählt etwa 50000 Einwohner, die sich aus Slawen, Albaniern und Walachen zusammensetzen. In der äußerst fruchtlü pen Wetoja-Ebene, an der Prizrenka-Bistrica lie­ gend, hat die Stadt nicht nur als Handels­ stadt, sondern auch, als Industriestadt lange eine bedeutende Rolle gespielt. Als sie noch, in türkischem Besitze war, galt sie als Mittel­ punkt der Waffenindustrie fast der ganzen euro­ päischen Türkei; doch ist dieser Industriezweig in der jüngsten Zeit in Prizren sehr zurück­ gegangen. Dafür sind die Gerberei, die Her­ stellung von Wollwaren und Töpferwaren, die Textilindustrie, Filigran- und Sattlerarbeiten die gepflegtesten Industriezweige geworden. Außerdem ist Prizren ein Haupthandelsplatz für Wein, Obst, Tabak und Mais. Heute dürste allerdings von den reichen Vorräten kaum noch etwas vorhanden sein, da ja das ser­ bische Heer, das an allem Mangel litt, alles aufgezehrt haben dürste. , Die österr,-ungar. Truppen haben im Mo­ nat November 78 russische Offiziere, 12000 Wann zu Gefangenen gemacht und 32 Ma­ schinengewehre erbeutet. Im Kampfe gegen Montenegro dringen die österr.-ungar. Truppen umfassend gegen! Plevlje vor, das wohl in Kürze von unsren! Verbündeten genommen wird. In Serbien hat die Armee des Generals von Koeveß im November 40 800 serbische Soldaten, 26 600 Wehrfähige gefangen, 179 Geschütze und 12 Maschinengewehre erbeutet. Die Ententetruppen in Mazedonien haben jetzt ihren Rückzug begonnen, da sie eine Um­ zingelung durch die Bulgaren befürchten muß­ ten. ────────── Bericht des deutschen Hauptquartiers. WTB. Berlin, 1. Dezember. Mittags/ (Großes Hauptquartier.) ────────── Westlicher Kriegsschauplatz. Westlich' von La Bassee richtete eine um­ fangreiche Sprengung unserer Truppen erheb­ lichen Schaden in der englischen Stellung an. Ein englisches und ein ftanzösisches Flug­ zeug wurden abgeschossen. Die Insassen sind gefangen genommen. ────────── Oestlicher Kriegsschauplatz. Keine wesentlichen Ereignisse. Balkankriegsschaitplatz. An einzelnen Stellen der Front fanden erfolgreiche Kämpfe mit feindlichen Nachhuten statt. Bei. Prizren nähmen die bulgarischen Truppen 18000 Herben gefangen und erbeuteten viele Gebirgsgeschütze und sonstiges Kriegsgeräte. Oberste Heeresleitung. ────────── Italienischer Kriegsschauplatz. Der gestrige Tag verlief an der Jsonzofront im allgemeinen ruhiger; nur der Brüc­ kenkopf von Tolmein wurde wiederholt hef­ tig angegrifen. Diese Vorstöße des Feindes brachen in unsrem Feuer zusammen. Heute Nacht setzte starkes Artilleriefeuer gegen den Nordhang des Monte San Michele ein. Gleichzeitig griffen die Italiener den Gipfel dieses Berges an; sie wurden zurückgeschlagen. Auch feindliche Angriffsversuche int Raume von San Martino wurden abgewie­ sen. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Unsre Truppen dringen umfassend gegen Plevlje vor. Eine Kolonne greift die Gradina-Höhe südöstlich, des Metalka-Sattels an, eine an­ dere erstürmte in den Nachmtttagsstunden und nach> Einbruch der Dunkelheit den von den Montenegrinern zäh verteidigten Hochslächenrand 10 Kilometer nördlich von Plevlje. Prizren wurde am 29. November mit­ tags von den Bulgaren genommen. Die Armee des Generals von Kveveß hat im November 40 800 serbische Soldaten und 26 600 Wehrfähige gefangen genommen und 179 Geschütze und 12 Maschinengewehre erbeutet. Ter stellvertretende Chef des Generalstabes! v. H o e f e r, Feldmarschalleutnant. Tier Tank Kaiser Kranz Jaftphs. Wien, 1 .Dez. Der Kaiser richtete nach­ stehendes Handschreiben an Mackensen: Lieber Generalfeldmarschall v. Macken­ sen! Tank Ihrer mustergültigen Führung, der vortrefflichen Mitwirkung der Jhüen unter­ stehenden Kommandanten und den ausgezeich­ neten heldenmütigen Leistungen der verbün­ deten Truppen wurden deren Feinde sehr em­ pfindlich, geschlagen. Es ist ant Balkankriegs­ schauplatz ein hocherfreulicher Erfolg erreicht. Ihr Führergeschick und die zähe Aus-dauer der Truppen, die das bisherige Ergebnis errangen, werden auch'die noch zu erübrigende Aufgabe bewältigen. Dankerfüllten Herzens verleihe ich 'Ihnen, lieber Generalfeldmarschall, die Bril­ lanten zum Militärverdienstkreuz 1. Klaffe mit Kriegsdekoration, den Führern der Ihnen un­ terstehenden Armeen, General der Artillerie V. Gallwitz und dem General der Infanterie b. Koeveß, das Militärverdienstkreuz 1. Klaffe mit Kriegsdekoration. Vermitteln Sie all den Braven, die unter Ihrer ruhmgekrönten Füh­ rung Hervorragendes geleistet, meinen Tank und Gruß. Wien, 28. Nov. . Franz Joseph. TA Lage in Japan. Die Voss. Ztg. enthält folgende vom Okto­ ber stammenden Bericht aus Tokio: In den ersten Monaten des Jahres wurden in For­ mosa Verschwörungen gegen die japanischeRegierung entdeckt, in deren Folge etwa 1000 Personen in Anklagezustand versetzt wurden. Vor kurzem wurden nun Mitteilungen veröf­ fentlicht, daß der Generalgouverneur von For­ mosa dem Ministerium! des Innern einen amt­ lichen Bericht über die Sache Zugesandt hat. Nach diesem Bericht wurden im Tainun-Provinzialgericht von 89 Insurgenten 61 zum Tod verurteilt, 6 zu 12 Jahren Gefängnis und 22 zu 9 Jahren verurteilt. Kurz darauf wur­ den von demselben Gericht von 163 Insur­ genten 156 Zum Tode verurteilt. 3 zu 15 Iahten Gefängnis, 3 zu 12 Jahren und 1 zu 9 Jahren Zangsarbeit'. In den nächsten Tagen daraus sind in der gleichen Sache 55 Insurgenten zum Tode verurteilt worden.Nach Blättermeldungen sind eine große Anzahl die­ ser Todesurteile bereits vollstreckt worden. (Z.) ────────── Vom östlichen Kriegsschauplatz. Sftuss russische Einberufungen. Der russische Minister des Innern be­ nachrichtigte alle Schulbehörden, daß wahr­ scheinlich schon 1916 die Einberufung desJahrganges 1918 erfolgen werde. ────────── Der Krieg mit Italien. Kichchssner an der italienischen Krönt. Ueber den Besuch Kitcheners an der Front berichtet die "Jdea nationale": Der König, Kitchener und Cadorna bestiegen erst die An­ höhen Medea, die den großen .Sektor des un­ seren Jsonzo von Gradiska bis zum Meere beherrscht. Tann fuhren sie nach Monte Fortin, wo sich, das ganze Becken von Görz ausdehnt. Hier wohnten der König Md Kit­ chener den Artillerie- und Jnfanteriekämpfen bei, wobei Kitchener dem König Zu der "un­ übertrefflichen Tapferkeit" des italienischenHeeres beglückwünschte. Große Entrüstung äu­ ßerte Kitchener über die erbarmungslose Be­ schießung der Stadt Görz durch die Oesterreichersch. Kitchener soll, wie die Blätter erzählen, ausgerufen haben: Welch, nutzlose Vendetta! Darin offenbart sich unfehlbar der Geist der Barbaren(!!). (Z.) ────────── Truppen, die die Serben audj, von der Ver­ bindung mit Albanien abschneiden würde. Falls der bulgarischen Heeresleitung ihre Absicht gelingt, würde der ganze Plan des serbi­ schen Oberkommandos, die Trümäher des serbi­ schen Heeres gegebenenfalls durch Albanien zu verproviantieren, hinfällig werden. Tie Rückkehr aus Mpnastir. Nach Athener und Saloniker Meldungen der französischen Blätter hält man die Besetz­ ung von Monastir durchs die Bulgaren für unmittelbar bevorstehend . Die bulgarischen Vorposten seien in nächster Nähe der Stadt angekommen. Das Giornale d'Jtalia" in Rom erklärt, datz der Rückzug der Verbündeten nach Salo­ niki bereits begonnen hätte, da sie dem furcht­ baren Druck der Bulgaren nicht mehr stand­ zuhalten vermögen. (Z.) Rückzug der Enteutetruppen von der Barvarfront. Saloniki, 1. Dezember. 3}te Agence Havas meldet: "Infolge der Räumung des Engpasses von Kacanik durch die Serben ist die Vereinigung der französischen und ser­ bischen Stroitkräfte nutzlos und unmöglich ge­ worden. Auch der Marsch der Franzosen auf VeleD ist nutzlos. Die Zurückziehung der^Truppen (decongestion) aus der Gegend von Krivolac hat begonnen, das der Mittelpunkt der Unternehmungen war. Bei Demirkapu (22 Ki­ lometer südöstlich von Krivolac) ziehen die Franzosen große Streitkräfte zusammen. Ent­ gegen den Nachrichten aus bulgarischer Quelle halten die Franzosen alle auf dem linken Vardaruser bis Krivolac eroberten Stellungen besetzt." Borvtzreitungen zum Abtransport der eugliWjen Truppen. Saloniki, 1. Dezember. Die englische Heeresleitung bringt seit Kitcheners Besuch die englischen Truppen näher an Saloniki heran. In der Bucht von Saloniki sind viele leere Dampfer eingetroffen. Aus allem känn Wan schließen, daß die englischen Truppen nach Aegypten sollen. Wie höhere französische Of­ fiziere aussagen, haben die Engländer auch von der Westfront große Truppenmengen für Aegypten abgezogen. Man spricht von drei Korps. Griechenland und die neue Note des Bietzverbandes. j Frankfurt, 1. Dezember. Aus Lu­ gano wird der Frankfurter Zeitung gemeldet: Die griechische Regierung verlangt, wie weitere Athener Meldungen bestätigen, daß die For­ derungen der zweiten Ententenote von einem gemischten Ausschuß von griechischen Offizieren und Ententeoffizieren geprüft werde. Sie wieist darauf hin, daß die geforderte große Bewe- gungsfieiheit der Ententetruppen aus den Eisenbahnen mit den griechischen Mobilisierunjgsplänen und der Sicherheit der griechi­ schen Truppen in Ostmazedonien unvereinbar fei, da der Seeweg allein für ihre Versorgung nicht genüge. Auch die Forderung nach Bewegungsfteiheit für die Ententeschiffe in den griechischen Gewässern ruft Bedenken hervor, deren Prüfung durch- den gemischten 'Ausschuß die griechische Regierung gleichfalls fordert. Die italienische Presse faßt die Antwort als einen Versuch auf, die Angelegenheit zu ver­ schleppen, bis die militärische Lage der grie­ chischen Regierung unzweideutig eine Stellung­ nahme ermöglicht. (Z.) Tije griechischen Neuwahlen. . Aus Saloniki wird gemeldet: Die soziali­ stische Vereinigung Mazedoniens hübe beschlos­ sen, an den griechischen Neuwahlen nicht teil­ zunehmen . Die Gründe werden demnächst in einem Parteimanifest veröffentlicht werden. Kein russischer Turchzug. Der Pesti Hirlap berichtet aus Bukarest: Die rumänische Regierung ließ in Petersburg wffsen, daß sie einen Durchzug russischerTruppen mit Waffengewalt verhindern werde. (Z.) Rußland und dpr Balkan. Paris, 1. Dezember. Der militärische Mitarbeiter der "Information" bespricht die Möglichkeit russischen Eingreifens aus dem Balkan und erklärt, eine Landung Rußlands in den bulgarischen Häfen sei jetzt unmöglich, nachdem die Bulgaren mit Hilfe der Deutschen die Küste befestigt hätten. Die Absicht der Russen, durch! Rumänien zu marschieren oder auf der Donau in Bulgarien einzudringen, sei eine langwierige und sehr schwierige Attym, die die Deutschen, indem sie die Donau bei Rustschuk versperrten, vereitelten. Ter Berichterstatter befürchtet, daß die Russen ebenso zu'spät kommen werden, tote die Fran­ zosen in Saloniki. ────────── Nnzuftijevcnheit mit der Regierung in England. Ter "Franks. Ztg." wird aus London ge­ meldet: Die "Morning Post" drückt in einem kurzen Artikel ihre Unzufriedenheit mit der Regierung aus. Das Blatt sagt, daß das Interesse des Landes im Augenblick ausschließ­ lich darin bestehe, den Krieg zu gewinnen. Wenn die gegenwärtige Regierung nicht di« Kraft habe, diese Aufgabe zu erfüllen, so sei es die Pflicht des Parlaments, die Minister zur Verantwortung zu ziehen und die Re­ gierung vor eine Alternative zu stellen. Das Blatt dringt darauf, daß Engla-w zu einer nationalen Handelspolitik zurü kehre, die durch! den verderblichen Einfluß einiger theo­ retischer Politiker verlassen worden sei. (Z.) Tie Lage in Aegypten. Die Times melden aus Kairo: UM Reib­ ungen zu vermeiden, wurden die englischen Grenzposten in Solum und Sidi Baram aufge­ hoben und nach! den Enidpunkten der Eisen­ bahn Mffa Matruh verlegt. (Z.) Unmittelbar nach! Kitcheners Unterredung mit Briand verlautete in Regierungskreisen, daß Kitchener über die von ihm in Aegypten veranlaßten Truppenwerbungen nur teilweise befriedigende Meldungen erhielt. Es bedürfe der äußersten Energie der dortigen britischen Autoritäten, um die weit über den Kreis der in Kairo ansässigen Intellektuellen hinaus bis tief nach den Sudanbezirken reichenden poli­ tischen und religiösen Bewegungen zu bekäm­ pfen. Die Privatmeldung von der Hinrich­ tung einer Anzahl antibritischer Persönlich­ keiten ist unbestätigt. Für richtig hält man aber die Erneuerung der Bitte des angloägyptischen Khediven, sich ins Privatleben zu­ rückziehen zu dürfen. Die Tribun« erhält aus Kairo die Nachricht, daß trotz fortgesetzter Ge­ rüchte von feindseliger Haltung der Großsenusst dem Khediven ein Glückwunschtele­ gramm zuM Namenstage gesandt hätte. Die Nachricht von einer revolutionären Bewegung Kemal Paschas wird offiziell dementiert. (Z.) Der Krieg mit England. ────────── erinnerte sich!, daß er einmal mit Mr. Geher im Zentral-Park gewesen, einem großen jnfit Rasen, Boskets und Bäumen geschmückten Areal, das mit dem Berliner Tiergarten ver­ glichen werden konnte. Hier war es gewiß leichter, sich sowohl der Gesellschaft .uner­ wünschter Unglücksgenossen,, als auch der Kon­ trolle der Polizei zu entziehen. Freilich, der Weg war weit, aber so .unlustig und schwer­ fällig die Füße ihn auch! trugen, er hatte keine Wahl. Nach zwei Stunden mühseligen Marsches erreichte er den Park. Er war so ermattet, daß er sich! ohne weiteres .auf das Gras sin­ ken ließ und sofort in einen tiefen Schlaf verfiel. Der Morgen fing an zu dämmern, als er erwachte. Es mochte zwischen 4 und 5 Uhr sein. Er rappelte sich! schwerfällig in eine sitzende Stellung. Mit einer .Grimasse rieb er sich die steifen, schmerzenden Glieder. Erstaunt blickte er um sich. .Wo war er berat? Da kam die Erinnerung und das Verständnis der Situation. Genächtigt unter freiem Him­ mel — wie ein Strolch! Ja pache Hn der ganze Jammer seiner Lage, er schlug seine Hände vor das blaffe, übernächtige Gesicht und weinte bftterfich. . ' , Ein Geräusch weckte Hn auf und veran­ laßte Hin, sich behutsam umzublicken. Kett-. Arm hegte, und ein paar heisere englisschje , Woche an sein Ohr schlugen. Verstört blickte er auf. Eine Schnapsflasche wurde ihm ent­ gegengehalten. Aergerlich! Mehrte er ab. Da ergoß sich eine Flut von Schimpfworten über ihn, und der Vagabund, der seine Kameradschaftlichkeit schlecht belohnt sah, sprang wütend auf und streckte seine beiden, nach innen gekrümmten Arme mit feindseliger Gebärde dicht vor sei­ nem Gesicht aus. Es war eine Herausforderung zum Box­ kämpfe, aber der ehemalige Korpsstudent hatte sich noch nicht .entschlossen, ob er sich zu die­ ser Hw ungewohnten .Form des Zweikamp­ fes herablassen sollte oder nicht, als zwei Schutzleute erschienen und der gefährlichen Si­ tuation ein @nbe machten. Die Polizisten schwangen ohne weiteres ihre Holzknüppel, und dH ganze Gesellschaft zerstreute sich im Nu nach! allen Windrichtungen. Viktor gelben war froh, daß er. glück­ liche, .ohne Prügel, davongekommen war, aber i$e Lust, auf einem anderen Platze auf der Hank zu Übernachten, war HM vergangen. D^r Gefahr, als obdachloser Strolch ausge--. griffen und womöglich! auf die .Polizei und von ha ins Arbeitshaus transportiert zu wer­ den, wollte er Mi doch .nicht aussetzen. Er wärts von üfjtm befand sich eine Gestalt, ein Mann, von dessen Gesichtsprofil er .nur einen kleinen Teil sah. Ter Fremde schien, wie er, im Freien kampiert zu haben und jetzt tniit seiner Toilette beschäftigt zu seih. Er war tu Hemdsärmeln und Bearbeitete mit zwei Bür­ sten fein Haar; einen kleinen ^Taschenspiegel hatte er auf einen Baumstamjm! gestellt. Das Geschäft nahm ihn ganz in Anspruch; mit großem Eifer und sichtlicher Befriedigung bür­ stete er das in der Mitte fast bis über dem ganzen Hinterkopfe gescheitelte Haar, dann griff er nach! seinem auf dem Rasen liegenden! Rocke, schwenkte ihn ein paarmal in der Lust, feuchtete seine Hand mit Speichel gnd strich glättend über den Rock hin. Leise richtete sich Viktor Felden auf, um sich! zu entfernen. Aber der andere Hätte das Geräusch« der knackenden Zweige vernommen. Mt einem Ruck drehte er sich! herum. ,Hallo, Gentlemann," rief er mit lauter. Munterer StimMe, aus der deutlich! ein fri­ scher, flvtter Galgenhumor herausklang, der alle, auch! die unangenehmsten Erscheinungen! und Ereignisse des Lebens von der komischem Seite nahm. — "Gut geschlafen?" , äL! ; i ui! I8NtN#u«g Nat.) m ────────── Der Krieg zur See. 'Ein britischer Dampfer versenkt. London, 30. November. Ter britische Dampfer "Kingsway" ist versenkt worden; der Kapitän und 21 Mann- der Besatzung wur­ den gelandet, ein anderes Boot mit 5 Personen wird vermißt. > ────────── Ein Rittzer von vier (Sifmtctt Kreuzen ist der Oberstleutant Bierey aus Eschweiler, der als Kommandeur eines sächsischen Keldartillerie-Regiments an dem glücklichen Aus­ gang der Schlachten in der Champagne ehren­ vollen Anteil hatte. Ter Kaiser hatte ihm nach dem Eisernen Kreuz 2. Klasse als Tank hierfür das Eiserne Kreuz 1. Klasse verliehen. Jetzt erhielt Oberstleutnant Bierey vom Groß­ herzog von Oldenburg das oldenburgische Eiserne Kreuz 2. und 1. Klasse, sodaß er also im Besitze von vier Eisernen Kreuzen ist, gewiß eine der größten Kriegsseltenheiten. •' Weniger Bicjr in Oesterreich!. Im In­ teresse der Schonung des Gerstenbestandes verfügt eine Ministerialverordnung in Oesterreich zunächst für die Monate Dezember 1915 bis einschließlich März 1916 eine weitere Ein­ schränkung der Bierproduktion, wonach nicht mehr als 55 Prozent der .normalen Erzeu­ gung gebraut werden dürfen und auch die Uebertragung der von "einzelnen Brauereien nicht ausgenützten Braurechte nur in beschränk­ tem Umfang stattfinden darf. Tier Papiermangel in Italien. Ein römi­ sches Blatt schreibt, wenn die italienische Re­ gierung nicht bald Abhilfe schaffe, würden in etwa 25 Tagen wegen Papiermangels keine Zeitungen mehr erscheinen. Die italienischen Papierfabriken erhielten wegen Waggonman­ gels keine Rohstoffe mehr, so daß die Papierfabrikanon unmöglich werde. Als Beispiel wird angeführt, daß efne Papierfabrik 250 Waggons für Zufuhr von Rohstoff benötigte, aber erst nach! 20 Tagen ganze 15 Waggons zugestanden erhielt. Das Blatt fragt die Re­ gierung, was sie sagen werde, wenn die Zei­ tungen nicht mehr erscheinen könnten. Tages-Uebersicht. ────────── Bayerische Nachrichten. Tier König als Pate. Der König 'Über­ nahm bei dem 7. Knaben des Bauern K.Brandstetter in Loh! bei Seyboltsdorf die Patenstelle und ließ das übliche Patengeschenk überreichen. Das Kind wurde auf den Namen Rupprecht Ludwig getauft. The Kammer der Reichsräte hielt gestern ihre erste «Sitzung ab. Nach den einleitenden Reden erledigte ,die Kammer ohne jede Er­ örterung mehrere Gesetzentwürfe, die mit beim! Kriege zusammenhängen, und das Gesetz über den vorläuftgen Vollzug des Budgets. Ter Finanzausschuß der Abgeordneten­ kammer hat gestern den Etat der Staatsbauverwaktung beraten. Hierbei wurde beson­ ders der Ausbau des Schiffahrtsverkehrs Do­ nau—Main gefordert. Auch die alsbaldige Vorlage eines zeitgemäßen Straßengesetzes mit Beseitigung der Pflasterzölle wurde verlangt. Ein anderes Mitglied wünschte noch für diese Session die Vorlage eines Enteignungsgesetzes mit Enteignungsrecht der Gemeinden für ge­ wisse gemeinnützige Zwecke sowie die Vorlage eines Bauplatzzusammenlegungsgesetzes. Das Wolffsche selbsttätige Korrektionssystem an der Isar bei Landshut habe die Landwirtschaft sowie die Triebwerksbesitzer schwer geschädigt und dem Staate wie der Stadt Landshut große Kosten verursacht. Ter Vorsitzende betonte, daß man die Uebernahme der Verkehrswege aus das Reich nicht aus dem nationalen Ge­ danken heraus fordern dürfe, das Reich fei stark geworden, gerade durch! die Wahrung der Selbständigkeit und der Eigenart der deut­ schen Stämme. Zu den Angriffen gegen den Beamten der Regierung von Riederbahern könne er sich! heute nicht äußern, er werde sofort Informationen einholen. — Die Staats­ regierung bedauere., daß an die Rottregu­ lierung infolge des Fehlens der Zustimmung des Landrates jetzt nicht sofort gegangen wer­ den könne; vom Landtag sei schon vor 2 Iahten .ein Staatszuschuß von 160000 Mark geneh­ migt worden. Tie Vilsregulierung habe be­ gonnen werden können, weil dort seit Jahren die Genossenschaften bestünden. ────────── Verbrannt. Das zwei-ein'halb Jahre alte Töchtevchen des Goldarbeiters Friedr. Wösfinger in Birkenfeld ist in einem unbewachten Augenplick dem Ofen zu nahe gekomjmien. Die Kleiden fingen Feuer, so daß das Kind schwere Brandwunden erlitt, denen es abends erlegen ist. Allerlei. ────────── man sage, es sei anderswo auch so, so folgere daraus doch! nicht, daß man es so lassen soll» Dazu seien ja Kulturbauämter geschaffen worj den, um hier Verbesserungen zu schaffen. Heute i sei die Rott noch hochwassergefährlich (Zuruf: Aber morgen nicht mehr!). Die Regierung sei nur ermächtigt, zu erklären, daß ein Teil der Hochwassergefahr von der Rott entfernt und auf die Vils übertragen werden solle, um damit einen Ausgleiche finanzieller Art zu schaffen, aber nicht in der Kultur. Wenn die Hochwassergefahr da sei, bleibe sie, Wenn sie auch! aus dem Papier anderswohin verlegt werde. Sonderbar sei e§, daß gerade das Rottprojekt immer wieder im letzten Auge'nj blicke aus Schwierigkeiten stoße. Er habe seine | Pflicht getan und int Ausschuß seiner Ansicht I bereits Ausdruck gegeben. 1914 hübe der Landü rat prinzipiell beschlossen, für das Rottpro­ jekt 25 Prozent zu leisten. Im Finanzausschuß der Abgeordnetenkammer habe dessen Vor­ sitzender Herr Dr. Pichler den Vorwurf er­ hoben, daß der niederbaherische Landrat in der Rottkorrektion versagt habe. Der Herr Staatsminister von Soden habe daraufhin er­ klärt, daß er den Beschluß des niederbaherischen Landrates bezüglich! der Rottkorrektion be­ dauere, ebenso die Begründung des Beschlus­ ses. Wenn zwei solch! hervorragende Persön­ lichkeiten solche Vorwürfe erheben in einer Sache, in welcher der Landrat,doch zugunsten des Projektes entschieden habe, so müsse man sich an den Kops greifen und fragen, wie zwei Herren solche Vorwürfe erheben tonnen, wenn sie das Protokoll des Landrates gelesen haben. Jetzt stehe der Landrat auf einmal vj>r einer anderen Stellungnahme des Staatsministeriums, das nur noch einen Teil der Rott als hochwassergefährlich gelten Mssen wol­ le. Dadurch! werden demselben Landrat neue Schwierigkeiten für das Projekt geschaffen, von dem man sagte, daß er sich nicht für dasselbe interessiere. Es hübe ihm auch! nicht gefallen, daß Man den Antrag, die Vils als hochwassergefährlich! zu erklären, mit der Rott vermengt habe. Beide Flüsse haben nichts miteinander zu tun. Warum suche man jetzt die beiden Sachen zu verquicken? Wenn jetzt der Vor­ wand gegen das Projekt zu stimmen^ in der Erklärung gegeben werde, die Sache sei nicht geklärt, so'sei hieran die K. Regierung und das Staatsministerium schuld, das in letzter Mnute diese Erklärung in den Lansdrat warf. Wenn das Projekt falle, so mache er die beiden Staatsbehörden dafür verantwortlich. Wenn auch! die Hochwassergefähr eines Teiles der Rott in Wegfall kommt, so wird lediglich- die Ausführung dieses Teiles des Projekres einer Genossenschaft zufallen, allein der Kreis Mffe dem Unternehmen Zuschüsse geben. Es sei lediglich! eine andere Art der Ausführung. Es sei düher Im Ausschuß der Eventualantrag f gestellt worden, wenn die Unternehmerpflicht des Kreffes für den einen Teil des Projektes in Wegfall komme, solle für diesen Teil der Kreis den treffenden Kostenteil als Zu­ schuß leisten. Die Genossenschaft sei auch be­ reits gegründet. Er forderte nochmals auf, dem Projekte zuzustimmen, dessen finanzielle Seite durch! den Ausschuß ebenfalls geklärt feil und sich! nicht durch die Stellungnahlme für die Vils beeinflussen zu lassen, die allerdings dem Ministerium des Innern nitrier liege als die Rott. Schluß folgt. während ein Betrag von 30 000 Mark dem mit 96 000 Mark noch« verfügbaren Kredit des für die Rott mit 120 000 Mark bestimjmeten Anteils des Kreis-Anlehens entnommen wer­ den soll. Falls das Ministerium die obere Teilstrecke. ,Nicht mehr als Hochwasser gefährlich bezeichnet, soll der Ausführung der anderen Strecke zugestimmt werden. Das Rottprojekt ist jetzt gegen früher aus eine andere Grund­ lage gestellt, weil das Ministerium nur mehr die Teilstrecke von Pfarrkirchen bis zur Mün­ dung als hochwassergefährlich im Sinne des Wassergesetzes erklärt. Es wäre daher der Kreis für den oberhalb Pfarrkirchen gelegenen Teil des Projektes nicht mehr der Unterneh­ mer, sondern eine zu bildende.Genossenschaft. Bisher sei das ganze Projekt, .das a!ns dem Jahre 1911 stamme, auf der Grundlage auf­ gebaut gewesen, daß der ganze Laus der Rott seit 1908 als hochwassergefährlich galt. Im Jahre 1913 seien die Detailprojekte gefertigt und jetzt lägen die Ergänzungsprojekte des Kul­ turbauamtes Pfarrkirchen vor. Von dem all­ gemeinen Entwurf habe der Landrat seiner­ zeit schon Kenntnis genommen und beschlossen, Daß aus dem Kreisanlehen mit 445 000 Mark ein Betrag von 120 000 Mark für die Rott bestimmt werden sollte. 1912 hübe der Land­ rat dahin Stellung genommen, daß die finenzielle Beteiligung des Kreises unter bet Voraussetzung angemessener Zuschüsse des Staates mit 25 Prozent der Gesamtkosten festgesetzt wurde. Das erste Projekt hatte 1 700 000 Mark, das zweite umgearbeitete nur noch 1 200 000 Mark Kosten vorgesehen. Heuer war ein Antrag zu erwarten, es 'solle auch die Vils als hochwassergefährlich erklärt wer­ den. Nun hübe das Ministerium einen 'salo­ monischen Spruch gefällt. Es sollen die Hälfte Rott und die Hälfte Vils als hochwasfergefährlich gelten. Dadurch werde aber die Sache nur verwickelt. Das Ganze sehe einem Kuh­ handel verflucht ähnlich. Der Landrat habe aber dadurch die schwierige Situation, haß er auch Heuer wieder nicht Wisse, wie er daran sei. So gehe es jetzt schon drei Jähre lang. Sonderbar berühre es ihn, meinte der Re­ ferent, daß im Kreisbudget 58 000 Mark ein­ gesetzt seien, obwohl die Regierung doch' wissen wußte, daß für dieses Projekt ,97 000 Mark zur Verfügung stehen. Ter Ausschuß glaubte, es sollten die Zuschußverhältnisse auch auf­ recht erhalten bleiben, auch wenn eine Teil­ strecke des Projektes nicht mehr als hochwassergefährlich! gelten werde. Herr Regierungsrat Reischle begründete das Projekt kurz und betonte, daß das Mini­ sterium Herrn Bauamhmünn Lutz vvn Pfarr­ kirchen, den Verfertiger des Projektes, zur Aufklärung in den Landrat entsandt hübe. Herr Bauamtmann Lutz gab sodann eine eingehende Erörterung des gesamten Projek­ tes, an dem 11 Triebwerksbesitzer und 276 andere Beteiligte mit 463 Hektar Grundfläch!? Interesse hüben. 8 Brücken, 5 Wehre und ein hochwassersveier Uebergang seien vorge­ sehen. Tie Kosten betragen 1140 000 Mark, die Kosten der Entwässerung 60000 Mark. Insgesamt werden pro Hektar 2460 Mark oder !pro Tagwerk 820 Mark Kosten treffen. Herr Landrat Geiger anerkannte, daß im Mottal etwas geschehen müsse, doch sei die Frage noch nicht genügend geklärt, ob die Kreisgemeinde die Unternehmerin des Pro­ jektes sein solle oder nicht. Er fürchte die Konsequenzen. Herr Landrat Stockbauer hält ebenfalls die derzeitige Lage des Projektes zu wenig geklärt. Herr Landrat Holmer erklärte sich! gegen das Projekt wegen der hohen Kosten und be­ dauerte die Angriffe aus den Regierungsver­ treter, die im Ausschuß gemacht worden seien. Herr Landrat Tr. Leeb betonte, jber Land­ rat habe für die Vils einen großen Betrag als 1. Rate genehmigt, der .einstimmig ange­ nommen ivorddn sei. Auch die Rottaler Ver­ treter hätten dieses Projekt, angenommen, das ;er|E ’tm letzten Jahre vom Landrak abgelehnt worden sei. Daß auch im Rottale etwas ge­ schehen müsse, darüber sind sich alle Leute einig, die das Rottal "je bereist haben. Wenn ────────── Dienstnachrichten. 'ZichUjldijeust. Ab 1. Dezember 1915 wur­ den befördert zu Schulverweserinhen: jdie Hilfslehrerinuen Regina Taub von Vilsheim, ßhnalie Rheinwald von Heining und Elisabeth Wolf von Pöcking an ihren Dienstortew, Marie Schindler von Hengersberg in Mitich; be­ rufen als Hilfslehrerinneu: die Schuldienstkandidatinnen Anna Breiherr von Pfarrkir­ chen nach Edlmühle und Olga Aigner von München, zurzeit zur Krankenpflege int Fe­ stungslazarett Dhvrn, nach, Oberried; versetzt otif Ansuchen: die Schulverweserin Marie Rheinwald von Mttich nach Grafenau, die Mfsleyrerin Hildegard Weber von Edlmühle &. nach' Hengersberg. Ab 1. Januar 1916 toety den befördert zum Volksschullehrer: der Schul­ verweser Joseph Schinharl von Mainburg, Z. int Heer, in Klafferstraß; versetzt auf An­ suchen: die Hauptlehrer Joseph Hastreiter von— Teugn nach! Perkam, Joseph Richtsfeld von Gottsdors nach Hartkivchen a. JnU, Josephs Heindl von Geiselhöring auf die 2. Bolks, schullehrerftekle in Regen, Franz Lab. Schmidt I von Klafferstraß auf die 2. PolksschullehrerI stelle in Tettenweis; die Volksschullehrer Lud­ wig Huber von Seiftiedswiörth nach! Ascholts­ hausen, Ludwig Gösch! von Sandharlauden nach! Tunding, Matthias Aumüller von Langfurtiji, zurzeit int Heere, nach! Gottfrieding; versetzt: der Volksschullehrer Ludwig Zisler von .Martinskirchen, zurzeit int Heere, nach Sandharlauden. ────────── stellung nach- Möglichkeit schon 8—10 Tage vor Weihnachten auszuliefern. Um Beschädigun­ gen und Fehlleitungen von Sendungen zu verhüten, ist ferner für möglichst gute Ver­ packung und sicheren Verschluß der Sendungen sowie für eine gut haltbare, deutliche und vollständige Aufschrift zu sorgen. Viele Sen­ dungen können entweder gar nicht, oder erst verspätet zugestellt werden, weil die auf der Sendung angebrachte Adresse während der Be­ förderung zu Verlust ging und in dem Pakete keine Anhaltspunkte über die Person des Ab­ senders oder des Empfängers gesunden wer­ den. Es empfiehlt sich daher, die Verwendung von Anhängeadressen möglichst zu vermeiden, die Aufschrift auf der Umhüllung der Sendun­ gen selbst anzubringen und den Sendungen einen Zettel beizupacken, auf welchem Name und Wohnort des Empfängers und Absenders genau angegeben sind. Tie Versendung meh!rerer Pakete mit einer Postpaketadresse ist für die Weihnachtszeit nicht gestattet. Weiter würde es sich Heuer auch empfahlen, mit der Aufgabe der Neujahrsbriefe und -karten mög­ lichst frühzeitig zu beginnen, da bei allzugroßer Anhäufung der Briessendungen trotz aller Vor­ sorge Verzögerungen in der Beförderung der wichtigeren Korrespondenzen eintreten könn­ ten. —* Weihnachts kerzen. Die herrschen­ de Fettknappheit und der vermehrte Verbrauch von Kerzen infolge des Petroleummangels er­ heischt Heuer möglichste Beschränkung der Ker­ zen aus den Weihnachtsbäumen. 'Besonders Vereine sollen ihre Weihnachtsfeiern ohne den sonst üblichen Lichterluxus veranstalten. Un­ sere Krieger draußen im lichtlosen Unterstand, in dunklen Bauernhütten, sind so dankbar' für Kerzen, die man ihnen von daheim sen­ det, daß gewiß mancher gerne im gemütlichen Heimathaus die Lichterpracht einschränken wird, um den Leuten im Feld einige Kerzen zu schic­ ken und zugleich, an einem Material zu sparen, das wir in diesen Tagen sticht verschwenden dürfen. Mancher wird außerdem finden, "daß ein Tanmenbäumchen, das nicht mit Kerzen und Flitter überladen ist, besonders in un­ serer großen, ernsten Zeit die Weihnachtsstimmung viel schöner und würdiger versinnbild­ lichet. ses Verbotes mit allen Mitteln der Schulzucht nachdrücklich durchzusetzen. —* Keine Beschlagnahme der Schweine. Die liberale Landtagskorrespondenz schreibt: In bäuerlichen Kreisen geht das Gerücht, daß die Regierung die Beschlags nahine der Schweine beabsichtige. Dieses Ge­ rücht bringt in sich die Gefahr, daß die bäuer­ lichem Kreise die <8$toeine abschlachten. Die bayerische Regierung Hat heute im Finanzaus­ schuß bündig erklärt, daß zur Beunruhigung in dieser Richtung keine Veranlassung gegeben ist, daß .weder die Reichsregierung noch die bayerische Regierung je die Absicht hatten oder haben können, die Schweine in Beschlag zu nehmen, schon aus dem Grunde nicht, weil die Durchführung dieser Maßregel auf unüber­ windliche Schwierigkeiten stoßen würde. —* Verkauf von Nußbäumen. Das stellvertr. Generalkommando des 1. daher. Ar­ meekorps gibt bekannt: Nach Berichten aus verschiedenen Gegenden des Korpsbezirkes wird von Händlern versucht, alle Nußbäume aus­ zukaufen. In einzelnen Fällen wurden die Eigentümer durch die unwahre Behauptung das Militär werde demnächst alle Nußbäume beschlagnahmen Und ohne Entschädigung fäl­ len lassen, zum Verkauf ihrer Nußbäume weit unter dem Wert veranlaßt. Das Heeresinteresse verlangt aber unbedingt, daß der Bestand an Nußbäumen tunlichst erhalten bleibe. Das stellvertretende Generalkommando 1. daher. Armeekorps hat daher folgende Anordnung erlassen: 1. Es ist verboten, ohne vorherige schriftliche Genehmigung des stellvertretenden Generalkommandos: a) Nußbäujme zu fällen, b) Verträge abzuschließen, die auf den Erwerb nichtgefällter Nußbäume gerichtet find. 2. Zuwidetzhändlungen werden mit Gefängnis bis zu einem Jähre bestraft. —' Bunter Abend. Rührige Hände sind bereits seit einigen Tagen vollauf mit den Vorbereitungen zu dem am Sonntag den 5. Dezember im Stadttheater stattfindenden"Bunten Abend" beschäftigt, dessen Erträgnis zu Weihnachtsspenden für die hiesigen Verwun­ deten verwendet wird. Man darf sich der sicheren Erwartung hingeben, daß der Besuch dieser Veranstaltung nicht nur in Anbetracht des edlen Zweckes, sondern ganz besonders durch den Anreiz der zur Vorführung kom­ menden eigenartigen Darbietungen 'ein beson­ ders lebhafter wird. Mit Berechtigung steht dieser Abend unter dem Wahlspruche: "Die Feldgrauen für die Feldgrauen", denn sämt­ liche Programmnumlmern, welche in heiterer und ernster Reihenfolge wechseln, werden aus­ schließlich nur durch Kunstkräste von Beruf, welche gegenwärtig bei den hiesigen Ersatz­ truppen einberufen sind, zur Durchführung gelangen. Ohne die intimen Einzelheiten des Programms verraten zu wollen, können wir heute.schon mitteilen, daß es den Bemühungen einer führenden musikalischen Kraft gelungen ist, eine eigene gutbesetzte Musikkapelle aus den Rechen der Ghargen und Mannschaften der Ersatztruppen zu bilden. Eine Kunstkrast mit Namen stellt dem! edlen Zwecke eine eigen­ händig entworfene Postkarte zur Verfügung und ein aus Künstlerhand hervorgegangenes Plakat wird noch« besonders auf den Zweck der Veranstaltung hinweisen. Ter Billet^tenvor- | verkauf hat bereits begonnen und hoffen wir, j daß die Bemühungen der Mitwirkenden im ( Interesse des edlen Zweckes durch recht zahl- ^ reichen Besuch allseitig anerkannt werden. | —* Weih nachtspost dien st 1915. Zur Bewältigung des bevorstehenden Wechuachtsverkehrs hat die Postverwaltung wieder be­ sondere Vorkehrungen getroffen, die zumeist schon am 17. Dezember dieses Jahres in Kraft ' treten. Erfahrungsgemäß liefert ein großer Teil des Publikums Pakete erst in den letz­ ten Tagen vor dem Wechüachtsfeste auf. Da diese Geschäftshäufung die rechtzeitige Beför- ; derung und Zustellung der Pakete erschwert, ■ und da auch! Heuer wieder wegen des Krie­ ges weniger und vielfach! auch minder geschul­ tes Personal zur Verfügung steht, ist es im Interesse der Absender und Empfänger ge­ legen, die Sendungen zur Hinianhaltung von Verzögerungen in der Weiterleitung und Zu­ ────────── > Italiens an Oesterreich-Ungarn und die Tür$ kei geführt hatten und erwähnte den Beitritt Italiens zum Londoner Abkommen. Tie Kamlmer vertagte sich nach der Rede Sonninos auf heute, um die Regierungserklärung zu be­ sprechen. Tier Kampf um MouaWr. Sd. Berlin, 2. Dezember. Zum Kaimpf um Monastir heißt es in der "Voss. Ztg.": 'Flüchtige von Monastir berichten von äußerst erbitterten Kämpfen aus den Höhen vor Mo­ nastir. Oberst Pasitsch. hält die letzten Ver­ teidigungswerke der Serben und ist entsch,las­ sen, es bis zum Straßenkampfe kmichnen >zu lassen. T^e .staltung Rumäniens. Sd. Berlin, 2.Dezember. Das "B.sT," meldet aus Sofia: In Petersburg eingetrosfene Nachrichten, daß zwischen Oesterreich-Unsgarn und Rumänien vereinbart worden sei, 500 000 Waggon Getreide und Futtermittel nach Oesterreich-Ungarn auszuführen, haben in russischen Regierungskreisen eine führ nieder­ schlagende Wirkung ausgeübt. England und Griechenland. Sd. London, 2. Dezember. Die Liverpooler Reeder erhielten den amtlich,en Be­ scheid, daß Hie vor 14 Tagen verhängte Aus­ fuhrsperre nach,Griechenland aufgehoben sei. Letzte Posten. The Eröffnung der italienischen Kammer. ' Sd. 'Rom, 2. Dezember. (Agencia Sie- j fani.) Die Kammersitzung fand bei dicht be- ! setztem Hause statt. Sämtliche Minister und über 400 Abgeordnete waren erschienen, auch mehrere Botschafter und Gesandte, wie Denjis Cochin, wohnten der Sitzung bei. Nach einer patriotischen Ansprache des Präsidenten ergriff Sonnino das Wort. Sd. Bern, 2. Dezember. Sonnino schil- I bette in seiner Rede in der italienischen Kam- 1 mer die Gründe, welche zur Kriegserklärung ? ────────── Nürnberg, 29. Nov. (Biehmarkt.) Preise: per 50 Kilogramm Lebendgewicht: Ochsen vollfleischige 1. Qualität 69—71, (Ausland Lebend, gewicht 00—00), voll fleischige 2. Qualität 65—68, (Ausland Lebendgewicht 00—00), fleischige 61—64, (Ausland Lebendgewicht 00—00), mäßig genährte 59—60, (Ausland Lbdgew. 00—00), gering genährte 00—00; Bullen: vollfleischige 1. Qual. 60—65, 2. Qual. 53—58, mäßig genährte 50—52, (Schlachtgewicht: 1. Qualität 000—000, 2. Qualität 00— 00, 3. Qualität 00—00). Lebendgewicht: Kühe und Kalbinnen vollfleischige 1. Qual. 62—68, 2. Qual. 55—61, ältere ausgemästete 45—54, mäßig genährte 40—44, gering genährte 27—37, gering genährtes Jungvieh 00—00; Kälber (Lebendgewicht): 1. Qual. 72—76, 2. Qual. 65 71, 3. Qual. 59—64; Schlachtgewicht: 1. Qual. 86—95, 2. Qual. 76—85, 3. Qual. 70—75; Schafe (Schlachtgewicht): Mastlämmer und jüngere Masthammel 85—100, ältere Masthammel, geringe Mastlämmer 78—84, gut genährte junge Schafe 00—00, geringe Hammel u. Schafe 60—77; Schweine (Fettschweine) über 150 Kg. 129—000, vollfleischige von 120 bis 150 Kg.000—000, von 100 bis 120 Kg. 118—000, von 80—100 Kg.108—000, unter 80 Kg. 93—00, Sauen 103—00, Bratenschweine 78—00. I Schlachtgewicht: Fettschwetne über 150 Kg.000—000, j vollfletschtge von 120—150 Kg. 000—00, von 100 ? bis 120 Kg. 148—000, von 80—100 Kg. 135—000, \ unter 80 Kg. 124—000, Sauen 00—00, Braten, f schweine 111—00. Handel und Verkehr. ────────── Literarisches. Der fliegende Tod. Von.einem deutschen Fliegevhauptmann. Preis Mk. 2.— (Porto 20 Pfg.) Westdeutsche Verlagsgesellschaft tu Wiesbaden malt uns in ,der Gestalt eines Kriegstagebuches packend und interessant le­ bendige Zukunftsbilder von einem Vordringen den gelben Rasse nach! Europa, einer Invasion unter Benutzung von Luftschiffen in 20 Jah­ ren. Was der militärische Verfasser ersicht­ lich zeigen will, ist die schließlich durch- Ver­ wendung von Luftschiffen noch mögliche Art einer Kriegführung durch, Terrorisierung der Völker. Das Buch! läßt sich nicht als Phäntasie mit Spott abtun, es ist eine Warnung von weitgehender Bedeutung und großem Ernst auch für unser Militär. Es nimmt außerdems einen ganz neuen Standpunkt der Kritik ge­ genüber dem gesamten MilitarisMsus ,ein. Es ist eine Warnung, die ganz besonders auch an die Militärkreise gerichtet ist, für Jedermann eine hochaktuelle Lektürs. t t 11 [ f [ilff/ "Wachtfeuer" (Architektur - Verlag "Der Zirkel" G. m. b. H., Berlin, Wilhelmstr. 48, Preis 20 Pfg.) ist das neueste 60. Heft erschienen. ────────── Fahrzeit der elektrischen Straßenbahn. «6 Dr-tsalti,k«itSplatz: Vorm. Nachm. HbenbS ────────── Inserate. ────────── Bekanntmachung. Betreff: Verkehr mit Brotgetreide und Mehl. Die nächste regelmäßige Mehl- Wh MnMkenllWe findet wie bisher im kleinen Rathanssaale statt und zwar für Karteninhaber mit dem Anfangsbuchstaben A mit F am Montag Sen 6. Dezember G mit X» am Dienstag den 7. " • M mit R am Donnerstag de» 9. " S mit Z am Freitag de« 10. " jeweils von 8—12 Uhr vormittags «nd 2—6 Uhr nachmittags, am Freitag Vormittag jedoch erst von */z10 Uhr ab. Es gelangen nur Karten mit den vorgeschriebenen Buchstaben znr Ab­ fertigung, auch wollen Mehlbestellungen der Bäcker und Mehlhandluvgen an diesen 4 Tagen nicht vorgenommen werden. Landshut den 1. Dezember 1915. §t