Gesammelte Artikeltexte des Kurier für Niederbayern, Ausgabe vom 1916-09-27. Unterstützt durch den Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE). Herausgeber: Lehrstuhl für Digital Humanities, Universität Passau (2016). Veröffentlicht unter der Lizenz Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International. Kurier für Niederbayern: Landshuter Tag- und Anzeigenblatt; unabhängige Tageszeitung für Heimat und Volk. Altbayerische Verlagsanstalt Vereinigte Dr. Mühldorf, Betrieb Landshut. 69. Jahrgang Nr. 263, 1916-09-27. Die gescannten Zeitungsbände wurden von der Bayerischen Staatsbibliothek München zur Verfügung gestellt. (https://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=644150540&db=100) Die Zeitungsdoppelseiten wurden mit 300dpi und einer Farbtiefe von 24 Bit gescannt, die resultierende TIFF-Datei binarisiert und als Input für die OCR-Software verwendet. 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Erfolgreiche Lustschiffangriffe aus de« englischen Kiriegshafeo Portsmouth, die Themfemüudnng «nd Mittelengland. — Luftschiff- «md Fliegerangriff auf Bukarest. Im Westen ist zwischen Ancre und Somme nach viertägigem furchtbaren Artilleriekampf die feindliche Infanterie zum Sturm ange­ treten. Sie konnte nur bei Laucourt 2 1 Abbaye und im Zentrum der Stellung von Queudecourt bis Bouchavesnes, wo sie in großen Massen zum Sturme antrat unsere Stellungen zurückdrücken und mehrere Dör­ fer besetzen. Ob Combles, das mitten in dieser Stellung liegt, von den Unsern preis­ gegeben wurde, ist weder aus unserem, noch aus dem französischen Berichte zu er­ sehen. Immerhin dürfte mit dieser Tat­ sache zu rechnen sein. Für die Stärke un­ serer Stellung wird auch diese Frontzurücknahme, so wenig, wie alle bisherigen Gelandegewinne der Engländer und Franzosen von besonderer Bedeutung sein. Unser Kron­ prinz sagte ja erst kürzlich vollkommen tref­ fend: Die Feinde können noch mehr Gelände haben, wenn sie den entsprechenden Blutpreis bezahlen. Und diesen werden sie auch dies­ mal bezahlt haben, besonders wenn sie, wie es den Anschein hat, nach russischem Muster massiert vorgegangen sind. Mit Recht weist unser Heeresbericht darauf hin, daß. unsere Truppen in heldenmütiger Abwehr dem An­ sturm der Feinde und dem Masseneinsatz des in monatelanger Arbeit der Kriegsindurstie der ganzen Welt bereitgestellten Materials standhalten. Wahrlich, jeder von ihnen, der in dem blutigen Ringen steht, verdient den Eh­ rennamen eines Helden. Nicht nur unsere Feinde, auch eine Reihe geldgieriger Neut^ raler arbeiteten seit Monaten fieberhaft in Europa, Amerika, Australien und Asten und Afrika, um Munitionsmengen von nie gekann­ ter und geahnter Masse bereit zu stellen, die ihre verderbenbringende Ladung über unsere Helden ergießen sollen. In verschwenderi­ schem Maße wurden diese Mengen auch ihrem Ziele zugeführt und mancher unserer Tap­ feren ist das Opfer einer amerikanischen Gra­ nate oder Dum-Dun^-Kugel geworden. Trotz dieser überreichen Hilfe aber hüben unsere Feinde es nicht fertig gebracht, unsere Li­ nien zu durchbrechen. Das haben wir dem Heldenmut und der Ausdcyier unserer feld­ grauen Kämpfer zu danken. Niemals wird das Vaterland ihre unvergleichlichen und un­ vergänglichen Verdienste vergessen. Im Osten stürmten die russischen Müs­ sen wieder sechsmal gegen Manajow, wurden aber blutigst abgewiesen. Ein russischesRie- senflugzeug und ein russischer Einadecker wur­ den abgeschossen. Auch im Ludoowaabschuitt und südlich davon wurden russischhe Vorstöße abgeschlagen. In Siebenbürgen schreitU der ' Angriff der Unsern bei Hermannstadt fort, bageggen wurden die Besatzungen der Szurduk- urnd Vulkans Pässe vor flankierenden Bewegungern des Fein­ des wieder zurückgenommen. ; 1 Bukarest wurde neuerdings tbon .einem Luftschiffe und Lliegern mit Erfoilg bombar­ diert. Die Bukarester spüren sonnit die Fol­ gen ihres Verrates recht ausgiebig am eigenen Leibe. > . .. -vs ^ ‘ ! i l In Mazedonien kam es nur zu kleineren Jnfanteriegefechten. v ; An der italienischen Front kam es nur zu Artillerrekämpfen. Die Italiener haben den ihnen angebotenen Waffenstillstand zur Rettung der am Monte Cimone Lebendig be­ grabenen Italiener abgelehnt. Unsere Marineluftschiffe haben Mitteleng­ land und der Ost- und Südküste Englands einen neuen Besuch abgestattet. Vor allem war der englische Kriegshafen Portsmoürh das Ziel unserer Fliegerbomben. Das Handels-U-Boot Bremen ist in NewLondon (Connecticut) angekommen. ────────── stellung des Feuers nicht zu bewillige«. Der Generalstabschef: Generalmajor Albricei.. Südöstlicher KriegKfchaupla,: . Nichts Neues. Oer stellvertretende Chef des Generalstabe-! v. Hoejer, Feldmarschalleutnant. Der -ulgarW Bericht. Sofia, 26. Sept. Amtlicher Bericht vom 25, September: Mazedonische Front: An der Front Lerr«-Höhe Kajmakcalan lebhafte Artillerietätigkeit. Ein Versuch der feindlichen In­ fanterie, auf der ganzen Front vorzurücken, scheiterte. Im Moglenitzatal schwache, für uns günstige Jnfanteriegefechte. Zu beiden Seiten des Wardar schwaches Artilleriefeuer. Feindliche Artillerie, die Brandgranaten auf die Stadt Doiran schleuderte, rief dort einen Brand hervor. Am Fuße der Belasitza Pla­ nina Ruhe. An der Strumafront lebhafte ArttllerieMmpfe. Ein Versuch der feindli­ chen Abteilungen, aus'dem linken Ufer des Flusses östlich Orllak vorzurücken, scheiterte. In dem Kampfe am 23. .September ließ der Feind allein vor dem Dorfe Dolno Kaaradjevo über 400 Leichen, An der Aegätfchen. Küste Ruhe. Rumänische Front: Längs der Do­ nau Ruhe. In der Dobrudscha rückten un­ sere Truppen auf der rechten Flanke er­ folgreich vor und. besetzten die Linie AmzartchPervelt. Der Feind zog sich nördlich zu­ rück. Auf dem übrigen Teil dieser Front schwache Artillerie- und Jnfanterietätigkeit.— An der Küste des Schwarzen Meeres Ruhe. Der MW Bericht. K o n st a n t in op e l, 23. Setzt. (Verspätet eingetroffen,) Amtlicher Heeresbericht: An der Fella hie n- Fr o nt Jnfantertefenter und Handgranatenkamps beiderseits. Persische Front.: Feindliche Abteil­ ungen, die sich unseren ln Eoridjan untergebrachten Truppen zu nähern versuchten, wur­ den 35 Kilometer nördlich Hamadan zurüchgeschlagen und die Ortschaft Baue besetzt. , iKaukasusfront: Auf dem rechten Flügel fanden Scharmützel statt. An einzeh­ nen 'Stellen Artilleriekampf. Unsere Aust klärungspatrouillen machten eine Anzahl Ge­ fangene, Kein wichtiges Ere^nis auf den anderen Fronten, Bei Zurückweisung star­ ker Angriffe der rumänischen Truppen bei Enghez am 21. ds. wirkten die Türken gleich­ falls tatkräftig mit. Konstantinopel, 24. Sept. Das tür­ kische Hauptquartier meldet: An der Kaukasusfront auf dem rechten Flügel die üblichen Scharmützel und zeitweilig aussetzendes Artilleriefeuer. Plün­ dernde feindliche Soldaten ,die am 22. Sep­ tember unter dem Schutze einiger Luftfahr­ zeuge in der Umgebung der Halbinsel Akhol gelandet waren, wurden mit Verlusten für sie vertrieben. Nach den letzten Berichten fügten wir dem Feinde ln dem Augenblick wo wir ihn zwangen, sich von dem Brunnen bei Tavale östlich von Suez Zurückzuziehen, ziemlich schwere Verluste zu und nahmen Hm eine Menge Beute, die er bei seinem Rückzug zurückließ ab. Kein wichtiges Ereignis auf den anderen Fronten. Konstantinopel, 25. Sept. Das tür­ kische Hauptquartier teilt mit: Kaukasusfront: An unserem rechten Flügel wurde ein, überraschender Feuerangriff des Feindes erstickt und die feindliche Arhillerie durch die Erwiderung unserer Artillerie zum Schweigen gebracht. Im übrigen fanden an diesem Flügel Scharmützel sowie Artillerie| und Jnfanterieseuer mit Unterbrechungen statt. 1 Auf dem linken Flügel wiesen wir einen AnI griff, den der Feind mir schwachen Kräften unrernahm, mit Verlusten für ihn ab. Kein wichtiges Ereignis an den anderen Fronren. Die Russen unternähmen am 24. Setzt, nachdem sie unsere Truppen an der galt.zi­ schen Front unter das heftige Feuer ihrer leichten und schweren Artillerie genommen hat­ ten, mit vielfach überlegenen Kräften einen Angriff gegen sie. Dieser feindliche Angriff, der den ganzen Tag. über andauerte, scheiterte an dem heldenmütigen Widerstand unserer Truppen vollständig; der Gegner erlitt schwere Verluste. Anfangs gelang es den Russen, in gewisse Teile unserer weit vorgeschobenen, > schwach besetzten Gräben östlich, von Mijetzstechow einzudringen; sie wurden indes durch einen Gegenangriff, den unsere tapferen Trup­ pen mit dem Bajonett unternahimen> wieder Hinausgeworfen und blutig Zurückgeschlagen. ' Insere Truppen stellten bie ursprüngliche Lage I vollständig wieder her und nahmen dem Fein­ de 139 Gefangene, darunter 2 Offiziere, ab. Der Vizegeneralissimus. Der Dm.-mg. Bericht. WTB. Wien, den 26. September. — Amtlich wird verlautbari: Oestlicher Kriegsschauplatz^ Front gegen Rumänien. Der Vulkan- und SzurduÜ-Paß wurden vor weit ausholender Umfassung starker ru-. manischer Kräfte geräumt. Bei Nagh-Szeiben '(Hermannstadt) ssntwickeln sich neue Käm­ pfe. Oesterr.^ungar. und deutsche Truppen greifen an. An der fiebenbürgischen Ostfront kam es stellenweise zu Zusammenstößen. Südlich von Szekely-Uddarhely (Oderkellen) l schlug ein kroatisches Landwehrbataillon mehrere An-, griffe überlegener Abteilungen in erbitter­ ten Kämpfen zurück. Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzog Karl. " An der Dreiländerecke südwestlich Dorna Watra wurden russisch-rumänische Vorstöße vereitelt. Im Südostbecken Galiziens setzt der Feind seine Angriffe mit unverminderter Heftigkeit fort. Alle Anstrengungen scheiterten vor dem heldenhaften Widerstand 'der im Ludowa-Gebiet kämpfenden deutschen Truppen. Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern. Auch gestern brachen nordwestlich von Perepelniki zahlreiche Angriffe des Gegners zusammen. Bei Wathn östlich von Swiniuchy wurde ein russisches Farman-Großkampfflugf zeug durch unsere Flieger in die Flucht ge jagt. x i Italienischer Kriegsiivanplay. Der Südteil der Karsthochfläche stand zeit­ weise unter starkem Feuer der feindlichen Ar­ tillerie. An der Fleimstal-,Front beschossen die Italiener das Werk Dossaccio und den Abschnitt Cardinal-Coltorondo. Auf • dem Cancenagol wurden, 27 Alpini, darunter 2 Offiziere, gefangen genommen. Qer zur Rettung der Verschütteten am EiMopegipfel angebotene Waffenstillstand wur­ de vom Feijnde abgelehnt. 1 Die aus diesem Anlaß im Wege eines Parlamentärs gewechselten Noten lauten wört­ lich: 1. Der Kommandant der k. u. k. öftere,# ungar. Streitkräfte int Raume des TonüzzaCimone-Debietes an den Kommandanten der gegenüberstehenden Königl. italienischen Trup­ pen. Unter den Trümmern des von uns ,in die Luft gesprengten Monte Cimone befindet sich noch lebend eine größere Anzahl imkrenyche Soldaten,welche um Hilfe schreien. Wir sind bereit, ihnen zu helfen und sie aus ihrem Grab zu befreien, wenn die italienjbsche Artillerie und Infanterie heute den 25. September zwischen 2 Uhr nachmittags und 7 Uhr abends das Feuer auf dem Monts v (Simone einstellt. Selbstverständlich betrifft, dies ebenso die italienischen Batterien imTale des Asttco wie jene auf den Höhen westlich und östlich dieses Flusses. Während dieserZeit dürfen sich italienische Patrouillen zwischen dem Astico und dem Rufreddo nicht über ihre Befestigungslinien vorbewegen, widrigenfalls wir die Hilfsaktion einstellen und die Feuer­ pause für gebrochen erachten. Falls der Kö­ nig!. italienische Kommandant hierauf nicht eingeht, verfallen die italienischen Soldaten ihrem Schicksal. Die bezügliche Antwort soll bis 25. September 12 Uhr mittags bei Un­ serer Vorpostenlinie bei Forni abgegeben wer­ den. Eilige Boten. 25. September 1916. 2. Abschnittskommando Bedescala, 25.Sep­ tember, 10 Uhr 45 Minuten vormittags. In der ErwäguEg, daß die österr.-ungar. Truppen ebenso wie sie ihren Verwundeten zu Hilfe eilen konnten, in der langen Zeit zwischen der Minenexplosion und dem Beginn des italienischen Feuers aus Menschlichkeit auch den italienischen Verwundeten hätten helfen können, findet es seine Exzellenz der Armee­ kommandant für angezeigt, die verlangte Ein­ ────────── Schwierige Lage des Vatikans. Die N. Zürcher Nachj»., die zu vatikani­ schem Kreisen in Rom bekannt gute Beziehun­ gen unterhalten, melden: Aus dem Vatikan ftnid dieser Tage Berichte von ersten Stellen eirkgelangt, wonach die Lage sich auchiffür den Vatikan sehr besorgniserregend gestaltet. Beginn der Offensive bis zum 15. Septemsber zwölf Millionen Geschosse verbraucht. (Z.) | Beschießung der belgischen Küste;. Amsterdam, 26. Sept. Von Seeland aus wurde beobachtet, daß die englische Flotte die belgische Küste zwischen Hehst und Brügge beschoß. Das Feuer wurde von deutscher Seite erwidert. Vom westlichen Kriegsschauplatz. ────────── die zahlreichen Abgänge eintreffen, sind eine ganz undisziplinierbare und kaum geschulte Räuberbande. Man mutz sich der neuen Kajmeraden, die jetzt aus Rutzland kommen, schäu­ men. Sie sind nicht nur gänzlich ungebildet, sondern entbehren auch des Charakters und aller militärischer Tugenden. Ueber die Frontereignisse der letzten Zeit berichtet ein neun Tage alter Brief: Erst sollte ein letzrter Ossenfivversuch gemacht werden. Er mutzte aber im ersten Ansatz ausgegeben werden. Um sere Leute wollen nicht mehr. Im Haupü guartier herrscht grotze Unruhe darüber, datz nicht einmal Halisc eingenommen ist, das als Stützpunkt für die 'ganze Winterverteidigung gedacht war. Denn man glaubt nicht, datz die Deutschen diesen Winter still bleiben werden. Sie sind in mdelloser Stimmung. Ueber die Rumänen herrscht bei den hier au» der Dobrudscha eingetroffenen Offizieren ‘nur eine Meinung: Sie sind keine Soldaten! Die Os-' fiziere sind das übelste. Sie denken nur an Desertion. Bei pns an der Front herrscht nur ein einziger- Wunsch, datz die endlose Leidenskette bald geschlossen werde. (Z.) ────────── Gegen Rumänien. Aus dem zurückeroberte« Pctroscny. T e m e s v a r, 26. Sept. Aus dem zurückeroöterten Petrosenh wird berichtet: Die Verpslegungsmagazine der verschiedenen Ge­ sellschaften wurden von den Rumänen voll­ ständig geleert. Die Wohnungen der Beam­ ten sind geplündert, die Möbel zertrümmert. Sämtliche Treibriemen, alles Leder aus den Möbeln usw. wurde mitgenommen. Davon machten sich die Rumänen Bundschuhe, mit denen sie von Haus aus schlecht -versehen waren. Die zurückgelassenen Rinder und Schweine wurden geschlachtet, das Fleisch mit­ genommen. Die elektrischen Anlagen blieben unbeschädigt. Eine Umbenennung erfuhr auch die Ludwig Kossuth Hauptstratze, die von den Rumänen aus "Regele Ferdinand 1" umbe* nannt wurde. Ter bestrafte Betrug. Budapest, 26. Sept. Das Sofioter Blatt "Balkanska Posta" meldet: Im Lause der letzten Tobrudschakämpse haben Serben und Russen sich gegenseitig stundenlang beschossen. Die Russen hatten eine serbische Abteilung veranlatzt, bulgarische Uniformen anzuziehen, um so die Bulgaren überrumpeln zu können. Während die Bulgaren bald diese verächtliche Kriegslist durchschauten, glaubte eine andere russische Abteilung, die von der Kriegslist nicht verständigt worden war, Bulgaren vor sich zu haben und feuerte daher aus die serbi­ schen Verbündeten. Diese erwiderten das Feuer. Der Kamps dauerte sünsf Stunden und ehe Gefangene die Lage auskltären konn­ ten, hatte man beiderseits grotze Werluste. V^ctcv Carp. Basel, 26. Sept. Der "Ficgaro" ver­ öffentlicht einen ihm erst jetzt zucgegangenen Bries seines Bukarester Berichterstcatters über den Kronrat, in dem die Kriegserklärung Ru-, mäniens an Oesterreich-Ungarn beschlossen wurde. Interessant ist besonders die Schil­ derung des Auftretens des ehemaliligen Mini­ sterpräsidenten Peter Carp. Der albte, deutsch­ freundliche Kämpe, der fest dem , Jahr 1878 seine Meinung keinen Augenblick k gewechselt hat, sprach zum allgemeinen Erststaunen fol­ gende Worte aus: "Rumänien erklärt 'den Krieg an Oesterreich-Üngarn. Das i ist für mich ein Schmerzenskrieg. Ich gebe ddem Vater-, lande meine drei Söhne. Sie gehhen morgen an die Front. Aber ich wünsche vvon ganzem Herzen, datz mein Land besiegt toeerbe. Das Allianzshstem, zu dem es sich verpslüichtet, kann ihm nur verhängnisvoll werden. . Es kann sich nur retten, wenn es sich davvon wieder freimacht und das kann von jetzt ann nur durch eine Niederlage geschehen." Der-König wandte sich mit Güüte an Carp und bat ihn, die WortezurückzunnehMen, die, ihm nur durch den Zorn eingegebben ivorden sein könnten. "Nein, Majestät," antwortete Carp. "Ich habe mit vollem Bewvutztsein und mit voller Ueberlegung gesprochene. Ich hübe gesagt, datz ich wünsche, mein "LLand möchte besiegt werden. Ich hätte sagen müssen: es möge zerschmettert sverden." Peinliches Stillschweigen soblgte dieser Aufklärung. Man dachte: Carp isst noch älter als wir glaubten, und das ist obhne Zweifel das nächste Urteil, das man Aber Tbötejpn Mann fällen kann. Der König verabsq'chredete sich von den Mitgliedern des Kronrabtes, umarm-, ke 'Filipescu (!), streckte den antberen seine Hand hin und reichte beide Htände Herrn Carp. Als man einen "gerstreiöchen" Mini-, ster aus diese Bewegung des Köniigs aufmerk­ sam machte, antwortete er, er bnkfe sein Bei­ leid aus. -p- <ä (Z) ────────── Am Balkan. Griechenland. Haag, 26. Sept. Der Beirater König Konstantins, Streit (ein Grieche:!), telegra­ phierte aus Achen an die "Times", .er prote­ stiere gegen die Vorwürfe, die das Blatt gegen seine Person (Streits) erhöben habe. Er sagt, er sei erstaunt, datz das Blartt diese An­ griffe ohne irgendwelche Beweise gegen jemand erhebe, der eine Vertrauenssunkstion ausübe und'die Gunst seines Königs genietze. Streits politische Tätigkeit in Griechenland werde sich in dem Augenblick klar enthüllen, in dem bestimmte Dokumente veröffentlicht werden. —. Die "Times" dagegen sagt, Streit sei deutsch--, gesinnt und erfreue" sich der Gunst des Königs und des deutschgesinnten Kabinetts, bei dessen Bildung er eine besondere Rolle gespielt habe. (Z.) Tie griechische Krisis. Genf, 26. Sept. Der griechische Mß« nistevpräsident hat eine Kundgebung veröffent­ licht, in der er erklärt, gegen eidbrüchige Of-> fiziere und Soldaten werde künftig die volle Strenge des Gesetzes angewendet werden. Die venizelistischen Blätter erwidern daraus, es komme aus eine Kraftprobe an. (Z.) i Genf, 26. Sept. Lyoner Blätter mel­ den aus Athen: Der griechische Ministerprä­ sident beschlotz die kriegsgerichtlich^ Verfolg gung aller Militärpersonen, die an der Säloniker Revolution beteiligt sind. " Die grie­ chische Regierung verbot "83 Kretern, die tnt Piräus landen wollten, das Schiss zu ver­ lassen. Es wurde ihnen anheimgestellt, sich nach Saloniki zu begeben. (Z.) Gens, 26. Sept. Der Pariser Matin meldet aus Saloniki: Das nationale Vertei­ digungskomitee lietz an Bord des im Piräus angekommenen Dampfers Ehios den Metropo­ liten von Drama, Aganthangelo, einen be­ kannten Ententegegner, verhaften. 500Freiwillige aus verschiedenen Teilen Griechen­ lands sind am Samstag in SawnM ange­ kommen. (Z.) ────────── Der Krieg mit Italien. "Das geldbedürftige Italic«! Berlin, 26. Sept. Der "Lokalanz." mel­ det aus Lugano: Wie aus Paris gemeldet wird, berief Ribot die Vertreter der sranzösi-. scheu Hauptbanken zu sich, um ihnen den Wunsch Italiens nach Ausnahtne einer An­ leihe von 400 Millionen Franken mitzuteilen. Ribot unterstützte das Ansuchen Italiens, in­ dem er hervorhob, wie wertvoll das Ein­ greifen Italiens in den Krieg für Frankreich gewesen sei. Durch die Mittelmächte habe Ita­ lien einen,grotzen Teil seiner Einnahmen ver­ loren, darunter allein 600 Millionen jährlich von "Deutschland. (Z) ────────── zwanges für die nicht dienende Landbevül-ferung einschließlich der Frauen einzuführen, wozu jn jedem Bilajet und den Bezirken be­ sondere Kommissionen eingesetzt werden sol­ len. In Konstantinopel wird die KriegsLandbau^Kommission unter dem Vorsitz des Ackerbauministeriums stehen. Rückkehr der verführte» Avckbep. 1 Konstantinopel, 26. Seht. Der türtifch-arabischen Ztg. El Szhark zufolge haben sich neuerdings mehrere durch den aufständi­ schen früheren Emir von MeKa, Scherif Hus­ sein, verführte arabische Stämme, darunter die El Havafin, El Ahamae und Sabihe, den türkischen Behörden unterworfen. ────────── "Es ist nur die alte Anhänglichkeit, das größte Interesse, das ich für Sie, mein gnchdiges Fräulein, hege, wenn ich mich veran»laßt sehe, Mich zum Dolmetscher der öfsentrlichen Meinung zu ^nachen. Wan behauptet überall, daß Lothar Retzbach das Testament Malte von Retzbachs zu seinen Gunsten kor­ rigieren will und daß die Herrin von Retzibach sich deshalb so ablehnend gegen ihre Verehrer verhält, weil sie sich sehnt, den bei der Erbschaft so stiefmütterlich bedachten Lo­ thar nicht nur mit ihrer Hand, .sondern auch mit ihrem Herzen zu entschädigen." Mit diesen Worten wollte Hans Rathenow den Widerspruchsgeist der jungen Dame wekken und möglicherweise Lothar unschädlich! wachen. i Annes-Roses Gesicht bedeckte sich mit flamtmender Röte des Zornes und mädchenhafter Scham. A'hr verschwiegenstes Söhnen wurde hier in gehässiges Weise bloßgestellt und zu­ gleich wagte der Assessor, Lothar zu verdäch­ tigen. Ihr Blick flog angstvoll zu Lothar hinüber, als fürchte sie, er könne ebenfalls solche Worte hören. Mt einem Ruck schüt­ telte sie ihre Befangenheit ab und ffcfjtete sich stolz auf'. Ihre Stimme klang eisig und schneidend, als sie erwiderte: , ^ Hörweite waren, fragte er mit unterdrückter Heftigkeit: "Hat Ihnen Herr von Rathenow irgend etwas zu Leide getan, Anne-Rose? Sie sahen aus, als brauchten Sie 'Hilfe. Sagen Sie es mir, ich schlage ihn zu Boden, falls er es wagt, Sie zu belästigen." Sie nahm alle Kraft zusammen, um ruhig zu scheinen. Das, was ihr Rathenow eben gesagt hatte, durste sie ihm um keinen Preis wiederholen, ihm zuletzt. Sie hätte ja damit ihr scheues, tiefes Sehnen verraten müssen. Daß der Assessor nur seine eigenen Gedanken in Worte gekleidet hatte, davon war sie über­ zeugte Sie ahnte auch, daß er mtf-'"btefen Worten Nur Lothar bei ihr verdächtigen und zugleich ihren Stolz ausreisen wollte, der sich gegen Lothar kehren sollte. Denn Rathenow haßte Lothar seit seinem Dazwischentreten da­ mals an der Fasanerie, das hatte sie in feinen Augen gelesen. Und er gönnte Lothar ihre Liebe nicht. Immer mehr enthüllte er ihr die Niedrigkeit seiner Denkungsart. Die Angst, sich zu betraten, machte sie Hark. Sie vermochte sogar zu Echeln und zu ihm aufzusehen. i . (Fortsetzung folgf.3 "Ich gestatte Ihnen keinerlei Interesse an meiner Person und erlaube mir, daran zu zweifeln, daß Sie sich zum Dolmetscher der öffentlichen Meinung machen. Solch! eine niedrige Gesinnung traue ich der Gesellschaft, int der wir uns befinden, nicht zu. Ich ver­ mute, daß sich einzig und allein Ähre eigene Meinung dahinter versteckt." Er biß sich auf die Lippen und seine Stirn rötete sich. Aber ehe er etwas erwidern konnte, stand plötzlich Lothar vor ihnen. Er war im Sturmschritt mit Christa herübergeeilt, als er sah, daß Hans Rathenow Ennee. Rose isoliert hatte und daß diese mit bangen Augen zu ihm herübersah, Sich zwischen Hans und Anne-Rose drängend, sagte er hastig, imt unnachahmlichem Ausdruck: , "So, gnädige Frau, jetzt habe ich Sie lange genug in egoistischer Weise von Ihrem Herrn Gemahl getrennt. Ich führe Sie reu­ mütig in seine Arme zurtick." Mir einer Verbeugung gab er Christas Arm frei, legte Anne-Roses Hand auf seinen Arm und fuhr ruhig fort: "Kommen Sie, Anne-Rose, wir wollen hier großmütig das Feld räumen und dem jungen Ehemann diese Laube überlassen." Sie folgte ihm willenlos. Als sie außer ────────── Der Krieg mit England. Schließung englischer Häfen. Zu den Gerüchten über die Schließung der englischen Häfen wird der Politiken aus Bergen' gemeldet, daß der Hafen von Harwrch und einige Nachbarorte mit 'Umgeg'enb für mi­ litärisches Gebiet erklärt und für die Schiff-? fahrt und anderen Verkehr geschlossen wurden. Niemand darf das Gebiet betreten und nie­ mand es ohne Pah verlassen. Der Verkehr mit dem Festlande erfolgt von einem nördlicher gelegenen Hafen. Das Geheimnis der englischen Absper­ rung. i Ueber die kürzliche Abschließung Eng­ lands gegen jeden Schiffsverkehr erfährt die Köln. Volkszrg. aus neutraler Quelle folgen­ den einleuchtenden Grund: Den Engländern ist es gelungen, eine Anzahl neuer Suffet schiffe nach halbstarrem System zu bauen. Die Zahl ist nicht groß^ aber, ihre Leistungsfä­ higkeit sollte zu einem groß angelegten Kü­ stenschutzmanöver der gesamten englischenLuftflotte erprobt werden. *am die Zahl urifr Art der Luftschiffe geheimzuhalten, wurde jene gänzliche Absperrung Englands angeordnet u. mit allen Mitteln durchgeführt sowohl bezüg­ lich der Schließung sämtlicher Häfen als auch der Sperrung aller Nachrichten. , ────────── Der Krieg mit Portugal. Die Unruhen in Portugal. i Berlin, 26. Sept. Die "Dägl. Rund-, schau" meldet aus Genf: Nach einer Meldung des "Petit Journal" aus Madrid brachen auch in Lissabon ernste Unruhen aus. 67 Perso­ nen wurden verhaftet. Jn Lporto, wo es zu blutigen Zusammenstößen zwischen Polizei und der Menge kam, wurde das Volkshaus geschlos­ sen. X8-) r ' ────────── mehr viel zu sehen. Heute hat man Gew ehre < -Starten und Instruktionen gefunden, welche von den Deutschen unmittelbar vor der Landung fortgeworfen worden waren. : Heldentod des Fliegerleutnants Wintgens!. Laut Köln. Ztg. veröffentlicht die Mzindener Ztg. die Todesanzeige des FliegerleuHf mants Wintgens. Leutnant Wintgens ist ge­ stern morgens im Luftkaznpfe gefallen. Auf seinen Wunsch wird die Leiche an dem Orte, wo er im Feindeslands den Fliegertod ge­ funden hat, beigesetzt werden. LeutnantWintgens Chatte vorgestern das zwanzigste feind­ liche Flugzeug vernichtet. ; i , 1 i Fliegertod. ! Genf, 26. Seht. Nach einer Meldung des "Matin" wurde Rockweill, der bekannteste unter den amerikanischen Fliegern an, der englisch-isranzösischen Front, vorgestern nach einem aufregenden Kampfe mit einem £eu> schen Piloten getötet. ' " i ────────── Der Krieg zur See. N-Drcmcu in Amerika angekommen. London, 26s Setzt. (Reuters Ein ame-!> riürNischer Schleptzdamtzser erhielt Befehl, nach, der Nähe von Montauk Point zu fahren, um s ein deutsches Handels-N-Boot nach New-Londou zu schleppen!. Tie verschlossene Ostsee. Stockholm, 26. Setzt. "Nha Dagligt Allehanda" erfährt aus sicherer Quelle, daß die Engländer große Anstrengungen machen, um ihre zahlreichen in russischen und finni­ schen Häfen liegenden Dampfer, aus der Ost­ see herauszubekommen und dadurch denSchisss.raunt beträchtlich zu vermehren. Die Hauptschwierigkeit liegt jedoch darin, ejine passende Besatzung zu finden. Man ist der Ansicht, 1 daß. die englische Regierung einen energischen Versuch machen IrnrD, für diese Schliffe die Leffnung der Kogrund-Rinne von Schweden BU fordern. ────────── die Kriegsanleihe zeichnet, hilft den Kr^ieg verkürzen und den Sieg beschleunigen; wer aber mit feinem Geld Zu Hause bleibt, besorgt Feindesarbeit." ■ 1 Was bei dieser neuen deutschen Finanzschlacht, die uns für den siegreichen End­ kampf gegen den britischen Todfeind aus« rüsten soll, aus dem Spiele steht, Läßt die erregte Aufmerksamkeit erkennen, mit der man drüben das Ergebnis der Anleihezeichnung er­ wartet. "Sie glauben garnicht," so erklärte ein aus London zurückgekehrter, holländischer Bankdirektor dem Vertreter e.ines deutschen Blattes, "mit welcher Spannung man in Lon­ doner Citykreisen dem Ergebnis der jetzigen deutschen Kriegsanleihe entgegensieht, umso^möhr, da ja zugleich auch die Zeichnungen auf die neue französische Kriegsanleihe vor sich gehen. Män spricht von einer.großen Fi­ nanzschlacht zwischen Deutschland und Frank­ reich . J." Einer Finanzschlacht, die, so .könnte man hinzuMgen, letzten Endes eben gegen die City selbst geht und die den ersten Auftakt bilden wird zu dem gewaltigen Schlußkampf gegen das heimtückische Neidervolk der großbritischen Krämer. So ist die Lage, in der die Nation nach dem Worte Nelsons ihren "Kämpsern hinter der Front" zuruft: Deutschland erwartet, daß jedermann seine Pflicht tut 1 ' ────────── Bergung und Zusammenstellung siebenbürgischer Kultur­ werte. Er legte die Bibliothek von 'Hermannstadt an, die 100000 Bände umfaßt. Ihm verdanken die siebenbürgischen Sachsen eine Kupferstich- und Minera­ liensammlung sowie ein Antikenkabinett, dessen einzelne Bestandteile mit wenigen Ausnahmen in Siebenbürgen gefunden wurden. Den größten Kunstbesitz von Hermannftadt stellt endlich die ebenfalls von dem Freiherrn von Brückenthal angelegte Gemäldegalerie dar, unter deren 1200 Nummern sich wertvolle Erzeug­ nisse deutscher, niederländischer und italienischer Malerei befinden. In seinem Testament verfügte der um die deutsche Kultur in Siebenbürgen so hochverdiente Statthalter, daß das Museum mitsamt dem Palaste zum Gemeingut der ganzen Bevölkerung Hermannstadts wurde. Die russische . . "Infanterie zn Pferde." Bei den letzten Vorstoßversuchen der Russen wird den berittenen Truppenteilen eine große Rolle zuerteilt, und unter ihnen treten besonders die Dragoner hervor. Das bewirkt schon, so schreibt uns ein Mitarbeiter, ihre doppelte Verwendbarkeit. Zwar ist ja dasselbe Los allen Kavalleristen während ves heutigen Welten­ brandes beichieden. Sie müssen hoch zu Roß Dienst tun und dann wieder Fußsoldaten sein. Aber der russische Dragoner ist es doch in ganz anderem Maße, als seine übrigen berittenen Waffengefährten. Ausbil­ dung und Bewaffnung befähigen ihn schon dazu. Er ist laut seiner amtlichen Bestimmung Infanterist zu Pferde. Zwar wird ja von den wirklichen Infanteristen Kulturdenkmäler, denen nicht die geringste militärische , Bedeutung zukommt. "Rumänische Artillerie", heißt ' es im österreichischen Heeresbericht, "begann Hermann­ stadt mit Granaten zu bombardieren", obwohl eine Behauptung der ungeschützt in einem Talkessel liegenden Stadt durch die österreich- ungarischen Truppen nicht beabsichtigt ist." So senden, denn die Rumänen ihre Granaten und Schrapnells in blinder Zerstörungswut nach dem an ehrwürdigen Ueberlieferungen und alten Schätzen so reichen einstigen Bollwerk des fiebenbürgischen Sachsenlandes. Noch heute zeigen massive Ueberreste von den Stürmen, die durch Jahrhunderte Hermannstadt umbrausten. Von den bereits im 14. Jahrhundert aufgeführten Ringmauern stehen heute noch drei schöngebaute Türme, die sog. Hartenecktürme. Der eine fand eine merkwürdige Verwendung: zwischen seinem Gemäuer wurde der Bühnenraum des modernen Stadttheaters untergebracht. Unter den bedeutensten öffentlichen Sammlungen sind vor allem das rm Rathaus aufbewahrte "Archiv der sächsischen Nation", die städtische Rüstkammer, die Museen des siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften und des Karpathenvereins zu nennen. Die beiden letztgenannten Museen sind in demselben Gebäude untergebracht und bergen reiches zoologisches Material sowie Schätze der siebenbürgischen Volkskunde. Den Mittelpunkt des Kulturbesitzes von Hermannstadt aber bildet der Palast des Freiherrn Samuel von Brückenthal, des einer sächsischen Familie entsprossenen Stadthalters von Siebenbürgen unter Maria Theresia und Joseph II. Der Freiherr widmete sein langes Leben der behauptet, daß er vieleicht ein ganz guter Reiter sei, als ihresgleichen aber nicht tauge. Und die richtigen Kavallerristen wieder, also Husaren und Ulanen, gefallen sich darin, den Scherz umzukehren. Ganz unrecht mögen diese Leute damit vielleicht nicht haben. Denn als Reiter leistet der richtige, ganz waschechte Russe nichts Besonderes. Den gegenteiligen Ruf haben ihm Tataren, Mongolen, Kirgisen, Kosaken usw. eingebracht. Als Regel kann man ruhig aufstellen: wer echt moskowitischen Blutes ist, leistet als Fußsoldat bedeutend mehr, verhältnismäßig natürlich, wie hoch zu Roß. Aber trotz dieser allgemeinen mangelnden Befähigung zum Reiten leistet der Dragoner des Zaren darin nicht weniger, als seine Kameraden von der wirklichen Kavallerie. Beim Fußdienst hingegen rifft eine solche Gleichstellung mit den eigentlichen Infanteristen nicht zu. Zwar hat ja der Dragoner das lange Gewehr der Infanteristen und nicht das kurze der Kavallerie. Außerdem ist er mit dem Bajonett ausgerüstet, das an der Säbelscheide befestigt ist, und die Vorschrift, die ihn von der Lanze befteit, verlangt äußerst energisch seine sorgfältige Ausbildung als Infanterist. Aber da gerade steckt der Haken. Die Dragoneroffiziere wollen keine Fußtruppen sein. Deshalb bilden sie ihre Soldaten nur sehr widerhaarig , in diesem Dienste aus. Daraus ergibt sich das Gesamt­ bild des russischen Dragoners. Er ist ein mittelmäßiger Reiter, aber nicht schlechter als die eigentlichen Kavalleristen des übrigen Zarenheeres. Im Fußdienst hingegen steht er stark hinter dem Durchschnitt der Leistungen des russischen Infanteristen zurück, (z.) ────────── Tages-Uebersicht. 350000 organisierte Arbeiter treten heute Mittwoch in Newhork auf Anordnung der Ar­ beiter-Vereinigung in Streik. ────────── Hund wird die Abgabe aus 50 Märk und für ? einen dritten Hund auf 100 Mark erhöht. Die Erhöhung tritt am 1. Januar 1917 in Kraft. Bayerische Nachrichten. lkk. Die politischen Parteien des Algäus. Liberale Partei, Zentrums-Partei, fozialdesmokratische Partei — haben einen gemein­ samen "Aufruf veröffentlicht, um für die Zeichnung der Kriegsanleihe zu werben. In dem Auftufe heißt es: "Ich kenne keine Par­ teien mehr! Dieses Wort unseres allverehrten Kaisers ist auch die Richtschnur der politischen Parteien rm'Algäu. die sich in Erkenntnis der hochwichtigen Lage in dem Gedanken einig sind, dchß alles aufgeboten werden muh, um den Erfolg des 5. Oktobers zu einer Bedeu­ tung zu gestalten, die derjenigen der vor-, ausgegangenen Kriegsanleihen in keinerWeise nachstehen darf. Keiner darf fehlen, jeder muß beitragen mit allem, was er hlat und ge­ ben kann, daß die neue Kriegsanleihe werde, was sie unbedingt werden »muß: Für uns ein großer Sieg, für die Feinde ein Vernichtender Schlag." Tie Hu«pesteuer wurde in München von 20 auf 30 Mark erhöht. Für einen weiteren ────────── Niederbayerische Nachrichten. Deggendorf, 26. Sept. (Fälschlich tot ge­ sagt.) Der Gütlerssohn Johann Schreiner von Rohrmünz war seinerzeit in den ersten Kriegsmonaten amtlich als gefallen gemeldet worden. Seine Angehörigen ließen auch demigemäß Trauerfeierlichkeiten abhalten. Nach nunmehr fast zwei «Ihren kam ein Brief des Totgesagten mit der Nachricht, daß er sich! in ftanzösischer Gefangenschaft befinde. Passau, 25. Sept. (Heiteres von derGrenz? kontrolle.) Als das letzte Postschift in bei­ den Richmngen Linz—Paftau und Paftau— Linz verkehrte, kam ein Musiker hier mit dem Schifte nachmittags 2 Uhr an, welcher außer einer Trompete auch eine Trommel bei sich führte. Die Instrumente des Musikers^ wurden von der Grenzkontrolle einer nähe-» ren Besichtigung unterzogen. Die Trommel | gab bei Berührung einen eigenartigen dum, | pfen Ton von sich: sie wurde geöffnet und s matt entdeckte in derselben MM und 'Gries, \ welches der Musiker bei seinem "Debüt" erhielt. \ Aus Angst, daß er beide Artikel nicht nach Passau einführen dürfe, kam er auf dieJdee, sie in seiner Trommel zu verstecken. Die-ganze "Schmugglergeschichite" löste sich später inWohlgefallen auf. Wegscheid, 25. Sept. (Seltenheit.) Bei dem Bauern Johann Penzenstadler in Schaibing warf eine Kuh drei gesunde, kräftige Käl­ ber, die nach zwei Tagen schon das refpeks-, table Gewicht von 1 Lentner 45 Pfund wogen» ────────── fall erfunden hatte. Das Täschchen wurde am Wege gefunden. Die beiden Festgenommenen wurden wieder entlassen. —* Ein Hoteldieb suchte vor kurzem unsere Stadt heim und stahl von den Türen des Hotels, in dem er übernachtete, die Schuhe der Gäste. Der Dieb vollführte das gleiche Manöver auch an anderen Orten, bis er 'kn Erlangen in die Falle ging. Es ist der ledige Büchsenmacher Andreas Büchner aus Nürn­ berg. Zweifellos hat man es mit einem be­ rüchtigten Hoteldieb zu tun. . —* Stadttheater. Nächsten Samstag wird unser Stadttheater wieder seine Pforten öffnen. Frau Mara Feldern-Förster, eine 'in Nord- und Süddeutschland gleich gefeierte Künstlerin, nunmehr in München ansässig und dort durch ihre dramatische Schüle bestens be­ kannt, hat vorübergehend die Direktion übernomnren. .Als Eröffnungsvoxstellung 'ist "Alexandra" von Rich. Voß festgesetzt, das am Wiener Volkstheater bei 200mal aufgeführt wurde. Frau Mara Feldern-Förster hat sich bereit erklärt, selbst die Titelrolle darzustel­ len; außer ihr sind erste Kräfte beschäftigt. So soll uns im kommenden Winter bejchieden sein, manche schwere Stunde im Musentempel zu vergessen. —* Die Hausfrauenabteilung des Kath. Frauenbundes teilt mit, daß zur An­ fertigung von Stroh-Fleckerl-und Tuchschuhen imt Filzsohle kein eisenbeschlagener Leisten nö­ tig ist. sondern ein schlichter Holzleisten zu 70 Psg. für Erwachsene vollständig genügt. Siehe Inserat. * Die Kreis Versammlung der Bader und Friseure fand vorgestern hier statt und war verhältnismäßig sehr gut be­ sucht. Vorstand Willi eröffnete und begrüßte die Versammlung und sprach über Krersverein, Hilfskasse, Landesverband und in län» gerer Ausführung über die Zentralsterbekafse und deren evtl. Anschluß an eine größere Le­ bensversicherung. Eingaben an das Ministe­ rium usw. An Sterbesümmen hat dieKaffe bereits 417 000 Mark ausbezahlt, Reservegeld 114000 Mark. Beschlossen wurde: Zeichnung zur Kriegsanleihe, die Kriegsversicherung wiederbayer. im Felde stehender Kollegen aus der Vereinskasse, die Beschaffung von Seist von der Friseur-Gen. Berlin. Der verstorbenen Kollegen wurde in ehrender Weise gedacht. Die Bücher wurden in bester Ordnung'besun-! den. Die Neuwahl ergab als Vorsitzenden u. Schriftführer Willi, als Kassler Spachtholz in Landshut, als weitere VorstandsmitgliederKapfelsberger in Landshut, Bösl in Vilsbiburg u. Schuster in Passau. Als Versammlungsort für das nächste Jahr wurde Metten bestimmt. Die harmonisch und ruhig verlaufene Ver­ sammlung wurde hierauf unter herzlichem Danke an die Erschienenen vom Vorstande geschlossen. ────────── Letzte Posten. Lrdbebrnj. Ein nächtlicher Erdstoß wird aus dem ba­ dischen Wiesenthal und aus anderen Schwarz­ waldorten gemeldet. In manchen Häusern blieben hie Uhren stehen. Schaden wurde nicht angerichtet. ────────── Kriegsbriefe aus dem Westen. Berlin, de» 26. September 1916. (Unberechtigter Nachdruck, auch auszugsweise verboten.) Iortdauernde Iuftkämpfe. (Telegramm unsres Kriegsberichterstatters.) Gr. Hauptquartier, am 26. Sept. Duch gestern veranlaßte das klare Wetter zahlreiche Lustunternehmungen auf unserer u. «feindlicher Seite, und an vielen Stellen maßen sich unsere Flieger mit den englischen und stanzösischen im 'Zweikampfe, wobei sie aber­ mals ihre glänzende Ueberlegenheit durch den Abschuß von neun Gegnern erweisen konnten. Zwei englische Flugzeuge rannten mit voller Wucht gegeneinander und stürzten, beide der- I nichtet, ab,, Bei. einem Luftangriffe, den 5 wir auf die französische Festung Luneville 5 unternahmen, wurde einer der zur Abwehd I aufgestiegenen französischen Flieger im ZweiI kämpfe besiegt und siel brennend auf die Stadt, i l ( i , 1 ! ' [ i 1 Die englischen Monitore hüben an der flandrischen Küste Zeebrügge ergebnislos be­ schossen. Bei Dixmuiden und im Verdungebiete östlich der Maas spielten sich Minew-. kämpfe ah. Nö.rdlich und südlich der Somme tobt die ungeheure Artillerieschlacht weiter, aber der Feind unternahm nur kleinere Angrifssversuche, so bei Rancourk und aüfCombles und Patrouillenvorstöße bei Vermando-, villers. Er wurde überall abgewiesen. W. Scheuermann, Kriegsberichterstatter. ────────── Einladung zum Abonnement für das 4. Quartal 1916 Wir ersuchen hierdurch alllle unsere Abonnenten bis zum 1. Oktobber 1916 das Abonnement auf unser 3 Blatt er­ neuern zu wollen. Neubeststellungen können jetzt schon gemacht werwden und werden jederzeit auswärts von t der Post, in der Stadt von unseren ^Zeitungsträgerinnen und in unserer Expedition angenommen. Wie seither, so werden t wir auch in der Folge über alle Vorggänge auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen unsere Leser schnell und geuwissenhaft unterrichten. Auch den Ereignissen der engeren Heimat wenden wir sorgfältigste Aufmerksamkeit zu. Wir dürfeten deshalb erwarten, daß unsere geschätzten Abon­ nenten uns das bisher geschenklkte Wohl­ wollen bewahren und durch Zuführung von neuen Abonnenten unserren Leser­ kreis erweitern helfen. Als unbedingte Notwendigkeit ge­ hört in jeden Hausstand eeine gute Tageszeitung, um stets umterrichtet zu sein über die Vorgänge und Er­ eignisse der Gegenwart. Jnr nächster Zeit, werden wir aller Woraussicht nach wichtige Begebenheiten, erleben, ob im Fortgang des Krieges- oder in der Anbahnung des Friedens, und es wird doppelt notwendig sein, eimeZeitung zu halten, die für Alt umd Jung Jntressantes bietet. Unser "Kkurier für Niederbahern" darf als vorzügliches Familienblatt empfohlen werden; der allgemeine Beifall, welchen diie Leitung unseres Blattes gefunden hgat, führt uns stets neue Leser zu. Durch die Pufft be­ zöge« ist der Büerteljahrespreis Otis. 1.80 (Zustellgebühr 42 Psg), in unserer ExpeÄitio« oder Filiale abgeholt 1.50 Akk , durch die Zeitungs-Trügerim ins Haus gebracht Mk.. 1.80. ────────── Kriegsbriefe aus dem Osten. Berlin, den 26. September 1916. (Unberechtigter Nachdruck, auch auszugsweise verboten.) Die Karpathenkampfe. Telegramm unsres zuml Ostheer entsandten ' Kriegsberichterstatters. 1 Aus dem Felde, den 24. September. Oestlich von Kirlibaba haben *bte Russen gestern nach schweren vergeblichen Angriffen einen Teil der Front zurückgedrückt. Eine Erweiterung ihres Erfolges wurde rechtzeitig verhindert. > Oestlich des Dormului wurden gestern in schneidigem Angriffe russische Stel­ lungen genontmen, 4 Offiziere, 60 Mann wur­ den dabei als Gefangene eingebracht. Wäh­ rend an der übrigen Front Rühe heischt, sind an der Ludowa neue schwere Kämpfe imGüNg. Vom Gipfel des Lurului sah ich heute bei größter Klarheit und Sonne die rumänischen Fesselballons nördlich von Dorna Watra. Mach den bitterkalten Nächten sind diese warmen sonnigen vier ruhigen Tage hier auf den Gip­ feln für die Jäger wohlverdiente Erholung, ' die sie weidlich ausnutzten. I Rolf Brandt, Kriegsberichterstatter. ────────── Druck u. Verlag I. F. Rietsch, Landshut. Ver­ antwort!. Redakteur F. $. Wagner, Landshut. ────────── Inserate. ────────── Berlin, den 25. 'September 1916. Mnberechtigter Nachdruck, auch auszugsweise, verboten.) Artillerie- und Ilieaertrampft längs der Westfront. Telegramm unsres Kriegsberichterstatters. Gr. Hauptquartier, am 24. Sept. Das klare, windstille Herbstwetter, welches «ruf die lange Regenperiode gefolgt ist, brachte Kriegsbriefe aus dem Westen. an vielen Stellen der Westfront eine Steiger­ ung der Artillerie- und Fliegertätigkeit zu Stande. Am meisten war dies naturgemäß in den Sommeabschnitten wahrzunehmen, wo der Feind ganz besonders die deutschen Linien zwischen dem Ancrebache und der Somme mit einem dauernden Trommelfeuer mit bisher kaum für möglich gehaltenem Munitionsau jtz wände überschüttete. Dieses Ferner war in den gestrigen Nachmittagsstunden muf Hunderte von Kilometern Entfernung in fernem bekann­ ten Getöse zu hören, welchem unssere Front--' Mmpfer den bezeichnenden Namem "Erbsenschütteln" gegeben Haben. Die Jmfanteriennternehmungen des Feindes beschreänkten 'sich an der Somme' auf verhältnismäßßig kleinere Angriffe gegen die mit einem wocchrhaft be--> wnndernswerten Heldenmuts verteiidigte Mouquetferme, in die der Feind mit arllen feinen bisherigen Anstrengungen noch nickcht hat ein­ dringen können. Auch gestern scheiiterten hier seine Vorstöße, ebenso wie die aus > Courcelette heraus unternommenen, und Watrouillenangriffe westlich von Eombles. Ben Rancourt dauern neue Kämpfe noch an. An böcn anderen Frontteilen kam es in Flandern zur Patrouillenkämpsen nördlich Dixmniden, fmtoie zu ge­ steigerter Artillerietätigkeit hier b«ei MoulinSous-lTouchVents und beiderseits der .Maas. In den Ärgonen wurden außerdem i Minen ge­ sprengt. Von den 24 Flugzeugen, > die unsere Feinde gestern dank der schneidigem AngriffsÜberlegenheit unserer Flieger verlloren, wur­ den 16 allein bei einer der an dder Somme kämpfenden Armeen heruntergehollt. Bei einem Bombenangriff gegen die unglückliche Stadt Lille, die zunchmend durch die Frau-! zosen und Engländer in einen Rurinenhanfen verwandelt wird, hatten "die Frarnzosen den Erfolg, wieder eine Anzahl Eintwohner zu töten ohne militärischen Schaden tun. lKb.) W. Schenermann, Kriegsberitchterstatrer.