Gesammelte Artikeltexte des Kurier für Niederbayern, Ausgabe vom 1918-09-23. Unterstützt durch den Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE). Herausgeber: Lehrstuhl für Digital Humanities, Universität Passau (2016). Veröffentlicht unter der Lizenz Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International. Kurier für Niederbayern: Landshuter Tag- und Anzeigenblatt; unabhängige Tageszeitung für Heimat und Volk. Altbayerische Verlagsanstalt Vereinigte Dr. Mühldorf, Betrieb Landshut. 71. Jahrgang Nr. 260, 1918-09-23. Die gescannten Zeitungsbände wurden von der Bayerischen Staatsbibliothek München zur Verfügung gestellt. (https://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=644150540&db=100) Die Zeitungsdoppelseiten wurden mit 300dpi und einer Farbtiefe von 24 Bit gescannt, die resultierende TIFF-Datei binarisiert und als Input für die OCR-Software verwendet. Überschriften, Artikeltexte und Seitenumbrüche wurden kodiert, Absatzumbrüche und Spaltenumbrüche wurden nicht kodiert. Artikelüberschriften wurden korrekturgelesen, Artikeltexte als OCR-Rohausgabe belassen. Das Vorhaben 'Digitalisierung historischer Zeitungen', in dessen Rahmen diese Daten generiert wurden, ist Teil des Projektes 'Deutsch-tschechisches Digital Humanities Labor zur grenzübergreifenden historischen Forschung' (http://www.phil.uni-passau.de/dh/forschung/deutsch-tschechisches-digital-humanities-labor/) der Universität Passau und der Südböhmischen Universität Budweis (CZ)" ──────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────── Kurier für Niederbayern Jahrgang 71 Nummer 260 23. September 1918 ────────── Siegreiche Abwehrschlacht bei Cambrai. Dreimalige englische Grotzangriffe unter schwerste« Verluste« für de« Feind abgeschlagen. Erbitterte Kiimpfe i« Mazedonien und Palästina. — 35000 Tonnen Schiffsraum mit wertvollen Ladungen »erfeutt. — Ein französisches U-Boot versenkt, ei« englischer Monitor gesunken. ────────── einzudringen. Sie wurden aber durch einen unverzüglichen 'Gegenangriff unserer tapferen Infanterie, die in ausgezeichnetem ZusaMmenwirken mit der Artillerie arbeitete, an allen Punkten Zurückgeworfen und ließen eine große Zahl Getöteter und Verwundeter auf dem Schlachtfeld^.; über 500 unberwundete gefangene Engländer und Griechen sowie eine große An­ zahl Waffen und anderes Kriegsmaterial blieb in unserer Hand. Gleichzeitig mit diesen Opera­ tionen rückte eine griechische Division imNordosten des Sees gegen unsere Stellung vor. Nachdem sie sich genügend genähert hatte, wur­ de sie unter unser Artillerieseuer genommen und mit großen Verlusten zerstreut, wobei sie Gefangene in unserer Hand ließ. Sofia, 19. Sept, (Amts. Bericht)': Aus der Crvena Stena und in der Gegend von Bitolia Zeitweilig lebhafteres beiderseitiges Ar­ tillerieseuer. Nördlich von Bitolia und im Cernaoogen wurden feindliche Sturmabteilun­ gen, die nach Artillerievorbereitung in unsere Gräben einzudringen versuchten, durch Feuer abgewiesen. Oestlich der Cerna fanden den gan­ zen Tag über schwere Kämpfe mit wechselndem Erfolge statt. Zwischen Gewgheli und dem Toiransee erneute der Feind seine erbitterten An­ griffe, denen ziemlich heftige Artillerie- und Gasvorbereitung voranging. Nach hartnäckigem Kampfe gelang es dem Feinde, zeitweilig in manche unserer vorgeschobenen Stellungen ein­ zudringen: aber durch einen schneidigen Ge­ genangriff unserer Truppen wurde er mit be­ deutenden Verlusten für ihn vertrieben und ließ Gefangene in unseren Händen, darunter mehrere griechische Offiziere. Auf diesem' Schlachtselbe, auf dem seit zwei Tagen unsere tapferen Regimenter ihre Stellungen in er­ bitterten Kämpfen Mann gegen Mann verteidi­ gen hat der Feind außerordentlich schwere Ver­ luste an Toten erlitten. 1 1 [ ────────── Der türkische Bericht. 1 Konstantinopel, 21. Sep, Palästinasront: Ter erwartete Angriff der Engländer hat begonnen. Nach heftigstem Artilleriefeuer settte am 18. September abends der Kamps östlich der Straße Jerusalem—Nablus an brei­ ter Front ein. Der erste Ansturm des Gegners zerschellte an der tapferen Gegenwehr unserer' Truppen. Um Mitternacht führte der Feind neue Truppen zum Angriff vor. Der Kamps mit den dauernd verstärkten Massen wütete die ganze Nacht mit äußerster Heftigkeit. Bei Tagesanbruch war die Kraft des Angreiftrs gebrocken und der Stoß in der Linie Dschalud— Wudi—Abu—Zerka aufgefangen. Inzwischen er­ öffneten die Engländer auch im Küftenabschnitt stärkstes Artilleriefeuer, in das ihre Schiff-geschütze von See eingrisfen. Nach zwei­ stündiger Feuervorbereirnng und nach erbitter­ tem Nah kämpfe gelang es ihnen, in unsere Stellung zwischen Küste und Eisenbahn Lidtul -Kenn einzudringen .Dem Drucke des an Zahl weit verlegenen Gegners ausweichend, nahmen wir unsere Truppen in die Tul—Kerm-Stellurtg zurück, in welcher weitere Angriffe des Gegners erwartet werden. Am Jordan nahmen wir feindliche Truppenbewegungen am Nadiandscha und in der Gegend von Jericho unter wirksames Feuer. An der Straße Jericho— Tell—Nemrin lebhafte Patrouillen- und Flie­ gertätigkeit. Aus den übrigen Fronten nkh'ts von Bedeutung. ────────── Ein neues Hindenburgwort. Auf ein vaterländisches Huldigüngstelegramm antwortete Feldmarschall von Hindenbürg dem Jüterbogker Landrat: ) Die ersten Antworten aus Feindesland auf die österreichische Note zeigen, welchen Sinnes die Feinde sind. Sie wollen keine Verständigung, sondern siegen. Demgegenüber gilt nur eine Lösung: Deutsches Volk fei hart! ────────── Vom westlichen Kriegsschauplatz. Albert Thomas utt» die östeMeschische ' Note. i Ter Rotterdamer Courant meldet ausLondon: Mamsah Mac Donald erklärte, daß Al­ bert Thomas ,der frühere französische Mini­ ster aus der interalliierten Arbeiterkonferenz zu der Zurückweisung der österreichischen Note durch Amerika folgendes äußerte: Es Mag Wohl großartig sein, in einer halben Stunde zu ant­ worten, aber im Kriege ist dies feine Methode. ────────── Aus Rußland. Reue italienische «ui» amerikanische Trup­ pen in ANchangelsk. | t ! Aus Archangelsk wird dem Korresponden­ ten der Stoöcholmer Telegraphenunion gemel­ det, daß neuerdings mehrere TransportdaMpfer mit italienischen und amerikanischen Truppen in den Hasen eingelaufen seien. Nach, einer Besichtigung der Truppen durch den Admiral .Pools wurden sie gleich an die Front ge­ schickt. , Eine Bersch«nirnug in Koslow. ! 1 Das Wiener T. u, f. Telegraphenbüpo mel­ det aus Moskau: In dem wichtigen Bahnkno­ tenpunkt Koslow vor Woronesch wurde eine weitverzweigte Verschwörung entdeckt, die dom Vorsitzenden des Sowjets Mawrow und dem Kriegskommissar Koruchowitsch geleitet wurde. Tie sogenannte eiserne Kompagnie der Roten Armee trat zu den Verschwörern überh zwei Regimenter blieben jedoch der Regierung treu. Die Unterdrückung des Ausstandes geht im ganzen Kreis vor sich. Ei« russischer Orden. Die B. Ztg. a. M. erfährt aus Moskau: Wie hie JÄvestija mitzuteilen weiß., ist in der Sitzung des Zentralexekutivkomites vom 16. Sept. ein Dekret angenommen worden, das einen Orden der roten Fahne gründet, welcher für Tapfarkell int 'Kampfe gegeben wird. i Ei« Attentat auf Trotzkt. 1 j Kiew, 22 .Sept/. In Kursk wurde aus Trotzkh ein Attentat unternommen, als Trotzki versuchte, dort stehende bolschewistische Trup­ pen an einer Offensive gegen die deutschen Trupppen zu hindern. Ein Soldat schoß auf Trotztzki, verfehlte ihn aber. Ferner hat die ukrainische Regierung eine Verschwörung auf­ gedeckt, bie barauf ausging ,den Letter der russischen Jriedensdelegation Rakowsch zu er­ morden. i > Feierliche Beisetzung des Exzaren. , ' WTB. Moskau, 21'. September. Die "JÄvestija" bringt folgende Schilderung von der feierlichen Beisetzung des Exzaren, die nach Pressemeldungen Truppen der Volksarmee in Jekaterinenburg veranstalleten. Tie Leiche des Exzaren, welche nach der Erschießung in einem Walde beerdigt worden war, wurde aus dem Grabe genommen, das nach den Angaben von Personen gesunden wurde, denen die Umstände der Hinrichtung bekannt waren. Tie Exhumier­ ung geschah in Gegenwart vieler Vertreter der obersten geistlichen Gewalt Weststbiriens, der örtlichen Geistlichkeit, der Delegierten der Volksarmee, der Kosaken, der Tschecho-Slvwaken. Der Sarg mit der Leiche wurde wieder in einen anderen Sarg, der ans Holz von sibiri­ schen Zedern gefertigt war, gelegt. Der Sarg wurde dann unter dem Schutz einer Ehrenwache, bestehend aus dem Obersten Kommandanten der Volksarmee, in der Kathedrale iy Jekaterinen­ burg aufgestellt, von wo er zur zeitweiligen Beisetzung in einem besonderen Sarkophag nach Omsk gebracht werden soll. ────────── Der Krieg mit Italien. Italienische Polizei, ' i ! Der Bürgermeister von Sinuone am Gar­ dasee wurde wegen Defaitismus verhaftet; des­ gleichen einige Zeitungsjungen, die Zeitungsnummern mit der österreichischen Friedensnote angeboten hatten. ; 1 , t ────────── Aus Amerika. Wilsons Rechtfertigung. , > 1 Ba seß, 21. Sept, Movningpost meldet aus l NÄvhork: Lansing kündigt eine Botschaft des Präsidenten an den Kongreß an, in der der Präsident die Ablchnung der Fpiedensnote Oesterreich-Ungarns begründet. !Die amerikanischen Verluste, j Basel, 22. Sept, Tie amerikanischen Ver] lustlisten hüben laut holländischen Blättern am I 1. ds, die ersten 75 000 Mann erreicht^ Erst vom 20. August ab traten die Amerikaner an der Westfront (in geschlossenen Verbänden auf. ────────── Bersenkungj eines große» französischen U-Bootes. Wien, 21. Sept, Vom Kriegsministerium wird mitgeteilt: Eines unserer Unterseebnote versenkte am 20. ds, frühmorgens vor Kap Radoni (nördlich von Durazzo sein großes französisches Unterseeboot mit Torpedo schuß. Außer dem zweiten Offizier dieses Untersee­ bootes, Fregattenlt. E. Lapeyre, konnte nie­ mand gerettet werden. ' Ein britischer Monitor untergegangen. WTB. London, 21. Sept. Die Admira­ lität teilt mit, daß infolge einer inneren Explo­ sion ein brittscher Monitor am 16. September im Hasen gesunken ist. Ein Offizier und 19 Mann wurden getötet, 57 werden vermißt. Man glaubt, daß sie auch tot sind. > ■ ────────── 9er Luftkrieg. Tie Luftangriffe anf das deutsche Hei­ matgebiet i«t Augüst. 1 i WTB. Berlin, 22. Sept. (Amtlich.) IM Monat August fanden insgesamt 46 feindliche Angriffe auf das Heimatgebiet statt. Von den Angriffen wurden fast nur offene Städte im Westen und Südwesten Deutschlands, sowie die Industriegebiete im Saargebiet, in Lothringen und in Luxemburg betroffen. Im einzelnen wurden mit Bomben ange­ griffen: Das lotbrinaisch-luxeptburaische JnduftrtegeMet zwöffmal, das Saargedlet zehnmal. Trier und Umgebung fünfmal, Frankfurt a. tut., Mannheim und Umgebung, Karlsruhe, Offen* bürg und weitere Umgebung je zweimal, Düren, Hagenau, Worms, Darmstadt, Pirmasens,Zweibrücken und Köln je einmal. Tank der Wirk­ samkeit unserer Schutzmaßnahmen gelang es dem Gegner in keinem! Falle, an militärische wichtigen Anlagen oder Betrieben nennenswer­ ten Schaden zu verursachen. In Karlsruhe, Ludwigshasen, Trier, Tillingen und Tiedenhosen entstauben an Gleisen leichte Beschädi­ gungen, die keine Bettiebsstiörungen zur Folge hatten. Bei Esch rief ein Bombenangriff in -einem Holzlager einen Brand hervor. Ter Betrieb wurde auch hier nicht unterbrochen, dagegen war der Sachschaden an privatem Ei­ gentum bei Mehreren Angriffen, vor allem in Trier, Köln und Türen, nicht unerheblich. Ten Angriffen fielen im ganzen 79 Tote, 47 Schwerund 66 Leichtverletzte zum Opfer. Ter Gegner bezahlte 'seine Angriffe mit schweren Verlusten. Am 13. August wurden aus einem Geschwader von 10 Flugzeugen 5, am 16. August ebenfalls 6, am 21. August aus einem Geschwader von 10 Flugzeugen 7 Flugzeuge abgeschossen. Im ganzen verlor der Gegner durch die Wirksam­ keit unserer Abwehrmtttel, insbesondere durch 'den Angriffsgeist unserer Jagdflieger, 26 Flug­ zeuge. Der Luftkrieg. ────────── Di« russische Negierung für Burkaus i ; Friedeusnote. Wien, 22. Schi, Das Neue Acht-UhrBlatt" erfährt aus diplomatischen Kreisen: Tie russische Sowjetsregierung hat beschlossen, sich der österr.-ungar, Friedensnote anzuschließen'. Italienische Anregung zur Besprechung. Ter "Kölnischen Zeitung" zufolge veröf­ fentlicht der "Corriere della Sera" einen Leit­ artikel, der nach seiner Form nicht aus der Redaktion entstanden ist. Dieser Artikel for­ dert in höflicher Weife Oesterreich-Ungarn auf, territoriale Zugeständnisse zu machen und wenn es bereit sei, ernste und anständige Zugeständ­ nisse in dieser Hinsicht zu machen, sich ver­ traulich, darüber auszusprechen. Oesterreich Ungarn würde schon Mittel und Wege hierzu finden. 1 " [ ────────── Tages-Uebersicht. Ter Staatssekretär des Aeußern, Admiral von Hintze ist am Samstag in München zu sei­ nem Antrittsbesuche eingetroffen und abends wieder qbgereist. I 1 Vermahlung des K.onprinzen. Das Wiener f. f. Tel.-Korr.-Bur. meldet aus Bukarest: Verläßliche, aus Jassy hier eingetrofsene Reisende erzählen, daß, dort die Nach­ richt verbreitet sei, der rumänische Kronprinz Carol sei Mitte Septenrber plötzlich nach Odessa abgereist und habe sich dort mit einem! rumäni­ schen Fräulein Zizi Lambrino vermählt. Ueber die Ausnahme dieser Heirat seitens des Königs und der Königin weiß, man hier noch, nichts, auch nicht, ob der Kronprinz mit vorheriger EinwiUigung seiner Eltern vorgegangen ist oder ob es sich um feine Ueberraschung handelt. Bereinigung Bosniens mit Kroatien. Graf Tisza ist nach einem mfehrtägigen Aufenthalt in Agram nach Serajewo gereist, wo er mit hervorragenden Fichrern der Mohammedaner und Serben konferierte. Auch stattete er dem orthodoxen Metropoliten Lericö und dem Bi­ schof Starlis einen Besuch ab. ────────── Eine weitere Einschränkung des Fremden­ verkehrs. Mt Wirksamkeit vom ersten Oktober wurde für ortsfremde Personen der ohne amtsärztliches Zeugnis zugelassene Auf­ enthalt in Heilbädern, Kurorten u. Erholungs­ plätzen soivie in allen Gemeinden mit weniger als 6000 Einwohnern zu Kur-, Erholungsvder Vergüngungszwecken auf 1 Woche herab­ gesetzt, die Höchstzahl der ortsfremden Personen, die in den einzelnen Verkehrsvrten beherbergt werden dürfen, auf 10 Prozent der in den Gaststätten, Fremdenheimen usw. vorhandenen Betten bestimmt, das Einmieten von Frem­ den bei Selbstversorgern verboten und den Bayerische Nachrichten. I Distriktspolizeibehörden die Ermächtigung er* teilt, dies auch! bei anderen Privathäusern zu tun, soferne es im Interesse der Eindäm­ mung 'des Fremdenverkehrs veranlaßt ist. ────────── Niederbayerische Nachrichten. Pfarrkirchen, 19. Sept. (Brand.) In der vergangenen Nacht brach int den ehern. Brau­ ereigebäuden bei Gastwirt Siigl Feuer aus. In den Räumen ivaren etiva 1200 Schjmalzkübel aus Holz, Eierkisten und ^gepreßte Holzwoll6allen sowie Blechkübel der Firma Rieder untergedracht. Dank dem raschen Eingreifen der Feuerwehr gelang es, die Gessahr für die bedroh­ ten Nachbarobjekte zu beseitigen. Ter Schaden ist groß, jedoch, durch Versicherung gedeckt. Die verbrannten Schmalzkübel Haben allein einen Wert von 30 000 Mark. ────────── Stehen die Franzosent etiva schon über dem Rhein, oder gar die Emgländer und Ame­ rikaner vor den Toren Berlins? Man möchte es glauben, wenn man das aufgeregte Gebaren steht, das wieder einmal in einem Teile der Berliner Zeitungen herrscht.. Tie tvenigen ern­ sten politischen Blätter halten sich zwar von diesem Getue frei, aber utmso lauter kreischt die Großstadt-Sensations-Presse ,von der als bezeichnend die "Germanim" folgendes Stück­ chen erzählt: J , 1- > Am letzten Mttwvch fand eine interfrak­ tionelle Sitzung des Ausschusses der MehrheitsParteien im Reichstag statt'. Tie Sitzung war aus 11 Uhr vormittags anberaumt, muhte aber eingetretener Hindernisse wegen auf nachmit­ tags 2 Uhr verschoben werden. Als die Aus­ schußmitglieder um 2 Uhr eintrafen, lag schon der Bericht der "B. Z. a. M," über die gar nicht stattgehabte Sitzung vom Vormittag vor. Das ging denn doch über die gewohnte Ber­ liner Fixigkeit hinaus und erregte große Hei­ terkeit. I i Leider hat diese Art Presse den grüßten Leserkreis hinter sich! und ist so in der Lage, die Meinung der Allgemeinheit, ob bewußt oder unbewußt, steht dahin, in unheilvoller Weise zu beeinflussen. i i Was ist wieder einmal t geschehen? frage ich mich und nehmfe die Kriegskskarte'zur Hand. Tie Franzosen sind nicht über l dem Rhein und die Engländer und Amerikanerer nicht vor Berlin, aber unsere Heere stehen * immer nvch, in er­ folgreicher Abwehr tief in t Feindesland! Es ist richtig, wir habben einen Rückschlag erlitten, dadurch, daß eint Angriffsplan nicht gelang und infolgedessen tdie Truppen wieder in die Ausgangsstellung Lrurückgenommen wer­ den mutzten. Aber haben wir nicht seinerzeit I an der Ostfront mehr unib gewaltigere Rück■ schlage durchgemacht und doch noch Rußland Was ist geschehen? zu Boden gerungen. Aber damals hat es die große Masse kaum gemerkt, weil man sich, aus der östlichen Karte weniger gut ausgekannt hat. Märe es wirklich nicht möglich, daß, sich der "Sieg" des französischen Marschalls Foch später einmal als Pyrrhussieg entpupgte. Tann die üsterreichtsche Friedensnote! Oe­ sterreich glaubte, aus Gründen der Menschlich­ keit, die Völker daran erinnern zu müssen, daß es endlich! an der Zeit wäre, das entsetzliche Blutvergießen zu beenden, und als Menschen, die sich doch für Ebenbilder Gottes halten, wieder zu fühlen und zu handeln. £>ö dieser Schritt richtig oder falsch war, können wir, die wir die Zusammenhänge nicht kennen, gar nicht beurteilen. Wer sollte Oesterreich daran hindern, Oesterreich! ist doch nicht unser Va­ sall? Ter Reichstag hätte gefragt werden Müs­ sen, schreit man in Berlin. Ja, glaubt mtin denn wirklich, der Reichstag hätte es besser gemacht? Hat der Reichstag wirklich schon in dieser Zeit einen großen Gedanken hervorge­ bracht und eine große Tat getan? Man nenne sie! Ichs kann keine finden. Also mehr Ruhe, Ihr Herren in Berlin und auch! Ihr Flaumacher und Hasensüße allüberall! Unsere Diplomaten haben sich ja bis jetzt noch nicht als Bismarcke erwiesen, aber etwas ntcl) rverstehen sie doch von ihrem Geschäft, als die Leute auf den Bierbänken und in den Kaffeekränzchen, die alles besser wissen wollen. Und dann haben wir auch! noch eine "Oberste Heeresleitung" und die hat doch bisher ihre Sache immer noch gut gemacht! l ────────── Auszug aus den Zivilstandsregistern des Standesamtes Landshut. SterbefäHe. '13. Sept.:. Theresia Schmid, Tienstmagd, 71 Jahre alt; Theresia Wörle, Taglöhnersehefrau, 74 Jahre alt; Eduard Denk, Bezirksober­ lehrer, 59 Jahre alt; 14. Leonhard Kroll, Spenglergehilfe, 68 Jahre alt; 16. Sept.: Mag­ dalena Gernhardt, Pedellsehesrau, 66 Jahre alt; 17. Sept.: Albert Aigner, Schneidermei­ ster, 51 Jahre alt; Maria Anna ikleg., 12 Stunden alt; Johann Brunner, Spitalpsründner, 85 Jahre alt. J Auf dem Felde der Ehre gefallen: Gefr., Kaufmann, Max Wenig, 27 Jahre alt. — Infanterist, Tienstknecht, Josef Wolf, 19 Jahre alt. I Im k. Reservelazarett verstorben: Französ. Inf., Bauer Augustin Beffteres 25 Jahre alt. — Serbischer Ins., Bauer, Iwan Jwanowitsch 35 Jahre ölt. ────────── gibt, die so dumm! sind und solches Gerede gläubig hinnehmen und gar nachschwatzen, ist traurig. Hoffentlich! öffnet der eben berichtete Fall so manche die Augen, der sich von solchem und ähnlichen Geschwätze irre machen lieft im Glauben an die Stärke unseres Ma­ terlandes und im Vertrauen aus seine Führung. i —* Tie Umän derung von Unifor­ men zu Zioilanzügen. Die Heeresverwal­ tung hat, wie schon mitgeteilt, wnl ihrerseits dem Mangel an Arbeitskleidern einigervmßen abzuhelfen, sich bereit erklärt, eine größere AnKahl von für Heereszwecke nicht mehr geeigneten Uniformen wurde bereits der ReichsbekleidungsiBctfigimg zu stellen. Ein großer Teil dieser Uniformen wurre bereits der Reichsbekleidungs­ stelle Merlassen und in deren Auftrag umge­ färbt. Tie Unist>rmen werden nun entsprechend zugeschnitten und dann zur Verarbeitung aus­ gegeben, und zwar sollen nach dem bisher aus­ gestellten Plan 30 Prozent der Uniformen durch! das Gewerbe, d. h. durch die Maßschneidereien, Und 70 Prozent durch die Bekleidungsindustrie (KleibersabriTen -umgearbeitet werden. Bei der Vergebung der Arbeiten werden Gewerbe und Industrie aller Bundesstaaten berücksichtigt werden. j ! —*DieLandshuterLiedertafelhat für den kommenden Winter ein großes Pra­ gramm ausgestellt. Im ersten nur für Mitglie­ der zugänglichen Teil werden eigene Darbie­ tungen des Chores sowie des Orchesters mit­ einander abwechselm Ter neugewählte Dirigent Herr Lehrer Prübst wird reichlich Gelegenheit haben sein bereits als Dirigent des Musik­ vereines bewährtes musikalisches Können auch hier zu zeigen. Aber auch Konzerte auswärtiger Künstler werden den Mitgliedern in den ordent­ lichen Veranstaltungen geboten Ter zweite außerordentliche Teil ist für Mitglieder und Nichtmitglieder bestimmt. Für ihn sind nur, erstklassige Kräfte gewonnen worden, wie sie hier Wohl selten gehört werden sönnen. Dr. Schipper, der berühmte Baritonift der Münche­ ner Hofoper, hält einen Lieder- und Arien­ abend. Das hervorragende Trio Marie von Stubenrauch-Kreis, Helene gimimJerrhamt und Professor Hdgar veranstalten einen BeethovenAbend. Einen selten künstlerischen Genuß wird das Hösl-Quartett ,etne der allerbesten Musikvereinigungen Deutschlands, gewähren. 58en Glanzpunkt aber wird ein Richard WagnerAbend des K. Kammersängers Knote, des gefei­ erten Münchener Hofopernsängers, und seiner Gemahlin Frau Katharina Knote unter Mit­ wirkung von Kapellmeister Anton Schlosser bil­ den. Mit der Direktion des StadttheakersLandshut wurde ein Vertrag auf Aufführung von 6 Sondervorstellungen für die Mitglieder der Liedertafel geschlossen, für die die Mitglieder ermäßigte Preise zu zahlen haben. ────────── Letzte Posten. Rene U-Baotserst»lge. : ■ WTB. Berlin, 22. Sept. (Amtlich.) Im Atlantic versenkten unsere U-Bvote 35 000 Br.-R.-T. Tie für unsere Feinde bestimmten Ladungen bestanden, soweit festgestellt werden konnte, aus wertvollen Gütern, unter anderem Kohle, Baumwolle, Petroleum, Holz, Stück­ güter und Lebensmittel. Die Versenkung Meh­ rerer Schiffsladungen Kohle ist besonders be­ deutungsvoll im Hinblick auf die wachsende Kohlennot in den feindlichem Ländern. Ter Chef des Admiralstabes bee Warlne. Aus Spanien. Madrid, 22. Sept. Die Glätter glau­ ben zu wissen, baft, in dem gestrigen Mnistevrat nach langen Besprechungen des Gesundheitszu­ standes auf der Halbinsel beschlossen worden sek, die französische Grenze unverzüglich tzn schie­ ßen. > ■ ! Die ventjiche» Truppen an» Don. Kiew, 22. Sept. Tie deutsche Komman­ dantur !in Rostow am Ton erklärte laut "Ukrai­ nischer Äelegraphen-Agentur« Pressevertretern, haft alle Gerüchte über die Wegnahme deutscher Truppen ans dem Tongebiet und aus Rostow jeder Begründung entbehren. ────────── Die Sparsamkeit hat die Kultur der Welt geschaffen" bemerkt mit Recht der englische Schriftsteller Smiles. Einige der besten Eigenschaften deS Menschen beruhen in richtigem Gebrauche des Geldes. So wird es immer bleiben trotz der Um­ wertung aller Werte, die dieser ^furchtbarste aller Kriege geschaffen hat. Werrm wir heute eine mühelos reich gewordene Oberschlicht prassen, leichten Verdienst in liederlicher Gesellschaft und hohlen Vergnügungen sich vierflüchtigen sehen, so wird nur schelsüchtigerr Neid und gewiffenlose Gewinnsucht. und " hohlköpfige Großmannssucht in solchem Treiben ein er­ strebenswertes Ziel zu sehen vermögen. Kom­ mende Zeiten werden sicher die kleinbürger­ liche Eigenschaft der Sparsamkeit 'wieder zum Range einer der verdienstvollstem Tugenden erheben. Wohlverstandene Sparsamkeit! Nicht die Sparsamkeit am falschen Platz, die Knau­ serigkeit eine der unliebsamsten Erscheinungen des täglichen Verkehrs. Falsch ist an der Zeitung zu sparen schon gar in -den heutigen Zeitläuften. Wer muß heute nÄcht — will er nicht zu schaden kommen — in all' den umwälzenden Fragen, die diese eiserne Zeit auf allen. Gebieten des Rechts, der Wirtschaft, der Sitte gebiert, informiert sein? Jedermann! -Hier ist ihm der beste Ratgeber eine kurzge; faßte Zeitung. Man abonniere umgehend auf den "Kurier für Niederbayern" bei allen Postanstalten, bei unseren Trägerinnen, sowie in unseren Expeditionen. ) Der Bezugspreis beträgt vierteljährig j Mk. 1.80 ohne Zustellgebühr.. Durch die ' Post Mk. 2.10 otjnc Zustellgeöüflhr. Träger­ lohn 50 Pfg. im Vierteljahr, : 20 Psg. im Monat. ────────── 2er Streik in der britisch«» BBaumwottmbufteic beendet. i Haag, 22. Sept. Das Hvlllländ. Nieuw« Büro meldet au« London: Gesterrn haben die Vertreter der Baumwollindnstriee in Manche­ ster den von Lloyd George vvorgeschlagenen Bedingungen zugestimmt, nach demen der Spin­ nerstreik ausgehoben und die Arbent wieder auf­ genommen wurde. Aufruhr t* Indien. Basel, 22. Sept. Nach eifner Meldung der "Times" aus Calkutta vom 10. ds. Mts', führte eine Agitation unter den Moham­ medanern die schon lange an der Arbeit war, zum jAusruhr. Die offenbare Ursache der Un­ ruhen war ein Artikel der englischen Blätter, der -als Beleidigung des Islam aufgefaßt wur­ de. Die Truppen mußten herbeigerufen werden., Die Polizei feuerte auf bfe Volksmenge, wobei mehrere Personen getötet und verwundet wur­ den. Die Unruhen sind noch nicht vorüber und die Straften noch! von Militär bewacht. Wilson über die österr. Friedensuote. Haag, 22. Seht. Reuter meldet aus Paris: Ter "Matin" vernimmt aus Washing­ ton, baft in der nächsten Umgebung des Präsi­ denten Wilson folgende Aeußerungen des Prä­ sidenten über das österreichisch-ungarische Frie­ densangebot kursieren: "Ich habe es für nötig gehalten, diesen neigen Versuch der Friedens­ propaganda kurzweg abzulehnen. Wir haben einen vollständigen Sieg nötig und Besprechun­ gen können deshalb nicht. zugelassen werden. Selbst werkn Oesterreich mir morgen sagte, daß es alle 14 Punkte des von mir formulierten Friedensvertrages annehmen würde, würde ich dennoch an diesem Standpunkt festhalten. Wir können den Worten unserer Feinde nicht mehr glauben. Wir brauchen mehr als bloße Ver­ sprechungen, da sie nie Wort halten. Es muß ihnen unmöglich gewacht werden,, ihr Wort zu brechen." Me interalliierte Arbeitcrkonscrcnz. 1 London, 22. Sept. (Renter.) Nach weiterer Debatte erklärte sich die Arbeiterkonserenz mit den 14 Punkten Wilsons einverstan­ den. Gompard Beantragte, nachdem alle sich bereit erklärten, eine Konferenz mit benjinigen Staaten her Mittelmächte abzuhalten, die ihren Outokratischen Weiterungen offenen Widerstand leisten. Der Antrag wurde mit 63 gegen 26 Stimmen angenommen. Tex amerikanische Tielegierte Bowen sagte, er Mnsche der Konferenz Mitzuteilen, daß die Vertreter der Vereinigten Maaten, wenn während des Krieges eine inter­ alliierte Konferenz abgehalten werden sollte, gn der Delegierte feindlicher Länder teilneh­ men, nicht erscheinen würden. Die Resolution, In der gegen die Verweigerung der Pässe prokfttert wurde, wurde angenommen. Die Per- ' tretet dvr Vereinigten Staaten enthielten sich der Abstimmung. ────────── Inserate. ────────── Bekanntmachung. Fettmengo für die laufende Woche: 69 Gramm Butter Landshnt, bre 21. September 1918. Stadtmagistrat. { 2596 . Dr. Hetterich. ────────── über WWuds-VerzeichnU Die bayerische Fleischversorgungsstelle München ' hat mit Bekanntmachung vom 5. September 1918, folgendes bestimmt: 1 Wer Vieh für sich oder einen anderen hält j (Viehhatter) ist verpflichtet, die Zu- und Abgänge j am 1. und 16. eines jeden Monats der Gemeindej behörde des Standortes der Tiere mündlich oder schriftlich anzuzeigen. Zur schriftlichen Anzeige find | Postkartenvordrucke zu verwenden, die bet jeder | Gemeindebehörde erhältlich sind. Erfolgt die Anzeige mündlich, so ist sie von der Gemeindebehörde in den vorgeschriebenen Postkartenvordruck aufzunehmen und von dem Anzeigenden zu unterschreiben. Die Anzeigepflicht erstreckt sich auf Rindvieh (Kälber, Jungvieh, Ochsen, Bullen, Kühe), Schweine einschließlich der Ferkel, Schaft und Ziegen einschließ­ lich der Lämmer. Die erste Anzeige ist für öie Zeit vom 2. vis 30. September 1918 zu erstatten. Mit der Führung des Viehstandsverzeichnisies wird die Schlachthofdirektion beauftragt, wohin auch die Anzeigen zu richten, woselbst auch die Postkarten­ vordrucke erhältlich sind und wo auch die Anzeigen mündlich erklärt werden können. Wer vorsätzlich eine Anzeige, zu der er nach dieser Bekanntmachung verpflichtet ist, nicht recht­ zeitig erstattet oder wissentlich unrichtige oder unvoll­ ständige Angaben macht, wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 10000 Mark oder mit einer dieser Strafen bestraft; auch kann Vieh, das verschwiegen worden ist, im Urteil als dem Staats verfallen erklärt werden, ohne Unter­ schied, ob es dem Auskunstspfltchkigen gehört oder nicht. Wer fahrlässig die Anzeige, zu der er nach dieser Bekanntmachung verpflichtet ist, nicht rechtzeitig er­ stattet oder unrichtige oder unvollständige Angaben macht, wird zu Geldstrafen bis zu 3000 Mk. bestraft. Landshnt, den 21. September 1918. Stadtmagistrat Landshut. Dr. Herterich. 2592 Bekanntmachung. ────────── Bekanntmachung. Wirtschaftsobst Im Sinne unserer Bekannt­ machung vom 16. September ist das aus Tafelobst ausgeschiedene S Obst soweit es für die Herstellung von Marmeladen, zum Kochen, Dörren und zu sonstige« Wirtschaft-zwecken geeignet ist, ferner das Schüttelobst, soweit es nicht als Most- und Fallobst auzufprechen ist. Landshut, den 20. September 1918. Stadtmagiftrat. Dr. Herterich. ────────── Bekanntmachung. Die Bayer. Lebeusmittelstelle München hat ange­ ordnet, daß 1. Weißkraut, Blaukraut, Wirsing, Kraut aller Art, gelbe Rüben, rote Rüben, Kohlrüben und anderes Gemüse aller Art nicht vcrsvttcrt werden darf. 2. Die Bestimmung findet keine Anwendung: a) auf Kraut und anderes Gemüse, das nicht oder nicht mehr zur menschlichen Ernäh­ rung geeignet ist, 1») auf Gemüseabfälle. 3. Zuwiderhandlnugen gegen diese Bestimmungen werden mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 1500 Mark be­ straft. Landshut, den 21. September 1918. Stadlmagistrat Landshut. Hetterich. ────────── Lori Meß einen markerschütternden Schrei ituSj sie klammerte sich, fest an Rüdiger an und sah mit schreckerfüllten Augen in sein totenblasses, ernstes GesiM. "Rüdiger, sage nein — es'ist nicht wahr, was Mutter behauptet jp das kann doch! nicht sein!"' 1 _ t t - V . ; 1 j "Es ist auch nicht so." 1 : ’ : Er streichelte sie, wie man ein weinendes Kind streichelt, um es zu 'beruhigen. Sie at­ mete tief und befreit auf, und beglückt fühlte er Pre Hinneigung zu ihm. "Nein, Mine Lora, W bin nicht schuldig, tvessen deine Mutter mich! anklagt I Sie ist auf­ geregt durch meinen unvermuteten Anblick, und ich kann es ihr nachfühlen. Jetzt höre mich an, Mnz ruhig," er drückte ihren Kops an seine Brust. "Lora, du bist eine Tochter meines Bruders Ottokar." ■ ; 1 Ta riß sie sich, fast wild von rhm los und starrte ihn WN geistesabwesend an. ; Ich — eine Tochter deines Bruders O5totor? Man hat mir doch immer gesagt, mein Vater sei schon lange tot — und dann, Rüdi­ ger — dann wärest! du doch! mein Oheim —" "Ja — das heißt, nur den Vater hab' Ich! gemein sam deinem . . i ! "Und — du — hast — das gewußt?" "Erst seit dem Augenblick, da i$ deine Mutter wieder erkannte."» ‘ 1 1 1 Lori griff sich, das alles nicht begreifend, an den Kopf; itzxe Augen irrten von gittern zum andern, Auskunft heischend. ! ( "So redet doch, sagt doch! — Mutter, aber du hast es gewußt! Deshalb redetest du mir damals zu, nach! Lengefeld zu gehen — zu meinem Vater " t "Ja, ich! habe es gewußt, mein Kind! Doch, aus bestimmten Gründen ließ ich dich! in Unkenntnis." ! > - l "llttb Erich — weiß er?" ^,Erich weiß alles." 1 "Und ich nichts! Tann wäre ja Sissi meine Schwester," rief sie plötzlich — — "und Ossi war mein Bruder! Mutter, damals, als das Entsetzliche geschehen, das mich so nieder­ zog und mich beinahe uM den Verstand brach­ te, — damals selbst hast du geschwiegen." Sie schauerte in sich zusammen. "So erklärt mir doch'endlich i "Äks ist mit wenigen Worten geschehen, mein Kind! Vor nunmehr einunddreißig Jah­ ren, Lori, hat dein Vater, der Graf Ottokar Allwörden., bei meinen Eltern in Innsbruck als jung« Pater gewohnt. Wir lernten uns lie­ ben und heirateten uns auch! im Ausland gegen den Willen unserer beiderseitigen Eltern. Als du drei Jahre alt warst, wurde dein Vater nervenkrank und 'dadurch! arbeitsunfähig. Er war als Künstler auch nie so anerkannt, wie er gehofft — pekuniäre Sorgen drückten uns sehr. Schließlich wandte sich dein Vater an seine Familie, die sich! feiner auch annahm. Sie schickte ihn in ein Sanatorium — ich konnte das ja nie bezahlen — und zur'Nachkur behielt man ihn gleich, ganz aus Lengeseld. Ließ ihn trotz meiner Briese und Bitten nicht wieder zu mir, zu seiner Familie. i Und eines Tages kam Gras Rüdiger," führ sie mit erhobener Stimme fort, den 'Lega­ tionsrat fest: ansehend, "er kam — — und bot mir — Geld, daß ich auf meinen Mann, euren Vater, verzichte. Und als ich natürlich nicht darauf einging, sagte er mir kurz und kalt, .daß meine Ehe chit deinem Vater un­ gültig sei, daß wir'überhaupt keine Ansprüche an ihn haben. Nach, der Meinung des Herrn Legationsrates wäret ihr — du und Erich — also illegittme Kinder." - - .* J (Fortsetzung folgt.)