Gesammelte Artikeltexte des Kurier für Niederbayern, Ausgabe vom 1918-11-27. Unterstützt durch den Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE). Herausgeber: Lehrstuhl für Digital Humanities, Universität Passau (2016). Veröffentlicht unter der Lizenz Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International. Kurier für Niederbayern: Landshuter Tag- und Anzeigenblatt; unabhängige Tageszeitung für Heimat und Volk. Altbayerische Verlagsanstalt Vereinigte Dr. Mühldorf, Betrieb Landshut. 71. Jahrgang Nr. 324, 1918-11-27. Die gescannten Zeitungsbände wurden von der Bayerischen Staatsbibliothek München zur Verfügung gestellt. (https://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=644150540&db=100) Die Zeitungsdoppelseiten wurden mit 300dpi und einer Farbtiefe von 24 Bit gescannt, die resultierende TIFF-Datei binarisiert und als Input für die OCR-Software verwendet. 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Tie Nationalversammlung müsse die Krönung des Gebäudes, nicht stine Grundlage! sein. Scheidemann wandte sich gegen ein Klas­ senparlament, wie es die Arbeiter- und Sol­ datenräte auf die Tauer sein würden und nennt die technischen Schwierigkeiten der Na­ tionalversammlung lächerliche Zwirnfäden. Wir» brauchen keine Wählerlisten^ nur Legitimatio­ nen für jeden Wähler. Als Ergebnis der Ver­ handlungen käm auf Eberts Vorschlag folgendest Resümee zur Annahme: - ,• 1. Aufrechterhaltung der Einheit Deutschslands ist dringendes Gebot. Alle deutschen, Stämme stehen geschlossen zur deutschen Re­ publik. Sie verpflichten sich, entschieden im Sinne der Reichseinheit zu wirken und separa­ tistische Bestrebungen zu bekämpfen. { 2. Ter Berufung der konstituierenden Na­ tionalversammlung wird allgemein zugestimmt. Ebenso der Absicht der Reichsleitung, die 9Son> Bereitungen zur Nationalversammlung mög­ lichst bald durchzuführen. > 3. Bis zum Zusammentritt der National­ versammlung sind die Arbeiter- und Soldaten­ räte die Repräsentanten des Volkswillens. ; 4. Tie Rerchjslertun-g wird ersucht, aus schleunige Herbeiführung des Präliminarfrie­ dens hinzuarbeiten. Nach einem Referat des Staatssekretärs Wurm vom Reichsernährungsamte wurde fol­ gende Resolution angenommen: "Um das wirtschaftliche Leben Teutschlands! aufrecht zu erharren, die ungestörte Versorgung des Landes mit Lebensrnitteln und Rohstoffen aus dem Ausland zu sichern und die deütsche Volksrepublik im In- und Ausland kredit­ fähig zu erhalten, ist das Fortarbeiten aller Banken, Sparkassen und sonstigen Kreditiststi-> tute auf der bisherigen Grundlage und in bey bisherigen Form unbedingt erforderlich!. Ist Uebereinstimmung mit den Vertretern der deut­ schen Einzelstaaten erklärt daher die Reichsi­ regierung, daß jeder Eingriff in die geschästfliche Tätigkeit der Kreditanstalten zu unter­ bleiben hat." i I - ; Staatssekretär Schiffer weist auf die ge­ setzlosen Finanz-zustände hin, die nur durchs die Nationalversammlung beseitigt werden kön­ nen. Auch Ebert betont, daß die Berichte der Sitzung es allen zur Pflicht machen, für dis neue Republik eine staatsrechtliche Festigung in der Nationalversammlung zu schaffen. Die Ernährungslage im Reiche. — Forderung eines Staatsgerichtshofes. - General Pershing amerikanischer Präsidentschaftskandidat. — Fronttruppen gegen A.-und S.-Räte. Leiber in München eingetroffen. Auf der Konferenz. AU toekfer die Vertreter der Bundesstaaten in Berlin zusammengetreten sind, erstatteteStaatssetkretär Sols Bericht: Er führte u. a. aus; Ta die Teilnahme der Vereinigten Staaten am Kriege sich, als ausschlaggebend erwiesen habe, hätten wir un»> mit unserem Waffen­ stillstands- und Friedensangebot auch, an sie gewandt; außerdem habe Wilson als einziger ein ehrliches pazifistisches Programm vertre­ ten, während alle anderen Gegner Imperiali­ sten seien. In unserer Lage sei aber die einzige Rettung eine entschieden pazifistische Politik und damit die Eindämmung- Des Imperialist mus. Allerdings herrsch^ auch in Amerika Sie­ gesstimmung und daher Uebereinstimmung mit den Wassenstillstandsbedingungen. Amerikas Forderung sei, daß in Deutschland Ruhe und Ordnung aufrechterhalten 'merbett, sonst drohe es nach, den Worten Tafts mit dem Einmarsch-, -Eben jetzt sei die Antwort Wilsons eingegangen, welsche eine Versorgung in Aussicht stellt, wenn die .öffentliche Ruhe aufrechterhalten werde. In England habe die hoch,fahrende Siegesstinpmung gesiegt. Selbst Lansdowne und Henderson seien verstummt. Lord Cecils Rücktritt könne man wohl auf seine Stellung zum Völkerbund zurückführen, die der unseren entspracht- Auch 'in England werde von Teutschland eine ge­ sicherte Majoritätsregierung verlangt. Herrsche in England Siegesjubel, so sei in Frankreichs Siegestaumel an der Tagesordnung. Seine öffentliche Meinung dränge vor al­ lem aus die Unterdrückung jeglichen Bolsche­ wismus, aber es scheine fast, als wolle man in Paris gar keinen Frieden, sondern hoffe, durch- Förderung.des Separatismus das Reich zu zerstören. In Polen sei das Bestreben der Regierung die Liquidation der deutschen OkkUfpation ohne Blut zu erleichtern, obwohl die Volksstimmung anders gerichtet sei. Tem deut­ schen Gesandten sei die Mitteilung gemacht worden, daß man auf freundschaftliche Be­ ziehungen zum Reiche Wert lege. Ungünstig wäre die Uebernahme der Regierung durch, die national-demokratische Partei, die ententesreundlschi und deutschfeindlich sei. In der Ukraine scheine sich der Gedanke des russischen Föderativstaates durchsetzen zu wollen, wenn sich auch Gegenbestrebungen bemerkbar mach­ ten. Rußland sei von der alten Regierung im Interesse des notwendigen Friedensschlusses an­ erkannt. Wir wollten auch, im Frieden mit der Sowjetregierung leben, aber gegen eine bolschewistische Propaganda in unserem eigenen Lande durch, Moskau müßten wir uns auf das Entschiedenste wahren. Tie Verhältnisse in Rußland seien unerträgliche geworden. Tas -Ende der Sowjetregierung scheine bevorzusteshen. ' 1 ( [ Zusammenfassend korstmt Sols auf den un­ bedingten Vernichiungswillen Frankreichs zucrück, dem separatistische Eigensmächtigkeiten im Leiber in München eingetroffen. eigenen Lande in die Hände arbeiten, so, wesnn der Arbeiter- und Soldatenrat in Hamburg selbständig Beziehungen Mr Sowjetregierung anknüpfe, oder wenn von anderer Stelle ufiser Kurier des Auswärtigen Amtes, auf der Reise nach; Wien verhaftet würde. Er habe mit seinen Beamten -loyal unter der menen Regierung gearbeitet, aber- der Vernichtung des Reiches könne er nicht ohne Protest zusehen. Seine einzige Hoffnung sei diese Konferenz; denp die heutigen -Verhältnisse zerstörten alle FriedensHoffnungen. (Mehrf. Widerspruch,.) Die Konferenz müsse umbedingt dreierlei beschließen: 1. Die Zentralgewalt darf keiner Kontrolle unterstellt fein, welche die Ernzelstaaten nicht anerkennen; 2. Tie Auslandsgeschäfte dürfen nur der Reichsregierung obliegen; 3. Für die Nationalversammlung, die nicht in Berlin, sondern an einem zentral gdtegepmt Ort zu tagen hab».'/ muß baldigster Termin festgesetzt werden. Tenn was heute vorhanden sei, könne nur als Provisorrrnm gelten. 1 Sols schließt mit den Wo»rten, daß er dann an eine glückliche Zukunft der Revolution glaube, und sie nicht um ihhre Früchte brin­ gen wolle. 1 Erzberger erörterte die Waffenstillstandsbedingungen. Er betonte, daß von den IHttet:-händlern erreicht worden fei, daß Elsaß-Loth­ ringen nicht als besetztes Gebiet bezeichnet wurde, die Räumungsfyist von 30 auf 35 Tage verlängert, nur 5000 statt 10 000 Lastkraftwa­ gen abzugeben seien und die Frage der deut­ schen Kriegsgefangenen im Präliminarfrieden geregelt werde. Bon dem Bahnmaterial seien bis jetzt 3000 Lokomotiven und 100 000 Wagen abgegeben. Ec zweifle an der Möglichkeit der Einhaltung der Räumungstermine und befürchch te, daß die Entente einen Rechtstitel suche, um in Teutschland einzurücken. Im Falle einer Verzögerung des Präliminarfriedens seien Nachteile durch eine längere Besetzung der links­ rheinischen -Gebiete und durch Verwirklichung der polnischen Ansprache in Posen und Ober­ schlesien zu befürchten. 1 , In der Besprechung der beiden Referate griff Eisner die Redner auf das schärfste an als kompromittierte Männer des alten gestürz­ ten Regimes. Tie anderen Redner sprachen für und wider. Es wurde dabei auch! betont, das Reiche müsse bleiben, aber die Berliner Tiö tatur gefährde dies. Alle Redner sprachen sich für die Nationalversammlung, mehrere für baLdige Einberufung derselben aus. Es wurde darauf hingewiesen, daß in Baden der Termin auf Januar und in Hessen aus Mitte Januar festgelegt sei. Auch, Württemberg beeile sich, zur Nationalversammlung zu kommen. In der Ver­ sammlung wurde auch! ein Gesandter Teutsch^ Oesterreichs, Ludo Hartmann, vorgestellt^ der als Gast den Verhandlungen beiwohnte. In der Nachmittagssitzung wurde die Be­ sprechung fortgesetzt. Hierbei warnt Eisner ────────── int Mei .f Stag Anspruch auf ostpreußisches Ge­ biet erhoben haben, ers cheint es erforderlich, daß wir unser Deutschtum mit allem Nachdruck betonen. Deshalb erklären die städtischen Kör­ perschaften aller 23 Städte des Regierungsbe­ zirkes Allenstein auf Grund einhelliger Ver­ schlüsse, daß unsere Bevölkerung deutsch ist und bleiben will. Sie erheben darum schärf­ sten Widerspruch- gegen jede Abtretung ost­ preußischen Grundes und Bodens und gegen jede Trennung Ostpreußens vom Vaterland." 1 Für die Nationalversammlung. Berlin, 25. Nov. Ter allgemeine Solda­ ten rat für das Gouvernement Litauen hat an den ^-Staatssekretär Scheidemann ein Tele­ gramm gesandt, in dem erklärt wird, daß sich! der Soldatenrat uneingeschränkt auf denStandpunkt der Ablehnung jeder' wie immer ge­ arteten Diktatur stellt und mit aller Entschiedenheit die konstituierende Nationalversamm­ lung als die einzig berechtigte verfassung­ gebende Macht ansieht, die geeignet ist, den wahren Willen des Volkes Zum Ausdruck zu bringen. ' ' - ! ────────── Oesterreich. - Tirol protestiert. 1 ' Jnnsb ruck, 25. Nov. Wie die Zei­ tungskorrespondenz an maßgebender Stelle er­ fährt, hat der Präsident des Tiroler National­ rates Schreffl den Präsidenten Wilson in einem Schreiben gebeten, er möge den von ihm selbst ausgestellten Grundsätzen gemäß dafür Sorge tragen, daß auch! in Tirol das Nationalitäten­ prinzip zur vollen Durchführung gelange und daher auch! der Bevölkerung von Südtirol die Möglichkeit des freien Selbstbestimmungsrech.tes gegeben und gesichert werde, sowie, daß Südttrol nicht ohne Abstimmung von dem Ver­ band Tirols abgetrennt werde. ────────── Frankreich. T«s Selbstbestimmungsrecht der "KnrdoSyriakcn". i Es gibt anscheinend Franzosen, denen vor den immer neuen Ansprüchen auf das Selbstbestimmungsrecht der kleinen Völker, die sie — bei ihren Feinden so bereitwillig anerkennen, doch. allmählich! bange wird. Das läßt wenigt fftens eine boshafte kleine Plauderei, die G. de la Fontardiere im LDeuvre veröfsentlicht vermuten. "Die Ethnographie ist eine jschjwierige WWenschaft", so schreibt er, "be­ sonders wenn sie durch, die Geographie kom­ pliziert wird. Ten Diplomaten ist es nicht ge­ lungen, jede völkische Gruppe in das bringen, was die Politiker ihre natürlichen Grenzen und die T!schter die "Wiege der Rasse" nennen. Je länger das dauert, um so verwickelter wird es. Man nehme an, ein junger tschechoslowaki­ scher Mann heirate ein junges jugo-slavisches Mädchen. Sie werden einen Sohn haben, der sich, dann Jugo-Tschecho-Slawo-Slpwak nennen kann. Man nehme weiter an, dieser Sohn heirate ein junges Mädchen, das zu der Na^ tionalität der Griechen in der Jrredenta gel­ hört, die einen unabhängigen Staat in der Ums­ gegend von Marseille gegründet haben: die Nationalität ihrer Nach,kommen wird so eigen­ artig sein, daß sie Grund haben, sie auf der .Visitenkarte zu vermerken. Durch- die Kreu­ zungen wird von Generation zu Generation nach! einer geometrischen Progression die Zahl der verschiedenen Rassen wachsen und sich ver­ mehren, die ihren Platz an der Sonne fordern können. Es wird einst der Tag kommen, wo es ebenso viele völkische Typen wie Indivi­ duen gvben wird. — — Bis dahin streiten sich, die Ethnographen um die rechtmäßigen ^Ansprüche und jahrhunderte.alten Ziele der jetzigen kleinen Völker .Einer von diesen Ge­ lehrten hielt mich, neulich! an meinem Mantehknvpf fest, um mir eine Auseinandersetzung! Mer den Balkan zu machen, mit dessen Karte er eine Art Zusammensetzspiel ausführte. Ich war nicht sicher, daß er etwas von den Tiingen verstand, die er mir erklärte, und unterbrach, ihn: "Und die Kurdoj-Syriaken? Was werden Sie mit den rechtmäßigen Ansprüchen der Kurdoj-Syriaken machen?" "Ja — gewiß — Tie Kurdoj-Syriaken —" sagte er mit nach­ denklicher Miene. Ich sah, daß der Gedanke ihn geipackt hatte. Jchj sprach mit tiefer Sachkennttnis von den natürlichen Grenzen des Tigris und des Euphrat, und ich, erzählte mit Rührung von dem König Ladislaus (es gibt nämlich immer einen König Ladislaus in diesen ethno^graphis.chM Problemen). Heute morgen begeg­ nete ich nun der Frau dieses Ethnographen. "Mein Mamn ist in seinem kurdo-syriakischen Kömitee "sagte sie mir. Ichs fürchte, ich bin zu weit gegangen. Ich, fürchte, daß die An­ sprüche der Kurdoj-Syriaken den Friedens­ schluß verzögern ,oder daß man sogar eine Hilfsaktion zu Gunsten der kurdo-shriakisch^n Flüchtlinge beginnen wird. Hoffentlich ist es noch Zeit zu der Erklärung, daß ich mir einen Scherz erlaubt habe. Aber wird man mir tzlatyben, wenn ich jetzt sage, ich hätte die KnrdoShriaken nur erfunden?" ( ────────── Türkei. Tie Umwälzung i« der Türkei. Haag, 25. Nov. Ter frühere türkische Gesandte in London Tewftk Pascha wurde zum Großvestr ernannt. Er hat ein ententefreustdliches Kabinett gebildet. Enver Pascha und Talaat Pascha haben in der vergangenenWoche Konstantinopel an Bord eines deutschen Tor- pedojägers verlassen. | ────────── Bayerische Nachrichten. Aywislhe Rllchrichteri. I Sammlung der freiheitlich, gesinnten bür-gerlichen Elemente in dev Teutschen Bolksjpartei in Bayern. Unter der Ueberschpift "Schließt die Reihent" schreibt die Liberale Landeskorrespondenz u. a.: Wir haben die Teutsche Bolkspartei begründet, um in dieser neuen Form und auf dieser neuen Grundlage alles zusammenzufassen, was sich, nach links wie nach, rechts durch einen scharfen Trennujjtgslstrich unterscheidet. Nach rechts, weil wir in die duvchauK weltliche Politik nicht noch, ein­ mal konsessioonelle oder religiöse Momente hin­ eintragen lassfen wollen, weil a>tr die politischen Errungenschaften eines wirklichen Volksstaates nicht durch die Vermengung mit rückschrittlichen Elementen gefährden wollen. Auch- nach links haben wir einen deutlichen Trennungsstrich gezogen. Wir unterstützen zwar die provisori­ sche Regierung, die nun einmal am Ruder ist und die Machch in der Hand hat, bei der Turchsführung der unerläßlichen Staatsgeschäfte, vor allem bei der Demobilmachung, damit wir mög­ lichst ohne großen Störungen in die Friedens­ zeit hineingehen können. Aber wir erkestnen den derzeitigen Zustand nicht als einen gesetz­ lichen an und verlangen aus das allerentschie­ denste, daß im Reichs wie in Bayern durch eine Nationalversammlung alsbald der Boden bereitet wird, aus den Reich, und Staat zu Rocht bestehen und an den Wiederaufbau her­ antreten können. Mit besonderem Nachdruck wenden wir uns nichft nur gegen die bolsche­ wistischen Gelüste der Spartakusleute, sondern überhaupt gegen alle Absichten, ohne Mitwir­ kung aller Staatsbürger neue wirtschgftl'ch che Grundsätze zur Einführung zu bringen. Ohne Zweifel werden 'wir in manchen Dingest bisherige Anschauungen aufgeben oder abän­ dern müssen. Dazu zwingt uns schon die Rot des Krieges, Produktionsmittel und Betriebe, die in der Hand des Einzelnen zu einer Aus­ beutung der Gesamtheit für private Interessen führen, werden in den Bereich, des Staates oder der Gemeinden Werzuleiten fein. Aber die von der Sozialdemokratie verlangte Ver­ gesellschaftung aller Produktionsmittel, die All­ macht des Staates auf allen Gebieten, lehnen wir ab. Wir wollen nach, wie vor die Freiheit des Wirtschaftslebens ausrecht erhalten wissen. Und vor allem erheben wir den Anspruch», daß über so weittragende Angelegenheiten nicht eine Klassenregiernng, sondern das ganze Volk befindet. Um dabei seinen berechtigten Ein­ fluß geltend machen zu können, mutz das Bür­ ge c tum in Stadt und Land einig und geschlossen sein. Wer jetzt der Zersplitterung Vorschub leistet, schädigt die Interessen der weitesten Volksschichten. Eine Handgranate fanden Knabchu auf einer zu militärischen Uebungszwecken benütz­ ten Wiese an der Forstenriederstraße in Mün­ chen. Tie Granate explodierte und die sechs Knaben wurden meist schjwer verletzt. ────────── WeM Entfernungen können die Fliegen zurücklegen? Vor nii-ljt langer Zeit wurde ein klei­ nes Torf plötzlich, von gewaltigen Fliegetyschchärmen heimgesucht. In einer Entfer­ nung von etwa 800 Metern befand sich, eine große Kehrichtabladestätte, und die Gesund­ heitsbehörde ließ es pich! angelegen sein, fest­ zustellen, ob die Fliegen wirklich, aus dieser relativ weiten Entfernung zu dem Ort gekom­ men sein konnten. Es wurde daher der Auftrag gegeben, Fliegen einzufangen und sie wieder frei zu lassen, nachdem man sie vorher mit pulverisierter Kreide in verschiedenen Farben kenntlich, gemacht hatte .Später gelang es nun, eine Anzahl dieser so bezeichneten Fliegen an verschiedenen Orten wieder zu fangen, und man konnte feststellen, daß sie etwa 1200 Me­ ter weit von dem Orte, an dem man sie in Freiheit gelassen hatte, geflogen waren. Tfte Frage, tote weit Fliegen sich, entfernen können^ ist auch, vom Standpunkte der Hygiene aus nicht unwichtig. Tie Staubteile und Keime, die dem Körper der Fliege äußerlich, anhaften, bleiben im allgemeinen nicht lange dort und werden auch, nicht weithin mitgeführt. Tamit ist aber die Infektionsgefahr durchaus nicht verringert. Tenn die Infektion vollzieht sich, durch die Bazillen, die den Verdauungskanal der Fliege passieren, ohne daß sie irgendeine Aenderung erfahren. Und auf diese Weise können die Kanstheitskeime von der gewöhnlichen Fliege zehn Tage lang, von der Schmeißfliege sogar durch, vier Wochen hindurch weitergeführt werden. Vermischtes. ────────── Lokales. 8 a u d » h u t, ben 27. November. —* Das Eisern e Kreuz 1. Kl. wurde dem Unteroffizier der Artillerie Herrn Joses Triller, Mechantkerssohn von hier, verliehen. —* Die Liberale Vereinigung Mt heute abends halb 8 Uhr im Turnerzimmer des Hotel Bernloch,ner eine außerordentliche Mitgliederversammlung. Anschließend daran hält die deutsche Volkchiartei, in Bayern, Ortsjverein Landshut, von 8 Uhr gb eine Besprechj­ ung der polUischjen Verhältnisse im Lande und im Reiche, zu der auch, Nichtmitgsieder und vor allem Frauen herzlich, wiUkommen sind. —* In en gltsche Gefangenschaft ge­ riet als Verwundeter der bisher als vermißt gemeldete Kanonier Herr Johann Schwerter vom benachbarten Achdorf. —* 2500 Mark wurden von einem hie­ sigen Ausgeher verloren. Ein Finder hat sich, bis jetzt nijchi gemeldet. , ' . —* DemGedenkeuan Herrn Oberbürger­ meister Hoftat Marschall widmete Herr Re­ gierungspräsident Exz. v. Pracher in seiner Landratsrede folgende Worte: Herr Hosrat Marschall war eines der ältesten Mitglieder des Landrats; er hat ihm seit dem Jahre 1894 angehört. Seit 1898, also viele Jahre hin­ durch,, hat er im besonderen die umfangreichen und wichtigen Angelegenheiten des Volksschul­ wesens im Landrate bearbeitet, dabei ist er stets mit Wärme und Ueberzeugung für alle Bedürf­ nisse des Volkssch,ulunterrichts eingetreten. —* Kleinwohnungsbau. Zur Förder­ ung des Kleinwohnungsbaues wurde von der Kreisregierung beim Landrate die Summe von 80 000 Mark beantragt. —* Die niederbayerische Lehrer­ schaft hat in diesem Kriege schwere Opfer gebracht- Von den niederbayerischeuVolksschullehrern, Verwesern und Hilfslehrern sind 103 im Kampfe gefallene und 14 vermißte zu be­ klagen. ' 1 —* Einen Soldaten rat mutz auch die hiesige freiwillige Sanitätskolonne, wie alte Stammkolonnen bilden. , , " i t (