Gesammelte Artikeltexte des Kurier für Niederbayern, Ausgabe vom 1915-12-22. Unterstützt durch den Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE). Herausgeber: Lehrstuhl für Digital Humanities, Universität Passau (2016). Veröffentlicht unter der Lizenz Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International. Kurier für Niederbayern: Landshuter Tag- und Anzeigenblatt; unabhängige Tageszeitung für Heimat und Volk. Altbayerische Verlagsanstalt Vereinigte Dr. Mühldorf, Betrieb Landshut. 68. Jahrgang Nr. 347, 1915-12-22. Die gescannten Zeitungsbände wurden von der Bayerischen Staatsbibliothek München zur Verfügung gestellt. (https://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=644150540&db=100) Die Zeitungsdoppelseiten wurden mit 300dpi und einer Farbtiefe von 24 Bit gescannt, die resultierende TIFF-Datei binarisiert und als Input für die OCR-Software verwendet. 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Im Westen hat eine deutsche Abteilung eine englische Sappe erstürmt und gehalten. Im Osten wurde eine russische Abteilung, die ein Gehöft bei Widsh besetzt hatte, wieder vertrieben und weiter südlich bei Czartorysk russische Vorstöße stärkerer Erkkundungsabteilungen abgewiesen. Ebenso bei Rafalowka am Styr. , " ' An der italienischen Front kam es nur am Monte San Michele zu Jnfanteriekämpfen, bei denen zwei Kompagnien der Italiener auf­ gerieben wurden. In Montenegro wurde von den österr. Ungar. Truppen nördlich von Berane neuer­ dings eine Stellung der Montenegriner er­ stürmt. Ter türkische Sieg aus Gallipoli erregte in Konstantinopel ungeheure Freude. Aber auch bei uns und unsren übrigen Verbündeten herrscht in Würdigung des Erfolges lebhafte Freude über den Sieg der türkischen Trup­ pen. ────────── Bericht des deutschen Hautquartiers. WTB. Berlin, 21. Dezember. Mittags. (Großes Hauptquartier.) ────────── Westlicher Kriegsschauplatz. Westlich von Hulluch nahm eine deutsche Abteilung eine englische Sappe und wehtte einen feindlichen Gegenangriff ab. Aus vielen Stellen der Front lebhafte Artilleriekämpfe. Keine Ereignisse von Bedeutung. ────────── Oestlicher Kriegsschauplatz. In der Nacht vom 19. zum 20. Dezember Hatte eine vorgeschobene russische Abteilung das nahe vor unserer Front liegende Gehöft Tekochi dicht südöstlich von Widsh besetzt. Sie wurde gestern wieder vertrieben. Südlich des Wysgonowskojesees und bei Bjoseiuchnowka nordwestlich! von Ehartorhsk' wurden feindliche Erkundungsabteilungen ab­ gewiesen. Balkankriegsschauplatz. Tie Lage ist im allgemeinen unverändert, u., Oberste Heere! leitung. ────────── WTB. Wien, 21. Dezember, mittags. Amtlich! wird verlautbart: Russischer Kriegsschauplatz. Gegenüber Rafalowka am Sthr wurde eine russische Aufklärungsabteilung zerstört. Sonst stellenweise Geschützkampf. Italienischer Kriegsschauplatz. Tie Artilleriekämpfe an der Tiroler Frpnt dauern fort. Zwei italienische Kompagnien, die nachts gegen den Monte San Michele vorzudringen versuchten, wurden aufgerieben. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Tie Verfolgungskämpfe gegen die Monte­ negriner führten gestern neuerdings zur Er­ stürmung einer feindlichen Stellung nördlich, von Berane. Unsre Truppen haben in den letzten zwei Tagen etwa 600 Gefangene eingebracht. ; Der stellvertretende Chef des Generalstabes r v. H o e f e r, Feldmarschalleutnant. Bericht unserer Verbündeten. . l Oesterreich-Ungarn und Amerika. Rotterdam, 21. Dezember. Reuter mel­ det aus Washington, Präsident Wilson und sein Kabinett hätten alle Gegenvorschläge der österr.-ungar. Regierung mit dem Zwecke einer näheren Besprechung abgelehnt und einstim­ mig den Wortlaut einer zweiten Note festge­ stellt, die jetzt nach Wien gedrahtet wird. Man meine, daß Oesterreich-Ungarn Amerikas For­ derungen Folge leisten könne ohüe Schaden für seinen Stolz und seine Würde. An autori­ sierter Stelle wird versichert, der österr.-ung. Bevollmächtigte habe zu Lansing gesagt, wenn die zweite Note weniger kräftig als die erste sein würde, würde auch die zwbite öftere.» ungar. Antwort ganz befriedigend sein. (3 ) Holland protestiert gegen die Beschlagnahme seiner Postsäcke. Haag, 21. Dezember. Das Ministerium des Aeußern teilt mit, daß die niederländische Regierung bei der britischen Regierung gegen die Beschlagnahme von Postsäcken aus den nie­ derländischen Dampfern "Noordam", "Frifia" und "Rotterdam" energisch protestterte. Sie er­ suchte um sofortige Zurückgabe der Post und sprach die Erwartung aus, daß sich Derartiges nicht wiederhole. A m st e r d a m, 22. Dezember. Das "Han­ delsblad" erfährt, daß die niederländische Post vom Dampfer "Noorderdifk" der Holland-Lhnierikalinie wiederum von den Engländern be­ schlagnahmt worden ist. " ., . ────────── 44 Luftkinnpfe an einem Tag. I London , 21. Dezember. Das Pressebüro meldet aus dem britischen Hauptquartier: Bei­ derseits heftige Beschießung bei Upern. Ein feindlicher Angriff mit Handbomben bei den Steinbrüchen von Hulluch> wurde heute abge­ schlagen. Gestern fanden 44 Luftkämpfe statt. Zwei feindliche Flugzeuge wurden gezwungen, hinter den eigenen Linien zu landen. Eines unsrer Flugzeuge wird vermißt. Vom westlichen Kriegsschauplatz. ────────── Vom östlichen Kriegsschauplatz. Rücktritt des Generals Rußki. ! Petersburg, 22. Dezember. Ein UtoS 1 des Zaren enthob den General Rußki der Tä­ tigkeit als Oberbefehlshaber der Nordarmeen unter Belassung der Stellungen im Reichs­ rat und Obersten Kriegsrat. Der Zar richtete an General Rußki ein Handschreiben, worin gesagt wird, daß die gro­ ße militärische Arbeit, die der General lei­ stete, nm die schwere Aufgabe der Verteidi­ gung der Landeshauptstadt zu erfüllen, seine Gesundheit ernstlich, angegriffen !habe und eine Erholung und Pflege dringend! notwendjigk machte. Ter Zar dankte Rußki für die erzielten glänzenden Ergebnisse und spricht die Hoff­ nung aus, ihn bald wieder an der Spitze der Truppen zu sehen. Tie russischen Flüchtlingsunterstützungen. Ter russische Ministerrat hat neuerdings dem allrussischen Semstwosverband Auftrag gegeben, bis zum 1. Januar russischen Stils eine vollständige Abrechnung vorzulegen über sämtliche Summen, die von der Regierung seit Kriegsbeginn dem Verband für Flüchtlings­ fürsorge usw. ausgehändigt worden sind. Wie schon gemeldet, hat die Regierung bis zuM Erhalt dieser Abrechnung die weitere Aus­ händigung Don Unterstützungsgeldern verwei­ gert. (Z.) ────────── fchafsung der Mittel für den gemeinsamen Kampf und den gemeinfämpn Sieg einem 1 sei­ ner Alliierten, nämlich England, einen so au­ ßerordentlich hohen Tribut zahlen müsse, wie er sich aus der Steigerung des Kohlenpreises von 35 auf über 150 Lire pro Tonne ergäbe. Hier müsse im Interesse der gchpeinsaMien Sache der Alliierten die englische Regierung eingreifen. Es sei ein sonderbarerWidersprft ch, daß die Alliierten an England für jene Waren Tribut zählen müßten, während sie doch zur Verteidigung und zum Sieg gebraucht würden, mit dem das eigenste Interesse Englands so sehr verknüpft sei. Ein italienischer Filnilieferungsskanval. Ter Berl. Lok.-Anz. meldet aus Lugano: Den sich tägliche mehrenden italienischen Skandalgeschichien, betrügerischen Heereslieferungen und bestechlichen Vertrauenspersonen, reiht sich der neueste Skandal wegen Vergebung dev ausschließlichen Berechtigung zur Herstellung von Kriegsfilmen an den bekannten Militärtkritiker und Deutschenfresser Oberst Barsone würdig an. Wie der Avanti mitteilt, hatte ein Komitee unter Vorsitz des Bürgermeisters von Turin vom Kriegsminister die Erlaubnis erbeten, Kriegsfilme unter Aufsicht der Mili­ tärbehörden Herstellen Mdürfen. Der Rein­ gewinn sollte dem Roten Kreuze zufließen. Das Gesuch wurde abgewiesen. Kurze Zeit darnach aber wurde dem 'Oberst Barone das ausschließliche Recht für die Herstellüng von Kriegsfilmen und vhne Beschränkung für die Verwendung des Reingewinnes zugestanden. Erst nachdem der Avanti Lärm geschlagen, bequemte sich Barone dazu, von den bereits einkassierten 100 000 Lire 20 000 "freiwillig" an das Rote Kreuz abzuliefern. Der Avanti forderte nun eine Revision des Vertrages mit Barone. Wenn die selbstlose Hingabe der Sol­ daten zu Schauspielzwecken dienen solle, so müsse wenigstens der volle Reingewinn für Hilfszwecke verwendet Werden. (Z.) ────────── Die Türkei im Kriege. Der türkische Erfolg auf Gallipoli. Zürich, 21. Dezember. Der "Secolo" berichtet aus London, daß dort die Nachricht vom Rückzug der englischen Truppen aus Suvla-Bai auf Gallipoli und namentlich die Auf­ gabe der Stellung bei Anzac, wo die austra­ lischen und neuseeländischen Truppen waren, starke Aufregung verursacht hat. Englische Blätter bemerken, daß dadurch große Hoff­ nungen zunichte werden. Ter große Vorteil der Unternehmung habe darin bestanden, daß 250 000 Türken durchaus festgehalten wurden, den, die nunmehr gegen England (Aegypten) frei würden. Entschieden wird verlangt, daß wenigstens an Sed dil Bahr festgehalten wer­ de, damit dieser Punkt dereinst die gleiche Rolle wie Gibraltar spielen könne. Tie Aufgabe von Ari Burun und Anaforta. Haag, 21. Dezember. Ueber die Räu­ mung der sogen. Anzacstellungen bei Ari Burun und Suvla wurden im englischen Unter­ haus noch einige Einzelheiten mitgeteilt: Sie wäre erfolgt, ohne daß die Türken es gemerkt hätten. General Monra lobt in einem Tages­ befehl die Kommandeure der Landtruppe« und die Marine für die mit so großer Tätigkeit durchgeführte Ueberführung der Dchrppen. Nach Meldungen aus Konstantinopel muß­ ten die Engländer ihre Kranken und Ver­ wundeten sowie zählreiches Kriegsmaterial zu­ rücklassen, da ihr Rückzug, obgleich er angeblich! planmäßig war, Hals über Kopf vor sich ging. (Z.) Preßstimmen zum Abzug von Gallipoli. Der Berl. Lokalanz. schreibt: Von den drei Landungsstellen, an denen sich englisch­ französische Truppen auf Gallipoli eingenistet hatten, war die Suvla-Bai diejenige, um die sich seinerzeit die heftigsten Kämpfe abgespielt hätten. Sie entspricht der in den türkischen Berichten genannten Anaforta-Stellung. Diese ist also nach dem amtlichen englischen Tele­ gramm "geräUmjt" worden — wie die Darstel­ lung aus Konstantinopel zeigt, unter stürmi­ schen Angriffen der heftig nachdrängendenTürken. Unter der Bezeichnung Anzac-Zone ist der von den australischen und neuseeländischen Expeditionstruppen besetzte Bezirk gemeint. Da die Engländer zugleich von der zweiten Lan­ dungsstelle Ari-Burun zurückgeworfen wor­ den find, bleibt lediglich die Südspitze von Galkipoli noch in ihrem Besitze. Ob die nun "mit Erfolg" vollführte Transportierung der eng­ lischen Truppen nach einem anderen Kriegs­ schauplatz freiwillig oder unter dem Druck der türkischen Angriffe sich, vollzogen hat, ist für den Enderfolg vhne Belang. Hauptsache ist, daß die ganze große Dardanellenaktion, bei der die Engländer nach Churchills prahlerischen Worten nur wenige Meilen vor einem glänzen­ den Sieg standen, ein unrühmliches Ende nimmt. Tie Boss. Ztg. schreibt u. a.: Die Sa­ loniki-Expedition war zum großen Teil des­ halb angesetzt, um die Verbündeten in Galli­ poli zu entlasten, und ihnen das Odium einer schweren Niederlage in den Augen der heute gespannt wartenden gesamten osmanischenWelt zu ersparen. Beide Versuche sind gescheitert. Der heutige Tag bringt den Auftakt zu Ereig­ nissen von großer Bedeutung. England und Frankreich werden bald in ihrem großen von Mohammedanern bewohnten Besitz spüren, was 'es heißt, von den Truppen der osmanischen Vormacht geschlagen zu sein. Die militäri­ sche Niederlage auf Gallipoli ist gleichbedeu­ tend mit einer großen politischen Niederlage. Beide sind die rein natürlichen Folgen einer 5 gründlich verfehlten Politik in Osteuropa. Die militärische Niederlage ist ferner die gerechte \ Strafe für die mit einem unglaublichen Leichtf sinn ohne sorgfältige Vorbereitungen einge­ leitete Unternehmungen im nahen Orient. Tie Freude in Konstantinopel. . Konstantinopel, 21. Dezember. Die I Nachricht von der vollständigen Niederlage der i Engländer und der Räumung der Abschnitte i von Anaforta und Ari Burun wurde hier \ spät abends bekannt. Sie verbreitete sich all- • i mählich in der ganzen Stadt und rief unge| heure Freude hervor. Alle Türken beglück; wünschten einander und sprachen den Wunsch * aus, daß auch der Abschnitt von Sedd il Bahr bald gesäubert werden möge. ────────── Der Krieg mit England. Englands Haltung. Ter Mailänder "Avanti" beschäftigt sich mit einer Korrespondenz aus Rom, in der der Masfagero über die hohen englischen Frachtsätze Beschwerde führt. Der "Avantt" erklärt, England lasse den Krieg mit dem Blut und mit dem Gelde anderer führen. (Z.) Eine verkrachte veutschseindlichc Grün­ dung. Die seinerzeit mit großem LärjM von Sta­ pel gelassene englische Antigerman League (deutschfeindliche Vereinigung) ist, wie der B. Lok.-Anz. berichtet, nach, kurzem Dasein fried­ lich in den Hasen des Bankerotts eingelaufen. Gegen den Geschäftsführer des Bundes, Chattefrbon, und gegen den Mitbegründer,-. Ge­ neralmajor Sir A. E. Turner, klagte, wie die Londoner Daily News berichten, der Ver­ leger der Zeitschrift "Gentlewomans" aus Zahlung von 480 Mark für Inserate. DerBund konnte die Rechnung nicht begleichen, weil es Hm an Geld fehlte. Bei der Verhandlung stellte sich, heraus, daß Sir Turner dem Gründungsausschuß überhaupt nur unter der Be­ dingung beigetreten war, daß er dem Unter­ nehmen weder Zeit opfere, noch dafür Geldverbindlichkeiten übernehme. Uebrigens hatte nach der weiteren Gerichtsverhfindlung das Unternehmen sein Dasein mit einer Schuld von etwa 6400 Mark an den Geschäftsführer Chatterdon begonnen. (Z.) Ter Erfolg der deutschen .Heilt,inst — Eng­ lands Sorge. Haag, 21. Dezember. Die offizielle deut­ sche Mitteilung über die sehr hohe Zahl der wiederhergestellten deutschen Verwundeten hat der englischen Hoffnung, haß sich! das Soldaten­ material Deutschlands erschöpfe, einen bösen Stoß versetzt. Die "Times" geben zu, daß die deutsche Wiederherstellungsrate alle bis­ herigen Berechnungen der Verbündeten über die deutschen Verluste wertlos macht. Anläßlich des Aufrufes, der die Gruppe 2 bis 5 des Derby-Planes, d. 'fy. aller Unver­ heirateten zwischen 19 und 22 Jahren bis zum 20. Januar einberuft, prahlt eine kind­ liche Reuter-Depesche: "Während England so erst «seine jungen Männer einzieht, müsse Oesterreich-Ungarn schon die 46jährigen aus­ heben." Sie verschweigt aber, daß in England der Rahm von diesen und allen späteren Klas­ sen längst abgeschöpft ist, und beantwortet die bange Frage der Wochenschrift "Nation" nicht, woher denn die Offiziere für alle diese wei­ teren Soldaten kommen sollen. Die Berech­ tigung dieser Frage beweist die ebett festgestellte Tatsache, daß seit längerem Offizierspatente in großem Umfang an Schulbuben von 17 Jähren und darunter vergeben werden. — Frenchs bombastischer Abschiedsbefehl wird ganz ignoriert. Man hat seine feste Ueber­ zeugung von einem baldigen glorreichen Siege zu oft gehört. (Z.) Englische Sorgen um Aegypten. Köln, 22. Dezember. In einem Bericht aus Aegypten vom 3. Dezember teilt die Köln. Volksztg mit, daß die Engländer schwere Sor­ gen wegen der Ausstände der westäghptischen Araberstämme hegen. Als Vorbeugungsmittel ist die Zwangsrekrutierung der Aegypter ge­ plant. Aus freiwilligen Rekruten sind bereits mehrere neue Bataillone gebildet. In der letzten Woche sind am Suezkanal weitere 70 000 Engländer, Indier und Australier eingetroffen. Die englische Gesamtmachh wird dort auf 200 000, in ganz Aegypten auf 300 000 Mann geschätzt. — Vollständige Schließung des Suezkanals aus militärischen Gründen steht bevor. ────────── Tegccmrm Mt der Meldung, daß der Dampfer tonn einem deutschen Unterseeboot aufgebracht " ^ v — worden sei. Er sei mit einer deutschen Pri­ senmannschaft an Bord bei Anhalt auf Grund gestoßen, später aber, wieder flott geworden/ und nach Swindemünde abgegangen. Der Dampfer war mit Eisenbahnschwellen vonGoeteborg nach Hüll bestimmt. London, 21. Dezember. Lloyds meldet: Der britische Dampfer ,Huntly", der frühes der deutsche Dampfer "Ophelia" war, wurde persenkt. — Der britische Dampfer "Belford" aus Glasgow wurde versenkt. Die Besatzung ist gerettet. ────────── Kriegsbriefe aus dem Westen. stände in Granatlöcher eingebaut. Nach einer kurzen Strecke bot dann ein Steilhang, der hunderte von Wolltreffern aufgefangen hattem große Sicherheit. Ihm verdanken unzählige ihre Rettung. Auf diesem schweirigen Wege mußte jedes Stück zum Grabenbau, jedes Brett, jeder Sack Beton nach vorn gebdachr werden, Mit Zähigkeit und Beharrlichkeit wurden die Shützengräben schließlich verbesert. Die Sohle wurde mit Lattenrosten belegt, die Wände erhielten Stützung und Faschinen. Der Humor ver ließ unsere Leute auh un dueser schwer beschossenen Stellung nicht. Das vorderste Stabswquartier erhielt sogar einen Blumengarten, der frilich nur in einer mit ein paart anspruchlosen Gewacäshen beüflanzten Zuckerkiste bestand. Von der Bauarbeit kann man sich eine Vorstellung machen, wenn man bedenkt, daß eine einzelne Kompagnie ist in einer Nacht zehntausende Sandsäcke verbaut hat. Nachdem der Ausbau genügend fortgeschritten war, handelte es siucg darum, die feindliche Stellung, soweit sie für uns wichtig, warm zu nehmen, Zu diesem Zwecke wurde nach genauem Plane das Bataillon zum Sturm angesetzt. Gegenüber befanden sich fünf hintereinanderliegende französische Gräben, die mit großer Emsigkeit und Geschicklichkeit ausgebaut worden waren, Von ihnen mußten die drei vordersten gestürmt werden. Unsere Opniere hatten der vordersten freundlichen Graben , in der Breite, die gestürmt werden sollte, vollkommen unterminiert. Die Minen waren mit starken Dynamitladungen gefüllt, verdammt und Mit Zündschnuren versehen. Jeder einzelne Mann wußte, was er zu tun hatte, es waren genügend Auftrittsstufen und Sturmleitern vorhanden, daß jeder rechtzeitig aus dem eigenen Graben hin­ aus konnte, Proviant für drei Tage war verteilt. Außerdem waren schwere Minenwierfer angesetzt, die die weiter hinten liegenden französischer Stellungen, welche man nicht unterhöhlen konnte, zerstören sollte. Bis dahon klappte alles vorzuüglich. Da aber kam eine Überraschung. Das Bataillon erfuhr erst am Abend vor dem Surm, daß es am nächsten Morgen um 7 Uhr stürmen sollte, Fast gleichzeitig aber kam eine mit einem leichten Minenwerfer abgeschossene Konservenbüchse aus dem französischen Graben herübergeflogen, die flgenden Brief enthielt: "Messiurs les camerades boches, Nous nous attendons demain matin a 7 heures." (Meine Herren Kameraden Boches, wir erwarten euch morgen früh um 7 Uhr). Die französische Spionage, die sich damals noch sehr lebhaft in dieser gegend fühlbar machte, wo über der Erde mit Hunden und Brieftauben (versuchsweise selbst mit Kindern), unter der Erde durch die Stollen der Kohlengruben Nachrichten an die feindliche Linie befördert wurden. hatte also wieder einmal einen guten Erfolg gehabt. Wer daran noch zweifelte, der sollte am nächsten Morgen belehrt werden. Alles stand auf den Punkt 7 Uhr zum ©tu'tfme bereit. Da ging plötzlich, wenige Minuten vor 7 Uhr eine französische Mine hoch,. Zum Glück hatten sich die Franzosen verrechnet. Die Mine lag mitten zwischen den beiderseitigen Stellungen, war auch zu scharf geladen und riß nur ein tiefes, spitzes Loch. Aber der Vorfall veranlaßte, daß nun auch unserseits der Sturm einige Minnten früher begonnen wurde, da man den Absichten des Feindes auf alle Fälle möglichst zuvorkommen Mußte. Es gab einen fürchterlichen Krach: Ter ganze vorderste französische Schützengraben ging mit einem Male in die Luft. Tie Drahthinder­ nisse und dicken Erdflöhe flogen *200 Meter hoch. Ehe sie noch, wieder zu Boden fielen, war die erste deutsche Sturmwelle schon da­ runter durch. Sie hätte den Auftrag, sich nicht bei den vorderen Gräben aufzuhalten, sondern bis zum dritten vorzufluten und sich festzusetzen. Ta aber die Franzosen, infolge des furchtbaren Eindruckes der Minenspren­ gung panikartig flohen, ließen sich die Leute nicht halten, sondern stürmten bis über 'den fünften und letzten Graben hinaus und kamen bis in die ftanzösischen Artilleriestellungen, deren Geschütze sie vorübergehend in Hän­ den hatten. Doch wurden sie zurückbefvWen, da lediglich beabsichtigt war, bis .um^dritten Graben zu gelangen; und das wär erreicht und mußte genügen. Nur an einer Stelle waren die dort vor­ stürmenden Leute von dem sehir starken Draht­ hindernis ausgehalten worden, da.dort eine unsrer Minen nicht losgegangen war. Sie ge­ rieten in das Feuer eines französischen Ma­ schinengewehres. Da wurde ihnen dasSprengloch, welches die französische .Mine gerissen Hätte, zur ^Rettung. Unter Führung eines jungen, selbst schon verwundeten Reserveoffi­ ziers besetzten 17 durchwegs verwundete Mann den tiefen Trichter, dessen Spitze mit Sprengtrümmern ausgefüllt war, gruben sich Schieß­ auftritte, sowie als eine Art Unterstand ein einfaches Schlupfloch, in der Seitenwand des Trichters und harrten stundenlang kämpfend da aus, bis Hilfe käm. Der schneidige Führer' Hätte die Verwundeten verbunden und, da das Verbandzeug nicht langte, sich, selbst um die blutige Stirn einen abgeschnittenen Hemd­ ärmel wie einen "Turban" gewunden. So fand man die Tapferen, die sich ge­ gen eine erdrückende Uebermacht behauptet hät­ ten. "Nur Persönlichkeit ist es, die uns die­ sen Krieg sicher gewinnen läßt", so schloß der Vortragende seinen Bericht. W. SHeuermann, Kriegsberichterstatter Berlin, den 20. Dezember 1915. (Unberechtigter Nachdruck, auch auszugsweise, verboten.) Cm Sturm auf der Korettohöhe. Von unserem Kriegsberichterstatter. Großes Hauptquartier, am 16. Dezbr. Ein Bataillonsführer, der einen großen Teil der schweren Kümpfe um die Lorettohühe in vorderster Linie miterlebt hatte, be­ nutzte einen Besuch im Großen Hauptquar­ tier, um im Kreise von Kameraden einenVortrag über seine Erfahrungen zu halten. So weit diese technischen Inhaltes sind, entziehen hen sie sich Wer der Wiedergabe. Aber bei der Bedeutung dieses heißumkämpsten Punktes der Front hüt die lebendige Schilderring eines Ausschnittes aus den heißen Kampftagen Anspruch auf allgemeines Interesse. Der Vortragende wies darauf hin, daß für die Franzosen der Besitz der weithin über der flandrischen Ebene sichtbaren Wallfahirtskirche Notre-Dame-de-Lorette eine doppelte Bedeutung habe. Neben der militärischen eine abergläubifche, denn nach einer im franzö­ sischen Norden weit verbreiteten Sage hängt von der Besitze dieser Kapelle Sein oderNichtfein Frankreichs ab. Das in die Stellung eingesetzte badische Bataillon hätte von vornherein kein leichtes Leben. Die Schützengräben, die in den tie­ fen, fetten Humus eingegraben waren, brökkelten stark aus und waren tief verschlammt. Sie nachhaltig zu verbessern, verhinderte die fortgesetzte, wenn auch stets abgewiesene Of­ fensive, welche die Franzosen auf diesen Punkt richteten. Sdhr schwierig war die Ablösung. Ein angefangener Annäherungsweg war nicht zu benutzen. Man mußte auf der Landstraße ohne Deckung bis zum sogenannten Marokka­ nerwäldchen gehen, und bog dann in die be­ rüchtigte "Sichlammulde" ein, deren Zugang von feindlichem Maschinengewehrfeuer bestri­ chen wurde. Hier waren eigenartige Unter­ ────────── licher Hand. Seine Ahnung trog ihn nicht. Miß (Same Parkhurst hatte die Zeilen ge­ schrieben, die er mit flinimiernden Augen las: Mein lieber Freund! Sie hüben mich sehr betrübt. O Ihr merk­ würdigen empfindlichen Deutschen! Ein Ame­ rikaner hätte ganz anders gehandelt. Er wäre nicht stolz, unnahbar an mir vorübergeschrit­ ten, er h>A1e mich begrüßt, ohne sich! auch nur einen Augenblick zu bedenken oder zu zögern, und hätte mir wie einem guten Freunde die Hand geschüttelt. Sie vergessen immer, lie­ ber Freund, daß Sie nicht mehr in Deutschi­ land sind, sondern in Amerika, wo sich kei­ ner seiner Arbeit schämt. Kein Menschi hier­ zulande wird an einem ,Manne vorübergehen oder Anstand nehmen, mit ihm! wie irtit sei­ nesgleichen zu sprechen, weil er ein Handwerk betreibt oder sonst eine Handarbeit verrichtet. Wirklich, mein werter Freund, Sie hüben kei­ nen Grund von mir gu fliehen und mich zu meiden, als ob Sie von mir irgend eine Krän­ kung erwarteten. Haben Sie sich noch! nicht gesagt, daß Sie mich aufs tiefste verletzen/ wenn Sie mich für so kleinlich', beschränkt hül­ len, daß ich Sie für weniger ehrenhaft und meiner Freundschaft wert erachtete, weil Sie zurzeit mit einer Tätigkeit ihr Brot verdie­ nen, die Ihrer Bildung nicht entspricht? ,So daß Sie sich wegen jeder Begegnung mit mir selber strafen und — mich dazu. Mit herzlichen Grützen immer ihre aufrichtige Freundin Carrie Parkhürst." Felden starrte auf die zierlichen, regel­ mäßigen, geraden Schristzüge, bis sich! seine Augen verdunkelten. Er merkte es nicht, daß Tropfen auf Tropfen auf das Blatt fiel und die Schrift verwischte. Eine große Seligkeit kam von neuem über ihn und eine unge­ stüme Freude. Er beugte sein Gesicht herab und küßte ihren Namenszug wieder und wie­ der. Sie liebte ihn, es war kein Zweifel! Das, was er damals in. Not und Todesge­ fahr, wo alle Schleier fallen, wo das natür­ liche Empfinden in konventionelle Maskedurchjbricht, in ihren Blicken gelesen, in ihrer Geste wahrgenommen, "war keine Einbildung seiner erregte nSinne gewesen. Sie liebte ihn! Seine wunde Seele, sein grausam darniedergedrück­ tes Selbstgefühl richteten sich' an diesem Ge­ danken aus. Mit lächelnden Augen sah er sich in dem ärmlichen kleinen KÄnMerchen um. Wölbten sich nicht die Wände bis hinauf zum blauen Firmament? Schimmerte hier nicht gol­ dene Pracht, funkelten nicht Edelsteine um ihn? War er nicht reich! und mächtig wie ein König?, •' ,£> <• «L,' - iw* < * wiederhole ich denn meine Bitte, Sie ntöKfji= ten meinen Eltern und mir Ihren Besuch schenken. Im voraus verspreche ich Ihnen, daß ich nicht den leisesten Versuch machen werde, Ihnen irgend eine Gefälligkeit auf­ zudrängen, und daß weder von Mister Pemberton noch von mir die äußeren Verhältnisse, in denen Sie zurzeit leben, mit einem Worte berührt werden sollen, noch daß ich' meinen Vater veranlassen will, Ihnen eine Stellung oder sonst eine Hilfe anzubieten. Sind Sie nun zufrieden, mein stolzer Herr? Apropos) mit dem Manne Meiner Freundin' habe ich von Ihnen gesprochen. Mjr. Rubson besitzt ein Bankgeschäft in Boston. Er meint, es würde sich wohl in Boston etwas Passendes für Sie finden, falls Sie sich in NSvyork nicht recht wohl fühlen sollten. Morgen nachmittags reist Mr. Rubson zurück. Er würde sich> freuen, wenn Sie sich ihm anschließen würden. Soll­ ten Sie aber auf alle meine Vorschläge und Bitten nicht eingehen tooHen, so flehe ich Sie wenigstens um das eine an, daß Sie sich durch dieses unerwartete und unerwünschte Zusammentreffen Mit Mir nicht wieder aus Ihrer Stellung vertreiben lassen, wie damals^ alS ich Ihnen im Thsater Begegnete. Sie können sich denken, wie peinlich und schmerz­ lich es für nckch> ist, wenn ich sehen muß. ────────── Den Augen des auch innen Gewappneten, dann wird der sieghafte Strahl das Eis um uns herum vielleicht zum Schmelzen bringen, ein Frühling uns entgegenblühen. Wir können es abwarten. ────────── Tages-Uebersicht. T«er Reichstag nahm endgültig den 10* Milliardenkredit gegen die sozialdemokratische Minderheit an. In der Debatte sprachen nur Zwei Sozialdemokraten (Ebert und Geher) da­ gegen. Ueber den Reichshaushalt spracht Staats­ sekretär Tr. Helsserich vorgesterü im Reichs­ tag bei der Debatte über die Kriegsgewinn­ steuer. Er führte hiebei aus: Das Gesetz will nur verhindern, daß Gewinne in einer Weise ausgeschüttet werden, daß sie sich! der Besteu­ erung entziehen könnten. Die Frage, ob die Gewinne nach dem Kriegsgewinnsteuergesetz neben dem Besitzsteuergesetz erhoben werden sollen oder nicht, ist noch! nicht geklärt. So­ lange wir unsere ordentliche Wirtschaft ohne Steuererhöhung durchführen können, wollen wir von höheren Steuerquoten absehen. Die Aufstellung des Etats für 1916/17 wird aller­ dings viel schwieriger toerben, als die der früheren Etats und ohne neue Steuern wird sich das Gleichgewicht nicht erhälten lassen. Wenn es sein muß, müssen wir auch mit mehr als fünf Prozent in die Tasche greifen. Ser Krieg wird uns unter allen UUmständen eine kolossale Stenerbelastung bringen, einerlei wie hoch die Kriegsentschädigung sein wird. Heute sollte man sich aber noch! nicht mit den uns gemachten Vorschlägen beschäftigen, sondern sie zurückstellen. Heute ist der Augenblick dazu, schon weil es an ^Unterlagen fehlt, noch! nicht gekommen. Der deutsche PatriotiÄntus wird sich nicht nur im Zeichnen von Anleihen, son­ dern auch im Steuerzahlen zeigen. Diesen Patriotismus brauchen wir und es wird hof­ fentlich an ihM nicht fehlen, sonst könnte man ^allerdings an der Zukunft des' Deutschen Rei­ ches verzweifeln. Ter Beirat für Ernäihrungsfvagen. Der Staatssekretär des Innern fordert den Reichs­ tag aus, 15 Mitglieder zu bezeichnen, die dem Zentralausschuß für die Ernährungsfragen als Beirat angehören sollen. Ter Seniorenkonvenk bestimmt, daß die Mitglieder nach der Stärke der Fraktionen gewählt werden sollen. All­ wöchentlich soll dann unter dem Vorsitz des Staatssekretärs des Innern dieser Beirat ta­ gen. Berlin—Konstantinopel in 53 Stunden. Der Fahrplan der neuen Balkanzüge liegt jetzt dem preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten zur Genehmigung vor. Folgender Fahrplan ist in Aussicht genommen worden: Aö Berlin, Friedrichstraße, 8 Uhr 16 Min. früh, ab Anhalter Bahnhof 7 Uhr früh (ab München 9 Uhr 30 Min. voqmsrttags), an Budapest 11 Uhr 40 Min. abends, an Konstan­ tinopel 2 Uhr nachmittags des übernächsten Tages. Die Gegenzüge Verkehren ab Konstantinopel 1 Uhr nachmittags, an Berlin,' Friedrichsträße 9 Uhr 53 Min. abends, An­ halter Bahnhof 11 Uhr 49 Minuten abends (München 9 Uhr 10 Minuten abends). Die Fahrtdauer von Berlin nach Konstantinopel beträgt danach 53, zurück 58 Stunden, sie gleicht also ungefähr der Fahrtdauer der frühe­ ren Orientexpreßzüge. Wieviel Gold noch unter den Leuten steckt, geht daraus hervor, daß in Htrschberg, dem Hauptorte des Riesengebirges, die Schülerin­ nen des Lyzeums und der Studienanstalt ,m den letzten Monaten über 80 000 Mark Gold­ geld sammeln konnten und noch täglich Schü­ lerinnen mehrere hundert Mark in Goldmün­ zen abführen. Hinvenburg-Ludendorff-Haus. Die Villa, in der Generalfeldmarschall v. Hindenburg und sein Generalstabschef v. Ludendorff während ihres achtmonatlichen Aufenthaltes in Lötzen gewohnt haben, ist in den Besitz des Kreises Lötzen übergegangen und erhält für alle Zufunft den Namen "Hindenburg-LudendorHH-ms." . . . t 1 . j Milchnot in Italien. Aus Carfi berichtet * der "Avanti", dort herrsche eine so große Milchnot, daß sogar die Rekonvaleszenten in den Krankenhäusern den Kaffee ohne Milch trinken müssen. (Z.) ────────── Bayerische Nachrichten. Tie Aufhebung der Bürgerrechtsgcbnhren in München vom 1. Januar 1916 wurde nun auch vom Magistrat angenommen. Lebensmittelfürsorge. Die Stadtgemein­ de Amberg hat 236 Zentner Grieß und 81 Zentner Reis an die Einwohnerschaft fami­ lienweise um den ermäßigten Preis von 30 Pfg. für Grieß und 40 Pfg. für Reis und drei Waggons Blaukraut zu 5 bis 9 Pfg. das Pfund abgegeben. — Ter Bierpreis wurde ab Neujahr auf 30 Pfg. für den Liter Helles und dunkles Bier festgesetzt, bei einem Stamm­ würze-Mindestgehalt von 9 Prozem, woran aber eine Fehlgrenze von 0,5 Prozent zugebil­ ligt wurde. Ei» Bierstreik. Der Konsumverein für Lauf (.Mtfr.) und Umgebung Hat infolge'der ab 15. Dezember eingetretenen Erhöhung des Bierpreises von 24 aus 30 Pfg. für den After sofort die Bierabfüllung eingestellt, und ersucht seine Mitglieder, jeden Biergenuß zu vermei­ den. Stiftung. Tie Lithographische Kunstanstalt Jllert und Ewald, Großsteinheim, überwies! der Gemeinde Großsteinheim 20 000 Mark als Jllert-Stiftung für Kriegsteilnehmer Groß­ steinheims. Erstickt. Gestern früh! wurde in Mün­ chen die Berüfsseuerwehrs nach! der Mariahilsstraße 8 gerufen, wo im Parteree ein Zim­ merbrand ausgebrochen war. Ein ZimMer, in dem der erst kürzlich eingezogene Hafner Ed. Köppl wohnte, war dicht mit Rauch! ge­ füllt, der Fußboden brannte. Im Bett fand man, als der Rauch sich! verzogen hatte, Köppl tot auf; er war durch Rauch! erstickt. Am Boden lagen erstickt ein Hund und eine Katze. Der Brand dürfte dadurch entstanden .sein, Jajj nachts aus dem geheizten Ofen brennendeHolzstücke fielen. EinbrnchdiebstaW. ^Aus einer Wirtschaft in Fürth wurde eine eiserne Geldkassete mit 1800 Mark in Wertpapieren, 400 Mark Bar­ geld und goldenen und silbernen Schmucksa­ chen gestohlen. Die Täter sind noch! nicht er­ mittelt. Ten Stiefvater erschlagen. Nach! einem häuslichen Streit erschlug in Heidingsfeld mit einem Prügel der Stiefsohn Lockhlein seinen Stiefvater, den Taglöhner Ott. Ter Täter wurde verhaftet. ────────── 6 Ein Riesenfindling. In der Feldmark Hahl£ nenkamp im Kreise Minden hat ein Maurer$ meister aus Rahden durch seine Arbeiter einen $ Findling, eine Art erratischer Steinblöcke, sreiI legen lassen, dessen Gewicht man auf 7000 § Zentner schätzte und der wohl zu den seltensten | Naturdenkmälern dieser Art gezählt werden | kann. Die Regierung in Minden beabsichtigt, I durch eine Abteilung Pioniere diesen 10 Me­ ter langen, 7 Meter breiten und 3 Meter hohen Granitblock auszuheben und, wenn mög­ lich, nach der Stadt Minden zu schaffen. An­ dernfalls will man ihn in der Nähe des Fund­ orts zu einem Kriegerdenkmal aufrichten und mit einer Inschrift versehen-. Man kann nur wünschen, daß dieser schöne Gedanke in die Tat umgesetzt wird. i Dreifacher Raubmord. In Ruschkau bei Breslau wurde während der Kirchzeit amSonntag ein dreifacher Raubmord verübt. 'In der Wohnung des Stellenbesitzers Sobatta, der im Felde steht, drangen zwei junge Leute von 15 und 18 Jahren, während die Frau in der Kirche war, stahlen einen Geldbetrag und tö­ teten die drei Kinder von 3, 5 und 8 Jahiren. Der Täter konnte ermittelt und ver­ haftet werden. Allerlei. Für vie Kriegsfürsorge. Ein nicht ge­ nannt sein wohtender Wohltäter hat seiner Vaterstadt Gießen aus Anlaß der großen Zeit, in der wir leben, ein Kapital von 150 000 Mark zur Verfügung gestellt, dessen Zinsen der Kriegssürsorge der Stadt Gießen zugute kommen sollen. > Ein besonderer Fall von Blutvergiftung ^ereignete sich in Landsberg (Warthe). Dort beschäftigte sich! die Frau eines Redakteurs mit einer Stickarbeit, zu der sie eine Menge grüner Fäden benötigte. Ohne es zu wissen, hatte sie an einem Finger eine winzige Ver­ letzung. Es trat durch die grünen Fäden allem Anschein nach! Blutvergiftung ein, der die Frau erlag. Beim Wildern erschossen wurde der Guts­ besitzerssohn Cosak aus Rosental bei Königs­ walde (Neumark). Sein Vater hat selbst eine 300 Morgen große Jagd. i Ehevraina. In e fitem Hause der CarimenShlvastraße in Berlin hat die Frau des Kas­ sierers Bergada ihren Mann durch einen Re­ volverschutz verletzt und sich selbst dann vom Balkon der im vierten Stock gelegenen Woh­ nung auf die Straße herabgestürzt, wo sie tot siegen blieb. , , ; > ────────── Niederbayerische Nachrichten. Deggendorf, 20. Dezember. (Bahnunglück.) Gestern wurde im Bahnhöfe Deggendorf der Soldat Richard Schlögl des 11. Jnf.^Regts. vom Personenzug 994 erfaßt, eine Strecke wert geschleift und schwer verletzt. Schlögl wurde I in das Reservelazarett im Krankenhause in I Deggendorf verbracht. I Erlau bei Obernzell, 18. Dezember. (LiI qmbation.) Tie Passauer mech. Papierfabrik I an der Erlau ist in Liauidation. Die verI öffentlichte Bilanz schließt mit 53 315 Mark | Unterbilanz ab. Den Attiven — 65000 Mark 8 aus Grundstückserlös, 19 000 Mark Papier[ und Holzvorräten, 28 000 Mark Forderungen, 1 worunter 8000 Mark an England, und 4485 I Mark verschiedene Aktivposten — stehen ge$ genüber: 70000 Mark Passivhhpotheken, 93000 Mark Kontokorrentdarlehen und Buchschulden und 7000 Mark Liquidationskosten. Die meist allen Arbeiter sind zum Teil ausgewandert, andere arbeitslos. Aus der Papierfabrik soll eine Graphiffabrik werden. Es wäre im In­ teresse der Arbeiter, die baldigste Verwirk­ lichung dieses Planes zu wünschen. Zwiesel, 19. Dezember.! (Einbruchdieb­ stahl.) Bei dem Bauern Josef Mühl im nahen Dorfe Griesbach wurde vergangene Wo­ che im Stadel seines Anwesens eingebrochen und von der dortsteh enden DampfdpeschMaschine der Treibriemen im Werte von 700 * bis 800 Mark entwendet. Von dem Täter hat man keine Spur. Passau, 22. Dezember. (Todesfall.) Landgerichtsdirettor a. D. Halenke, eine in Mün­ chener Rtchterkreisen sehr bekannte und ge­ schätzte Persönlichkeit, ist in Passau gestorben. Die Leiche wird nach! München überführt. ────────── ger von Landshut, Josef Eckl von Baierbach (Vilsbiburg I) und Wilhelm Höringer von Te­ gernbach, sämtliche im Heere, auf ihre früheren Dienststellen; berufen die Hilfslehrer Josef Pfisterer von Freyung, zurzeit im Heere, nach Mainburg, Josef Ramelsberger von Regenhütte, z. Z. im Heere, nach Hainsbach! und Pe­ ter Seidl von Vilshvfen, z. Z. im Heere, nach Landau a. I.; berufen als Hilfslehrer: die Heere stehenden Schuldienstkandidaten Johann Lingenhöl von Landshut nach Kelheim, Joh. Fischer von Langguaid nach! Ärnbruck, Luitpl StvohUraier von Straubing nach Freyung, L. Wißnet von Simbach a. I. nach! Regenhütte, Franz Englmüller von Pfarrkirchen nach Steinbühl; Rud. Klein von Irlbach, nach! Vilshvfen; Jos. Heindl von Geiselhöring nach Weißenberg; befördert zum Volksschullehirer: Die Schulverweser Otto Sonntag von Kelheim, z. Z. im Heere, in Eiberg und Karl Wenzl von Ärnbruck, z. Z. im Heere, in Meßnerschlag; versetzt auf Ansuchen: die Volksschullehrer Karl Keller von Neukirchen hl. Blut auf die 1. Volksschullehrerstelle in Ergoldsbach, Johann Stadelmann von Emimersdorf, z. Z. im! Heere nach Volkenschwand, Max Schmalhvfer z. Z. im Heere, nach Großgundertshäusen; in den dauernden Ruhestand versetzt: der Hauptleh­ rer Max Stögmayer von Außernzell auf An­ suchen. ────────── Lokales. nannten Vereinbarungs-Staaten befindet, einen Brot-Abmeldeschein mitbringen. —' Neujahrswunschenthebungs­ karten werde nauch heuer vom Stadtmagi­ strate ausgegeben. Ter Erlös ist zum Ankauf von Brennmaterialien für die Stadtarmen be­ stimmt. I —* Einbruch. Durch, Erbrechen eines Schrankes wurde in einem Hause hier ein Be­ trag von mehr als 150 Mark entwendet. Der Täter konnte noch nicht ermittelt werden. —* Die Einbruch diebe, welche in den letzten Tagen aus den Auslagekästen hiesiger Geschäfte mittels Einbruch Gegenstände ent­ wendeten, wurden in zwei hiesigen 16jährigen Burschen ermittelt. —* Schmalzdiebe haben vor kurzem die benachbarte Einöde RammelkalmI nachts heivvgesucht. Die Diebe durchsägten das Fenster­ kreuz, drangen sodann in das Haus ein und stahlen ca. 30 Pfund Schmalz, mit de!m! sie verdufteten. , * Das Sch ne etr eiben, das gestern einsetzte, hat -heute nachts über angehalten und unsre Gegend in dichtes Winterkleid gvhüllt. Die Schneedecke hätte heute früh bereits eine Höhe von 10—15 Zentimeter. Die Weihnachtsbescherung Inder Kinderbewahranstalt r. d. I. fand gestern nach­ mittags in Anwesenheit der Vorstandsdamen und anderer Gäste statt. Die Kleinen machten in Deklamationen Und Gesängen ihren Leh­ rerinnen alle Ehre und statteten damit auch den Dank an die Wohltäter der Anstalt ab. Herr 'Stadtpfarrer Geistl. Rat Drl Eirainer hielt eine zündende Ansprache, worauf die Verteilung der WeihUachtsgeschjenhe an die Kinder der Anstalt erfolgte, die hell leuchten­ den Auges ihre Bescherungen in Empfangs nähmen. — Der Verein der Fraueninteres­ sen hielt am 10. Dez. seine diesjährige Ge­ neralversammlung ab. Dem Jahresberichte entnehmen wir, daß der Verein Heuer die Propagandatätigkeit, die Abhaltung vonVorträgien u. dgl. auf ein Mindestmaß beschräntt hat, seine finanzielle und Arbeitskraft aber in vermehrter Weise der sozialen Arbeit zu­ wandte. Neben der Waisen-, Kostkinder- und Säuglingsfürjorge, bei der der Verein schon seit Jahren beteiligt ist, ist er nun auch in der Bezirkspflege bei der Fürsorgekommission tätig. Vorstandschast und Mitglieder sind au­ ßerdem in den Lazaretten und deren Küchen, in der Nähstube und Volksküche und bei der städt. Lebensmittelpreisprüfungsstelle beschäf­ tigt. Mtglieder der Jugendgruppe sind als Pflegerinnen in den Lazaretten des Inlandes und der Etappenstationen verwendet, kurz auf allen Gebieten gemeinnütziger Arbeit sieht der Verein auf ein Jahr ersprießlicher Tätigkeit zurück. Die von Herrn Kaufmann Schütz in Bayreuth dem Verein zugesprochene ^Erb­ schaft von 500 Mark nimmt derselbe Mt be­ stem Danke für die damit bewiesene freund­ liche Gesinnung entgegen. Der Rechenschafts­ bericht wurde genehmigt. Bei der VorstandsWahl blieb der seitherige Ausschuß unverän­ dert. Den Mitgliedern des Vereins stehen! unentgeltlich Kochbücher für KriegsweihNachtsbäckerei zur Verfügung. Dieselben können in der Filiale des Kurier für Niederbayertzk