Gesammelte Artikeltexte des Kurier für Niederbayern, Ausgabe vom 1918-11-29. Unterstützt durch den Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE). Herausgeber: Lehrstuhl für Digital Humanities, Universität Passau (2016). Veröffentlicht unter der Lizenz Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International. Kurier für Niederbayern: Landshuter Tag- und Anzeigenblatt; unabhängige Tageszeitung für Heimat und Volk. Altbayerische Verlagsanstalt Vereinigte Dr. Mühldorf, Betrieb Landshut. 71. Jahrgang Nr. 326, 1918-11-29. Die gescannten Zeitungsbände wurden von der Bayerischen Staatsbibliothek München zur Verfügung gestellt. (https://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=644150540&db=100) Die Zeitungsdoppelseiten wurden mit 300dpi und einer Farbtiefe von 24 Bit gescannt, die resultierende TIFF-Datei binarisiert und als Input für die OCR-Software verwendet. 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Weiter ist es durchaus mög,lich> daß auch einige sozialdemokratische Mit glieder der Regierung sich! mit Sols solidarisch i erklären werden. — Tas Berliner Tageblatt uri teilt: Tas Wirken Kurt Etsners nimmt imjmer : seltsamere Formen an. Wan wird ihm und : allen, die es angehr, doch! sagen müssen^ daß ? das Teutsche Reich nicht lange mit so überstrch minder .Phantasie regiert werden kann. Tic Wahlen zur Rat ivnalversammlung. Berlin, 27. Noo. Die Vorlage über die Wahlen zur Nationalversammlung ivird der Rat der Voltsbeaustragten wahrschjeinlich erst morgen verabschieden. Weder über die Zahl und Größe der Wahlkreise, noch! über den Wahhtermin ist bisher die endgiltige Entscheidung gefallen, so daß die wichtigsten Beschlüsse noch ausstehen. Tie Arbeit ist aber in befriedigen^ dem Fortschreiten. < Forderung »er Hamburger Sozialisten. Hamburg, 27. Rov. Eiste Telegiertenversammlung der sozialdemokratischen Partei Hamburgs und des Gewerkshastskartells be­ schloß sofortige Neuwahlen für den gesamten Arbeiter- und Soldatenrat, um allen Arbei­ tern Gelegenheit zu geben, sich, an der Wahl zu beteiligen. Außerdem spricht sich die Ver­ sammlung für baldtunlichste Neuwahlen W die gesetzgebenden Körperschaften des Reiches und der Kommunen aufgrund des allgemeinen und direkten Wahlre,chtes nach den Grundsätzen des Verhältniswahlsystems aus, ferner für So­ zialisierung bezw. Verstaatlichung aller Be­ triebe, deren Uebernahme ohne Gefahr für Deutschlands Konkurrenzfreiheit aus dem Welt­ märkte möglich« ist. Tie Arbeiter- und Soldatenmte sollen in der Kontrolle eventuell beratedne Stimme haben, nicht aber zur positiven Mitwirkung berechtigt sein. Tie Alliierte« wolle« in Berlin einziehen. Genf, 27. Rov. An dem Plane eines demonstrativen Einzuges der alliierten Trup­ pen durch! das Brandenburger Tor in Berlin wird nicht nur von französischer sondern auch von englischer Seite festgehalten. ' Me Besetzung AMpns. Aachen, 27. Nov. Am Mittwoch früh 8 Uhr wurde Aachen besetzt, nachdem schon am Montag ein französischer Offizier hier erschie­ nen war, um sich)« über die Telephon- und Telegraphenleitungen zu orientieren. Ter Tag der Besetzung der ersten deutschen Großstadt wurde erst am .Montag abends bekannt. Man weiß jetzt noch! nicht, welcher Nationalität die Besatzungstruppen angehören. Sie werden mit äußerster Ruhe, aber doch! merklich nervöser Spannung erwartet. Tic angebliichje Friedens» erzogerung. Tie Wiener N. Fr. Presse meldet aus dem Haag: Aus diplomatischen Kreisen wird folgen­ des mitgeteilt: | 1 Noch vor Beginn der großen deutschen Offen fine int Frühjahre 1918 hatten vertrauliche “ Verhandlungen zwischen englischen und franzi fischen Stellen und österreichisch-ungarischen Vertretern das Resultat gezeitigt, daß man auf seiten der Alliierten geneigt sei, in eine FriLdenserörterung einzutreten und zwar unter Bedingungen, die für die damaligen Verhält­ nisse immerhin sehr günstig waren. In diesem Augenblick sollte die Note des Grasen Burian erscheinen, durch die er die Kriegführenden zrtr Konferenz, über die Friedensfrage einla­ den wollte. Tie Note hätte zur Herbeiführung einer Konferenz geführt, auf der über den Frieden hätte beschlossen werden sollen. Tas Hindernis für die Ausführung dieses Schirittes bildete Ludendocff, der den österreichischj-ungarischen Tiplomaten antfwortete: "Laßt« uns siegen!" Bierundzwanzig Stunden später be­ gann die deutsche Offensive. Tie Teutsche Allg. Ztg. nimmt zu diesen Mitteilungen bereits Stellung, indem sie schreibt: I I Bei dieser neuesten Enthüllung tauchen zunächst Zweifel an der vollen UUnParteilichkeit der Quelle auf. Sie dürste in Kreisen zu suchen sein, die dem Verbände nahestehen. Es liegen Anhaltspunkte dafür vor, daß im Frühjahr 1918 wirklich- unverbindliche Besprech­ ungen zwischen Vertretern des Verbandes und der damaligen Tvnaumonarchie eingeleitet wor­ den sind. Diese Fühlungnahme wurde aber aus deutscher Seite dahin aufgefaßt, als ziel­ ten sie lediglich daraufhin, Oesterreich-Ungarn zu einem Sonderfrieden zu verlocken und es vom deutschen Bündnis abtrünnig zu machen. Ob bei der Gegenseite die Absicht bestand, falls dieses Vorgehen scheitern sollte aus dem einmal eingeschlagenen Wege zu einer weiteren Verständigung mit beiden Mittelmächten zu ge­ langen, läßt sich)! zur Stunde noch nichtt nachiprüsen .Tie nächste Zeit dürste aber, so schließt das Blatt seinen Artikel, Klarheit schjaffen,,. warum auch« in diesem Falle die Bemühungen gescheitert find. ] Entfernung deb roten Plakate im besetzten Gebiet. Saarbrücken, 27. Nov. Tie framzösische Kommandantur hat angeordnet, daß eilte roten Plakate sofort zu entfernen sind. Die Wausbe­ sitzer werden für die sofortige Entfeernung verantwortlich, gemacht. Tie ErnÄhlrungsfrage. London, 26. Nov. (Reuter.) Jjn einer Rede in Manchester sagte der Lebensmittel-' kontrolleur Clynes, es herrsche noch immer einiges Mißverständnis über das, was die "Er­ nährung der Deutschen" genannt wird. Unsere j erste Pflicht gilt unserem eigenen Volke und j unseren Alliierten, unsere nächste den Neutra-- j len, und dann müssen wir uns vergewissern,! ' wie die wahre Lage in Deutschland und Oester­ reich! ist; und selbst dann dürfen wir ihnen keine Lebensmittel geben, wenn sich, nicht her­ ausstellt, daß. es sowohl humanitär notwendig wie auch, eine gute Politik ist. Tie Bremer Komsttunistcn. Bremen, 28. Nov. Tie hiesigen in­ ternationalen Kommunisten beschossen, für kommenden Freitag die hiesige Arbeiterschaft zum Generalstreik aufzufordern, und dem Ar­ beiter- und Soldatenrat als Forderungen nahe­ zulegen: sofortige Einführung der kommuni­ stischen Wirtschaftsordnung, Propaganda un­ ter den feindlichen Truppen, Entwaffnung der Soldaten und Bewaffnung der revolutionären Arbeiterschaft. ────────── Oesterreich. Die Einberufung de-r österreichisch^ Nai tionatoersammlung. Wien, 27. Nov. Ter Nationaldersamrw lung ist heute ein Gesetz vorgelegt worden, durch welches die konstituierende Nationalversammjlung auf den 1. März 1919 nach Wien einbe­ rufen werden soll, Tie Wahl soll durch! den Staatsrat quf einen Sonntag Ende Januar oder Anfang Februar kommenden Jahres aus­ geschrieben werden. Gleichzeitig ist der Natio­ nalversammlung ein Wahlgesetzentwurf vorge­ legt worden. Na chdiesem Entwurf ist jeder deutsch-österreichische Staatsbürger ohne Unter­ schied des Geschlechts, der am Tag der Wahl großjährig ist oder während der Jahre 1914— 1918 Kriegsdienste geleistet hat, wahlberechtigt. Wählbar ist ohne Unterschied des Geschlechtes jeder wahlberechtigte deutsch-österreichische Staatsbürger, der das 30. Lebensjahr zurück­ gelegt hat. Als Wahlrechtsverfahren wird ein Proporzivahlrecht mit gebundener Liste vorge­ schlagen. >Es sollen etwa 233 Abgeordnete gei­ wählt werden. ────────── Siedendheiß wallie Tam Erichs Blut, und sein Herz klopfte tn stärkeren Schlägen. War er denn wirklich närrisch geworden. Er, der Skeptiker, der sich so gerne selbst persiflierte, der saß «nd starrte wie eine Iphigenie sehnsüchtig über das Meer und suchte das Land, das Jnken Bootje barg, Jnken Bootje, die ihn vielleicht längst vergessen hatte. Tiefer sanken die Schatten. Leise stieg die Flut. Ein kalter Windstoß trieb den Nebel näher. Mit wildem Rauschen stieg die Flut, und die Wogen peitschten den weißen Sand und brachen sich grollend in der Keitumer Bucht. Tam Erichs fröstelte: er stand auf, um ins Haus zu gehen. Es taugte nicht, hier draußen zu verwester bei den feuchter tückischen Nebeln. Da trat aus dem Nebelgewoge plötzlich ein Weib, das ihm damals, als er zu Bett lag, Kunde gebracht von Jnken Bootje. Tam Erichs griff mit fester Hand nach dem knochigen Arm der grauhaarigen Alten. Nein, sie war kein Gespenst, die da so plötz­ lich vor ihm auftauchte' ein Mensch von Fleisch und Blut. . . und, bet Gott, die alte sollte nicht eher von hinnen, als bis sie ihm Antwort gegeben auf alles, was er fragen mußte. Aber Sollen Taken verstand keinen Spaß. Mit einem energischen Ruck befreite sie geschickk ihren Arm aus des Doktors Hand, Fast gebieterisch stand sie vor ihm. Versunkene Welten. ffiitt Roman von der Insel Sylt von i Sinnt) Wothe. 27 l (Nachdruck verboten.) Wer war das alte Weib, und was wußte sie von Jnken Bootje % Er hätte so gern den Kapitän danach gefragt, aber eine seltsame Scheu hielt ihn davon zurück. Etwas Großes, Geheimnisvolles, das er nicht zuenträtseln vermochte, war tn sein Leben getreten, seit er hier weilte. Eine neue Welt umfing ihn, tn der er sich als Fremdling fühlte. Er hatte gelacht und gespöttelt und sich einen Toren gescholten, der sich wie ein verliebter Knabe nach ein paar blonden Mädchenzöpfen und strahlenden Augen sehnte, nach einem Mädchen, das ihm bis vor kurzem fremd gewesen, das er auch jetzt noch gar nicht mal kannte... ein Mädchen, das einem anderen ver­ sprochen war, den es vielleicht liebte. Tam Erichs stieg eine heiße Glut ln das hager gewordene Antlitz. Dieser Kerl dieser brutale Bengel, Uwe Jürgens! Wenn er ihn doch hier hätte! Wer weiß, wo der Mensch sich umhertrieb, ob er nicht Jnken gefolgt war und sie quälte! Uwe Jürgens sah nicht aus, Furcht vor Strafe, wie die anderen meinten, die Flucht ergriff. Wenn sie darum so teilnahmslos gegen ihn war, weil sie mit Uwe Jürgens fortge­ gangen war? "Was ficht dich an, Fremdling," fragte sie herrisch. "Ist" Masten Taken vielleicht deinesglei­ chen?" "Masten Taken?" Tam Erichs rief ordentlich glücklich den Namen. Da war ja das alte merk­ würdige Weib, von dem ihm Ditlef Stöven rote von seinem Schutzgeist gesprochen. Er schüttelte ihr daher herzhaft die Hand zum Willkommen und sagte höf­ lich mit einer einladenden Bewegung auf die Tür der Halle: "Wollt Ihr nicht näher treten? Der Kapitän hat mir viel von Euch erzählt, er wird sich gewiß freuen, Euch zu sehen." Im geheimen sagte er sich: "Habe ich die Alte nur erst tm Hause |fo soll sie schon beichten, was sie von Jnken Bootje weiß." Masten Taken sah den Doktor mit glühenden schwarzen Augen an, als wollte sie in seiner Seele lesen. Dann zog sie die schmutzige Bosuntje fest über der braunen Brust zusammen und kicherte höhnisch: "Masten Taken friere, Masten Taken möchte wohl drinnen am Herdfeuer bet Ditlef Stö­ ven tm Helhoog sitzen, aber Masten Taken muß weiter, immer weiter." ! I (Fortsetzung fvlgt.) . , i _ J ────────── Tages-Übersicht. Die Friedenskonferenz. In englischen politischen Kreisen wird da­ mit gerechnet, daß, der Abschluß des Prälimi­ narfriedens nicht vor Anfang Februar werde erfolgen können. Bis dahin müßte also der Waffenstillstandsvertrag verlängert werden. In Newhork hat bereits ein besonderes Komitee unter dem Vorsitze Tafts eine großzügige Pro­ paganda der Liga zur Erzielung des Friedens begonnen. Tie Liga strebt die Beseitigung der Kriegsursachpn und die dauernde Bedrohung jeder Nation an, die dien Weltfrieden zu stören bestrebt ist. Ter geplante Bund soll mit ju­ ristischen und gesetzgeberischen Vollmachten be­ kleidet werden. , ! i Wilsons Ankunft in Europa. Rotterdam, 27. Nov. Reuter meldet: Aus Washington wird berichtet, daß Wilson am 3. Tezember nachi Europa abreisen werde. In einem anderen Reutertelegramm wird in­ des gemeldet, daß, sichi Wilson an Bord des Dampfers,,Newada" bereits in den englischen Gewässern befinden soll. > ' Wilson und der Böllehbund. Ter Zweck der Europareise Wilsons ist die Schaffung eines Bundes der Nationen mit Einschluß Deutschlands, so heißt es in einem Artikel der "News Republic", deren Beziehun­ gen zum Präsidenten bekannt seien. Ter Bund der Nationen ist der Schlüssel zum ganzen offiziellen amerikanischen Programm. Ter Präsident ist der Ansicht, daß der Bund der Nationen nicht vor der Friedenskonferenz ge­ schaffen werden kann, weil er sonst zu einer Allianz kriegerischen Charakters ausarten wür­ de. Er will damit aber auchi nicht bis nach dem Friedensschluß warten. Er ist vielmehr der Ansicht, daß gerade die Regelung der Friedensifrage die wesentlichste Funktion des Bundes sein wird und daß die Garantie des Friedens nur ein Postskriptum sein kann. Azrs-MerW. Bandalismus in Straßburg. Ter "Psälz. Presse" wird aus Kehl berschtet: In Straßburg wurde in der Nacht zum Sonntag von Bürf> gern und Soldaten die das Kaiser-Denkmal umgebende Schutzhülle erbrochen und das Denkmal mittels eines Seiles vom Sockel ge­ stürzt. Tie gewaltige Figur fiel mit ungeheu­ rer Wacht auf die Quadern des Fundaments. Mt Hammer und Meißel wurde dann Stückck um Stück von dem viele Zentner schweren 'Pferdekörper abgeschlagen. Tie Schar schleppe te dann an einem langen Seil den Bropzekopf vom Tenkmal Kaiser Wilhelms I. über das Pflaster und legte ihn unter dem Jubel aller Zeugen dieses nächtlichen "Volksurteils" zu Füßen des Kleber-Tenkmals. Spiäter zog die Menge vor das Hauptpostgebäude, um dort den Kaiserstandbildern der Hauptfassade das gleiche Schicksal zu bereiten. Indessen standen in diesem Fall die Standbilder viel zu hoch! und waren stuch, mit Leitern nicht zu er­ reichen. _ I i Ten 4-Stuubeü-Arbeitstag! für die In­ dustrie forderte der Volksbeauftragte Barth in einer Versammlung der Großberliner Arbeitep- räte, um die zurückkehrenden Arbeitermassen beschäftigen zu könnend Für die Landwirtschaft aber meinte er, könne vorläufig der 8-S1undentag nicht eingeführt werden. Ter Terror der Spartakusleute. Tas so­ zialdemokratische "Hamburger Echo" gehr aus das. schon seit einiger Zeit an der Wasserkante umtaufende Gerügt ern, daß in den Kreisen der Warinesoldaten eine eindringlich^ Tätig­ keit dafür zntfaltet werde, keine Schiffä in die Werften zu bringen, die dort für die Fahrt nach, Amerika zur Herbeischaffung von Leoensmitteln ausgerüstet werden sollen. Tiefe TrohunA solle ern terroristisches Druckmittel sein, um den Anschluß der Regierung und der wei­ testen Kreise an die Diktatur-Ideen der Spartakrrsleute zu erzwingen. Tas "Echo" bezeich­ net dieses Verfahren als Wahnsinn oder Ver­ brechen, und meint, die Mitarbeit der Matrosen werde solche Pläne wohl vereiteln. BMW Mchrichtell. Pressefreiheit? Bier Soldaten, die sich! als Beauftragte des Soldaten- und Arbeiter­ rates ausgaben, drangen gestern mittags in die Räume der Schriftleitung der "MünchenAugsburger Abendzeitung" ein und erzwan­ gen sich, jmter Drohungen eine Aussprache über den von der Zeitung gebrachten Leitartikel "Abschaffung der Soldatenwirtschaft"., Sie drohten das ^Erscheinen des Blattes mit Ge­ walt einzustellen, wenn solche Artikel veröf­ fentlicht würden. Aus diesem Anlaß richtet die "M.-A. Abendztg." an das bayerische Kriegsministerium und besonders an den ^Mi­ nisterpräsidenten Kurt Eisner, der wiederholt und mit allem Nachdruck die Freiheit der Presse zu sichern versprochen hat, die drin­ gende Anfrage, ob die jetzige Regierung die Macht besitzt, die Freiheit der Presse wirk­ lich sicher zu stellen, und ob sie gewillt ist, die Presse gegen Ueber fälle und Gewalttaten einzelner Soldaten zu schützen. — Tas, was in Wer "M.-A. Abendztg." vorgekommen ist, kanm unter den gegenwärtigen Verhältnisses schließlich jeder anderen Zeitung passieren. Deshalb hat die gesamte bayerische Presse das höchste Interesse an der baldigen Beantwor­ tung der obigen Anftagen. Arbeitet:- und Bauernräte sollen nach, den zwischen der daher. Regierung und den Voll­ zugsausschüssen der Arbeiter- und Soldatenväte vereinbarten vorläufigen Richtlinien in jeder Gemeinde gebildet werden. Tiese sollen wiederum Distrikts- und Kreisvollzugsausschüs­ se, bezw. Distrikts- und Bezirksbauernräte bil­ den und in engster Fühlung mit dem ZentralArbeiter- und Bauernrat in München stehen. Tie Arbeiter- und Bauernräte bilden mit den Soldaten räten bis zur endgültigen Regelung durch die Nationalversammlung die Grundlage des neuen Regierungsshstems. Ten Arbeiter-, Bauern -und Soldatenräten, sowie den Voll­ zugsausschüssen steht keine Vollzugsgewalt zu. ────────── Pressefreiheit? Bier Soldaten, die sich! als Beauftragte des Soldaten- und Arbeiter­ rates ausgaben, drangen gestern mittags in die Räume der Schriftleitung der "MünchenAugsburger Abendzeitung" ein und erzwan­ gen sich, jmter Drohungen eine Aussprache über den von der Zeitung gebrachten Leitartikel "Abschaffung der Soldatenwirtschaft"., Sie drohten das ^Erscheinen des Blattes mit Ge­ walt einzustellen, wenn solche Artikel veröf­ fentlicht würden. Aus diesem Anlaß richtet die "M.-A. Abendztg." an das bayerische Kriegsministerium und besonders an den ^Mi­ nisterpräsidenten Kurt Eisner, der wiederholt und mit allem Nachdruck die Freiheit der Presse zu sichern versprochen hat, die drin­ gende Anfrage, ob die jetzige Regierung die Macht besitzt, die Freiheit der Presse wirk­ lich sicher zu stellen, und ob sie gewillt ist, die Presse gegen Ueber fälle und Gewalttaten einzelner Soldaten zu schützen. — Tas, was in Wer "M.-A. Abendztg." vorgekommen ist, kanm unter den gegenwärtigen Verhältnisses schließlich jeder anderen Zeitung passieren. Deshalb hat die gesamte bayerische Presse das höchste Interesse an der baldigen Beantwor­ tung der obigen Anftagen. Arbeitet:- und Bauernräte sollen nach, den zwischen der daher. Regierung und den Voll­ zugsausschüssen der Arbeiter- und Soldatenväte vereinbarten vorläufigen Richtlinien in jeder Gemeinde gebildet werden. Tiese sollen wiederum Distrikts- und Kreisvollzugsausschüs­ se, bezw. Distrikts- und Bezirksbauernräte bil­ den und in engster Fühlung mit dem ZentralArbeiter- und Bauernrat in München stehen. Tie Arbeiter- und Bauernräte bilden mit den Soldaten räten bis zur endgültigen Regelung durch die Nationalversammlung die Grundlage des neuen Regierungsshstems. Ten Arbeiter-, Bauern -und Soldatenräten, sowie den Voll­ zugsausschüssen steht keine Vollzugsgewalt zu. Bayerische Nachrichten. ────────── Clemenceau gegen Bayern. ────────── ten bereit sind, uns mit Nahrungsmitteln zu versehen.. Um so reichlicher wird aber sichere lich, diese Beihilfe fließen, je mehr hie sühnen­ den Männer Deutschlands Vertreter eines neu­ en vertrauenerweckenden.Geistes sind, und auch, von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, wird der Rücktritt der Vertreter einer Zeit verlangt, über die ein furchtbarer Richterspruch schon gefällt ist. Sollte diesen Vorstellungen kein Gehör geschenkt toerben, so wird die daher. Regierung die Beziehungen zum Auswärtigen Amt abbrechen." i, Nach diesem Schreiben wären also die Beziehungen noch nicht abgebrochen. Tie of­ fizielle Münchner C.H.-Meldung lautete aber ganz anders. Wo liegt da die Wahrheit? Eich ner meint in seinem Berliner Telegrantw, das 'Auswärtige Amt fahre fort, das Volk um die Erkenntnis der Wahrheit zu betrügen. Wir fragen nun, wo ist der Betrüger? Zugleich fragen wir, was soll diese Hetze gegen die Tväger der Reichseinheit, die angeblich Eisner verfechten will,.die über gerade er am schwer­ sten gefährdet, wie nachstehende Meldungen er­ kennen lassen. i " 1 - 1 ' , Ter Londoner "Daily Telegraph" gibt sei­ ner Freude über die bayerischen Enthüllungen kund. Tas Blatt meint: 1 > ■ Wenn wir fragen, warum die Deutschen soviel Wert darauf legen, ihre fchprutzigeWchsche in der Oessentlichkeit zu waschen, so ist die Antwort wahrscheinlich die, daß sie wün­ schen, ein für allemal das preußische Uebergetoijft zu beseitigen. Vielleicht jverden schließ­ lich, zwei Republiken entstehen, die eine mit Frankfurt als Hauptstadt, die andere mitBerlin. Wir können nur hoffen, daß in Deutschs land irgend eine dauerhafte Regierung entste­ hen wird, mit der in Friedensverhandlungen zu treten für die Entente möglich! ist, Aber wir können keinen Unterschied zwischen detzr verschiedenen Teilen'des früheren deutschen Reiches machen oder einige Staaten von der Verantwortung für den Krieg entlasten.Bayern ist genant so, wie jeder andere deutsche Staat hinein voerwickelt. Tie Enthüllungen des Gra­ sen Lerchen selb bestätigen nur unsere Ansicht, daß das ganze Deutschland sich dafür entschie­ den hat, die Verantwortung für das Vorge­ hen der kaiserlichen Regierung zu Werneh­ men, und deswegen muß es dieselbe Verurteß lung und dieselbe Strafe erwarten. : t Auch, der Mailänder "Secolo" freut sich; schon auf die separatistischen Bestrebungen in Deutschland und meint u .a.: i "Wenn tatsächlich in spontaner Weise in­ nerhalb des Deutschtums ein neuer Dualismus sich, bilden sollte, so sei das nur zu begrüjßen." ( ' ( ’ 1 ; Wahrlich, das neue Deutschland bietet dem Auslande ein trauriges Bild. Anbiederung an die Gegner nach Pferdeschmuserart scheint zur Gewohnheit zu werden. Man muß die Berechn tigung der verächtlichen Aeußerung des "Daily Telegraph" zugeben und sich! schämen, ein Teut­ scher zu sein. Und warum dies alles? Weil das deutsche Polk rechtlos ist, weil selbst die im Reiche noch, tätigen wenigen Männer deut­ schen Stammes in schwerstem Kampfe mit Män­ nern vom Schlage eines Eisner stehen. Tiefe aber wollen, die Demokratie auf der Zunge, die Diktatur zur unwandelbaren Machjt er-' heben. Dagegen gilt es zu kämpfen. Es muß je­ der wahrhaft demokratisch, gesinnte, die Herr­ schaft des Volkes, aber des ganzen Volkes^ ohne Unterschied wünschende Mann, jede gleich­ gesinnte Frau sich, zusammenschließen zu dem gemeinsamen Kampfe um, die Volks rechte in de* , Teutschen BolMpMtei. s i tuvg die schwierige Lage nicht erleichtert hat. KSr sagt: Warum in München der Bogen so überspannt wird, versteht man in Berlin friss t. Mißtrauische glauben sogar, Bauern wolHe das Beispiel der Ukraine nachahmen und fffjjgl für den Preis der Reichszertrümmerung einen billigen Frieden erkaufen. Tem steht die strickte Erklärung für die Erhaltung der Reichseinheit, die Eisner abgegeben hat, gegen­ über. Wir glauben aber nicht, daß Eisner auf dem richtigen Weg ist, die Reichseinheit zu festigen und bessere Friedensbeöingungen für Deutschland zu erreichen. 1 I t Bedeutend schärfer urteilt die bürgerliche Dresse. j > 1 Das Berliner Tagblatt schreibt: Schlim­ mer als alles, was das Auswärtige Amt heute noch tun oder unterlassen kann, ist doch das, was Eisner und der von ihm in der auswarf tigen Politik unterrichtete Vollzugsausschuß des Arbeiter- und Soldatenrates tun. Sie fordern die Unterwerfung der Reichsregierung unter den Willen eines Einzelstaates, untergraben jede Regierungsautoribät und spalten dasReichi. Tie Berl. Morgenlpost führt aus: Fast die gesamte Ententepresse sieht jetzt das Mitbe­ stehen einer Schuld des deutschen Volkes an der Herbeiführung des Krieges als erwiesen an und verlangt scharfe Züchtigung allerTeutsichen. Von einer glimpflichen Behandlung Bay­ erns ist ebenfalls keine Rede. r ‘ Im Berl. Lokalanzeiger heißt es: Kurt Msner beginnt nachgerade zu einer unge­ heuren Gefahr für Deutschland zu werden. Wenn er noch! länger die Geschicke Bayerns ent­ scheidend bestimmt und auf die GeschickeDeutschjDeutschlands mit den AWren eines Diktators einwirkt, kann es geschehen, daß der Scher­ benhaufen, den er um ficht auftürmt, alles Le­ bensfähige erstickt. I ! 1 Tie Tägliche Rundschau führt aus: Ist es schon Wahnsinn, so hat es doch Methode. Wer könnte noch! glauben, daß Eisner und seine Münchener Freunde nicht die bewußte Ab­ sicht haben, das Reich zu sprengen? Ter Bedarf des deutschen Volkes an Herrn Eisner und seinen Verstiegenheiten ist gedeckt. Er ist im Begriff, aus Deutschland ein politisches Nar­ renhaus zu machen. ' t i ' ( > Tie Post erklärt: Solch! wirMchkeitsfremde ideologische Auffassungen sind innerhalb der sozialistischen Parteien überaus weit ver­ breitet und können nur zu leicht sich: zu ge­ fährlichen Handlungen entwickeln. Ausgabe der IReichsleitung mutz es daher sein, über solche ideologische' Zwirnsfäden in den eigenen Rei­ hen nicht zu stolpern und sich! nicht von der Erreichung des im Mittelpunkt der Politik stehenden Zieles abbringen zu lassen. | ' i Deutsche Tageszeitung: Fastnacht deut. fchjer Bürger, Fastnacht im November. Was soll uns Eigentlich noch, alles an Harlekinade geboten werden? Wen in Deutschland sollen die Ausländer eigentlich! noch, ernst nehmen, den, der solche Unwürdigkeiten ins Szene setzt, oder den, der sie duldet? I i 1 Heute kommt die Meldung aus Münchjen, daß der Arbeiter-, Soldaten- und Bauernrat München nachträgliche das von seinem Voll­ zugsrate nach! Berlin gesandte Telegramm bil­ ligte. Allerdings wird nicht gesaut, welches. Es wird nämlich! aus Berlin berichtet, daß das Schreiben, welches der bayer. Gesandte in Ber­ lin, Tr. Mückle, dem Rat der Volksbeauftrag­ ten im Auftrage des daher. Ministerpräsiden­ ten überreicht hat, folgenden Wortlaut hat: I "Es hat sich! gezeigt, daß die führenden Persönlichkeiten des Auswärtigen Amtes immer noch! vom Geiste des alten Systems be­ herrscht sind und so getreu den Methoden die­ ses Systems im höchsten Maße die Interessen Deutschlands schädigen. Unsere Lage ist augen­ blicklich, so, daß wir, versagt uns die Entente ihre Beihilfe, in kürzester Zeit in den Ab­ grund einer fürchterlichen Hungersnot versin­ ken. So ist es dringend geboten, daß die Entente mit Männern verhandelt, die nichjt mit dem Makel des alten Systems behaftet sind, und denen sie volles Vertrauen entge­ genbringen ka^n. Daß die Entente nicht am ,eilte Vernichtung des deutschen Volkes denkt, getflt die Tatsache, daß die Vereinigten Staa­ ────────── ben. $ite Synagoge, in die sich einige hun­ dert Juden gerettet hatten, wurde verbrannt und mit ihr diejenigen, die darin waren. Wer versüßte, aus dem Fenster zu springen, wurde niedergeschossen. Tann wurde das ganze Juden­ viertel abgesperrt und Haus für Haus ange­ zündet. Minner, Frauen und Kinder, die aus den Häusern stürzten und um Gnade flehten, wurden entweder getötet oder in die brennen­ den Häuser zurückgejagt. Nur durch hohesLösegeld wurde dem einen oder anderen ein Ent­ kommen gestattet. Auch, gegen Teutsche ridjp tete sich das polnische ^Vorgehen. Tagegen wurde kein ukrainisches Geschäft geplündert, da die Ukrainer angedroht hatten, andernfalls unter den polnischen Gutsbesitzern in Ostgalizien ein Blutbad anzurichten. Tiie Opfer der JudenpogMme beziffert der Gewährsmann auf etwa 1000. - Mi i i I l ────────── Vor den Friedensverhandlungen. Die Friedenskonferenz. In englischen politischen Kreisen wird da­ mit gerechnet, daß, der Abschluß des Prälimi­ narfriedens nicht vor Anfang Februar werde erfolgen können. Bis dahin müßte also der Waffenstillstandsvertrag verlängert werden. In Newhork hat bereits ein besonderes Komitee unter dem Vorsitze Tafts eine großzügige Pro­ paganda der Liga zur Erzielung des Friedens begonnen. Tie Liga strebt die Beseitigung der Kriegsursachpn und die dauernde Bedrohung jeder Nation an, die dien Weltfrieden zu stören bestrebt ist. Ter geplante Bund soll mit ju­ ristischen und gesetzgeberischen Vollmachten be­ kleidet werden. , ! i Wilsons Ankunft in Europa. Rotterdam, 27. Nov. Reuter meldet: Aus Washington wird berichtet, daß Wilson am 3. Tezember nachi Europa abreisen werde. In einem anderen Reutertelegramm wird in­ des gemeldet, daß, sichi Wilson an Bord des Dampfers,,Newada" bereits in den englischen Gewässern befinden soll. > ' Wilson und der Böllehbund. Ter Zweck der Europareise Wilsons ist die Schaffung eines Bundes der Nationen mit Einschluß Deutschlands, so heißt es in einem Artikel der "News Republic", deren Beziehun­ gen zum Präsidenten bekannt seien. Ter Bund der Nationen ist der Schlüssel zum ganzen offiziellen amerikanischen Programm. Ter Präsident ist der Ansicht, daß der Bund der Nationen nicht vor der Friedenskonferenz ge­ schaffen werden kann, weil er sonst zu einer Allianz kriegerischen Charakters ausarten wür­ de. Er will damit aber auchi nicht bis nach dem Friedensschluß warten. Er ist vielmehr der Ansicht, daß gerade die Regelung der Friedensifrage die wesentlichste Funktion des Bundes sein wird und daß die Garantie des Friedens nur ein Postskriptum sein kann. ────────── Dt, Redaktion übernimmt für Einsendungen unt« di«,« Rubrik dem Publikum gegenüber keine Verantwort»««.) Eingesandt. Anonymes kann nicht berück­ sichtigt werden. r 1 " _ 1 ! Tie LWnot. Keine Kalamität wird härter empfunden als die Lichtnot. Tas die Wirtschaften besu­ chende Publikum sollte endlich das Opfer brin­ gen, pünktlich, um 10 Uhr heimzugehen. So viel Rücksicht sollte man auf seine Mitmen­ schen nehmen, daß man nicht durch gewohn­ heitsmäßiges Sitzenbleiben die Gasmenge.Fa­ milien verkümmert, die nicht wissen, woher sie das wahnsinnig teure, kaum zu bekommen­ de Heizmaterial für die Küchenherde nehmen sollen, wenn die Gasherde gesperrt werden. Strengste Kontrolle, schwere Bestrafung der Wirte bei Uebertretungen sind unbedingt not­ wendig. Könnte nicht der Unterricht an Volksund Mittelschulen um 4 Uhr geschlossen wer­ den? (Ausgenommen die Fortbildungsschül^!) * Wenn man einen SchülPalast von untern bis * oben beleuchtet sieht, denkt man unwillkürlich,: * Wie viele Familien könnten mit dem Gas aus| kommen, das da doch, nicht unbedingt notwendig verbraucht wird? In der Not muß alles zu­ rücktreten, auch, die Schulen. Von 8—12 Uhr und 2—4 Uhr kann genug gelehrt und ge­ lernt werden. Ferner käme in Betracht:,Schfiefßung aller Vereinszimmer von Vereinen, die nur dem Vergnügen dienen, Sperrung der Kegelbahnen, Beschränkung der Theater- und Konzertaufführungen, Einstellung der Tanz­ kurse u. a. m. ( K. Bürgechwetzr. , Wir lesen in der Passauer Zeftung: Zur Bürgerwehr haben sich, bis jetzt über 500 Mann gemeldet, sie ist auch! bereits seit einiger Zeit in Tienst gestellt (Streifwachen, Bahnhofswache usw.). Bisher war diese Vürgerwehr eine freiwillige Einrichtung. Tte Lessentlichkeit und besonders auch ein großer Teil der Bürgerwehrmitglieder selbst wünscht jedoch, die Einführung eines Zwanges, damit der Mannschaftsvestand der Wehr erhöht wer­ de. Entsprechend den Bestimmungen der Ge­ meindeordnung und des P. St. G. B. soll nun die Stadtwehr (Bürgerwehr), zwangsweise ein­ geführt werden. Tte Ortssatzungen hiezu wür­ den dur,ch, das Magistratskollegium genehmigt. Hiernach- sind zum Ttenst in der Stadtwehr verpflichtet alle Gemeindebürger, alle Haus­ besitzer sowie alle selbständigen männlichen Ge­ meindeeinwohner, die seit sechs Monaten in Passau wohnen und hier mit direkter Staats­ steuer veranlagt sind. Als Altersgrenzen wur­ den das 20. bezw. 60. Lebensjahr festgesetzt^ Etwaige Gesuche um Befreiung sind durch die betr. Bezirks-Vertrauensleute an den Stadtmagistrat zu richten. i Tiefe Verhältnisse sind auch, hier gege­ ben. Nur ist der freiwillige Mannschaftsbe­ stand hier nach, viel geringer als in .Passau. Vor allem fällt die starke Zurückhaltung der wirklich. Interessierten auf. Es wird daher an der Zeit sein, auch, hier ben Gedanken der Einführung einer Pflichtwehr zu erwägen. Es darf damit nicht gewartet werden, bis die Not dazu drängt. Die Zukunft ist noch! so dunkel, daß es angezeigt ist, gegen alle Mög­ lichkeiten sich, zu sichern, vor allem aber ist dies Aufgabe des Bürgertums. ~D. Stimmen aus dem Publikum. ────────── entstand, 'ist der tapferen Haltung des Personals zu verdanken, das trotz der anstür­ menden Menge auf seinem Platze blieb. Bed ruerlsch, sind die Vorkommnisse cmcEt noch aus dem Grunde, weil der Besitzer Herr Hirsch, während der Kriegszeit sich, an allen Wohl^ fahrtseinriichtungen mit ossener Hand betei­ ligte, u. a. auch, das Landshuter Kriegswahr­ zeichen stiftete und daher wohl besseren Tank hätte erwarten dürfen. f , ! r—* Groben Unfug verübte heute Nachl ein Unbekannter durch, Abfeuern von zweiRevolverschüffen unter den Bbgen und wor dem Kändtorplatz. Ter Täter konnte nicht ermit­ telt werden. ( " i I , i r i h— * Zur Förderung, der Land krandkenpflege wurde vom Landrat an denchah. Krauenverein vom Roten Kreuz die Summe von 2000 Mark zugewiesen. Hierzu regte Herr Landrat Streibl an, es solle aus dem Kriege zu­ rückkehrendes Pflegepersonal als Landkrankenipfleger untergebracht werden. Dadurch wür­ den au»ch der Aerztemangel auf dem Lande wei­ niger fühlbar sein. Auch, die Orts- und LandDrankenkassen sollen dieser Frage ihre Auf­ merksamkeit zuwenden. Herr Kreismedizinal­ rat Tr. Gebhardt betonte, daß, der Aerztemaujgel in der nässten Zeit eher einem AerzteÜberschuß Weichen wird. Jetzt ernte für die Gemeinden Zeit, sich, um einen Arzt zu bewer­ ben. Sie müßten allerdings teiüveise durch! Zuschüsse die Niederlassung' eines Arztes er­ möglichen. Diese würden reichlich hereinkom^ men durchs Verbilligung der ärztlichen Ge­ bühren. Tie Landkrankenhflege sei von der Regierung in den letzten 10 Jahren stets wei­ ter entwickelt worden. Zu einer durchgreifenchden Besserung sollten sicht stets' mehrere Ge­ meinden zusammentun zu einem! Krankenpflejgeverband, eine Pflegerin mit Gehalt anstel­ len, der durch, Gebühren für Tienstleistung dann noch, einige Erhöhung erfahren würde. -Herr Reg.-Rat Zoller wies darauf hin, daß den bisherigen Zuschuß von 2000 Mark der IBerein vom Roten Kreuz erhielt als Zuschuß für die von ihm angestellten Pflegerinnen. —* Die Zusichüsse an Aerzte in armen Gegenden wurden im letzten Kreisbudget mit 1000 Mark vorgesehen. Sie wurden aber nicht verbraucht. Ter Landrat beschloß daher, heuer den Betrag nicht zu genehmigen, dagegen zu gestatten, daß die Kreisregierung bis zu 1000 Mark für diesen Zweck aus der Kreisreserve entnehme. ' , , , , —* Der Voranschlag der Realschule Landshut für 1919, der mit 85 977.87 Mark ^gegert das Vorjahr um 2257.60 Mark mehr) abschließt, wurde vom Landrat genehmigt. —* Die Kreisoberrealschule Passau schloß ihre Rechnung für 1917 mit 150237.76 Mark in Einnahmen und Aus-' .gaben ab. Tie Vermögensrechnung läßt bei 1442 002 Mark Vermögen und 100 917.16 Mk. Schulden ein Reinvermögen von 314 084.94 Mark ersehen. ; , —* Gemeindearbeiter versamm», Iitng. In einer am Montag abends stattge­ fundenen Versammlung in der Reichardtbrauerei, einberufen vom Zentraloerbande der Ge­ meindearbeiter und Straßenbahner Teutschslands, Ortsgruppe Passau, sprach, GewerhMaftssekretär Weixleri-München über ' das Thema: Welche Mittel sind zu ergreifen, um die den städtischen Arbeitern vorenthaltene ein­ malige Teuerungszulage zu gewähren. Red­ ner machje die Feststellung, daß auf Grund der vom Verbände gemachten Eingabe wohl eine Erhöhung, der Stundenlöhne um 12 Pfg. pro Stunde seitens des Magistrats gewährt wurde, ein Betrag, der zweifelsohne die stöbt. Arbeiter auf eine annehmbare Lohnstufe brachs­ te. Trotzdem aber blieb das Einkommen der stöbt. Arbeiter noch, weit hinter jenem der in der Privatindustrie beschäftigten Arbeiterschaft zurück, weil die Friedenslöhne in der Höhe von 2.00 bis 2.30 Mark pro Tag schon den Verhältnissen bei Friedenszeiten nicht entspraISjien. Tie Einführung einer Lohn» und Arbeitsprdnung mit Steigerung der Grundlöhne nach! Tienstjahren habe der Magistrat schon vor 11 Jahren abgelehnt, da die damaligen Betriebs­ leiter und das Oberhaupt der Stadt gegen jede vernünftige Sozialpolitik sich, sträubten. Tie Ablehnung dere inmaligen Zulagen für die stödtischen Arbeiter müsse umsomehr Aufregung unter die Arbeiterschaft tragen, als den Beam? ten, denen.ihre Zulagen gewiß zu gönnen feiejrt* mehr als doppelt soviel! an einmaligen Tewerungszulagen erhielten, als seitens der Or­ ganisation für die Arbeiter überhaupt ver­ langt wurde. Nwchpem es der Arbeiterschaft bei den vorherigen Löhnen nicht möglich, war, jene Mittel zu erübrigen die notwendig seien zur Beschaffung von Winterborräten an Le­ bensmitteln, Brennmaterialien, Kleidung und Schsthwerk, müsse unter allen Umständen auf der Gewährung der einmaligen Teuerungszu­ lagen bestanden werden. Als nächstes Mittel schlägt der Redner vor, es solle aus der zahl­ reich, besuchten Versammlung eine Kommission aus den einzelnen Betrieben gewählt werden, die in dieser Angelegenheit unverzüglich beim Herrn Bürgermeister Tr. Hertertchi vorstellig zu werden habe. TStnen guten Eindruck aus die Versammelten machte die Anwesenheit der Herren Beamten des Stadtbauamts, HerrStadtbaurat Simon erklärte, daß er persönlich für die Gewährung der einmaligen Zulagen an die Arbeiter eintreten könne. Nach, der Aussprache gelangte eine Entschließung einstimmig zur An­ nahme, in welcher die erörterten Forderungen niedergelegt waren. 1 [ , i —* Krön prinz-Lichtspie le. LandsHut im Film. Taß auch, unsere schöne histvf rische Stadt mit' ihrer prächtigen Trausnitz und Umgebung ein dankbares Objekt für die moderne Kunst des Films bietet, zeigt das ergreifende, spannende Vierakter-Drama aus der ungarischen Aristokratie: ,/£