Gesammelte Artikeltexte des Kurier für Niederbayern, Ausgabe vom 1918-05-01. Unterstützt durch den Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE). Herausgeber: Lehrstuhl für Digital Humanities, Universität Passau (2016). Veröffentlicht unter der Lizenz Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International. Kurier für Niederbayern: Landshuter Tag- und Anzeigenblatt; unabhängige Tageszeitung für Heimat und Volk. Altbayerische Verlagsanstalt Vereinigte Dr. Mühldorf, Betrieb Landshut. 71. Jahrgang Nr. 119, 1918-05-01. Die gescannten Zeitungsbände wurden von der Bayerischen Staatsbibliothek München zur Verfügung gestellt. (https://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=644150540&db=100) Die Zeitungsdoppelseiten wurden mit 300dpi und einer Farbtiefe von 24 Bit gescannt, die resultierende TIFF-Datei binarisiert und als Input für die OCR-Software verwendet. Überschriften, Artikeltexte und Seitenumbrüche wurden kodiert, Absatzumbrüche und Spaltenumbrüche wurden nicht kodiert. Artikelüberschriften wurden korrekturgelesen, Artikeltexte als OCR-Rohausgabe belassen. Das Vorhaben 'Digitalisierung historischer Zeitungen', in dessen Rahmen diese Daten generiert wurden, ist Teil des Projektes 'Deutsch-tschechisches Digital Humanities Labor zur grenzübergreifenden historischen Forschung' (http://www.phil.uni-passau.de/dh/forschung/deutsch-tschechisches-digital-humanities-labor/) der Universität Passau und der Südböhmischen Universität Budweis (CZ)" ──────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────── Kurier für Niederbayern Jahrgang 71 Nummer 119 1. Mai 1918 ────────── wohl in Deutschland behandelt würden, wenn sie überliefen. Sie hätten dieses Leben in Frankreich satt. Sie Amerikaner in Frankreich. Französische industrielle Kreise entrüsten sich darüber, daß die Amerikaner große industtielle Anlagen auf französischem Boden er­ richten und dabei keine französische Beteiligung zulassen. ; Sie Lage bei Ajmiens. Ter Corriere meldet aus Paris: Bei Amiens kommt das Artillerieseuer nicht zur Ruhe. Wir stellten ungewöhnliche große Vor­ bereitungen des Gegners auch in diesem Raume fest. Verdun und Toul werden seit Freitag wieder beschossen. Borbereitung auf die Riäumuug Nperns. Echo de Paris meldet: Westlich von Ipern .bereiten wir neue Stellungen vor. Le Journal Meldet: Tie öffentliche Meinung dürfe von ei­ ner möglichen Räumung Iperns nicht über­ rascht sein. Tie Londoner Times schreibt: Ter Kamps um Flanderns Küste ist der Beginn der Entscheidungsschlacht um die Herrschaft desKqnals und seiner Häsen .Diese Schlacht kann den ganzen Sommer dauern. Es gibt keine Möglichkeit als zu siegen oder zu unterliegen. T«ilh Mail meldet: Die Lage an derIpernfront ist ernst. Unser Rückzug kann noch einige Tage dauern. Unsere Lazarette sind aus Ipern fortgeschafft. , : , I Schwarze Listen der Entente. Me der Berner Bund erfährt, wird in den Vereinigten Staaten eine neue zwischen England und Frankreichs vereinbarte schwarze Liste feindlicher Handelshäuser veröffentlicht. Die Liste enthält mehr als 5000 Firmen aus den neutralen Staaten Europas, Südameri­ kas, Griechenlands und Marokkos. Vom westlichen Kriegsschauplatz. Slic Astgst um Calais. Aus Gens wird gemeldet: General Cherfils, der militärische Mitarbetter des Echo, und andere Clemenceau befreundete Militärkritifer geben deutlich zu verstehen, daß. die Unter­ redung Clemenceaus mit dem englischenKriegsminister Milner hauptsächlich den neuen "Plä­ nen für die Verteidigung von Calais galt. Clemenceau meinte, die nach' Calais führenden Etappen würden trotz des Mangels natürlicher Hindernisse dank den in letzter Zeit vervoll­ kommneten Befestigungen den Angreifern zu schaffen geben. Alle anderen Ausgaben der Alliierten müßten vor dieser in den Hinter-grund treten. Die Tragweite des Verlustes der Tvppelhöhe 60 bei Ipern wird zugestan­ den und Fochs Absicht, den Verteidigern von Ipern weitere nutzlose Opfer zu ersparen, ge­ billigt. Tie offiziellen. Organe beschwören die Volksvertreter, in biefent ernsten Augenblick der Regierung keine Schwierigkeiten zu berei­ ten. Gleich der gestrigen Havasnote betonen alle der Umgebung Fochs entstammenden Mel­ dungen, daß die brittschen Stellungen nächst Ipern nur als provisorisch gewählte zu be­ trachten seien, weil sie dem fortgesetzten furcht­ baren Feuer der deutschen Geschütze ausgesetzt feien. Ter englische Seneval iß Inner habe die Vollmacht erhalten, alle zur Schonung seiner Truppen erforderlichen Anordnungen zu tref­ fen. Site Brotration in Frankreich. Ein deutscher Rückläufer erzählt: In Frankreich ist seit dem 1. März 1918 die täg­ liche Brotration aus 200 Gramm herabgesetzt worden. Außerdem wurde den Einwohnern mit­ geteilt, sie müßten sich auf noch größere Ein­ schränkungen gefaßt machen. Auf mit der Tricolore geschmückten Plakaten und in den Zei­ tungen ließt man die dringendsten Aufforder­ ungen zur Sparsamkeit, wie z. D. "Jedes Stück Würfelzucker, das ihr weniger eßt, gibt auf einem Schiff den Platz für eine Patrone." AUs einem Bahnhöfe traf der Teutsche mit Amerikanern zusammen, die ihm Chokolade und Zigaretten gaben und ihn fragten, wie sie ────────── Aus Rußland. Unruhen in Petersburg. Aus Kopenhagen wird gemeldet, daß in den letzten Tagen keine Telegramme aus Pe­ tersburg eingetroffen sind. Nach Gerüchten über Finnland sind in Petersburg ernste Unruhen ausgebrochen int Zusammenhange mit einerGegenreoolution. JedenfaUs steht fest, daß die Transporte russsischer Soldaten über Finn­ land eingestellt wurden infolge des Zustandes in Petersburg. Züge mit perwundeten Roten Gardisten kamen von Petersburg in Wiborg an. Site Teutschen in Sibirien. Aus London wird gemeldet: Eine drahtlose Mitteilung der russischen Regierung an die deutsche Regierung soll berichtet haben, daß nunmehr Maßregeln getroffen worden seien, um die deutschen Kriegsgefangenen aus Ostsibi­ rien baldnwglichst zurückzusenden. Ter ehemalige Times-Korrespondent in Odessa ist mit anderen Engländern in To­ kio eingetroffen. Sie durchquerten ganz Si­ birien. Auf den meisten sibirischen Stationen trafen sie große Trupps deutscher und öster­ reichischer Kriegsgefangener an. Tie Gesamtzahl der Teutschen wird verschieden angegeden.Wahrscheinlich beträgt sie etwa 80 000. In dertzauptstadt des Amur-Gebietes kam der Korrespondent in persönliche Berührung mit großen Trupps deutscher Kriegsgefangener, welche von dem schwedischen Roten Kreuz, das dort ansässig ist, reichlich mit Geld versehen waren. Tie Kriegsgefangenen sagten, das Gel verhalten zu haben, um nach ihrer Heimat zurückkehren zu können. 3i.r Höhepunkt nmximatistischen Wahnsinns. Unter dieser Ueberschrift bringt der estni­ sche "Postimees" folgende Mitteilung: Wie das "Petrogradskoje Echo" und die "Petrogradskajä Gaseta" der "Usimskaja Shisn entnehmen, ist in Saratow an den Straßen­ ecken ein "Dekret über die Sozialisierung der Frauen" angeschlagen worden, welches von dem Komitee der Kronstädter Soldaten-, Avbeiterund Bauernräte ausgegeben ist: 1. Vom 1. März 1918 wird das Recht des persönlichen Eigentums auf die Frau int Alter von 17 bis 32 Jahren aufgehoben. 2. Unter dieses Dekret fallen nicht die Ehefrauen, die mehr als 5 Kinder haben. Alle schwangeren Frauen sind von ihren Obliegenheiten auf 4 Monate befreit. Tie neugeborenen Kinder werden, sobald sie einen Monat alt geworden sind, einem Volksgarten übergeben, wo sie unter 'Volksauf­ sicht bis zum 17. Jahre erzogen und ausge­ bildet werden. Hierzu bemerkt der "Postimees": Bis zu dieser Widerlichkeit und Verrücktheit sind nun die Maximalisten gelangt. Tie russischen Blät­ ter erregen sich! wohl darüber, doch Rußland wird sicher auch diesen Wahnsinn über sich ergehen lassen. Bahnverbindung Odessa—Petersburg. Wie die "Odeski Listok" mitteilt, ist die Bahnverbindung zwischen Odessa und Peters­ burg, die seit vielen Monaten unterbrochen war, mieder hergestelll. Tier regelrechte Ver­ kehr zwischen beiden Städten soll aber erst nach Abschluß der zwischen Großrußland und der Ukraine schwebenden Friedensverhandlungen aufgenommen werden. ────────── Aus Rumänien. Rumänische Korruption. Aus Bukarest wird berichtet: Im Blatte Badarau liegt folgende Mitteilung vor: Im Kriegsministerium wird augenblicklich unter­ des ehemaligen Ministers und Parteimannes sucht, wie es möglich mar, daß dieses Amt ein ihm für 150 000 Lei angebotenes russisches Lebensrnitteldepot für 1400 000 Lei gekauft hat. ────────── Wiborg genommen. Vor der RSnmnng Upernst - Die bisherige Beute der deutschen Weftoffeufive: 137,000 Gefangene, mehr als 1600 Geschützt. — Kaiser Karl im deutschen großen Hauptquartier. Erhöhte Gefechtstütigkeit an der italienische» Front. ────────── Der MW Stricht. " WTB. Berlin, 30. April 1918, mittags. Großes Hauptquartier: , , e»eHH*er «rie-SfOamplotz. Auf dem Schlachtfelde in Flandern ent­ wickelten sich in einigen Abschnitten heftige JnfanterieMnpfe. Südlich! von Voormezeele und Groode Vierstraat nahmen wir mehrere englische Grüben. Bei Locker in die feindliche Linie eindrin­ gende Sturnmbteilungen stießen mit starken französischen Gegenangriffen zusammen. IM Verlaufe dieser Kümpfe konnte sich der Feind­ in Loker festsetzen. Seine Versuche, Wer den Ort hinaus vorzudringen, scheiterten. ' Tie tagsüber starke Artillerietätigkeit dehnte sich auf das ganze Gebiet des Kemmel aus und hielt bis zur Dunkelheit an. An der übrigen Front blieb die Gefechtstütigkeit aus Erkundungen und zeitweilig Ar», tillerieseuer beschränkt. «aredoieisckre ghrew. Zwischen Wardar und Tviransee brach ein nach mehrtägiger Artillerievorbereitung er­ folgter feindlicher Vorstoß vor unseren Linien zusammen. i Der 1. Temeral auarttermeiVes, lsbest»orM. WTB. Berlin, 30. April. Amtlicher Abendbericht: \ Von den Kriegsschauplätzen nichts neues. Die Heeresberichte. 9er Bericht. WTB. Wien, den 30. April, mittags. Amtlich- wird gemeldet: Tie Gefechtstätigkeit an der Südwestfront nahm wieder beträchtlich zu. Ast der Piave wurden mehrere Vorstöße des Feindes abge­ wiesen. Ter Chef des Generalstabs. SK tfirMW Seridtt. Konstantin opel, 29. April. Amtli­ cher Bericht: ' : Palästinafront: Auflebendes Geschützfeuer an verschiedenen Stellen der Front: Erkun­ dungsabteilungen des Gegners wurden abge­ wiesen. Ein feindlicher Fesselballon wurde von unseren Jagdfliegern brennend pttt Absturz gebracht. Kaukäsussront: Unsere Truppen nahmen von dem Gebiete östlich! von Kars bis zur Grenjze Besitz. ; , f . i . : Kaiser Karl int Großen Hauptquartier. Me verlautet, wird Kaiser Karl in näch­ ster Zeit, vielleicht schon in 14 Tagen, in Begleitung Burians ins deutsche GroheHauPtqnartter zum Besuche bei Kaiser Wilhelm rei­ sen. Dieser Besuch hat zweifellos weittragende politische Bedeutung und man geht in der Annahme kaum fehl, datz bei den bevorste­ henden Besprechungen grundsätzliche Fragen zur Erledigung gelangen werden. Slie Friedeneverhandlungcn in Bukarest. Sofia, 30. April. Ter deutsche Ge­ sandte Graf Oberndorfs und Legationsrat Frhr. von Richthosen sind nach Bukarest abgereist. ────────── Reden ausfallend in den Vordergrund getre­ ten ist. - •* ! g Wechsel in der Leitung Irlands. Amsterdam, 30. April. Von maßge­ bender Stelle wird gemeldet: Tas liberale Un­ terhausmitglied Short wurde zum Chefsekretür für Irland an SteUe des zurückgetretenen Duke ernannt. ────────── Der Krieg mit Italien. D:r Kamps gegen die Wahrheit in Italien. Nach einer Meldung der Frkfr. Ztg. aus Lugano hat die interventionistische Kammergruppe beantragt, die parlamentarische Im­ munität während der ganzen Kriegsdauer auf­ zuheben. ────────── Der Krieg mit Portugal. Portugal ist kriegsmude. Genf, 30. April. In Paris betrachtet man die Wahl von Sidonia Paes zum Prä­ sidenten Portugals als einen Sieg der kriegs­ müden Neutralisten. Man befürchtet eine Aen­ derung in der Kriegspolitik Portugals und er­ wartet mit Spannung die Botschaft des neuen Präsidenten. z Humanite weist auf die englandfeindliche Bewegung in Portugal hin. Armee und Marine sind desorganisiert. Ueberall herrscht Kriegsmüdigkeit. "Commercio d'Oporto" erklärt, die Re­ gierung Portugals, die das Land für England am Kriege teilnehmen lieh, sei verbrecherisch. Tas Blatt "Odia" stimmt dem Verlangen zu, diesen Artikel öffentlich anzuschlagen. "Pomarquia" hofft auf einen baldigen Zusammen­ bruch dieses neuen Carthago. Tas französische Sozialistenblatt hebt her­ vor, daß diese portugiesischen Blätter als Re­ gierungsorgane gelten. ────────── Englischer Bizekonsnl als Spion. Stockholm, den 30. April. Ter englische Vizeionsul in Goeteborg Kapitän Grant, wurde als Leiter der englischen Spionagezentrale ent­ larvt. Grant versuchte verschiedene Leute nach Deutschland zu militärischer ur^d maritimer Spionage zu entsenden» Er besitzt selbst viele schwedische Pässe, womit er seine Agenten aus­ stattete. i Mehlfrndnngrn für die deutschen Gefange­ nen in Holland. Ter Rotterdamsche Courant meldet: Die ersten Mehlsendungen für die in Holland in­ ternierten deutschen Kriegsgefangenen undZivilinternierten sind nach Rotterdam unterwegs. Aus neutralen Ländern. ────────── Eine Schändung des Roten Kreuzes. Amerikanische Blätter scheuen sich nicht bekannt zu geben, daß der Vorsitzende des Ko­ mitees des amerikanischen Roten Kreuzes den Antrag gestellt hat, die Vertreter des amerika­ nischen Roten lenzes auf den Schlachtfeldern der Westfront möchten den verwundeten und hilflosen Teutschen nicht mehr beistehen, son­ dern sie ihrem Elend überlassen. Ter Mann, der diesen Antrag gestellt hat, heißt Tavison. Er ist ein würdiger Bundesgenosse der Baralongs, die mit Behagen dem Ertrinken von Teutschen zusahen, und der französischen Be­ stien von Orchies, die sterbenden Teutschen Sägespäne in den Mund schütteten. Auch in Wien rückt man ab. Tas "Neue Wiener Tagblatt" 'veröffentlicht eine von deut­ scher Seite stammende Darstellung unter dem Titel "Vom Verständigungsfrieden zum Borsichtssrieden", welche das Blatt unter Vorbe­ halt abdruckt. In diesem Artikel wird die Notwendigkeit betont, von den bekannten vor­ jährigen Entschließungen des Reichstages in der Friedenssrage teilweise abzuweichen. Tier Artikel schließt: Ter ^künftige Frieden wird die Mittelmächte, soweit das möglich ist, für die Opfer der Verlängerung des Krieges ent­ Aus Amerika. schädigen und wird mit Weitblick und Vorsicht geschlossen werden müssen, die Gegnern gegen­ über nötig sind, die das auch im Frieden blei­ ben wollen. Wenn der deutsche Reichstag noch zögert, die vorjährige Entschließung in diesem Sinne zu.ändern, so geschieht dies bloß, weil man alle Friedenserörterungen bis zum durch­ greifenden Erfolg der Westossensive vertagen will. ────────── Aus Südamerika. Mikes Haltung. i i Bern, den 30. April. Wie aus Monte­ video gemeldet wird, hat der Minister des Aeutzeren im neuen liberalen Kabinett Alossandri erklärt, daß Chile seine Neutralität und seine freundschaftlichen Beziehungen zu allen Na­ tionen aufrechterhalten werde. ────────── Der Krieg zur See. Slie Tünkirchencr Minenfelder. Genf, den 30. April. Eine Tünkirchener amtliche Depesche bezeichnet es als großesGlück, daß ein 19000 Tonnen umfassendes Frachtschiff, das größte der französischen Handels­ marine, beim Stckpellauf die ausgedehnten Minenfelder pasfteren konnte. Minen int Golf von Neapel. Bern, 30. April- Ter Senator Gpirito erklärte in längeren Ausführungen vor dem italienischen Senat, daß die Fliegerabwehr von Neapel ganz unzureichend sei und sehr schlecht funktioniere. Tie deutschen Unterseeboote hätten in den letzten Tagen der Karwoche, ! rührend der die Neapeler Fischer nicht auszufahren pflegten, die Gelegenheit benutzt, um imGolf von Neapel Minen zu streuen. ────────── menbett Darstellung, die zwei angesehene Zen\ trumsmitglieder unabhängig von einander ga­ ben, in solgender Weise abgespielt: Reichskanz­ ler zu Erzberger: Sie haben in Wien gegen mich intriguiert. Erzberger: Nein! Reichs­ kanzler: Jawohl. Sie sind -in Wien gewesen und haben gegen mich! intriguiert. Erzberger: Ich bin nicht in Wien gewesen! Reichskanzler: Ich habe hier alles schwarz auf reiß. Sie ha­ ben . . .i .1. In dem genannten Blatt wird hierzu bemerkt: Wir unterlassen es, anzuge­ ben, welches Wort der Reichskanzler an der Stelle gebrauchte, wo cnlir Punkte hingesetzt haben. Vielleicht ist es das Wort phantasiert oder fabuliert, oder ein deutlicheres? Tatsache ist, daß, der Reichskanzler das Wirken des Ab­ geordneten Erzberger als verhängnisvoll an­ sieht, während gleichzeitig, wie Prosessor Spahn erwähnt, der Abgeordnete Erzberger den Reichs­ kanzler noch immer nicht als "seinen" Kanzler­ kandidaten ansieht. Tatsache ist ferner, daß ein sehr großer Teil des Zentrums das Trei­ ben des ALg. Erzberger als höchst verderblich ansieht und daß chiese Mißstimmung auch in der kürzlich, abgehaltenen rheinischen Zentrumsver­ sammlung zum Ausdruck kam. Klage stellte der Reichskanzler gegen die "Alldeutschen Blätter" wegen eines Artikels "Zur Reinigung unseres öffentlichen Lebens". Sachsen und die litauische Frage: Aus Dresden wird gemeldet: Der Minister des Aeußern Graf Vitzthum totin Eckstädt ist eilig nach Berlin gereist. Tie Reise hängt mit der Be­ sprechung zusammen, die er vorvergangeneWoche während seines Aufenthaltes in München gepflogen hat. Jedenfalls stehen Bundesratsverhandlungan bevor, durch, die der neuen Ord­ nung der östlichen Randstaaten endgültige Form gegeben werden soll. Für Sachsen steht nach wie vor die litauische Frage im Vordergrund. Elsaß-Lothringen im sächsischen Landtag. Ter sächsische Landtag befaßte sich in seiner Aussprache über die auswärtige Politik auch mit der elsaß-lothringischen Frage. Ter fort­ schrittliche Abgeordnete Günther kritisierte die Austeilungspläne. Tie Begründung, daß die Alusteilungspläne folgen sollen', um die Tapfer­ keit der Preußen und Bayern zu belohnen, sei ganz und gar verfehlt, denn die Württemberger, Sachsen und Hessen hätten nicht weniger tapfer gekämpft. Ueber den Kopf des elsaßf-lothringifchen Landtages hinweg dürfe die Neuregelung der Frage nicht erfolgen. Er berührte dann die Vorgänge in Straßburg, insbesondere das Schweigeverbotdes Statthalters an den Land­ tag in der Austeilungssrage und die Protest­ kundgebung der zweiten Kammer hiergegen. Er fragte die Regierung, ob der Bundesrat ein solches Schweigeverbot erlassen habe, ob die Atusteilungspläne richtig seien, und welche Hal­ tung die sächsische Regierung zu der Frage einnehme. — Der Vertreter der sächsischen Re­ gierung erklärte, daß an den Bundesrat Vor- ────────── schlüge oder bestimmte Vorlagen noch nicht gelangt seien. Tie bisherige Form der elsaßlothringischen Verfassung habe sich nicht be­ währt, namentlich die Neuregelung von 1911. Tie sächsische Regierung habe hiergegen schon damals Bedenken geäußert, die durch die Er­ fahrungen seitdem voll bestätigt worden seien. Es sei noch» unbestimmt, welche Lösung der Frage man wählen .werde. Jedenfalls werde Elsaß^Lothringen unlösbar zum Reich gehö­ ren und es werde dabei der föderalistische Cha­ rakter des Reiches durchaus gewahrt bleiben. Kompromißvtrhandluugen zwischen Wckerle und Ti'sza. Nach einer Blättermeldung beab­ sichtigt Dr. WeÜrle, mit seinen Vorschlägen zur Kabinettsbildung erst dann vor dem König zu erscheinen, wenn er in der Wahlresormfrage mit dem Grasen Tisza einen Kompromiß ab­ geschlossen hat. Beratungen hierüber werden jetzt gepflogen. 3|er Mörder des Erzherzogs Franz Fer­ dinand gestorben. Tie Blätter melden aus Prag, daß vorgestern in der Festung Theresien­ stadt Gavalo Princip, der Mörder des Erzher­ zogs Franz Ferdinand und seiner Gemahlin, gestorben ist. Täs Franenwahlrecht in Schweden abge­ lehnt. Tyr Vorschlag zur Einführung des Frauenwahlrechtes in Schweden wurde in der Zweiten Kammer des Reichstages mit 120 gegen 50 Stimmen angenommen, von der Ersten Kam­ mer jedoch mit 62 gegen 36 Stimmen ab­ gelehnt. Tädurch ist der Antrag gefallen. ────────── Allerlei. Bor Aufregung gestorben. Tie vierzig­ jährige Schuldienersfrau Auguste Oppermann der 1. Gemeindeschule in Potsdam, die seit der Einberufung ihres Mannes den Schul­ dienerdienst versah, besaß j$toei Ziegen, deren Milch, ihr über die schwierigen Lebensmtttelderhältnisse hinweg half. Als sie gestern mor­ gens den Garten betrat, waren im Stall die Ziegen verschwunden und die Ziegenküpfe wa­ ren aufgespießt. Tie Tiere waren un Stall von Einbrechern geschlachtet und nur die Köpfe und Eingeweide zurückgelassen worden. Tie Schuldienerssrau hat der Vorfall so erregt daß sie einem Herzschlag erlag. Großer Seidendiestbahl. In einer Kra­ wattenfabrik in Berlin drangen Diebe durch die Tecke des Obergeschosses ein und entwendeten für etwa 100 000 Mark Seidenstoffe und Kra­ watten. 1 , i Apam Riese. Las Bamb. Tgbl. erhält eine Zuschrift, folgenden Inhalts: Jetzt sind es 400 Jahre her, seit Riese mit seiner"Rechnung mit den Linnthen "auf den Plan trat. Adam Riese war 1492 in Staffelstein ge­ boren. Tie ersten Ausgaben seines Rechenbu­ ches erschienen in Erfurt. Von 1528 bis 1530 hielt er in seinen freien Stunden in Anna­ berg "eine sehr große und berufene Schule", in der er jungen Leuten Rechenunterricht gab. ────────── Stelle von Gendarmen Zivildertrauenspersonen etwa Kriegsbeschädigte, aus Kommunalver­ bandsmitteln aufgestellt werden? Fahrpreisermäßigungen werden wie in den Vorjahren jenen Arbeitern gewährt, welche zur Frühjahrsbestellung und. zur Einbringung der Ernte durch! Vermittlung von Arbeitsnachwei­ sen eine auswärtige Arbeitsstelle aufsuchen. Tie Maßnahme erstreckt sich, auf beide Bahn­ netze Bayerns, dauert bßs 15. Tezember und gilt auch für die Rückfahrt. Bom HopsenLau. Wf einer Hopfenbauvereinsversammlung berichtete Hofrat Wagner, daß heuer für das 9000 Hektar umfassende Hoysenanbaugebiet in Bayern nur der Hälfte Leitungsdraht geliefert werden kann,'und da müssen zwei Stöcke an einer Schnur aufgeleitet werden, sodaß also eigentlich! nur ein Viertel auflaufen kann. Danach müssen sich heuter die Produzenten richten und es ist am besten, allen schlecht überwinterten Hopfen auszuro­ den. Auch Oekonomierat Faist glaubt, daß wir schlechte Hopfenpreise erhalten werden, da die BiereinschränLung zu groß ist und außerdem Gefahr besteht, daß das jetzige BraUkontingent nochmals gekürzt wird; zudem lagern noch große HopfeNoorräte. , , 1 ! Me Abgabe von Pflanzenschutzmitteln er­ folgt durch die Bayerische Landesanstalt für Pflanzenbau und Pflanzenschutz in München, Osterwaldstraße 9F, an alle Interessenten, ins­ besondere landwirtschaftliche Vereine, Obst- und Gartenbauvereine usw., soweit die Bestände reichen. Es handelt sich um Mittel zur Ver­ tilgung schädlicher Nager, Krähen und Sper­ linge, zur Beseitigung von Jnsektenschädigungen, Pflanzenkrankheiten, Beizung des Saat­ guts, der Kartoffeln usw. und um Mittel znr Bodendesinfektion und zur BeMmpfUng des Unkrautes. Bestellungen sind unmittelbar an obige Anstalt zu richten, die auch Ausschlüsse in Fragen der Bekämpfung von Pflanzenschäd­ lingen erteilt. > I ────────── Wie Sie wünschen, mein Herr Rechtsan­ walt. Ich, kann mir ja auch einen anderen Rechtsbeistand nehmen. Sie werden das nicht tun, gebot Ebbo Klas streng, mit hartem Griff das Handgelenk der jungen Frau Umfassend. Schämen Sie sich denn gar nicht, einen solchen Schlag gegen Undine zu führen, die Ihnen nur Liebes und 'Gutes getan hat. " Lassen Sie doch, bitte, diese Gemeinplätze. Ich hasse Undine. Sie, mit dem hochmütig stillen Gesicht und der ewigen Tugend, kann mich nicht hindern, zu tun, was ich für recht halte. Meines Mannes einzigen Sohn will ich rächen an diesem Mann, der da glaubt, mit souveräner Verachtung auf mich herabsehen zu können. Er hat Sie also gekränkt, lächelte der Rechtsanwalt wider Willen fast mitleidig auf Fridrun herab. Was sind Sie doch für ein gro­ ßes Kind, Gräfin Fridrun? Und wie leicht­ fertig spielen diese 'kleinen Hände mit einem Menschenschicksal. Nun begreife ich allerdings, daß Sie fort­ wollen, denn es muß ja Ihrem Zartgefühl wi­ derstreben, mit dem Grafen und Undine unter einem Täche zu leben. Ich verspreche Ihnen also, die Reise nach dem Süden durchzusetzen, und dafür geloben Sie mir, vorläufig nichts Die Nebelfrau. Roman von Anny Wothe. 71] (Nachdruck verboten.) Nicht immer, entgegnete Fridrun über­ legen. In den Familienbestimmungen, die ich sorgfältig studiert habe, befindet sich ein Pas­ sus, der klipp und klar sagt, daß für den Fall, wo der erste Erbe der fremden Linie sich einer ehrlosen Handlung schuldig machen sollte, die ganze Linie von der Erbfolge ausgeschaltet ist und die Güter der weiblichen Linie des Gorlingshofes zufallen sollen, 'und zwar zuerst der Witwe des Erblassers, von der die Güter dann aus die Kinder übergehen. So haben Sie denn also die Absicht, Ihrem eigenen Kinde den Gorltngshof zu entreißen? fragte Ebbo Klas gepreßt. Lorl erbt erst in zweiter Linie, gab die Gräfin, leicht die Achsel zuckend, zurück. Un­ dine ist nctd), ihres Mannes Wunsch und Wil­ len die Erbin, während ich, ganz leer ausgehe. Und Sie wünschen, daß ich diesen Prozeß führe? Nein, Frau Gräfin, niemals! , Gräfin Fridrun hob hochmütig den Köpf. . in der Sache zu tun, bevor ich sie toidjjt auf das sorgfältigste untersucht habe. Sind Sie damit einverstanden? In Fridruns Augen leuchtete es auf. ! Sie wollen mir helfen, Ebbo Klas? Ge­ wiß, ich, lese es in Ihrem Gesicht. D, ich danke Ihnen, danke Ihnen aus tiefster Seele. Ich werde ohne Ihre Einwilligung vorläufig nichts tun. ! Wollen Sie mir den ominösen Zettel an­ vertrauet? Einen Augenblick bohrten sich beider Blicke fest ineinander. Fridrun schüttelte leicht den Kopf. Noch nicht, lächelte sie, aber ich versprecht es Ihnen, Lutz' letzte Worte am Tage meiner Abreise in Ihre Hände zu legen. Leben Sie wohl, Ebbo Klas. Ich glaube, Ihnen heute den Beweis gegeben zu haben, daß, ich Sie für meinen besten und treuesten Freund halte. Tas können Sie, Gräfin. Fast mit hartem £trud' umschloß seine ge­ wichtige Rechte ihre zarte Hand. 1 I Noch ein flimmernder Blick, ein betören­ des Lächeln, und Fridrun rauschte aus dem Zimmer. ^ ' (Fortsetzung folgt.) ■ ────────── Niederbayerische Nachrichten. Oberlindhart, 30. April. (Schweindiebstahl) In der Nacht zum Sonntag wurde in der Winklmühle eingebrochen und ein Schwein im Werte von 800 Mark gestohlen. PsaffeNberg, 30. April. (Schweinedieb­ stahl.) In der hiesigen Umgegend wurde einem Oekonomen aus dem Stalle ein trächtiges Mut­ terschwein gestohlen und an Ort und Stelle geschlachtet. Bon den frechen Tiieben hat man keine Spur. > Breitenberg, 30. April. (Masern.) Wegen starken Auftretens der Masern mußten hier die Schulen geschlossen werden. Tie Krankheit wur­ de von auswärts eingeschleppt. Plattling, 30. April. (Unfall.) Gestern früh sprang eine Frau in der Meinung, sie sei in einen falschen Zug eingestiegen, aus dem bereits in voller Fahrt befindlichen Zug nach Landau. Sie wurde mit voller Wucht zu Bo-' den geschleudert und blieb bewußtlos und schwer verletzt liegen. Aigen, 29. April. (Tot aufgefunden.) Ge­ stern wurde im Forste bei Hart die Leiche des y 42 Jahre alten Johann Kreileder von Kößlarn gefunden. Tier Tote war gut gekleidet und wies eine Wunde am Unterschenkel auf? ein daneben liegendes Hanichl, das blutig war, wird ihm eine Kratzwunde an der Schlagader beigebracht und so den Tod verursacht haben. Ein Mord oder Selbstmord dürfte ausgeschlos­ sen sein. Tier Tote wurde nach den bei ihm vorgefundenen Papieren erst kurz aus dem Krankenhause Rotthalmünster entlassen. ────────── Lokales. Landshut, den ]. Mai —* Das Eiserne Kreuz wurde dem Seesoldaten Herrn Mchael Tiandl, fhädt. Rech­ nungsrevisor hier, verliehen. —* Der Mili tär-Verdienstorden ’4. Klasse mit Krone und Schwertern wurde dem Oberleutnant Hermann Muggenthaler des 16. Jnsanterie-Regts. verliehen. —* Auszeichnung. Wachtmeister Gg. Grafwallner bei einer daher. Fernfpr.-Abt., Sohn des Herrn Lokomotivheizers AUdr. Graf­ wallner von hier, erhielt zu seinen bisherigen drei Auszeichnungen nunmehr auch das M-ilitärverdienstkreuz 2. KI. mit Schwertern. —* Die Rettungs-Medaille erhielt der Reservist Joseph Wimmer der 1. Kompag­ nie des 16. Jnfanterie--Regts. für die Rettung eines Kameraden vom Tode des Ertrinkens. —* Aus dem Felde der Ehre fiel der Mattose Theodor Tatzer, Sohn der Bahnwärterswittre Frau Tatzer hier. —* In die Gesangenschaft der Engtcmber geriet der Landsturmmann Herr Georg Häusler, Assistent der Landesversicherungsan­ stalt hier. 1 —* Graf von Walderdorff ist auf sei­ nem Wohnsitze in Hautzenstein im Alter von 90 Jahren gestorben. Ter Verstorbene war be­ kannt durch seine Forschungen über dieRömerjeit. Er war auch der Geschichtsschreiber von Regensburg. Ter historische Verein von Nieder­ bayern zählte ihn zu seinen Ehrenmitgliedern. —* Das Feuer« la rmwerk am Turme der Jodokskirche, das bekanntlich wieder aus zwei Glocken umgebaut wurde, wird heute Mitt­ woch nachmittags von 4—5 Uhr zur Probe in Tätigkeit gesetzt. —* Oefsentlichkeit der Sitzungen. Tie sozialdemokratische Rathaussraktion in München hat beantragt: Tier Magistrat wolle in Würdigung der Besttmmung des Art. 105 der Gemein deordnung prüfen, inwieweit die Be­ handlung der Beratungsgegenstände in sogen, geheimer Sitzung eingeschränkt werden kann und ob nicht auch bestimmt« Ausschüsse üsfentlsch tagen sollen. Zur Begründung ist ausge­ führt: Avt. 105 Abs. 1 der Gemeindeordnung schreibt vor, daß die Plenar- und Senatssitz­ ungen des Magistrats öffentlich sind, soweit nicht Rücksichten auf das Staats- oder Gemein­ dewohl oder auch berechtigte Ansprüche Einzel­ ner entgegenstehen. In letzterer Hinsicht gehen die Besorgnisse des Magistrats offenbar viel zu weit, was umso 'mißlicher ist, als in der Regel gleich darauf ein Teil der Tagespresse über die wichtigsten Vorgänge in geheimer Sitz­ ung, wenn auch- nicht immer ganz zuverlässig, zu berichten weiß. Häufig gelangen auch Mit­ teilungen aus geheimen Beratungen verschiede­ ner Ausschüsse an die Oefsentlich keit, weshalb es angezeigt erscheint, mit dem bisherigen un­ haltbaren System der Geheimniskrämerei zu brechen. — Tiefpr Antrag hat auch in anderen Städten Berechtigung, darunter auch Lands­ hut. Allerdings bildet hier erfreulicherweise das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten einen ausgleichenden Fattor, da fast in jeder Sitzung auf Anregung des Finanzausschusses oder aus dem Plenum heraus, oft mehrere Gegenstände der geheimen Tagesordnung in die öffentliche Sitzung verwiesen werden. —* Der Viktualienmarkt, der inVerbindung mit dem heute treffenden Monatmarkte stattfinden sollte, war infolge des Ausfalles des Viehmarktes nicht beschickt. —* Der Mai hat heute seinen Einzug gehalten. Tie üppige Vegetation, die infolge der warmen Temperatur des April in die Er­ scheinung getreten ist, bringt Maienträume in unser frühlingssehnendes Gemüt. In jugend­ licher Schönheit tritt uns nun wieder die Na­ tur entgegen. Ihr grünes Kleid ist durchwebt mit zarten duftigen Blüten. Tie Blütenprachi der Anlagen und Obstgärten erfreut unser Auge. Und dennoch will nicht die richtige Frühlingssreude in uns zum Durch brNch kommen. Gewiß, wir freuen uns der Pracht, besonders aber jener, die uns auch prakttsche Ergebnisse für unsere Volksernährung verheißt. Ter schreckliche Krieg hat den Idealismus ins fernste Winkelchen des Herzens gedrängt. Wir sind Materialisten geworden, auch dem Zauber der Frühlingspracht gegenüber. Tie Maienträume kommen nicht zur Geltung, denn die Wirklich­ keit bietet uns zu schreckliche Bilder. Vor dem Getöse des Weltkrieges, der ,fidj zum Entscheidungskampfe verdichtet hat, verblassen alle Maienträume. Tie rauhen Töne der Kriegsfanfaren blasen sie hinweg und nur das Gedenken an unsere Helden im fernen Kamps­ getümmel bleibt, an unsere 'Helden, die mit ihren Leibern die Heimat decken, damit sie die Frühlingspracht in Ruhe genießen und ihrer Früchte harren kann» ; ────────── des Vaterlandes, auch Du sollst nicht zurückbleiben, wenn andere Gold und Schmuck bei den Goldankaufsftellen abliefern. Oder willst Du Dir den Vorwurf gefallen lassen/ daß Du das Reich in Not im Stiche gelassen? Goldankaufstelle: Bayer. Bereinsbank, Filiale Landshut. Geschästsstunden: Werktäglich von 7,9—12 «. 2—4 Uh» Samstag von 7,9—1 Uhr. M 68 Auch Dir gilt der Ruf ────────── Truck u. Verlag I. F. MetM. Verantwortlicher Schriftleiter F. 37 Wagner. Beide in Landshut. ────────── Inserate. ────────── Bekanntmachung. Betreff: Festsetzung des Mehlpreises. Gemäß Mag-Beschl. vom 20. April c. wird mit sofortiger Wirksamkeit der Backmehlpreis von Mb.40— ras Mb.35— gcrSich und der Kleinverkaufrprets von 24 Pfg. ras 22 Psg. st« Pfund herabgesetzt. Stellt der Verkäufer den Papiersack, so erhöht sich der Preis um 1 Pfg. per Pfund. Der Preis für Kochmehl beträgt wie bisher Mk. 56.— per Sack und der Kleinverkaufspreis 33 Pfg. per Pfund ohne Papterfack. Lands Hut, den 29. April 1918. Stadtmagistrat Landshut. I. V.: Ambros. 1209 ────────── Berlin, 29. April 1918. Unberechtigter Nachdruck, auch auszugsweise, verboten.) Tie Lage in Ser Ukraine. ; Telegramm unsres zu« Ostheer entsandten Kriegsberichterstatters. Odessa, 15. April 1918. Nach ber Einnahme Charkows, ber großen Fabrikstabt, in ber sich das Hauptquartier der Bolschewisten befand, ist bie Säuberung ber Ukraine wieder tun einen starken Schritt vor­ wärts gekommen, da bie Hilfsquellen ber gro­ ßen Stadt nun den bolschewistischen Bandens .die zuletzt doch, zu erheblicher Stärke ange­ wachsen waren — bie in ihren Reihen kämpfen­ den tschechischen Legionen wurden sogar gut geführt —, nicht mehr zur Verfügung stehen. Hinter den kämpfenden Truppen gilt es, das aufgepeitschte Volk wieder zur Arbeit zu er­ ziehen. Die Frage ber Feldbestellung ist nun, da warmes Wetter seit ein paar Tagen einge­ setzt hat, dringend. Auf einer Ueberlandfährt nach den gräflich Spranitzkischen Gütern zwischen Fastno und Roeitno (etwa 100 Kilometer von Kiew) be­ kam ich ein Bild, wie bie Bauernunruhen das Land verwüstet haben. Von den 45 Meiereien, darunter ganz hochstehende Musterwirtschaften, Traten vier Fünftel zerstört, bie Häuser ver­ brannt, das Vieh gestohlen, bie Geräte verdor­ ben, ein trauriger Aüblick, den dann dieRuinen der ausgeraubten Herrenhäuser vervollständig­ ten. Zwischen den ausgebrannten Mauern la­ gen bie zerschlagenen Marmorfiguren, kostbaren chinesischen Sachen, in den Wintergärten waren die hundertjährigen Palmen abgesägt, bie un­ ersetzlichen alten Gemälde hängen in den Bauernküchen ober sind zerschnitten. Fürst Radzitoil, ein Enkel des Generaladjutanten Kaiser Wilhelms, gab den Verlust auf seinen Gütern mit 39 Millionen Rubeln an. Stile Wintersaat, bie noch von den Groß­ grundbesitzern Bestellt wurde, steht gut. A!n ber Frühjahrsbestellung wurde noch wenig gear- Kriegsbriefe aus dem Osten. beitet, doch wohnte ich einer großen Bauern­ versammlung, bie eher wie ein Soldatenrat aussah, bei, in ber zu den Regierungsmaßregeln Stellung genommen werden und bie Feldbe­ stellung beschlossen werden sollte. Auf ber Fahrt von Kiew nach, Odessa gewann ich dann einen besseren Eindruck. Rechts und links ber Bahn sah man auf den Feldern, so weit das Aüge reichte, bie Gespanne arbeitender Bau­ ern, bie auf den Riesenslächen sich bis zunk Horizont wie kleine schwarze Punkte zeigten. Von Kiew nach Odessa geht ein Luxuszug, ber mit allen Annehmlichkeiten, wie weih über-, zogenen Betten, ausgestattet ist. Er fährt in 14 Stunden von Großstadt zu Großstadt, in denen bie Verps legungsunterschiebe gering sind. Wenn man den Personenzug benutzt, ber bis zu den Tiächern hinauf überladen wird, lernt man an den Bahnhofwirtschaften ber kleinen Stationen, wie Zmeranka, daß bie Verpfle­ gungsmöglichkeiten in diesem Lande so gut sind, wie vielleicht nirgends sonst in Europa, viel­ leicht ber Welt. Man erhält alles in Hüple und Fülle zu Preisen, bie nur bann hoch scheinen, wenn man nicht den wahren, sondern den künst­ lich festgesetzten Wert des Rubels bezahlen muß. Eine gewisse Sorge bereitet der Kohlen­ mangel im Lande, namentlich mit Bezug auf bie Zuckerindustrie. Zu Odessa ist dieser Man­ gel so groß, daß bie elektrische Bahn nicht fahren kann und das Gaswerk nicht arbeitet. Ta sich aber unsere Truppen dem großen Koh­ lengebiet nähern, dürfte sich! auch in dieser wich­ tigen Frage bis zum Herbst, da bie Zuckerkam­ pagne beginnt, vieles gebessert haben. (Kb.) Rolf Brandt, Kriegsberichterstatter. ────────── Letzte Posten. Reue U-Buvtserfolge. WTB. Berlin, 30. April. (Amtlichf) Neue U-Bootsersolge im Sperrgebiet um Eng­ land: 28 000 Brutto-Register-Tonnen. i Ter Chef des Admiralstabes ber Marine. Tvs Ergebnis der 8. Kriegsauleihe , ist — mit Ausschluß des Umtausches— nun­ mehr aus 1 14766 2^7100 Mark festgestellt, über 1.75 Milliarden mehr, als bie bisher größte, bie 6. Kriegsanleihe, erbracht hat. Aientschjländ und Holland. Berlin, 30. April. Tie deutsch-hollän­ dischen Verhandlungen nehmen einen günstigen Verlauf, so daß mit einem befriedigenden Ab­ schluß in absehbarer Zeit gerechnet werden muß. Siet elsaß-lothringische Landtag geschlossen. Straßburg, 30. April. Tier Landtag von Elsaß-Lothringen wurde heute früh durch kaiserliche Verordnung geschlossen. Stic Generalssäge in Italien. Lugano, 30. April. Nicht weniger als 217 italienische Generale sind während des Krieges abgesetzt worden. Wiborg erobert. Kopenhagen, 30. April. Nach einer Meldung des finnischen Hauptquartiers ist nun ganz Wiborg erobert. Ter Feind hält sich noch im Westteil von Sorvala-Trenhara. 6000 Re'Dolntmnäre versuchten, sich einen Weg nach Fredrikshaven zu bahnen. Ter Versuch wurde jedoch mit schweren Verlusten abgeschlagen. Durch diesen Sieg hat das finnische Heer bie letzte starke Wehr des Feindes durchbrochen. Ministerwechsel in Japan. London, 30. April. Tie "Times" er­ fährt aus Tokio, daß an Stelle Motonos Cato Mintster des Aeußern wurde. Coda erklärte, daß er die Politik seines Vorgängers fortsetzen wird. 1 i Me -entsche Bente. Berlin, 30. April. Mit der Eroberung des Kennnelmassivs hat sich, die deutsche Beute in der Westschlacht bis zum 1. Mai auf über 127 000 gezählte «uverwimvete Gefangene und Mehr als 1600 Geschütze gesteigert. , ; ────────── Die Friedensaussichten sind zweifellos durch die Ereignisse der letzten Monate ganz bedeutend gewachsen. Wer dies nicht glaube» will, wer über dm Ausgang dieses Krieges noch im Zweifel ist, braucht nur einen Blick auf die Kurs­ bewegung im neutralen Ausland zu werfen. Er wild bann finden, daß das deutsche Geld seit Dezember fortgesetzt gestiegen ist, während gleichzeitig die Valuta unserer Feinde beharrlich zurückgeht. Diese Tatsache, vereint mit dem überwältigenden Ergebnis der 8. Kriegs­ anleihe, erlaubt einen sicheren Schluß auf die iommenbe Hochkonjunktur, auf die unbegrenzten wirtschaftlichen Möglichkeiten, welche der Friedensschluß für uns er­ öffnen wird. Millionen schlummern im Schoße der nächsten Zukunft für jeden unternehmenden und wohl­ unterrichtete» Deutschen — auch für Sie! Was der Krieg Ihnen nahm, wird Ihnen der Frieden hundert­ fach wieder heretubriugen, wenn Sie nur die Zeitlags klug ausnütze». Wie dies unfehlbar zu erreichen, lehrt Ihnen unser neues hochaktuelles Werk: .Der Erwerbsbegründer". In dritter erweiterter und völlig neubearbetteter Auflage bietet es eine bewährte Lammlung von über 1000 Rezepten, Fabrikationsgeheim­ nissen und Anleitungen zu VertrtebSmögltchkeiten aus bem ertragreichsten Erwerbsleben der Gegenwart. Das Werk kostet franko 10 Mark gegen Nachnahme, und muß dieser Preis als mäßig bezeichnet werden, wenn man in Betracht zieht, daß jetzt einzelne Rezepte um diesen Preis verkauft werden. Versand nur durch den Selbsthilfe-Verlag Dr. R. Mtrwald, MünchenSchwabing, Postscheckkonto München 9830. Bel so­ fortiger Bestellung und Voreinzahlung gewähren wir 10 Prozent Rabatt. 1173 ────────── —* Die Bur eaustunden im Stadtmagistrat tourbeit von heute ab 1 lieber auf bie Zeit von 8—12 junb 2—6 Uhr festgesetzt. t —* Vorsicht mit offenen Tabaks­ pfeifen. Die meisten ber in ber letztenZeit genehmigten Ersatztabake hinterlassen auch bei festem Stopfen in ber Pfeife eine so außeror­ dentlich kotiere Äsche, haß sie namentlich Beim Rauchen im Freien bei toinbigem Wetter zün. benbe Funken an bie Umgebung abgibt. Tie Raucher werben barauf aufmerksam gemacht, größte Vorsicht walten zu lassen, unb .rpmöglich nur Pfeifen mit Tackeln zu verwenden. Lei­ der haben bie" jetzt meist gebräuchlichen kur­ zen Holzpfeif'en, bie sogen. Shae-Pfeifen, diese Einrichtung nicht. In Anbetracht des Schutzes der Ernte etc. ist Vorsicht dringend geboten. —* Landshuter Sommerth eater. Am 5. Mai eröffnet bie Direktion des Stadttheaters ein Sommertheater in den Räumen der hiesigen "Jägerhalle" (Heißgarten). Zur Aufführung gelangen Operetten, Schauspiele, Possen und Schwänke. Unter Beibehaltung einiger bewährter Kräfte des Stabttheaters ist im übrigen ein vollständig neues Personal en­ gagiert. Das Theaterbüro befindet sich int Stabttheater, ber Vorverkauf findet Bei Herrn Kaufmann Mühldorfer statt. Zur Aufführung erworben sind eine Reihe von Novitäten wie Juxbaron, Filmzauber, Als ich noch im Flü­ gelkleide u. a. Auch, bie Pflege des modernen Schauspiels mit Sudermann, Hauptmann, Ib­ sen, Tolstoi u. a. ist im Spielplan vorgesehen.!" Tie Platzordnung im Zuschauerraum ist teils in Stuhlreihen (Sperrsitz), teils an Tischen mit Restaurationsbetrieb (1. und 2. Platz), ber Nebensaal wird ebenfalls als Zuschauerraum benutzt. (Unnumm. Platz.) Als Eröffnungs­ vorstellung am 5. Mai Letzt bie Operette "Tie Landstreicher" von Ziehrer in Szene. Tie neuen Tekorationen stammen von Herrn Thea­ termaler Tilger.