Gesammelte Artikeltexte des Kurier für Niederbayern, Ausgabe vom 1916-09-22. Unterstützt durch den Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE). Herausgeber: Lehrstuhl für Digital Humanities, Universität Passau (2016). Veröffentlicht unter der Lizenz Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International. Kurier für Niederbayern: Landshuter Tag- und Anzeigenblatt; unabhängige Tageszeitung für Heimat und Volk. Altbayerische Verlagsanstalt Vereinigte Dr. Mühldorf, Betrieb Landshut. 69. Jahrgang Nr. 258, 1916-09-22. Die gescannten Zeitungsbände wurden von der Bayerischen Staatsbibliothek München zur Verfügung gestellt. (https://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=644150540&db=100) Die Zeitungsdoppelseiten wurden mit 300dpi und einer Farbtiefe von 24 Bit gescannt, die resultierende TIFF-Datei binarisiert und als Input für die OCR-Software verwendet. 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' Im Osten wurden neue russische Angriffe westlich von Luck blutig abgewiesen und der erfolgreiche Vormarsch der Unsern an der Narajowka fortgesetzt. In den Karpathen toben erbitterte Kümpfe. An der Baba Ludowa wur­ den sieben feindliche Stürme abgeschlagen und die Kuppe Smotrec im Sturm von den Unsern wieder genommen. , In Siebenbürgen wurden auch die Grenzhöhen am Vulkanpatz von uns besetzt. In der Dobrudscha haben sich tue Ru­ mänen und Russen in vermutlich vorbereite­ ten Stellungen am Trajanswall festgesetzt. Der Kampf steht. Die Verfolgungstruppen müs­ sen nun das Herannahen der Hauptmacht ab­ warten, dann wird ein neuer Kampf entbren­ nen. , . ( ! ; __ • In Mazedonien erlitten die Franzosen bei Florina erhebliche Verluste. Deutsche Flieger haben russische Flugzeug­ mutterschiffe im Schwarzen Meere vor Varna, russische Transportdampfer im Hasen von 'Constantza und'die Eisenbahn in der Norddobrudfcha erfolgreich angegriffen. Neue russische Anstürme gescheitert. Erfolgreiche deutsche Fliegeraugriffe i» der Dobrudscha und im Schwarze» Meere. Der bulgarische Gegenstoß bei Floriua im güuftige« Fortschreite». ────────── Die Heeresberichte. hen gekommen. Mazedonische Fro«t. Bei den erfolgreichen bulgarischen An- I griffen in der Gegend von Florina erlitten I die Franzosen beträchtliche Verluste. Bulga­ rische Kavallerie attakierte und zersprengte öst­ lich der Stadt die weichende seindlichje Infan­ terie. Es wurden zahlreiche Gefangene ge­ macht und einige Maschinengewehre erbeutet. Am Kajmakcalan und an der Moglenafront sind mehrfach serbische Angriffe abgeschlagen. Ter 1. Generalquartiermeister!: . Ludendorff. zusammen mir anderen Kräften die Angriffe gegen die Truppen des Generals vom der Mar­ witz fort. Bei Korhtnica ist der Kampf noch nicht abgeschlossen. Im Uebrigen ist aus der 20 Kilometer breiten Front der oft wiederholte Ansturm vollkommen und unter abermals blu­ tigsten Verlusten gescheitert. Front des Generals der Kavallerie Erz, Herzog Karl. Der Kamps an der Narajowka würd erfolg-, reich fortgesetzt. ; • In den Karpathen hat auch ^gestern der Feind seine heftigen Angriffe wiedverholt. Ab­ gesehen von örtlichen Erfolgen in wer Gegend des Panthr-Passes und im Tätar'kZat-Ab schnitt (nordöstlich von Kirlibaba) ist er überall untor schweren Verlusten zurückgeschlagen. An der Baba Ludowa stürmte ersiebenmal gegen un­ sere Stellung qn. Jäger verschiedener deutscher Stämme unter per Führung des Generalmajors Boetz haben hervorragenden Anteil an der siegreichen Abwehr. Die am 19. ds. in Feindeshand gefallene Kuppe Smotree wurde im Sturme wieder ge­ nommen. Kriegsschauplatz in Sievenbürgewi Die Grenzhöhen beiderseits des Vulkanpasses sind von- uns besetzt. Balkankriegsschauplatz. Heercssront des Generalfcldmarschalls von MackeNfen. Der Kamps in der Dobrudscha ist zum'Ste- Ser deutsche Bericht. MTV. Berlin, 21. September. Mittags. (Großes Hauptquartier.) Westlicher Kriegsschauplatz. Front des GMeralfeldrnarschalls Kronprinz Rupprecht chon Bayern. Nördlich der Somme spielten sich bei Courcelette fortgesetzte Handgranatenkümpfe aö.. Feindliche Teilangrifse wurden bei Flers, west­ lich von Lesboeuf und nördlich von Combles abgeschlagen. Südwestlich von Rancourt und in Bouchavesnes von unseren Truppen im Angriff gewonnener Boden ging nach erbitter­ ter Kämpfen wieder verloren. Südlich von Raneourt behaupteten wir genommene Grä­ ben. " f t Front des deutsche« Kronprintzen. Rechts der Maas wurden bei gesteigerter Artillerietätigkeit feindliche Angriffe im Ab­ schnitt Thiaumont—Fleurh abgeschlagen. Oestlicher Kriegsschauplatz. Front pes Gcneralscldmarschalls Pri«z Leopold von Bayern. , Westlich von Luck setzte die russische Garde ────────── fechte. Oestlich und westlich, des Wardar Artitteriefeuer. Um Fuhr des Lelasica Planina Ruhe. An der Strumafront schwache Artille­ rietätigkeit. Rumänische Front: An der Donau beschost unsere Artillerie erfolgreich den Bqhnhvf von Turn-Severin. Die Schlacht an der Linie Karalui-MenuÄArabadschi - Kokarsacha - Cobadin—Tuzla dau­ erte gestern mit der. gröstten Erbitterung von beiden Seiten fort. Der Feind hielt sich in feiner stark befestigten Stellung. An der Küste des Schwarzen Meeres Ruhe, ────────── Der türkische Bericht. Konstantinopel, 20. Sept. Das tür­ kische Hauptquartier meldet: An der Fellahie-Front beschost der Feind gestern von neuem unsere Stellungen mit schwerer Artillerie, ohne irgendwelchen Scha­ den anzurichten. An der persischen Front griffen gestern die Russen aus verschiedenen Richtungen mit schwachen Kräften Develt Abad an; gleichzei­ tig ging russische Kavallerie nördlich von Remedyn zum Angriffe üben. Alle diese Angriffe wurden zurückgeschlagen. An der kaukasischen'Front unternahm der Feind im Abschnitt von Oghnot heftige Ueberfölle, die er zweimal wiederholte, die aber mit Verlusten für ihn abgeschlagen wurden. Kein Ereignis von Bedeutung an den übrigen Fronten. , Der Vizegeneralissimus. ────────── , | Ein neutrales Urteil über die Kriegslage. Bern, 19. Sept. Stegemann schreibt im "Bund": Alle Teilerfolge der englisch-franf zösischen Offensive, die mit einem rücksichts­ losen Einsatz von Menschen und Material und Mit bewunderswerter Ausdauer erkämpft wer­ den, vermögen nichts an der Tatsache zu än­ dern, dast die deutsche Front ihre volle Ela­ stizität behalten hat, die sich jedesmal spannkräftig zurückzieht, ohne zu zerreisten, dast also die Teilschlacht der grasten europäischen Kampshandlung dem Angreifer zwar örtliche Vorteile bringt, aus die Schlachtentschjeidung selbst aber ohne unmittelbaren Einfluß ist. Nach wie vor wird die Sommeoffensive un­ mittelbar als schwerer Druck auf den rechten Flügel der in einem ungeheuren Halbkreis vom Aermelkanal bis zum Rigaischen Meer­ busen aufgestellten Heeresmacht der Zentral­ mächte empfunden. Solange helles, trockenes Wetter anhält, kann das Zerstampfen der deut­ schen Stellungen an der Somme fortgesetzt werden, das durch artilleristische Ueberlegenheit und zahlenmäßiges Fliegerübergewicht be­ trieben wird und seit dem 24. Juni — hem Beginn des Trommelfeuers an den Haupt­ einbruchstellen täglich "120 Meter Bodengewinn gebracht hat, der sehr teuer verkauft wird, aus dem beide Gegner ihre heldenhaften Strei­ ter betten, ohne dast sich ein Ende absehen ließe. —— Der ursprüngliche rumänische Feld­ zugsplan must schon heute als vollständig ge­ scheitert gelten, denn heute bereits seien Um­ gruppierungen int rumänischen Heere im Gange. Diese können nur auf einen Vertei­ digungskrieg hinauslaufen, falls es nicht ge­ lingt, unter Einsatz stärkster russischer und rumänischer Kräfte an der Donau das Schick­ sal zu meistern. Dqs ist aber unwahrschein­ lich geworden, nachdem der Dobrudschiafeldzug zur Zertrümmerung dev Dobrudschafront ge­ führt hak. Im Kriegsrat der Entente Hat man erklärt, dast nicht nur der rumänische Feldzug, sondern auch der allgemeine Feld­ zugsplan durch die strategische Ueberraschflmg in der Dobrudscha auf das empfindlichste ge­ stört worden ist, dast also auf dem wichtigen Balkan, wo die nächste Entscheidung liegt, ein operativer Durchbruch großen Stils zu reisen droht. Deshalb hat Sarrail den Befehl er­ halten, um jeden Preis anzugreifen. So­ lange Mrrrail seine Offensive auf seine Grund­ stellungen stützt, wird er von.Fall zu Fall Teilerfolge erzielen können. Die alte Frage aber lautet bekanntlich: Wie weit wirkt sein Ofsensivdruck auf die Operationen an der Donau? Am Donauseldzug hängt nach dem Eintritt Rumäniens das Hauptinteresse.zwi­ schen Orsova und Constantza lieHt jetzt der Brennpunkt der großen europäischen SchlachtHandlung, die in den Winter hinein zu wach­ sen beginnt. (Z.) ' Tic Geircral offensive. Lu gano, 21. Sept. In italienischen Militärkreisen setzt man große Hoffnungen auf die im Gange befindliche neue Offensive. Es bestehe Absicht, noch vor dem Eintritt des Winters die Entscheidung im Weltkriege zu erzwingen. Die jetzige gleichzeitige Offensive auf allen Fronten "sei der erste grckste Ver­ such zur Herbeiführung dieser Entscheidung^ Ein holländisches Unterst«tzungskomitcc für Deutsch-Südweft. Haag, 21. Sept. Es Hai sich ein Komitee hervorragender holländischer Persönlichkeiten gebildet zur Unterstützung von Kindern und Frauen aus Deutsch-Südwest. Der Aufruf er­ innert an die Werktätige Teilnahme Deutsch­ lands für die Buren während ihrer Unab­ hängigkeitskämpfe und fügt hinzu, dast die südafrikanischen Holländer bereits sehr unter den Folgen ihres letzten Aufstandes litten, um sich jetzt sn vollem Maste dankbar zu er­ weisen. Tas uninteressierte Rußland. Daily Mail meldet aus Athen: Die rus­ sische Regierung ließ ihrem Gesandten in Athen die Instruktion zugehen, daß Rußland an Griechenland nicht interessiert sei. | Jnternicrmttg griechischer Soldaten in Bulgarien? Das Berl. Tgbl. meldet aus Rotterdam: Einem unbestätigten Gerücht aus Athen zufolge wurde eine Abteilung griechischer Soldaten aus Ostmazedonien tn .Philippopel interniert. (Z.) f ' [ Die Stimmung in ''Griechenland. | Am Montag wurden in Chios, Mhtilene, Lemnos und Jkarien Massenversammlungen abgehalten, die den ^ König aufforderten, in den Krieg einzugreifen. . (Z.) Lugano, 21. Sept. Eine Secolo-Mevdung aus Saloniki gesagt, daß alle griechi­ schen Revolutionärtruppen von General Sarrail Stellungen im Strumasektor angewiesen erhielten. (Z.) Tie letzte« Ententetage von Kavala. Berlin, 20. Sept. Der Berichterstatter der "Voss. Ztg." meldet aus Griechisch-Maze­ donien vom 18. ds. Mts.: Soeben strafen die ersten Nachrichten über das Schicksal jener vie­ len Bürger und Soldaten ein, die bgn Ent­ schluß gefaßt hatten, sich von der Entente nach Saloniki einschiffen zu lassen, als das Schicksal der Stadt Kavala militäriFch entschie­ den wurde. Diesen 'Leuten wurde eine unan­ genehme Ueberraschung zuteil, als 'sie zunächst in Thasos gelandet wurden. Hicer mußten sich auch alle Männer im Alter Won 20—50 Jahren unter dem Hinweis, daß dass griechische Revolutionskomitee die Mobilisierrung ange­ ordnet habe, einer militärischen Umtersuchung unterziehen und wer als taugliäh befunden wurde, mußte es sich gefallen lassem, pon nun an jils Soldat der griechischen Revolutionäre zu 'gelten. Den regelrechten Solixaten erging er natürlich reicht anders. Man «erfährt.jetzt auch von verschiedenen Machienschaftten des eng­ lischen Konsuls, der für einige unliebsame Vorkommnisse in der Stadt Kavaloa die Schuld trägt. Er versprach zunächst allem Griechen, die sich ihm anschließen wollten, Meld. Später Machte er einen Versuch, das Wanze Gros der griechischen Truppen herüberziuziehen, der aber scheiterte. Er erreichte auch,, daß einige griechische Fanatiker beim Anblickt der engli­ schen Goldpfunde nachts in den Automobil­ park der griechischen Division einkbrachjen und mit schweren Hämmern zerschlugern, was nicht niet- und nagelfest war. Auch rtetk er venizelhstischen Anhängern, ein wenig zi«u plündern, namentlich an deutschem Eigenturm. Er ließ dann die Dinge durch seine Agentien den Bul­ garen in die Schuhe schieben, d>ie noch! gar nicht in der Stadt waren. An einigen Stellen mußten griechische Offiziere mit dem Revolver in der Faust ihre Soldaten niederhalten. Jetzt ist das alles anders geworden. Die Stadt hat auch schon die erste Feuertamfe erhalten, wenn aujf) nur die in der Umgebumg der Stadt liegenden militärischen, jetzt natürlich unbe­ setzten, Gebäude beschossen wurden.. Der Strom der Flüchtlinge mündet ununteirbrochen in Drama, das kaum vom Militär frei ist. (Z.) ────────── Erfolgreiche deutsche Fliegerangriffe ttt der Tobrudscha. WTB. Berlin, 21. September. (Amtl.) Deutsche Seeflugzeuge haben am 20. Sept. früh zwei russische Flugzeugmutterschiffe, die unter dem Geleit eines Kreuzers und mehrere« Zerstörer Flugzeuge zum Angriff aus die bul­ garische Küste bei Varna heranbringen wollten, erfolgreich mit Bomben angegriffen. Die feindlichen Seestreirkräfte würden zum schleu­ nigen Rückzug gezwungen, verfolgt von unseren Seeflugzeugen. Diese griffen später feindliche Transportdampfer in Constantza erfolgreich an und belegten Eisenbahnlinien der Norddobrudscha mit Bomben. Alle Flugzeuge sind trotz stärkster Beschießung unbeschädigt zurückge­ kehrt. j Der Luftkrieg. ────────── Der Krieg zur See. Mine« ttt der Thetttse. ! Kristiania, 21. Sept. 'Der norwegi­ sche Kapitän des Stavanger Dampfers "Satt* fand" kam am 16. ds. Mts. von London kom­ mend in Stavanger an und berichtete, Augen­ zeuge gewesen ,zu sein von dem. Untergang zweier Dampfer durch Hinen. Der eine der beiden, ein großer Holländer, rannte auf eine Mine in London Roveret, sank aber nicht» obgleich nach der Explosion das ganze Achter­ schiff in die Höhe stieg, sondern konnte noch bis London kommen. Der zweite Dampfer rannte vor Aarmouth aus eine Mine und sank vor London Roveret. Der Thlemseaus4auf wird täglich durch Engländer von deut­ schen Minen gesäubert. Den Deutschen ge­ länge es indes nachts immer wieder, neue Minen auszulegen. (Z.) , ────────── schwach zu fühlen, gegen den Strom zu schwim­ men. So haben sich ihrer drei zusammengetan, ihr Heil auf dreifach verstärkter Plattform zu versuchen. Der Harwardprofessor Mun­ sterberg trat mit der Formel von der "aus­ geglichenen und harmonischen" Natur Wilsons auf den Plan, welche diesen zur deutsch-engli­ schen Friedensvermittlung förmlich prädesti­ niere, worauf fich denn das deutsche Bündnis mit den beiden angelsächsischen Mächten als die einzig natürliche' Folgerung aus dem Welt­ kriege ergebe! Die Antwort auf diesen Aber­ witz war ern denkbar derber Schlag ins Gesicht. "Mit den Aussätzigen Europas schließt Eng­ land kein Bündnis!", wies die "Morning Post" den würdelosen, Anbiederungsversuch ab. Zu zweit und zu dritt aber hat man in Köln a. Rh. und in Frankfurt a. M. in das Horn des vorlauten Harwardmannes blasen zu sol­ len geglaubt und diese neuerlichen englandfreundlichen Vorstöße 'der beiden, durch ihre amtlichen Beziehungen bekannten 'Blätter ver­ dienen hier niedriger gehängt zu werden, da sie von draußen eine Abfuhr a la Münster­ berg noch nicht erhalten haben. Dabei werden die Argumente dieser Wi­ dersacher der eigenen, höchsten Dolksinteresfen zusehends hilf- und haltloser. Die "Köln. Ztg." hat in Form einer "Zuschrift" aus der Zeit vom Anfang des Krieges die alte Delbrückfche Groteske von dem unausgefochtenen Krie­ ge, der dem halben Siege gleiche, wieder «msgegraben und fordert, wir sollten "aus Grund der schon erreichten Kriegsziele" einen Frie­ den schließen, der auch dem Gegner gerecht! wird; den Gegnern, die jede Berührung "mit uns "Aussätzigen" von der Schwelle weisen,. Und zwar erblickt dieser Hauptoffiziosus der gegenwärtigen Regierung die "schon erreichten Kriegsziele'" in der glänzenden ÜTrt, tote in der "jetzt schon zu machenden Feststellung", daßDeutschland imOsten Den ZanslavistischenAnsturm bereits abgeschlagen habe" (?); ferner daß "auch ohne die letzte Entscheidung im Westen die britische Hegemonie auf dem Meere gebrochen sein werde" (wörtlich: "werde!") und daß gegenüber England andere Großmächte wirksame Konkurrenten geworden seien" (?!). Allerdings übt das rheinische Blatt, wie ge­ sagt, die Vorsicht, diesen intellektuellen Ver­ rat an der reichsdeutschen Zukunft in die Form einer (kommentarlofen) "Zuschrift" zu kleiden. Aber was es damit aus sich hat und daß hier als Verfasser yicht irgend ein "Hans narvus" in Frage kommt, gcht aus der begeisterten Empfehlung hervor,, welche diese "Kriegsziel­ politik" in der anonymen Zeitungskorrespon­ denz einer "Teutschen Nachrtchken-Verkehvsgefellschaft m. b. H ", Berlin Wilhelmstr. 37/39 gefunden hat; einer Korrespondenz, welche stark im Verdachte steht, in Sold.und Dienst des berühmten fürstlich Wedelschen "Nationalausfchusses" zu stehen. Und nun wird man auch ein volles Verständnis dafür aufbringen, wenn hier, d. h. in einem durch die Presse ge­ henden, "D. N. V." gezeichneten Aufsatz über die "schon erreichten Kriegsziele" der "Köln. Ztg." gesagt wird: diese schon erreichtenKriegsziele feien ja noch gar nichts; denn "der Ar­ tikel (der "Kölnischen Zeitung") enthält zwei­ fellos eine Reihe höchst beachtenswerterWahrheiten und zeigt auf das erfreulichste, daß, an den zentralen deutschen Stellen der starke Opti­ mismus ustd das frohe Vertrauen auf unsere Kraft mach tote vor vorhanden sind. Eine svlche Methode des Denkens und ein folches Ver-» trauen auf uns selbst find an jeder Stelle und besonders an höchsten Regierungsstellen etwas außerordentliches Positives, etwas, was auch ein erreichtes Kriegszrel genannt werden kann." Klingt das nicht wie eine bittere Iro­ nisierung unserer derzeit verantwortlichen po­ litischen Führung? Aber da ein Zweifel nicht gestattet ist, daß es in vollem Ernst gesagt wird, so ist wenigstens die Frage erlaubt; "Qui trompe-tz-on ici?" Daß endlich in diesem Probriten-Kollegbum zu dreien die "Franks. Ztg." den Vogel ab­ schießt, braucht kaum noch erst erwähnt zu werden. Machen wir es üt»z! Die "Franks. Ztg." hat hhren Esprit in der westmächtlichen Richtung dermaßen verausgabt, daß sie neues zur Sache nur noch auf dem drei 'Spalten lange Unmwege einer Warnung Englands vor Rußland vorzubringen vermag; mit der hüb­ schen Schlußpointe natürlich!, daß.Großbritan­ nien fein Heil nur in den Armen Deutschlands (und umgekehrt) suchen könne. Ja, es wird denen, die für England immer noch keine Liebe und kein Reuegefühl spüren, der heuch­ lerische Wink Sfr Edward Grehs an den Für­ sten Lhchnowski ins Gewissen gerufen, daß er (Sir Edward), wenn Deutschland einmal dem Kampfe ein Ende machen wolle, "stets bereit sein würde, die Vermittlung zu über­ nehmen und uns behilflich zu sein; ihm liege jede Absicht fern, 'Deutschland zu erdrücken." Wer nun aber noch nicht überzeugt Ist, der möge an oer scharfen, an uns "unberufene" Dreinredner gerichteten Frankfurter Mahnung sein Gewissen schärfen: "Ein gewisser letzter Rest von Vertrauen muß sogar unter Feinden bestehen bleiben." So laßt uns also neues Ver­ trauen in die britische Todfeindschaft und Niedertracht fassen; trotz aller unserer eigenen Aussätzigkeit. Im übrigen aber sollte man vorsichtig sein und die Rede lieber wicht auf einen ^gewissen, letzten Rest von Vertrauen^ bringen! Videant consules (Unabhängige Nationalkorrespondenz.) ────────── Rechten sehen. Außerdem müßte er täglich stundenlang ausreiten, hinaus auf die Felder und in den Forst. Bon früh "bis spät war er in Anspruch genommen, und nur des.Abends saß er zuweilen ein Stündchen mit seinen Ver­ wandten zusammen. Eines Abends sagte Anne-Rose ganz betrübt: "Ich habe garnicht gewußt, Lothar, daß Sie so schrecklich viel zu tun haben würden'. Man kommt ja nie mehr zu einem Plauder­ stündchen mit Ihnen." Lochar hatte das nicht weniger schmerzlich empfunden, aber er nahm es viel zu errkst mit seinen Pflichten, als daß er diese ver­ nachlässigt hätte, um sich das Vergnügen.zu gönnen. , i Er lächelte. "Ich will doch meinen Posten so ausfüllen, liebe Anne-Rose, daß nicht nur Sie mit mir zufrieden sind, sondern daß ich auch vor mir selbst bestehe. So gern ich auch mit Ihnen plaudern möchte, dies Vergnügen kann ich mir nur gönnen, wenn ich meine Pflichst erfüllt hübe." 1 1 "Und werden Sie immer so schrecklich viel zu tun häben, wie jetzt, so .daß Ihnen für uns nie Zeit Hetto?" fragte sie ganz ent­ täuscht. . , ' , . , ' | Er war glücklich, daß sie so unzufrieden war. r "Wenn ich mich erst in alles eingearbeitet habe und mancherlei ^Versäumtes nachgeholt ist, wird es vielleicht etwas besser. Freilich im Frühjahr, Sommer und Herbst muß ich viel draußen fein." Sie seufzte. "Ach ja, Sie sind des größten Teil des Tages auf dem Pferde. Ich beneide Sie manch­ mal darum." Er richtete sich hastig empor uüd sah sie forschend an. "Möchten Sie reiten lernen, Anne-Rose?" Sie nickte energisch. "O ja, sehr gern!" "Wollen Sie mich als Lehrmeister akzepErfreut blickte sie ihn an. "Ginge das? .Macht es Ihnen nicht zu diel Mühe?" "Viel mehr Vergnügen als Mühe." "Aber, ein Pferd, ist denn ein Pferd für Mich vorhanden?' Es dürfte nicht so wild sein, daß es mich abwirft." (Fortsetzung folgt.) Lothär ließ sich sein Erschrecken nicht an­ merken. Man saß dann heiter plaudernd ein Stündchen zusammen. Dann zogen sich die Damen zurück, um sich für die 'Tafel umzu­ kleiden. Diese Gelegenheit benutzte Jost von Billach gleich, um mit Lothar über sein Leiden gu sprechen und ihn zu bitten, sich in jeder Weise seiner Damen anzunehmen, wenn ihm etwas widerfahren sollte. Lothar reichte ihm nur 'stumm die Hand'. Aber der Blick, der dabei in des alten jgerrn Augen traf, beruhigte diesen wunderbar. * In der ersten Woche hätte Lothar an­ gestrengt zu tun, um sich in den neuen Wir­ kungskreis einzuarbeiten. Es blieb ihm, zu­ mal sich jetzt im Frühjahr die Arbeit häufte, wenig Zeit, fich seinen Verwandten zu wid­ men, und er traf nur bei den Mahlzeiten mit ihnen zusammen, von denen er auch im­ mer bald aufbrach. Anne-Rose war ein wenig enttäuscht. Sie hatte sich so sehr darauf ge­ freut, wieder stundenlang mit ^Lothär fn Wald und Park herumzustreifen. Daraus wurde nun über nicht viel. "Wenn 'Lothar nicht Konferenzen hatte mit den Beamten, mußte er Bücher revidieren, mit Lieferanten und Abnehmern korrespondie­ ren und in den Wirtschaftsgebäuden nach dem ────────── zogs Karl Stephau und dessen Gemahlin nach Sepbusch (Ungarn); er blieb beinahe eine Stunde im erzherzoglichen Schlosse. Die Ge­ meinden Zablocie, Jsep, und Zhwice hatten Klaggenschmuck angelegt; die Schuljugend und zahlreiches Publikum begrüßten den deut­ schen Kaiser mit begeisterten Zurufen. In der vergangenen Woche weilte im Schlosse des Erz­ herzogs Karl Stephan der König von Bul­ garien nfit 'Gefolge. Am 13. ds. war der Armeeoberkommandant Erzherzog Friedrich zum Besuche des Erzherzogs Karl Stephan fn Sahbusch. England und China. "Rjetfch" berichtet: Der englische Gesandte in Peking überreichte der chinesischen Regierung anläßlich! der inne­ ren Unruhen eine Note, in der sie die Wieder­ herstellung vollständiger Ordnung in Kanton verlan'gt, andernfalls würden englische Trup­ pen nach Kanton überführt und Kanton für neutral erklärt werden. (Z.) Tages-Uerbersicht. Der deutsche Kaiser reiste mit Gefolge am Montag nachmittags zum Besuche des Erzher­ ────────── Bayerische Nachrichten. No» der nötigen Zeit wenig zu merke« war bei den Daglfinger Rennen. Am letzten Sonntag wurden am Toto 147 355 Mark um­ gesetzt; der Gesamtumsatz an den drei Sonn­ tagen betrug nicht weniger als 396 640 Mark. ────────── in äußerst bedrängter Lage sich besinnlichen Jnwvhnerssrau Therese Fürst von Maresberg nebst ihren 5 Kinder^, deren Gatte und Vater ^Max Fürst als Landsturmmann am 6. Juli 1916 den Heldentod erlitt, eine Geldspende von 112 Mark übersandten. ────────── Landshut, L2 September —* Das Militär-Berdienstkreuz mit Schwertern wurde dem Infanteristen im 24. Jns.s-Mgt. Karl Daniel, Sohn des Regier­ ungsboten uud Präsidraldie»ers Herrn Daniel Hier verliehen. —* Der Dank Sr. Exzellenz. Das Gemeindekollegium hatte Sr. Exzellenz dem Herrn Regierungspräsidenten von Pracher an­ läßlich der Verleihung des Titels Exzellenz an ihn die herzlichsten Glückwünsche zugehen las­ sen. S . Exzellenz beauftragte daher den Vor­ stand des Kollegiums, Herrn K.-R. v. Zarbuesnig, hiefür seinen und seiner Gemahlin Dank dem Kollegium zum Ausdruck zu brin­ gen. Das Gemeindekollegium nahm in sei­ ner gestrigen Sitzung hievon Kenntnis. —* Die Spezialkassentagebücher für August c. weisen aus, daß von einem Be­ triebsfond der städt. Sparkasse mit 848.208 Mark in Anspruch genommen wurden 569.257 Mark, so daß die städt. Kasse bei der K. Ftlialbank noch ein Guthaben von 278.951,35 Mark besitzt. —* In die Augenklinik des Herrn Dr. Leonhard wurde vorgestern 'der Kamin­ kehrerlehrling Sellak von Vilsbiburg einge­ liefert. Dieser hatte bei Ausbesserung seines Rußgewandes eine Ahle benützt. Er glitt ab und stieß sich die Ahle in das rechte Auge!. Es besteht wenig Hoffnung, das Auge zu er­ halte n. i —* Die Neuwahl des Jnnungsausschusses der niederbaher. Konditoren- .und LebzelterKreiszwwngsinnung hatte folgendes Ergebnis: 1. Vorsitzender Herr Hoflieferant Belstner jr., 2. Vorsitzender Herr Josef Kneitinger, Schrift­ führer Herr Heribert 'Huber, Kasiier "Herr Ludwig Lutz. —* Der Viktualienmarkt war heute noch mit einer größeren Menge Obst befahren, da die Beschlagnahmeverfügung am Lande noch nicht bekannt war. Der Verkauf ging flott vonstatten, da alles die Gelegenheit noch be­ nützen wollte, sich einiges Obst zu verschaffen. Schwämme waren gleichfalls nochmals in gro­ ßer Anzahl am Markte, die Zufuhr an Ge­ flügel war heute etwas geringer als in den letzten Wochenmärkten, dagegen stand eine grö­ ßere Zahl Kaninchen zum Verkaufe. ' —* Der Kartoffelmarkt blieb heute vollständig unbeschickt. Es hatten sich auch! nur wenige Kaufsliebhaber eingefunden, da der städt. Kartoffelverkauf ja ausreichend Gelegen-, heit bietet, sich mit Kartoffeln einzudecken. —* Nochmals Me Haussch loch!tuNgen. Nachdem immer noch in landwirtschsrfhsichen Kreisen Zweifel darübex bestehen, ob .Hausschlachtungen auf das den Kommunalber'bänden zugewiesene Schlachtkontingent ange­ rechnet werden, teilt die Bayer. Fleischversorg­ ungsstelle mit, daß Hausschlachtungen von Schweinen auf das Schlach^kontingent über­ haupt nicht zur Anrechnung kommen. —* Auszahlung der Vie hpreise.Die Bayer. Fleischversorgungsstelle hart Anordnung getroffen, daß die int Besitz eines Postscheck­ kontos befindlichen Viehverkäufetr den für an­ geliefertes Vieh fälligen Betrag: auf ihr Post­ scheckkonto ausbezahlt erhalten. Cs muh je­ doch der Verkäufer Schlußsjchjein-- und Konto­ nummer der Geschästsabteilung mitteilen. —*Der Umbau eines Dieselmotors in einen Gasmotor mit einem Kostenaufwand von ,12 000 Mark einschließlich der Vergrö­ ßerung der Gasrohrleitung stand gestern tm Gemeindekollegium zur Beratung. Herr GB. Schmid erneuerne hiezu 'seinen Antrag, vre etkcktrische Beleuchtung tn der Stadt zur 'Ein­ sparung des Betriebsstoffes vollständig ernzu,reiten. Herr G.-B. Joß regte Die 'Frage an. warum nicht zu Wasserbetrieb gegriffen wor­ den sei, da doch Wasserkraft worhanden sei. Herr Direktor Scheller antworteüe hierauf, daß diese Frage längst eingehend gieprüft sei, al­ lein das Elektrizitätswerk benötige 200 P.S., da könne es mit 20 P.S.,hie im (Schanzanwesen vorhanden wären, nichts anfamgen. 'Andere Wasserkräfte seien nicht vorhanwen, bezw. ge­ hören den Mühlen. Es sei auch) versucht wor­ den, von den Vereinigten Kunstmrühlen Wasser­ kraft zu erhalten, allein es feiern nur 30 P.S., zur Verfügung gestanden ugd ei n Projekt zum Ausbau der Kraft, das einen Ueberschuh von 200 P.S. ergeben hätte, konnte mangels Leu­ ten und Material nicht zur Ausführung kom­ men. Nachdem Herr Direktor Scheller noch« erklärte^ daß die Rekonstruktion des Motors nach dem Kriege im eigenen Betriebe möglich sei und der Herr Vorsitzende v. 'Zabuesnig Herrn Direktor Scheller den Dank für seine vorsorgliche Leitung des Wetkes ausgespro­ chen hatte, genehmigte das Kollegium die.Mit­ tel, die von der Sparkasse als Anlehen eu$= normnen und mit jährlich 4000 Mark sit drei Jähren zurückbezahlt werden sollen. —* Der Herbst wird morgen seinen astro­ nomischen Ansang nehmen. In Wirklichkeit haben wir bereits feit einiger Zeit herbstliche Kühle zu verzeichnen. Damit hat der Som­ mer, der heuer sehr veränderliche Witterung Lokales. zeigte, sein Ende genommen. Wir hatten zwar ifet allgemeinen eine günstige Erntezeit, doch kam es zu keiner größeren Hitzeentwicklung, da selbst an warmen Tagen die Nächte meist einen auffallend starken Temperaturrückgang brachten, der an regnerischen Tagen sogar zu bedeutenden Abkühlungen führte. Besonders der September brachte zahlreiche Niederschläge, die der Witterung bereits ein stark herbstliches Gesicht verliehen und frühzeitig Mantel und warmen Dsen zu Ehren kommen ließen. 'Es wäre zu hoffen, daß her gegenwärtigen 'Ver­ änderlichkeit noch eine längere Periode besserer Witterung folgen würde, denn der Winter ist ohnedies noch lang genug und Holz und KoWen sind gerade heuer Dinge, an deren Beschaffung manche Hausfrau mit überlaste­ tem Etat heute schon mit Schrecken Denkt. ────────── Kriegsbriefe aus dem Osten. Berlin, den 21. September 1916. Mnberechtigter Nachdruck, auch auszugsweise, verboten.) Die Karpathenlr8nrpfe bei Kirlibaba. Telegramm unseres zum Ostheer entsandten Kriegsberichterstatters. . . . ., den 20. September 1916 Auf den Karpathenhöhen sicht Man den Neuschnee glänzen. In den letzten Nächten wa­ ren bis 12 Grad Kälte. Unsere Truppen leisten gegen russische Uebermacht, Nebel,Kälte, Entbehrungen Uebermenfchliches. Bayern, Ost­ preußen, Jäger aus allen deutschen Stämmen halten mit den Verbündeten die Karpathen­ wache. Ein deutsches Regiment schlug gestern acht russische Angriffe ab. Trotzdem der russische Ersatz feit kurzer Zeit auch schwerer Heranzuführen zu sein scheint —" unter den Gefangenen befanden sich nur zwei Monate Ausgebildete des Rekrutenjahrganges 18 — greifen die Russen ununterbrochen in Regi­ mentsbreite und tiefgegliedert an. Nur südlich der Baba Ludowa wurde ein Front­ abschnitt ein wenig zurückgenommen, eine Be­ wegung, die notwendig war, um im Anschluß mit den bedrängten österr.-ungar. Verbänden zu bleiben, die unter dem Drucke zusammen­ geballter russischer Kräfte eine neue Stellung bezogen. Schwächere Angriffe gegen diese neue Stellung wurden heute abgewiesen, ebenso wie die Höhenangriffe nördlich der Baba Ludowa, die heute siebenmal vergeblich wiederholt wur­ den. Die Truppen des Generals von Conta Haben Hre Stellungen fest behauptet. (Kb.) Rolf Brandt, Kriegsberichterstatter. ────────── Man kann sein Geld nicht zweckmäßiger und bei gleicher Sicherheit nicht gewinn­ bringender anlegen als durch Beteiligung an der Kriegsanleihe. Der eigene Vorteil verbindet sich hier aufs glücklichste mit dem Vorteste des Vaterlandes. ────────── Letzte Posten. 1 Das blutende Reims. l Haag, 22. Sept. Hedges Butler, der Direktor einer bekannten Londoner Weinfirma der wegen seiner Geschäfte jetzt zum sechstenmal während des Krieges Reims besuchte, erzählt, daß die Stadt jedesmal trauriger aussehe. — Kaum 15 000 von den früheren 100 000 Ein­ wohnern sind geblieben. i Autitriegspropagauda ro den frauzöftI scheu Schützengräben. Gens, 22. Seht. Der Lyoner Nouvellist berichtet, daß die Propaganda der sozialisti­ schen Minderheit gegen den Krieg in Frankreich erheblichen Umfang annehme. In den Schü­ tzengräben werden geheime Flugschriften für den Frieden in großer Zahl verbreitet. In einem dieser Zirkulare heißt es: Mt Schmerz stellen wir fest, daß eine Anzahl Genossen fich zu Mitschuldigen an den Verbrechsen der Regierung macht, Man rühme die, die lieber auswanderten, als sich unter dem Befehl ih­ rer wirklichen Feinde dazu hierzugeben, die Arbeiter des Nachbarvolkes zu ermorden. In den Flugschriften wird weiter Klage geführt, daß. die Zensur nicht ermögliche, die langen Thraden über den brutalen Angriff Deutsch­ lands, die Vernichtung des preußischen Mi­ litarismus und Me Wiederherstellung der Nationalitäten zu widerlegen. Die Lyoner Blät­ ter bezeichnen diese Propaganda als Hochver­ rat und fordern die ftanzösische Regierung auf, nach dem Beispiele der italienischen mit der Schließung der Druckereien und Verhaf­ tung oder Ausweisung dieser Propagandisten einzuschreiten. (Z.) Ti« Dreistaateckkoufereuz. Christiania, 21. Sept. Wie Dagbladet berichtet wird am 23. ds. eine gleichlautende Note der Regierungen der drei nordischenReiche über das Ergebnis der Ministerkonferenz veröffentlicht erben, die voraussichtlich am 22. ds. zu Ende gebracht wird. Gestern wurde nur eine Sitzung abgehalten, auch heute findet 'nur eine und morgen wahrscheinlich als'letzte gleichfalls nur eine Vormittagssitzung statt. Zur bevorstehenden Ankunft der Grie­ chen in Deutschland. Görlitz, 21. Sept. Am Dienstag weilte der steift). Kriegsminister in Begleitung seines Adjutanten in Görlitz, pm fich dort von der Zweckmäßigkeit der für die griechischen Trup­ pen bereit ^gehaltenen Unterkunftsräume selbst zu überzeugen. Er besichtigte das Lager» und auch die für die 400 Offiziere notwendigen Privatunterkunften . Am Abend erfolgte die Rückreise nach Berlin. Z.) Rumänische Truppenverschievungen. Nach einer Meldung der 'Wiener Mg". Ztg. aus Bukarest ist der gesamte Eisenbahn­ verkehr von Bukarest nach Südrumänien Ein­ gestellt. Diese Maßnahme hat unter der ru­ mänischen Donaubevölkerung große Panik her­ vorgerufen. Man nimmt an, daß diese Ein­ stellung mist Truppenverschiebungen oder Um­ gruppierungen des russischen Heeres in Zu­ sammenhang stehe. (Z.) ' Tie Flucht aus Rumänien. Esti Ujsag berichtet aus Sofia: Die Nowoje Wremja berichtet, daß in den letzten Wo­ chen über 40000 Flüchtlinge aus Bukarest in Rußland eingetroffen find. (Z.) Die Blockade über Kavalla. Genf, 22. Sept. D iefranzösischen Blät­ ter veröffentlichen die Blockadeerklärung über Kavalla. Die Blockade erstreckt sich iwn per 'Mündung des Strumafiusses bis zur grie­ chisch-bulgarischen Grenze und gilt vom 16. ds. morgens 8 Uhr als effektiv. ^Neutrale Schiffe können bis Donnerstag 8 Uhr morgens die blockierten Orte verlassen. (Z.) Unruhen in Finnland. Stockholm, 22. Sept . Die Zeitung Norskensfiamma meldet aus Haparanda, däß am Mttwoch ernste Unruhen in der finnischen Stadt Kemi ausbrachen. Es wurden Bomben gegen die Kaserne geworfen. Eine der gewor­ fenen Bonkben ist nicht explodiert. Wegen der Unruhen darf kein Finne nach 4 Uhr die Grenzstadt Terneo verlassen. Die Aus­ länder sind einer genauen Durchsuchung unI terworfen. (Z.) ────────── Vermischtes. Kawala, die Tabakstadt. Wieder einmal tritt Kawala, das soeben von den bulgarischen Truppen besetzt worden ist, in den Vordergrund der Ereignii'e, wenn es sich auch diesmal nicht, wie in den beiden Balkankriegen, um eine Eroberung aus Feindeshand, sondern gewißermassen um eine friedliche Besetzung handelt. Diese Stadt, früher im Abendlande so gut wie unbekannt, erfreut sich einer Besonderheit, die die Raucher angeht: sie bringt den besten Zigarettentabak auf den Markt, den es in der Welt gibt, und das dustende, würzige Kraut der feinsten sog. ägyptischen Zigaretten stammt ausnahmslos aus dem Bereich Kawalas. Mit den Zigarettensorten hat es nämlich eine längst nicht allen Rauchern bekannte besondere Bewandtnis. Was sie als ägyptische Zigaretten in bläulichen Rauch aufgehen lassen, das wird zwar, von ägyptischen Firmen in Kairo und Alexandrien in den Handel gebracht, enthält aber ausnahmslos türkischen Tabak, dessen beste Sorten aus Mazedonien stammen. Ganz Kawala blüht und lebt von dem feinen Zigarettentabak, der in dem ganze« welligen Gebiet zwischen den Städten Drama und Kawala wächst, der in Kawala verarbeitet und aus seinem Hafen nach allen Weltteilen ausgeführt wird, wenn auch vor allem nach Aegypten. Der Wert der Tabakausfuhr über Kawala betrug vor dem Kriege rund 20 Millionen Mark, und da die ganze Stadt nichr mehr als 20000 Einwohner hat, so erhält man schon aus dem Verhältnis dieser beiden Ziffern ein Bild von der Bedeutung des Tabakhandels für das Gemeinwesen Neben einer großen Zahl kleiner Betriebe gibt es in Kawale drei große Tabak­ manufakturen mit 5 000 Arbeileru, woraus wiederum erhellt, daß sozusagen die ganze werktätige Bevölkerung in der Tabakmdustrie ihr Brot findet. Zu türkischen Zeiten genoß die Pforte aus der Tabakausfuhr einen Steuerertrag vou 2 Millionen Mark, obwohl viel Tabakk unter Umgehung der Steuerkontrolle aus dem Hafen hinausgeschmuggelt wurde. Das wird unter der griechischen Herrschaft gewiß nicht besser geworden sein; gegenwärtig dürfte freilich infolge der Blockade der Küste die gesamte Ausfuhr brach liegen. Denn andere Beförderungsmöglichkeiten gibt es so gut wie garnicht; Kawala hat nämlich bis zum heutigen Tage noch keine Eisenbahnverbindung. Auch sonst führt die Stadt ein beschaulich-stilles, durchaus orientalisches Leben, und orientalisch ist ihre ganze Physiognomie. Sie ist auf einem weit ins Meer hinausragenden Felsen erbaut; unter dem tief­ blauen Himmel des Aegäischen Meeres nimmt sie sich mit ihren scharfen, oft bizarren Konturen, mit ihren flachen Dächern, teils weißem teils dunkelfarbigen Häusern und Häuschen, mit ihren üppüg blühenden Gärten wie eine farbenprächtige, überaus malerische Bühnenlandschaft aus. Schlanke Minarets, Halbmond gefrönt, weisen hoch empor in die klare und durchsich­ tige Luft; runde Kuppeln von Moscheen und griechi­ schen Kirchen heben sich aus dem Gewirr der flachen Dächer hinaus. Alles überragt die halb verfallene Zitadelle der Stadt; ringsum den Fellen schlingt sich eine mächtige Festungsmauer, aus großen Quadern trutzig aufgetürmt. Die Sttaßen von Kawala sind eng und winklig, aber sauber; sie führen an dem Felsen treppauf, freppab, zwischen den weißen Häuschen und verträumten Gärten hindurch, unverfälscht webt durch dieses lauschig stille Gemeinwesen die geruhsame Behäbigkeit des Orients. Die Griechen wohnen in der Neustadt von Kawala, die sich, mit der Altstadt auf dem Felsen durch eine ragende Brücke verbunden, landeinwärts strahlenförmig ausbreitet. Auch hier blühen reizvolle Gärten: das »orientalische Bild hat aber hier schon einen europäisch anmutenden Einschlag. Beoerkenswerre Baulichkeiten gibt es in Kawala fast garnicht. Die alte Zitadelle stammt noch aus byzantinischer Zeit; Mehemed Ali von Aegypten, der hier geboren war, hat in Kawala eine ansehnliche Moschee und ein Seminar erbaut! das ist aber auch alles, was sich an beachtenswerten Baulichkeiten erwähnen ließe. Der Hafen ist weiträumig und sicher: von der Höhe des Felsens aus konnte man in friedlichen Zeiten den regen Schiffsverkehr zu seinen Füßen bewundern, und in weiter Ferne sah man wie ein mächtiges Bollwerk die grüne Insel Thasos aus dem Meere emporragen Jetzt wird es still und öde sein int Hafen von Kawala; denn längs der ganzen Küste kreuzt ja die blockierende Entente-Flotte, und in dem grünen Paradies von Thasos haben sich breit und stech die Engländer eingenistet. Doch wenn erst wieder einmal der Friede in der Welt eingekehrt fein wird, so wird auch Kawala von neuem aufleben, und der üppige Ertrag der reichen Tabake und Mais­ felder wird wie früher Handel und Wandel der Stadt befruchten und beleben. Die bulgarische Besetzung von Kawala wird vor allen die Vterverbändler daran hindern, auch diese Stadt in ihre Gewalt zu bringen und sich darin mit gleichen Rücksichtslosigkeit, wie sie es in Saloniki getan haben, sich einzunisten. ────────── Literarisches. Die Fünfzig Bücher. Unter dem Titel "Die Fünfzig Bücher- erscheint im Verlag Ullstein u. Co. eine neue Bücherreihe, zierliche Bändchen mit künstlerisch abgestimmtem, farbigen Umschlag, der ein nach dem Inhalt wechselndes Bildmotiv trägt und die Freude jedes Bücherliebhabers erwecken soll. (Preis je 50 Pf.) Neben dem Ernst des welthistorischen Geschehens will die Sammlung den Humor betonen. Neben den großen Angelegenheiten des Staates das rein Menschliche der Einzelpersönlichkeiten und des gesellschaftlich-kulturellen Lebens. Deutschland und Deutsch-Oesterreich mit der Vielfältigkeit seiner Sonder­ arten und der nahe Orient werden bevorzugt sein. Den Anfang macht ein Bändchen "Paris 1870/71-, Außerdem sind bisher erschienen: "Der junge Fritz rn Rheinsberg-, "Maria Theresia," "Berliner Novellen " "Oesterreichische Novellen", und "Orientalische Königs­ geschichten." "Wachtfeuer" (Architektur-Verlag "Der Zirkel" G. m. b. H., Berlin, Wilhelmstr. 48, Preis 20 Pfg.) ist das neueste 99. Heft erschienen ────────── Fahrzeit der elektrischen Straßenbahn. Ab Dreisaltigkeitsplatzr Bonn. Nachm. Abends ────────── Druck u. Verlag I. F. Rietsch, Landshut. Ver. antwort!. Redatteur F. X. Wagner, Landshut. ────────── Der österr.-ung. Bericht. WTB. Wien, den 21. September. — Amtlich wird gemeldet: Oestlicher Kriegsschauplatz. Fromt gegen Rumäuie«. Südlich von Petrosenh haben wir auch die Höhen beiderseits des Vulkanpasses wieder besetzt. ... Bei Nagy Szeben (Hermannstadt) und an der siebenbürgischen 'Ostfront nur Vortruppe u| geplänkel. Heerosfront des Generals der Kavallerie i Erzherzog Karl. In den Waldkarpathen setzte der Feind seine Angriffe gegen die Armee des. Generals Karl Frhrn. von Kirchbach mit grötzter Zä­ higkeit fort. Bei Breaza und östlich des, Panthrsattels drückte er vorspringende Front­ stücke etwas zurück. Sonst scheiterten alle An­ stürme an 'der Tapferkeit der Verteidiger. Un­ ter den in den Karpathen fechtenden Trup­ pen der k. u .k. Wehrmacht perdienen die braven ungarischen Landsturmbataillone des Obersten 'Papp besondere Erwähnung. Auch an der Narajewca blieben die Anstrengun­ gen des Feindes vergeblich. Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern. Bei der Armee des Generalobersten von Terszthanski standen, zwischen Pustemhty und Zaturch die verbündeten Streitkräste desGenerals von der Marwitz abermals unter dem Anprall starker russischer Massen. Die Kampfesweise des Gegners gipfelte wie immer im skrupellosen Hinschlachten der in tiefen Kolonnen vorgetriebenen Angriffstruppen, in deren Mitte sich auch die Garde befindet. Nur östlich von. Swiniuchh ist der Kampf noch nicht entschieden. Sonst wurde der Feind überall unter den schwersten Ver­ lusten geworfen. ' t Italienischer Kriegsschauplatz. Keine größeren Kämpfe. > Südöstlicher Kriegsschauplatz. Die Lage ist unverändert. . Der stellvertretende Ehes des Generalstabe«: v. H o e f e r, Feldruarschalieutnam.