Gesammelte Artikeltexte des Kurier für Niederbayern, Ausgabe vom 1915-05-07. Unterstützt durch den Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE). Herausgeber: Lehrstuhl für Digital Humanities, Universität Passau (2016). Veröffentlicht unter der Lizenz Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International. Kurier für Niederbayern: Landshuter Tag- und Anzeigenblatt; unabhängige Tageszeitung für Heimat und Volk. Altbayerische Verlagsanstalt Vereinigte Dr. Mühldorf, Betrieb Landshut. 68. Jahrgang Nr. 124, 1915-05-07. Die gescannten Zeitungsbände wurden von der Bayerischen Staatsbibliothek München zur Verfügung gestellt. (https://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=644150540&db=100) Die Zeitungsdoppelseiten wurden mit 300dpi und einer Farbtiefe von 24 Bit gescannt, die resultierende TIFF-Datei binarisiert und als Input für die OCR-Software verwendet. 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Der frühere Bürgermeister MuuS von Uetersen bei Altona wurde wegen Unterschlagung im Amt in fünf Fällen zu einer Gesamtstrafe von 2 V* Jahren Gefängnis und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf fünf Jahre und zur Unfähigkeit zur Bekleidung eines öffentlichen Amtes auf Lebenszeit verurteilt. ────────── Die 3. russische Armee vor der Vernichtung. ────────── Neue Erfolge Apern. — Ein deutscher Borftotz im Aillywalde. — Die russische Beskidentruppe umzingelt. — Tarnow von den Oesterreichern erobert. — Türkische Erfolge an den Dardanellen. — Italien vor der Entscheidung. — Japanisches Ultimatum an China. Unsre Unterseeboote haben wieder reiche Beute gemacht. Mehrere feindlich« Schiffe wur­ den von ihnen auf den Grund des Mepres versenkt. Nach einer Rotterdamer Meldung wurden gm setzten Sonntag 9 englische Tampfer zerstört. Ter Kommandant eines unsrer Unterseeboote solle erklärt haben, daß er seit Sonntag feindliche Schiffe im Werte von über 3 Millionen Mark vernichtet habe. In Italien steht die Entscheidung bevor. Wie sie ausfällt, kann noch niemand sagen. Tie Türken haben den linken Flügel des Feindes hei Ari Burun angegriffen und ein Bataillon des Feindes vernichtet, wobei sie reiche Beute machten. Auch bei Seddil Bahr erlitten die Engländer sehr schwere Verluste. Japan hat nun, wenn eine holländische Meldung sichtig ist, wirklich ein Ultimatum an .China gerichtet, das nur 48 Stunden Frist gewährt. Japan will also wirklich China sei­ nen Willen mit Waffengewalt aufzwingen. Auf dem westlichen Kriegsschauplatz geht es immer weiter vor auf Upern. Einige hun­ dert Gefangene und 15 Masch ineng ewehre wa­ ren unsre Beute. Im Waldgelände bei Com­ bres machten -die Unsern bei einem Vorstoß 4 Offiziere und 135 Franzosen' zu Gefangenen. Im Mllhwalde warfen unsre Truppen den Feind aus seiner Stellung und nahmen , mehr als 2000 Franzosen gefangen, die auch, wie der gestrige Bericht meldet, blutige Verluste hatten. Bei Flireh und Croix des Carmes wird noch gekämpft und in den Vogesen bei Steinebrück ein feindlicher Vorstoß abgewiesen. Ter Krieg ist aus unserm Winterschlaf in den Schützengräben erwacht und unsre wackeren Feldgrauen tragen ihn weiter hinein ins Fein­ desland, bei Upern, Combres, im Nordosten Rußlands und in Galizien, wo sie Hand in Hand mit unsern treuen Verbündeten die Sie­ gesfahnen flattern lassen. Im Osten versuchen die Russen, wie nicht anders zu erwarten war, mit schnell zusammen­ gerafften Kräften die im Nordosten Rußlands für sie so überraschend vorgedrungenen deut-scheu Streitkräste anzugreifen. Ter gestrige Bericht meldet Kämpfe bei Mitau, Szatow und östlich Rossinie, wo sich die bereits zu­ rückgeworfenen Russen anscheinend mit Ver­ stärkungen, die sie aus der Festung K'chvno erhalten haben, nochmals zur Wehr vor un­ serer Verfolgung setzten, die sie schwer bedroht, wenn es unsern Truppen gelänge, in den Rücken von Kowno zu gelangen. Bei Kalwarija scheiterten russische Angriffe unter schwersten .Verlusten des Feindes. Ebenso er­ ging es den Russen bei den Vorstößen auf dem Brückenkopf an der Pilica. Ueber Grodno warfen unsre Flieger Bochben. In Westgalizien geht es unaufhaltsam vor­ wärts. Trotz verzweifelten Widerstandes der Russen erzwangen unsre Truppen den Uebergang über die Wisloka und besetzten Tukla, so daß die noch auf den Höhen des Tuklapasses stehenden .Truppen nur noch nach Südosten auszuweichen vermögen. Tie 3. russische Ar­ mee dürfte ihrer völligen Vernichtung ent­ gegengehen. Tarnow ist wieder in österrei­ chischem Besitz, ebenso die Höhen östlich des Tunajec und der Biala. Die Zahl der Ge­ fangenen jft bereits auf 50 000 angewachsen. Im Beskidengebirge an der Lupkowerpaßstraße schreitet unser Angriff fort. Im Orawatale wurde ein russischer Angriff gegen die Höhe Dstrh von den Oesterreichern blutig ab­ gewiesen und 700 Russen gefangen. ────────── Bericht des deutschen Hauptquartiers. WTB. Berlin, 6. Mai. Mittags.— (Großes Hauptquartier). ────────── Nördlich! Flireh und bei Croix des Car­ mes griff der Feind an. Nördlich des erstgenannten Ortes drang er an einer Stelle bis in unsere Gräben. UM ein kleines Stück wird noch gekämpft. An einer anderen Stelle wurden die Franzosen zurückgeworfen. In den Vogesen wurde ein Vorstoß gegen unsere Stellung nördlich Steinabrück abge­ wiesen. Westlicher Kriegsschauplatz. Fast auf der ganzen Front fanden heftige Artilleriekämpfe statt. Bei Upern wurden weitere Fortschritte gemacht, so durch die Einnahme der Fermp Venfeule und an der Bahn Meisines—Upern. Es wurden einige hundert Gefangene gemacht und 15 Maschinengewehre erbeutet. Iw Waldgelände westlich Combres fielen bei einem Vorstoß 4 französische Offiziere und 135 Mann 4 Maschinengewehre und 1 Minenwerfer in unsere Hand. Unser gestriger Angriff im Aillhwalde führte zu hem erstrebten Erfolge. Ter Feind wurde aus seiner Stellung ge­ worfen. , Mehr als 2000 Aran?ofen. darunter 21 Offiziere, 2 Geschütze, sowie meh­ rere Maschinengewehre und Minenwerfer blie­ ben unsere Beute. Auch! die blutigen französischen Verluste waren sehr schwer. ────────── Oestlicher Kriegsschauplatz. Südwestlich Mitau, südlich Szatow und östlich Rossinie dauern die Kämpfe noch an. Nordöstlich! und südöstlich von Kalwarija sind unsere Stellungen im Laufe des gestrigen Tages mehrfach von starken russischen Grup­ pen angegriffen worden. Sämtliche Angriffe scheiterten unter sehr großen Verlusten des Feindes. Ebenso wenig Erfolg hatten feindliche Vorstöße gegen unseren Brückenkopf an der Pilica. Tie Festung Grodno wurde heute Nacht mit Bomben belegt. ────────── gleichlaufend ntit demjenigen der österreichisch­ ungarischen Armee, mit der sie in einem Ver­ bände stehen, günstig fort. Oberste Heeresleitung ────────── Die Kämpfe der Oesterreicher. WTB. Wien, 6. Mai. Mittags. — Amtlich wird gemeldet: Auf der ganzen Schlnchtfront in Westgalizicn dringen die Verbündeten .erfolgreich! weiter vor. Noch sntakte Truppen des .Feindes ver­ suchen in günstigen Verteidigungsstellungen den schleunigen Rückzug zu -ecken. Starke russische Kräfte in den Beskiden sind durch den Flankenstoß der siegreichen Ar­ mee sehr bedroht. Tie Gegenden von Jaslo und Duklasind bereits erkämpft. Tie im Gange befindlichen Kämpfe wer­ den die Vernichtung der russischen 'Hernec vervollständigen. \ Die Zahl der Gefangenen ist auf über 50000 gestiegen. Im Orawatal wurde ein starker russi­ scher Angriff gegen die Höhe Ostrh blutig ab­ gewiesen und 700 Müssen gefangen. • Die übrige Situation ist unverändert. Ter stellvertretende Chef des Generalstabes r v. H o e f e r, Feldmarsch alleutnant. Mahnung zur Muhe. C. H. München, 6. Mai. Tie Korrespon­ denz Hoffmann meldet: Tie laufenden Nach­ richten aus Italien haben ,tn der Bevölke­ rung Münchens eine ziemlich große Aufle­ gung «hervorgerufen. Nach, amtlichen Kund­ gebungen der Polizeidirektion München ist fest­ zustellen, daß eine unmittelbare Gefahr des Abbrochens der Beziehungen zwischen den Zen­ tralmächten und Italien nicht hesteht, und daß jedermann gut tun wird, heruhigend auf die aufgeregten Gemüter einzuwirken. Ein xuhig Blut zu bewahren, nach wie vor, ist drin­ gend zu empfehlen. Eine feindselige Stellung­ nahme gegenüber den hier wohnenden Italie­ nern würde unsrer Würde und Selbstachtung zuwiderlaufen. Den Nimmersatten. Die Sucht, den Wert des Sieges an Zahlen zu messen, hat vor einigen Tagen zur Verbreitung von Gerüchten veranlaßt, die verschiedene Städte des Reiches in einen unbeschreiblichen Fieberzustand versetzten. Den Verbreitern dieser Gerüchte schreibt "Hans Huckebekn" im "Deutschen Kurier* folgenden Bers ins Stammbuch. Eine Mauer, die seit Wochen Fest aus Blut und Stahl geschichtet, Ist in kühnem Sturm durchbrochen Und nach wildem Kampf vernichtet. Sieg! — Die Fahnen sollen wehn, Und die Glocken mögen klingen, All' dem herrlichen Geschehen Soll man Jubellieder singen. — Aber nein, die wohlgenährten Besierwlsier und dergleichen, Die auf trüber Schwätzer Fährten Nur in Filzpantoffeln schleichen, Sauer ihre Köpfe wiegen, Und ihr Bierherz ist beklommen, Weil den Hindenburgschen Siegen Noch nicht der Rekord genommen. Denn sie wollen Zahlen schöpfen. Ihre schwachen Nerven stählen, Richtig wäre diese» Tröpfen Kräftig etwas aufzuzählen. t ────────── Italien. Tic Einweihung des Denkmals der Tausend. Tie Einweihung des Denkmals in Quarto, von wo aus der ,,Zug der Tausend" ausging, erfolgte in feierlicher Form in Anwesenheit von Vertretungen des Senats und der Teputiertenkammer und Abordnungen Roms, Tu­ rins und Florenz'. Eine ungeheure Menge bereitete den Ueberlebenden der Tausend einen großartigen Empfang. Am Fuße des Denkmals sprachen unter lebhaftem Beifall die Bürgermeister von Genua und Quarto, sowie Gabriele d'Annunzio. Ter letztere hielt eine richtige Brandrede, die es verständlich macht, daß ihr der König und das Ministerium fern blieben. Weniger verständlich ist das Telegramm, das der König an den Bürgermeister von Genua richtete. Es lautet: "Obwohl die Staatsangelegenheiten, in­ dem sie meinen Wunsch in Bedauern verwan­ deln, mich abhalten, an der dortigen Feier teilzunehmen, so bleiben doch meine Gedanken nicht dem dortigen Feste fern. Tiem schicksals­ reichen Ufer des Ligurischen Meeres, das die Geburt dessen sah, der zuerst die Einheit des Vaterlandes prophezeite und das den Führer der Tausend mit unsterblichem Mute und un­ sterblichem Geschicke abfahren sah, sende ich meinen bewegten Gruß, und mit derselben tnutvollen Glut der Liebe, welche meinen gro­ ßen Ahnen führte, schöpfe ich aus der ein­ mütigen Woge der Erinnerungen Vertrauen in die ruhmreiche Zukunft Italiens." ! Das Telegramm des Königs erregt be­ sonderes Aufsehen wegen des entschiedenen Hinweises auf den in Genua geborenen Repu­ blikaner Mazzini als des ersten Herolds der vaterländischen Freiheit. Auf Mazzini hatte der König bisher niemals Bezug genommen, ebensowenig wie sein Vater Umberto. Der Appell an das Gedächtnis Mazzinis hat unter den gegenwärtigen Umständen ganz hervor­ ragende Bedeutung. Sehr bemerkt wird auch der Satz des Telegramms, in dem der König von der Hoffnung auf eine ruhmreiche Zu­ kunft Italiens spricht. Klar geht aus allen Berichten Hervor, daß d'Annunzios Rede fre­ netischen Jubel entfesselte und ganz Italien durchbraust und mitreißt. (Z.) ────────── Vom westlichen Kriegsschauplatz. Die Beschießung von Upern. Ipern ist in den letzten Tagen schwer be­ schossen worden. Tie Bevölkerung, die neuen Mut gefaßt und wieder eine größere geschäft­ liche Tätigkeit entwickelt hatte, ist jetzt aber­ mals vollständig niedergeschlagen, und viele sind von neuem geflüchtet. Man schätzt die Zahl der bei der Beschießung getöteten Bür­ ger auf annähernd 300. (Z.) Tie Beschießung von Dünkirchen. Genf, 4. Mai. Wie "Tribune" aus Havre meldet, sind dem deutschen Artilleriebombar­ dement auf Dünkirchen bis 2. Mai abends über 350 Personen und fast 100 militärischen Zwecken dienende Baulichkeiten zum Opfer ge­ fallen. Die deutsche Beschießung der Festung dauert fort. ────────── Staszkowka sieben hintereinander gelegene, er­ bittert verteidigte russische Linien. Entweder von den Russen angesteckt oder von einer Gra­ nate getroffen, entzündete sich! eine Himer Gorlize gelegene Naphtaquelle. Haushoch, schlugen die Flammen aus der Tiefe, eine Rauchsäule von mehreren hundert Metern stieg gen Him­ mel. , Am Abend des 2. Mai als die heiße Früh­ lingssonne allmählich der kühlen Nacht zu wei­ chen begann, war die erste Haüptstellrng ihrer ganzen Länge und Tiefe nach in einer Aus­ dehnung von etwa 16 Kilometern durchbrochen und der Geländegewinn von durchschnittlich vier Kolowetern erzielt. Mindestens 20 000 Gefangene, mehrere Dutzend Geschütze und ca. 50 Maschinengewehre blieben in der Hand der verbündeten Truppen, die iitr Kampfe um die Siegespalme gewetteifert hatten. Außerdem wurde eine noch unübersehbare Menge von Kriegsmaterial aller Art erbeutet, darunter) große Massen von Gewehren und Munition. angelegt und vermochten sich gegenseitig zu flankieren. Tie Infanterie der Verbündeten Truppen hatte sich in den Nächten, die dem Sturm vorangingen, Mher an den Feind herange­ schoben und Sturmstellungen ausgebaut. In der Nacht vom 1. zum 2. Mai feuerte die Ar­ tillerie in langsamem Tempo gegen die feind­ lichen Anlagen. Eingelegte Feuerpausen dien­ ten den Pionieren zum Zerschneiden der Draht­ hindernisse. Am 2. Mai 6 Uhr morgens setzte auf der ausgedehnten, .vielen Kilometer langen Turchbruchsfront überwältigendes Artilleriefeuer von Feldkanonen bis hinauf zu schwersten Ka­ libern an, das vier Stunden ununterbrochen fortgesetzt wurde. Um 10 Uhr morgens schwie­ gen plötzlich! die Hunderte von Feuerschlünden, und in dem gleichen Augenblick stürzten sich die Schwarmlinien und Sturmkolonnen als An­ greifer auf die feindlichen Stellungen. Ter Feind war durch, das schwere Artilleriefeuer derart erschüttert, daß an manchen Stellen sein Widerstand ein nur mehr geringer war. In kopfloser Flucht verließ, er, als die Infanterie der Verbündeten dicht vor feine Gräben gelangte, seine Befesti­ gungen, Gewehre, Koch-geschirre fortwerfend und ungeheure Mengen Jnfanteriemunition und zahlreiche Tote in den Gräben zurücklas­ send. An einer Stelle zerschnitt er selbst die Drahthindernisse, pm sich den Deutschen zu er­ geben. Vielfach leistete er in seinen nahe­ gelegenen zweiten und dritten Linien keinen nennenswerten Widerstand wehr, dagegen wehrte sich der Feind an andren Stellen der Tnrchbruchsfront verzweifelt, indem er einen erbitterten Widerstand versuchte. In der Nachbarschaft haltend, griffen mit österreichisch-ungarischen Truppen daher. Regimenter den 250 Meter über ihren Sturmsiellungen gelegenen Zameezhkoberg an, eine wahre Fe­ stung. ^ Ein bayerisches Infanterie-Regiment er­ rang sich! dabei unvergängliche Lorbeeren. Links die Bayern, stürmten schlesische Re­ gimenter die Höhen von Sekowe und Sokol, junge Regimenter entrissen dem Feind die hartnäckig verteidigte Friedhofshöhe von Gorliee und den zäh gehaltenen Eisenbahnwall Komienize. Bon den österreichischen Truppen hatten galizische Bataillone die steilen Höhenstellun­ gen des Pustkiberges angegriffen und erstürmt, ungarische Truppen in heißem Kampfe die Wiatrowkahöhen genommen. Preußische Garde-Re­ gimenter warfen den Feind aus den Höhen­ stellungen östlich der Biala und stürmten bei ────────── Der Krieg zur See. Der Unterseekrieg. Rotterd am, 6. Mai. Ter NieuweRotterdamsche Courant meldet aus London über die Versenkung der von der englischen Marine in ihren Dienst eingereihten Fisch,danpfer fol­ gende Einzelheiten: Insgesamt wurden ant Sonntag neun englische Dampfer zerstört. Von ihnen waren 8 aus Hüll, einer aus Grimsby; ein anderer Dampfer aus Hüll, "Portia", ent­ kam der Verfolgung durch ein deutsches Un­ terseeboot. Tie Besatzungen der Dampfer wur­ den von den deutschen Unterseebooten sehr gut behandelt und schließlich,, nachdem sie mit Lebensmitteln versehen worden waren, in ihren eigenen Booten von Bord gesandt. Ter Kom­ mandant des Unterseebootes erklärte, daß er seit Sonntag Schiffe int Werte von 150000 Pfund Sterling (über 3 Millionen Mark) ver­ nichtet hätte. (Z.) ────────── Der Krieg mit England. Ten Engländern ist der Krieg zu teuer. Kopenhagen, 6. Mai. Wie "Nationaltidende" aus London meldet, herrscht in Eng­ land allgemeine Depression über die Zahlen, die Lloyd George im Unterhaus über die Kriegskosten gab. Demgegenüber wirkte die außerordentlich optimistische Rede Asquiths sehr merkwürdig. ────────── Am Balkan. Bulgarien und Griechenland. Mailand, 6. Mai. Einer Bukarester Meldung zufolge, ersuchte der bulgarische Mi­ nisterpräsident Radoslawow den griechischen Ministerpräsidenten Gunaris um Zurückzieh­ ung der griechischen Truppen, die an der bul­ garischen Grenze angesammelt worden seien. ────────── gugen, schwere Verluste beigebracht wurden. Zwei Maschinengewehre nebst reichlicher Mu­ nition wurden ihnen genommen und sofort gegen die Engländer verwendet. Alle Ausfälle konnten bisher leicht durch ausgebildete Leute aus dem Mannschaftsdepot der im vorigen Jahre reformierten Mobili­ sations-Organisation ersetzt werden. Tie rus­ sische Flotte demonstrierte durch Beschießung harmloser Törser dicht an jber bulgarischen Grenze. . ────────── chen nur ein jammervolles Erwachen gegeben hätte. Was könnte er ihr denn bieten? Im allerbesten Hall — wenn nämlich die Roden­ bacher Verwandten, die ihn erzogen hatten, einverstanden gewesen wären, was bei Onkel Daniels Querköpfigkeit noch- sehr in Frage stand — das sehr bescheidene Los einer Ober­ leutnantsgattin, die, wie ihr Mann, in allem und jedem von der Gnade der reichen Boden­ bacher abhängig sein würde. Nein, es ging nicht. Er mußte trachten, sie zu vergessen Aber wenn sie dich nun ernstlich liebt? Tief und w>ahr wie du sie? fragte eine Stimme in seinem Innern zaghaft. Wenn — sie dann unglücklich p>ürde? Er bertoarf den Gedanken sofort. Sie war so jung — kaum zwanzig. Was wußte sie von Liebe? Sie war ein Weltkind — .aufgewachsen in der Gesellschaft, die seit Jahren das mutterlose Mädchen verhätschelte, und durch! einen ewigen Reigen von Abwechs­ lung und Vergnügungen ersetzte, was Solo nie kennen gelernt hatte: stilles Familienleben. Das war klein Boden, auf betn die tiefe Liebe gedeihen tonnte. Sie spielte mit ihm. Er war augenblicklich ihre Laune — das war . Sriesstoeft ins betn Oste». Berlin, 5. Mai 1915. (Unberechtigter Nachdruck, auch auszugsweise, verboten.) Die Einnahme und der Brand von Szawle. Von unserem zum Ostheere entsandten Kriegs­ berichterstatter. Swawle, 1. Mai. Im Gouvernement Snwalki begann unter mächtiger ^Kanonade auf der ganzen Linie der rettnng nur noch ein bißchen aus. Wir hören d-i-r so gerne zu. Tu erzählst anmutig und plastisch wie Scheherezade, man lebt alles or­ dentlich mit..." "Wie Scheherezade — ja, so bestrickend ist sie!" dachte Gisbert klopfenden Herzens. "Rein und lieblich wie ein Kind und doch süß verwirrend durch die hingebende Glut des Weibes, die, ihr selbst noch unbewußt, zuwei­ len verräterisch! aus ihrem Blicke flammt. Wel­ ches Glück, daß ich, noch bis Wien in ihrer Nähe bleiben darf, und doch auch — welche Qual! Werde ich Kraft genug haben, ihr die Leidenschaft zu verbergen, die sie in mir er­ weckte? Und sprechen darf ich doch nicht!" Sein Blick irrte verwirrt über die Um­ gebung. Dieser Märchentraum von Farben, Licht und Luxus war ihre Welt. Nein, er durfte nicht sprechen. Wenn ihn auch — wie eben — ein zärtlicher Schim­ mer in ihrem ließen Gesichtchen zu törichten Hoffnungen verleiten wollte. Sie, die Erbin all dieser Herrlichkeiten ringsum, wußte ja so gar nichts von all den Opfern, die ihr die Liebe zu einem armen Reiteroffizier auferlegen würde, von der nüch­ ternen kleinen Welt einer deutschen Garnison­ stadt, in der es für das verwöhnte Prinzeß^ alles. Wenn sie sich in Wien trennten, würde | sie ihn bald vergessen haben. Und später I würde ein anderer kommen, ein Fürst — von Geburt vielleicht — oder doch des Geldes, . zu dem Prinzeßchen besser paßte, als zu dem I armen Kavallerieofsizier. Ein heißer Schmerz I durchzuckte Giesbert bei diesem Gedanken. Sein Herz klopfte wild und stürmisch — und dann schoß .ihm zum zweitenmal das Blut jäh in die Wangen. Wieder hatte ihn einer jener rätselhaft ! warmen Blicke, die sein Blut stets sofort in \ Wallung brachten, aus den grauen Augen I Lotos getroffen. Zu gleicher Zeit erhob sie sich und ihre weiche Stimme sagte zaghaft: "Sie sind der Einzige, Herr von Trotzenstein, der meine in I wundervollster Blüte stehenden Orangenbäns me noch nicht bewundert hat. Wollen Sie I sie zum Abschied nicht doch noch ansehen?" | Er blickte sie verwirrt an. "Wie Sie befehlen, gnädigstes Fräu­ lein!" "Befehlen?" Ihr Blick tauchte tief in den seinen, traurig und vorwurfsvoll. Ihre Stimme zitterte ein wenig. ) Stumm bot -er ihr den Arm. » ; l i , (Fortsetzung folgt.) \£ . ^ L | ] ────────── Japan und China. Täs japanisch«; Ultimatum. WTB. Aus dem Haag, .6. Mai. (Nicht­ amtlich.) Nach hier eingetroffenen Nachrich­ ten ließ Japan China sin Ultimatum über­ reichen, das eine Frist Don 48 Stunden stellt. Tie japanische Oeffentlichkeit ist ruhig, man glaubt nicht, daß ein kräftiges, militärisches Auftreten nötig wird. Tire Vorbereitungen zum Kriege. Nach Petersburger Meldungen aus Tokio teilte der Ministerpräsident Gras Oknrna einem Vertreter der Zeitung "Aainata" mit, daß, falls China sich weigern würde, die Forde­ rungen Japans zu erfüllen, Japan alle Maß­ regeln ergreifen werde, diese Forderungen durchzusetzend Graf Okuma erklärte ferner, daß einige Punkte des Artikels 5, wie über die ja­ panischen Berater und Waffenlieferungen, nicht Forderungen, sondern nur Wünsche seien. Der Generalstabsches Akassi erklärte dem Vertre­ ter der Zeitung "Chosi", daß alles zur Mo­ bilisierung bereit wäre. — Ter Vertreter des "Kuknmin" in Washington berichtet, daß. Ame­ rika sich in keiner Weise in den chinesisch-ja­ panischen Konflikt einmischen werde. Tokio, 6. Mai. Das Amtsblatt ver­ öffentlicht einen kaiserlichen Befehl, wodurch auf der Halbinsel Kwantung, südlich der Mand­ schurischen Bahn, der Belagerungszustand und das Gesetz der militärischen Requisitionen in Kraft gesetzt wird. ────────── "Sie müssen helfen!" "Wo ist der Bürgermei­ ster?" "Ist geflohen?" "Wo sind die Spritzen?" "Mer wissen sie nicht!" "Sie müssen helflen!" Ich- habe aber weder von Polen noch von Ju­ den einen gesehen, der auch nur den klei­ nen Finger gerührt hätte, einem andern zu helfen. Ein paar Offiziere und der DivisionsPfarrer sprangen zu und retteten mit Ein­ setzung ihres Lebens ein paar Leute aus den Häusern. Sie taten alle, was möglich war. Mit dem Revolver mußte man die Einwohner zurücktreiben, damit sie nicht in die bren­ nenden Häuser sprangen, um irgend ein Stück armseligen Plunders zu retten. Sie schleppten sich mit Säcken voll Kravatten, mit Bün­ deln von Kochgeschirren, mit eilig zusammen­ gebundenen Handelsartikeln, während die deut­ schen Offiziere und Mannschaften derweilen die Kinder und Greise retten mußten. Ein Bild sah ich, das allein von andrem sprach als von Abstoßendem: Ein alter jüdischer Lehrer sprang trotz der Versuche, ihn zu halten, in ein brennendes Haus zurück. Seine Frau und seine Tochter schrien gellend auf. Ter Mann kam glücklich, wieder heraus und trug im schwar­ zen, silberbestickten. Samttuch die Thora, es war das Einzige, was er gerettet hatte. Inzwischen drohte die ganze Straße von der Seite abgeschnitten zu werden; aus dem Dach des Eckhauses, an dem vorbei man allein noch den Rückweg gewinnen konnte, schlugen schon Flammen. In ein paar Minuten brannte auch dies ganze Viertel im Rücken. Tie Ein­ wohner saßen auf ihren Sachen und starrten in die Flammen, kräftige junge Burschen und Männer aus den noch nicht gefährdeten Stadt­ teilen schlenderten umher und sahen das Ganze als aufreizendes, interessantes Schauspiel. Mt Knüffen und Püffen zwangen wir sie, die Habe ihrer Mitbürger rückwärts zu retten, dann bil­ dete die kleine deutsche Gruppe, die voran stand, eine Kette und wir trieben die Einwog ner zurück, an dem Eckhaus vorbei, aus dessen Fenstern auch schon die Flammen weit über die Straße leckten, als der Tivisionspfarrer den letzten Mann, einen alten, gebrechlichen Ju­ den, vorüberschleppte. Durch, eine Nebenstraße, die im Bogen .herumführte, ging ich zu unserm Auto zurück. Hier war kaum ein Mensch. Es schien die Straße zu sein, in der die Staatsgebäude la­ gen, stattliche zwei- und dreistöckige Stein Häuser. Inmitten eines Parkes lag ein gro­ ßes, schönes weißes Gebäude, das Gymnasium. Tie Türen waren geschlossen. An einem Glas­ fenster standen, mit dem Rücken zur Straße, eine Anzahl Gipsbüsten. Ter Zar und — un­ ser Kaiser. Die Büste, die den Kaiser kurz nach seinem Regierungsantritt darstellt, mit dem weich nach oben gezogenen Schnurrbart und dem straff gescheitelten vollen Haar. Es war kein Mensch hier. Wenn man einen Au­ genblick stille stand, hörte man deutlich ein trockenes, Hartes Geräusch. Als ob richtige Kinnladen aufeinanderschlügen und zermahl­ ten. Das Feuer ffaß Szawle und man konnte es in der Stille hören, wie es die Stadt an­ packte und imwer gieriger zermalmte. Für uns war die Lage nun so: Tie Straße nach Südwester:, auf der wir allein die Reichs­ straße .nach Tauroggen erreichen konnten, hatte inzwischen schon Feuer gefangen. Tie beiden anderen Seiten der Stadt waren ein Glutmeer. Blieb nur die Straße nach Norden. Tort war noch Rückzugsgefecht, über dessen Stand in dem Chaos der brennenden Stadt nichts zu erfahren war, natürlich. Tie Russen konn­ ten Verstärkungen herangebracht haben, es war zu vermuten eigentlich. Also mußten zunächst solange es vielleicht noch ging, die Autos aus der brennenden Stadt gefahren werden. Tas Gepäck wurde verpackt. Tas eine Auto führ. Unser Auto hatte noch einen kleinen Auf­ enthalt. Tann: "Los!" Kolonnen stehen dicht­ gedrängt, die Pferde sind unruhig von Rauch und Geschrei, aber in erstaunlicher Ordnung geht doch alles weiter, um die Straße nach Mtau, auf der die Truppen vorrücken, zu gewinnen. Jetzt wird die Straße leer. Rechts und links brennende Häuser. Tie Hitze nimmt zu. "Tritte Geschwindigkeit." Man duckt sich unwillkürlich unter den Funken. Durch! Die freie streite Straße, die glänzendste, die ich bisher in Rußland gesehen habe, ist gewonnen. Es ist auch Reichschaussee. Tie mächtigen Holzstöße am Bahnhöfe, die die Russen aufgesteckt haben, schicken ihre Glut bis auf die Chaussee. Tie Naphtatanks fangen an mit giftgelben Flammen zu bren­ nen, ein schwerer, schwarzer Rauch steigt von ihnen auf. Von hier aus sieht man, daß ganz Szawle brennt und man ist eigentlich! erstaunt, daß in dieser Flammenhölle über­ haupt noch.Menschen sein können. Wir lassen die Autos außerhalb der Stadt und nehmen das alte Quartier, das Haus "Ho­ tel , Central".' Unsre Pioniere sind inzwischen an der Arbeit. Man hat Feuerspritzen auf­ getrieben und schützt, da sich gegen Abend der Wind legt, mit allen Kräften den Rest der Stadt. Es ist eine schwere Arbeit. Die vie­ len Holzzäune, die das Ueberspringen so er­ leichtern, müssen niedergelegt, die brennenden Ecken heruntergerissen werden, um das Feuer zu dämmen. ' i In der Nacht wird das Rasen der Flam­ men noch schauerlicher. Tie Einwohner schla­ fen in dem letzten, noch nicht verbrannten Stadtteil auf der Straße, auf den Treppen­ stufen, auf den geretteten Betten und Lumpen. Auf den Gedanken, die Synagoge, die für ein paar hundert Menschen Unterkunft gäbe, zur Verfügung zu stellen, scheint niemand zu kommen. Von der bessern Bevölkerung ist nie­ mand zu sehen. Gegen .Mitternacht gehe ich eine Straße entlang, deren eine Seite abgebrannt ist. Auf dem andern Bürgersteig ist ein seltsames La­ gerleben. Tie herausgetragenen Sachen, So­ fas, Stühle, Bänke geben Sitzgelegenheit, u. hier und da sitzt ein Grenadier auf dem Sofa, das er herausgeschleppt hat, neben einem Mädel und tröstet sie und streichelt ihre Hand. Und die Mädchen von Szawle scheinen den Teut­ schen nicht böse zu sein. Ein paar Stellen waren noch gefährdet. Tas Feuer war an eine Gasse gekommen, hatte sich totgebrannt, nur gn eiiner Stellp konnte die Glut auf zwei Holzhäiuser über­ springen und damit das letzte erhalitene Viertel bedrohen. Unsre Soldaten, die ,80) Kilometer Marsch /int Leibe hatten, trugen unermüdlich, Wasser nach! der Spritze. Tie Pioniere ar­ beiteten dicht unter den Klammen. Auf der , Straße aber standen die Einwohner und dis­ kutierten. Schrie man einen ,an, er solle hel­ fen, sagte er: "Ist kein Eimer, Herr!" ob­ wohl doch überall in den Häusern Gesäße wa­ ren und unsre Soldaten ja doch auch Eimer gefunden Hatten. Hier half nur eins. Maul­ schellen. Es war scheußlich. Aber es half. In fünf Minuten waren auf einmal Eimer ge­ funden und alle die ,herumgaffenden Leute schleppten im Schweiße ihres Angesichts Was­ ser, allmählich> wuchsen meine Klienten 014s über GO Mann an. An der Pumpe arbeiteten in Rauch und Glut die Pioniere. Wasser gab's jetzt reichlich. Tie beiden Holzdächer konn­ ten ordentlich unter Spritze genommen wer­ den. Es war eine Freude, diese Truppe zu sehen, die ja nicht nur ihr bischen Quar­ tier, sondern den Rest per brennenden Stadt mit der merkwürdigen Einwohnerschaft mit Aufgebot gller Kraft retteten. Merkwürdig jetzt, da die Einwohner sahen, dafß der Er­ folg sicher schien, waren sie ganz Dankbarkeit, auch, die man vorher mit Gewalt hatte zwin­ gen müssen. "Sie arbeiten gut die Teutschen", sagte anerkennend ein Jude mit goldener Brille und trug einen Wassereimer nach vorn. An andern Stellen ließen die Pionieroffiziere niederreißen, was niederzulegen war. Sie waren 24 Stunden fast im Dienst. Lange nach Mitternacht ging sch in das Hotel, das jetzt vermutliche sicher war. Tie weiße Kirche von Szawle stand hoch, wie mit Purpur stbergossen, über dem glühenden, zu­ sammensinkenden Stadtteil. Gegen Morgengrauen schrie die Alarm­ trompete durchi die Stadt. In dem matten Licht sah man den blasenden Trompeter und den schwarzen Schattenriß des Pferdes. Tie ge­ samte deutsche Besatzung wurde aufgeboten, das Feuer vor dem aufkommenden Morgen­ wind .endgültig einzudämmen. Tie Töne schlu­ gen Hart und gellend über die Straßjen. Gegen Morgen war dann stie Arbeit ge­ tan. Etwa ein Fünftel per Stadt war ge­ rettet. Tie Russen hatten sie angesteckt, die deut­ schen Truppen sie beschützt und den Rest be­ wahrt. Tie Einwohner zugesehen, wie man ihre Stadt rettete. Diese Truppen marschieren, kämpfen, sin­ gen und arbeiten in.der Zeit, die ihre Ruhe sein sollte, für die Bürger des feindlichjen Staates mit Einsetzung ihres Lebens. Mag sich, die Lage gestalten wie sie will, diese Trup­ pen müssen den russisch!en Gegner vernichten. Sie sind ihm so turmhoch! in ihrer Art über­ legen, daß keine Masse ihren Heldenstoß auf die Dauer aufhalten kann. Rolf Brandt, Kriegsberichterstatter. ────────── Niederbayrische Nachrichten. Arnstors, den s/Mak. (Gefallen) ist auf dem Felde der Ehre in Nordfrankreich der frühere Obermüller in der Mühle in Kohlsdorf Herr Andreas Bainl, Inhaber des Eisernen Kreuzes. Arnstors, den 5. Mat. (Besitzveränderung.) Das Anwesen des Herrn Josef Pollerspöck in Holz­ ham 32 Tagwerk Grund umfassend, ging durch Kauf um 22 000 Mark an Herrn Asbeck in Landau a. Isar über. Haus, 4. Mat. (Zuschuß.) Die Gemeinde Haus erhielt aus der Freiherr von Metting'schen Stiftung zur Reparatur des Armenhauses einen Zuschuß von 300 Mk. vom k. Staatsmintsterium des Innern zugewiesen. Paffau, 4 Mai. (Ertrunken.) Heute stürzte der Schiffsheizer August Csaputa des Dampfers "Vulkan" in die Donau und erlrank. Seine Leiche wurde noch nicht geborgen. Paffau, 4. Mat. (Entsprungen.) Ein in der militärischen Strafanstalt auf Oberhaus internierter Gefangener ist gestern nachmittags während der Feldarbeit entsprungen. Vom Wachkommando ver­ folgt, wurde er in einem Walde bei Hals aufge­ griffen und nach Oberhaus verbracht. ────────── Schönbrunn, Tondorf, Weihmichl, Winden und Widdersdorf. —* Kirchendiebstahl. Im benachbarten Mirskofen wurde aus der dortigen Filialkirche eine auf 300 Mark gewertete silberne Ampel gestohlen. Der Täter konnte noch nicht ermittelt werden. —* Herzliche Grüße an dasfchöne Landshut warf einer der vorgestern über unsere Stadt hinweggeflogenen Flieger herab. Der Zettel wurde von einem Paflanten gefunden und wird von diesem als Andenken aufbewahrt. —* Einen Staatszuschuß erhielt im Jahre 1892 die Stadt im Betrage von 28 000 Mk. Das Kapital ist unangreifbar, die Zinsen sollen gemeinnützigen Zwecken zugeführt werden. Seit 1900 sind dieselben nun der Schuldentilgungskasse zur Deckung des auf den Realschulneubau aufgenom­ menen Kapitals zugewiesen worden. Die Rechnung, pro 1913 läßt in der Betrtebsrechnung 980 Mk. in Einnahmen und Ausgaben und ein Vermögen von 28 000 Mk. versehen. —* Der Grunderwerbungsfond der Stadt Landshut halte im Jahre 1913 31385.86 Mk. in Einnahmen und 31 363.05 Mk. in Ausgaben zu verzeichnen, so daß ein Aklievrest von 22.81 Mk. verbleibt. Die Vermögensrechnung für das gleiche Jahr läßt 64 72517 Aktiva, 22 206.— Schulden, somit 42 519.17 Mk. Reinvermögen ersehen. —* Der Fond zur Herstellung eines öffent­ lichen monumentalen Kunstwerks in Landshut weift in seiner Betriebsrechnung pro 1913 1681.18 Mk. ln Einnahmen und Ausgaben auf. Das Vermögen beziffert sich auf 16 872.77 Mk. Der Fond ist bestimmt zur Errichtung, eines Monuments und Herstellung einer gärtnerischen Anlage auf dem Platze vor der Oberpostdtrektton. Inzwischen ist aber der für das Monument gewährte Staatszuschuß zurückgezogen und die Angelegenheit verschoben worden, bis zur Erweiterung der inneren Jsarbrücke. —* Der Getreidemagazinsfond weist in feiner Rechnung pro 1913 2027.40 Mk. ln Einnahmen und Ausgaben auf. Das Vermögen beziffert sich auf 50 000 Mk. Im Gemetndekollegium, wo die Rechnung gestern zur Genehmigung Vortrag fand, wurde betont, daß dieser Fond seiner­ zeit angesammeit wurde, um größere Quantitäten Getreide ankaufen und in schweren Zeiten zu mäßigen Preisen an Minderbemittelte abgeben zu können. Die Zinsen dieses Fonds wurden später der stöbt. Pensionskaffe zur Admafsierung zugewiesen. Die Zin­ sen betragen jährlich 2000 Mk., wozu 1913 noch eine Steuerrückvergütung von 27,50 Mk. kam. Der Herr Vorsitzende des Kollegiums meinte hiezu, der Fond fei falsch angewendet. Er sei eigentlich ein Rothilfesond. Aus ihm müßten daher Kartoffelankäufe oder ähnliche derartige Hilfsaktionen vorgenom­ men werde». —* Von Streiks war Niederbayer» im letzten Berichtsjahre ziemlich verschont, es fanden nur 2 Streiks statt, an denen 44 Streikende teilnahmen. Aussperrungen gab es überhaupt nicht. —* Der Gabelsberger Stenogra phenverein hielt gestern fein heuriges Wettfchreiben ab. An demselben beteiligten sich 65 Herren und Damen am Schön- und Korrektschretben, 38 im Schnellschrelben bis zu 80 Silben, 15 bis zu 100 Silben, 4 bis zu 120 Silben, 3 bis zu 140 Silben. Der Kummerpreis wurde nur von einem Kandidaten bestritten. —* Der Benno Leichenverein L a n d s h u t hält am nächsten Sonntag eine» Bitt­ gang nach Frauenherg ab, der früh 7 Uhr von St. Martin ausgeht. ────────── Letzte Posten. Kaiser Franz Foseph richtete an den österreichischen Armeeoberkommandanten Erzherzog Friedrich, folgendes Te­ legramm: "In unwiderstehlichem Angriffe haben die unter Ihrem Oberbefehl vereinten österreich­ ungarischen und deutschen Kräfte den tapferen Feind in Westgalizien geworfen, zahlreiche Ge­ fangene gemacht und viel Kriegsmaterial er­ beutet. Neuer Ruhm knüpft sich an ihre Fah­ nen. Mit wärmster Dankbarkeit gedenke ich, all der braven, brüderlich zusammenhaltenden Truppen, bewundernd blickt das Vaterland auf seine Söhne. Ihnen, dem Armeeoberkomman­ danten, dem Generaloberst von Mackensen, überhaupt allen Führern, vom höchsten bis zum niedrigsten, und all den wackeren Kriegern sage ich. aus vollstem Herzen Dank und be­ auftrage Sie, meine Worte im Armeebereiche zu verlautbaren." ' Franz Joseph, Tie russische Bcskisentrnppe umzingelt. Berlin, 7. Mai. Ueber die verzweifelte Lage der Beskidentruppen wird dem "Berl. Lok.-Anz." aus dem k. k. Kriegspressequartier gemeldet: Unsre Stoßgruppen haben von Gorlice aus auch. Teile in östlicher Richtung vor­ getrieben. Sie haben dadurch einen eisernen Vorhang hinter jenen russischen Abteilungen fallen lassen, die sich, südlich des Straßen­ zuges Gorlice—Zmhgrod—Tukla befinden. Na­ mentlich Teile der russischen Beskidentruppen sehen daher der sicheren Gefangennahme ent­ gegen. Denjenigen russischen Truppen, denen es nicht gelang zu entkommen, droht die Ver­ nichtung. Ties gilt namentlich von der Ar­ tillerie und dem Train. Man erwartet aus jenen Gegenden Meldungen von großen Er­ folgen unsrer verfolgenden Truppen. Zur Haltung Italiens. Berlin, 7. Mai. Zur Haltung Italiens sagt das "Berl. Tageblatt": Man findet alle eigentlichen Republikaner, die in der Besei­ tigung des Königtums von jeher ihre größte Aufgabe gesehen haben, an der Spitze der Kriegsagitation. Tie Sozialisten, die neben der Verwirklichung der republikanischen Ideen noch, andre Ziele verfolgen, sind im Kampfe gegen den Krieg. Tie wenigen die den Krieg betreiben, erhoffen unverkennbar von einer Kriegszeit mit ihren Wirren den Sturz des Königtums. Ter Handelskrieg. London, 6. Mai. (Reuter.) Telegram­ men aus Westhartlepool zufolge ist der Fisch­ dampfer "Stratton" gestern in der Nordsee von einem deutschen Unterseeboot durch Ka­ nonenfeuer versenkt worden. ' ' Tie gefährlichen anten. Par is, 7. Mai. Der "Temps" meldet aus Petersburg: Im Bezirk Odessa sind 40 Ortschaften, die deutsche Namen trugen, von den Behörden umbenannt worden, desgleichen im Bezirke Cherson 25 und in den benach­ barten Bezirken 22 Ortschaften. ────────── Handel und Verkehr. Spanferkel und Kitze lebende —, geschlachtete —. Marktverlauf: Ochsen ruhig. Bullen ruhig, Kühe und Kalbinnen ruhig, Schweine ruhig. Nürnberg, 5. Mai. (Biehmarkt.) Preise: per 50 Kilogramm Lebendgewicht: Ochsen vollfleischige 1. Qualität 66—68, (Ausland Lebend­ gewicht 00—00), vollfleischige 2. Qualität 62—65, (Ausland Lebendgewicht 00—00), fleischige 58—61, (Ausland Lebendgewicht 00—00), mäßig genährte 52—56, (Ausland Lbdgew. 00—00), gering genährte 46—50; Bullen: vollfleischige 1. Qual. 5l—53, 2. Qual. 46—50, mäßig genährte 43—45, (Schlachtgewicht: 1. Qualität 90—92, 2. Qualität 00-00, 3. Qualität 00—00). Lebendgewicht: Kühe und Kalbinnen vollfleischige 1. Qual. 54—60, 2. Qual. 51—57, ältere ausgemästete 42—50, mäßig genährte 34—40, gering genährte 23—24, gering genährtes Jungvieh 00—00; Kälber (Lebendgewicht): 1. Qual. 00—00, 2. Qual. 00 00, 3. Dual. 00—00; Schlachtgewicht: 1. Qual. 00-00, 2. Qual. 00-00, 3. Qual. 00—00; Schafe (Schlachtgewicht): Mastlämmer und jüngere Masthamm eil 00—00, ältere Masthammel, geringe Mastlämmsr 00—00, gut genährte junge Schafe 00—00, geringe Hammel u. Schafe00—00; Schweine (Fettschweine) über 150 Kg. 00—00, vollflAschige von 120 bis 150 Kg. 00—00, von 100 bis 120 Kg. 90—93, »öü 80 bis 100 Kg. 90—94, unter 80 Kg. 88—94, Sauen 00—00, Bratenschweine 00—00, Schlachtgewicht: Fettschweine über 150 Kg. 00—00, vollfleischtgle von 120—150 Kg. 00—00, von 100 bis 120 Kg. 00—00, von 80—100 Kg. 00- 000, unter 80 Kg. 103—110, Sauen 00—00, Braten­ schweine «00—00. Gesamtzufuhr: Groß­ vieh — Stück, darunter aus dem Auslande —, und zwar Ochsen: 161, Bullen: 109, Kühe: 359, Jungrinde«: 238, Kälber lebende 92, geschlachtete —, Schweine lebende 1575, geschlachtete —, Schafe und Zteglen: lebende 49, geschlachtete —, Lämmer, ────────── Literarisches. Deutsche Kriegs klänge 1914/15. Ausgewählt von Johann Albrecht Herzog zu Meck« lenburg. 1. Heft. Verlag K. F. Koehler, Leipzig. Preis 40 Pfennig. Das Unternehmen, von dem das 1. Heft vorliegt, ist ein Zeichen der Zeit; es zeigt, wie Fürst und Volk, hoch und niedrig, zusam­ mengeschmiedet worden ist in dem Willen,, alle Kräfte für den einen Gedanken einzusetzen, der uns alle beherrscht. Ein deutscher Fürst, dem lange Jahre die Regentschaft von Braunschweig anvertraut war, hat die Dichtungen aus großer Zeit gesammelt, die in ernster und heilerer Abwechslung die Taten und Stimmungen widerspiegeln, die in dem jetzigen Rlesenkampf um unsere Freiheit die Seele unseres Volkes ergreifen und durchbeben. Für die Bücherei der in der Heimat Gebliebenen, für die Frauen und Angehörigen unserer Soldaten und Offiziere ist die Buchausgabe (Preis in vornehmem Pappband 1.20 Mark) bestimmt. Der Herzog, der die gesamten ihm zufließenden Einnahmen für Kriegswohlfahrtszwecke verwendet, hat auch für Bibliophilen eine auf Bütten­ papier gedruckte und in schwerem Leder gebundene Liebhaberausgabe in 150 Exemplaren eigenhändig mit feinem Namenszug versehen (Preis 15 Mark). Dem ersten Heft, das hauptsächlich Dichtungen aus den ersten Wochen des großen Krieges enthält, sollen in Kürze weitere Bändchen folgen. Atlas des Kriegsecho. Der Verlag Ullstein u. Co. hat einen "Atlas des KrtegSecho" mit einer Reihe klarer und übersichtlicher Spezial­ karten des östlichen und westlichen Kriegsschauplatzes erscheinen lassen. Der Atlas ist für 25 Pfg. ln allen Buchhandlungen und Geschäftsstellen des Ver­ lages Ullstein u. Co. erhältlich. ────────── Bekanntmachung. Betreff: Die Regelung -es Verkehrs mit Brotgetreide und Mehl. 1. ) Die nächste Abgabe der Mehl- und Brotmarken findet wie bisher tm kleinen Rathaussaale statt und zwar für Karteninhaber mit dem Anfangsbuchstaben: A mit F am Montag den 10. Mai G- mit L am Dienstag den 11. Mai M mit R am Mittwoch den 12. Mai S mit Z am Freitag den 14. Mai jeweils von 8—12 .Uhr vormittags und 2—6 Uhr nachmittags. Falls Wohnungswechsel stattgefunden hat, so ist die auf der Mehl- und Brot­ karte vermerkte Wohnung maßgebend. 2. ) Die kleinen Marken für 1 Stück Weißbrot können sowohl zum Bezug von Mehl als auch von Schwarzbrot verwendet werden in der Weife, daß 3 solche Marken gleich 100 Gramm Mehl bezw. 150 Gramm Schwarzbrot zu rechnen sind. 3. ) Wiederholt wird darauf aufmerksam gemacht, daß beim Kaufe eines halben Markweckens: 4Marken a 300 Gramm Schwarzbrot und 1 Marke mit 1 Stück Weißbrot, für einen ganzen Markwecken: 8 a 300 und 2 kleine Marken abzugeben bezw. vom Verkäufer einzufordern find. 4. ) Infolge weiterer Vereinbarung mit dem K. Bezirksamt Landshut ist den Angehörigen nachstehender 24 Gemeinde» der Kauf von Brot und Mehl im Stadtbezirke gegen Abgabe der mit dem Gemeindesiegel gestempelten Marken gestattet: Ast, Altöorf, Berg, Berghosen, Ergolding, Eugenbach, Furth, Frauenberg, Götzdors, Hohenegglkose», Jenkofen, Kronwinkel, Mirskofeu, Münchnerau, Niederkam, Oberglaim, Obergang­ kose», Pfettrach, Petersglaim, Schönbrunn, Tondors, Weihmichl, Winden und Widdersdors. 5. ) Da den Wirtschaften auf dem Lande gleichfalls nur ein kleines Quantum Brot zugewiesen ist, werden Ausflügler darauf aufmerksam gemacht, daß es angezeigt erscheint, das Brot mitzunehmen. Landshut den 6. Mai 1915. Stadtmagistrat Landshut. Marschall. 1141 Schwarz.